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Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary

STAR GATE 165-166: Verschollen im Nichts

„Sie folgen dem Ruf von Xybrass – und stranden im Nichts!“


Nähere Angaben zum Hauptautor und Herausgeber der Serie Wilfried A. Hary siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


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80331 München

STAR GATE – das Original 165-166:

 

Verschollen im Nichts

- Werner K. Giesa und Wilfried A. Hary:

Sie folgen dem Ruf von Xybrass – und stranden im Nichts!“

 

Nachdem Ken Randall die Nachricht des geheimnisvollen Xybrass erreicht hat, startet er mit sechs Gefährten zu einem genau bezeichneten Planeten, wo sie unter beunruhigenden Umständen empfangen werden.

Noch ahnen sie nicht, was wirklich auf sie wartet, dass sie schon sehr bald zu Verschollenen im Nichts werden sollen, aus noch undurchsichtigen Gründen.

Die Verschollenen sind neben Ken Randall Tanya Genada, Yörg Maister, Dimitrij Wassilow, Janni van Velt, Tanith Callahan und Jerry Bernstein.

Impressum

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2017 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

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Der tropfenförmige Gleiter landete nur wenige Meter von den Menschen entfernt. Nichts weiter geschah. Die Luke öffnete sich nicht.

Ken ging langsam um die große Flugmaschine herum. Hinter den getönten Scheiben am Bug war keine Bewegung zu erkennen. Der Gleiter schien ferngesteuert worden zu sein.

„Hm“, machte der Survival-Experte. Er erkannte die Luke an der Flanke des Gleiters und versuchte sie zu öffnen. Aber die Schalterplatte reagierte diesmal nicht auf Händedruck.

Yörg Maister drängte sich an Ken vorbei und baute sich breitbeinig vor der Luke auf.

„Xybrass“, sagte er laut.

Nichts geschah.

Maister produzierte einen Fluch.

„Oh“, machte Janni trocken. „Den kannte ich noch nicht. Wo hast du ihn aufgeschnappt?“

„Aus der Bulowa-Sprache übersetzt“, knurrte Maister verärgert.

„Es muss eine andere Möglichkeit geben“, sagte Ken. „Dass der Gleiter hier landet, ist kein Zufall. Er soll uns aufnehmen. Das scheint wieder mal so eine Art Test zu sein, ob wir die Richtigen sind. Wir müssen uns wohl erst als würdig erweisen.“

Er dachte an Xybrass und versuchte sich in den Geheimnisvollen und seine Gedankengänge hineinzuversetzen. Aber schnell erkannte er, dass das falsch war, falsch sein musste! Xybrass war so fremdartig in seinem Denken, so nichtmenschlich, trotz seines humanoiden Aussehens, dass jeder Versuch schon im Ansatz scheitern musste.

Aber wie war es anders herum?

Wie würde er, Ken Randall, einen Test für einen Fremden anlegen? Unterlegt mit dem eigenartigen Humor, den Xybrass besaß...?

Es musste etwas sein, das nur einem bestimmten Personenkreis bekannt war. Ein Stichwort, ein Erlebnis, eine Begegnung...

Die erste Begegnung zwischen Ken Randall und Xybrass!

Ken lächelte. Er entsann sich der Alarmmeldung, die gegeben worden war, als Xybrass' Anwesenheit im Camp auf Phönix bemerkt wurde. Es war die seltsamste Alarmmeldung gewesen, die Ken jemals gehört hatte.

Xybrass hatte die Meldung manipuliert. Was der Soldat gerufen hatte, war ganz anders angekommen als seine wirklichen Worte.

Plötzlich begann Ken zu singen:

My bonny is over the ocean, my bonny is over the sea...“

Drei Frauen und drei Männer sahen ihn an wie einen Verrückten.

Aber als sich die Luke des Gleiters öffnete, war es Tanya, die begriff.

„Das hat doch dieser Soldat gesungen, als er von Xybrass berichten wollte - beziehungsweise wir haben ihn dieses Lied singen hören.“

„Richtig“, sagte Ken. „Unser Rätselfreund ist ein verdammtes Schlitzohr. Niemand außer uns beiden hätte diesen Gleiter öffnen können. So kann man sich auch gegen Unbefugte absichern.“

Er bestieg den Gleiter. Er war geräumig genug, um sieben Personen Platz zu bieten.

Ken ließ sich vorn im Pilotensitz nieder, Tanya nahm neben ihm Platz. Dann betrachteten sie verwirrt das Steuerpult, beziehungsweise die plane Kunststofffläche, die eigentlich ein Steuerpult hätte sein müssen.

Aber da war nichts. Keine Armaturen, keine Instrumente. Nichts. Nur die glatte, mattschwarze Fläche.

Tanya räusperte sich.

„Ich finde, er übertreibt“, sagte sie. „Ich bin des Rätselns müde.“

„Das glaubt uns keiner“, murmelte Bernstein im Hintergrund.

Ken seufzte. Seine Fingerkuppen strichen über das Material. Keine Sensorflächen, keine feinen Haarrisse, die auf Umklapp-Instrumente hinwiesen. Nichts.

„Überlegen wir mal, was noch so alles an Erlebnissen und Zitaten mit Xybrass zu tun hat“, sann Ken halblaut vor sich hin. „Von englischen Seemannsliedern mal abgesehen. Was hat er noch damals zu William Nolan gesagt, bei dessen Vergangenheitsabenteuer, als die Craahls Xarith erstürmen wollten?“

„Wenn das Kyphorer wären, gäbe es diese Festung bereits nicht mehr“, zitierte Tanya die Worte, die Nolan überliefert hatte.

Nichts geschah.

Ken grinste.

„Wenn das ein kyphorischer Gleiter wäre“, formulierte er um, „stünden wir nicht mehr ratlos hier herum.“

Der Andruck presste sie hart in die Sitzlehnen.

„Anscheinend“, bemerkte Ken launig, „habe ich gerade meine kreativen fünf Minuten.“

Der Gleiter jagte mit hoher Geschwindigkeit einem unbekannten Ziel entgegen. Haarscharf über den Wipfeln niedriger Bäume zog er seine Bahn.

„Und ich bin unter die Eierleger gegangen“, verkündete Tanya. „Ich sitze da auf was...“

Ken sah sie verblüfft an.

Tanya richtete sich halb auf und zog etwas unter ihrer Sitzfläche hervor.

„Das war vorhin noch nicht da, als ich mich hinsetzte“, sagte sie halb verärgert. „Möchte wissen, wo das Ding her kommt! Ganz schön hart.“

„Bei Gelegenheit werde ich dich auf Druckstellen untersuchen“, versprach Ken.

Tanya sog scharf die Luft ein und tat, als wolle sie ihm ihre Fundsache an den Kopf werfen.

Es handelte sich um einen metallischen Tennisball.

„Das muss wieder so ein Holographie-Teil sein“, vermutete Ken.

Im gleichen Moment, als er die tennisballgroße Kugel in die Hand nahm, blähte sie sich zu einer Holographie auf, genauso wie vorher die andere auf Phönix.

Wieder war Xybrass' markantes Gesicht zu erkennen.

„Diese Aufzeichnung erlischt, sobald du sie vernommen hast“, begann Xybrass wie bei der Phönix-Nachricht. „Der Gleiter bringt euch zu einem STAR-GATE, das es in dieser Ausführung nur zweimal in der Galaxis gibt. Es ist nicht an das kyphorische Netz angeschlossen und nicht manipulierbar. Man kann nur und ausschließlich die Gegenstation erreichen, beziehungsweise wieder zu diesem Planetenstützpunkt zurückkehren.

Der BUND VON DHUUL-KYPHORA ist über die Existenz dieser Transmitterstrecke nicht informiert. Niemand wird erkennen können, dass sie benutzt wird.

Benutze sie mit den Gefährten deines Vertrauens, Ken Randall. Dort, wo du eintriffst, wirst du handfeste Mittel finden, mit denen du den Kyphorern auf Terra die Hölle bereiten kannst. Du wirst Macht ausüben können, doch du wirst erst lernen müssen, sie zu beherrschen.

Diese Macht ist nicht leicht zu erringen.

Das Einweg-STAR-GATE ist abgesichert. Auf diese Absicherung habe ich keinen Einfluss. Vergesst also die Tricks, mit denen ihr euch bis zu diesem Augenblick durchgeschlagen habt. Sie wirken nicht mehr. Ich kann euch keine weitere Hilfestellung geben. Ihr werdet kämpfen oder denken müssen ... vielleicht beides. Wählt den richtigen Weg. Xybrass wünscht euch viel Glück auf diesem Weg.“

Und die Holographie-Kugel löste sich auf.


*


Der flammende Laserschuss aus der Bordkanone hatte einen Teil des Erdreichs einfach vergast. Darunter kam metallisches Schimmern zum Vorschein.

Maverick beugte sich unwillkürlich vor. Eine Stahlplatte? Ein Tor in die Tiefe!

„Das Versteck der Rebellen“, flüsterte er. „Das ist ja besser, als erwartet.“

Er sah sich um.

„Fertigmachen zum Kampf. Die Rebellen werden sich wehren, wenn wir eindringen. Und das werden wir jetzt tun. Wir heben dieses verdammte Nest aus.“

„Wir, Terraner?“, fragte der Wortführer der Craahls. „Sind wir nicht zu wenige?“

„Ihr seid Söldner, oder?“, fauchte Maverick. „Ich werde The-Faro berichten, dass ihr nicht in der Lage seid, einem einfachen Befehl zu gehorchen.“

„Wie du willst, Terraner. Wir öffnen das Tor. Dann sehen wir weiter.“ Er hob den Arm. Wieder feuerte der Kampfgleiter. Diesmal schnitt der Laserstrahl eine tiefe Furche in die Stahlplatte und brannte ganz nebenbei weitere Quadratmeter Oberfläche vom Erdreich frei.

Maverick sah zu. Er fühlte sich dem Ziel ganz nahe. Sein Ansehen würde noch weiter steigen. The-Faro würde ihn mit Ehrungen überhäufen.

Keine Sekunde lang dachte Maverick daran, dass es Menschen der Erde waren, gegen die er die Invasoren-Söldner führte. Menschen, die sich gegen eine fremde Besatzungsmacht zu wehren versuchten. Doch Menschen galten Maverick nicht viel. Rebellen waren Mittel zu Ruhm und Ansehen, sobald er sie ausschalten konnte.

Wieder feuerte der Gleiter. Diesmal drang der Strahl durch.

Der Craahl warnte.

„Wir brauchen sehr viel Energie“, sagte er. „Es ist etwas anderes, Roboter oder Flugzeuge abzuschießen, oder massives Erdreich und Stahl zu durchschmelzen.“

„Der Energieverbrauch ist unbedeutend“, wehrte Maverick ab. „Wenn die Batterien des Gleiters leer sind, machen wir mit dem nächsten weiter.“

„Du hast die Verantwortung, Terraner“, sagte der Craahl. „Ich empfehle, einen Patrouillenraumer anzufordern. Oder Schmelzbomben einzusetzen.“

„Haben wir die hier?“

„Nein, Terraner.“

„Dann wird so weiter gemacht wie bisher. Ich habe keine Lust, ein paar Stunden zu warten, bis ein Antrag auf Abkommandierung eines Raumers durch alle erforderlichen Instanzen gegangen ist.“

Wieder flammte ein Strahlschuss auf.

Aber diesmal blitzte es auch an einer anderen Stelle...


*


Haiko Chan hatte sich so nah wie möglich herangepirscht. Er schaltete den Kombiblaster auf Laser und zielte. Sorgfältig achtete er auf den Stand der Sonne. Kein zufälliges Aufblinken von Metall durfte ihn verraten.

Chan zielte. Er bedauerte, dass diese Waffe keine elektronische Zieleinrichtung besaß. Man munkelte zwar, die kyphorischen Offiziere selbst besäßen solche Handwaffen, die einen Fehlschuss praktisch unmöglich machten, weil eine Zielelektronik den Abstrahlpol selbsttätig ausrichtete, auch wenn der Schütze in der Hektik die Waffe verriss. Aber einen solchen Blaster hatten die Rebellen bisher noch nicht erbeuten können. Es gab keine Möglichkeit, nahe genug an die Kyphorer selbst heranzukommen oder sie in Fallen zu locken. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigten, waren sie von Kampfrobotern und einem enormen Aufwand an Abschirmungen und Waffentechnik umgeben.

Haiko wartete mit der Geduld eines Krokodils. Maverick war meist von Geräten oder Craahls halb verdeckt, während Schuss auf Schuss aus dem Heckgeschütz des Kampfgleiters flammte und die zugesprengte Schachtöffnung immer weiter freilegte.

Haiko begriff, dass es jetzt nicht mehr nur um seine Rache an Maverick ging. Wenn die Craahls es wirklich schafften, diesen Zugang freizulegen, würde der ganze Stützpunkt aufgegeben werden müssen. Das kostete auch wieder ein STAR-GATE, denn mitnehmen konnten sie es dann nicht mehr. Allein das Zerlegen würde zu viel Zeit kosten, von den Transportschwierigkeiten einmal ganz abgesehen.

Nicht nur Maverick - auch die Craahls durften nicht mehr entkommen!

Haiko hoffte, dass sie das Hauptquartier in Detroit noch nicht von ihrer Entdeckung und deren Konsequenzen informiert hatten.

Er musste versuchen, die Craahls mit auszuschalten.

Aber zuerst Maverick!

Jetzt - stand dieser Teufel in Menschengestalt frei!

Haiko löste den Schuss aus. Der grelle Laserblitz blitzte auf. Aber im gleichen Moment stolperte William Maverick!

Der Strahl, der seinen Oberkörper zerschneiden sollte - bewusst hatte der Spezialist nicht auf den als Ziel viel zu kleinen Kopf gehalten - verfehlte Maverick um Fingerbreite und setzte nur seinen goldbestickten Mantel in Brand.

Im gleichen Moment war die Hölle los.

Zwei Craahls hatten die Richtung gesehen, aus der der Schuss gekommen war, und eröffneten sofort aus ihren Waffen das Feuer auf Haiko Chan!