Weitere Bücher von Michael Dunkel sind im
Verlag-Kern unter www.verlag-kern.de erhältlich.

Die zwei Gesichter des Mondes

Gedichte von

Michael Dunkel

ISBN: 3-939478-008 und 9-78-3-939478-00-3

Umschlagtext

Michael Dunkel hat in den beiden ersten Büchern, "Der Teufel kochte tunesisch" und "Die Reise zum Blau" seine spannenden Erlebnisse im Ausland beschrieben. Sein neuer Gedichtsband gibt eine breite Reflektion auf unseren sozialen Alltag mit seinem persönlichen Schwerpunkt Liebe und Gefühl.

Die teilweise humorvolle und kritisch nachdenkliche Art machen seine Gedichte zu einem Vergnügen und automatisch findet man sich in seine Gedanken hineingezogen.

Die Reise zum Blau

Roman von

Michael Dunkel

ISBN 3-936269-15-7

Umschlagtext

Dem Ruf, ins Ausland zu gehen, folgen Jahr für Jahr Tausende Menschen. Sie hoffen darauf, ihrem Alltag in Deutschland zu entfliehen und die Chance eines Neuanfangs in einem fremden Land zu erhalten. Ich hatte unter dem vorangegangenen Druck eines finanziellen Engpasses, verbunden mit meinem Körper lähmenden Arbeitsbedingungen, eine scheinbar aussichtsreiche Tätigkeit auf Gran Canaria angenommen. Dies wurde mir von einer Personalagentur im Vorfeld in den schillerndsten Farben näher gebracht und mein Verkaufstalent, auf der mentalen Ebene, mit der höchsten Stufe bewertet. Diese Stufe nannten Sie BLAU. Über die gemachten Erfahrungen und Erlebnisse aus fast fünf Monaten Timeshare-Zirkus im sonnigen Süden handelt das Buch.

Näheres über Michael Dunkel unter www.autorenprofile.de

Weitere Bücher aus dem Verlag-Kern:

Sand in der Seele

Roman von Evelyne Kern

ISBN: 978-3-939478-04-1

Umschlagtext

Dieser Roman ist die tragische Geschichte einer Frau, die von einem Unglück in das andere stürzt: Von dem Stress einer kaputten Ehe und dem nervenaufreibendem Job als Journalisten belastet, reist sie, um ein wenig abzuschalten, kurz entschlossen nach Tunesien. Dort trifft sie auf den Mann, der ihr ganzes Leben verändert.

Amor hat sie schändlich belogen und betrogen. Er hat sie nur wegen der deutschen Staatsangehörigkeit und anderer Vorteile, die er und seine Familie sich versprochen hatten, geheiratet. Aus purer Angst, zutiefst verletzt und gedemütigt muss sie schließlich ihr Traumhaus verlassen, und ein harter Kampf gegen einen riesigen arabischen Familienclan beginnt...

Sand in der Seele wurde in den bisherigen Auflagen bereits tausendfach verkauft.

Atemlos ins Nichts

Roman von Evelyne Kern

ISBN: 978-3-939478-03-4

Umschlagtext

Atemlos ins Nichts ist Evelyne Kerns zweiter Roman und die bittersüße Liebesgeschichte Julias, die alles verliert, was sie liebt. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen verliebt sie sich als 17-jährige in einen Autodieb. Er ist ihre große Liebe und sie wird ihn, obwohl er bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kommt, niemals vergessen. Zwei weitere Männer kreuzen in den folgenden Jahren ihren Weg und auch diese verliert sie auf tragische Weise. Tapfer erträgt sie alle Schicksalsschläge, bis sie eines Tages völlig ausrastet....

Dieser Roman geht durch Mark und Bein. Ungemein romantisch, aber auch unendlich traurig spricht er all die Personen an, die gerne mal ihren Tränen freien Lauf lassen. Zum Heulen schön, aber auch irre romantisch und zugleich anregend spannend verspricht diese Geschichte eine außergewöhnliche Unterhaltung.

Bibiliografische Informationen der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibilothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

Impressum:

Copyright: Verlag Kern - www.verlag-kern.de

Wolfsbacher Straße 19 - D-95448 Bayreuth

Satz und Gestaltung: www.verlag-redaktionsbuero.de

2. Auflage - April 2007

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

ISBN: 9783939478416

Der Teufel

kochte tunesisch

von
Michael Dunkel

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

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Weitere Bücher aus dem Verlag-Kern

Der Teufel

kochte tunesisch

von
Michael Dunkel

Ich danke all den Freunden, welche mir geholfen haben, aus dieser fast ausweglosen Situation heraus zu kommen.

Mein ganz besonderer Dank gilt einer Reiseleiterin und dem mutigen Einschreiten von Sahir.

März 2002

Vorwort

Es gibt Realitäten, welche so fiktiv sind, dass sie nicht als Wahrheit erkannt werden.

Die Entscheidung, in Tunesien leben zu wollen, war für Mike gedanklich kein großes Abenteuer. Er hatte sich auf diese Möglichkeit vorbereitet und konnte erst sehr spät herausfinden, dass es ein riesiger Unterschied war, in einem moslemischen Land Urlaub zu verbringen oder wie er, eine zweite Heimat zu finden.

Sukzessive wurde er in nicht durchschaubare Aktivitäten eines Glaubensfanatikers hineingezogen, dessen Leben vermischt war mit versuchter Magie, Manipulationen durch Vergiftungen und der Mafia ähnlichen Verbindung zu einer geheimen Organisation, deren Aufdeckung den Anhängern den Tod gebracht hätte.

Religiöser Fanatismus, geschweige die Ausübung von Magie, war von offizieller Seite strengstens verboten. Dennoch wurde das nachfolgend Beschriebene von vielen Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld unterstützt oder zumindest geduldet.

*

Wenn ein Mensch glaubt,

er sei ganz am Ende seiner Kraft angelangt,

erst dann wird er erkennen,

welche Stärke er wirklich besitzt.

Kapitel I

Mike hatte Nordafrika vor 25 Jahren das erste Mal besucht und war direkt von dieser Landschaft angetan.

Im Winter 1971, es war der Beginn von Terrorismus-Aktivitäten in Deutschland, wollte er über Weihnachten einen Kurzurlaub verbringen, um sich von dem Arbeitsstress der letzen Monate zu regenerieren.

Er war im Auslandsimmobilien-Geschäft tätig und flog mehrmals im Monat in Südeuropa umher, prüfte Grundstücke auf ihre Eignung zur Bebauung und verkaufte Ferienhäuser an sonnensüchtige Deutsche.

Er war, obwohl in Deutschland geboren und mit deutschen Eltern beglückt, das, was man einen mediterranen Typ nannte. Schlank, beweglich, mit dunklen Haaren und eher spanischfranzösischem Aussehen, spielte er mit dieser Erkenntnis, und da er für Sprachen eine Begabung zeigte, hatte er sich schnell zu seinen französischen und englischen Schulvokabeln auch ein wenig Spanisch und Italienisch zugelegt, welches ihm in seinem Beruf sehr zu Gute kam.

Jetzt, kurz vor Weihnachten, blieben die Reiseangebote eingeschränkt, und so entschloss er sich, gemeinsam mit einem Freund Tunesien, ein Land, welches er absolut nicht kannte, als Urlaubsziel zu buchen.

Morgens gegen sieben Uhr startete eine Maschine von Düsseldorf und sollte drei Stunden später auf Djerba, einer Halbinsel im Süden Tunesiens, landen.

Daraus wurden 15 Stunden Anreise mit Zwischenlandungen in Frankfurt, Zürich und Tunis, jedes Mal verbunden mit langwierigen Gepäck- und Personenkontrollen. Der Aufenthalt in Tunis zog sich mehr als fünf Stunden hin und er beschloss, die Zeit zu nutzen und mit seinem Freund den alten Souk der Hauptstadt zu erkunden.

Spät am Abend durften sie endlich ihre Reise fortsetzen. Es war jedoch eine alte Militärmaschine ohne jegliche Verkleidung im Inneren des Flugzeugs, mit der sie das letzte Stück der Route bewältigen sollten. Man konnte das Gerippe des Flugkörpers sehen, und kurz bevor sie starteten, schlug der Flugbegleiter mit einer Notaxt den Riegel der Luke zu.

Kaum in der Luft brach ein Gewitter los mit einer solchen Heftigkeit, die Mike so noch niemals erlebt hatte. Die Maschine trudelte, und man hörte die Nähte im Inneren knakken und ächzen.

Einschließlich der anderen Passagiere saß er, sich angstvoll an den Sitz klammernd, vollkommen starr und hoffte, möglichst schnell und heil zu landen.

Der Regen prasselte weiter, und als der Stahlvogel die Rollbahn berührte, schlingerte er und rutschte weit über das Feld, bis er sich querstellend fing.

Den Weg zum Flughafengebäude mussten sie laufen und kamen völlig durchnässt in der Halle an. Nach langatmigen Passkontrollen und ermüdendem Suchen der Gepäckstücke wurden sie von mürrischen Taxifahrern in alte Karossen gestopft und los ging die Fahrt in eine schwarze Nacht.

Mike verging die Urlaubsfreude, und er wäre auf der Stelle zurück geflogen, hätte es einen Flug zu dieser Zeit gegeben. Die Fahrt schien endlos und führte über einen Damm, welcher die Insel mit dem Festland verband. Sie erreichten ihr eigentliches Ziel: Zarzis, ein kleiner Touristenort im Süden Tunesiens.

Am nächsten Morgen zeigte sich das Land von seiner schönsten Seite.

Strahlend blauer Himmel, frisch gewaschene Palmen und weiß gekalkte Häuser blitzten in der Wintersonne, und die Strapazen des letzten Tages waren verflogen.

Tunesien hatte auch in diesem Winter sehr kalte Nächte und nur mäßig warme Tage. Es waren keine langen, ausgedehnten Sonnenbäder möglich, und die Hotelanlage, sie bestand aus einzelnen Bungalows, welche sich um ein zentrales Haupthaus mit Speisesaal, Bar und Leseräumen zentrierten, wirkte auf Mike eher langweilig. Das internationale Publikum, überwiegend Engländer und Franzosen, bestand aus meist älteren Semestern und beschränkte sich, wie heute noch üblich, mehr auf die Ferienanlage. Es gab in der Überzahl Gäste, die 14 Tage keinen Fuß über die Hotelgrenze setzten.

Mike erkundete lieber die Umgebung des relativ einsam gelegenen Komplexes und schloss schnell Kontakt zu den Einheimischen.

Zu dieser Zeit hatten, mit wenigen Ausnahmen, nur öffentliche Gebäude Strom. Nachts blieb die ganze Umgebung in ein tiefes Dunkel gehüllt und ließ die Palmen und die Umrisse der vereinzelt gelegenen Berberhäuser sehr romantisch erscheinen.

Es stieg ihm zum ersten Mal die Vision der Geburt Jesu vor Augen und er konnte sich in die Situation der flüchtenden Familie, auf einem Esel durch die kalte Nacht reitend, hineinversetzen.

Die Straßen, eher Sandpisten, wurden gesäumt von vereinzelten Palmen und Schafställen. Ihm fielen tagsüber die verstohlen am Straßenrand hockenden Gestalten auf, welche betont unauffällig ihre Zigarette rauchten. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Notdurft verrichteten. Da die Luft jedoch sehr trocke war und überall Sand der Wüste lag, konnten die Geschäfte schnell verwischt werden und niemand störte sich daran. Auch er gewöhnte sich rasch an diesen Anblick.

Außerhalb der Clubanlage gab es weder Cafés noch Geschäfte. Die einzigen Autos, welche ab und zu über die Piste fuhren, waren Taxen. Ansonsten rumpelten Holzkarren mit vorgespannten Mulis vorbei.

Der ganze Ort lag in einer Oase, die berühmt war für die vielen Dattelpalmen und Olivenhaine, welche, ringsum angelegt, die Landschaft mit auslaufenden Hügeln zum Landesinneren hin begrenzten.

Sie ermöglichten den Menschen ein sehr bescheidenes Auskommen, und die ersten Ansätze eines sich entwickelnden Tourismus unterstützte dies.

Hier erlebte Mike einen Urlaub, der sein späteres Leben deutlich prägen sollte.

Er hatte tiefe Einblicke in die faszinierende Welt des Orients bekommen.

So erhielt er eine Einladung zu einer Hochzeit und folgte dieser mit großer Freude und Neugier.

Eine Karawane von Esel gezogenen Karren, angeführt von einer Musikgruppe und einem Kamel, zockelte von dem Wohnort des Bräutigams ausgehend zum Hause der Braut. Das Bild vom Tamtam dieser Berber Hochzeit, mit den rotweiß gekleideten Trommel-Tänzern, verbunden mit dem Kamel hoch beladen mit Brautgeschenken, fixierte sich in seine Erinnerung. Die Braut selbst, gefärbt mit Henna und in prächtige blau-goldene Schleier gehüllt auf einem Eselkarren sitzend, beleuchtet von der fahlen Wintersonne und gefolgt von der Hochzeitsgesellschaft, blieb ihm unvergessen.

Er erhielt Einladungen zum Tee in die kargen Behausungen der Einheimischen, und die Gespräche, welche sie dort führten, ein Radebrechen auf englisch, französisch und damals schon ein wenig deutsch, waren von erstaunlicher Philosophie, und die Berber beschämten ihn mit ihrem Wissensdurst und den Kenntnissen von der Welt ohne die Möglichkeit, diese bereisen zu können. Mike wurde in verschiedene Familien als Gast gebeten und war über die Herzlichkeit dieses Volkes jedes Mal aufs Neue erstaunt.

Er bewahrte sich die Eindrücke an die klare Luft und die Gerüche von Kameldung vermischt mit Eukalyptus und Sand. Dies konnte er später jederzeit in seiner Erinnerung abrufen. 25 Jahre später, eher durch Zufall, hatte er die Möglichkeit seine Bilder des Orients zu erneuern.

*

Die berufliche Eigenständigkeit ist für viele ein Traum und für einige eine Ankettung an langer Leine.

Mike hatte sich bereits mit 24 Jahren in Köln ein Einzelhandels-Geschäft aufgebaut und dieses mit viel Erfolg geführt. Die dauernd abverlangte Präsenz dafür machte ihn in langen Jahren jedoch müde und ebenfalls gereizt. Er war einfach nicht in der Lage, sein Leben mit Urlaub oder anderen Freiheiten so zu gestalten, wie er es gerne gehabt hätte.

Diese Unzufriedenheit, gekoppelt mit zusätzlich aufkommenden finanziellen Sorgen, ließen in ihm den Gedanken wachsen, dies alles für ein freieres Leben einzutauschen.

Als sein vierzigster Geburtstag nahte, verwirklichte er seine Vorstellungen von Ungebundenheit und gab, für Außenstehende unverständlich, sein Geschäft auf.

Damit er allem Gerede oder dummen Fragen aus dem Weg gehen konnte, flog er in ein Land, über welches er sich nie wirklich Gedanken gemacht hatte.

Er bereiste die Türkei, ging von Izmir nach Istanbul, danach zurück in den tiefen Süden und verstärkte seine Erfahrungen mit der orientalischen Welt. Die Sprache, Melodien und Landschaft ließen in ihm den Wunsch aufkommen, längere Zeit in der so anderen Kultur zu bleiben.

Dank eines Teppichhändlers, welcher ihm anbot ihn bei sich arbeiten zu lassen und seine Kenntnisse von Sprachen und Verkauf nützlich für sich einzusetzen, konnte Mike ohne Probleme in einem malerischen Ort Namens Dalijan leben. Erst als der Winter nahte und die Frage aufkam, im Land zu bleiben oder nach Deutschland zurück zu reisen, musste eine Entscheidung gefällt werden. Da er kein Türke war und die Bestimmungen der Aufenthaltserlaubnis sich nicht so einfach gestalteten, holte ihn die Realität ein, und er plante schweren Herzens seine Abreise.

Zurück in Deutschland musste er zunächst wieder Boden unter seine Füße bekommen und einen neuen Weg finden, Geld zu verdienen. Sein Metier war der kosmetische Bereich. Schnell fand er ein Fundament und arbeitete vier Jahre relativ sorglos, mit nicht zu verachtendem Erfolg in der Branche des "schönen Scheins."

Leider konnte er sich nicht lange an seiner Tätigkeit erfreuen. Der Bruch entstand, als innerhalb des Konzerns, in dem er arbeitete, zwei Kosmetikgiganten fusionierten und die Mitarbeiter reduziert wurden. Mike, noch unverheiratet und einen Tick zu jung, musste so einem, ihm den früheren Erfolg neidenden, intriganten Kollegen seinen Platz übergeben.

Er glaubte jedoch schon sein ganzes Leben an die Gerechtigkeit des Schicksals.

Diese Gerechtigkeit siegte auch hier, denn er erhielt nach einigen Monaten Rechtsstreites eine nicht unbeträchtliche Abfindung und, um das Füllhorn fast ganz auszugießen, eine schöne, unverhoffte Erbschaft.

Dieser Umstand half ihm über das erfahrene Unrecht hinweg und er beschloss, eher peinlich berührt, sein Gehalt einige Zeit vom Arbeitsamt zu beziehen.

Mittlerweile war er fast 45 Jahre alt und dieses "Amt des Erbarmens" sah sich nicht in der Lage ihn zu vermitteln, und die zuständige Sachbearbeiterin munterte ihn zusätzlich mit der Bemerkung auf, er sei sowieso zu alt und würde nicht einmal eine Umschulung erhalten.

Hier nahm sein Leben eine sehr entscheidende Wende.

Kapitel II

Der Sommer 95 entwickelte sich zu einem der so häufig vermurksten, deutschen Sommer. Es hatte viel geregnet, und während der wenigen Tage, an denen die Sonne schien, lag eine bleiern-schwüle Luft über Köln, welche so prägend für die Menschen dort ist und typisch für die rheinische Metropole.

Ende August hatten sich Freunde von Mike zusammen getan und beschlossen spontan, einen 14-tägigen Urlaub in Tunesien zu verbringen.

Er wurde gefragt, ob er mangels anderer Aktivitäten mitkommen wolle. Nach anfänglichem Zögern stimmte er begeistert zu.

Vergangene Bilder Tunesiens erhielten auf einen Schlag neue Konturen, und er konnte es kaum erwarten, dieses Land wieder zu sehen.

In einem Taschenbuchladen kaufte er sich einen Reiseführer und informierte sich über Land, Gebräuche und Eigenheiten. Er las alles über die Ess- und Trinkgewohnheiten und über die uralte Geschichte von Zarzis, denn dies sollte das Ziel der Reise sein, genau wie vor 25 Jahren.

Es wurde beschlossen, einen Bungalow anzumieten, ein für Südtunesien typisches Berberhaus.

Seine Freunde, Paul, ein Ende 50-jähriger Sean-Connery-Typ mit kurzen, grau-weißen Haaren und einem ebensolchen Bart, und Piet, ein knapp vor seinem Abschluss stehender angehender Banker, lang und damals eher schlaksig, mit stets leicht gebräuntem Teint, welcher die zur Verlegenheit neigende Rötung seiner Haut nur schwach kaschierte.

Diese beiden, lustig, schlagfertig und trinkfest, hatten sich über tunesische Bekannte das Haus aussuchen lassen.

So flogen sie zu dritt nach Djerba, auf die Halbinsel im Süden des Landes.

Der Flughafen, vor Jahren eine Wellblechhütte mit Unterstand, hatte sich zu einem touristischen Koloss entwikkelt. Aus allen Ländern Europas strömten die Urlauber durch die Abfertigungshalle und wurden von wild gestikulierenden, meist bedrohlich freundlichen Reiseleitern, in Busse, Taxen oder Transporter genötigt.

Deshalb waren sie dankbar und erleichtert, als Foussi, ein Bekannter von Paul, sie in seinem Privatwagen abholte und sie so gemütlich der Hektik des Flughafens entkommen konnten.

Nach wenigen Kilometern in Richtung des Landesinneren machten sie ihren ersten Stop in einem Café, welches sofort die Illusion von "1000 und einer Nacht" aufkommen ließ. Orientmusik mit aufreizend skandierenden Gesängen, verbunden mit dem Geruch der unvermeidlichen Shisha, einer mehrschlauchigen Wasserpfeife, welche von bärtigen, dunkelverbrannten Berbern beim Würfelspiel geraucht wurde, versetzte die Urlauber direkt in ein anderes Jahrhundert.

"Ahjai, a tini arba Cafe min fadlek" (komm her, an mich vier Kaffee bitte), rief Foussi dem jungen, in Pluderhosen und Weste gekleideten Kellner zu.

Dieser kam mit einer leicht unterwürfigen Freundlichkeit und dem neugierig verschlagenen Blick, erworben im Touristengeschäft, auf sie zu.

"Tu es Francais?", fragte er Mike und bleckte eine Reihe von weißen, großen Zähnen. " Non, je suis Allemand et mes amis aussi ", antwortete dieser spontan.

Sie wurden eingehend befragt, wohin sie wollten, wie lange ihr Urlaub dauerte und wie man am Besten nach Deutschland käme.

Die Frage, wie die Aussichten seien, in Deutschland zu leben und dort zu arbeiten, war für viele Tunesier aus dieser Gegend von zentraler Bedeutung.

Ein Tunesier in Tourismusgebieten hatte in der Regel die Wahl zwischen einem Hoteljob oder der Arbeit als Teppichverkäufer. Beides brachte ihm nicht viel ein, etwa 300 -400 Dinar monatlich, was einer Umrechnung in Euro entsprach.

Da in den meisten Fällen eine Heirat erst dann zu Stande kam, wenn er ein eigenes Haus gebaut hatte und seine zukünftige Frau entsprechend ernähren konnte, musste ein Tunesier im Schnitt 30 Jahre alt werden, bis er dieses Ziel erreichte. Deshalb suchte er jeden Weg, seine finanziellen Mittel vorher aufzubessern.

Eine einfache und beliebte Methode, die entwickelt wurde, war das gezielte Flirten mit vornehmlich blonden Frauen. Bevorzugt wurden hier die Deutschen, egal welchen Alters. Geschickt bewegte man sie dazu, Aufenthaltsgenehmigungen für Deutschland zu erreichen, nicht ohne sie vorher mit schmachtenden Blicken und den Schilderungen erschütternder Armut des jeweiligen Bewerbers zu erweichen. Es gab Frauen, welche sich in den totalen Ruin gestürzt hatten, nur damit sie ihrem armen, glutäugigen Sozialfall helfen konnten.

Nach kurzem Aufenthalt fuhr die Gruppe in Richtung Grenzdamm weiter. Die Halbinsel Djerba ist mit einem alten Römerdamm zum Festland hin verbunden. Dieser ist gleichzeitig eine Art Grenzstation, welche von Polizei und Militär kontrolliert wird. Später wusste Mike, dass es sehr nützlich sein konnte, wenn man eine Flasche amerikanischen Whiskey oder wenigstens einen guten Cognac bei sich hatte, die man, für welche Bestechung auch immer, griffbereit hielt.

Da in Tunesien so eine Art "Buschtrommel" funktionierte, wartete vor dem Ferienhaus schon eine ganze Gruppe Familienangehöriger und Freunde von Foussi auf die Ankunft der Gäste.

Mit großem Salam, Le Base, was soviel heißt wie guten Tag, alles gesund, wurden die drei empfangen und ins Haus geleitet.

Das Gebäude wurde von einer rundum drei Meter hohen Mauer umschlossen, durchbrochen von einem 2-flügeligen, blau gestrichenen Eingangstor.

Dahinter befand sich ein sauber mit Reisigbesen gefegter Sandboden und, nach etwa vier Metern, der säulengestützte, überdachte Bogengang des Hauses. Dieser Zwischenraum von Tor zum Haus war nötig, um in erster Linie einen Sicherheitsabstand zu den allgegenwärtigen, giftigen Skorpionen zu erhalten.

Kindern wird schon in ganz jungen Jahren beigebracht, Skorpione, abends in den Mauerritzen und im Vorhof des Hauses sitzend, zu fangen und zu töten.

Die Unterkunft selbst bestand aus einem großen, hallenähnlichen Raum, über dem eine helle, mit Glassteinen versehene Kuppel thronte. Diese Art zu bauen lässt auch bei größter Hitze eine angenehme, kühle Raumtemperatur zu und gibt, solange die Sonne scheint, ein gleichmäßiges Licht.

Rechts und links von der Kuppelhalle befanden sich kleinere Schlafräume und eine Küche mit angegliedertem Bad.

Paul beschlagnahmte sofort den Kuppelsaal als sein Refugium, während Mike und Piet sich jeweils ein kleineres Nebenzimmer einrichteten.

Für den Abend hatte man sich zum Essen verabredet, welches die Hausverwalterin vorbereiten sollte.

Sie trug den typischen bunt geblümten Wickelrock mit der entsprechend geschlungenen Bluse und um den Kopf ein eng gebundenes Tuch, welches mit einer um die Stirn gewundenen Goldkette gehalten wurde, was der Trägerin das Aussehen einer Zigeunerin verlieh. An ihren Handgelenken klirrten verschiedene Armbänder, die goldene Lebensversicherung einer tunesischen Frau, welche noch vor einigen Jahrzehnten dem Ehemann erlaubte, sich ihrer, mit den dreimal wiederholten Worten "Ich verstoße Dich", zu entledigen. Gott sei Dank hatte sich das geändert.

Die Männer, von dem Flug und der Hitze müde, duschten sich nacheinander unter einem spärlichen Rinnsal von zunächst kaltem Wasser und zogen sich, im Haus durchaus angebracht, landesübliche Jellabas an, lange, aus Baumwolle gewebte Kleider, welche im ersten Augenblick wie Nachthemden anmuteten.

Es gab kein bequemeres Kleidungsstück, welches gleichzeitig eine herrliche Kühlung des Körpers zuließ.

Gegen Abend trafen noch vier weitere Gäste ein, welche zum Abendessen blieben.

Wenn man Einblicke in das südtunesische Leben hatte, wusste man, dass keiner ungefragt zum Essen kam. Der Besucher gesellte sich zwar dazu, griff jedoch nur nach mehrmaliger Aufforderung zu einem kleinen, symbolischen Stück Nahrung. Es sei denn, er fühlte sich bei seinen Freunden wirklich zu Hause - dann plünderte er den ganzen Kühlschrank. Mike erfuhr erst viel später, dass die Angst, vergiftet oder von einem bösen Fluch belegt zu werden, vornehmlich in Zarzis so groß war, dass sich keiner verleiten ließ, von Fremden etwas anzunehmen. Dies konnte er bei den ersten Begegnungen jedoch noch nicht ahnen.

Er war im Gegenteil so fasziniert von dem orientalischen Flair und von der Herzlichkeit der Menschen um ihn herum, dass er überschwänglich entschied: "Hier will ich leben, ein Haus bauen und glücklich sein."

Zu den Freunden von Foussi gehörte ein untersetzter, ca. 30 Jahre alter Mann mit dicken schwarzen Lockenhaaren und einem breiten, fast sinnlichen Mund. Die Augen waren groß geschnitten und vermittelten den Eindruck, wenn er lachte oder erregt diskutierte, sie würden ihm sofort aus den Höhlen fallen und wie schwarze Murmeln zu Boden rollen.

Die anderen stellten ihn als Faruk vor, und er arbeitete bei einem bekannten und sehr reichen Teppichhändler, der seine Geschäfte auf der Insel Djerba betrieb.

Auch er wohnte, wie die meisten der Händler, in Zarzis, fuhr jeden Tag den weiten Weg zu seiner Arbeit und abends über den Römerdamm zurück.

Von der übrigen Gruppe etwas zur Seite gedrängt, machte Faruk auf Mike einen ruhigen und klugen Eindruck.

Sie sprachen beide über ihr Leben, und Faruk erzählte, er wolle heiraten, brauche dafür aber ein eigenes Haus und würde sich am Liebsten auf eigene Beine stellen.

Mike wiederum schwärmte davon, hier an diesem Platz mit genau so einem Haus den Rest seines Lebens verbringen zu wollen. Er habe keine Verpflichtungen in Deutschland, ein gewisses Vermögen, um hier gut leben zu können, und den Willen, in Tunesien Geld und Arbeit zu investieren.

Faruk hörte sehr aufmerksam zu und bestätigte mit vielen Gesten und einnehmenden Worten, wie einfach und sorglos es hier im "Miami Europas" zu leben sei.

Darin wurde Mike bestärkt, als er mit seinen Freunden am nächsten Tag den kleinen Urlaubsort Souhiel erkundete. Dort, wo vor 25 Jahren eine einsame Sandpiste die Landschaft teilte, waren jetzt Restaurants, Cafés und Souvenirläden entstanden, und der Massentourismus wurde deutlich sichtbar. Faruk hatte jedoch sofort darauf bestanden, dass Mike sich von den Urlaubern fernhalten und sich lieber mit den Einheimischen unterhalten solle, um sich so deren Lebensgewohnheiten anzupassen.

Ihm war das nur recht. Er begriff zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht, dass dies schon die ersten Ansätze von Isolierung für ihn bedeutete.

Die Urlaubswochen flogen vorbei. Mike hatte sich schon einige arabische Worte gemerkt und vorher in Deutschland zusätzlich Vokabeln gepaukt. Dies kam rundum sehr gut an, wurde mit Erstaunen und Freude kommentiert, und alle waren sich einig, dass er zu ihnen gehöre.

Seine Freunde Piet und Paul waren zwar skeptisch, begrüßten jedoch auch seinen Entschluss, sich lieber eine neue Aufgabe im sonnigen Afrika zu suchen, als frustriert und ohne Arbeit in Deutschland zu sitzen.

So wurden jeden Tag Pläne entwickelt, eine Strategie festgelegt, was wie zu tun sei, und am letzten Tag der Abreise erklärten sich Mike und Faruk gegenseitig bereit, einander zu helfen.

Während des Urlaubs hatte Faruk seinen Freund, den er sofort "reines Herz" (gelba behi) nannte, fast täglich mit an seine Arbeitsstelle genommen.

Dort schwärmte er ihm von einem eigenen Laden mit Schmuck, Teppichen und Keramik vor und von der Aussicht, dass Mike ebenfalls ein Geschäft mit Textilien für Touristen eröffnen könnte.

Sie besuchten auch Faruks zukünftige Frau, ein zartes, für tunesische Verhältnisse jedoch sehr selbstständiges Mädchen, welches interessiert nach seinen finanziellen Möglichkeiten fragte. Er gab bereitwillig und fast naiv Auskunft und freute sich jeden Tag mehr auf sein neues "Zuhause."

Erleichtert wurde die Entscheidung für ihn durch den Umstand, dass sein Freund Paul sich an einem Bootbauprojekt bei seinem Bekannten Foussi beteiligt hatte. Dieses schien erfolgreich gestartet zu sein, und Paul winkten vermeintlich die ersten Erträge.

Piet meldete jedoch Bedenken an, welche schon deshalb zurück gewiesen wurden, weil er weder Klima, noch Essen, noch die sanitären Verhältnisse als annehmbar einstufte.

Für den letzten Abend des Urlaubes hatten Teppichhändler für ihre Kunden ein großes Fest am Strand veranstaltet. Aus Holz und trockenem Seetang wurde ein Feuer entzündet und mit in Folie gebackenem Fisch und genügend Bier Hunger und Durst gestillt. Die Strandverkäufer und Handlanger zogen sich traditionelle Kleidung an und schlugen unermüdlich die einheimischen Trommeln.