Joachim Ringelnatz

Gedichte dreier Jahre

Poesie zwischen Witz und Melancholie



e-artnow, 2015
Kontakt: info@e-artnow.org

ISBN 978-80-268-3689-6


Inhaltsverzeichnis


Schiffer-Sentiment
Fand meinen einen Handschuh wieder
Aus
Schlimme Stimmung
Köln von der Bastei gesehen
Ruinenkult
Gassenkreuzung
Pfingstbestellung
An einen Leuchtturm
Rauch
Reiseabschied von der Frau
Sommerfrische
Lustig quasselt
Im Weinhausgarten
Gedenken an meinen Vater
Unterwegs
Schöne Frau ging vorbei
Belauschte Frau
Verpufftes Gewitter
An Enrico Rastelli
Heimliche Stunde
Eis-Hockey
Sehnsucht nach Zufall
Der Abenteurer
Don Quijote
Entsetzen
Ein Liebesnacht-Wörtchen
Ich bringe der Frau eine Freundin
Die Freundin bringt mich ihrem Mann
Welten des Inseits
Schwingungen
Trennung
Hat jede Frucht ihren Samen
Postkarte
Brief aus Düsseldorf nach München
Pfützen
Brief aus München nach Düsseldorf
Kritik
Letzte Abfahrt aus München
Lebensabschnitt
An M. zum Einzug in Berlin
Frohe, sich besinnende Stunde
Entgleite nicht
Vornehme Herren-Bar
Heilsarmee
An uns vorbei
Im Aquarium in Berlin
Thar
Die Träumer in der Untergrundbahn
Wenn die sich Künstler einladen
Zeitversprengte Freunde
Müde in Berlin
Umarm ihn nicht
Nach geballten Enttäuschungen
Freund und Freund versäumen sich
Gepflegte Wege
Malerstunde
Schweigen
Besuch in der Landes-Heilanstalt
Segelschiffe
Seefahrt
Leid um Pascin
Was dann?
Schwebende Zukunft
Wenn wir im Mildsein
Überfütterter Magen
Schindluder
Vor der Schallplatte eine Katze
Bleibt uns und treibt uns
Wupper-Wippchen
Ehebrief
Die Bitte um Verzeihung
Geradewegs
Weiß nicht mehr, was ich sagen wollte
Meine Schuhsohlen
Ehe du Schuhe kaufst
Was Du erwirbst an Geist und Gut
Regenschauer
Trost an eine Mutter
Ich ward beschenkt für ein Gedicht
Seemann kommt aus Pariser Kino
Sehnsucht nach zwei Augen
Ich habe gebangt um dich
Traurig geworden
Wo ist der Mensch, den ...
Vor meinem Kinderporträt
Rückblick
An meinen längst verstorbenen Vater
Kammer-Kummer
Warten auf Weißnichtwas
Ein Liebesbrief
Marter in Bielefeld
Tropensehnsucht
Meine Musca Domestica
Wiedersehen mit einem Kriegsfreund
Leise Maschinen
Schwanneke starb am 9. Juni 1931
Schweigende Fahrgäste
Abglanz
Frau Werner hieß das Tier
Wenn es unversehns ganz finster wird
Schiff 1931
Über eine Weile
Und auf einmal steht es neben dir
Herbst im Fluß
Der mir viel Leid antat
Nach der Premiere
Neujahrsnachtfahrt

Schiffer-Sentiment

Inhaltsverzeichnis

Gelb das Wasser und der Himmel grau.
Neben mir hockt eine alte Wachtel,
Alte Dame oder alte Frau,
Zählt zum zehnten Male ganz genau
Geld aus einer Zigarettenschachtel.

Grog tut wohl, und alte Frau tut weh.
Ich muß fort. Ich stoße meinen Kutter
Ungern in die trübe, gelbe,
Ganz genau so mißgelaunte See. –

Liebe Zeit! Es ist doch stehts dieselbe,
Jedermannes arme alte Mutter.

Fand meinen einen Handschuh wieder

Inhaltsverzeichnis

Als ich den einen verlor,
Da warf ich den andern ins Feuer
Und kam mir wie ein Verarmter vor.
Schweinslederne sind so teuer.

Als ich den ersten wiederfand:
Shake hands, du ledernes Luder!
Dein eingeäscherter Bruder
Und du und ich –: Im Dreiverband
Da waren wir reich und mächtig.
Jetzt sind wir niederträchtig.

Aus

Inhaltsverzeichnis

Nun geh ich stumm an dem vorbei,
Wo wir einst glücklich waren,
Und träume vor mich hin: es sei
Alles wie vor zwei Jahren.

Und du bist schön, und du bist gut,
Und hast so hohe Beine.
Mir wird so loreley zumut,
Und ich bin doch nicht Heine.

Ich klappe meine Träume zu
Und suche mir eine Freude.
Auf daß ich nicht so falsch wie du
Mein Stückchen Herz vergeude.


Schlimme Stimmung

Inhaltsverzeichnis

Ich bin so traurig satt,
Und all mein Überlegen
Vergrübelt sich entgegen,
Dorthin, wo nichts mehr Farbe hat.

Und wenn ich klug und geldreich wär
Und gar kein Herz besäße.
Ich zürne dumpf ins Ungefähr,
Betaste hohle Späße.

Und will nicht Freunde mit mir ziehn
In dieses trockene Weinen.

Ach Sonne, die so oft mir schien,
Wollest mir bitte wieder scheinen.


Köln von der Bastei gesehen

Inhaltsverzeichnis

Es schlägt der Leuchtturm durch die Nacht
Seine unermüdlichen Strahlen.
Es schleichen Schiffe überwacht,
Die lassen sich bezahlen.

Wie Perlenreihen und Geschmeid
Lichtern die Ufer am Rheine.
Ein Mädchen weint ihr Herzeleid
Am Kai auf steile Steine.

Sie trägt ein helles Wiesenkleid
Und steht sonst ganz im Dunkel.
Das Wasser spiegelt kein Herzeleid,
Es spiegelt nur Gefunkel.

Ich rufe schmatzend den Ober herbei.