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Übersichtskarte

Blumenwanderungen
in Südtirol

Oswald Stimpfl

Blumenwanderungen in Südtirol

Wissenschaftliche Beratung Thomas Wilhalm, Naturmuseum Südtirol

Images Dieser Führer entstand in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol und erscheint als Bd. 1 der Reihe „On tour mit dem Naturmuseum Südtirol“.

HINWEIS

Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Die beschriebenen Ausflüge werden auf eigenes Risiko unternommen; Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung. Für die Wanderungen wird die Mitnahme von geeignetem Kartenmaterial empfohlen oder Sie planen Ihre Wanderung mithilfe von www-trekking-suedtirol. com. Empfehlenswert ist die Mitnahme eines Pflanzenbestimmungsbuches zum Vergleichen und Bestimmen der Pflanzen vor Ort.

DANK

Mit Dankbarkeit erinnere ich mich an meinen Vater, der mir die Liebe zur Natur und zu den Pflanzen vermittelt hat. Mein aufrichtiger Dank geht auch an Thomas Wilhalm vom Naturmuseum Bozen für die engagierte, unkonventionelle und aufmunternde Zusammenarbeit, weiters an die vielen Hobbybotaniker, Naturwanderführer, Naturparkmitarbeiter und die Mitglieder des Arbeitskreises „Flora von Südtirol“, welche mir nicht nur wertvolle Ratschläge gaben, sondern mich teils persönlich auf so manchen Exkursionen zu versteckten Standorten begleiteten und somit wesentlich zum Gelingen des Führers beigetragen haben: Georg Aichner, Karl Demetz, Norbert Hölzl, Maria Luise Kiem, Christine Kögl, Mario Larcher, Gottfried Nagler, Arnold Rinner, Edith Schneider-Fürchau, Walter Stockner, Willi Tratter, Günther Tschurtschenthaler.

SYMBOLE

Images Charakteristik der Wanderung

ImagesAusgangspunkt

Images Gehzeit bzw. benötigter Zeitrahmen

Images Höhenleistung

Images Tourenlänge

Images Schwierigkeitsgrad

Images Beste Zeit

Images Anfahrt

Images Parken

Images Zusatzinformation

Images Einkehrmöglichkeit

Images blumenreiche Stelle

Images besonders sehenswert

Images Aussichtspunkt

Blütezeit Die in den einzelnen Blumenbeschreibungen angegebene Blütezeit ist allgemein auf Südtirol bezogen und kann je nach Höhenlage unterschiedlich sein.

BILDNACHWEIS

Umschlagbild: Auf der Plätzwiese, Foto: Oswald Stimpfl

Naturmuseum Südtirol, Thomas Wilhalm: S. 52

Alle übrigen Fotos stammen von Oswald Stimpfl.

© Folio Verlag, Wien – Bozen 2010

Wissenschaftliches Lektorat: Thomas Wilhalm

Lektorat: Petra Tappeiner

Karten: Cartomedia, Karlsruhe

Grafik: no.parking, Vicenza

Druckvorstufe: Typoplus, Frangart

Printed in Italy

ISBN 978-3-85256-520-0

www.folioverlag.com

Für Michela

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

1 Botanische Schätze im Dreiländereck

2 Zur Pelzanemonenblüte nach Rojen

3 Auf dem Archaikweg nach Stilfs

4 Der Drei-Ferner-Weg im Banne des Ortlers

5 Über den Vinschger Sonnenberg

6 Artenvielfalt auf den Höhenwegen in Pfelders

7 Frühling in Meran

8 Zu den Hofmahdwiesen am Deutschnonsberg

9 Vorfrühling im Etschtal

10 Zur Krokusblüte aufs Möltner Joch

11 Eine botanische Besonderheit in Andrian

12 Ein roter Alpenrosen-Teppich im Sarntal

13 Der Sonnenweg am Virgl

14 Prächtige Dolomitenflora am Karerpass

15 Zu Füßen von König Laurins Rosengarten

16 Auf den Mitterberg im Überetsch

17 Blumenvielfalt im Kalterer Mittelgebirge

18 Nach Gschnon, der Sommerfrische der Kapuzinerpatres

19 Ein Stück Gardasee-Landschaft am Fennberg

20 Frühlingsboten am Fenner See

21 Rundwanderung an der Salurner Klause

22 Auf den Spuren des Frühlings im Ledrotal

23 Zur Pfingstrosenblüte am Monte Bondone

24 Über die Almen bei Aldein

25 Zum Puflatsch auf der Seiser Alm

26 Quer über die Seiser Alm

27 In Gröden über die Almen am Fuße der Geisler

28 Nach Feldthurns auf der Sonnenseite des Eisacktales

29 Edelweißsterne am Pflerer Tribulaun

30 Von der Fane-Alm zum Wilden See

31 Bergblumenparadies bei der Peitlerkofel-Umrundung

32 Über die Armentara-Wiesen im Gadertal

33 Reich beschmückte Ahrntaler Berge

34 Kalkflora im Knuttental am Alpenhauptkamm

35 Ein Farbtopf der Natur in den Pragser Dolomiten

36 Wälder, Almen und Moore in Sexten

REGISTER

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VORWORT

Gleich vorweg: Dieses Werk ist nicht ein weiteres der vielen Pflanzenbestimmungsbücher, die es bereits gibt. Es ist ein Wanderführer und ein besonderer Begleiter durch Südtirols eindrucksvolle Natur! Ich möchte dem Wanderer nicht nur ausgesuchte Landschaften und gemütliche Berggasthäuser zeigen, sondern ihn auch auf die überwältigende Vielfalt und Einzigartigkeit der Pflanzen und Blumen am Weg aufmerksam machen. Wanderbegeisterte Einheimische und Urlauber bestaunen neben der großartigen Landschaft auch die Mannigfaltigkeit und Farbenpracht der Bergblumen: Edelweiß, Enzian, Alpenrose und Arnika sind wohl jedem geläufig, aber dann wird es für viele schon kompliziert … Unter den etwa 2.500 Pflanzenarten, die in Südtirol gezählt werden, finden sich viele seltene Kostbarkeiten – doch es soll dies kein Reiseführer zu den geheimen Plätzen der botanischen Raritäten sein. Es war mir vielmehr ein Anliegen, den Weg zu jenen Orten zu zeigen, wo sich außergewöhnlich viele schöne, bunte und ungewöhnliche Blumen finden. Als Höhepunkt bringe ich die Leser zu einigen Pflanzen, die an nur wenigen Standorten zu finden sind, wie etwa die Stechpalme, die Strauß-Glockenblume oder das Heilglöckchen.

Südtirols Landschaftsbild ist geprägt von einer Jahrhunderte andauernden Nutzung durch die Landwirtschaft: In den Tälern und auf guten Böden werden seit jeher Wein-, Obst- und Ackerbau betrieben. Im Sommer wird das Vieh auf die Almen, die die Waldgrenze nach unten drücken, aufgetrieben. Das Grünfutter von den Wiesen wird im Tal als Wintervorrat getrocknet und gelagert. Diese uralte Ordnung ist durch Winter- und Sommertourismus, durch Industrialisierung und Transit gefährdet. Die einseitig auf Milchwirtschaft ausgerichtete Landwirtschaft nötigt die Landwirte zu einer immer intensiveren Nutzung der Böden. Dünger wird ausgebracht und das Gelände eingeebnet, um die maschinelle Bearbeitung zu ermöglichen. Anstelle von Rindern, die der Bergwirtschaft angepasst sind, werden Turbokühe – schwere Rinderrassen für Milchhöchstleistung – aufgetrieben, die durch ihr Gewicht zusätzlich die Böden verdichten. Die Entsorgung von Gülle und Mist wird zum Problem. Viele der in diesem Buch beschriebenen Pflanzen werden so immer mehr zurückgedrängt und sind in ihrer Existenz bedroht. Ihr Lebensraum wird durch den Menschen umgestaltet: Neben der Viehwirtschaft sind es vor allem massive Eingriffe wie die Entwässerung von Feuchtgebieten, Begradigungen von Wasserläufen, der Bau von Straßen, Aufstiegsanlagen, Pisten, Wasserspeichern für die Beschneiung, Wanderwegen, Staudämmen und Wasserableitungen für E-Werke, Lawinenschutzbauten sowie Beherbergungsbetriebe aller Art, die die Naturlandschaft nachhaltig beeinflussen und verändern. Es liegt mir deshalb besonders am Herzen, dem Leser Blumen als einzigartige, faszinierende und schützenswerte Lebewesen näher zu bringen, damit er sie verstehen und lieben lernt. Dann wird er sich auch für deren Schutz und die Erhaltung ihrer Lebensräume einsetzen!

Oswald Stimpfl

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1 Images BOTANISCHE SCHÄTZE IM DREILÄNDERECK

Die Wanderung zum Fuße des Piz Lad führt in den nordwestlichsten Zipfel Südtirols, an die Grenze zu Österreich und der Schweiz. Der Weg belohnt mit ungewöhnlichen Weitblicken ins Inntal, über den Reschenpass und den grün-blau schimmernden Reschensee. Die Kalkfelsen der umliegenden Berge sorgen für artenreiche Flora, darunter auch Kostbarkeiten, die für Südtirol einmalig sind.

Am Hofschank Tenders bei Reschen beginnt unser Rundweg. Wir folgen den Wegweisern zur Rescher Alm, die uns auf einem Steig (Nr. 3) und später auf breitem Güterweg in 45 Minuten auf den Höhenweg bringen, der von der Rescher Alm nordwärts zum Dreiländerstein geht. Ab dieser Kreuzung (Schild „Seabl“ bzw. „Dreiländerstein“, Nr. 3) führt der Weg nach 5 Minuten an einem „Seabl“ genannten kleinen Teich vorbei, der oft ausgetrocknet ist. Nach weiteren 30 Minuten beginnt der Weg deutlich anzusteigen, wir folgen rechts einem Feldweg zu den darunter liegenden schönen, weiten Bergwiesen Images, welche nach dem etwas tiefer liegenden, aufgelassenen Gehöft Gufra benannt sind. Sie sind bekannt für ihre überaus reiche Bergwiesenflora. Neben Arnika, Weißer Waldhyazinthe, Berg-Aster und Händelwurz fallen die dicken, hohen, weißlichgelben Kolben der Strauß-Glockenblume auf, einer Bergblume, die in den Alpen, im Jura und auf dem Balkan vertreten ist. Etwas häufiger kommt sie lediglich in den Westalpen vor, ansonsten weist sie größere Verbreitungslücken auf. In Südtirol ist sie nur von den Gufrawiesen bekannt. Wir gehen auf den Wanderweg zurück und weiter Richtung Dreiländerstein. Am Weg Images, an feuchten und etwas schattigen Stellen, findet sich eine weitere Seltenheit: das Heilglöckchen. Wenig später treffen wir rechts vom Weg auf die ersten Grenzsteine zu Österreich, wir erkennen an den gelben Wanderwegschildern, dass wir kurz zu „Grenzgängern“ geworden sind. Von einer Kuppe Images rechts am Weg öffnet sich ein erster Blick auf den tiefer liegenden Grünsee und das Inntal. Der Steig schwenkt jetzt nach Süden, der Wald bleibt hinter uns und von nun an begleiten uns Latschen, die sich an den rutschigen Kalkschutthängen behaupten. Bei einem verlassenen Gebäude der Grenzpolizei wandern wir auf einem Steig über Geröllhalden in 20 Minuten (die Angaben auf dem Schild „10 min“ sind zu knapp angegeben) zum Dreiländerstein Images. Wer sich darauf setzt, ist mit seinem Allerwertesten gleichzeitig in Italien, Österreich und der Schweiz! Zurück bei der Kaserne, verläuft der Steig (Nr. 4) jetzt eben am Fuße der Kalkfelsen des Piz Lad zur Rescher Alm (2.015 m). Am Weg Images findet sich reichste Kalkflora: Silberwurz, Zwergsträucher des wohlriechenden Steinröschens, Gold-Pippau, große und kleine Enziane wie Clusius-Enzian, Schnee-Enzian und Frühlings-Enzian, Alpen-Wundklee, Alpen-Süßklee, Durchblättertes Läusekraut, um nur einige der Auffallendsten zu nennen. Nicht nur diese Schätze, sondern auch wunderbare Weitblicke begleiten den Pfad. Nach etwa 40 Minuten ab Kaserne biegen wir links zur Rescher Alm Images ab, die bereits in Sichtweite ist, und gönnen uns dort eine verdiente Rast bei guter Tiroler Kost. Von der Rescher Alm gehen wir auf dem Weg Nr. 5 wieder eben nordwärts, um nach 20 Minuten an einer Kreuzung auf Weg Nr. 3 zum Tendershof Images abzusteigen.

HEILGLÖCKCHEN (Cortusa matthioli)

Es zählt zu den Primelgewächsen, die purpurnen Blüten sind in einer Dolde angeordnet.

Vorkommen: An feuchten Standorten unter Grünerlen oder in Fichtenwäldern, bevorzugt in Quellfluren und hochstaudenfluren, bis 2.200 m. Selten. Von den Seealpen bis zu den nördlichen Kalkalpen und Niederösterreich, mit größeren Verbreitungslücken. In Südtirol nur im Obervinschgau zwischen Laas und Reschen und hier besonders in Matsch, Planeil und in der Umgebung des Reschenpasses.

Blütezeit | Jan | Feb | März | April | Mai  | Juni | Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

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STRAUSS-GLOCKENBLUME (Campanula thyrsoides)

Diese Glockenblume mit den gelblichweißen, eine dichte, längliche kolbenförmige Ähre bildenden Blüten ist unverwechselbar.

Vorkommen: Kalkliebend, auf Magerrasen und nicht jährlich gemähten Magerwiesen, bis auf 2.700 m. In den Alpen zerstreut und über weite strecken selten. In Südtirol ist nur der standort bei Reschen bekannt: hier bildet sie einen räumlich begrenzten aber reichen Bestand.

Blütezeit | Jan | Feb | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

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ImagesImages WAS DEN BLUMENFREUND INTERESSIERT

Blumenliebhaber kommen bei dieser Wanderung voll auf ihre Kosten, dafür sorgen die geologischen Verhältnisse der Gegend. hier treffen auf engem Raum basisches Kalkgestein und saures silikatgestein aufeinander. In Kombination mit den verschiedenen höhenstufen ergeben sich somit die unterschiedlichsten Lebensbedingungen für die Pflanzen, dadurch finden wir einen großen Artenreichtum. Eine Besonderheit sind auch die zwei Pflanzenarten, die für Südtirol einzigartig sind: das zierliche rosa heilglöckchen und die stattliche gelbe Strauß-Glockenblume.

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Images Images EINKEHRTIPPS

Rescher Alm: Almwirtschaft, tolle Aussicht, Terrasse. Mit Viehhaltung. Autozufahrt ab der Straße Reschen–Rojen möglich. Tel. 347 8287195, im Sommer kein Ruhetag

Hofschank Tenders: Berggasthaus auf 1.660 m direkt an der österreichischen Grenze, oberhalb des Reschenpasses. Gute typische Gerichte. Die Familie rundet das Einkommen aus der Landwirtschaft durch den Gastbetrieb ab. Autozufahrt ab Reschen. Altdorfstr. 31, Reschen, Tel. 0473 632011, www.tendershof.com, Do Ruhetag

IN KÜRZE

Images In jeder Beziehung leichte und lohnende Wanderung: Landschaft, angenehmer Wegverlauf, Flora, Einkehrmöglichkeiten.

Images Tendershof

Images mittlere Schwierigkeit

Images 4 Stunden

Images 580 Höhenmeter

Images 10,4 km

Images Mitte Juni bis Mitte Juli

Images + Images Bei den letzten Häusern am nördlichen Ortsende von Reschen von der Staatsstraße links abbiegen und den Hinweisschildern zum Tendershof für 3 km auf schmaler asphaltierter Straße folgen. Beim Hof Parkplatz für Gäste

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann auch vom Dorf Reschen aus starten, dabei sind 150 Hm und 1 h 20 min zusätzlich einzuplanen.

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2 Images ZUR PELZANEMONENBLÜTE NACH ROJEN

Rojen ist ein kleines Hochtal, das sich vom Reschen in südwestlicher Richtung entlang der Schweizer Grenzberge erstreckt. Die wenigen Häuser am Sonnenhang knapp unterhalb der Waldgrenze liegen auf 2.000 m und bilden die am höchsten gelegene Siedlung der Ostalpen. Schon bald nach der Schneeschmelze überziehen sich die Wiesen und Almen, durch die uns die Rundwanderung führt, mit einem unglaublich dichten Teppich aus pelzigen, blass-lila schimmernden Frühlings-Küchenschellen, die auch Pelzanemonen genannt werden.

Wir parken das Auto vor Rojen an der Brücke über den Rojenbach und schlagen den fast ebenen Weg zur Rescher Alm ein. Nach 40 Minuten Gehzeit durch hellen Lärchenwald biegt nach einer großen Wiese links ein breiter Weg ab (Wegweiser Nr. 7 „Kalkwaldhütte“), der stetig aufwärts durch ein Wäldchen zur Kalkwald-Almhütte führt (keine Einkehr, nicht bewirtschaftet, 30 Minuten ab Abzweigung). Kurz danach tritt der Weg über die Waldgrenze und geht, mit schönstem Ausblick auf den Reschensee und die Obervinschger Bergwelt Images, als Steig über Weiden und am Waldrand entlang zu einer frei stehenden Bergkuppe, wo er sich gabelt. Aufwärts ginge es zum – im Frühjahr noch tief verschneiten – Gipfel des Äußeren Nockenkopfs, wir aber steigen über Wiesen und zuletzt am rechten Waldrand nach Rojen ab, das 150 Hm tiefer auf dem Sonnenhang liegend heraufgrüßt. Nach einer kurzen Einkehr im Gasthaus und Besichtigung der kunsthistorisch bedeutenden, freskengeschmückten Kirche zum hl. Nikolaus Imagesgehen wir auf der Asphaltstraße die wenigen Minuten zur Talstation des Sesselliftes. Hier folgen wir der Talstraße einwärts ins Tal. Das Gelände ist weit und wellig, vereinzelt liegen schöne, hölzerne Almhütten darin, etliche davon sind im Rahmen des Förderprojektes einer Bank restauriert worden. Die Wiesen Imageszeigen an den sonnigen Lagen einen ersten grünen Flaum, Schwefelanemonen (eigentl. Gelbe Alpen-Küchenschelle), Sumpfdotterblumen und Schlüsselblumen leuchten in sattem Gelb. Die Pelzanemonen (eigentl. Frühlings-Küchenschelle) haben ihre schönsten Plätze an sonnigen, buckligen Stellen, wo die Wiesen an den Wald grenzen. Wir können den Talweg verlassen und auf einem Feldweg hinter dem Zaun am Wiesen- bzw. Waldrand bis zur Noggler- und Eggeralm (keine Einkehr) gehen, die Orientierung ist dabei unproblematisch. Bei der neuen, großen Eggeralm sind die ebenen Wiesen zu Ende. Wir überqueren den Rojener Talbach und gehen, um dem breiten Talweg auszuweichen, auf der bewaldeten Talseite über einen abwechslungsreichen, manchmal etwas holprigen und nassen Wald- und Wiesensteig (Markierung 8A) zur Rojener Skihütte. Am Weg Images finden wir neben letzten Schneeresten die zarten Soldanellen. Von der nur im Winter geöffneten Hütte steigen wir über den breiten Zufahrtsweg zur Talstation des Sesselliftes ab. Auf uns wartet jetzt noch ein kurzes Stück Asphaltstraße (20 Minuten) bis zum Auto an der Brücke, wo unser Ausflug endet.

FRÜHLINGS-KÜCHENSCHELLE ODER PELZANEMONE (Pulsatilla vernalis)

Die anfangs nickenden, später aufrechten einzelnen Blüten sind innen weiß, außen rosa bis violett und goldbraun behaart. Die gefiederten Blätter sind wintergrün und erscheinen nach der Blüte. Die Stiele werden nach der Blüte bis zu 35 cm lang und tragen einen auffallenden fedrig behaarten Griffel, einen „Pinsel“.

Vorkommen: Die Pelzanemone ragt kaum aus dem niederen trockenen Gras der kalkarmen mageren Weiden und Zwergstrauchheiden hervor, die vielen Härchen am Stiel und außen an den Blüten geben ihr ein pelziges Aussehen. Wenn Weiden und Wiesen gedüngt werden, verschwindet sie sofort. Sie blüht unmittelbar nach der Schneeschmelze und klettert bis über 3.000 m hoch. Sie ist im ganzen Alpenbogen verbreitet, gebietsweise häufig.

Blütezeit | Jan | Feb | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

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Images Images WAS DEN BLUMENFREUND INTERESSIERT

Die Pelzanemone ist ein typischer Frühblüher der alpinen Region und in Südtirol nach der Schneeschmelze überall häufig. Selten bildet sie aber so schöne dichte Bestände wie auf den Almwiesen um Rojen.Gleichzeitig blüht in etwas tieferen Lagen an den vielen Wiesenbächlein und feuchten Quellfluren die gelbe Sumpfdotterblume, welche mit den ebenfalls hier häufigen Schwefelanemonen, den gelben Schlüsselblumen und dem Krokus, in Rojen meist weißblühend, um die Wette leuchtet.

Images TIPP: Die Wirtsleute vom Gasthaus Rojen verwahren den Schlüssel zur sehenswerten, mit Fresken geschmückten Kirche zum hl. Nikolaus. Der interessante Bau reicht in die Zeit der Romanik zurück, der Freskenschmuck ist aus dem frühen 15. Jh.

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Schlüsselblume

SUMPFDOTTERBLUME (Caltha palustris)

Die Sumpfdotterblume hat glänzende runde Blätter und intensivdottergelbe Blüten sowie zahlreiche Staubblätter.

Vorkommen: Wächst häufig in feucht-sumpfigen Wiesen, an Bachläufen und Quellfluren bis über 2.000 m. Wie alle Hahnenfußgewächse ist die Pflanze giftig. In Rojen bildet der Frühblüher in nassen Wiesen auffällige, weite, gelbe Bestände.

Blütezeit | Jan | Feb | März | April | Mai | Juni |Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

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Soldanelle

Images ImagesEINKEHRTIPP

Gasthaus Rojen: Einfaches Berggasthaus. Ganztägig warme Küche und Brettlmarende. Selbstbedienung, schöne Terrasse vor dem Haus, kein Ruhetag. Rojen 35, Reschen, Tel. 340 5857612

IN KÜRZE

Images lohnende Wanderung in einsamer, abgelegener Gegend

Images an der Straße Reschen–Rojen, bei der Brücke über den Rojenbach

Images mittlere Schwierigkeit

Images 4 Stunden

Images 400 Höhenmeter

Images 10 km

Images Ende April bis Anfang Mai, je nach Schneelage. Auf den schneefreien Sonnenhängen blühen die ersten Pelzanemonen bereits Ende April.

Images + Images Von Reschen zur Talstation der Schöneben-Umlaufbahn, von dort auf der asphaltieren Straße in Richtung Rojen (8 km), bei der Brücke über den Rojenbach und dem Hinweisschild zum Rescher-Alm-Park-platz folgen.

Images Die Rundwanderung kann erheblich verkürzt werden, wenn der Start- und Endpunkt zur Talstation des Sesselliftes bei Rojen Dorf verlegt wird. Dabei wird für den Hinweg die Talstraße bzw. als Alternative der nicht markierte Feldweg am Wiesen- und Waldrand auf der Sonnenseite bis zur Eggeralm, für den Rückweg der Steig auf der gegenüberliegenden, orographisch rechten Talseite benutzt. Gehzeit für Hin- und Rückweg 2½ h

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3 Images AUF DEM ARCHAIKWEG NACH STILFS

Einst verband ein uralter Saumpfad, der „Wormisionssteig“, den Vinschgau über das Stilfser Joch mit der Valtellina (Veltlin) in der Lombardei. Auf den Spuren dieses Weges führt uns unsere Rundwanderung am steilen Sonnenhang mit seiner typischen Sonnenbergvegetation von Prad nach Stilfs und auf der Trasse eines Waalweges wieder zurück.

Beim Patzleid-Hof oberhalb von Agums parken wir unser Auto und beginnen unsere Wanderung. Die Schilder „Stilfs“ und „Archaikweg“ weisen uns den Weg auf der breiten, leicht ansteigenden Straße. Hier begleiten uns trockene Weiden mit karger Vegetation, die jener am Vinschger Sonnenberg entspricht. Der Wald besteht in dieser Gegend aus schütteren Föhren und Lärchen, während die Wegränder und Lichtungen mit Sanddorn-Büschen bestanden sind. Nach 45 Minuten Gehzeit verlassen wir an einer Weggabelung den breiten Weg und folgen den Schildern „Archaikweg“ auf einem schmalen Steig, der anfänglich leicht abwärts geht, dann aber an Höhe gewinnt. Dabei queren wir steiles, teils felsiges Gelände und ein freigelegtes Stück des alten, mit Steinplatten gepflasterten Verkehrsweges. Archaisch bedeutet urtümlich: Die Bedeutung dieses Saumpfades im Laufe der Jahrtausende können wir mit Hilfe der Hinweistafeln am Weg erfassen. Die Spuren menschlicher Besiedlung reichen bis in die Bronzezeit zurück.

Im Tal rauscht der Suldner Bach, immer wieder prägen das Haufendorf Stilfs und der schnee- und eisgepanzerte Ortler das Bild. Entlang des Weges finden wir rosa blühende Stein-Nelken, weiße Graslilien und an feuchteren, schattigeren Stellen den giftigen, aber schönen und stattlichen Kleinblütigen Fingerhut. Unsere Wanderung führt am geheimnisvollen Kaschlin-Bühel Images, einem Siedlungsplatz kupferzeitlicher Jäger, Sammler und Erzschürfer, vorbei. Auf dieser aussichtsreichen Kuppe mit Tisch und Bank genehmigen wir uns eine kleine Zwischenrast. Von hier ist es auch schon nicht mehr weit ins Dorf Stilfs, wo wir uns im Gasthof Sonne Images stärken und von der Terrasse aus die freie Sicht genießen. Auf der Wiese vor dem Gasthaus wachsen Apfelbäume – auf über 1.350 m Höhe ein Zeichen für ein günstiges Klima! Für den Rückweg schlagen wir die steile Route durchs Dorf zur Stilfser Brücke ein, gehen am Weiberbödele, einem frühgeschichtlichen Brandopferplatz, vorbei und folgen, fast im Grund beim Suldner Bach angelangt, beim Haus Maschent mit auffälligem Eichhörnchenfresko und Gartenzwergen dem Wegweiser „Bergwaal“ talauswärts. Der Steig schlängelt sich abwechslungsreich durch Wiesen und Wald den Berghang entlang, manchmal auf und ab oder auf Brücken kleine Bächlein querend zum Patzleid-Hof zurück.

ACKER-WACHTELWEIZEN (Melampyrum arvense)

Die einjährige Pflanze wird 15–35 cm hoch und ist ein Blickfang. Die purpurfarbenen Blüten mit einem gelben Schlund stehen in kegelförmigen Ähren am Stängelende, die Hochblätter zwischen den Blüten sind ebenfalls purpurn bis hellrot und gelblich. Die Pflanze galt einst als Ackerunkraut, ihre leicht giftigen und bitteren Samen mischten sich unter das Getreide und färbten das Mehl dunkel (griech. melas = schwarz, pyros = Weizen). Der massive Rückgang der Äcker einerseits und die raffinierten Methoden der Saatgutreinigung andererseits haben den Acker-Wachtelweizen in Mitteleuropa arg in Bedrängnis gebracht. Wie alle Arten der Gattung Wachtelweizen ist er ein Halbschmarotzer auf Getreide und anderen Gräser-Arten.

Vorkommen: Trockenrasen, trockenwarme Standorte, Äcker, Ackerränder, Staudensäume. In Südtirol im Bereich Mittel- und Obervinschgau noch von mehreren Wuchsorten bekannt, außerhalb davon bereits völlig verschwunden oder nur ganz lokal.

Blütezeit | Jan | Feb | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

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ASTLOSE GRASLILIE (Anthericum liliago)

Die 30–60 cm hohe, ausdauernde, krautige Pflanze hat lange, grasartige, grundständige Blätter. Der Blütenstand ist eine vielblütige Traube mit weißen, 6-blättrigen weit trichterförmigen Blüten.

Vorkommen: Die Graslilie bevorzugt als Standort warme, trockene Felshänge und Trockenrasen bis auf 1.800 m.

Blütezeit | Jan | Feb | März |April | Mai | Juni | Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

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SANDDORN (Hippophaë rhamnoides)

Der bis zu 4 m hohe Sanddornstrauch ist sommergrün, er verfügt über ein tief reichendes und sich nach allen Seiten ausbreitendes Wurzelsystem. Die kurzen, weidenartigen Blätter sind an der Oberseite graugrün und an der Unterseite weiß-filzig. Die Zweige bilden dornige Kurztriebe. Der Sanddorn ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die kleinen, eingeschlechtlichen, unscheinbaren Blüten bilden sich von April bis Mai, die charakteristischen gelborangen, kugeligen, beerenartigen Steinfrüchte reifen ab August.

Vorkommen: Der Sanddorn bevorzugt sandige, nährstoffreiche Böden in sonnigen Lagen auf Föhrenlichtungen, in trockenen Bachbetten, Erosionsgräben, auf felsigen hängen oder Schotterfluren. Als Pionierpflanze bereitet er den Boden für anspruchsvolle Pflanzen vor. Seine Beeren enthalten mit 200 bis 900 mg pro 100 g Beeren ungewöhnlich viel Vitamin C, weshalb Sanddorn für Säfte, Sirupe und als Bestandteil von Mixgetränken verwendet wird. Aus den Kernen wird ein Öl gewonnen. Besonders in China wird der Sanddorn für Gewerbezwecke auf großen Flächen angebaut.

Blütezeit | Jan | Feb | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug | Sept | Okt | Nov | Dez |

Images Images EINKEHRTIPP

Gasthof Sonne: