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Übersichtskarte Gardasee

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Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment am Gardasee möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: die Notte d’Incanto, die Zaubernacht von Desenzano, wenn Tausende von schwimmenden Lämpchen und Kerzen ins Wasser gesetzt werden und den See zum Glitzern bringen. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Ein-drücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außer-gewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Pro-gramm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Ein schwarzes Surfsegel aus dem legendären Point-7-Store in Torbole

2.

Gemaltes Brot von Sabine Frank aus Villa di Gargnano, auf vor Jahrzehnten beschriftetem Papier

3.

Millefoglie, ein Hauch von Blätterteiggebäck: aus der Pasticcheria Bologna in der Via Garibaldi in Mori

4.

Grüne Glasstückchen von den Kieselstränden: längst matt und rund geschliffen als Lago-Deko

5.

Segeltuch als Grundlage für eine Hand- oder Sporttasche: ein echtes Unikat von Kevlove in Gargnano-Bogliaco

6.

Nobles, handgeschöpftes Papier aus dem Papiermuseum von Toscolano

7.

Mein bunter Schuh: ausgewählt aus einem unend-lichen Farbspektrum bei Sembini in Sandrà, Via Garibaldi 37 in Peschiera.

8.

Gutes Gardasee-Olivenöl für 12-15 € pro Liter: Am besten direkt aus einer Frantoio, einer Ölmühle

9.

Michelangelos David oder die barbusige Venus für den Garten zu Hause: aus Stein, groß, sehr gut imitiert, von Lonardi aus Peschiera-Mandella

10.

Der schönste Ort der Welt: die Punta San Vigilio bei Garda, ein wunderbares Bild zum sich Zurückträumen ...

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Typisch:

Dafür fährt man an den Gardasee > > >

6 x Erstaunliches:

Hätten Sie das gewusst? > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekomen sind > > >

6 x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht dran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

© Dumont Bildarchiv/Michael Riehle

D

Das ist...

... der Gardasee

Die fünf großen Themen rund um den »schönsten Ort der Welt«. Lassen Sie sich inspirieren!

© Thilo Weimar

Schönheit Braucht Zeit

Der Himmel leuchtet mit dem blauen See um die Wette, allmählich verschwinden die Uferorte im Sommerdunst, leicht spritzt die Gischt über die Reling . Der Dampfer hat im Norden abgelegt, wo der See schmal und von steilen Bergen umgeben ist wie ein Fjord. Je weiter es nach Süden geht, werden die Berge niedriger und schließlich gibt sich der See breit und flach, fast wie ein Meer. Wie ist das entstanden?

© Udo Bernhart

RIVA im Norden liegt häufig schon ab vier Uhr nachmittags im Schatten, weil die Sonne dann nicht mehr über den Cima d’Oro und seine Nebengipfel blinzeln kann. Das schöne Castello von Malcesine wirkt mit dem mächtigen Monte-Baldo-Massiv im Rücken wie eine Spielzeugburg. Hinter dem kleinen Campione ragen die Steilwände 400 m senkrecht in die Höhe. Unten im Süden? Ab Gardone an der Westküste und ab Garda im Osten ebbt alles ab. Die Bergwelt hat ein Ende. Nur noch ein paar Hügel gibt’s zu sehen.

Ansonsten gilt im häufig auftretenden Sommerdunst: Kein Ort, nirgends, weil von der Seemitte kein Meter vom flachen Ufer mehr zu erahnen ist.

Der Gletscher ist schuld

Die Form des Gardasees gleicht einem Gummihammer, mit dem man früher die Heringe für den Zeltaufbau in die Erde getrieben hat. Es waren insgesamt fünf Eiszeiten, die den Lago derart modelliert haben. Schönheit braucht eben seine Zeit. Im Großen und Ganzen reden wir von zwei Millionen Jahren, wobei die letzte dieser fünf Eiszeiten vor rund 20 000 Jahren den letzten Schliff gegeben hat, und zwar durch den Würmgletscher. Bei Malcesine war er noch 1000 m hoch, bei Garda, gerade mal gut 25 km weiter südlich, hatte er schon die Hälfte davon verloren. Die gewaltigen Wassermassen, die aus ihm strömten, transportierten Unmengen an Geröll. Das meiste blieb am Gletscherende als »Moräne« einfach liegen und formte die heutigen Hügel im südlichen Hinterland. Schließlich schmolz der Gletscher zwischen den Bergmassiven, und der Lago war in seiner ganzen Pracht vollendet.

Das ist gerade 15 000 Jahre her, in der Geologie höchstens ein Wimpernschlag. Denn eigentlich angefangen hat alles vor ungefähr 60 Millionen Jahren, als die Kontinentalplatten von Europa und Afrika kollidierten. Die Kruste wurde gestaucht und die Gebirgsbildung begann: die Geburtsstunde der Alpen.

So schön kann Geologie sein

Natürlich soll eine Bootspartie auf dem See nicht zur geologischen Expedition ausarten. Aber lassen Sie sich von den wunderschönen Panoramen nicht nur überwältigen, schauen Sie ein bisschen genauer hin: So schön kann Geologie sein! Die fünf Inseln, die allesamt sehr nahe am Ufer liegen, sind natürlich nichts anderes als aus dem Wasser herausragende Landmassen. Schön zu sehen an der Isola San Biagio zwischen San Felice und Manerba: Hat der See viel Wasser, etwa im Frühjahr nach der Schneeschmelze, muss man ein Boot benutzen, um auf die Insel zu kommen. Ist Niedrigwasser, etwa in den regenarmen Hochsommermonaten, kann man auf die Insel waten und sieht die »Schleifspuren« des Gletschers.

Wer weitere markante Hinterlassenschaften der Eiszeit en detail sehen möchte, fährt von Torbole hinauf nach Nago. Auf mittlerer Höhe sind die Marmitte dei Giganti ausgeschildert, die »Gletschermühlen«, die der Gletscher bei der Vorwärtsbewegung aus dem Fels gemahlen hat. Weiter westlich, bei Arco, die Marocche: als wäre es ein Stück Afrika. So weit das Auge reicht nur massive Felsbrocken, eine außergewöhnliche Trümmerlandschaft, die der Gletscher auf seinem Rückzug geformt hat.

Sail Away!

Wind im Haar und ein Glas Prosecco in der Hand, rund um die »Siora Veronica« nur das Wasser des Gardasees. Die alte Dame, gebaut 1926, sticht als aufregende Alternative zum Dampfer bei gutem Wind mit zwei große Masten und vier mächtigen Segeln in den See: in der Saison beinahe täglich ab Malcesine. Die schönste Tagestour führt zur Isola del Garda, vom dörflichen Hafen zur adeligen Grandezza auf der Insel der Cavazza-Familie einerseits und geografisch vom schmalen Ober- zum bauchigen Untersee andererseits. Alle Infos unter www.sioraveronica.com/de

© Thilo Weimar

Eine rüstige alte Dame: die »Siora Veronica«

Bestes ItalIeniSches Kino

Es ist heiß, sehr heiß. Es ist der 15. August. Ferragosto, gefühlt Italiens wichtigster Feiertag. Eigentlich »nur« Mariä Himmelfahrt, aber neben Weihnachten der wichtigste Familienfeiertag in Italien. Und alle dürfen mitmachen: Die Ferragosto-Familie am Strand lädt gerne auf ein Gläschen ein. Klappt es mit der Kommunikation, gehört man nachmittags fast schon dazu ...

Stand up Paddling Historisch >>>

In vielen Orten vor allem am südlichen See sieht man im Frühjahr und im Frühsommer an windstillen Abenden, wenn der See glatt wie ein Babypopo ist, schmale Boote, gerudert von vier Männern im Stehen. Stand Up Paddling? Nein, die Teams trainieren für den Palio delle Bisse, den historischen Ruderwettkampf, der ab Juni in mehreren Rennen ausgetragen wird und Anfang August mit dem Finale der Sieger seinen Höhepunkt erreicht.

MIT Traditionen ist das oftmals so eine Sache. Sie verkommt zuweilen zur bloßen Folklore, bei der Touristen unter sich bleiben und die Einheimischen nur noch ans Geschäft denken. Am Gardasee ist das anders: Auch wenn im Zentrum des Geschehens die Ortsansässigen stehen, sind Touristen gern gesehene Gäste.

Ferragosto am Strand

Ferragosto gilt in Italien als der heißeste Tag, Höhe- und Wendepunkt des Sommers. Er ist der perfekte Strandtag und bestens geeignet, um zu erleben, wie eine italienische Familie funktioniert. Denn alle kommen, vom Opa bis zur Enkelin. Klapptische und -stühle werden schon morgens in Position gebracht, der Grill aufgebaut, egal ob der angelnde Papa in der Sommerhitze was fängt, denn Mama hat auf jeden Fall vorgesorgt. Die riesige Kühltasche unterm Sonnenschirm gibt quasi stündlich etwas her. Schöner ist italienisches Familienleben nicht einmal im Kino.

Überhaupt Ferragosto: In Desenzano feiern sie dann die Zaubernacht. Wer gerade in Garda weilt, darf sich an einer venezianischen Tradition jenseits von Campingstuhl und Badehose erfreuen: Il Palio delle Contrade, eine Regatta, wird mit Paraden, Fahnenschwenkern und Feuerwerk gefeiert. Wenn il Palio den Einheimischen nicht so wichtig wäre, könnte man fast meinen, eine Folklore-Show zu erleben.

Gleiches gilt für die Lega Bisse. Bisse sind Kanus, die im Stehen gerudert werden – eine Reminiszenz an Venedig. Die Bandiera del Lago zu gewinnen, ist immer noch eine große Ehre. Die Regatten werden von Juni bis August ausgetragen. Das Team Garda ist übrigens mit acht Titeln Rekordsieger.

Feuerwerk und Carbonara

Zwei Wochen nach Ferragosto neigt sich der Sommer langsam dem Ende entgegen. Riva sieht dann, am letzten August-Samstag, la Notte di Fiaba, die Märchennacht. Alle tragen Kostüme, um eine Legende zu feiern, in der es um die Schönheit des Himmels, der Berge und des Wassers geht. Theatervorstellungen, Konzerte und Begehungen mit kostümierten Führern, natürlich Musik und Spiele runden ein Wochenende ab, das am Samstagnacht mit einem sehenswerten Feuerwerk über der Bucht von Riva sein Finale hat.

Traditionen haben oft auch viel mit Ernte und Danksagung zu tun. Seit 1929, immer Anfang Oktober, feiert Bardolino das Trauben- und Weinfest Festa dell’Uva e del Vino. Auch wenn in den letzten Jahren bald 100 000 Besucher kamen – es bleibt ein Fest der Weinbauern und Einheimischen. Im Zentrum steht natürlich die Verkostung der jungen Bardolino Classico und Bardolino Chiaretto an der Strandpromenade. Aber es kosten eben auch die Bauern und besuchen sich: Complimenti, hört man alle paar Meter, wenn der Kollege beim Freund und Konkurrenten ein Schlückchen nimmt und sich mit ihm über das Ergebnis freut.

Noch einheimischer wird es beim Neujahrsschwimmen >>> im Januar, wenn sich die Unerschrockenen in den eiskalten See stürzen, und an Ostern in Brenzone bei der Raccolta delle Olive. Die Olivenernte gehört rund um den See zu den großen Ereignissen, und viele Dörfer feiern im November, am Ende der Ernte, ihr Fest dazu. Die jungen, noch trüben Öle werden stolz präsentiert und können verkostet, aber auch schon gekauft werden. Touristen sind – klar, es ist November – deutlich in der Minderheit. Auch am Kirchplatz von Malcesine, wo mit dem jungen Olivenöl auch die Carbonera gekocht wird, die es nur noch an solchen Feiertagen gibt: Gerührt von starken Männern, denn die Polenta mit Käse muss in den mächtigen Kupferkesseln erst mal richtig sämig werden …

© Dumont Bildarchiv/Jochen Müssig

Still ruht der See. Beste Trainingsbedingungen für die Ruderer der Lega Bisse.

Warum Nicht mal im Winter?

Ein paar Tage Winterfrische am Lago können richtig gut tun. In den wenigen geöffneten Trattorie essen Einheimische, oft auch die Top-Köche der Restaurants, die nur in der Sommersaison offen haben. Es gibt keine Speisekarte, weil der Chef ansagt, was er heute Leckeres hat. Der See macht Urlaub. Trotzdem ist was los.

© Dumont Bildarchiv/Jochen Müssig

Ostern!

Ein wunderschöner sonniger Frühlingstag in Campo, einem Dorf, das nur noch fünf Einwohner, aber am Ostermontag immer seinen großen Auftritt hat: mit Andacht in der kleinen Kapelle und Spaghetti con le Sarde, Vino und ausgelassener Stimmung. Die Nudeln werden in Kesseln über dem offenen Feuer gekocht, die Kuchen zum Nachtisch sind hausgemacht. Alles ist kostenfrei. Nur eine kleine Spende wird gern gesehen. Und man denkt nach: Ist der Lago vielleicht auch mal im Winter was, wenn Ostern schon so schön ist? (Brenzone >>>)

© Dumont Bildarchiv/Michael Riehle

Heute wie damals eine mehr als stilvolle Unterkunft: das »Grand Hotel Fasano« in Gardone Riviera

ES ist Winter. Der See erholt sich von Sonnencreme und Bikinis, Motorbooten, den Surfern und Kitern. Und auch von den Urlaubern. Doch plötzlich macht es platsch! Nochmal! Und nochmal ... Insgesamt springen an diesem Neujahrsnachmittag 38 Mutige beim Neujahrsschwimmen in Brenzone in den sieben Grad kalten Gardasee. »Eine wunderbare Tradition«, sagt Anna Brighenti, deren »Hotel Brenzone« schon seit 1911, als eine der ersten Herbergen am Ostufer, am heutigen Anleger Brenzone steht, wo die Neujahrsschwimmer in den Lago hüpfen. »Im Winter haben wir zu«, sagt Anna. »Es kommen einfach zu wenig Leute«. Und so machen Anna und ihr Sohn Pietro wie der See Urlaub.

Am Anfang war der Winter

Der Gardasee ist natürlich ein Sommerziel. Aber angefangen mit dem Tourismus am Lago hat alles im Winter, als die Highsociety klirrender heimischer Kälte auswich und den milden Gardasee-Temperaturen den Vorzug gab. »In den Anfängen des Gardasee-Tourismus sah das alles anders aus«, weiß Oliver Mayr vom »Grand Hotel Fasano« in Gardone Riviera. Das Hotel wurde 1888 gebaut, großzügig und elegant, in 1-A-Lage direkt am See, mit Wasserturm für fließendes Wasser in den Zimmern. »Die zahlungskräftige Kundschaft dafür war ja da«, sagt Oliver und nennt König Faruk von Ägypten, Kaiser Wilhelm II. und die österreichische Kaiserin Elisabeth. Wo einst König Georg von Sachsen im Liegestuhl lag oder Literaturnobelpreisträger Paul Heyse sein Gedicht »Letzter Wille«, eine Ode an den Gardasee, schrieb, entwickelte sich erstmals Tourismus. 1909 entstand das Casino für die mittlerweile zahlreichen Wintergäste, die sich bis zum Ersten Weltkrieg in Gardone einfanden. Den Seesüden eroberten auch Mailands vornehme Familien, die den Luxus von Gardone schätzten und in Sirmione die Heilquellen der Römer wieder entdeckten. »Ein Trauerspiel, dass sich um die Spielbank-Lizenz nach dem Zweiten Weltkrieg keiner mehr gekümmert hat«, sagt Oliver Mayr. »So etwas fehlt uns, um auch heutzutage wieder einen stabilen Winterbetrieb anbieten zu können.«

Ebenfalls um 1900 wurde sogar das Nordufer, im Jahresmittel deutlich kühler, als winterlicher Fluchtort entdeckt. Der österreichische Erzherzog Albert verlegte bereits 1872 seine Winterresidenz nach Arco. Und als Thronfolger Franz Ferdinand 1896 in Riva ins »Lido Palace« einzog, hatte es mehr als hundert Zimmer. Heute sind es 42. Es war die mondänste Zeit, als K.u.k.-Monarchie und die Highsociety der Literatur wie Ibsen, Kafka, Rilke, Nietzsche, D. H. Lawrence oder Thomas Mann den Norden um Riva bevölkerten. Heinrich Mann kam sogar 20-mal zu Besuch.

Der etwas andere Urlaub

Heutzutage ist der Winter-Wonder-Lago zwar weitgehend verwaist. Eigentlich schade und eine große Chance für alle, die mal den etwas anderen Lago-Urlaub machen wollen. Vielleicht springt man sogar mit in den See zu Neujahr, nachdem man vormittags noch am Monte Baldo beim Skilaufen war, oder man schaut einfach zu, wie der See Urlaub macht und sich erholt von Sonnencreme, Surfern und Bikinis. Und wem das dann doch zu frisch ist: An Ostern ist es schon etwas wärmer ...

Wie Bei Mama

Spinat-Gnocchi in Salbeibutter, weißes Kaninchenragout, Hecht in Sardellensoße, Polenta mit geschmolzenem Käse. So sieht sie aus, die Speisekarte der »Cucina tipica« des Gardasees jenseits von Pizza prosciutto und Spaghetti carbonara.

NICHT einmal hohe kirchliche Würdenträger konnten sich angeblich beherrschen, wenn Spinat-Gnocchi in Salbei-Butter auf den Tisch kamen: Sie würgten, sprich schaufelten ein Stück nach dem anderen in sich hinein, bis die Kutte spannte. Schon hatte dieses typischste Gericht des nördlichen Gardasees seinen Namen weg: Strangolapreti, die Priesterwürger.

Aber auf nicht allzu vielen Speisekarten rund um den See werden Sie die Priesterwürger finden, auch wenn viele Restaurants mit »Cucina tipica« werben. Streng genommen gibt es nur einige wenige echte lokale Gerichte.

Frühmorgens in Cassone

Der See, besonders der Nordteil, war lange Zeit abgeschottet. Viele Orte waren bis zum Bau der Uferstraße Mitte der 1920er-Jahre nur per Boot oder äußerst beschwerlich zu Fuß über die Berge zu erreichen. Also bereiteten die Menschen zu, was sie hatten. Forellen, Blaufelchen und Sardinen aus dem See, Kaninchen, Käse von den wenigen Milchkühen. Und natürlich Limonen und Olivenöl.

Heute sind fast alle Speisekarten am See »gleichgeschaltet«. Die überall angebotene Gardasee-Forelle kann bei rund fünf Mio. Besuchern jährlich unmöglich immer eine echte sein. Die Mehrzahl stammt aus Zuchten im Trentino oder dem Tal der Sarca. Wer mal einen der letzten Berufsfischer erleben möchte, geht werktags so gegen sieben Uhr an den kleinen Hafen von Cassone. Dort kaufen die Einheimischen ihren Fisch frisch vom Boot für einen Euro pro Stück, nicht geputzt, nicht ausgenommen. Die meisten anderen der etwa 20 übrig gebliebenen Berufsfischer liefern ihren Fisch häufig direkt an wenige Restaurants.

Nach den Strangolapreti ist die zweite Spezialität des Trentino die Carne Salada, am besten con Fagioli, also Salzfleisch mit braunen Bohnen. Basis ist eine Rinderkeule, die in Meersalz, Rotwein und Kräutern eingelegt im Römertopf an einem kühlen Ort 30 Tage lang ruht. Der Klassiker am West- und Ostufer ist Bigoli con le Sarde, dicke, hausgemachte Spaghetti mit Sardinen, Olivenöl und Petersilie. Ebenfalls typisch: Pasta con Ragu di Coniglio, Kaninchenragout. Leider fast nur noch in Privathaushalten und nur zu Festtagen – und am besten im Kupferkessel gekocht! – wird die Carbonera serviert: Polenta mit geschmolzenem Käse. So selten, aber soo lecker!

Tief Durchatmen und Geniessen

Da bleibt einem schon mal die Luft weg, wenn man im »Miralago« in Pieve di Tremosine sein Mittagessen einnimmt, das ja in Italien manchmal genauso lange dauern kann wie das Abendessen. Die Terrasse ist wie ein Wintergarten frei schwebend über dem Abgrund gebaut, und beim famosen Rundumblick vergisst man schnell mal die gute Pasta auf seinem Teller. Spektakulärer kann man am Gardasee nicht speisen! (Pieve >>>)

© Jochen Müssig

Vom See direkt in den Kochtopf. Und wer Fisch nicht mag: Pasta con Ragu di Coniglio ist eine leckere Alternative.

Sonntags ist Spiedo-Tag

Der Süden war schon immer zugänglicher. Typisch sind Luccio in Salsa, Hecht in Soße, wobei die Soße aus in Olivenöl gebratenen Sardinen, verfeinert mit Kapern und Zwiebeln, gemacht wird. Und natürlich der Spiedo alla Bresciano, der riesige Fleisch-Kartoffel-Spieß, am offenen Feuer gegrillt. Richtig gute gibt’s übrigens nur sonntags! An anderen Tagen besser die Finger davon lassen.

Man sieht, die Regionen am Gardasee sind nicht nur politisch in drei Provinzen aufgeteilt, sondern auch kulinarisch. Und jede Provinz kocht tatsächlich ihr eigenes Süppchen ... Die wirklichen traditionellen lokalen Gerichte, die echte Cucina tipica, muss man suchen. Eine Hilfe zum Auffinden geben die Tipps bei den einzelnen Ortschaften in diesem Reiseführer.

Auf den Balkon Gekommen

Der Mythos lebt! Schon über 400 Jahre lang rührt die berühmteste Liebesgeschichte der Welt romantische Seelen. Sie kleben ihre Herzensgrüße an den oder die Liebste(n) hoffnungsfroh an die Casa di Giulietta und stören sich nicht daran, dass der berühmte Balkon eigentlich gar keiner ist. Machen Sie sich auf zu einem Spaziergang durch Verona mit einer echten Julia! Oder schreiben Sie ihr ...

DIE Fremdenführerin deutet auf eine Büste an der Portini de la Bra: »Er ist für all das verantwortlich.« William Shakespeare (1564 – 1616) schrieb mit »Romeo und Julia« die berühmteste Liebesgeschichte der Welt. »Sie war so möglich, sie ist glaubhaft, aber sie ist nicht bewiesen«, erzählt sie und reicht eine süße Verführung: Baci di Giulietta aus Marzipan und Zuckerguss.

Es gab sie wirklich

Shakespeare hat die Geschichte der großen Liebe zwar nicht erfunden, aber berühmt gemacht mit »An Excellent Conceited Tragedie Of Romeo And Juliet«, 1597 veröffentlicht. Schon zuvor hatten Masuccio Salernitano im »Novellino« (1476), Matteo Bandello (1485 bis 1561) und Luigi da Porto (1485 – 1529) den Stoff bearbeitet. William Painter übersetzte ihn ins Englische und Arthur Brooke lieferte mit »The Tragicall Historye of Romeus and Juliet« (1582) die Vorlage für Shakespeare.

Historisch gesichert ist, dass die verfeindeten Familien Montecchi und Capuleti zu Beginn des 14. Jh.s in Verona lebten. Die Montecchis, Romeos Familie, waren Anhänger der Kaiserpartei der Ghibellini, während Julias Familie Capuleti zu den päpstlichen Guelfi neigten. Die tragische Liebesgeschichte steht also symbolisch für den Machtkampf zwischen Klerus und Adel: Schaut man sich in Verona um, stehen die Kirchen deutlich im Schatten der weltlichen Paläste, Türme und Burgen, allen voran das mächtige Castelvecchio. Es ist ungefähr genauso alt wie die wahre Geschichte von Romeo und Julia, die sich um 1300 zugetragen haben soll.

Wo ist Romeo?

Umschlungen von einem Herzen steht im Gang zur Casa di Giulietta an der Wand »Nana und Dieter« oder »Gloria e Enrico« – Liebesschwüre als Graffiti. Pärchen küssen sich an historischer Stelle und suchen Liebesglück – nicht etwa den Liebestod. Ein paar Schritte weiter, im Hof des Palazzo Capuleti, steht eine Bronzestatue von Julia. Die rechte Brust ist glatt poliert. Beinahe jeder Besucher grapscht sie ungeniert an. Denn wer das tut, dem wird die Liebe ewig hold bleiben.

Und der Balkon? Ist gar keiner! Das Capuleti-Haus hatte ursprünglich keinen Balkon. Den hat Shakespeare ja nur erfunden. Julias Balkon von heute ist – wie unromantisch – ein Sarkophag, den der damalige Leiter der Veroneser Museen erst 1935 anbringen ließ.

Im Haus des Romeo kann man auf einer Tafel lesen: »Romeo: Ach, ich verlor mich selbst; ich bin nicht Romeo. Der ist nicht hier: er ist – ich weiß nicht wo.« Dem jugendlichen Romeo und der 14-jährigen Julia waren nur vier Tage Leidenschaft vergönnt, doch in ihren Herzen war die Liebe eine ewige – die vielleicht aber nur deshalb so wahr und absolut ist, weil sie sich im Alltag nicht bewähren musste … Egal! Alle lieben diese Geschichte. Darauf ein Glas Wein, natürlich Julia-Wein von der Cantina di Giulietta, ein einfacher Valpolicella rosso, den es im Julia-Haus zu kaufen gibt.

Meet Julia!

Sie heißt Manuela und ist eine echte Julia. Man kann ihr schreiben. Man kann mit ihr spazierengehen. Manuela Uber ist eine der Julias, die beinahe täglich mindestens einen Brief beantworten, der an die Julia aus Shakespeares Tragödie geschrieben wurde (Adresse »Julia, Verona, Italia« reicht!). 7000 Briefe kommen jedes Jahr an. 14 ehrenamtliche Julias antworten. Doch nur Manuela ist lizenzierte Stadtführerin und lädt auch zu Julia-Stadtführungen auf Englisch ein (www.lamiaverona.com; 54 € pro Stunde).

T

Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie die besten Seiten des Gardasees kennen.

© Dumont Bildarchiv/Michael Riehle

Unterwegs am Gardasee

Trubel oder Ruhe?

Auf dem Lungolago bummeln, Leute gucken, Eis essen und in Schaufenster spähen? Oder lieber himmlische Ruhe und die herrliche Bergnatur direkt vor der Nase? Tagsüber übers Wasser brettern, am Strand liegen und abends auf einer Terrasse am Seeufer relaxen oder auf den Spuren der Römer, Skaliger, Venezianer und Österreicher die Geschichte der Gegend erkunden? Zunächst ist zu klären, wo am Seeufer sich die wichtigsten Ziele am besten erreichen lassen. Acht von ihnen liegen am Ostufer, am nördlichen Teil des Ostufers erstreckt sich der majestätische Monte Baldo, im Süden um den Bauch des Sees prägen große Oliven- und Weinanbaugebiete das Bild. Das venezianische Ostufer ist etwas stärker vom Tourismus geprägt als das lombardische Westufer. Wer mehr die Ruhe sucht, schlägt sein Quartier eher oberhalb des Westufers, am Monte Baldo oder an den kleineren Seen auf. Und an der Trentiner Nordspitze fühlen sich besonders Wanderer, Kletterer und Surfer wohl.

Badeurlauber, die das Panorama nicht sonderlich interessiert, zieht es in den Süden, speziell wenn sie mit Wohnwagen oder Campingausrüstung unterwegs sind. Im Hochsommer ist zu bedenken, dass die Wasserqualität in der fjordartigen Nordhälfte spürbar besser ist als im flachen Süden. Fast überall ist Wassersport in vielen Disziplinen möglich, wenngleich der Norden als Mekka der Surfer und Segler eindeutig die Nase vorn hat. Gleiches gilt für Kletterfreaks und Mountainbiker. Unerschrockene Radler investieren viel Energie in die Bewältigung der zahlreichen Serpentinen und anspruchsvollen Steigungen im Norden, Osten und Westen des Sees, während man im Süden auch gemütlich durch das freundliche Hügelland der Weinregionen hinter Bardolino und Manerba rollen kann.

Auch Städte- und Kulturtouristen sind im Süden gut aufgehoben: Verona, Mantua und Brescia, selbst Venedig und Mailand sind von dort lohnende Tagesausflugsziele.

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Gardesana Orientale

Start und Ziel: Torbole – Peschiera – Torbole | Länge: 143 km

Tour 1

Gerade der Gardasee verkörpert besonders entlang der Gardesana Orientale ein Stück Italien, als dieses Land für die Deutschen noch ein Traum war und nicht ein Reiseziel wie viele andere. Da saßen die deutschen Fräulein romantisch am Ufer bei strahlender Sonne und wurden besungen von einem lebhaften Italiener mit schwarzem Haar und Ringel-T-Shirt. Das Leben war heiter und unbeschwert, kein Wölkchen trübte den Himmel.

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Auf der Gardesana Orientale

So ein Tag ist heute: Es geht die Gardesana Orientale entlang, von Torbole im Norden bis Peschiera im Süden. Sie führt durch hübsche Ortschaften, an zahlreichen Kiesstränden vorbei und gewährt herrliche Ausblicke auf den See und die Berglandschaft. In den Sommermonaten rollt allerdings der gesamte Urlaubsverkehr über die Gardesana. Auch wenn irgendwo Markt ist, dauert es immer etwas länger.

Von Torbole nach Malcesine

Die Fahrt beginnt in Torbole im Norden des Gardasees, dem Sehnsuchtsort der Windsurfer. Etwa 200 m oberhalb des Hafenstädtchens liegt der Ortseil Nago. Hier fühlen sich Wanderer restlos wohl, besonders wegen der zahlreichen Wege zum Monte Baldo. Motorisiert geht es nun durch Tunnel und Galerien Richtung Malcesine. Wenige Hundert Meter vor dem ersten Tunnel versenkte James Bond in »007 – Ein Quantum Trost« seinen Aston Martin 50 Meter tief im See. Zu schnell gefahren bedeutete in diesem Fall nicht weniger als 160 000 Euro Sachschaden.

Schon von Weitem beeindruckt die Skaligerburg von Malcesine: Sie thront geradezu trutzig auf einem Felsvorsprung über der malerischen Altstadt. Dahinter steigen steil die grünen Hänge des Monte Baldo auf. Wer nicht zu Fuß hinauf will, besteigt die Seilbahn, die Funivia, in Malcesine. Der Blick aus der sich während der Fahrt um 360 Grad drehenden Kabine ist einfach überwältigend.

Von Malcesine nach Torri

Hinter Malcesine führt die Gardesana durch die lang gezogene Gemeinde Brenzone, die aus sage und schreibe 16 Dörfern besteht. Die Hafenorte werden von der Durchgangsstraße zerschnitten, die verwinkelten Altstadtkerne und die kleinen Hafenbecken haben aber nichts an Charme verloren. Lohnenswert ist eine gut halbstündige Wanderung von Marniga di Brenzone ins fast verlassene Campo di Brenzone 200 m über dem See. Der Ort ist seit dem 11. Jh. bewohnt, doch heute leben nur noch fünf Einwohner in dem verwunschenen Ort. Danach kann man in Marniga im Ristorante Belvedere günstig und sehr gut zu Mittag essen. Dort werden noch typische Gerichte wie Kaninchen, aber auch eine leckere Pizza serviert.

Etwa in der Mitte des Ostufers liegt Torri del Benaco. Nach einem Bummel durch die kopfsteingepflasterte Altstadt empfiehlt sich ein Besuch des Skaligerkastells mit Museum. Angeschlossen ist eines der letzten Zitronengewächshäuser am Gardasee, in dem noch Früchte gedeihen.

Von Torri nach Bardolino

Die Weiterfahrt führt zum »schönsten Ort der Welt«, zur Punta San Vigilio, einer Landzunge mit Hafen, Kirchlein und einer wunderbaren Atmosphäre. Wer sich erfrischen möchte: Die Baia delle Sirene nebenan bietet einen herrlichen, allerdings gebührenpflichtigen Kiesstrand. Garda, 2 km weiter, schmiegt sich in eine lang gezogene Bucht. Die Vegetation ist hier besonders üppig, Zypressen wechseln mit Pinien, Zedern, Oleander und Olivenbäumen. Südlich von Garda wird die Küste flacher und der See breiter. Der Urlaubsort Bardolino ist ein idealer Ausgangspunkt, um den gleichnamigen Rotwein in einer der vielen Kellereien zu verkosten.

Von Bardolino nach Peschiera

Fast zusammengewachsen mit Bardolino ist Lazise. Es wird umschlossen von einer alten Stadtmauer mit Wehrtürmen und drei Toren aus dem 14. Jahrhundert. Die Altstadtgassen öffnen sich überraschend zu großen und kleinen Plätzen, am Wasser verläuft eine großzügige Uferpromenade. Zwischen Lazise und Peschiera liegen die bekanntesten Freizeitparks der Region: CanevaWorld, Italiens größter Badepark, der Parco Natura Viva mit Safaripark und das berühmte Gardaland, eine Art italienisches Disneyland. Aus Peschieras Glanzzeiten sind noch die sehenswerten Reste mächtiger Mauern und Bastionen erhalten.

Schnelle Rückfahrt

Wer die Gardesana nicht mehr zurückfahren möchte, nimmt ab Peschiera zunächst 3 km lang die SS 11 Richtung Verona und biegt dann hinter Castelnuovo del Garda nach Norden auf die Schnellstraße SS 450 ab, die bei Affi auf die gebührenpflichtige Autobahn A 22 Richtung Trento führt. Bei Rovereto Sud zweigt die SS 240 ab, die durch Mori und Nago zurück nach Torbole führt.

6x Typisch

Dafür fährt man an den Gardasee

1. Aperol? Hugo?

Die Luft noch warm, aber die Sonne sagt ciao! Der Kellner kommt. Also: Spritz, auch Sprizz oder Veneziano, mit Weißwein (besser: Prosecco), Mineralwasser und Aperol? Oder lieber den Hugo mit Prosecco, Mineralwasser und Minze?

2. Gute Alte Zeit >>>

Sie lebt auf den Dampfern »Zanardelli« von 1903 und »Italia« von 1908 weiter. Schaufelräder, innen Messing und Holz, aus dem Schlot kommt – ökologisch nicht ganz korrekt – dichter Rauch.

3. Ich bin der Kapitän >>>

Selbst Bootfahren ohne Führerschein? Sogar mit 40 PS? Am Gardasee geht das. Nach kurzer Einweisung heißt es »Leinen los«, und derjenige, der am Steuer und Gashebel steht, ist der Kapitän.

4. Schmetterlinge >>>

An einem Septembertag ist der See auf einmal voll mit weißen und bunten Segeln, als flatterten Hunderte von Schmetterlingen übers Wasser. Dann wissen alle: Die Centomiglia hat begonnen.

5. Das Cabrio-Feeling >>>

Das Dach geöffnet, die Sonnenbrille aufgesetzt, ein Tüchlein um den Hals und los geht’s. Fahrspaß pur! Die schönste Cabrio-Tour dürfte die auf der Gardesana Occidentale sein.

6. Liebeszeichen >>>

In Valeggio sul Mincio band Nymphe Silvia ein Seidentüchlein zum Liebesknoten für ihren Malco. Genau so formen die Frauen von Valeggio ihren Nudelteig, gefüllt mit köstlicher Einlage. Man nennt sie – Tortellini.

© Dumont Bildarchiv/Michael Riehle

Im Westen zu Sechs Seen

Start und Ziel: Riva – Lago d’ Idro, Gardone – RivaLänge: ca. 160 km

Tour 2

Einmal Tunnelblick, dann Balkonaussicht und immer wieder grandiose Seeansichten: Entlang der Limonenriviera, dem Westufer des Gardasees, gibt es nur wenig Raum. Vielerorts fallen die Steilwände geradewegs in den See. Nur die Gardesana, einer ihrer mehr als 70 Tunnel oder so manches liebenswerte Örtchen haben zwischen Himmel und Wasser ein Plätzchen gefunden. Wasser satt: Diese Route führt außerdem durch das westliche Hinterland des Gardasees an noch fünf weiteren Seen vorbei.

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Früh aufstehen!

Für diese Tour sollte man am besten früh aufbrechen, denn erstens führt sie über zahlreiche deutlich entschleunigende Serpentinen und zweitens bietet sie unterwegs so viele Möglichkeiten, großartige Ausblicke zu genießen, dass man auch bei rechtzeitigem Start voraussichtlich erst am Abend zurückkommt.

Von Riva zum Lago d’ Idro

Am schmalen Nordende des Gardasees liegt Riva am Fuß des 1521 m hohen, schroffen Monte Rocchetta. Ein erster lohnender Ausflug führt von Riva auf der SS 421 Richtung Norden nach Varone. In einer engen Schlucht stürzt der berühmte Wasserfall (Cascata) rund 100 m donnernd in die Tiefe.

Weiter nördlich folgen Serpentinen und mehrere hübsche Bergdörfer, bevor der verträumte, grünblaue Lago di Tenno zu einer Badepause verlockt. Aber Achtung, kalt ist er schon, schließlich ist er ein Bergsee. Zurück in Riva, nimmt man am westlichen Ortsausgang den Abzweig zum Lago di Ledro. Die Hauptattraktion an dem in dicht bewaldete Berge eingebetteten See ist das Pfahlbaumuseum in Molina: Wie haben Menschen in einer weit zurückliegenden Vergangenheit hier gelebt? Bleibt man weiterhin auf der SS 240, führt sie an Bezzecca vorbei zum kleinen Lago d’ Ampola. Durch das Naturschutzgebiet führt ein Wanderweg. Nach weiteren 15 km gabelt sich die SS 240 hinter Storo; zum Lago d’ Idro biegt man hier auf die SS 237 nach Süden ab. Nur 5 km weiter hat man die Nordspitze des lang gestreckten Sees erreicht. Er ist bekannt als gutes Segel- und Surfrevier, wer also sein Brett dabei hat ...

Vom Lago d’ Idro zur Riviera

Die Straße führt am Westufer des Lago d’ Idro entlang und durch das Val Sabbia bis Vobarno, danach geht es auf der SS 237 nach Salò, womit man wieder am Gardasee landet. Eine Alternative bietet die kurvenreiche Bergstraße, eine bei Motorradfahrern beliebte Strecke ins Valle di Vestino mit dem abgeschieden gelegenen Lago di Valvestino. Die 1962 fertiggestellte Staumauer mit 283 m Scheitellänge im Süden des fjordartigen, türkis schimmernden Gewässers ist 124 m hoch. Mit dem Baden muss man aber bis zum Gardasee warten, den man beim hübschen Städtchen Gargnano erreicht. Südlich davon erstreckt sich die Riviera Bresciana, die schon im 19. Jh. als Erholungsregion sehr beliebt war. Damals entstanden elegante Ferienorte mit inzwischen altehrwürdigen Hotels und Villen, beispielsweise in Gardone Riviera. Der Ort hat drei Highlights: den gepflegten Botanischen Garten A. Hruska, das skurrile Anwesen des exzentrischen Dichters Gabriele d‘ Annunzio und das feine Grand Hotel Fasano, wo man sich auf der Seeterrasse einen Cappuccino oder ein Glas Prosecco gönnen und sich ein Jahrhundert zurückträumen kann.

Gardesana Occidentale

Nördlich von Gargnano beginnt die berühmte Uferstrecke: In die zum Teil senkrecht in den See stürzenden Felswände wurden ab 1930 Tunnel und Galerien gesprengt – nun öffnen sich an einigen Stellen einmalige Ausblicke. Oftmals gilt aber absolutes Halteverbot, daher haben leider nur die Beifahrer etwas von diesem Panorama.

Doch auch oberhalb der steil aufragenden Felsen verläuft eine schöne Trasse über zwei grüne Hochebenen mit kleinen Dörfern: Tignale und Tremosine. Man kann hier oben die Ruhe genießen oder sich sportlich betätigen. Nicht verpassen sollte man die Wallfahrtskirche Monte Castello. Der Pfarrer dankt jeden Tag in einem Gebet, dass er an einem der schönsten Kirchenplätze Europas arbeiten darf. Er hat recht: Der Ausblick von der Kirche ist einfach umwerfend! Zur Hochebene Tignale zweigt die Straße etwa 5 km nördlich von Gargnano ab (ausgeschildert). Von dort führt eine abenteuerlich kurvige Straße zum nächsten Altiplano nach Tremosine mit dem hübschen, kleinen Hauptort Pieve. Einige Restaurants sind direkt an den Rand des senkrecht abfallenden Felsens gebaut und verschaffen atemberaubende Blicke auf den Gardasee. Man kann aber auch von der Gardesana erst hinter Campione Richtung Tremosine abbiegen.

Von Limone nach Riva

Zurück auf der Gardesana, liegt nun einer der meistbesuchten Urlaubsorte der Westküste vor einem: das hübsche, allerdings häufig überlaufene Limone mit einer Altstadt, die zwischen den See und die schroffen Dosso-dei-Ròveri-Berge geradezu eingeklemmt ist. In der Umgebung erinnern hie und da zum Teil schon verfallene Zitronengewächshäuser an die große Zeit der »Gardasee-Zitrone«. Noch ein letztes Stück auf der Gardesana, dann hat man wieder Riva erreicht.

Eine Straße Für Beifahrer

Die Gardesana gehört zu den berühmtesten Straßen Italiens. Nicht nur ist sie eine absolut meisterhafte Ingenieurleistung, sie bietet auch atemberaubende Blicke auf den Gardasee und die majestätische Bergwelt.

Die berühmte Straße umschließt den See vollständig: Als Gardesana Occidentale verläuft sie am Westufer entlang, die Ostuferstraße nennt sich logischerweise Gardesana Orientale. Im Norden des Sees, wo die Felswände fast senkrecht ins Wasser stürzen, musste der Weg mit Dutzenden von Tunneln und Galerien in den Berg gesprengt werden: Am Westufer auf der 44 km langen Strecke von Riva nach Salò führt die Gardesana Occidentale durch mehr als 70 Tunnel. Wer am Steuer sitzt, muss sich wegen der ständigen Helligkeitsunterschiede zwischen den manchmal unbeleuchteten Tunnelröhren und dem gleißenden Sonnenlicht sehr konzentrieren.

Zentimeterarbeit

Aufregend wird die Fahrt, wenn sich an besonders engen Stellen zwei Lkws oder Wohnmobile begegnen: Dann ist es eine vorsichtige, auch schon mal Staus verursachende Zentimeterarbeit, bis sich die Fahrzeuge aneinander vorbeigeschoben haben.

Noch bis 1931 waren viele Ortschaften am See, wie z. B. Limone, nur per Boot zu erreichen. Dabei war man den heute bei Surfern so beliebten starken Winden ausgesetzt. Zum Bau einer durchgehenden Uferstraße entschied man sich nach dem Ersten Weltkrieg, als der bis dahin zu Österreich gehörende Nordteil des Gardasees an Italien fiel. In früheren Zeiten bildeten die schroffen Felsen in diesem Abschnitt des Sees eine natürliche Grenze. Am Westufer endete die Straße lange Zeit in Salò, 1872 baute man die Strecke nach Norden bis Gargnano aus, wodurch auch dieser Ort für den Tourismus erschlossen wurde. 1929 war die Gardesana Orientale zwischen Torbole und Peschiera fertiggestellt, zwei Jahre später wurde die Strecke am Westufer freigegeben.

Sicherer Neubau

Heute fährt man im Westen auf einer neuen Trasse der Gardesana; die alte mit gefährlichen Kurven und Engpässen verläuft oberhalb der heutigen Straße. Sie wurde für den Motorverkehr gesperrt; mit Mountainbikes ist sie streckenweise noch befahrbar.

Liebliches Mincio-Tal

Start und Ziel: Peschiera – Valeggio, Desenzano – Peschiera Länge: 67 km

Tour 3

Der Ursprung dieser Pasta soll ein Tüchlein aus vergoldeter Seide gewesen sein, das zu einem symbolischen Liebesknoten gebunden war. Ein Zeichen zweier Liebender, die sich nicht lieben durften – ähnlich wie Romeo und Julia im nahen Verona – und sich gemeinsam im Fluss ertränkten. Die Rede ist von Tortellini, der Fluss heißt Mincio.

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Von Peschiera nach Valeggio

Der Mincio, der einzige Abfluss des Gardasees, schlängelt sich von Peschiera nach Süden und mündet schließlich in den Po. Die Landschaft, die er durchfließt, ist von grünen, sanft gewellten Hügeln mit kleinen Ortschaften geprägt.

Die erste Etappe der Rundfahrt führt von Peschiera auf einer Landstraße nach Ponti sul Mincio inmitten eines traditionsreichen Weinanbaugebiets. Auch wenn es wohl noch zu früh am Tag für eine Weinprobe ist, allein der Anblick weckt die freudige Erwartung auf abendliche Genüsse. Wenige Kilometer weiter südlich kann man das Kastell von Monzambano besichtigen: Von oben reicht der Blick über das Mincio-Tal bis zum Gardasee. 4 km weiter südlich folgt der ungewöhnliche Ponte Visconteo aus dem 14. Jh., ein mächtiger, 600 m langer Damm, einst als Staumauer gedacht, über den Mincio bei Valeggio sul Mincio. Am Nordrand von Valeggio empfiehlt sich ein Rundgang im Parco Giardino Sigurtà. Ein Muss: Tortellini probieren in einem der zahlreichen Restaurants des Städtchens – schließlich wurden sie hier erfunden!

Von Valeggio nach San Martino

Über den Ponte Visconteo geht es nun wieder an das Westufer des Mincio und Richtung Castiglione delle Stiviere. Linker Hand geht es über Cavriana, wo im ehemaligen Schloss der Gonzaga, einer einst mächtigen Fürstenfamilie in Mantua, ein kleines Museum zur Archäologie und Regionalgeschichte eingerichtet ist, nach Solferino. In der Nähe fand im Juni 1859 während des italienischen Unabhängigkeitskriegs die berühmt-berüchtigte »Schlacht von Solferino« zwischen österreichischen auf der einen Seite und französischen bzw. italienischen Truppen auf der anderen Seite statt. Das Gemetzel veranlasste den Schweizer Henri Dunant zur Gründung des Roten Kreuzes. An den Krieg erinnert das Museum in Solferino; die Geschichte des Roten Kreuzes ist in einem Museum in Castiglione 7 km westlich von Solferino anschaulich dokumentiert.

Am Gardasee-Südufer

Über die Schnellstraße 567 gelangt man nach Desenzano, das sich u. a. dafür anbietet, die Urlaubs- und sonstige Garderobe um schickes italienisches Outfit zu ergänzen. Gegebenenfalls um etliche Einkaufstüten reicher, folgt man der Straße ca. 5 km in Richtung Osten bis San Martino della Battaglia. Der 65 m hohe Turm von San Martino ragt weithin sichtbar auf. Dann sind es noch 8 km bis Peschiera.

Trentiner Norden

Start und Ziel: Torbole – Lago di Toblino – Torbole | Länge: 87 km

Tour 4

Arcos Burg ist ein echter Hingucker, wie auch – wenngleich ganz anders – die Steinwüste Marocche. Am verträumten Lago di Toblino war Mussolini noch ein harmloser Schreiberling, während Rovereto mit sehenswerter Kunst aufwartet. Fazit: Auch das nördliche Hinterland des Gardasees hat einiges zu bieten.

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Von Torbole zum Lago di Toblino

Die Gegend teilt man sich mit sportlich Ambitionierten. Wanderer, Kletterer und Surfer sind am nördlichen Gardasee und dessen Umgebung in ihrem Element.

In der Surferhochburg Torbole an der Nordspitze des Gardasees geht es los. Die SS 240 führt geradewegs nach Arco. Wer nicht direkt die steilen Felswände hoch will, erklettert die Burg, schaut weit über das Tal der Sarca oder wandelt auf den Spuren des Dichters Rilke. Kurz hinter Dro beginnt die spektakuläre Landschaft Marocche, eine imposante Steinwüste mit haushohen Felsbrocken, Ergebnis von Bergstürzen und Steinlawinen, als ein Gletscher sich zurückzog. Am Ufer des Lago di Cavedine entlang geht es zum Kastell von Toblino auf einer Halbinsel im tiefblauen Lago di Toblino. Es gilt als das romantischste Schloss des Trentino. Wie wäre es mit einer Pause im Schlossrestaurant?

Vom Lago di Toblino nach Rovereto

Die Schnellstraße weiter in Richtung Trient (Trento) mündet in die A 22 bzw. die parallel verlaufende SS 12, die beide nach Rovereto führen. An Geschichte Interessierte besuchen selbstverständlich das Kriegsmuseum im Kastell, das größte dieser Art in Italien. Kunstfreunde wählen vermutlich lieber das Mart, das Museo d’ Arte Moderna e Contemporanea, während Genießer bei Andrea Marzadri im Vorort Nogaredo, nördlich von Rovereto und westlich der Autobahn, eine Grappa-Probe machen. Die SS 240 führt schließlich wieder zurück an den Gardasee nach Torbole.