Stahlw_lfe-3_cover_300dpi.jpg



BLITZ-Vorschau


Band 4


Hybriden-
Brut


von

Cico Cavca



Originalveröffentlichung


STAHLWÖLFE
Band 3


In dieser Reihe bisher erschienen


1501 Zombie Trail von Cico Cavca

1502 Freimaurerskalps von Wolfgang Schroeder

1503 Indian Ghostwar von Lee Quentin


Lee Quentin


INDIAN GHOSTWAR


Nach einer Idee von
Jörg Kaegelmann




Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag, www.blitz-verlag.de, in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt bis zu einer Höhe von 23 %.


© 2017 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Exposé: Guido Grandt
Titelbild: Mark Freier
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
www.BLITZ-Verlag.de
ISBN 978-3-95719-373-5



15. Kapitel


30. Juli 1866,

Nähe Plattsmouth, Nebraska Territory

Die Indianerkrieger, lebende wie Geister, wüteten unter den Kainitern und fügten ihnen große Verluste zu. Es war die entscheidende Schlacht um das Überleben des Trecks, und die Indianer-Armee hatte es geschafft, die Hauptwelle abzuwehren.

Derrick Murphy hatte keine Erfahrung mit Geistern und hoffte nur, dass er nie gegen sie kämpfen musste. Ihm lagen mehr die handfesten Gegner, die sich von einer Pistolenkugel vielleicht nicht angemessen beeindrucken ließen, aber doch irgendwie greifbar waren. Wenn man einen Gegner anfassen konnte, konnte man ihm auch wehtun.

Von einem Wagen aus beobachtete Murphy, wie die Zombies ihre Taktik änderten oder besser gesagt, wie sie begannen, eine Taktik zu nutzen. Sie schoben sich zu beiden Seiten den Angreifern entgegen und bildeten eine Gasse in ihrer Mitte, durch die der Hauptstrom der Untoten auf den Treck zumarschierte. Sobald sie wieder frontal angegriffen wurden, drängten die Untoten die Angreifer zur Seite und beschäftigten sie dort, während die Mitte weitermarschierte.

Murphy stellte sein Augenokular auf eine höhere Brennweite ein und konnte dadurch mühelos ein Fernglas ersetzen. Er drehte weiter an den ­Einstellungen an der Seite, bis die Linsen in der idealen Position waren. Anschließend wünschte er sich, er hätte nicht gesehen, was er zu sehen bekam.

„Ist das George Washington?“, fragte Dexter und senkte sein Fernrohr. „Ich habe einmal ein Bild von ihm gesehen, aber er kann es unmöglich sein. Er ist doch schon lange tot.“

Murphy warf ihm einen Blick zu und Dexter nickte. „Stimmt, tot zu sein hält heutzutage die Leute nicht vom Herumlaufen ab.“

Es gab Gerüchte über einen militärischen Führer der Kainiter-Armee, da sie bei vorangegangenen Schlachten so etwas wie Strategie bewiesen hatten und nicht nur einfach geradeaus taumelten. Falls es noch jemandem an einem Beweis für diese Theorie gemangelt hatte, um wen es sich bei diesem militärischen Führer handelte, erfuhr er nun die Bestätigung.

„Oh mein Gott“, entfuhr es Dexter und er blickte erstarrt in den Himmel hinauf. Murphy konnte selbst kaum glauben, was er dort sah.

Die Flederschreckspinnen, deren Zahl durch die Luftschiffe stark reduziert war, folgten einer neuen Strategie. Sie kreisten über dem Zombieheer und pickten sich einzelne Untote heraus. Dann schleppten sie sie über den Verteidigungsring hinweg durch die Luft und setzten sie inmitten der Wagenburg ab, wo sie sofort auf Beutesuche gingen. Manche brachen sich beide Beine oder das Rückgrat beim Aufprall und kämpften sich auf den Unterarmen weiter.

Alle im Treck konzentrierten ihr Feuer auf die ­Flederschreckspinnen, um sie abzuschießen, bevor sie über der Wagenburg waren, doch recht schnell wimmelte es von Untoten innerhalb des Rings. Es war ein unglaubliches Schauspiel.

Der Generalstab hatte lange Zeit die eingehenden Meldungen der Boten gesammelt, die zwischen ihnen und der Front pendelten. Das war nun nicht mehr nötig, denn die Front befand sich inzwischen in Sichtweite. Einige Zombies waren sogar in unmittelbarer Nähe ihres Zeltes von den fliegenden Ungeheuern abgesetzt worden. Der Generalstab musste sofort evakuiert werden.

General William T. Sherman, Oberkommandierender der U.S. Army, und General Edmund Kirby Smith, die zusammen auf der USS America eingetroffen waren, versuchten, wieder an Bord eines Luftschiffes zu gelangen, um sich in Sicherheit zu bringen. Sie ließen Lichtsignale abgeben, damit man sie aufnahm, aber keines der Luftschiffe kam auch nur in die Nähe des Trecks. Die Flederschreckspinnen warfen sich so geballt gegen die letzten verbliebenen Luftschiffe, dass diesen gar nichts anderes übrig blieb, als vor ihnen zurückzuweichen und abzudrehen.

Die beiden Offiziere standen etwas unschlüssig in der Gegend herum, bis drei Flederschreckspinnen ihre Passagiere direkt auf deren Geleitschutz fallen ließen. Sie metzelten die Soldaten nieder und wollten sich gerade den Offizieren zuwenden, als ihre Köpfe zerplatzten.

Murphy hatte beide Remington-Revolver in den vorgestreckten Händen und kam rasch näher. Er wollte nur seinen Beitrag leisten. Der ehemalige ­Pinkerton-Detektiv glaubte nicht an einen Sieg, dieser Zug war abgefahren, aber er würde jedem einzelnen Mitglied des Trecks helfen, sein Leben zu verlängern, auch wenn es sich nur um Stunden oder Tage handelte. Vielleicht würde es einigen von ihnen sogar gelingen, an einen sicheren Ort zu entkommen, obwohl Murphy sich nicht vorstellen konnte, wo dieser liegen sollte.

Die Zombies machten den Eindruck, dass nicht einmal ein Ozean in der Lage wäre, sie aufzuhalten. Wenn es Murphy gelang, aus diesem Hexenkessel zu entkommen, dann würde er nach San Francisco gehen, ein Schiff besteigen und nie wieder am Festland anlegen.

Ach, wenn es doch nur so einfach wäre, dachte er. Ohne Nachschub an Wasser und Proviant konnte er nicht ewig auf dem Meer bleiben. Und außerdem waren da auch noch die Kreaturen aus der Luft und die Vampire, denen er durchaus zutraute, ein Boot zu lenken. Wie er es auch drehte und wendete, die Lage war aussichtslos. Ihm blieb nur, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.

Er geleitete Sherman und Smith zum Zelt des Generalstabs zurück.


*


Der Generalstab stand über den Kartentisch gebeugt. Rowland und Hembus, die Berater des Präsidenten, hatten die eingehenden Notizen der Boten gesammelt und ausgewertet.

„Wie sieht es aus?“

„Von den hundertsiebzig Dampfpanzern sind nur noch knapp sechzig übrig, viele davon mit schweren Schäden.“

„Und die meisten davon stehen mitten zwischen den Untoten. Wir kommen nicht an sie heran und die Besatzungen kommen nicht mehr heraus.“

„Luftschiffe?“, fragte Grant.

„Wir haben sieben verloren. Zwei weitere halten sich nur noch mit Mühe in der Luft. Außerdem geht allen die Munition aus“, las Rowland von seinen Notizen ab.

„Die Verluste unter den Soldaten können wir nur abschätzen, aber diese Schätzungen sind erschreckend“, ergänzte Hembus. „Das Einzige, was wir noch auf der Habenseite verbuchen können, sind die Geisterkrieger, die die Zombies bremsen.“

Der Präsident rollte die Karte zusammen. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir angegriffen werden. Es wird Zeit zu gehen.“

„Wir können nicht einfach gehen und den Treck seinem Schicksal überlassen“, bemerkte General Lee.

„Es wird auf viele nicht sehr heldenhaft wirken, aber wir müssen die Kontrolle über die Schlacht behalten“, sagte Präsident Grant. „Das können wir nur, wenn wir hier nicht gleichzeitig um unser Leben kämpfen müssen.“

„Wir haben ohnehin keine Chance mehr. Statt zu fliehen, sollten wir Seite an Seite mit unseren Leuten sterben“, brauste General Young auf.

„Reden Sie keinen Blödsinn, Mann“, brüllte ihn Big Foot McCoy an. „Dieser Kampf ist noch nicht verloren und deshalb werden wir hier keinen Selbstmord begehen, sondern alles dafür tun, um diese Schlacht zu gewinnen. Das Wichtigste, das wir tun können, ist die Oberbefehlshaber in Sicherheit zu bringen, damit sie weiter die Schlacht lenken können. Sonst gibt es hier nur noch ein heilloses Durcheinander. Also sorgen wir dafür, dass alle heil an einen sicheren Ort kommen.“

Der Kommandant der Stahlwölfe zog seine beiden Warmaker und marschierte aus dem Zelt heraus. Die Offiziere sahen sich einen Moment lang gegenseitig an, dann zuckten sie mit den Schultern und begannen, die wichtigsten Unterlagen zusammenzupacken.

„Sir, Sie bekommen gerade zwei Ihrer Generäle gebracht“, kam McCoys leicht amüsierte Stimme von draußen.

Präsident Grant nahm sie persönlich in Empfang. „Wie ist Ihr Name, mein Freund?“

„Derrick Murphy.“

„Mein Generalstab und ich sind Ihnen zu Dank verpflichtet.“

„Gern geschehen“, sagte Murphy, lud seine letzten Kugeln in die Remingtons und wollte gehen, als der Präsident ihn am Arm festhielt.

„Wo wollen Sie hin?“

„Ich habe zu tun.“

„Gehen Sie auch einmal einem Kampf aus dem Weg? Nur so aus Vernunft oder zur Selbsterhaltung?“

„Nicht mehr in diesem Leben.“

Grant lachte schallend.

„Dafür schulde ich Ihnen etwas, Mister Murphy, ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, in diesem Leben noch einmal zu lachen.“

Zwei Dampfpanzer drangen in das Innere des Trecks ein und hielten auf das Zelt des Generalstabs zu. Mehrere Stahlwölfe zu Pferd geleiteten sie auf ihrem Weg und brüllten die Leute aus dem Weg. Als sie neben dem Zelt bremsten, wirbelten sie eine Staubwolke auf.

Die Luken flogen auf und aus dem vorderen Panzer begann ein Offizier zu winken. „Beeilen Sie sich, Sir, wir sollten zusehen, dass wir hier verschwinden.“

Präsident Grant, seine beiden Berater Hembus und Rowland, sowie die Generäle Lee und Young ­wurden zum ersten Panzer geleitet, die verbliebenen Mitglieder des Stabes winkte man zum zweiten Panzer. Außenminister Scott, Colonel Hunter von den Texas Rangers und General Big Foot McCoy kletterten die Leiter hinauf, während der erste Panzer die Luke wieder schloss und losfuhr.

McCoy wartete, bis Zachary Scott im Panzer verschwunden war und Hunter sich zum Abstieg bereit machte, dann gab er seinen Stahlwölfen das Zeichen, sich wieder an die Verteidigungslinie zu begeben.

Einer seiner Männer wies zum Himmel hinter ihm. Big Foot McCoy wirbelte herum, zog seinen ­Warmaker und schlug mit der Handfläche mehrmals hintereinander auf den Abzugshahn, um schneller schießen zu können. Die Flederschreckspinne wurde von den Treffern in der Luft durchlöchert und fiel vor dem Panzer tot auf den Boden.

Der Oberbefehlshaber der Stahlwölfe ließ den Warmaker in sein Holster gleiten und streckte den Fuß auf die erste Sprosse im Panzer.

Eine bleiche Hand schloss sich mit unbarm­herzigem Griff um sein Fußgelenk. McCoy blickte nach unten in die Luke und sah die grinsende Fratze von Billy the Kid. Der General wollte eine Warnung ausstoßen, als er brutal nach unten gezerrt wurde. Sein Kopf schlug gegen den Metallrand des Einstiegs und sein Widerstand erschlaffte.

Die Luke des Panzers wurde geschlossen und dann beschleunigte er. Die Stahlwölfe vom Geleitschutz blickten sich überrascht an, als sie ein irres Lachen aus dem Inneren des Metallungetüms hörten.

Die beiden Panzer trennten sich. Während der vordere in westliche Richtung auf eine schnell geschaffene Lücke in den Wagenreihen brauste, lenkte der zweite Panzer in die entgegengesetzte Richtung. Geplant war, dass der Generalstab an einem sicheren Ort von der USS America aufgenommen werden sollte. Nur einer der vordere Panzer schien diesem Plan zu folgen.

Der zweite Panzer hielt auf die östliche Seite der Wagenburg zu, wo sich die Zombiewelle heranwalzte.

Murphy reagierte schneller als die umstehenden Soldaten und schwang sich auf das nächste Pferd. Gesenkt hockte er im Sattel und trieb das Tier zu Höchstleistungen an. Rasch hatte er das Fahrzeug eingeholt, aber noch keine Ahnung, wie er es aufhalten sollte.

Der Dampfpanzer feuerte eine Granate ab und zwei Planwagen wurden zerrissen. Holzsplitter in allen Größen sausten durch die Luft und verletzten mehrere Verteidiger. Blutend und taub vom Einschlag stolperten sie von der getroffenen Stelle weg.

Murphy nahm sich das Lasso, das am Sattel hing, schwang es über dem Kopf und warf es über das Ausstoßrohr des Dampfpanzers. Festhalten oder ­Anbinden war nicht möglich, dazu hatte die Maschine zu viel Kraft, aber wenn er auf sie hinaufgelangte, konnte er vielleicht das Rohr mit seiner Kleidung verstopfen und so den Panzer zum Anhalten zwingen. Er packte das Lasso mit beiden Händen, rutschte aus dem Sattel und wurde mitgerissen, bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte.

Murphy ließ sich mitschleifen und versuchte dabei, sich an den Panzer heranzuziehen. Er musste ihn erreichen, bevor seine Kleidung zerschlissen oder seine Hände unbrauchbar geworden waren. Dies war definitiv keine seiner besseren Ideen.

Der Panzer fuhr auf die entstandene Lücke zu und schoss dabei immer weiter. Er schuf eine Schneise der Verwüstung. Dann walzte er über die Überreste der zerstörten Wagen, und Murphy, der gerade seine Hand nach einem der Außengriffe des Stahl­monstrums ausstreckte, wurde gegen ein halb aufgerichtetes Wagenrad geschleudert. Gegen seinen Willen öffneten sich seine Hände und das Lasso wurde blutig durch seine Handflächen gezogen.

Er hatte versagt.

Dann bremste der Panzer abrupt. Überrascht stützte Murphy sich hoch und blickte dem Stahlkoloss hinterher. Was war denn nun los? Die Vampire hatten es sich wohl kaum anders überlegt.

Es ertönte lautes Geschrei im Inneren des Panzers, ein hohes, unmenschliches Geheule. Die Luke flog auf und Billy the Kid kletterte eilig heraus. Auf seiner Stirn war deutlich sichtbar ein Kreuz eingebrannt. Der untote Revolverheld kletterte ins Freie und sprang von dem Panzer. Ohne sich noch einmal umzublicken, rannte er davon.

Ein zweiter Vampir streckte den Oberkörper ins Freie, schrie plötzlich wieder laut auf und wurde in den Panzer zurückgezogen.

Es gab Gebrüll und Geschrei, bis der Vampir erneut in der Luke erschien. Doch diesmal tauchte eine zweite Gestalt hinter ihm auf. Es war Colonel Big Foot McCoy und er hatte dem Blutsauger seine silberne Halskette mit dem Kruzifix von hinten um die Kehle geschlungen. Das Edelmetall fraß sich ­zischend in den Hals hinein und McCoy zog unerbittlich weiter. Die erbärmlichen Laute des Vampirs wurden zu einem blutertränkten Gurgeln.

Ein letzter, heftiger Ruck an der Kette, und der Kopf fiel von den Schultern. Er purzelte von dem Dampfpanzer herunter.

Der Anführer der Stahlwölfe wuchtete die Überreste des Vampirs nach draußen und wischte dann seine Kette sauber, bevor er sie sich wieder um seinen Hals hängte. Er rief etwas nach unten und entdeckte dann Murphy in den Trümmern.


*


Cholores Dexter sah Murphy unter den Trümmern eines Planwagens verschwinden und befürchtete das Schlimmste. Sein Freund war seit dem Aufstehen auf das Übelste herumgeschubst worden und die ganze Zeit gesprungen, gefallen und geritten. Schließlich war Murphy auch nicht mehr der Jüngste.

Währenddessen hielt der Dampfpanzer mit dem halben Generalstab an Bord direkt auf die Kainiter zu. Dexter sah erstaunt, wie die Untoten dem Fahrzeug Platz machten. Sie bildeten eine Gasse, durch die der Panzer sie ungehindert passieren konnte, und verschlossen sie anschließend wieder. Hilflos mussten alle die Entführung von Außenminister Zachary Scott, Colonel Hunter und General McCoy mit ansehen. Man konnte nur froh sein, dass sie nicht auch noch den Präsidenten erwischt hatten. Das war aber auch momentan der einzige Grund, froh zu sein.

Ein Wagen wurde durch den Ansturm umge­stoßen und fiel Dexter praktisch vor die Füße. Aus dem Inneren rollte unter anderem eine Flasche hochprozentigen Bourbons. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, einen Stofffetzen hineinzu­stecken und eine Brandbombe daraus zu bauen. Doch dann entschied er sich dagegen, entkorkte die Flasche und nahm einen gehörigen Schluck. Cholores ­Dexter kämpfte seit Längerem mit einem mittelschweren Alkoholproblem. Durch die strenge Rationierung im Treck blieb ihm gar keine andere Wahl, als seinen Körper zu entgiften. Er hätte es wie Murphy machen und seine Rationen so lange ansparen können, bis sie für einen ordentlichen Vollrausch ausreichten, aber das funktionierte bei ihm nicht. Dexter brauchte gelegentlich einen Schluck, um das Zittern seiner Hände unter Kontrolle zu bringen. Trotzdem war dies bereits ein Fortschritt für ihn. Früher hatte es Zeiten gegeben, in denen er bei den Patienten auf das Lachgas verzichten und nur mit seiner Alkoholfahne betäuben konnte.

Die arme Miss Polly hätte ein besseres Schicksal verdient,

Murphy wehrte sich nicht und wurde völlig ruhig. Die tiefe Wunde in seinem Hals war ihm gleichgültig, er würde sich weder in einen Vampir noch einen ­Kainiter verwandeln.

Während Miss Polly weiter sein Blut trank, trug er sie huckepack mit sich auf die einströmenden ­Zombies zu. Dabei riss er alle Dynamitstangen auf beiden Seiten seiner Weste an. Der Vampir in seinem Nacken begriff, was er vorhatte und versuchte, ihn zu stoppen. Die zarten Unterarme von Miss Polly legten sich um seine Kehle und drückten unbarmherzig zu. Murphy zog seine Remingtons und feuerte sich ­beidhändig eine Gasse frei. Er verließ den Ring der Wagenburg, lies die leergeschossenen Waffen fallen und warf sich Funken sprühend mitten in die Kainiter­menge hinein.

Derrick Murphy lachte lauthals, als sie sich in ihn verbissen. Die folgende Explosion fegte die Untoten dutzendweise zur Seite und blies die Lücke frei. Doch nur für einen kurzen Moment, dann drängten Hunderte von Zombies in die Wagenburg hinein.