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© 2013 Ernst-Bloch-Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein

Redaktion: Franziska Schaaf und Sofie Sonnenstatter

mit Unterstützung von Kerstin Reibold, Anne Schnadt und Susanne Szkola

Mit freundlicher Unterstützung der BASF SE

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7322-5966-3

Inhalt

Zu Beginn…

Hoffnungen und Erwartungen der „Geist der Jugend“-Teilnehmer_innen vor Projektstart

„Ich erhoffe mir, dass das Projekt mir Klarheit verschafft, welchen Lebensweg ich gehen will und dass ich in Zukunft besser wichtige Entscheidungen treffen kann.“

„Einen Einblick in die Vorstellungen anderer, wie ihr Leben aussehen soll. Vielleicht bekomme ich auch für mich selber Anregungen, die mir helfen, ein gutes Leben zu gestalten.“

„Ich erhoffe mir interessante Ergebnisse und außerdem, dass ich mir danach klarer über meine Zukunft bin.“

„Ich erwarte von Geist der Jugend, dass mir das Projekt mehr Souveränität zur Umsetzung und zur Bearbeitung von Aufgabenstellungen gibt und mir die Erfahrungen hier z. B. für ein späteres Studium helfen können.“

„Ich erhoffe mir von Geist der Jugend, dass ich gut auf mein Berufsleben vorbereitet werde.“

„Ich wünsche mir, dass meine Erkenntnisse auch andere weiterbringen.“

„Ich erwarte, dass sich mir neue Perspektiven eröffnen und dass ich bessere Einblicke in das Berufsleben erhalte.“

Vorwort

Dr. Klaus Kufeld

(Leiter des Ernst-Bloch-Zentrums)

„Mit der eigenen Jugend fängt die Welt an“ schreibt Ernst Bloch im Prinzip Hoffnung. Die eigenen Träume, Wünsche und Ziele sind also sehr früh angelegt und wollen auch früh ernst genommen werden. Die Shell Jugendstudie von 2010 liefert den Beleg: Bei aller berechtigter Kritik an der Gegenwart schaut die Jugend positiv in die Zukunft. Gute Aussichten also, um in einer Welt des Karrieredenkens und Spezialistentums dem Geist des Humboldtschen Bildungsideals wieder Aufschwung zu geben? Diese Perspektive ist der philosophische Hintergrund des Jugendforschungswettbewerbs „Geist der Jugend“, den das Ernst-Bloch-Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein im Schuljahr 2012/13 realisiert hat.

„Geist der Jugend – Die Frage nach dem guten Lebenslauf“ ist ein vollkommen neuartiges Projekt. Es verbindet in bisher einzigartiger Weise eine philosophische Fragestellung mit sozialwissenschaftlichen Methoden und einem handfesten Bewerbungstraining. Entstanden im intensiven Austausch mit langjährigen schulischen Kooperationspartnern des Ernst-Bloch-Zentrums läuft der Wettbewerb wie ein roter Faden durch sämtliche Stadien jugendlicher Zukunftsplanung mit einem konkreten Ziel: Jugendliche von heute zu kompetenten und kritischen Gestaltern und Entscheidungsträgern von morgen zu machen. Damit verbindet sich auch ein zeitgemäßes Verständnis von „Bildung“, das die Gestaltung der Lebens- und Berufswelt gegen ein grassierendes Spezialistentum und gegen die Dominanz der Informationsgesellschaft abgrenzt. Demnach setzt „eine gelungene Lebenspraxis Orientierungswissen voraus“, wie es der Philosoph Julian Nida-Rümelin sagt (Philosophie einer humanen Bildung, Hamburg 2013). Wir freuen uns sehr, mit der vorliegenden Publikation als abschließende Wettbewerbsdokumentation diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen zu sein.

„Geist der Jugend“ ist schon deshalb ein Erfolg, weil es viele Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Kompetenzen dazu gebracht hat, nicht nur auf sich selbst zu hören, sondern voneinander zu lernen. Ihnen allen möchte ich herzlich danken. Der größte Dank gebührt allen voran den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Wettbewerbs, die ihren ganz persönlichen „Geist der Jugend“ und neben der wachsenden schulischen Belastung sehr viel Zeit und hervorragende Arbeit investiert haben.

„Geist der Jugend – Die Frage nach dem guten Lebenslauf“ konnte nur realisiert werden durch eine Vielzahl von Unterstützern, die neben Geld und Fachkompetenzen vor allem Ideen und Herzblut eingebracht haben. Zu nennen sind hier die Kolleginnen und Kollegen des Bereichs Kultur, Sport und Soziales der BASF SE, die sich auch persönlich bei der Fragestellung engagiert haben: Dr. Hartmut Unger, Veronika Karl, Katharina Felgenhauer, Beate von Borcke, Thomas Schiller und nicht zuletzt Dr. Klaus Philipp Seif und Karin Heyl. Der besondere Dank gilt den Mitarbeiterinnen aus der Abteilung Human Ressources der BASF, Jennifer Büchert und Kerstin Staub, die gemeinsam mit Hedi Blumer (Career Service der Universität Heidelberg) das Planspiel Personalbüro für den Wettbewerb konzipiert und durchgeführt haben und für lebendige Praxis gesorgt haben. Die Juroren Prof. Dr. Elif Özmen (Universität Regensburg), Jörg Ueltzhöffer (SIGMA Institut für Milieuforschung, Mannheim), Dr. Werner Hapke (BASF SE) – unterstützt durch Karin Heyl und Dr. Richard Hartmann – und Prof. Dr. Thomas Gautschi (Universität Mannheim) haben die Schülerarbeiten gelesen und bewertet und ihr Fachurteil bei der Abschlussgala eingebracht. Dass sie ihr Interesse an „Geist der Jugend“ zur Ehrensache gemacht haben, sehe ich als eine ganz besondere Art der Wertschätzung, für die wir alle sehr dankbar sind.

Danken möchte ich weiterhin den vielen Lehrern, Pädagogen und Schulleitern, die sich die Zeit genommen haben, uns zuzuhören und ihr reiches Erfahrungswissen mit uns zu teilen. Die Lehrerinnen und Lehrer Timo Fenske (Wilhelm-Wundt-Realschule, Mannheim), Edeltraud Bürkle (Elisabeth-von-Thadden Gymnasium, Heidelberg), Claudia Heller (Karolina-Burger-Realschule Plus, Ludwigshafen) und Ulrike Kistenmacher-Dörr (Geschwister-Scholl-Gymnasium, Ludwigshafen) unterstützten ihre Schülerinnen und Schüler aktiv bei der Forschungsarbeit, teils sogar über die Unterrichtsbetreuung hinaus. Bei der fachlichen Realisierung der Schülerarbeiten leisteten die Sozialwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen Ines Schaurer, Carolin Blum und Ralf Philipp als Tutoren wahre Pionierarbeit. Sie entwickelten eigens ein Konzept, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Grundlagen der empirischen Sozialforschung näher zu bringen und betreuten die Forscherteams über die gesamte Erhebungs- und Auswertungsphase hinweg. Dafür der besondere Dank. Für ihr Coaching als Vorbereitung auf Bewerbungs- und Bühnensituation danke ich dem Management-Trainer Cristián Gálvez und dem Rhetorik-Trainer Leander Altenberger, die offen für die Bedürfnisse der Schüler waren. Die Werbeagenturen srg und rabenschwarm sorgten für eine gelungene öffentliche Darstellung des Projekts auf Flyern und im Internet. Neben dem Bereichsleiter für Kultur, Dietrich Skibelski, danke ich dem gesamten Team des Ernst-Bloch-Zentrums für die Unterstützung bei der Konzeption, intensiven Planung, Vorbereitung und Durchführung des Projekts, insbesondere der Projektleiterin Franziska Schaaf und den Volontärinnen Ines Margraff und Sofie Sonnenstatter für ihr außergewöhnliches Engagement.

Grußwort

Prof. Dr. Cornelia Reifenberg

(Beigeordnete für Kultur, Schule, Jugend und Familie der Stadt Ludwigshafen am Rhein)

Eine starke Stadt braucht eine starke Jugend. Die Vielfalt der kulturellen Bildungsarbeit der Stadt Ludwigshafen am Rhein hat das Ernst-Bloch-Zentrum mit dem Jugendforschungswettbewerb „Geist der Jugend – Die Frage nach dem guten Lebenslauf“ um die Philosophie als Mutter der Wissenschaften erweitert. Nicht zufällig ist das Wettbewerbslogo ein flammendes Fragezeichen. Fragen als philosophische Grunddisziplin ist nicht nur der Schlüsselweg zur Erkenntnis, sondern auch Grundvoraussetzung für Kritik und Veränderung. Dort setzt „Geist der Jugend – Die Frage nach dem guten Lebenslauf“ an. Im Rahmen des Wettbewerbs haben Jugendliche andere Jugendliche zu ihrer Zukunftsplanung befragt. Herausgekommen sind Fragen und Antworten, die Jugendliche in der Metropolregion Rhein-Neckar beschäftigen – und von hoher gesellschaftlicher Relevanz sind.

Die hier vorliegenden Schülerarbeiten thematisieren Probleme, mit denen sich ganz aktuell Politik, Unternehmen und Gesellschaft intensiv auseinandersetzen: Wie lassen sich Familie und Beruf vereinbaren, welche Wichtigkeit haben Geld, Freizeit, Karriere für das gute Leben? Es ist eine echte Bereicherung, das Wissen und die Forderungen der jungen Generation aus ihr selbst heraus zu erfahren. Wenn die Anregungen der Jugendlichen in den gesellschaftlichen Diskurs einfließen, ist ein wesentlicher Schritt kultureller Bildung für das Allgemeinwohl geleistet. Schließlich bedeutet lebenslanges Lernen, die eigene Perspektive verändern zu können und für neue Gedanken, Ansätze und Fragestellungen offen zu sein. Diese Offenheit brauchen nicht nur unsere Jugendlichen, die in „Geist der Jugend“ als selbstbewusste Zukunftsforscher auftreten, sondern auch unsere Städte, damit sie lebendig bleiben und mutig in die Zukunft blicken – so wie uns das die Jugendlichen von „Geist der Jugend“ hier aus den verschiedensten Perspektiven präsentieren.

Als Beigeordnete für Kultur, Schule, Jugend und Familie der Stadt Ludwigshafen am Rhein freut es mich besonders, dass das Ernst-Bloch-Zentrum „Geist der Jugend“ von Beginn an als Projekt der und für die Metropolregion Rhein-Neckar angelegt hat. Die Vernetzung, die auf Planungsebenen schon lange besteht, wird erst durch solche Projekte mit Leben gefüllt. Ich bin sicher, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel über sich und das „gute Leben“ gelernt haben und danke ihnen allen für die Gelegenheit, an ihrem Lernprozess teilhaben zu dürfen.

Bei allem Erfolg ist dem Projekt mit seiner besonderen Fragestellung zu wünschen, dass es Schule macht. Was hier vom Team des Ernst-Bloch-Zentrums auf die Beine gestellt wurde, hat zweifellos Modellcharakter. Gerade weil heute alle über die Bedeutung der Bildung und der Kultur reden: Was spricht dagegen, auch andere Mitstreiter in der Region und im Land für „Geist der Jugend“ zu gewinnen?

Grußwort

Karin Heyl

(Leitung des Bereichs Kultur, Sport und Soziales der BASF SE)

Was ist das gute Leben? fragt die Philosophie. Was ist ein guter Lebenslauf? fragt die Wirtschaft. So scheinbar gegensätzlich stehen sich Leben und Lebenslauf oftmals gegenüber. Junge Menschen glauben häufig, für einen guten Lebenslauf auf viele Aspekte eines guten Lebens verzichten zu müssen. Aber Philosophie und Wirtschaft, gutes Leben und guter Lebenslauf, sind sich näher, als viele denken.

Bei BASF sind wir davon überzeugt, dass gutes Leben und guter Lebenslauf eine Einheit bilden. Es gibt dabei aber viele unterschiedliche Vorstellungen vom guten Leben und dementsprechend auch unterschiedliche, gute Lebensläufe. Es gibt ebenso wenig den einzigen idealen Lebenslauf wie es nur eine Art gibt, ein gutes Leben zu führen. Das Leben und Lebensläufe sind vielfältig und sollen es auch sein.

Uns sind motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig. Dies setzt voraus, dass sie sich wohlfühlen, dass Arbeit und Privates immer wieder ins Gleichgewicht kommen. Dies gelingt, wenn man sich frühzeitig über seine eigenen Lebensziele Gedanken macht. Welches Leben will ich führen? Was muss ich dafür tun? Wie kann ich meine Ziele erreichen? Sind meine Wünsche realistisch? Die Träume, Wünsche und Ziele von Jugendlichen interessieren ein Unternehmen wie die BASF. Nicht nur, weil wir jährlich weltweit tausende von Menschen einstellen, sondern weil wir – die BASF – ein verantwortlicher Teil der Gesellschaft sind und sein wollen.

Die BASF stellt diesen hohen Anspruch an sich schon lange: Wir fördern Bildung, Kultur und Sport, wir unterstützen soziale Projekte an unseren Standorten weltweit und bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als nur einen sicheren Arbeitsplatz. Wir stehen unseren Kollegen auch in Krisensituationen, beispielsweise mit den Angeboten der Sozialberatung, zur Seite. Noch in diesem Jahr eröffnen wir ein Mitarbeiterzentrum für Work-Life-Management, das unterschiedlichste Angebote von der Kinderkrippe bis zur Gesundheitsförderung zusammenführt.

Gutes Leben und guter Lebenslauf sind keine Gegensätze und dürfen auch keine sein. Wir bei BASF wollen Lebenswelten verbinden, denn das ist Chemie, die verbindet!

Einleitung und Wettbewerbschronik

Franziska Schaaf und Sofie Sonnenstatter

(Projektteam „Geist der Jugend“)

Es gibt viele Wettbewerbe, die sich mit Jugend und Zukunft beschäftigen. Schulen und Schüler_innen werden mit einer Vielzahl von Angeboten und Einladungen zur Teilnahme an Projekten, Aktionen und Wettstreiten unterschiedlichster Art konfrontiert. Wozu also ein weiteres Jugendprojekt?

Diese Frage stellte sich das Ernst-Bloch-Zentrum gleich zu Beginn der Überlegungen, Jugend und Philosophie zueinander zu bringen. Wie in der Philosophie üblich, schreckt die Frage nach dem Sinn nicht ab, sondern generiert weitere Fragen: Was beschäftigt die Jugend von heute? Wie schaut sie in die Zukunft? Wie stellt sie sich das gute Leben vor? Wie wird sie die Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt von morgen gestalten? Und welche Gelegenheit haben Jugendliche, ihre eigenen Fragen und Vorstellungen einzubringen?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, etablierte das Ernst-Bloch-Zentrum im Herbst 2012 „Geist der Jugend“ als interaktive Plattform, die Fragen und Forderungen junger Menschen an die Zukunft ernst nimmt und ihnen Gehör verschafft. Die Verbindung aus philosophischer Gegenwartsbetrachtung und sozialwissenschaftlicher Forschung mit professionellem Coaching ist ein einzigartiges Modellprojekt. „Geist der Jugend“ begreift (Lebens-)Planung als einen dynamischen Prozess, der eine sinnstiftende und motivierende Funktion haben kann.

Für das Schuljahr 2012/13 wurde in der Metropolregion Rhein-Neckar der Jugendforschungswettbewerb „Geist der Jugend – Die Frage nach dem guten Lebenslauf“ ausgeschrieben. Die Idee: Schüler_innen der Jahrgangsstufen 9 bis 12 an Realschulen und Gymnasien führen in Teams von bis zu sechs Mitgliedern eine eigenständige sozialwissenschaftliche Untersuchung zu Zukunftsvorstellungen von Jugendlichen durch und erhalten dafür über Monate hinweg ein mehrstufiges, kritisches Bewerbungstraining. Zunächst besuchten wir zahlreiche Schulen in der Metropolregion, um den Wettbewerb bekannt zu machen und Schüler_innen dazu aufzurufen, sich mit einer Projektskizze zu bewerben. Sechs Schulen beteiligten sich schließlich als Partnerschulen am Wettbewerb, darunter zwei Realschulen, eine Gesamtschule und drei Gymnasien. Teilnehmende Schulen waren die Elisabeth-von-Thadden-Schule in Heidelberg, die Wilhelm-Wundt-Realschule in Mannheim und aus Ludwigshafen die Karolina-Burger-Realschule plus, die Integrierte Gesamtschule Ernst Bloch, das Theodor-Heuss-Gymnasium und das Geschwister-Scholl-Gymnasium. Damit wurde ein Teilziel des Projekts, nämlich Austausch und Vernetzung von jungen Menschen unterschiedlicher Bildungshintergründe in der Metropolregion zu fördern, bereits erreicht.

Aus den eingesandten Bewerbungen wurden bis Mitte Oktober 2012 zwölf Teams ausgewählt. Ausgehend von der eigenen Lebensrealität entwarfen die Schülerteams unterschiedliche Forschungsthemen. Ihre Fragen spiegeln gegenwärtige Probleme wider, lassen aber darüber hinaus konkrete Vorstellungen von einer „guten“ Gesellschaft von Übermorgen durchscheinen. Die Themen reichen von der Bedeutung von Freizeit und Geld, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis zur Planbarkeit der eigenen Zukunft.

Beim ersten Workshop trafen Mitte November die rund 40 Teilnehmer_innen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren zum ersten Mal zum Planspiel Personalbüro zusammen. Gemeinsam entwickelt von der Leiterin des Career Service der Universität Heidelberg, Hedi Blumer sowie Kerstin Staub und Jennifer Büchert (Ausbildungsmarketing und -recruiting BASF SE) bot das Planspiel einen ersten Einstieg in zukünftige Realitäten. Alle Teilnehmer_innen bewarben sich im Vorfeld auf eine fiktive Stellenausschreibung bei dem ebenfalls erfundenen Unternehmen „Besser Leben“. Im Planspiel bildeten die Schüler_innen Personalbüros und mussten in weniger als zwei Stunden alle vierzig Bewerbungen auswerten. Im Plenum begründeten sie ihre Entscheidungen für die drei besten Kandidaten, die sie zu einem Vorstellungsgespräch einladen würden. Am Ende gaben die echten Profis aus der Personalabteilung ihre eigene Auswahl bekannt und verrieten Tipps und Tricks beim Bewerben. Dass beim Planspiel die freie Wirtschaft und die Universität vertreten waren, ermöglichte den Teilnehmer_innen, sich über die vielfältigen ersten Schritte zum Leben nach der Schule zu informieren. Am Ende hatten alle etwas gelernt – und zwar nicht nur neue Namen.

Die nächste Begegnung fand gut zwei Wochen später beim Workshop Empirische Sozialforschung statt, bei dem aus den eingesandten Projektskizzen konkrete Fragebögen entstehen sollten. Für die wissenschaftliche Betreuung der Teams standen über die gesamte Forschungsphase die Sozialwissenschaftler_innen Ines Schaurer, Carolin Blum und Ralf Philipp zur Verfügung. Mit viel praktischer und einiger Lehrerfahrung meisterten die Sozialforscher_innen die Herausforderung, Schüler_innen die wissenschaftlichen Grundlagen der Empirischen Sozialforschung zu vermitteln. So wurden die Teilnehmer_innen mit den Unterschieden zwischen qualitativer und quantitativer Forschung vertraut gemacht. Spätestens am zweiten Workshoptag, als die Teilnehmer_innen das theoretische Wissen vom Vortag anwenden konnten, durfte das Experiment als geglückt gelten. Die meisten Fragebögen wurden fertig und die jungen Forscher_innen konnten ihre ersten Fragen untereinander ausprobieren.

Nun begann für die Forschungsteams die harte Arbeit. In Einzeltreffen der Teams begleiteten die Tutor_innen alle Arbeitsschritte bis hin zum fertigen Abschlussbericht. Zwischen Klassenfahrten, Klausuren und dem ganz normalen Schülerstress war es nicht immer leicht, Termine zu finden. Zunächst feilten die Zukunftsforscher in den Arbeitstreffen an den Fragebögen für die Umfrage an Schulen, in Fußgängerzonen und Betrieben. Nach so viel theoretischem Input zur empirischen Sozialforschung konnten die Jugendlichen es kaum erwarten, ins Feld zu gehen um Gleichaltrige und Erwachsene zu befragen. Auf die spannende Feldphase folgte die Auswertung der Ergebnisse. Die erforderte einiges an Geduld und Know-how, doch zum Glück standen auch hier die Tutor_innen mit Rat und Tat zur Seite. Zu guter Letzt mussten die Ergebnisse verschriftlicht werden. Der zwölfseitige Abschlussbericht stellte alle Forscher_innen vor eine große Probe, die nicht nur einiges an Durchhaltevermögen und Übung im Schreiben längerer Texte verlangte, sondern vor allem auch eine gute Organisation innerhalb des Teams. In den Köpfen der meisten Forscher_innen hatte sich spätestens jetzt der Wettbewerbsgedanke festgesetzt, um mit Motivation und den letzten Kräften den Endspurt zu meistern.

In der Zwischenzeit sah sich die Jury, bestehend aus Prof. Dr. Elif Özmen (Philosophin, Universität Regensburg), Dr. Wolfgang Hapke (Personalchef der BASF), Prof. Dr. Thomas Gautschi (Soziologe, Universität Mannheim) und Jörg Ueltzhöffer (Geschäftsführer des SIGMA Instituts, Mannheim), vor die schwierige Aufgabe gestellt, aus den fünf vorliegenden Berichten die drei besten auszuwählen. Ihre unterschiedlichen Fachwissen sorgten dafür, dass die Arbeiten ausgewogen beurteilt wurden. Doch es fiel nicht leicht, so viele gute Ideen, Gedanken und Arbeit nach dem Wettbewerbsprinzip zu bewerten. Die Tatsache, dass die Entscheidung sehr knapp ausfiel, spricht für die durchweg gute Qualität der eingereichten Arbeiten.

Bereits kurz nach der Abgabe der Forschungsberichte wurde die viele Arbeit belohnt: alle Teilnehmer_innen wurden zum Workshop Persönlichkeit und Storytelling mit dem Managementtrainer Cristián Gálvez eingeladen. Der erfolgreiche Coach und Buchautor erarbeitete mit den Jugendlichen Strategien, aus der eigenen Biographie eine Erzählung zu machen und Authentizität in den Vordergrund zu stellen. Selbstermächtigung bedeutet, den eigenen Lebensweg - inklusive Zweifel und Niederlagen - erzählen zu können, und so zum Autor seines Lebens zu werden. Ein solches professionelles Bewerbungstraining, das sonst Führungskräften zukommt, war für alle Jugendlichen eine wertvolle Erfahrung. Am Ende des Workshops gab Dr. Klaus Kufeld, Leiter des Ernst-Bloch-Zentrums, bekannt, welche von den fünf Berichten, die fristund formgerecht abgegeben wurden, von der Experten-Jury am besten bewertet wurden. Die Teams Future Five (Elisabeth-von-Thadden Schule, Heidelberg-Wieblingen, Bericht Seite →), Forschungsgruppe Familie (Theodor-Heuss-Gymnasium, Ludwigshafen, Bericht Seite →) und Lamworschdikan (Geschwister-Scholl-Gymnasium, Ludwigshafen, Bericht Seite →) haben gewonnen, doch auch alle anderen Teilnehmer_innen zeichnete Dr. Kufeld für ihre geleistete Arbeit, ihre Ideen und ihren Mut aus. „Alle Teams haben eine eigene Forschungsfrage entwickelt und operationalisiert, alle haben mit Umfragen begonnen und sie auch ausgewertet. Nicht alle diese Ergebnisse liegen uns heute in schriftlicher Form vor, doch eines steht fest: Gewonnen haben alle – an Erfahrung, Erkenntnissen und Fachwissen“.