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Dr. Gottfried Thomas

Kasachstan einmal anders...

Erlebnisse rund um einen SES-Einsatz in Taraz, Süd-Kasachstan, im Sommer 2017


Dieser Reisebericht ist Annette gewidmet, die letztendlich doch nicht mit dabei war - aus verschiedenen Gründen... Dr. Gottfried Thomas


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Inhaltsverzeichnis

Taraz in Kasachstan, Sommer 2017 – Erlebnisse rund um einen SES-Einsatz

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Montag, 14.8. - mal wieder auf Reisen…

Dienstag, 15.8. - zweiter Teil meiner Anreise nach Taraz…

Mittwoch, 16.8. - heute also soll´s „los“ gehen…

Donnerstag, 17.8. - alles nur Pannen – und dann doch wieder gut…

Freitag, 18.8. - und dann war da noch die Stutenmilch, der Kumys…

Samstag, 19.8. - dass man noch so billig essen kann!

Sonntag, 20.8. - so weit die Füße tragen…

Montag, 21.8. - wenn es Nacht wird in Taraz…

Dienstag, 22.8. - mit mehr Kasachisch wäre das nicht passiert…

Mittwoch, 23.8. - Mami sagte immer: „Und lass dich nicht von fremden Männern auf der Straße ansprechen…“

Donnerstag, 24.8. - Beobachtungsposten an den Straßenecken…

Freitag, 25.8. - Ehre, wem Ehre gebührt…

Samstag, 26.8. - Schrott findet man überall auf der Welt…

Sonntag, 27.8. - aller guten Dinge sind drei…

Montag, 28.8. - wenn 5€ Taschengeld plötzlich viel mehr wert sind…

Dienstag, 29.8. - Das eigentliche Seminar geht zu Ende…

Mittwoch, 30.8. - ein „Ausflug in die Berge“…

Donnerstag, 31.8. - eigentlich sollte…

Freitag, 1.9. - Beschbarmak – das kasachische Nationalgericht…

Samstag, 2.9. - die große Show – einfach nur „Schuljahres-Eröffnungsfeier“ an der PH…

Sonntag, 3.9. - „Wanderung“ zum Mashat-Fluss („Машат“)

Montag, 4.9. - doch noch ein voller Arbeitstag!

Dienstag, 5.9. - der lange Arm von Erdoğan …

Mittwoch, 6.9. - über die Dörfer…

Donnerstag, 7.9. - Lenkrad auf der rechten Seite – im Rechtsverkehr…

Freitag, 8.9. - Almaty – „City of the Thousand Colours“…

Samstag, 9.9. - warten (fast) ohne Ende…

Sonntag, 10.9. - „Ende einer Dienstfahrt“ / mit letzten „Erlebnissen“…

 

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Die Flagge von Kasachstan:

 

 

 

Taraz – ganz im Süden von Kasachstan – ziemlich nah an der Grenze zu Kirgisistan:

 

 

 

 

 

 

 

 

… und zur richtigen Einordnung der geografischen Lage von Kasachstan (noch östlicher als Afghanistan und Pakistan!):

 

Montag, 14.8. - mal wieder auf Reisen…

 

„Sehr sportlich“ sagt die Dame am Lufthansa-Schalter zu mir, als ich ihr erzähle, dass ich in Frankfurt nur eine Stunde nach der Ankunft aus Hamburg (am Gate A18) Richtung Kasachstan (am Gate B33) starten will. So spurte ich also gleich nach der Landung am Fraport mit meinem Handgepäck los, gehe zunächst zu Fuß ca. 100 Stufen nach unten in den Tunnel Richtung „B“ (die Warteschlange vor den Fahrstühlen ist einfach zu lang), rase (wie man als „Opa“ kurz vor der ersten Hüft-OP eben noch „rasen“ kann) teils auf den Laufbändern, teils auch daneben, weil sie gerade mal wieder repariert werden, muss dann die knapp 100 Stufen wieder nach oben (langsam fängt es unter den Achseln an zu „dampfen“), und erreiche gerade rechtzeitig mein Gate, als (zunächst Familien mit Kindern sowie die Business-Class) zum Boarding aufgerufen wird. Dann bin ich mit dem Boarding dran und treffe „Familien mit Kindern sowie die Business-Class“ im Bus wieder, der uns irgendwann dann auch quer über das Riesen-Flugfeld des Fraports, von der Dauersonne beschienen und dadurch den Tropen schon sehr nahe, zu unserem Flieger nach Kasachstan bringt. Irgendwann genieße ich aber endlich die Entspannung auf meinem Sitzplatz mit massenhaft Beinfreiheit, denn ich sitze (Reihe 27 im Airbus330-300) direkt hinter den letzten Plätzen der Business-Class, und offensichtlich muss zu meiner „Klasse“ der gebührende Abstand gewahrt bleiben. Schön für mich und die neben mir sitzende, nicht Englisch sprechende russische Omi, die bald in einen Tiefschlaf inklusive Schnarchen verfällt und so manchen Service einfach verpennt…

 

Denn um 15 Uhr, eineinhalb Stunden nach dem Start in Frankfurt, gibt es – nach bestimmt 10 oder mehr Jahren! – auch in der Economy-Class endlich mal wieder etwas Richtiges im Flugzeug zu essen! Jetzt, nach all den Flügen mit Norwegian, AirBerlin oder Condor, kann ich wirklich zwischen einem richtigen Hähnchen-Spinat-Bratkartoffel- und einem Pasta-Menü wählen mit kleinem Salat, einem Laugenbrötchen (na gut, das hab ich als „Sonderration“ von der netten Stewardess zusätzlich bekommen – sonst gibt’s das eigentlich nur in der Business-Class), einem kleinen Camembert, dann noch einem Mandarinen-Kuchen und einer Schweizer Praline zum Nachtisch. Und der kostenlos servierte Rotwein (na gut, eine Gran Reserva aus der Rioja war’s natürlich auch nicht gerade) rundete das Ganze so ab, dass ich danach sehr gut mein Mittagsschläfchen einlegen konnte. Dabei war es eigentlich nicht mehr so richtig „Mittag“: auch nach deutscher Zeit schon halb vier, und nach „Uhrzeit am Zielort“ war’s sogar schon abends halb acht!

 

Apropos „Zielort“: Auf dem Monitor mit den Fluginfos hab ich immer Astana (die Hauptstadt von Kasachstan) vermisst, stattdessen sollte der Flug in „Tselinograd“ enden (schon mal gehört?) – sitze ich vielleicht im falschen Flieger?! Aber irgendwann hab ich mich dann doch erinnert, dass auf meinem Gepäckaufkleber TSE stand, also heißt wohl zumindest der Flughafen in / bei Astana so – das hat mich dann doch beruhigt…

 

Und irgendwann haben wir, entsprechend der Flugrouten-Anzeige auf meinem persönlichen, im Vordersitz eingebauten Monitor, ziemlich genau Warschau, Minsk und Moskau überflogen, die Richtung stimmt also – beruhigt habe ich mich nach dem zweiten Gläschen Wein für das kleine Nickerchen zurück gelehnt, wenn auch nur mit wenig Erfolg…

 

Pünktlich, sogar 10 Minuten früher als geplant, landen wir in Astana. Auch mein Koffer ist da, jemand, der mich zum Hotel bringen soll, dagegen leider nicht. Na gut, das Wort „Taxi“ ist ja ziemlich international verständlich. So fährt mich der ansonsten aber wirklich kein bisschen Englisch sprechende Fahrer leider erst in ein falsches Hotel („Njet Green-Garden-Hotel?“, fragt er mich), aber nach knapp einer Dreiviertelstunde Raserei über die kurz vor Mitternacht nahezu leeren, meist vier- oder sechsspurig schnurgerade verlaufenden Straßen kommen wir dann doch am Kazzhol-Hotel an. 4000 Tenge, also etwa 10€, will er von mir dafür haben – es dürfte wohl keine Probleme geben, dass der SES mir diese Taxifahrt(en) erstatten wird…

Dienstag, 15.8. - zweiter Teil meiner Anreise nach Taraz…

 

Dass der Taxifahrer heute Morgen dann, obwohl er deutlich schneller gefahren ist als jener gestern Abend, insgesamt auf 5000 Tenge bestanden hatte – na ja, was soll´s, auch das sind nur ca. 12,50€…

 

Die Flugabfertigung, der Flug (weitgehend hoch oben über den braunen, trostlosen Ebenen der Kasachischen Unendlichkeit, nur kurz vor der Landung drehte der Pilot – für mein unmaßgebliches Piloten-Gefühl – viel zu spät vor den sich auftürmenden Bergen des nah(end)en Gebirges) und auch die Landung verliefen reibungslos – und dann wurde ich auch schon empfangen: von der Deutschlehrerin N. (die gleichzeitig Leiterin der Internationalen Abteilung der PH ist und die wirklich gut Deutsch spricht) und zwei weiteren Herren – zumindest für einen der beiden musste N., die selbst Englisch versteht, aber so gut wie nicht spricht, nicht übersetzen. Dann wurde ich zum Hotel gebracht – die eigentlich avisierte 2-Zimmer-Wohnung war nun doch nicht verfügbar, dafür bekam ich einen richtigen Kühlschrank in mein Hotel-Zimmer (der nun Tag und Nacht lärmend vor sich hinrattert – ich werde ihn zum Schlafengehen nachts immer wieder ausstellen müssen und bestimmt so manches Mal morgen vergessen, ihn wieder einzuschalten…). Außerdem hatten sie mir Unmengen von Obst hingelegt: blaue und grüne Weintrauben, Äpfel, Pfirsiche und eine – geschätzt – 10kg-Wassermelone sollten wohl für mein leibliches Wohl sorgen – mehr als die Hälfte werde ich morgen wohl wieder in der PH abgeben, damit es nicht schlecht wird.

Zum Abendessen wurde ich von N. und dem Informatik-„Doktor“ abgeholt und in ein Usbekisches Restaurant eingeladen. Neben einer Art Gemüse-Lammfleisch-Suppe (und dem einleitenden Wodka) gab es zu dem leckerem, landestypischen „Lepeschka“-Brot dann als Hauptgericht eine Art Paella, aber mit Pferdefleisch – keine Angst, das schmeckt wirklich lecker, und wenn man bedenkt, dass alle in Kasachstan angebotenen Pferde absolute Bio-Pferde sind, die ihr Leben lang auf den Weiden der hiesigen Berge und Steppen wild getobt haben (teilweise gehören da einem Bauern Tausende solcher Pferde, und sie werden eben nur nach Bedarf gefangen und geschlachtet), dann kann das auch nicht schlimmer sein, als unsere Stall-Gefängnis-Kühe zu essen, oder? Und natürlich ist es auch eine Frage der Kultur und der jeweiligen Gewohnheit(en)…

 

Den ersten Kasachischen Wein hab ich dann abends auf meiner „Bude“ noch zu mir genommen – ein trockener aus dem Jahre 2015, natürlich kein Rioja, aber zum Abspannen am Abend war es ein günstiges Tröpfchen (etwa 2,50€ die Flasche – für die Kasachischen Verhältnisse natürlich schon recht teuer….). Aber nachdem ich heute für die ersten 6 Tage schon mein „Taschengeld“ (5€ am Tag) bekommen hatte, konnte ich mir diesen „Luxus“ dann doch leisten…

 

Mittwoch, 16.8. - heute also soll´s „los“ gehen…

 

Nach einer unruhigen Nacht mit relativ wenig Schlaf (wohl noch zu sehr aufgeregt von all den Reiseeindrücken, dem Klimawechsel, der neuen Umgebung usw.) gab es nun das erste Frühstück im Hotel – und gleich mit einem „Paukenschlag“: Eins der wenigen Sachen, die ich wirklich nicht esse (seit meiner Kindheit, als mir das oft in den Heimen der Erholungsfahrten regelrecht „eingetrichtert“ wurde), gehört der Haferschleim – und ausgerechnet den gab es heute Morgen als erstes. „Nein danke“ habe ich versucht, mit Händen und Füßen deutlich zu machen, und die Köchin (Frau des Hoteliers, dem diese kleine Pension gehört) hat es wohl auch recht schnell verstanden. Zwei Spiegeleier wurden mir dann stattdessen angeboten, die ich zusammen mit jeweils vier Scheiben Käse und Wurst (beides leicht angetrocknet) mit Vergnügen gegessen hatte. Dazu gab es schwarzen Tee und Toastbrot, scheinbar auch schon etwas angetoastet – oder ausgetrocknet?