[IV]SKETCHING AT WORK

Prof. Dr. Martin J. Eppler, Ordinarius für Medien- und Kommunikationsmanagement, Direktor des MCM Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement, Universität St.Gallen;

Dr. Roland A. Pfister, Leiter Unternehmenskommunikation bei einer führenden Unternehmensgruppe der Lebensmittelindustrie in der Schweiz und assoziierter Professor an der IE Business School in Madrid.

Abbildung

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Print: ISBN 978-3-7910-3840-7 Bestell-Nr. 20152-0003
ePUB: ISBN 978-3-7910-5050-8 Bestell-Nr. 20152-0100
ePDF: ISBN 978-3-7910-3839-1 Bestell-Nr. 20152-0150

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Englischsprachige Originalausgabe:

© 2011 Prof. Dr. Martin J. Eppler & Dr. Roland A. Pfister, =mcm institute, University of St.Gallen

www.sketchingatwork.com

All rights reserved

Deutschsprachige Ausgabe:

©2017 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht GmbH

www.schaeffer-poeschel.de

service@schaeffer-poeschel.de

Übersetzung: Prof. Dr. Martin J. Eppler & Dr. Roland A. Pfister

Einbandgestaltung: Malte Belau / Kienle gestaltet, Stuttgart

Gestaltung und Satz: Malte Belau / Dr. Roland A. Pfister

Druck und Bindung: BELTZ Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza

Printed in Germany

Januar 2017

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

Ein Tochterunternehmen der Haufe Gruppe

Cover
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Abbildung

Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

[VI]VORWORT

„Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.“

Leonardo da Vinci

Wir leben in einer Zeit der Bilder, in der wir von edlen Hochglanzcharts, Infografiken und bunten Präsentationsfolien umgeben sind. Doch viele von uns empfinden diese künstliche Bilderwelt als wenig hilfreich, wenn es darum geht, etwas Schwieriges zu erklären oder ein gemeinsames Verständnis für ein Problem zu entwickeln. Wir finden die ermüdenden Präsentationsrituale mit Dutzenden von Foliengrafiken zermürbend und kommunikationshemmend; sie dienen weder dem effizienten Informationsaustausch, noch der Gruppenkreativität. Präsentationen mit Dutzenden von Schaubildern führen auch selten zu der Art von Energie und Resonanz, die man sich eigentlich erhofft. Deshalb ist es nicht überraschend, dass sich seit einiger Zeit ein Gegentrend zur Folienschlacht formiert. Anstatt fein säuberlich vorbereitete (und meist überladene) Folien zu präsentieren, entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, ihre Inhalte vor anderen grafisch durch Handzeichnungen zu entwickeln und so Aufmerksamkeit, Verständnis und Begeisterung für das Gesagte zu erreichen. Dadurch wirken sie nicht nur authentischer und überzeugender, das Gesagte bleibt nachweislich auch besser in Erinnerung als durch eine Folienpräsentation. Diese und weitere Vorteile von Skizzenzeichnungen fürs Management erläutern wir detailliert in Kapitel 1 dieses Buches.

[VII]Die vielen klaren Vorteile von Handzeichnungen für sich selbst zu nutzen, scheint nicht immer einfach, denn viele von uns kennen die Grundformen und Techniken der Visualisierung nicht und zögern, vor anderen und mit anderen zu zeichnen. Um dieses Problem zu lösen, haben wir Sketching at Work geschrieben. Das Buch soll Ihnen ermöglichen, wichtige Themen rasch und klar zu visualisieren, um so Probleme in Gruppen besser lösen zu können. Die einfachen Diagramme und visuellen Metaphern werden es Ihnen ermöglichen, mit einfachen Bildern auch komplexe Themen zügig und für alle nachvollziehbar zu strukturieren. Die mehr als vierzig Vorlagen können dabei ohne zeichnerische Vorbildung auf Papier, Flipcharts, Postern oder sogar Servietten verwendet werden.

Wir hoffen, dass Sie dieser lebendigen und unkomplizierten Art, Probleme zu lösen, eine Chance geben, genauso wie dies Tausende von Lesern der ersten Auflage auch getan haben. In dieser neuen Auflage von Sketching at Work finden Sie übrigens verschiedene zusätzliche Skizziervorlagen, wie etwa den Sternmenschen (im Richtlinienkapitel), die 10-10-10 Kreise, die Sankeyskizze, das Strategie-Flugzeug, oder das Toulmindiagramm.

Erleben Sie nun selbst, wie einfach und effektiv visuelle Kommunikation und Kooperation durch Skizzen sein kann.

Martin J. Eppler und Roland A. Pfister,

Januar 2017

[1]1. EINFÜHRUNG DIE VORTEILE VON SKIZZEN FÜR KOMMUNIKATIONUNDZUSAMMENARBEIT

„Die Seele denkt nie ohne Bild.“
Aristoteles

Warum sollten Sie sich für Skizzen als Arbeits- und Kommunikationswerkzeug interessieren?

Kurz gesagt: weil sie funktionieren. Ein Problem oder eine Idee von Hand zu zeichnen bringt zahlreiche Vorteile fürs Denken, Kommunizieren und Entscheiden – gerade in Gruppen. Diese Vorteile konnten in Dutzenden von Studien nachgewiesen werden. In diesem Kapitel möchten wir einige dieser Studien vorstellen und Ihnen so aufzeigen, was Sie mit Handzeichnungen im Arbeitsleben konkret erreichen können.

Zuerst stellen wir einige Resultate aus der Forschung zu Visualisierung für Sie als Einzelperson vor. Danach widmen wir uns Skizzen als Kommunikations- und Problemlösungsinstrument in Gruppen.

Die Forschung zu Skizzen reicht viele Jahre zurück und erstreckt sich von der Architektur bis zur Psychologie.

Skizzen sind ein mächtiges Denkwerkzeug, das es uns – gemäß Designguru Bill Buxton – ermöglicht, noch unfertige Ideen festzuhalten und schrittweise zu verfeinern. Dieses Werkzeug wurde denn auch in der Geschichte der Menschheit von vielen großartigen Denkern und Machern rege verwendet. Leonardo da Vinci zum Beispiel nutzte Skizzen als Experimentierplattform für sein Denken und Forschen. In seinen Tagebüchern schreibt er, dass ihn Skizzen Neues entdecken lassen und ihn dabei unterstützen, Muster zu erkennen und deutlich zu machen. Auch Charles Darwin benutzte konzeptionelle Skizzen, um seine Evolutionstheorie zu entwickeln. Doch auch viele Manager, wie etwa Jack Welch oder Mark Hurd, nutzen Skizzen, um ihre Mitarbeiter zu führen oder ihre Reden visuell zu unterstützen.

[2]Gerade für Gruppen, die gemeinsam Probleme lösen möchten, sind Skizzen hervorragend geeignete Denkwerkzeuge. Die an der Universität Stanford in Kalifornien forschende und lehrende Psychologieprofessorin Barbara Tversky hat die spezifischen Vorteile von Handzeichnungen für die Zusammenarbeit untersucht und festgestellt, dass sie Gruppen schneller zusammenarbeiten lassen und durch ihre Vorläufigkeit und Revidierbarkeit die Kreativität fördern. Sie ermöglichen den Mitgliedern einer Gruppe, in einer einfachen und direkten Art und Weise ihre vagen Ideen auszudrücken und innovativ zu sein.

Ihre Kollegen Heiser und Silverman weisen zudem auf die folgenden Vorteile von Skizzen für die Gruppenarbeit hin:

In einem ganz anderen Gebiet, der Psychoanalyse, hat Mayer untersucht wie Handzeichnungen die Kommunikation zwischen Patient und Therapeut verbessern. Er hat herausgefunden, dass einfache Skizzen einen besseren Zugang zu den Gedanken und Gefühlen eines Menschen schaffen, als nur darüber zu sprechen. Skizzen ermöglichen es, eine kritische Distanz zur eigenen Situation zu schaffen und gemeinsam mit anderen konstruktive Lösungen schrittweise zu entwerfen.

[3]Skizzen werden so zum gemeinsamen Denkwerkzeug und erlauben es einem Patienten und seinem Therapeuten, bisher nicht angesprochene Hoffnungen, Ängste oder Erfahrungen zu thematisieren.

Gemäß Mayer ermöglichen konzeptionelle Handzeichnungen die folgenden wichtigen Vorteile:

Die beiden Psychologen Tversky und Suwa haben mit ihrer Forschung ebenfalls nachweisen können, dass Skizzen die Kommunikation in Gruppen unterstützen. Sie schreiben:

Skizzen dienen als einfacher Bezugspunkt für Worte und Gesten. Durch zeigende Ausdrücke wie „hier“, „dort“, „dieser Teil“ oder „so“ wird die Kommunikation gleichzeitig einfacher und präziser.

Genau das passiert wenn man mit Skizzen arbeitet: Durch das Zeichnen, Verweisen und Verbinden und durch das Anbringen von Symbolen werden die Konsequenzen des Diskutierten sichtbar. Beim Zeichnen entwickelt man so ein gemeinsames Verständnis und denkt das Abgebildete gemeinsam weiter - und dies ohne je den gemeinsamen Fokus zu verlieren.

[4]Aber Skizzen leisten viel mehr, als nur einen gemeinsamen Fokus zu ermöglichen. Beim gemeinsamen Skizzieren gleichen die Beteiligten ihre Sichtweisen an, klären ihre Annahmen, wechseln Perspektiven und denken gemeinsam über mögliche Zukünfte nach. Durch ihre informelle, fast verspielte Art und Weise ermöglichen es Skizzen, einen offenen Dialog zu führen, bei dem man seine eigene Meinung als revidierbar begreift und sich aktiv auf die Sichtweise von anderen einlässt.

Zusammenfassend können wir festhalten, dass Skizzen zahlreiche Vorteile für die Zusammenarbeit in Gruppen bieten. Diese lassen sich in der Abkürzung KARMEN zusammenfassen.

K onzentriert:
Sobald man zeichnet, hören einem die Menschen aufmerksam zu.

A utomatisch:
Gute Skizzen werden automatisch verstanden.

R evidierbar
Skizzen können leicht (gemeinsam) verändert oder erweitert werden und signalisieren so, dass sie unfertig sind.

Merkbar:
Durch Skizzen kommen denkwürdige Interaktionen zustande. Das Schlussbild bleibt allen Beteiligten noch lange in Erinnerung und dient als wichtiger Bezugspunkt.

E inbindend:
Das Interpretieren von Skizzen und das eigene Zeichnen aktiviert Menschen und bindet sie in die Kommunikation ein.

N atürlich:
Weil jeder einfache Striche zeichnen kann, ist Skizzieren eine äußerst natürliche Weise, ein Gespräch zu unterstützen.

[5]Aber wie Carmen aus Bizets gleichnamiger Oper, so sind auch Skizzen gleichzeitig attraktiv und gefährlich. Denn wenn man sie unsachgemäß einsetzt, versetzen sie andere gleichsam in ein Koma, d.h. vermeiden Sie Skizzen mit folgenden Eigenschaften:

K ompliziert:
Skizzen mit vielen unklaren Elementen, die nicht bekannten Formen entsprechen, können verwirren. Erklären Sie deshalb sofort, was Sie zeichnen und zu welchem Zweck.

O hne Fokus:
Überladene Skizzen mit zu vielen Elementen führen dazu, dass man den Fokus verliert. Reduzieren Sie Ihre Skizzen auf das Wesentliche, sprich die Hauptaussage, und ergänzen Sie weitere Informationen nur mündlich.

M anipulativ:
Mit Bildern kann man Menschen auch in die Irre führen. Achten Sie darauf, dass Ihre Skizzen fair und korrekt sind, und schaffen Sie nicht falsche Eindrücke durch Ihre Bilder.

A mbivalent:
Skizzen sollten nicht zu vage sein. Ein Pfeil kann vieles bedeuten; klären Sie also jeweils sofort die Bedeutung von Symbolen oder Strichen.

Um diese Risiken zu vermeiden, sollten Sie auf einige wichtige Richtlinien achten. Diese Hinweise zur optimalen Verwendung von Skizzen finden Sie in Kapitel 3. Zunächst möchten wir Ihnen jedoch anhand eines einfachen Beispiels zeigen, wie Skizzen den Arbeitsalltag erleichtern und verbessern können.