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Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

TOP 14

Die Top-Sehenswürdigkeiten von Berlin

Brandenbuger Tor · Pariser Platz

Schaustelle, Streitplatz, Sehnsuchtsort: Das Brandenburger Tor ist das Berliner Wahrzeichen. Seit mehr als 200 Jahren blickt es auf die Höhe- und Tiefpunkte der deutschen Geschichte. Mehr >>>

Schloss und Park Charlottenburg

Die Baulust der preußischen Herrscher hat das größte Barockschloss in Berlin hinterlassen. Zu verdanken ist es einer ebenso selbstbewussten wie gebideten Dame. Mehr >>>

Gedenkstätte Berliner Mauer

An keinem anderen Ort in der Stadt wird die Absurdität der Mauer wieder so fassbar. Wer die Teilung Berlins noch selbst erlebt hat, wird sich hier erinnern können; wer nicht, bekommt zumindest ein Gefühl dafür, wie es gewesen sein mag. Mehr >>>

Gendarmenmarkt

Ganz einfach das schönste Platzensemble der Stadt mit Deutschem Dom, Französischem Dom und Konzerthaus Mehr >>>

Gemäldegalerie

Die Alten Meister auf dem Kulturforum. Acht Werke von Dürer und der »Mann mit dem Goldhelm« – der gar nicht von Rembrandt ist ... Mehr >>>

Holocaustmahnmal

Eine radikale Abkehr von üblicher Gedenkstätten-Architektur Mehr >>>

Kunstgewerbemuseum

Das älteste Museum dieser Art in Deutschland: im Köpenicker Schloss und auf dem Kulturforum am Kemperplatz, wo der Welfenschatz die größte Attraktion ist. Mehr >>>1, Mehr >>>2

Pergamonmuseum

Auch wenn der Pergamonaltar bis frühestens 2023 wegen Renovierung nicht zu sehen ist: Die drei Sammlungen unter einem Dach präsentieren genügend andere einzigartige Highlights. Mehr >>>

Neues Museum

Nofretete istzurückgekehrt an ihren angestammten Platz im Neuen Museum, das wunderbar und modern restauriert wurde! Das Gebäude von David Chipperfield ist selbst ein Anziehungspunkt geworden. Mehr >>>

Alte Nationalgalerie

Exquisite deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts von Menzel bis C. D, Friedrich in einem Tempel der Kunst Mehr >>>

Parlaments -und Regierungsviertel

Von hier aus wird Deutschland regiert. Neue Architektur wie das Bundeskanzleramt paart sich mit dem alten Reichstag, der mit der Kuppel ein neues Wahrzeichen gesetzt hat. Mehr >>>

Potsdamer Platz

Die auch nicht mehr ganz neue Mitte Berlins bietet faszinierende Architektur wie das Sony Center mit seinem bunten Zeltdach, dazu das Filmmuseum, viel Shopping und natürlich noch mehr Gastronomie Mehr >>>

Unter Den Linden

Berlins Prachtboulevard zwischen Brandenburger Tor uund Schlossbrücke zeigt den Repräsentationsdrang der preußischen Könige. Ein Spaziergang durch die Geschichte steht an. Mehr >>>

Schloss und Park Sanssouci

Das architektonische und gärtnerische Gesamtkunstwerk in Berlins Nachbarstadt Potsdam ist aufs engste mit Friedrich dem Großen verbunden. Mehr >>>

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6 x Erstaunliches:

Hätten Sie das gewusst? > > >

6 x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6 x Gute Laune:

Das hebt die Stimmung > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

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Das ist...

... Berlin

Die fünf großen Themen rund um den schönsten Ort der Welt. Lassen Sie sich inspirieren!

© Dumont Bildarchiv/Sabine Lubenow

Der Berliner Bär

Knut hat Berlin zur Bärenhauptstadt der Welt gemacht. Der kleine, von seiner Mutter verstoßene Eisbär aus dem Zoologischen Garten brachte alle Herzen zum Schmelzen. Doch schon vor ihm spielten Bären eine besondere Rolle in der Berliner Geschichte. Der Bär ist das Berliner Wappentier, und das hat sich oft verändert. Man trifft ihn heute an vielen Orten der Stadt.

© mauritius images / Axel Schmies

ERSTMALS kam der Bär 1280 ins Bild – er zierte einen Gildebrief der Berliner Kürschner. Das dort verwendete Siegel trägt die Inschrift »Sigillum burgensium de berlin sum« – »Ich bin das Siegel der Bürger von Berlin.« Genau genommen waren es damals sogar zwei Bären, die zusammen mit dem märkischen Adler aufrecht stehend neben einem Schild abgebildet waren. Wenig später wurde der Bär dann auf alle Viere gestellt, und ab 1460 musste er sogar den brandenburgischen Adler auf seinem Rücken erdulden. Dieses neue Stadtwappen wurde den Berlinern vom Kurfürst Friedrich II. aufgezwungen, der damit seinen Sieg über die aufständischen Berliner in der Folge des »Berliner Unwillens« zementieren wollte. Die Berliner hatten sich damals vergeblich gegen den Bau einer Burg auf der Spreeinsel gewehrt, für den sie Land an den märkischen Landesherren hätten abgeben sollen.

Befreiter Bär

Als Berlin im Jahr 1709 Residenz der Könige von Preußen wurde, erhielt die Stadt auch ein neues Wappen. Nun musste sich der gebändigte Bär mit dem Halsband unter den schwarzen preußischen und den roten märkischen Adler stellen. Frei und ohne Halsband durfte er sich erst wieder ab 1875 bewegen. Schon 1839 war eine rote Mauerkrone angefügt worden, die im Ostteil der Stadt bis zum Ende der DDR erhalten blieb. Im Westen war das Rot nach dem Krieg als Farbe der Kommunisten verpönt, dort wurde die Krone 1954 plötzlich golden und die Mauer verwandelte sich in eine Laubkrone. So ähnlich – ein stehender schwarzer Bär in einem mit Goldkrone geschmückten Wappen – sieht das Berliner Wappen noch heute aus.

Oder doch nur Sumpf?

Über die Frage, warum der Bär überhaupt zum Wappentier der Stadt wurde, gibt es unterschiedliche Theorien. Am einfachsten ist diejenige, dass die Spree in der Nähe der neu gegründeten Stadt besonders seicht gewesen sein soll und dort die Bären regelmäßig den Fluss überquert hätten. Der Name Berlin soll denn auch aus dem Wort »Bärenlager« entstanden sein. Eine andere vermutet, dass der Name auf den Markgrafen Albrecht I., den Eroberer der Mark Brandenburg zurückgeht. Der trug nämlich den Beinamen »der Bär«.

Nach einer dritten Theorie leitet sich der Name Berlin von dem slawischen Wort »berl« für Sumpf ab. Obwohl dies eigentlich die unpopulärste Option wäre – hieße das doch, dass Berlin überhaupt nichts mit einem Bären zu tun hat – findet sie unter Wissenschaftlern die meisten Anhänger.

Bärenzwinger

1939 beschloss man, das Berliner Wappentier auch ganz real in die Stadt zu holen. Seitdem lebten die Stadtbären in der Bärenanlage am Köllnischen Park beim Märkischen Museum. Im neuen Jahrtausend hatten Tierschützer wegen der beengten Lebensbedingungen immer wieder die Schließung des Zwingers gefordert. Allerdings waren die Stadtbären damals schon so alt, dass ein Umzug für die Tiere zu stressig gewesen wäre. Seit »Schnute«, die letzte Stadtbärin, 2015 eingeschläfert werden musste, steht die Anlage leer.

Bärenkunst Zum Anfassen

2001 wurde in Berlin eine Kunstaktion gestartet, bei der 350 bunt bemalte Bärenskulpturen in der gesamten Stadt aufgestellt wurden. Damit wollte man für ein »buntes« – ein tolerantes, freies und demokratisches – Deutschland werben. Inzwischen sind die Berliner Bären weltweit im Sinne der Völkerverständigung unterwegs, die meisten stehen allerdings immer noch in der Stadt – wo genau kann man auf der Seite www.buddy-baer.com/de abrufen. Den ersten interaktiven Buddy Bären finden Sie auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof: Er wechselt die Farbe, sobald man ihn umarmt!

Ja, Multikulti

Willkommen, Bienvenue, Welcome: In kaum einer anderen Stadt der Welt leben und arbeiten so viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen zusammen wie in Berlin. Deswegen findet der hier der Karneval auch nicht im Februar, sondern im Juni statt und nennt sich »Karneval der Kulturen«. Was die deutsche Hauptstadt auszeichnet: Hier funktioniert das Mit- und notfalls zumindest das Nebeneinander. Probieren Sie es aus.

WER es nicht wahrhaben will, sollte sich einfach die nackten Zahlen anschauen: In Berlin leben 496 000 Menschen mit ausländischem Pass und 444 000 Deutsche mit Migrations-hintergrund. Das ist zusammen genommen knapp ein Viertel der Bevölkerung. Die meisten von Ihnen wohnen in Mitte, Kreuzberg-Friedrichshain und Neukölln, weniger begehrt sind Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick.

Wo bleiben die vier letzten Nationalitäten?

Mit Fug und Recht darf man behaupten, dass die ganze Welt in Berlin zu Hause ist: Die Vereinten Nationen erkennen 194 Staaten offiziell an – und davon sind nur ganze vier nicht in der Stadt vertreten. Die Rangliste führen die Türken mit etwas mehr als 98 000 an, gefolgt von den Polen mit 53 000. Das untere Ende der Skala zieren die Bahamas (3, alle in Steglitz zu Hause) und San Marino (ebenfalls 3, ihnen gefällt Pankow besser).

Wegzug, Zuzug, Nachwuchs

All diese Menschen zieht und zog es nach Berlin, weil sie sich dort ein besseres Auskommen erhofften, weil sie Chancen suchten, weil sie verfolgt wurden. Das war bereits 1685 so, als sich 6000 aus Frankreich wegen ihres Glaubens vertriebene Hugenotten in Berlin niederließen (Kurz nachgedacht: Wie heißt unser Innenminister? Richtig: de Maizière). Zur Zeit der Industrialisierung kamen viele Polen (ebenso wie nach dem Ende des Ostblocks), in Wirtschaftswunderzeiten holte man Türken, Jugoslawen und Italiener nach Westberlin, während beim Aufbau des Sozialismus auch manch Vietnamese und Angolaner mitzutun hatte. Viele von ihnen und vor allem ihre Kinder und Enkel sind noch da und sie tragen zusammen mit den Neuankömmlingen nicht wenig dazu bei, dass Berlins Bevölkerung wieder wächst, obwohl es in den Jahren nach der Wende einen Wegzug von über 1,3 Millionen Menschen (meist Deutsche) zu verkraften hatte.

© Dumont Bildarchiv/Sabine Lubenow

Multikulti für den Gaumen: beim Street Food Thursday in der Markthalle 9

Street Food >>>

Man nehme: Leute, die kein eigenes Restaurant haben, aber leidenschaftlich gern kochen, bringe sie in die Markthalle 9 in Kreuzberg und würze mit einem neugierigen Publikum von Jung bis Alt, mit und ohne Migrations-hintergrund – fertig ist der Street Food Thursday, alles andere als ein fader Eintopf, sondern ein kulinarischer Ritt rund um die Welt zu erschwinglichen Preisen. Schließlich ist man ein »demokratisches Restaurant«, wie die Veranstalter anmerken.

Falafel, Thai und Döner

Und wo trifft man sie? Auf dem berühmten Türkenmarkt in Neukölln, auf dem Vietnamesenmarkt in Friedrichshain, in Wladimir Kaminers Russencafé, beim Chillen auf dem Tempelhofer Feld, beim Karneval der Kulturen und an jedem Falafel-, Thai-, Asia- und Döner-Imbiss. Dort muss man eine Antwort parat haben, wenn es heißt: »Mit scharf?«

Die Imbissbudenbetreiber gehören im Übrigen zu den fast 33 000 ausländischen Unternehmern in Berlin. Ohne sie und die ausländischen Arbeit-nehmer würde wirtschaftlich in der Hauptstadt deutlich weniger, in manchen Branchen gar nichts gehen. Noch Fragen?

»Es Wächst Zusammen, Was Zusammen Gehört«

Kleine Japanerinnen mit Selfiestick stehen vor dem die Mauer durchbrechenden Trabant. Ein italienisches Liebespaar fotografiert sich vor Breschnew und Honecker beim Bruderkuss. Und eine Jugendgruppe aus Dänemark posiert fürs Gruppenfoto vor dem Portrait von Michail Gorbatschow. Die Eastside Gallery ist heute eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sind Ost und West zusammengewachsen, wie Willy Brandt es wollte?

DDR-Museen

Sozusagen einen Blick hinter die Mauer, in den Alltag der DDR, können Sie im DDR-Museum (Karl-Liebknecht-Str. 1) gegenüber dem Berliner Dom werfen. Hier dreht man die Zeit zurück in die 1980er-Jahre. Nehmen Sie bequem Platz in einem typischen Wohnzimmer jener Tage: Lümmeln Sie sich in das »Polstersofa Sebnitz« mit Blick auf die »Schrankwand Carat«. Im Kleiderschrank des Museums hängt das blaue FDJ-Hemd neben Mutters Kleid aus Dederon. Über den Alltag in der DDR informiert auch das Museum in der Kulturbrauerei (Knackstr. 97) – hier ist der Eintritt sogar kostenlos!

DASS sein »antifschistischer Schutzwall« einmal ein beliebter Hintergrund für Touristenfotos werden würde, hätte sich Walter Ulbricht wohl nicht träumen lassen. An den meisten Orten in Berlin ist die Mauer inzwischen verschwunden. Nach der Wende rückten Planierraupen und Bagger dem Monstrum zu Leibe – 184 km Mauer wurden zu 300 000 Tonnen Straßenschotter verarbeitet. Nur einige wenige Mauerstücke blieben erhalten. Das bekannteste davon steht in der Nähe der Oberbaumbrücke am Ufer der Spree. Nach der Wende haben hier Künstler aus aller Welt farbenfrohe Bilder auf das eigentlich so grausame Bauwerk gezaubert. Mit der über 1,3 km langen East Side Gallery schufen sie die längste Open Air Galerie der Welt und mit ihr auch eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Berlins.

Wo war Ost und wo West?

Die Mauer ist heute nur noch Hintergrund für Selfies, die Trennung der beiden deutschen Staaten kennen die jungen Berliner nur noch aus dem Geschichtsunterricht, und die Frage »War das hier früher Osten oder Westen?« hört man nicht nur von ausländischen Touristen, sondern auch von Hauptstadtgästen aus Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen. In Berlin ist Ost und West zusammengewachsen. In der Innenstadt hat man die ehemaligen Ost- und Westbezirke auch politisch verschmolzen, so werden beispielsweise der ehemalige Ostbezirk Mitte und der Westberliner Wedding von einem Bürgermeister regiert, dasselbe gilt auch für Friedrichshain (Ost) und Kreuzberg (West). Und im Prenzlauer Berg (Ost) leben inzwischen ohnehin mehr Westdeutsche als Urberliner.

Das typische Kiezdenken

Trotzdem: Der typische Vorwende-Westberliner geht auch noch heute vor allem in Charlottenburg und Schöneberg aus, sein Pendant aus dem Osten wagt sich nach wie vor kaum über die ehemalige »Zonengrenze« in den Westen. Diese »Mauer in den Köpfen« hat aber nur wenig mit Politik, sondern vor allem mit alten Gewohnheiten und dem typisch Berliner Kiezdenken zu tun. Ein »richtiger« Berliner, egal ob aus Ost oder West, geht nämlich am liebsten im Laufabstand um seine Wohnung aus. Das ergibt – zumindest aus Sicht der Hauptstädter – durchaus Sinn, denn jeder Bezirk ist für sich genommen größer als die meisten deutschen Städte und bietet seinen Bewohnern alles, was man braucht.

Unterschiede bleiben

Auch im politischen Denken gibt es nach wie vor Unterschiede. Das zeigt sich nicht nur bei den Wahlen – in den Ostbezirken erzielt »Die Linke« regelmäßig deutlich bessere Ergebnisse als im Westen, – auch bei Umfragen zu aktuellen Ereignissen liegen die Meinungen in Ost und West meist signifikant auseinander. In den Stadtteilen abseits des Zentrums hat sich die Bevölkerung auch fast 30 Jahre nach dem Mauerfall kaum durchmischt. In Spandau oder Reinickendorf leben auch heute noch kaum ehemalige Ostberliner, ebenso wie nur wenige Westberliner im Laufe der Jahrzehnte ihren Wohnsitz nach Lichtenberg, Köpenick oder Marzahn verlegt haben.

Und selbst beim Fußball jubelt man noch weitgehend getrennt. Der aufrechte Ostfan wird »eisern« zu Union halten, während der Westberliner »die alte Tante Hertha« im Olympiastadion unterstützt.

Spott und Frotzeleien

Trotzdem: Die Unterschiede zwischen Ost und West haben keinerlei Auswirkungen auf den Alltag der Menschen – typisch für Berlin trägt man seine Differenzen auf der Ebene von Spott und Frotzeleien aus. Und so hat letztendlich Willy Brandt recht behalten, der schon eine Tag nach der Maueröffnung, am 10. November 1989, einem Journalisten in die Feder diktierte: »Es wächst zusammen, was zusammen gehört.«

© Dumont Bildarchiv/Sabine Lubenow

Sozialismus museal im DDR-Museum: für die einen kurios, für andere nostalgisch

Koscher Und Wild

Wer ans jüdische Berlin denkt, denkt erst einmal an das Jüdische Museum, die Synagoge in der Oranienburger Straße oder auch ans Holocaust Mahnmal am Brandenburger Tor. Doch Berlins Juden wissen auch, wie man feiert. Die Partyszene ist legendär und lockt Feierwütige sogar aus Israel an. Mitmachen erlaubt.

FÜR junge Israelis ist Berlin inzwischen zum Sehnsuchtsziel geworden. Sie kommen nicht nur als Touristen hierher, sondern auch, um für kürzer oder länger in der deutschen Hauptstadt zu leben – in jener Stadt, in der die Nazis groß geworden sind und in der die »Vernichtung des jüdischen Volkes« beschlossen und organisiert wurde. Doch die Jungen machen sich in Berlin nicht nur auf Spurensuche, suchen nicht allein nach der Geschichte ihrer Vorfahren, sie ziehen auch durch die Clubs und Restaurants. Oder sie eröffnen gleich selbst welche. 20 000 Israelis wohnen mittlerweile in Berlin, und auffällig viele der jüdischen Neuberliner kommen aus der »kreativen« Szene – sind Künstler, Kulturschaffende oder Gastronomen.

Kulturelles Erbe

Sie treten damit – zumindest teilweise – in die Fußstapfen der Juden, die in den »roaring twenties« in der Hauptstadt lebten. Seinerzeit waren über 170 000 Menschen jüdischen Glaubens in Berlin gemeldet, und sie spielten eine wichtige und prägende Rolle – auch und nicht zuletzt für die Kunst. Dazu gehörten die Komponisten Paul Dessau, Kurt Weill und Friedrich Hollaender, ebenso der Theaterdirektor Max Reinhardt und die Schriftsteller Alfred Döblin und Kurt Tucholsky.

DJ-Nächte als Schmelztiegel

Die »Berlin Meschugge«-Feiern waren bis vor kurzem der Geheimtipp nicht nur der einheimischen Ausgehszene. Die Fans dieser schwulen Partys flogen aus ganz Europa ein. Aus Mangel an geeigneten Räumen sind die Meschugge-Leute gerade in eine Zwangspause geschickt worden. Jüdische Partys werden aber nach wie vor gefeiert. Nicht mehr an einem bestimmten Ort allerdings, und so muss man den Veranstaltungskalender in einem der beiden Stadtmagazine konsultieren, um die aktuellen »Locations« zu finden. Selbst bei den altehrwürdigen Jüdischen Kulturtagen, die jedes Jahr im November gefeiert werden und nun schon ins dritte Jahrzehnt gehen, gehören die DJ-Nächte mittlerweile zum Standardprogramm. Schon lange locken die Veranstaltungen auch nicht-jüdisches Publikum an, Berlin wird auch hier seinem Ruf als großer Schmelztiegel gerecht.

© mauritius images / Travel Collection

Auf ausgelassenen Partys geht es hoch her – man sollte sich vorher koscher stärken.

Grössenwahn

Das Theater Größenwahn ist die Heimat der Deutsch-Jüdischen Bühne Bimah. Der etwas unbescheiden klingende Name ist eine Hommage an das legendäre Kabarett Größenwahn, das in den 1920er-Jahren in Berlin für Furore sorgte. Deren Nachfolger bieten dem Publikum ein Spektrum von Kishon bis Tucholsky – Satire mit jüdischem Humor. (Meinekestr. 24, www.groessen-wahnsinn.de)

Dinieren beim Direktor

Ein spannender Ort, an dem Neues mit Altem verwoben wird, ist die ehemalige jüdische Mädchenschule in der Augustenstraße 11 im Stadtteil Mitte. Im Juni 1942 schlossen die Nazis die Schule, die Schülerinnen und Lehrer verschleppten sie in Konzentrationslager und brachten sie um. In dem Gebäude wird heute an das Schicksal der Mädchen erinnert, gleichzeitig entstand aber auch ein Ort für Kunst und Genuss. In die ehemalige Turnhalle der Schule ist das Edelrestaurant Pauly Saal eingezogen, in dem man deutsche Küche im Stil der 1920er- und 1930er-Jahre serviert. Undw o einst der Schuldirektor sein Zimmer hatte, bietet man heute ein Stück New Yorker Esstradition.

Alles Für Die Kunst!

Berlin ist die Hauptstadt der zeitgenössischen Kunst. Mehr als 20 000 Künstler – viele davon aus dem Ausland – leben hier. Neben den weltberühmten Museen warten vielfältige Galerien und Ateliers auf ein interessiertes Kunstpublikum – und die bunte Street Art-Szene kann -jeden Spaziergang zu einer künstlerischen Entdeckungstour machen. Trauen Sie sich, die vielen Facetten der Berliner Kunstszene mit neugierigen Augen zu entdecken!

IN Berlin gibt es fast 450 Galerien, dazu kommen rund 200 nichtkommerzielle Showrooms, die regelmäßig ausstellen. Künstler aus der ganzen Welt zieht es hierher, darunter viele No Names, aber auch die ganz Großen wie den Chinesen Ai Weiwei, der hier Schutz vor der Verfolgung in seinem Heimatland fand, oder den Dänen Ólafur Elíasson, der unweit des Hamburger Bahnhofs sein Atelier bezogen hat. Elíasson ist insofern ein ganz typischer Vertreter der Künstler seines Landes, denn für ein Drittel aller dänischen Künstler, Kuratoren, Kritiker und Kunstprofessoren ist Berlin bereits zur Wahlheimat geworden.

Kreative Inspiration und billige Mieten

War es die kreative Aufbruchsstimmung nach der Wende, die die Künstler nach Berlin lockte? Oder die für die Stadt so typische Toleranz? Sicher, aber es spielten auch ganz praktische Gründe eine Rolle, so etwa die Tatsache, dass zahlreiche Industrie- und Gewerbe-betriebe schließen mussten und so viele ehemalige Fabrik-etagen frei wurden, die man für wenig Geld als Atelierräume mieten konnte. Auch die Wohnungsmieten sind im Vergleich zu London und Paris, den beiden anderen »Lieblingsstädten« bildender Künstler, geradezu lächerlich niedrig.

Bei viele Kunstuniverstäten und -akademien ist ein Berlinaufenthalt inzwischen fast ein Muss. Sie mieten für ihre Studenten über mehrere Monate Wohnungen und Ateliers in der Stadt.

Zurück in die Zwanziger

Die Entwicklung nach dem Mauerfall, als die deutsche Hauptstadt zu einem der weltweit gefragtesten Kunststandorte wurde, erinnert an die 1920er-Jahre. Denn auch damals war Berlin das Mekka für Kreative aus ganz Europa. Etablierte Künstler der Secession und des Expressionismus arbeiteten hier, gleichzeitig aber schufen Dadaisten wie George Grosz oder Hannah Höch ihre antibürgerlichen Kunstwerke.

Es waren aber nicht nur die Maler, die das Berlin der »goldenen Zwanziger« prägten. Auf den Bühnen sorgten expressionistische Schriftsteller wie Ernst Toller und Georg Kaiser je nach Blickwinkel für Aufschreie der Begeisterung oder Entrüstung. Auch die Berliner Kleinkunstszene war in dieser Zeit legendär.

© Pierre Adenis/laif

Ausstellung »Take Over« des albanischen Künstlers Anri Sala

Touren Zur Street Art

Was haben die verschnörkelten Schriftzeichen zu bedeuten? Wieviel Aktivismus und soziales Engagement steckt in Urban Art? Und wo kommt die Bewegung überhaupt her? Dies und mehr erfahren Sie auf einer der Touren von Berlin Street Art oder Alternative Berlin Tours. Sie ziehen mit Insider-Guides durch die angesagtesten Sprayer-Reviere und können teilweise sogar selbst die Sprühdose in die Hand nehmen!

(http://alternativeberlin.com und http://berlinstreetart.com)

Millionen für die Kunst

Natürlich bietet die Hauptstadt neben Experimentellem und Ungewöhnlichem auch Klassisches und Konventionelles – und leistet sich den Luxus, dass neben absoluter Weltklasse auch Dilettantentum seinen Platz finden kann und darf. Rund 180 Museen warten auf Besucher, drei Opernhäuser und etwa 150 Theater und Bühnen. Mehr als 1500 Veranstaltungen finden täglich statt. Für die Kunst greift Berlin tief in die Tasche – auf etwa 400 Mio. Euro bemisst sich der Kulturetat. Eine Summe, die gut angelegt ist, denn genau wegen des riesigen Kulturangebots kommen ja die Touristen in die Stadt und geben während ihres Aufenthalts viele Millionen mehr aus.

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlän lernen Sie die besten Seiten des Gardasees kennen.

© Dumont Bildarchiv/Ralf Freyer

Unterwegs In Berlin

Mit S-, U-Bahn und Bus kommt man sehr gut zu allen interessanten Punkten der Stadt; der Kauf einer Zeitkarte lohnt sich, sobald Sie mehr als dreimal pro Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Bleibt die Frage, in welchem Stadtviertel man Quartier beziehen soll. Wer dicht am Nachtleben sein will, sollte sich Mitte, Kreuzberg, Friedrichshain oder Prenzlauer Berg aussuchen, auch beiderseits des Kurfürstendamms ist immer noch etwas geboten. Und wer möchte in Berlin schon früh ins Bett?

Berliner Geschichte(N)

Start und Ziel: vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor

Dauer: 3 Stunden

Tour 1

Wollen Sie wissen, wo Berlin gegründet wurde, dem Regierenden Bürgermeister Hallo sagen, einen Dom besichtigen, in dem gar keine Messen gelesen werden oder einfach Berlin von ganz weit oben ansehen? Dann ist diese Tour die richtige für Sie.

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Blick über die Stadt

Vom Fernsehturm, der nah am quirligen, aber nicht besonders attraktiven Alexanderplatz steht, und aus gut 200 m Höhe sieht Berlin endlos aus: Bäume nach Westen hin – das ist der Tiergarten –, Hochhausblöcke und Bahnlinien nach Osten hin, manchmal Höfe an schmalen Straßen, dort glitzert auch die Spree, Kirchtürme sieht man dazwischen und sogar Ruinen und das letzte Stückchen Stadtmauer mit dem vielleicht ältesten Gasthaus der Stadt »Zur letzten Instanz«. Nicht einmal 800 Jahre her ist die Gründung der Stadt, ziemlich genau dort, wo an zwei Türmen die Nikolaikirche auszumachen ist und man viel Fantasie braucht, sich die breite Kreuzung dahinter als schmale Furt vorzustellen. Im Mittelalter hätte man die Stadt gut überblicken können, denn sie war nicht größer als der alte Bezirk Mitte.

Wo Berlin entstand

Am Roten Rathaus vorbei kommt man zur Wiege der Hauptstadt im Nikolaiviertel, wie sie zum 750-jährigen Stadtjubiläum 1987 entstanden ist. Kaum etwas ist alt, aber schmale Gassen, Hauszeichen und Gasthäuser schaffen eine heimelige Atmosphäre. Das Zille-Museum liegt hier, Plauener Spitze kann man kaufen und Bären in allen Größen. Eine verblüffende Weite dagegen öffnet sich nach kurzem Gang an der Spree entlang und über die Rathausbrücke: Der Schlossplatz. Hier ist man eifrig am bauen und, wenn alles nach Plan geht, wird im Herbst 2019 das wiederaufgebaute Stadtschloss eröffnet. Jenseits der Straße steht der riesige Berliner Dom (am gegenüberliegenden Spreeufer das DDR-Museum), daneben der Lustgarten vor dem Alten Museum.

Berlins Prachtstraße

Hinter der Schlossbrücke beginnt die Prachtstraße Unter den Linden, rechts mit der Nr. 2, dem ältesten noch existierenden Gebäude der Straße, dem Zeughaus. Nr. 1 links, die Kommandantur, tut nur alt, ist aber nagelneu. Alt wiederum ist das folgende Kronprinzenpalais ebenso wie die Staatsoper und gegenüber Schinkels Neue Wache vor dem Kastanienwäldchen. In der Straßenmitte reitet Friedrich der Große.

Berlins schönster Platz

Wer nach Humboldt-Universität und Staatsbibliothek links abbiegt in die Charlottenstraße, kommt zum Gendarmenmarkt, für dessen Kugelbäumchen die Anwohner stritten, bis sie bleiben durften. So kann man sich in ihren Schatten ducken bei Kaffee und Eis, im »Refugium« (Nr. 5) den Musikern zuhören oder auch auf den Stufen von Französischem Dom oder Schauspielhaus sitzen und feststellen, dass die Umgebung feierlich stimmt. Wer auf Schokolade steht, muss zu Faßbender & Rausch (Charlottenstr. 60).

© Dumont Bildarchiv/Sabine Lubenow

Abendstimmung auf dem Gendarmenmarkt – für viele der schönste Platz der Stadt

Shopping

Ganz anders die Atmosphäre in den Friedrichstadtpassagen. Luxusgeschäfte bieten Mode, Möbel, Kunst, Tee und Accessoires aus aller Welt an. In den Galeries Lafayette verlässt man die Passagen wieder, vielleicht nach einem exquisiten Imbiss im Untergeschoss, und erreicht die Linden. Einige hundert Meter voraus sieht man schon das Brandenburger Tor mit Gauklern, Kutschen und teuren Autos vor dem Adlon. Heute kann man sich nur noch schwer vorstellen, dass vor fast 30 Jahren Mauer und Stacheldraht hier den Weg beendet haben.

Ab Durch (Die) Mitte

Start und Ziel: Bahnhof Friedrichstraße

Dauer: 3 Stunden ohne Museumsbesuche

Tour 2

Sie interessieren sich für Kunst, sind auf dem Spuren des jüdischen Berlins unterwegs oder wollen sich das Weltkurerbe auf der Museumsinsel ansehen? Dann spazieren Sie auf dieser Tour durch den Bezirk Mitte.

An der Spree

Wer den Bahnhof Friedrichstraße Richtung Schiffbauerdamm auf dem Fußgängersteg über die Spree verlässt, hat, jedenfalls zwischen Ostern und Oktober, gleich den Eindruck, alle bewegten sich per Schiff durch die Stadt. Kleine »Dampfer« schippern mit Besichtigungstouristen auf und ab. Am Ufer reihen sich die Restauranttische bis zum Berliner Ensemble, vor dem Bertolt Brecht, der nach dem Zweiten Weltkrieg lange am BE wirkte, in Bronze sinniert – eventuell darüber, weshalb ausgerechnet hinter ihm mit »yoo Berlin« eine der teuersten Luxusimmobilien Berlins hingestellt wurde. Schauspieler überqueren den Hof auf dem Weg zur Kantine, Neugierige mögen ihnen für eine Pause in ungewohnter Gesellschaft dorthin folgen.

Szene

Links geht es die Friedrichstraße hinunter. Der Friedrichstadtpalast rechts hat mit modernen Shows wieder an glanzvolle Zeiten angeknüpft. Am Oranienburger Tor beginnt mit der Oranienburger Straße ein Viertel, dass schneller als andere seine Individualität, seine Nutzer und damit seine Gaststätten und sein Flair gewechselt hat und sich von der Hochburg der Alternativszene zur Sanierungs-, dann zur Touristenmeile entwickelt hat und nun wieder ändert. Die Bürgersteige sind zu Gastterrassen umfunktioniert.

© Dumont Bildarchiv/Sabine Lubenow

Noch kurz Sonne tanken, bevor es in die Alte Nationalgalerie geht.

Jüdisches Berlin

Die Neue Synagoge mit ihren goldenen Kuppeln ist das Zentrum der jüdischen Gemeinde in Berlin. Über die Krausnickstraße mit kleinen Kellerläden erreicht man das efeuüberwucherte St. Hedwigs-Krankenhaus. Kurz bevor die Große Hamburger Straße wieder auf die Oranienburger mündet, ist der erste jüdische Friedhof Berlins wieder zu erkennen. Wer sich nach links wendet, kann dann gleich wieder rechts in die Sophienstraße einbiegen, die man zum Stadtjubiläum 1987 mit nostalgisch beschrifteten Läden herausgeputzt hat. Haus Nr. 21 ist tagsüber ganz unauffällig und lockt abends mit bunten Lichtern in die Sophie-Gips-Höfe mit dem idyllisch gelegenen Café »Barcomi’s Deli«.

Weltkultur

Ganz unauffällig gibt sich auch, weil auf diesem Weg von der Rückseite, der Eingang zu den Hackeschen Höfen, der abends abgeschlossen wird. Jeder Hof ist ganz individuell gestaltet – den Ampelmann-Laden gibt es hier, Trippen mit extravaganten Schuhen, viel Mode – der schönste Hof mit Kino und Varieté Chamäleon kommt nun zuletzt. Durch den S-Bahnhof Hackescher Markt geht es geradeaus zur Brücke – rechts lagern Fußmüde im Monbijoupark oder ein Stückchen die Spree hoch in der Strandbar Mitte –, wo oft hervorragende russische Musiker auf das Weltkulturerbe einstimmen: Mit der Alten Nationalgalerie beginnt die Museumsinsel. Davor das Alte Museum, geradeaus geht es zum Neuen Museum, zum Pergamonmuseum – die beiden Polizisten bewachen die Wohnung der Bundeskanzlerin – und zum Bodemuseum, vor dem man man im Sommer So ab 18 Uhr Konzerten lauschen kann. An der nächsten Ecke ist die Friedrichstraße wieder erreicht.

Durch Den Westen Berlins

Start und Ziel: Bahnhof Zoo

Dauer: 2 – 3 Stunden

Tour 3

Der Westen ist Ihr Ziel? Sie wollen ein bisschen shoppen und zwischendurch in gemütlichen Kneipen entspannen? Und Sie wollen die Gedächtniskirche, das Wahrzeichen Westberlins sehen? Dann ist diese Tour die richtige für Sie.

Die Kant-straße hinab

Vom Bahnhof Zoologischer Garten, geht es ein Stück die Joachimstaler Straße hinauf und dann rechts es in die Kantstraße. Links unter der Bahnunterführung sieht man ins Neue Kranzler-Eck mit seinen Läden, rechts kündigt das Theater des Westens mit seiner Neorenaissancefassade Musicals an, gleich daneben im Quasimodo unter dem Delphi-Kino treten nach wie vor Jazzlegenden auf. Links in der Fasanenstraße steht das Jüdische Gemeindehaus mit dem Portal der alten Synagoge. Der Weg führt auf der Kantstraße an der einst legendären Paris-Bar vorbei, im Stilwerk auf der anderen Straßenseite kann man sich teuer einrichten, und dann ist man schon am Savignyplatz. Von der Kantstraße durchschnitten, gehört er doch zu den schönsten und weltläufigen Plätzen des Westens, bis zum Mauerfall Treffpunkt der Künstler und Flaneure, dann etwas vergessen und heute wieder urbaner Mittelpunkt mit einer bemerkenswerten Kunstbuchhandlung unter den S-Bahn-Bögen und gut besuchten Restaurants. Im »Zwiebelfisch« können die Nächte immer noch lang werden. An den S-Bahn-Bögen entlang führt eine schmale Passage mit kleinen Läden zur Bleibtreustraße, der vielleicht lebendigsten der Seitenstraßen, und unter der S-Bahn durch geht es jetzt zum Kurfürstendamm. Gleich links liegt mit dem »Zillemarkt« ein Restaurant, das jeden Gast in vergangene Zeiten versetzt.

Den Kurfürstendamm hinauf

Zwischen Knesebeck und Uhlandstraße verschwinden die Boulevard-Theater in den ersten Stock eines Neubaus. In Vitrinen auf den breiten Gehwegen weisen extravagante Schuhe, elegante Hüte, ausladender Schmuck und feines Porzellan auf nahe liegende Läden hin. Rechts in der Fasanenstraße locken Literaturhaus und Wintergarten, ein zauberhafter Kaffeegarten neben dem Käthe-Kollwitz-Museum und gegenüber elegante und teure Läden. Links vor der Kreuzung mit der Joachimstaler erinnern die rotweißen Markisen an das Café Kranzler, das nur noch eine Etage ist, und dann ragt schon das neue so genannte Zoofenster in den Himmel.

Neues am Zoo

Wie empört die Berliner waren – aber nur kurze Zeit –, als sie merkten, dass dieser Neubau die Ruine der Gedächtniskirche überragen würde. Der Zoo-Palast ist nach gründlicher Renovierung endlich wieder Festspielkino und schließt an glanzvolle Zeiten an. Bikini Berlin heißt der andere Neubau, von dessen Erdgeschoss man aufs Affengehege im Zoo blicken und im Winter auf der Dachterrasse Schlittschuh laufen kann. Die Gedächtniskirche ist noch da, die Ruine und auch der Eiermann-Bau mit dem wunderbaren blauen Glas von 1961. Um den Weltkugelbrunnen (»Wasserklops«) versammeln sich Maler, Tagträumer und Tagediebe – nicht vergessen, der bevölkerte Ku’damm ist auch die Festmeile der Langfinger! Wer Lust hat, sieht sich noch im nahen KaDeWe um, vielleicht sogar in der Feinschmeckeretage. Wer noch keine Currywurst probiert hat, bekommt sie am Wittenbergplatz in »Witty’s Bioland-Imbiss« aus Biofleisch mit handgeschnittenen und mit Meersalz gewürzten Pommes frites.

Hohe Politik Und Hohe Häuser

Start und Ziel: Großer Stern

Dauer: 4 – 5 Stunden

Tour 4

Berlin auf den Spuren der Politik. Diese Tour führt Sie zur Bundeskanzlerin und zum Bundespräsidenten. Aber auch durch Berlins Manhattan und den größten Park der Stadt.

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Ins Diplomaten-viertel

Frisch vergoldet glänzt die wieder zu Recht Goldelse genannte Viktoria auf der Siegessäule am Großen Stern. Der Spaziergang beginnt auf der Fasanerieallee im Park nach Südwesten, vorbei an den Denkmälern zu Wisent- und Eberjagd und Hasenhetze, alle von 1904. An der Kreuzung Großer Weg geht es nach links, auch wenn der schöne Biergarten am Neuen See geradeaus lockt. Mit der Klingelhöfer ist eine viel befahrene Straße zu überwinden. Ein Blick zurück auf die nahe Kreuzung fällt auf das grüne Band der Nordischen Botschaften und auf die CDU-Parteizentrale. Der Weg über die Parkseite der Tiergartenstraße passiert unter Bäumen die Architekturgalerie der Botschaften, in die sich auch die weiße Landesvertretung Baden-Württembergs geschummelt hat. Jede der rechten Seitenstraßen zeichnet sich durch Stille, Abgeschiedenheit und die Architektur fremder Länder aus.

Hohe Kultur

Von der Stauffenbergstraße mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums über die Sigismundstraße kommt man zu Stülers St. Matthäuskirche. Das Kulturforum, an dem sich Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett, Kunstgewerbemuseum, Philharmonie und Musikinstrumentenmuseum aneinanderreihen – die Neue Nationalgalerie, für einige Jahre geschlossen, liegt an der Straße, die Staatsbilbiothek gegenüber – harrt seit Jahren der Umgestaltung. Zu unwirtlich wirkt diese Insel der Kunst. Zur Pause lockt den, der kein Museum besuchen will, eher der Potsdamer Platz. Den ersten Stock der Potsdamer Platz Arkaden suchen viele aus einem einzigen Grund auf und der heißt »Caffè e Gelato«. Mit etwas Glück ist ein Platz frei, aber man kann das Eis schließlich auch mitnehmen. Im Kollhoff-Tower mit den goldenen Zinnen trägt der schnellste Fahrstuhl Europas Besucher in Sekunden zum Panoramapunkt.

Kunst im Tiergarten

Danach geht es durch das Sony-Center wieder Richtung Tiergarten und östlich der Tunneleinfahrt ins Grüne. Nicht nur, dass der Park hier noch ein bisschen verwildert aussieht, mit fünf riesigen Steinen aus fünf Kontinenten hat sich der Bildhauer Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld gegen jeden Spott seinen Traum »Global Stone« mitten in Berlin erfüllt. Kurz ist der Weg – oder noch Trampelpfad – zum Holocaust-Mahnmal und zum Brandenburger Tor.

Hohe Politik

Mit dem Gang zum Reichstagsgebäude beginnt die letzte Etappe zum Bundeskanzleramt und zum Spreeufer. Wer eine Pause auf der Kaffeeterrasse vom Haus der Kulturen der Welt einlegt, plant, die Schiffe vor Augen, vielleicht schon eine Brückenfahrt. Gleich dahinter geht ein Weg nach links zur John-Foster-Dulles-Allee, das weiße Schloss Bellevue immer im Blick. Über den Spreeweg oder parallel durchs Grün kommt man zum Großen Stern..

Mörderisches Berlin

Start und Ziel: vom U-Bahnhof Moritzplatz zum Ostbahnhof

Dauer: 2 Stunden

Tour 5

Erst 2010 wurde am Potsdamer Platz eine illustre Pokerrunde ausgeraubt, im KaDeWe verschwanden Juwelen. Kriminelle wirken überall. Dieser Spaziergang spürt spektakulären Fällen früherer Zeiten zwischen Kreuzberg und Friedrichshain nach.

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Zurück in die Vergangenheit

Ein merkwürdiger Ort, der Moritzplatz: ein großes kahles Rondell. Selbst Berliner zweifeln, ob er denn nun im Osten oder im Westen lag. Alle acht U-Bahnausgänge führten in den Westen, von einigen konnte man die Mauer sehen. Der Platz war bis 1920 Zentrum der Luisenstadt; im Zweiten Weltkrieg wurden fast alle Gebäude zerstört. Immerhin: Heute haben hier die Prinzessinnengärten, urbanes Gärtnern stadtfein gemacht und im »Planet Modular« im Aufbauhaus finden Kreativarbeiter ihr Paradies.

Aufruhr

In der Oranienstraße 64 kam es im Juli 1863 zu einer dreitägigen Straßenschlacht mit der Polizei, an der sich um die 10 000 Anwohner beteiligten. Anlass war die Kündigung für Gastwirt Schulze, weil der in seiner Wirtschaft den Kachelofen durch einen eisernen Ofen ersetzt hatte. Das Stadtgericht gab dem Vermieter Recht, der empörteWirt machte das durch Plakate bekannt, sein Umsatz stieg wie die solidarische Wut der Gäste, die die Wohnung des Vermieters zerstörten. Berittene Polizei griff ein. Schaulustige kamen zu Fuß und mit Pferdeomnibussen, Schlägereien und Verwüstungen rissen nicht ab und verebbten erst, als der Polizeipräsident mit Waffengewalt drohte. Von 426 Verhafteten wurden schließlich 109 wegen Tumults, Sachbeschädigung und Widerstands verurteilt.

Mord

Durch Prinzen- und Ritter- erreicht man die Bergfriedstraße 13, wo 1988 einer der ersten Auftragsmorde der Bundesrepublik stattfand: Für 8000 DM hatte der Mörder, 1987 aus dem Osten gekommen und hoch verschuldet, Ex-Freundin und Kind des Chefs einer Gerüstbaufirma mit 42 Messerstichen getötet. Über Ritterstraße, Segitz- und Erkelenzdamm geht es dann zur Reichenberger Straße, die zum Kottbusser Tor führt. Hier ist Kreuzberg ganz türkisch, die Polizeiwagendichte verrät, dass man die Dealer im Blick hat. Das hässliche Gebäude, das als Neues Kreuzberger Zentrum die Straße überspannt, riegelt die Dresdner Straße ab. Man muss den zehnstöckigen Betonklotz nach links unterqueren, an Möbel-Olfe vorbei, einer angesagten Bar, die mal Möbelladen war. Der Mord, der 1887 im Haus Nr. 8 verübt wurde, war aus juristischer Sicht bedeutend, weil zum ersten Mal in Berlin ein Mörder nur aufgrund von Indizien verurteilt wurde: Beim Durchblättern einer Zeitung zeigte er sich enttäuscht, weil, wie er der Zeitungsfrau sagte, noch nichts vom Mord im Blatt stand – die Leiche des Opfers war aber noch gar nicht gefunden.

Noch mehr Mord

Am Ende des Oranienplatzes, wo »Kuchen-Kaiser« eine gute Adresse für alle Tageszeiten ist, zwischen Legien- und Leuschnerdamm, ist der Luisenstädtische Kanal nach dem Mauerfall wieder zur Grünfläche geworden, die sich bis zum Engelbecken hinzieht. Der Weg führt zur Schillingbrücke über die Spree nach Friedrichshain. Am linken nördlichen Ufer gab es eine Volksbadeanstalt, die zu Nazi-Zeiten, nach einem für seine Brutalität bekannten Sturmführer der SA benannt wurde und »Horst-Wessel-Bad« hieß. Das »Radialsystem« im alten Pumpenhaus gehört heute zu den besten Kulturadressen der Stadt. In den Lagerhäusern am Südufer war »entartete Kunst« eingelagert. In Päckchen, fachgerecht zerkleinert, ließ hier zu Beginn des vorigen Jahrhunderts Fleischer Carl Friedrich Wilhelm Grossmann seine Opfer im Fluss verschwinden. Er gilt als Serienmörder, dem der Tod von ca. 100 verschwundene Mädchen zur Last gelegt wurden, wurde. Bei seiner Festnahme im Jahre 1921 gestand er allerdings nur drei Morde.

Schwer kriminell

Zur selben Zeit galt Friedrichshain als Chicago Berlins. In der Gegend um den damals Schlesischen Bahnhof – heute Ostbahnhof – waren Straßenraub und Körperverletzung Alltag und organisierte Banden machten nicht nur der Polizei das Leben schwer. Das ist lange her, heute wird im »Berghain« getanzt, und die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs hat dazu geführt, dass der Ostbahnhof nun geradezu Kleinstadtflair hat.

Kontrastprogramm

Natur und Gärten

Wer genug hat vom Lärm der Stadt, sollte einen Ausflug in die äußeren Stadtbezirke unternehmen. Es bieten sich an: im Westen durch den Grunewald an den Wannsee, was sich gut mit einem Besuch der Pfaueninsel und von Schloss Glienicke kombinieren lässt; im Osten eine Fahrt über Alt-Köpenick an den Müggelsee. Wem gestaltete Natur gefällt: der Park von Schloss Charlottenburg und der Botanische Garten lassen das Herz aufgehen.

Lübars

Ländliches Idyll verspricht ein Ausflug ins das letzte noch nahezu vollständig erhaltene Dorf Berlins: Lübars (S-Bahn: Waidmannslust /S 1, dann Bus 222). Sein Mittelpunkt ist der Dorfanger mit einem strohgedeckten Kossätenhaus (Kossäten waren ostelbische Halbbauern) und dem »Alten Dorfkrug«. Dieser oder die Schänke der Familienfarm in der Fasanerie sind gerade recht zur Einkehr.

S

Sehenswertes

Magisch, aufregend, einfach schön

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© Peter Rigaud/laif