TOUR 1: WALDESRUH
Durch Reichswald und Niersauen
21,6 km | 113 Hm | 2 Std. | Rundtour
TOUR 2: QUINTETT VON DEICHEN
Zwischen Altrhein und Flussmarschen
32,6 km | 134 Hm | 3 Std. | Rundtour
TOUR 3: RADELGENUSS
Zum Bongert in der Hansestadt
29,3 km | 103 Hm | 2,5 Std. | Rundtour
TOUR 4: PILZE UND KRÄUTER
Durch den Dämmerwald zur Femeiche
30 km | 196 Hm | 2,5 Std. | Rundtour
TOUR 5: DIE SEELE BRENNT
Von Mühlen geführt zum Mythospark
33,5 km | 197 Hm | 3 Std. | Rundtour
TOUR 6: SCHLUFFSPURT
Im ländlichen Krefelder Norden
23,8 km | 155 Hm | 2 Std. | Rundtour
TOUR 7: WALD- UND WALLFAHRT
In die Limburger Maasduinen
39,3 km | 218 Hm | 3,5 Std. | Rundtour
TOUR 8: AUF DER PIRSCH
Am Wesel-Datteln-Kanal entlang
37,3 km | 256 Hm | 3 Std. | Rundtour
TOUR 9: IM PARADIES
Zu den Terrassen von Kamp
41 km | 290 Hm | 3,5 Std. | Rundtour
TOUR 10: RAD VORAUS
Auf Bahntrassen und an der Niers
30,5 km | 134 Hm | 2,5 Std. | Rundtour
TOUR 11: HEIDE, WALD & WASSER
In die Schwalmauen
25,7 km | 168 Hm | 2 Std. | Rundtour
TOUR 12: KUNSTSTÜCKE
An Erft, Rhein und Norfbach
35,6 km | 215 Hm | 3 Std. | Rundtour
TOUR 13: TONI UND ANTON
Neben Niers, Nordkanal und Netteseen
45,3 km | 299 Hm | 4 Std. | Rundtour
TOUR 14: AUF DEM MARS
Zu den Rheinauen um Bislich
30 km | 166 Hm | 2,5 Std. | Rundtour
TOUR 15: RHEINSICHT
Ins Winterswicker Feld
28,7 km | 138 Hm | 2,5 Std. | Rundtour
15 Touren habe ich für Sie ausgearbeitet, war dafür auf meinem Rad genau 857 Kilometer unterwegs und jeder einzelne war mir ein Vergnügen.
Ich habe viel erlebt, gesehen und gelernt in den 16 Wochen und im Rückblick stelle ich gerne fest, nicht ich habe die Touren im Detail geplant. Nein, die Strecken haben mich gefunden und geleitet zu den Ereignissen und Überraschungen auf und neben den Wegen.
Die Geschichten dazu erzähle ich Ihnen in diesem Buch, manches hat Margit, meine Frau, auch fotografieren können. Das Pony beim gemeinsamen Eisschlecken mit seiner Reiterin neben der Marktpumpe oder wie Schaf und Storch sich am Rhein um das beste Futter streiten. Der kapitale Hirsch am höchst geheimen Militärgelände oder das Kitz mit seiner Mutter tief im Mühlenbachweg. Uralte und neue Streuobstwiesen zum Verlieben, Bahnradwege zum Abheben, Kulturcafés und -kneipen. Mundartpfade und Wasserwelten, von denen man nicht mehr weg will. Sanddünen und Meer – all das an unserem geliebten Niederrhein und manchmal ein paar Meter darüber hinaus. Zwischendurch dürfen Sie auch schlemmen ohne Reue, mit oder ohne Stern. Sie sind ja mit dem Rad unterwegs oder auch mal barfuß im Park.
Wenn Sie eine meiner Tourideen fahren, werden Sie nicht alles selbst erleben – aber ich verspreche Ihnen – anderes.
Lassen Sie mich gerne per E-Mail (buch@drosteverlag.de) wissen, was ich wo übersehen habe, dann habe ich einen guten Grund, mal wieder mit dem Rad dorthin zu fahren.
Viel Spaß am schönen Niederrhein!
Ihr Thomas Maria Claßen
21,6 Kilometer 113 Höhenmeter 2 Stunden Rundtour |
Wir verlassen den Parkplatz im Herzen von Nierswalde unter den großen Laubbäumen mit dem Rücken zum Dorfanger. Der Schützenbaum auf der grünen Wiese hinter uns erinnert mit zwei Gedenktafeln an die ostdeutschen Ursprünge der Menschen dieser Siedlung.
Wenn wir früh unterwegs sind, können wir uns gegenüber im Nierswalder Landhaus am täglichen Frühstücksbuffet für die Tour stärken.
Rechts neben dem Landhaus fahren wir auf die Königsberger Straße. Kurz hinter dem Ortsausgangsschild biegen wir links ab und folgen zwischen Waldrand und offenen Feldern 1,2 Kilometer der schmalen Asphaltstraße. Dabei überqueren wir die Kreisstraße K 10 zwischen Kleve und Goch und sehen vor uns schon den weiten Rand des Klever Reichswalds.
Der Reichswald zwischen Kleve und der Grenze zu den Niederlanden umfasst ein Gebiet von 5100 Hektar und ist zugleich der größte öffentliche Wald in Nordrhein-Westfalen. Die Anhebungen im nördlichen Reichswald sind Teil des Niederrheinischen Höhenzugs, einige der höchsten Erhebungen des Niederrheins liegen hier. Der Klever Berg misst stattliche 106 Meter.
Die größte zusammenhängende Waldfläche des Niederrheins begrüßt uns am Holztor mit einer kleinen Gedichttafel und bittet mit dem „Gebet des Wildes“ für höchste Rücksicht auf die Bewohner des Waldes: „Kommst Du, oh Mensch in dies’ Revier, vergiss uns nicht wir leben hier …“
Nicht nur weil wir so nett gebeten werden, bleiben wir stets auf den freigegebenen Wegen des Naturschutzgebietes und schonen strikt die Ruhezonen rechts und links unserer Strecke. Über 2 Kilometer und mit wenigen sanften Schlenkern fahren wir geradeaus in den lichten Wald. Die Luft ist geprägt von frischer Erde und dem harzigen Duft hoher Nadelbäume, die hier den Mischwald dominieren.
Erst ahnen, dann erkennen wir vor uns das „Tunnelende“ unseres Weges, erreichen es an der Landstraße L 484, überqueren sie und fahren links. Nach 200 Metern sehen wir gegenüber das helle Portal des Forest War Cemetery . Der größte Ehrenfriedhof des Commonwealth in Deutschland ist eine beeindruckende Gedenkstätte, die an die Gräuel des Zweiten Weltkriegs mit 7654 Gräbern und zwei großen Türmen erinnert. Von dort oben hat der Besucher einen weiten Blick über die Anlage.
Von hier folgen wir dem Radweg neben der L 484, wenden uns nach 500 Metern links zurück in den Reichswald und nach weiteren 700 Metern an der ersten Wegkreuzung wieder rechts. Nun fahren wir immer geradeaus, wie an der Schnur gezogen, weiter auf dem festen Waldweg. Wir bleiben stets im flachen Südteil des Reichswaldes, weiter im Norden liegen einige der höchsten Erhebungen des Niederrheins.
Wir genießen den Duft des Waldes und die Stille der Seen.
Auch bei schönstem Wetter begegnen wir nur ab und zu ein paar Joggern, Wanderern oder anderen, die wie wir per Rad unterwegs sind. Bänke sind hier rar, aber immer wieder liegen große und kleine Stapel gefällter Bäume am Rand, teilweise mächtige Stämme, die auf ihre Verwertung warten. Oder auf uns, weil wir sie als Sitz für eine erste Pause nutzen. Dazwischen wachsen Farne, so weit das Auge reicht, und überall liegt Totholz, modert hier langsam vor sich hin. Ein unschätzbarer Lebensraum für bedrohte Käfer, Vögel und all die anderen schützenswerten Waldtiere. Große, moosbewachsene Baumstümpfe glänzen in der Sonne in unbeschreiblich grünem Grün.
Neben dem namensgebenden Rhein ist die Niers der wichtigste Fluss am Niederrhein. Sie durchzieht ihn über 113 Kilometer vom Braunkohletagebau im Mönchengladbacher Wanlo bis zur niederländischen Grenze. Bei Kessel, etwa 17 Kilometer vor ihrer Mündung in die Maas bei Gennep, hat die Niers eine Breite von fast 20 Metern.
Gelegentlich überfliegen uns Raubvögel bei der Jagd und mit etwas Geduld und absoluter Ruhe entdecken wir vielleicht tief im Wald eine Gruppe Rehe oder Hirsche. Auch wenn uns meist kein Blick darauf gelingt, immer hören wir Gezwitscher und Gekreische aus unterschiedlichen Vogelkehlen.
Kaum merklich, aber stetig fahren wir bergab und nähern uns mehr und mehr dem Tal der Niers. Nach 3 Kilometern mündet der breite Weg in einen schmalen Pfad und 400 Meter weiter verlassen wir den Reichswald durch ein schmales Holztor im Drahtgitterzaun, der das gesamte Gebiet kilometerlang umschließt.
Zuerst geradeaus, dann in langen Bögen zuerst rechts, dann links, geht es nun auf 800 Metern über die Asphaltstraße Zum Horn. Danach scharf links auf den Radweg der Kranenburger Straße, deren Brücke uns nach 300 Metern über die Niers ins Spargeldorf Kessel, einen Ortsteil der Stadt Goch, führt. Dahinter biegen wir links ab, bewegen uns am Ortsrand entlang und erreichen nach 250 Metern St. Stephanus und den Kaiser-Otto-Platz des 2000-Seelen-Dorfes. Am Parkplatz erinnert eine Informationstafel daran, dass hier in der Gegend anno 980 der spätere deutsche Kaiser Otto III. geboren wurde.
Die Kirche wurde Anfang des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt, später abgerissen und zwischen 1868 und 1886 im neugotischen Stil neu erbaut. Der Klang der Glocken von St. Stephanus zählt wohl zu den schönsten Dorfgeläuten am Niederrhein. Eine der drei Glocken stammt aus dem Jahr 1414 und trägt in niederländischer Sprache die Inschrift „St. Stephanus ist mein Name, mein Geläut soll Gott gefallen“. Immer am Morgen des zweiten Weihnachtstages findet hier vor dem Glockenturm die schon traditionelle Pferdesegnung statt.
Um die denkmalgeschützte Kirche herum wachsen Weinstöcke in langen Reihen, rundum mit grünen Netzen gut geschützt vor gefräßigen Vögeln. Und tatsächlich keltert der Pfarrer von St. Stephanus alljährlich nach der Traubenernte daraus seinen Messwein Kesseler Kirchenstück.
Auf unserem Weg durch den Ort treffen wir auf etliche Gasthöfe, die saisonal wechselnd lokale Gerichte anbieten, von Mitte April bis Ende Juni vor allem Spargel, der hier im Herzen des linken Niederrheins prächtig gedeiht. Ophey´s Spargelhof führt neben dem Restaurant auch einen Hofladen mit Erdbeeren und Feldgemüse aus eigenem Anbau.
Wir Niederrheiner orten Spargelfelder eigentlich nur am Niederrhein und bevorzugen unsere regionalen Spargelbauern gerne als die besten der Welt. Denn nur frisch schmeckt er am besten und Profis bereiten ihn stehend im hohen Topf, damit die zarten Köpfe nicht verkochen. Wahre Feinschmecker erlauben nur Butter oder Rührei neben den Spargelstangen auf dem Teller.
Die Kirche hinter uns lassend, fahren wir weiter, biegen zuerst rechts ab in den Klosterweg, dann 100 Meter weiter zweimal links wieder in die Kranenburger Straße, der wir über 1,5 Kilometer auf dem linksseitigen Geh- und Radweg folgen. Neben dem Parkplatz des Freizeitbads Goch Ness fahren wir 500 Meter weiter geradeaus, ein kurzes Stück auf dem Radweg links der Bundesstraße B 504 und wechseln an der Kreuzung nach links auf den rechten Radweg der Maasstraße. Nach 1 Kilometer biegen wir wieder links ab und folgen dem grünen Schild Kloster Graefenthal durch die Pappelallee.
Nonnen leben in dem ehemaligen Zisterzienserkloster längst nicht mehr. Aber das schmucke Klostercafé ist täglich geöffnet und lädt zu frischen Getränken, Kaffeespezialitäten und hausgemachtem Kuchen ein. An vielen Wochenenden finden in dem historischen Areal unterschiedlichste Veranstaltungen statt. Es gibt Rockkonzerte, Weinfeste und alljährlich auch einen Mittelaltermarkt mit der „Schlacht um Graefenthal“. Die bunten Klosterhühner stört der Betrieb wenig, sie picken pausenlos auf, was ihnen vor den Schnabel kommt. Beachtlich ist, dass die Bausubstanz des Klosters weitgehend erhalten ist und die historisch gewachsene Anlage noch heute fast komplett ist.
Mit dem schwarzen Fallgitter des Torhauses im Rücken lenken wir unser Fahrrad rechts auf den hellen Kiesweg, bleiben immer neben dem Wasser im schmalen Puttenbroekgraben und biegen mit ihm nach 600 Metern rechts zur Niers ab. Um uns herum blitzen durch die Büsche immer wieder Wasserglitzer der Seenlandschaft in unsere Richtung. Mit der wunderbar renaturierten Kiesabgrabung Graefenthal ist auf über 40 Hektar eine vielfältige Flora und Fauna nah der Niers entstanden. Beidseitig unserer Strecke stehen vereinzelt Bänke, die uns zu Muße und Ausschau über bunte Blumenwiesen und stille Wasserflächen bitten.
Wir befahren nun für 1,7 Kilometer den Niers-Radwanderweg unmittelbar neben dem Fluss, streckenweise durch lichte Buschreihen von ihm getrennt. Manchmal überholen wir ein Kanu, Paddel- oder Schlauchboot. Die bunten Boote können beim Kesseler Bootsverleih telefonisch gebucht werden. Am Ufer gegenüber grenzt der hohe Reichswald an die Niers und dort drüben liegt auch das Versunkene Kloster , wie der Volksmund den römischen Limes-Wachturm aus dem vierten Jahrhundert vor Ewigkeiten getauft hat. Leider ist von dem historischen Bodendenkmal oberirdisch nichts mehr zu erkennen.
Nicht wundern, wenn wir unterwegs dem einen oder anderen Fußgänger mit Esel begegnen. Die schlauen Grautiere kann man beim Eselbauern in Kessel ausleihen wie anderorts Fahrräder und mit ihnen spazieren gehen.
Vor uns taucht der Brückenbogen der Fuß- und Radbrücke zum Reichswaldufer auf. Davor sollten wir absteigen, die enge Kurve und der sofort folgende steile Brückenanstieg sind nur für Akrobaten im Sattel empfehlenswert. Hinter der Brücke fahren wir geradeaus weiter, im Linksbogen entlang der Paddocks des anliegenden Pferdebetriebs und dann noch 100 Meter aufwärts über einen engen Pfad geradewegs aus dem Nierstal heraus. Danach halten wir uns rechts, folgen dem asphaltierten, leicht ansteigenden Weg noch 1 Kilometer, bis wir am Rand des Reichswalds ein weiteres Mal rechts abbiegen in die Kessler Straße. Nach 1,3 Kilometern bietet sich auf der rechten Seite eine originelle hölzerne Sitzgruppe zur letzten Pause an und 1,7 Kilometer weiter überqueren wir wieder die Kreisstraße K 10. Rechter Hand lesen wir den schlauen Werbespruch „Kaufen, wo es wächst“, die zweite Straße links ist dann schon die Königsberger Straße, auf der wir nach einem guten Kilometer unseren Parkplatz erreichen. Während wir unsere Fahrräder verstauen, lockt gegenüber der Biergarten des Nierswalder Landhauses zu einem gemütlichen Tourabschluss.
Entspannungsfaktor
Genussfaktor
Romantikfaktor
WIE & WANN:
Weitgehend autofrei auf Asphalt oder festen Böden; April bis Oktober oder in der kühlen Jahreszeit an trockenen Tagen
HIN & WEG:
Auto: Parkplatz, Dorfstraße, 47574 Goch-Nierswalde (GPS: 51.7252303,6.1397656)
ÖPNV: Es gibt keine sinnvolle Bahnanbindung
ESSEN & ENTSPANNEN:
Ophey´s Spargelhof Kranenburger Straße 118, 47574 Goch-Kessel, Tel. (0 28 27) 92 55 66, www.ophey-spargelhof.de
Kloster Graefenthal siehe „Entdecken & Erleben“
Nierswalder Landhaus Dorfstraße 2, 47574 Goch-Nierswalde, Tel. (0 28 23) 9 28 88 33, www.nierswalder-landhaus.de
ENTDECKEN & ERLEBEN:
Forest War Cemetery Grunewaldstraße, 47533 Kleve, Tel. (0 28 21) 4 81 15
St. Stephanus Kaiser-Otto-Platz 12, 47574 Goch, www.gocherland.de/pfarrei/st-stephanus-kessel
Freizeitbad Goch Ness Kranenburger Straße 20, 47574 Goch, Tel. (0 28 27) 92 00 10, www.gochness.de
Kloster Graefenthal Maasstraße 48-50, 47574 Goch-Asperden, Tel. (0 28 23) 9 28 87 80, www.kloster-graefenthal.de
Kiesabgrabung Graefenthal
Versunkenes Kloster
Eselbauer Zum Horn 30, 47574 Goch-Kessel, (0157) 87 37 79 08, www.dereselbauer.de
32,6 Kilometer 134 Höhenmeter 3 Stunden Rundtour |
Links vom Parkplatz in Düffelward fahren wir auf den Deich, halten uns oben rechts und auf dem Betonpflaster des Kamms immer geradeaus. Links unter uns ruht der Griethauser Altrhein, der hier etwa 25 Meter breit und durchaus schiffbar ist. Jedenfalls für kleine Sportboote, die ab und zu hier entlang aus ihrem Hafen bei Brienen oder vom Klever Spoykanal zum nahen Rhein schippern.
Auskolkungen sind örtliche Vertiefungen durch Wasserströmungen und Unregelmäßigkeiten der Festigkeit des Untergrundes in der Sohle von Flüssen. Die eigentlichen Kolke entstehen, wenn sich ein Flussbett verlagert und die sogenannten Strudellöcher als kleine Teiche zurückbleiben. Die Kolke neben unserer Tourstrecke sind allesamt natürliche Relikte des Rheins.
Nach 600 Metern sehen wir rechts unter uns einen der zahlreichen Teiche, auf die wir im Laufe unserer Tour öfter treffen und die hier Kolke heißen. Auf beiden Seiten grasen Rinder, weiße, schwarze, braune, bunte und auch Pferde, manchmal in großen Herden.
Immer wieder laden uns Bänke zu einer Genießerpause ein. Daneben markieren weiße Tafeln den Pilgerweg am Deich und zitieren in zwei Sprachen das Lukasevangelium. Vielleicht ist das hier nötig, denn der Name der Düffellandschaft, in der wir uns gerade bewegen, stammt wohl vom niederländischen „duivel“ (Teufel) ab.
Zugleich sind wir auf dem Milchradweg des Kreises Kleve. Und damit Milch wirklich schlau macht, gibt es am Rand Informationstafeln. Die Tafel 5 klärt uns über Käse auf und erläutert, dass bereits vor 5000 Jahren die Sumerer ihn hergestellt haben.
Käse war ursprünglich eine einfache Methode, Milch über längere Zeit in anderer Form haltbar zu machen. Unsere niederländischen Nachbarn hüteten ihr Geheimnis der Käseherstellung bis ins frühe 19. Jahrhundert. Heute werden weltweit etwa 4000 Sorten hergestellt.
Zwischendurch entwindet sich der Altrhein unseren Blicken, wenn er linker Hand wieder auftaucht, passieren wir eines der zahlreichen Viehgitter und wechseln vom Deichweg auf die asphaltierte Deichstraße.
In Wardhausen finden wir das Café/Restaurant Zum Johanna Sebus Denkmal mit überdachter Terrasse. Hier gibt es hausgemachten Kuchen oder auch Pommes frites von frischen Kartoffeln. Das Denkmal selbst steht hinter der Johanna-Sebus-Straße zum Altrhein hin, inmitten einer kleinen Baumgruppe. Es erinnert seit 1881 an ein 17-jähriges Mädchen, das 1809 beim Versuch, eine Mutter und deren Kinder zu retten, selbst ertrunken ist.
Die Schleuse Brienen verbindet seit 1688 die Stadt Kleve mit dem Rhein. Beim Jahrhunderthochwasser mit Eisgang im Jahr 1809 wurde sie völlig zerstört. Die unter Denkmalschutz stehende heutige Anlage stammt aus dem Jahr 1906, wurde im Zweiten Weltkrieg wiederum zerstört und erneut aufgebaut. Heute wird die Schleuse noch von Sportbooten genutzt.
Wir überqueren die Schleuse Brienen zum Spoykanal, der von hier nach Kleve abzweigt. Die Landschaft um uns ist geprägt von weiten Wiesen, die von kleineren Deichen sowie Busch- und Baumreihen durchzogen sind. Mancher Stacheldrahtzaun mit hellen Wollbüscheln zeugt von windigen Tagen und den zahlreichen Schafen, die er schützt.
Eins werden mit den stillen Wassern am Wegrand.
Nur selten begegnen wir einem Auto oder werden überholt, es scheint fast so, als ob nur die Buslinie 50 hier verkehrt. Wenn zum Altrhein hin die flache Deichmauer am Ortseingang von Griethausen beginnt, taucht vor uns ein imposantes Brückenviadukt auf, und in der Ferne erkennen wir dahinter die Silhouette der Rheinbrücke von Emmerich.
Bei Tachostand 4,0 halten wir am Viadukt, der Griethausener Eisenbahnbrücke ,