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Beim nächsten Mann wird alles anders

Eva Heller

Beim

nächsten Mann

wird alles anders

Roman

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Originalausgabe erschienen im Fischer Taschenbuch

Verlag GmbH, Frankfurt a. M., 1987

© 2018 Dieter Prokop

Gesamtgestaltung und Satz: Oliver Schmitt

Cover unter Verwendung einer Illustration von

Eva Heller und eines Fotos von Martin Joppen

Verlag und Druck: tredition GmbH,

Halenreie 40–44, 22359 Hamburg

978-374690970-7 (Paperback)

978-374690971-4 (Hardcover)

978-374690972-1 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

1. Kapitel

Ich wache auf und bin Prinzessin Diana. Neben mir in den champagnerfarbenen Seidenkissen – ist es Charles, mein Ehemann und Erbe des britischen Königreichs? Ja, es ist Charles. Er war schon beim Polo-Training, war leise gegangen, um mich nicht zu wecken, und nun liegt er wieder an meiner Seite, frisch geduscht. Ich glaube, er tut nur so, als ob er schläft. Ich, Prinzessin Diana, fahre mir durch die blonden Locken, sie sind etwas zerzaust, und vermutlich glänzt meine Nase, wie manchmal am Morgen. Um Charles diesen Anblick zu ersparen, halte ich kokett den Rüschenkragen meines Janet-Reger-Nachthemds vor die Nase und frage: »Oh Love, are you sleeping anymore?«

Nein, er hatte nur so getan, weil er dachte, daß ich noch schlafe! Ich sehe Charles, meinen Ehemann und Erben des britischen Königreichs an mit meinen blauen Augen und frage: »Oh Love, please help me – was soll ich zum Frühstück zu mir nehmen? Kaffee oder Schokolade? Und was soll ich heute anziehen, wenn ich im Museum deiner Urgroßeltern die Insekten-Ausstellung eröffne?«

Charles sieht mich an und sagt: »Oh Love, was du tragen wirst, es wird vollkommen sein, weil du vollkommen bist. Zieh doch deine neue rosa Bluse an.« Und dann sagt er: »Please Love, probier mal die neue Kaffeemischung, sie ist aus deiner Lieblingskolonie.«

Ja, Charles löst all meine Probleme! Ich drücke eine Taste der Rufanlage neben unserem Bett.

»Yes, Your Royal Highness?« antwortet die Chef-Kammerzofe.

»Ich werde heute meine neue rosa Bluse tragen.«

»Yes, Your Royal Highness«, antwortet die Chef-Kammerzofe, »You will look beautiful!«

Als ich noch überlegte, wie mein Leben wäre, wenn zum Beispiel ich Prinzessin Diana wäre – also nicht, daß Diana meine Idealfrau wäre, die ist mir zu bürgerlich, also zu etabliert, zu konservativ, viel zu wenig intellektuell; aber Charles, der ist zwar optisch nicht mein Typ, aber der wäre wenigstens ein Mann, der weiß, was er will! dachte ich gerade, als mich ein größerer Gegenstand am Kopf traf. Es wurde dunkel um mich. Die Tür meines Zimmers wurde zugeknallt. Es war mein Bademantel.

Albert hatte ihn auf mein Bett geworfen beziehungsweise auf mich. Vermutlich hatte ich wieder das Verbrechen begangen, meinen Bademantel auf seinen Haken im Bad zu hängen. Du liebe Güte! Wie ich seine Pedanterie verabscheue. Ich hatte mal gelesen, daß Schizophrene derartige Ordnungswahnsysteme haben. Wahrscheinlich leidet Albert unter einer fortgeschrittenen Schizophrenie. Demnächst wird er verlangen, daß ich im Allibertkasten meinen Kamm, die Nagelfeile und die Zahnbürste exakt im Abstand von zwölf Millimeter nebeneinanderlege oder sonst was Wahnsinniges. Seit einem Jahr bereits bewacht er seine persönlichen Zahnpastatuben – weil ich die Tuben nicht ordnungsgemäß aufrolle: es wäre Verschwendung, eine Tube von der Mitte auszuquetschen, so blieben in allen Falten Reste zurück. Er hat mit einem Skalpell eine meiner leeren Tuben aufgeschlitzt und mir zu beweisen versucht, daß in der Tube eine Restmenge sei, mit der man sich mindestens fünfmal die Zähne putzen könne. Ich hab ihm die Restmenge geschenkt. Was er total verdrängt, ist die Tatsache, daß bei ihm jedesmal die fünffache Menge Zahnpasta aus der Tube quillt, eben weil er die Tuben so prall aufrollt. Und das ist die totale Verschwendung. Aber es hat keinen Zweck, mit ihm darüber zu diskutieren.

Ich schmiß den Bademantel vom Bett. Er fiel auf ein Weinglas, das vor dem Bett stand. Das hatte ich leider vergessen. Solange Albert noch in der Wohnung war, konnte ich nicht aufstehen und die Scherben wegräumen, er hätte wieder rumgemeckert, er würde Gläser nicht auf dem Fußboden stehen lassen, ich sei schlampig – die alte Leier. Das Glas war eines von denen, die Albert von seiner hysterischen Mutter geschenkt bekommen hatte. Geschah ihm recht, er hatte schließlich den Bademantel nach mir geworfen. Es war sieben Uhr siebzehn, vor sieben Uhr dreiunddreißig fuhr er nie in die Klinik.

Um sieben Uhr achtunddreißig endlich knallte er die Wohnungstür hinter sich zu. Ich konnte wieder frei atmen. Ich war erschöpft und mußte noch zwei Stunden schlafen.

Dann fand ich im Waschbecken einen Zettel. »Das Waschbekken muß geputzt werden!!!« stand drauf. Ich holte mir einen Filzer von Alberts Schreibtisch. »Gut beobachtet!!!!!!« schrieb ich auf den Zettel dazu und legte ihn zurück ins Waschbecken, nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte. Dabei bemerkte ich zwei Haare im Waschbecken. Albert und ich haben fast dieselbe dunkelbraune Haarfarbe, aber meine Haare sind viel länger als seine. Die beiden Haare waren lang und folglich eindeutig von mir. Ich nahm die Nagelschere, kürzte die Haare auf Alberts Haarlänge und legte sie auf den Zettel drauf, als Garnierung sozusagen. Ha ha ha.

Im Kühlschrank lag noch ein Zettel: »Du schuldest mir DM 10,85!!!« Das war die Frechheit. Ich zählte meine Joghurts – er hatte wieder einen gestohlen! – Natürlich, in der Mülltüte lag ein leerer Becher. Den hatte ich nicht gegessen. Aber ich hatte die Joghurts bezahlt. Ich holte den Joghurtbecher aus der Mülltüte und sammelte darin die Scherben des Weinglases. Sein Weinglas gegen meinen Joghurt: damit waren wir quitt.

Der Ärger machte mich so schlapp, daß ich mit meiner Kaffeetasse zurück ins Bett ging. Es war nicht mehr auszuhalten mit Albert. Seit drei Jahren kannten wir uns, seit zwei Jahren wohnten wir zusammen. Warum eigentlich? Keine Ahnung! Ich jedenfalls konnte mich nicht erinnern, daß ich jemals den Wunsch gehabt hätte, mein Leben an der Seite eines schizophrenen Geizhalses zu verplempern. Er wird stündlich geiziger. Seit einem Jahr ist er Assistenzarzt, und ich dachte, wenn er mal Geld verdient, wird er großzügiger, ha ha, im Gegenteil. Er verdient jetzt viermal soviel Geld, wie ich von meinen Eltern bekomme, aber da er jetzt angeblich nur für die Steuer arbeitet, muß ich als arme Studentin die Joghurts des reichen Arztes bezahlen.

Weihnachten war der Höhepunkt gewesen. Ich hatte das Essen eingekauft: 79 Mark 85 hatte ich insgesamt bezahlt, ich werde es nie vergessen. Aber er hat mir statt 39 Mark 92 lediglich 39 Mark 48 gegeben, weil ich nicht nur eine, sondern zwei kleine Dosen Erbsen gekauft hatte, wir brauchten fürs Weihnachtsessen aber nur eine Dose. Die andere, sagte Albert, würde ich bestimmt irgendwann alleine essen. Also hat er sich an der zweiten Dose Erbsen zu 98 Pfennig nicht beteiligt.

Und diesem Geizhals hatte ich eine phantastische Uhr geschenkt! Ganz in Schwarz, auch das Zifferblatt, nur die Zeiger weiß. 109 Mark hatte ich mir vom Munde abgespart, und da mekkerte er wegen einer Dose Erbsen. Und als Albert dann mit seinem schäbigen Weihnachtsgeschenk ankam – blöde Mokkatassen vom Trödler und ein Blumenübertopf in Kackbraun –, da packte mich die totale Wut. Ich hab die Uhr ins Klo geschmissen und sie vor seinen Augen runtergespült. Jawohl, ha ha. Weg war sie. Schließlich soll man seine Gefühle spontan ausleben.

Albert hat dann die Mokkatassen in die Badewanne geschmissen. Das war wieder typisch. Alles was ich mache, macht er nach. Er ist total reaktiv. Das geht mir auf den Wecker. Nur die Scherben aus der Badewanne raussammeln, das durfte ich natürlich ganz alleine machen.

Es war ein entzückendes Fest gewesen. Ehrlich. Albert brüllte die ganze Zeit herum, ich sei genauso jähzornig wie mein Vater, ich solle mich mal im Spiegel ansehen, ich hätte hysterische Augen und so weiter. Das ganze Haus konnte sein Gebrüll hören.

Die Leute würden mich für geistig behindert halten, wenn ich mir das noch länger bieten ließe. Ich stand auf und beschloß, mein Leben zu ändern. Und zwar sofort. Es war der zweite Mittwoch im Januar, eigentlich hätte ich schon zu Neujahr beschließen sollen, mich endgültig von Albert zu trennen. Aber es war noch nicht zu spät.

Während ich meine rosa Strickstrumpfhosen suchte, schwor ich mir, daß Albert ausziehen muß. Schließlich habe ich zuerst hier gewohnt. Meine Eltern würden bestimmt Verständnis dafür haben, daß ihr einziges Kind unter solchen Bedingungen nicht leben und schon gar nicht studieren konnte. Die paar Mark mehr, die ich nun als alleinstehende Studentin brauchen würde, die mußten sie mir geben! Außerdem, für alle Fälle, hatte ich das Aussteuersparbuch meiner alten Tante Frida selig. Es wäre sicher ganz in ihrem Sinne, wenn ich ihr Erbe verwenden würde, um mich von den Männern unabhängig zu machen! Jawohl. Freilich, meine Eltern durften es nicht erfahren, wenn ich mehr als die Zinsen von meinem Sparbuch abheben würde. Mein Vater würde toben. Mein Vater lebt in dem Wahn, die Aussteuer eines Mädchens sei dazu da, um sich einen Ehemann zu kaufen. Wenn sie einen Kandidaten aufgegabelt hat, dann zeigt sie ihm ihr Aussteuersparbuch, und der Macker darf sich dann überlegen, ob er künftiger Besitzer der Frau beziehungsweise des Aussteuersparbuchs sein will … exakt so stellt es sich mein Vater vor! Wieviel wohl meine Mutter für ihn bezahlt hatte? Ich habe es nicht nötig, mich zu verkaufen. Ich werde niemals heiraten!

Die rosa Strumpfhosen waren unauffindbar. Sicher hatte Albert sie irgendwohin geworfen. Eigentlich hatte ich meine neue rosa Bluse anziehen wollen, weil heute nachmittag das ersten Mal nach den Weihnachtsferien endlich wieder das Seminar bei Gottfried Schachtschnabel war. Aber ohne die rosa Strümpfe war die rosa Bluse unterbewertet. Es war alles Mist. Albert mußte so schnell wie möglich aus meinem Leben verschwinden.

Ich hatte mich entschlossen. Ich schrieb Albert einen Brief.

»Albert!!!

Verschwinde so schnell

wie möglich aus

meinem Leben

+ der Wohnung!!!

Hochachtungsvoll

Deine Constanze Wechselburger.«

Dann strich ich das »Hochachtungsvoll« durch und schrieb drüber: »Mit der Dir gebührenden Hochachtung.« Das war’s. Ich warf den Zettel auf sein Bett. Der heutige Tag war der Beginn meines neuen Lebens.

Der Zettel lag immer noch da, als ich abends von der Akademie zurückkam. Ich las ihn noch mal und strich dann das Wort »Deine« durch – aber so, daß er sehen konnte, daß ich »Deine« gestrichen hatte. Dann beschloß ich, in meine Stammkneipe abzuziehen. Zwar war es eigentlich zu früh, im Café Kaputt läuft vor neun nichts ab, aber ich wollte lieber nicht zu Hause sein, wenn Albert meinen Brief fand.

Fristlos gekündigt hab ich ihm, dachte ich unterwegs.

Ich fühlte mich unheimlich gut.

2. Kapitel

Im Café Kaputt war es erwartungsgemäß ziemlich leer. Von den Leuten, die ich kannte, war niemand da. Kurz nach mir kam eine Frau herein, die ich noch nie hier gesehen hatte. Sie sah sich zögernd um. An der Theke standen drei Typen, die offiziellen Säufer, da kann man sich nicht einfach so dazustellen, schon gar nicht als Frau. An den zwei großen Tischen vorn, an jedem Platz für ein Dutzend Leute oder mehr, da saß niemand. Aber da allein, da fühlt man sich wie auf dem Präsentierteller, und der nächste, der sich an den Tisch setzt, setzt sich garantiert ans Tischende gegenüber, und dann wirkt man noch isolierter. Hinten gibt es vier kleine Tische: An beiden Fenstertischen saß je ein Pärchen, die einen knutschten, die andern langweilten sich. Am Tisch neben mir saß ein ungefähr dreißigjähriger Typ allein, breitbeinig saß er da, aber sympathisches Gesicht, die Frau guckte schnell weg, prüfte die Anzahl der Gläser auf meinem Tisch. Aha, nur eins. Damit war klar, daß sie sich zu mir setzen würde. Alleinstehende Frauen setzen sich immer zu alleinsitzenden Frauen.

»Ist hier noch frei?« sagte sie.

»Ja«, sagte ich.

»Weißt du, ob’s hier was zu essen gibt?«

Mit dem Kinn zeigte ich auf die Tafel hinterm Tresen, auf die der Koch vom Café Kaputt das Tagesessen kritzelt.

»Seltsames Essen hier«, sagte sie.

»Der Koch ist aus Oberbayern.«

»Ach deshalb.«

Nachdem sie die Hälfte ihres oberbayrischen Bohneneintopfs in sich hineingestochert hatte, fühlte sie sich gekräftigt genug, die Konversation wieder zu starten. »Bist du öfter hier?« fragte sie.

»Ja.«

»Ist ganz nett hier.«

»Ja.«

»Lebst du allein?«

»Nein.«

Typisch Frau, dachte ich. Geht eine Frau allein in die Kneipe und sieht dort eine Frau, die allein in die Kneipe geht, halten sich die Weiber gegenseitig für frustrierte, von aller Welt verlassene Existenzen. Da sind sogar die Männer toleranter. Die können sich wenigstens vorstellen, daß ein Mensch auch aus Spaß an der Kneipe in die Kneipe geht. Ich überlegte noch eine entsprechende Antwort, als sie sagte: »Also bist du verheiratet.«

»Nein.«

»Sehr gut«, lobte sie.

Ich sagte nichts mehr. Das Thema paßte mir nicht. Auf ihre Frage, ob ich allein lebe, hätte ich eigentlich mit »Ja« antworten sollen. Diese Kneipentouristin hier war offenbar beziehungsfixiert. Ich aber nicht. Also wechselte ich das Thema so willkürlich wie möglich, um sicher zu sein, daß sie es merken würde.

»Sag mal«, sagte ich, »stimmt es, daß man Kartoffeln nach dem Kochen abdämpft?«

»Natürlich«, sagte sie, »blöde Frage. Hast du noch nie Kartoffeln gekocht?«

»Ich hab schon Kartoffeln gekocht, aber ich hab erst jetzt gelesen, daß man sie abdämpfen soll.«

»Wie alt bist du?«

»Siebenundzwanzig.«

Sie schien nachzudenken, ob eine Frau siebenundzwanzig Jahre alt werden kann, ohne zu wissen, daß man Kartoffeln nach dem Kochen abdämpft. »Man schüttet das Wasser ab und stellt den Topf noch mal für zwei bis drei Minuten auf den Herd. Du mußt dabei die Kartoffeln im Topf hin- und herrütteln«, sagte sie. Dabei legte sie den Kopf auf die Seite.

»Danke für die Information. Wie alt bist du?«

»Wie alt ich bin? Ich bin einunddreißig.«

Auf dreiunddreißig hätte ich sie geschätzt, eher sogar auf vierunddreißig. Sie hatte normalbraune Haare, graubraune Augen, sah nicht schlecht aus, aber nicht besonders. Typ Standard-Studentin, nur älter. Ganz objektiv fand ich, daß sie viel älter wirkte als ich, obwohl auch ich nicht besonders hübsch bin – meine Augen sind zu klein, meine Haut ist zu großporig, aber man rühmt meine schönen Beine und meinen schönen Mund, und Albert bezeichnet meine Schlitzaugen immerhin als Mandelaugen.

Nachdem sie mich wieder erwartungsvoll angesehen hatte und ich wieder nichts gesagt hatte, sagte sie: »Ich wohne erst seit dem 1. Januar hier in der Gegend. Im übrigen bin ich frisch geschieden.«

Aha, jetzt hatte sie ihr Thema auf dem Tisch.

Ihr Tempo war beachtlich. Sie lächelte mich schon wieder aufmunternd an. Ich wußte aber nicht, wie man sich gegenüber Frischgeschiedenen verhält; gratuliert man oder kondoliert man? Schließlich sagte ich: »Frisch geschieden, und das mit einunddreißig.«

»Genau«, sagte sie, »genau drei Jahre waren wir verheiratet.«

»Und warum habt ihr euch scheiden lassen?«

»Du, wir haben festgestellt, daß wir uns auseinandergelebt hatten, und da haben wir uns zusammengesetzt, haben uns ganz sachlich ausgesprochen und sind drauf gekommen, daß es das beste ist, wenn wir uns scheiden lassen – das beste für uns beide.« Sie lächelte froh.

»Einfach so?«

»Na klar, wir sind beide erwachsene Menschen.« Immer noch frohes Lächeln.

Ich hoffte, daß sie nicht merkte, wie ich blaß wurde vor Neid. Warum sind alle anderen Leute erwachsen? Trennen sich nach einem sachlichen Gespräch – ohne Geschrei, ohne Türknallen, ohne Schlägereien, ohne Beleidigungen und ohne auch nur eine Kaffeetasse zu beschädigen. Warum alle andern? Nur nicht Albert und ich? Ich schämte mich für Albert. Der wird nie erwachsen werden. Wenn’s nach mir ginge, könnten wir uns auch in aller Harmonie trennen, wie alle andern Leute auch.

»Wir haben uns in aller Harmonie getrennt, wir sind gute Freunde geblieben«, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken erraten.

Ich mußte das Thema wechseln, um nicht vor Wut auf Albert zu platzen. Ich sah mich um – immer noch keiner meiner Kneipen-Bekannten da, es war heute nichts los. Ich hatte keine andere Wahl. »Und was machst du sonst, wenn du dich nicht gerade scheiden läßt?«.

»Jetzt sitze ich hier und trinke Wein.«

Elende Wichtigtuerei. Die Frischgeschiedene schien heiteres Beruferaten zu wünschen. »Vielleicht bist du ein berühmter Hollywood-Star, und es war bereits deine vierte Scheidung?«

Sie lachte geschmeichelt, glaubte tatsächlich, daß ich sie für eine so tolle Frau hielt. »Nein«, sagte sie, »eine Ehe reicht fürs Leben.«

»Ich war nie verheiratet«, sagte ich und war froh, das kindische Trennungstheater mit Albert durch rationales Verhalten in andern Bereichen kompensieren zu können.

»Macht nichts«, sagte sie. »Was machst du statt dessen?«

»Ich mache Filme.«

»Ach, du bist Fotolaborantin.«

»Nein, ich mache Filme.«

»Wie?«

»Ich bin auf der Filmakademie. Arbeite gerade an meinem Abschlußfilm.«

»Du machst Filme?«

»Klar.«

Da staunte sie. Für eine Fotolaborantin hielt sie mich. Reizend.

Daß eine Frau nach Höherem, nach Intellektuellerem strebte, das konnte sie sich nicht vorstellen. Wahrscheinlich war sie frischgeschiedene Hausfrau. So sah sie aus.

Sie bestellte sich noch einen Wein und sagte: »Ich bin Psychologin.«

»Ah.« Nun war ich überrascht. Psychologen sind mir etwas unheimlich. Aber andererseits interessiere ich mich sehr stark für Psychologie. Und ich lese auch öfter was Psychologisches. Ich bestellte mir einen weiteren Wein.

»Für meinen Film brauche ich auch viel Psychologie«, sagte ich, »es wird nämlich ein Film über eine Trennung, und da muß ich die psychologischen Dispositionen der Charaktere ganz stark herausarbeiten.«

»Du machst einen Film über eine Ehescheidung?«

»Nicht direkt eine Scheidung. Mehr so eine Trennung …«

»Autobiographisch also.«

»Nicht direkt, es wird eigentlich ein politischer Film.«

»Wie?«

»Vor allem muß ich die herrschenden Verhältnisse kritisch aufzeigen.«

Weil sie mich so verständnislos ansah, mußte ich ihr kurz was von Gottfried Schachtschnabel erzählen. Gottfried Schachtschnabel ist nämlich der Dozent, bei dem ich meinen Abschlußfilm machen werde. – Niemand, wirklich niemand, der Gottfried Schachtschnabel kennt, käme auf die Idee, daß er Gottfried Schachtschnabel heißt. Er hat einen Bart wie Lenin. Nur sieht Gottfried Schachtschnabel viel jünger aus als Lenin. Er ist aber mindestens genauso revolutionär wie Lenin. – Das mußte ich ihr vorab erklären, dann erzählte ich ihr, daß Gottfried Schachtschnabel in seinem Seminar über das Arbeitsthema »Die Relevanz der bürgerlichen Romantik im Hollywood-Ideal« erklärt hat, daß die bürgerlichen Institutionen nur der Stabilisierung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse dienen. Und man müsse sich mal überlegen, was das bedeutet. Außerdem sagt Gottfried Schachtschnabel, daß die »Ewigkeit der Sinnlichkeit« – diesen unglaublich tollen Begriff hat er selbst erfunden – also die »Ewigkeit der Sinnlichkeit«, wie sie die Hollywood-Filme vorgaukeln, das sei der größte romantische Betrug, damit werde dem Volk Sand in die Augen gestreut, natürlich im Interesse der herrschenden Klasse, es gäbe nämlich überhaupt keine »Ewigkeit der Sinnlichkeit«! Und die bürgerliche Abwehr der Pornographie, das sei Ausdruck der verklemmten bürgerlichen Sexualmoral, die im Interesse der herrschenden Klasse aufrechterhalten wird. Ich erzählte ihr dann, was Gottfried Schachtschnabel über den Monopolkapitalismus gesagt hatte und über die kleinbürgerliche Phantasie, aber ich hatte allmählich den Eindruck, daß sie sich nicht besonders für die Analysen von Gottfried Schachtschnabel interessierte.

Plötzlich gähnte sie und fragte: »Lebst du mit deinem Schachtschnabel zusammen?«

Die Frau schien überhaupt nicht zugehört zu haben. Oder sie hatte nichts begriffen. Deshalb bestellte ich den dritten Wein, um ihr auch das mit Albert zu erklären. – Nachdem sie mir von ihrer Scheidung erzählt hatte, mußte ich ja jetzt von mir erzählen – allein deshalb, um mich nicht durch Geheimniskrämerei interessant zu machen. Und Psychologen interessieren sich sowieso brennend für die Probleme anderer Leute.

Also erzählte ich ihr, daß ich mich gerade von Albert getrennt hatte, und daß Albert Arzt ist, Assistenzarzt. Als wir uns vor drei Jahren kennenlernten, war er noch Medizinstudent, ich jobbte und hatte mehr Geld als er, damals waren wir gleichberechtigte Partner, heute ist er der Herr Doktor. Obwohl er seine Doktorarbeit noch gar nicht angefangen hat, titulieren ihn die Patienten trotzdem als Herr Doktor! Überhaupt wird Albert so allmählich zum Halbgottin-Weiß – und ich zu seinem Anhängsel, ich, die Studentin mit den schlechten Berufsaussichten. Albert ist das zwar egal –, er geht davon aus, daß ich mich immer irgendwie selbst finanzieren kann – sonst wäre er sowieso nicht auf mich fixiert, der alte Geizhals. Er sagt immer, daß er meine Selbständigkeit schätzt, und mit Selbständigkeit meint er getrennte Kasse! Ist doch klar. Seine Eltern sind natürlich der Überzeugung, daß ich keine passende Partie für ihren Supersohn bin.

Allerdings schienen auch diese Ausführungen die Psychologin nicht besonders zu interessieren, sie gähnte. Zuerst dachte ich, diese Frau sei wohl eine schlechte Psychologin, aber dann dachte ich, daß ihr Desinteresse mein Fehler war: Ich hatte ihr bisher nur Äußerlichkeiten unserer Beziehung geschildert, aber die psychologischen Ursachen nicht erwähnt. Also lieferte ich die Analyse von Alberts Charakter.

Ich erklärte ihr, daß Albert und ich total unterschiedlich sind. Daß Albert längst nicht so erwachsen ist wie zum Beispiel Gottfried Schachtschnabel. »Albert ist wie ein Kind, aber ohne kindliche Freude«, sagte ich. Diesen sehr treffenden Satz hatte ich mal irgendwo gelesen. Ich sagte ihr auch, daß Albert überzeugt ist, daß er alles bekommen müsse, ohne etwas dafür zu geben, und emotional total blockiert ist er auch. Ich wartete auf das Lob der Psychologin für meine sorgfältige Charakteranalyse.

Sie sagte aber nichts, deshalb vermutete ich, daß ich wohl die frühkindliche Phase von Alberts Entwicklung stärker herausarbeiten müßte – ich lese ja selbst viel Psychologisches und weiß daher, worauf Psychologen Wert legen. »Albert wurde mit Kaiserschnitt entbunden. Es war eine sehr schwere Geburt, sagt seine Mutter.« Das interessierte sie erwartungsgemäß.

»Willst du mir nicht auch erzählen, wieviel er bei der Geburt gewogen hat?« fragte sie.

Das wußte ich aber nicht.

Dann gähnte sie wieder und sagte: »Nicht daß du denkst, du langweilst mich. Es ist schon ziemlich spät.«

»Ich will schon die ganze Zeit gehen«, sagte ich sofort. »Wann bist du denn wieder hier?« fragte ich noch.

»Weiß nicht, wie es sich eben so ergibt.« Sie stand auf, bezahlte am Tresen.

Ich ging noch aufs Klo, als ich wiederkam, war sie weg.

Auf dem Heimweg fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, sie nach ihrem Namen zu fragen. Aber sie hatte mich ja auch nicht gefragt, wie ich heiße. Schade, sie war ganz unterhaltsam gewesen.

Ich machte absichtlich Lärm, als ich zu Hause ankam. Ich knallte meine Schuhe ins Regal und schmiß den Schirmständer um, um Albert zu wecken. Die Tür seines Zimmers war zu. Ich drückte ganz vorsichtig die Klinke herunter, um festzustellen, ob er wieder abgeschlossen hatte. Nein, die Tür war offen. Der Zettel war weg. Albert war auch weg.

3. Kapitel

Morgens war Albert immer noch nicht da. Nachtdienst hat er, dachte ich zuerst. Dann fiel mir ein, daß er doch den Zettel weggenommen hatte. Um acht war ich ins Café Kaputt gegangen, da war der Zettel noch dagewesen … wenn er wirklich Nachtdienst gehabt hätte, dann hätte er nach acht nicht mehr nach Hause kommen können, der Nachtdienst fängt nämlich um sechs an. Eine Sekunde lang dachte ich, Albert ist schon ausgezogen. Das konnte aber nicht sein, Alberts ganzer Krempel war noch da. Sein Sparbuch lag in dem Geheimfach im Kühlschrank. Sein Rasierapparat war auch noch da. Allerdings hat er einen zweiten Rasierapparat im Auto, das wußte ich.

Garantiert hatte er wieder so eine blöde Gurke aufgerissen. Garantiert wieder eine blöde Krankenschwester. Er wollte mich ärgern, das war klar. Aber mir war das völlig egal. Er brauchte sich nicht einzubilden, ich würde mir das gefallen lassen. Selbstverständlich würde ich ihn auch betrügen. Das einzige Problem war: Mit wem? – Spontan fiel mir Gottfried Schachtschnabel ein. Aber der war nicht so leicht zu haben wie Albert. Leider. Trotzdem ist mir völlig egal, was Albert macht, Hauptsache, er zieht bald aus, dachte ich. Und es war mein Ernst.

Ich beschloß, Tag und Nacht an meinem Drehbuch zu schreiben, um nächste Woche mit Gottfried Schachtschnabel darüber zu reden. Es mußte ein ganz tolles Drehbuch werden: Gottfried Schachtschnabel sollte beeindruckt sein von der Schärfe meines analytischen Verstandes.

Sofort setzte ich mich an meinen Schreibtisch und nahm mir vor, so lange nachzudenken, bis ich das ganze Konzept für meinen Film fertig hätte – mindestens theoretisch.

Natürlich könnte ich auch zusammen mit anderen Studenten einen Film machen. Aber in den Teams streiten sich die Leute ständig, wessen Ideen die besten sind, und immer setzen sich die Männer durch, weil die am längsten saufen können, die diskutieren einfach so lange, bis alle Frauen gegangen sind. Und dann entscheiden sie ohne die Frauen, was gemacht wird. Uns lassen sie nur den Filmschnitt machen und unkreativen Kram, dazu habe ich keine Lust. Aber wenn man ein tolles Drehbuch vorlegen konnte, gut ausgearbeitet, dann konnte man Geld bewilligt bekommen, um alleine einen Film zu machen. Und natürlich wollte ich ein eigenes Werk schaffen.

Ich fand ein großes Blatt Papier und schrieb darauf:

Theoretisches Filmkonzept

Dann begann ich nachzudenken. Das Konzept war eigentlich klar: Ich werde einen Film machen, in dem ich die Trennung von Albert aufarbeiten werde. Eine total emotionslose Analyse wird das. Knallhart, sachlich. Aber ein Film, der dennoch betroffen macht. Genau.

Ich müßte natürlich die psychologischen Momente unserer Beziehung ganz subtil herausarbeiten. Und vor allem müßte mein politischer Anspruch deutlich werden. Und die Umwelt-Problematik muß auch rein. – Gottfried Schachtschnabel hat nämlich neulich im Seminar den Film eines Absolventen besprochen, der ihn unheimlich betroffen gemacht hatte. Gottfried Schachtschnabel hatte gesagt, in dem Film würde klar, daß die Umweltzerstörung, das Waldsterben, im Grunde genommen den Untergang des Patriarchats bedeute. »Eine Analyse, wie man sie eigentlich von einer Feministin erhofft hätte«, hatte Gottfried Schachtschnabel gesagt, und dann hatte er mit leiser Stimme hinzugefügt: »Ich weiß nicht, warum so was doch nur von Männern geleistet wird.«

Dieser Film des Absolventen war schon toll gewesen. Man sah als wiederkehrende Sequenz jeweils einen Soldaten, der im Krieg fällt (es waren Soldaten unterschiedlicher Nationen), und dann, als Gegenschnitt, sah man, wie jeweils ein Baum gefällt wird (die Bäume waren auch unterschiedlich). Also diese Symbolik: fallender Soldat – gefällter Baum! Toll!

Warum fällt mir so was nie ein?! Aber bei meinem täglichen Umgang mit Albert ist es kein Wunder, daß ich keines tieferen Gedankens mehr fähig bin.

Ansonsten war der Film eine Art Liebesgeschichte – politisch natürlich. Der Held ist ein Ex-Stadtguerilla, der aufs Land zieht, um die Bauern über den ökologisch-psychologischen Kreislauf der Natur aufzuklären. Die Bauern blicken aber nicht durch und wollen den Ex-Stadtguerilla auch nicht als Führer einer landwirtschaftlichen Revolution auf psychoanalytischer Grundlage akzeptieren.

– Der Film spielte übrigens im Schwarzwald und hieß »Die Wüste meiner Phantasie« – auch sehr symbolisch.

Toll war vor allem, wie subtil der Film die sexuelle Verklemmtheit dieser Bauern herausarbeitete. War auch sehr symbolisch. Man sah einen Bauern, der versuchte, mit verschiedenen Schlüsseln die Tür einer alten Hütte aufzuschließen. »Genial, die Schlüsselszene als Schlüsselszene zu visualisieren«, hatte Gottfried Schachtschnabel gesagt. Der Bauer hatte nämlich den Verdacht, daß seine Frau mit dem Revolutionär in der Hütte war. Stimmte auch. Aber der Bauer bekam die Tür nicht auf, weil der Lover seiner Frau die Tür von innen blockiert hatte. Als der Bauer schließlich gewalttätig wurde und versuchte, das Türschloß mit der Hand herauszureißen, blieb er mit dem Mittelfinger im Schloß stecken. Im Film sah man dann innen in der Hütte den Revolutionär und die Frau des Bauern miteinander bumsen, und als Gegenschnitt sah man den eingeklemmten Finger des Bauern im Türschloß; der Bauer wakkelte dauernd mit dem Finger hin und her, und der Finger schwoll an. Gottfried Schachtschnabel hat ganz laut darüber gelacht, alle andern natürlich auch.

Der Film endete damit, daß die Frau des Bauern mit dem Revolutionär weggeht. Sie verkauft ihren Traktor, er kauft sich von dem Geld einen Jeep; damit will er in der dritten Welt auf Agitations-Tournee gehen. Es wurde natürlich noch deutlich gemacht, daß der Revolutionär richtig erkannt hatte, daß das Konsumdenken das revolutionäre Potential der Schwarzwaldbauern versaut hatte. Am Schluß sah man dann, wie im Schwarzwald alle Bäume umfallen.

Es war echt ein toller Film. Er ist sogar auf den Jungfilmertagen in Passau gezeigt worden und bekam sehr gute Kritiken. Gottfried Schachtschnabel hat die Kritiken ganz stolz herumgezeigt – immerhin ist der Film von seinem Absolventen gemacht worden. Im Alternativen Spontiblatt stand:

»Daß Beziehungsliebe und kapitalistisch-patriarchalische Strukturen sich von den Bedürfnissen her als Tausch von Bereitschaft zur Abwehr von herrschaftsbedrohenden Glücksansprüchen gegen die Garantie psychoanalytischer Stabilität erweisen, und sich in ihrer formalen Vielfalt ebenso unterscheiden wie gleichen, das macht dieser Film erschreckend deutlich.«

Ich hab mir diesen Satz abgeschrieben und über meinen Schreibtisch gehängt, als Ansporn. So einen Film will ich auch machen!

Die Kritik in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Schachtschnabel auch herumgegeben hat, war allerdings nicht so gut. Aber das ist typisch. Die Frankfurter Allgemeine ging überhaupt nicht auf die politische Brisanz des Films ein … die schrieb bloß, wahrhaft erschütternd an diesem Film sei sein intellektuelles Niveau! Und ansonsten meckerte die Frankfurter Allgemeine, daß der Film trotz »detailbesessen ausgeleuchteter Sexszenen« ab sechs Jahren freigegeben worden war.

»Was die bürgerlichen Knechte von der Frankfurter Allgemeinen schreiben, kann uns egal sein«, hatte Gottfried Schachtschnabel gesagt, »deren herrschaftskonformes Getöse kapiert ohnehin kein Angehöriger der Unterschicht, und die wollen wir schließlich mit unseren Filmen erreichen.«

Eine Studentin sagte dann noch, daß es typisch sei, wie dieses Kapitalistenblatt die Interessen der alleinerziehenden Mütter ignoriere, denn wenn der Film nicht ab sechs Jahren freigegeben wäre, dann müßten das nämlich als erste wieder die alleinerziehenden Mütter ausbaden, weil die dann ihre Kinder nicht ins Kino mitnehmen dürften.

»Genau«, sagte Gottfried Schachtschnabel.

Dann haben wir über die Rolle der Frau in diesem Film gesprochen. Mich hatte es eigentlich an dem Film etwas gestört, daß die Frauen – außer um die Männer zu bewundern – überhaupt nie was sagen. Und die Vergewaltigungsszene fand ich auch ziemlich brutal.

Aber da hat Gottfried Schachtschnabel erklärt, daß diese Vergewaltigung abstrakt interpretiert werden müsse, denn damit sei die Vergewaltigung des Waldes gemeint, und er halte diese Umsetzung für eine ausgezeichnete Idee.

Eine andere Frau, die Beate, sagte dann aber, daß sie die Szene sexistisch gefunden hätte, als die Bauersfrau zum Revolutionär sagt: »Was ich an dir am meisten bewundere, ist deine Überzeugungskraft. Du hast gesprochen wie unser Bundeskanzler.« Und der Revolutionär antwortet ihr:»Warte nur, bis du auch meine Zeugungskraft erlebst!« Und dann sagte er: »Was ich an dir am meisten bewundere, sind deine Titten. Du hast die gleichen Titten wie Dolly Dollar.« – Also, die Kommilitonin sagte, sie fände das »tendenziell« sexistisch.

So spontan fand ich das eigentlich auch. Ich hatte nur nichts gesagt, weil ich noch überlegt hatte, ob meine Spontaneität vielleicht unreflektiert war. Gottfried Schachtschnabel hat es Beate dann ganz genau erklärt: Er wies sie darauf hin, daß nach diesem Dialog der Mann plus die Frau gemeinsam lachen und daß damit unmißverständlich deutlich gemacht worden sei, daß der Film Mann plus Frau als natürliche Ergänzung begreife. Und außerdem, erklärte Gottfried Schachtschnabel, unter den Verhältnissen einer emanzipierten Sinnlichkeit, die dieser Film propagiere, sei dies eine offene emotionale Äußerung.

»Man kann nicht einfach die Rollen vertauschen, wie du dir das so denkst«, sagte dann Chlodwig Schnell, der sich ständig so aufspielt, als sei er Assistent von Schachtschnabel, zu Beate, »ein Mann ist schließlich anders gebaut als eine Frau! Vielleicht ist dir das schon mal aufgefallen!«

»Du meinst wohl, ein Mann hat keine Titten!« sagte eine andere Frau mit einer unmöglichen Frisur.

»Ich lehne es ab, auf diesem vulgär-feministischen Niveau weiterzudiskutieren!« hatte Chlodwig Schnell gemeckert. Da haben wir Frauen aber alle gekichert, weil Gottfried Schachtschnabel den Chlodwig einfach ignoriert hat und gefragt hat, ob es sonst noch Probleme gebe, es hatte aber keiner mehr Fragen.

Gottfried Schachtschnabel erklärte uns dann zusammenfassend, daß er das Lachen als solches wahnsinnig wichtig fände, und wer versuche, heutzutage einen politischen Film ohne Humor zu machen, der könne wohl kaum auf die Akzeptanz der arbeitenden Massen hoffen. – Also das finde ich auch. Das muß ich sehr berücksichtigen.

Ich betrachtete wieder meinen Zettel, auf dem »Theoretisches Filmkonzept« stand.

Das, worauf es wirklich ankommt, sind die Themen. Wenn man anspruchsvolle Themen hat, bekommt man automatisch einen anspruchsvollen Film. Die meisten von uns wollen deshalb sogar mehrere anspruchsvolle Themen aufarbeiten. – Harald fiel mir ein. Letztes Jahr hatte ich mich in der Cafeteria manchmal mit Harald unterhalten, der damals schon im siebten Semester war. Harald war ein echter Intellektueller, lange, ganz graue Haare hatte er, und er trug eine Brille mit halben Gläsern. Er saß oft alleine in der Cafeteria, und immer, wenn ich mich irgendwie zufällig an seinen Tisch setzen konnte, freute ich mich. Es schien ihm auch nie unangenehm zu sein. Er war immer sehr freundlich und erzählte mir viel über seinen geplanten Abschlußfilm. Auch bei Schachtschnabel. Harald hatte letzten Sommer eine Liste der Themen seines Filmes ausgearbeitet, und ich konnte nur stumm und zustimmend nicken, nachdem er mir die Liste gezeigt und beiläufig erwähnt hatte, daß auch Schachtschnabel wahnsinnig beeindruckt gewesen sei. Mein lieber Mann, der Harald hatte schwer was auf dem Kasten. Ich habe mir damals die Liste abgeschrieben, als Hilfe für meinen späteren Abschlußfilm. Harald hatte netterweise nichts dagegen gehabt: »Wenn du mich plagiieren willst, reih dich ein in die Leporello-Liste meiner Epigonen«, hatte er gesagt. Er war wirklich ein Intellektueller. Natürlich wollte ich Harald nicht plagiieren, aber im Oktober, kurz nach Beginn dieses Semesters, hat Harald die Akademie verlassen – ohne seinen Abschlußfilm zu machen. Es lohne sich nicht, hatte er gesagt, das Niveau bei uns sei ihm zu seicht, er ginge nach New York oder nach L. A., dort sei sein Platz, nicht hier in der Provinz. Und um das nötige Kleingeld für seine Projekte anzuhäufen, würde er zunächst den Delikatessen-Großhandel seines Vaters übernehmen. Es tat mir zwar leid, daß Harald nicht mehr an der Akademie war, aber für mich war es im Augenblick günstig, denn jetzt konnte ich Haralds Themenkatalog für meinen Film übernehmen. Nur, wo hatte ich dieses Blatt mit den Themen hingeräumt? Ich suchte mindestens eine Dreiviertelstunde.

Endlich fand ich das Blatt in meinem Universalordner, in dem ich alle lebenswichtigen Unterlagen aufbewahre, eingelocht unter »P«. Hinter meiner »Polizeilichen Anmeldung« war es, und ich hatte »Praxisrelevante Themen« groß und rot oben drüber geschrieben – deshalb war es unter »P«. Wie blöde war ich doch im vierten Semester noch gewesen, damals noch hatte ich die Praxis über die Theorie gestellt, in meiner kleinbürgerlichen Naivität!

Ich las den Zettel und war entzückt. Zehn Punkte standen darauf.

Praxisrelevante Themen:

1. Kapitalismus/ Monopolkapitalismus (Kritik)

2. Progressive Bewußtseinswerdung

3. Umweltkatastrophe + Zerstörung der Tierwelt

4. Befreiungskampf von der alltäglichen Prostitution

5. Analyse der bürgerlichen Institutionen

6. Wettrüsten (international)

7. Feminismus (kritische Diskussion!!!)

8. Konsumsklaverei

9. Psychoanalyse

10. Entlarvung der herrschenden Ideologien.

Ja, dies waren auch die Themen meines Films! Mir als Frau traute das keiner zu, aber ja, auch ich als Frau konnte einen anspruchsvollen, politischen Film machen. Ja, ich würde einen Film machen wie ein Mann!

Ich überlegte kurz, ob ich als Frau vielleicht die kritische Diskussion des Feminismus durch eine kritische Diskussion des Chauvinismus ersetzen sollte, aber ich wollte lieber zuerst Gottfried Schachtschnabel fragen, was er dazu meinte – er ist zwar auch ein Mann, aber dank seines nicht-bürgerlichen Bewußtseins absolut objektiv.

Ich übertrug die Liste, wie sie war, auf mein Theoretisches Filmkonzept. Sehr gut.

Aber einen Punkt fügte ich hinzu: »11. Humor«! Nun hatte ich alles beisammen. Ausgezeichnet.

Als nächstes brauchte ich dringend einen Filmtitel. Der Titel ist von immenser Wichtigkeit. Der Titel soll – das hatte Skript-Hoffmann diktiert:

a) Das Thema / die Themen anklingen lassen

b) Auf den Inhalt des Filmes neugierig machen

c) Dem Stil des Filmes entsprechen

Und man soll sich als Kreativitäts-Hilfsmittel zur Findung des Filmtitels anfertigen:

a) Eine Liste der Themen

b) Eine Liste der Handlungsschwerpunkte

c) Eine Liste der Schlüsselsätze des Dialogs

Ich überlegte, daß ich mir die Arbeit mit den Handlungsschwerpunkten und den Schlüsselsätzen ersparen könnte, weil mir das noch unklar ist, und außerdem will ich ja meine Spontaneität nicht einengen. Chaplin hat auch vorher nie gewußt, was er nachher im Film machen würde. Und Chaplin war ein Genie.

Total spontan fielen mir sofort vier Titel ein:

Das politische Tagebuch einer Gleichberechtigten

Meine Liebe zu Dir ist wie der sterbende Wald

Die betonierten Schwingen einer Frau

Der Geliebte der Revolutionärin

Sehr gut. Ich schrieb darüber: Titelvorschläge.

Interessant sei es immer, sagt Skript-Hoffmann, wenn man im Titel auf einen Klassiker anspielt. Nur sollte man den Klassiker dann kennen, sagt Skript-Hoffmann. Ich überlegte … statt Kabale und Liebe – Klassenkampf und Liebe! Das wäre originell. Nur müßte ich dann vorher noch das Stück lesen, und soviel Zeit hab ich auch nicht mehr. Was gibt es denn noch so an Klassikern? Minna von Barnhelm? Das kenne ich, das wäre sehr passend, die hat ja schließlich auch irgendwie getrennt gelebt von ihrem Typen. Die Befreiung der Minna von Barnhelm! Das wäre ein starker Titel! Da ist alles dran. Geradezu fassbinderesk war der Titel. Mit diesem Titel würde ich garantiert eine Besprechung im Spiegel bekommen. Alle Filme, die im Spiegel besprochen werden, haben solche Titel. Ich konnte die Besprechung schon vor mir sehen …

… »Die Befreiung der Minna von Barnhelm«, das Erstlingswerk von Constanze Wechselburger (27), ist ein Film, der betroffen macht. Die attraktive Filmemacherin schildert darin die Loslösung einer Frau von einem emotional blockierten und unheimlich geizigen Arzt. Obgleich der Film auf persönlichen Erfahrungen der dunkelhaarigen Filmemacherin beruht, darf er keineswegs als persönlicher Racheakt mißverstanden werden: Die Stärke des Films beruht auf seiner emotionslosen Objektivität, die sich zudem durch psychoanalytische Fakten legitimiert. ›Die Befreiung der Minna von Barnhelm‹, ein Œuvre der Schachtschnabel-Schule, liefert eine nachgerade schonungslose Analyse der herrschenden Verhältnisse, wie sie in dieser Tragweite noch selten zu sehen war, und verrät meisterliches Einfühlungsvermögen in die Psyche des emotional total blockierten und unheimlich geizigen Arztes …«

Ja, mein Lieber, da wirst du staunen, wenn du das im Spiegel lesen wirst. Ich könnte mich schon jetzt totlachen über das blöde Gesicht von Albert.

Plötzlich hatte ich die Superidee für den Filmanfang. Filmanfang: Albert in einem amerikanischen Straßenkreuzer rast mit Tempo 180 durch den Schwarzwald. Von den Tannen sieht man die Nadeln rieseln. Albert kurbelt das Fenster runter und wirft mit aggressivem Gesichtsausdruck eine Zigarettenkippe in den Wald …

Genauso fange ich an. Das macht gleich sehr viel deutlich.

4. Kapitel

Donnerstag abend kam Albert wieder, exakt nach Dienstschluß.

Als sei nichts geschehen.

»Wo bist du nachts gewesen?«

Es ginge mich nichts an, sagte er. Dann behauptete er, er hätte für einen Kollegen den Nachtdienst übernehmen müssen, ganz überraschend.

Ich sagte ihm, das könne er seiner Großmutter erzählen, aber nicht mir. »Wo warst du?« fragte ich ein zweites Mal, ganz cool.

»Ich war mir eine neue Wohnung suchen.«

»Nachts!«

»Nachts kann man am besten feststellen, ob die Wohnlage ruhig ist.« Er grinste unverschämt.

Er hatte mich schon öfter betrogen, der Hund. Ich ihn aber auch. Schließlich war ich nicht als Jungfrau in die Zweierbeziehung gegangen. Und schließlich liest man überall, daß ein Seitensprung ab und zu jede Partnerschaft belebe. Man kann mir keinen Vorwurf machen.

Aber wenn ein Mann fremdgeht, dann ist das etwas anderes – das hatte ich erst neulich wieder im Goldenen Blatt gelesen. Oder war’s das Grüne Blatt oder die Bunte gewesen? Oder Cosmopolitan oder das Manager-Magazin? Auf jeden Fall hatte ich es beim Frauenarzt im Wartezimmer gelesen. Also, bei Männern ist es etwas anderes, wenn sie fremdgehen, da sind sich alle Psychologen einig. Da zeige ein Seitensprung häufig tiefere psychische Probleme auf, und die Ehefrauen sollten sich deshalb zuerst einmal in die Problematik ihres Mannes hineinversetzen. Ich verlangte also zuerst sofort eine Aussprache von Albert.

»Ich will keine Aussprache, sondern ausziehen«, sagte er.

Mir blieb die Luft weg. Starkes Stück. So ging’s nicht. »Du hast doch immer gesagt, ich sei die Frau deines Lebens!« schrie ich.

»Das war eben mein Irrtum. Du hast gesagt, du hättest mich nie geliebt, du würdest dich emotional nicht an mich gebunden fühlen, ich war angeblich sowieso nur eine Notlösung für dich!« schrie er zurück.

»Und du hast mich an den Haaren gerissen und hast mir vier blutige Striemen ins Gesicht gekratzt! Du bist zu feige, um deine Meinung zu sagen, jedem gibst du recht, immer schön angepaßt, nur wenn du besoffen bist, läßt du deine Aggressionen raus, natürlich an mir, ich kann dir beruflich nicht schaden. Weißt du noch, wie du mir brutal ins Gesicht geschlagen hast und das Blut aus meiner Nase triefte, und du bist einfach mit dem Auto weggefahren …«

»Was hat denn das damit zu tun!« schrie Albert. »Du bist doch mit diesem Totalidioten durch die Gegend gezogen! Hätte ich euch ins Bett begleiten sollen! …«

»Das hätte zu dir gepaßt! Du bist doch sonst so schön angepaßt!« »Du bist doch genauso angepaßt! Weshalb hockst du denn dauernd in Kneipen! Dauernd unterhältst du dich mit anderen, und mich läßt du daneben sitzen, als würdest du mich nicht kennen! Dein Emanzipationsgetue läuft doch nur, weil ich den Alibi-Mann mime!«

»Warum bitte soll ich mich mit dir unterhalten? Du sagst eh nie was. Wie du immer schweigend neben mir hockst, ein einziger Vorwurf, daß ich dich langweile! Hab ich schon mal erwähnt, daß du mich langweilst?«

»Du interessierst dich doch nur für deine Freizeitgestaltung, wenn ich dir mal von meinen beruflichen Problemen zu erzählen wage, dann gähnst du!«

»Du und deine ewigen Probleme! Das einzige, was du mit mir teilen willst, sind deine Probleme! Die gibt’s nämlich gratis. Für alles andere haben wir strikte Gütertrennung!«

»Reg dich ab!« brüllte Albert. »Ich zieh aus!«

»Ich möcht wissen, wann endlich!«

»Du wirst es erfahren! Rechtzeitig!«

In diesem Moment klingelte das Telefon. Ich ging ran. »Huch!«

sagte eine blöde Frauenstimme, »hab ich mich verwählt? Ich wollte den Herrn Doktor sprechen …« Ohne zu antworten knallte ich den Hörer hin. »Eine deiner intelligenten Krankenschwestern vermutlich«, sagte ich so laut zu Albert, daß es die Tante am Telefon garantiert hören konnte.

»Auerbach«, meldete sich Albert, ganz der Herr Doktor. »Ach du bist es«, sagte er. Ich wollte gerade in die Küche, mir was zu trinken holen, als ich Albert sagen hörte: »Woher hast du meine Telefonnummer?«

Das war verdächtig. Ich blieb in Alberts Zimmer.

»Ich hab jetzt keine Zeit«, sagte er zu der Tante am Telefon.

Dann sagte er ein paarmal »ja«, »ja«, »ja«, »ja«, dann »entsetzlich«, und »nicht zu fassen«, dann sagte er wieder »ich hab jetzt keine Zeit«, dann sagte er »red keinen Quatsch«, und »nein, nicht jeder Arzt macht Hausbesuche«, dann sagte er »nimm ein Aspirin« und legte auf, ohne tschüß zu sagen.

Interessant. Interessant. »Wer war das?« fragte ich.

»Kennst du nicht«, Albert grinste unverschämt. Dann sagte er: »Wann kriegst du dich wieder ein, mein Zuckerlämmchen?«

Ha ha. Ich bin nicht eifersüchtig. Hab ich gar nicht nötig. Großmütig verzichtete ich insgeheim sogar darauf, Albert aus Rache ebenfalls zu betrügen. Nicht sofort jedenfalls.

5. Kapitel

Sieglinde Schadler und Wolf-Dietrich Lamar wohnen zwei Straßen weiter. Ich hatte die beiden letztes Jahr auf einem Fest kennengelernt. Als Sieglinde hörte, daß ich mit einem Arzt zusammenlebe, sagte sie damals: »Ja dann, dann sollten wir uns doch öfter treffen.« Sie erklärte mir, daß sie ebenfalls zu diesem Berufskreis zähle, sie sei nämlich Zahnarzthelferin. Ein sehr schöner, aber auch sehr verantwortungsvoller Beruf sei das, und ihr Chef nehme eigentlich nur Privatpatienten, wenn ich allerdings mal Jacketkronen brauchen würde, dann könnte sie für mich ein gutes Wort einlegen, die würde ihr Chef nämlich sogar für Kassenpatienten machen. »Klar macht der für Kassenpatienten Jacketkronen«, sagte Albert, als ich ihm das erzählte, »bei Jacketkronen machen die Zahnärzte auch bei Kassenpatienten den großen Reibach.«

Als Sieglinde mir damals auf dem Fest ihren Wolf-Dietrich vorführte, sagte sie sofort, daß ihr Wolf-Dietrich Steuerberater ist. Was die beiden aber für Angeber sind, ging mir erst auf, als wir uns öfter getroffen hatten.

Für Sieglinde ist grundsätzlich nur das Beste gut genug. Sie identifiziert sich mit ihrem Chef, dem reichen Zahnarzt. Der ist ihr zweitwichtigstes Gesprächsthema. »Rat mal, was mein Chef für einen Wagen gekauft hat!« sagt sie, oder »Rat mal, wohin mein Chef in Urlaub fährt!« oder »Rat mal, was der neue Schreibtisch meines Chefs gekostet hat!« Sieglindes Chef ist verheiratet, und Frau Zahnarzt trägt ausschließlich Haute Couture, behauptet jedenfalls Sieglinde. – Sie hält jeden Topflappen, den Frau Zahnarzt erwirbt, für ein Statussymbol. Ich hab mir vorgenommen, Sieglinde mal zu fragen: »Rat mal, was mich die Vermögensverhältnisse deines Chefs interessieren?« Bisher hab ich mich mühsam gebremst.

Als ich sie vorgestern in ihrer Praxis anrief, um sie über unsere bevorstehende Trennung zu informieren, sagte sie: »Mein Chef hat gerade ein neues Mietshaus gekauft, vielleicht vermietet er was an Albert, wenn ich ein gutes Wort für ihn einlege, Albert ist ja Kollege.« Da ist mir doch der Kragen geplatzt, und ich hab ihr ganz deutlich gesagt, daß sich ihr blöder Chef nicht um die blöde Wohnung von Albert sorgen muß!