Umschlag

Marion Griffiths-Karger wurde 1958 in Paderborn geboren. Dort studierte sie Literatur- und Sprachwissenschaften, bevor sie in München als Werbetexterin tätig war. Seit fast zwanzig Jahren lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern bei Hannover, arbeitet als Lehrerin und schreibt Krimis. Unter dem Pseudonym Rika Fried veröffentlichte sie zwei Romane. Im Emons Verlag erschienen ihre Kriminalromane »Tod am Maschteich«, »Das Grab in der Eilenriede«, »Der Teufel von Herrenhausen« und »Die Tote am Kröppke« sowie der Landkrimi »Wenn der Mähdrescher kommt …«.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© 2014 Hermann-Josef Emons Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: Heribert Stragholz
Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch
eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-86358-692-8
Niedersachsen Krimi
Originalausgabe

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EINS

Wenn er sich noch zwei Minuten geduldete, würde er Zeuge, wie das Opfer endlich seinen letzten Atemzug tat. Der Killer spielte mit ihm, versetzte ihm noch einen Hieb und holte dann zum finalen Schlag aus 

»Kaspar! Wie oft muss ich dich denn noch darum bitten, die Leiter wegzustellen?«

Vorbei! Der Kater floh mit einem gewaltigen Satz unter den wuchernden Jasmin, und die Maus nutzte die Gunst der Stunde, rappelte sich mühsam auf und verschwand im Erdreich unter dem Lattenzaun.

Kaspar Hollinger klappte murrend sein Buch zu.

»Ich muss jetzt los!«, rief Ursula, seine Frau, ihm von der Küche aus zu. »Du kannst die Leiter natürlich auch gleich ans Balkongitter stellen, das macht’s einfacher für die Diebe.«

Hollinger, Polizeioberkommissar im Kleefelder Revier, erhob sich ächzend, um die Aluminiumleiter zu holen. Er hatte die letzten Kirschen gepflückt an diesem sonnigen Samstag im August, der endlich die lang ersehnte Wärme gebracht hatte. Die Sonne warf großzügig ihre letzten warmen Strahlen in seinen geliebten Garten, und er überlegte, ob er seinen Nachbarn Hubert Frings zum Grillen überreden könnte. Hubert war seit drei Jahren geschieden. Seine Frau hatte ihn verlassen, weil sie »keine Lust hatte, bei diesen Spießern« – wie sie die Nachbarn nannte – »zu versauern«. Seitdem war Hubert alleinstehend und schien an diesem Zustand auch nichts ändern zu wollen. Hollinger hörte, wie die Haustür zuschlug, und lächelte. Er hatte den Abend für sich allein. Ursula war Krankenschwester im Vinzenzkrankenhaus und hatte Nachtdienst. Er lehnte sich über den Gartenzaun und spähte auf das kleinere Nachbargrundstück. Die Terrassentür stand offen.

»Hubert!«, rief Hollinger. »Ich hab noch Weizenbier im Keller!« Er wartete. Nach einer halben Minute erschien Hubert Frings in der Tür, mit kurzer Hose und ebenso kurzem weißem T-Shirt, das großzügig den Blick auf einen behaarten Nabel freigab. Er stemmte die Fäuste in die Hüften.

»Bei dir oder bei mir?«

»Komm rüber«, sagte Hollinger nach einem Blick auf den Grill seines Nachbarn. Wie viele Kolonien welcher Bakterien dort siedeln mochten, wollte er gar nicht wissen.

»Ich bring den Grappa mit.«

»Ja, und mach schon mal Feuer. Holzkohle und Spiritus stehen neben dem Grill. Ich hol die Würstchen aus der Truhe.«

Eine halbe Stunde später zog der würzige Duft von Grillwürstchen über die nachbarlichen Grundstücke.

Die Sommerferien waren gerade zu Ende gegangen, und in den umliegenden Gärten war es – trotz des regen Verkehrs auf der Kirchröder Straße – ungewöhnlich still. Die Kinder der Nachbarschaft, die sonst die nachmittägliche Stille unterbrachen, hatten sich wohl vor den Fernseher verkrümelt.

Hubert stand am Grill, in der einen Hand die Würstchenzange, in der anderen ein Glas Weizenbier. Hollinger hatte es sich wieder in seinem Lehnstuhl bequem gemacht. Er blinzelte zufrieden in die Sonne und leckte sich den Bierschaum von den Lippen. Es war einer dieser vielversprechenden Sommerabende, die er mehr liebte als einen Urlaub auf Ibiza. Zum Glück hatte er keine Ahnung, dass diese Idylle nur von kurzer Dauer sein sollte.

»Hast du keinen Ketchup?«, wollte Frings wissen. »Ketchup und Currypulver. Dann haste zur Wurst gleich ’n bisschen Gemüsiges.«

Hollinger blinzelte verwirrt in die untergehende Sonne.

»Seit wann isst du denn Gemüse? Willste abnehmen?«

Frings klopfte sich liebevoll auf den Bauch und nahm einen Schluck Bier.

»Das nich gerade, aber …« Frings kam nicht mehr dazu, seine plötzliche Vorliebe für »Gemüsiges« zu erklären, denn irgendjemand bummerte kräftig gegen die Hollinger’sche Haustür, und noch bevor Kaspar sich aus dem Sessel gestemmt hatte, rief eine ungehaltene Frauenstimme: »Was zum Kuckuck fällt Ihnen ein!«

»Scheiße«, entfuhr es Hollinger auf dem Weg zur Tür. Mittlerweile drückte jemand energisch auf die Klingel.

Draußen stand eine gepflegte ältere, leicht schwankende Dame in Begleitung eines nervösen Streifenbeamten.

»Tut mir leid, Herr Hollinger, aber …«

»Schon gut«, sagte Hollinger und winkte ab.

»Was denkst du dir bloß immer, Berna«, seufzte er dann und zog seine Mutter unsanft in den Flur.

»Langsam, Junge, pass doch auf!«, schimpfte Bernadette Hollinger und suchte Halt am Garderobenständer.

»Wieder beim Bowlen?«, fragte Hollinger mit einem Blick auf den Streifenbeamten.

»Nee, auf dem Jubiläumsfest«, antwortete der und hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Er tippte kurz an seine Mütze und ging zurück zu seinem Kollegen, der im Streifenwagen wartete.

Ach ja, das Jubiläumsfest vom Kleefelder Sportverein hatte er ganz vergessen. Wahrscheinlich war der größte Teil der Anwohner dort versammelt. Seine Mutter jedenfalls hatte es nicht vergessen und sich dort mit ihren Freundinnen aus dem Stephansstift zu einer kleinen Weinprobe getroffen – wie sie es nannte.

»Du machst jetzt erst mal ein Nickerchen«, sagte Kaspar und schob seine Mutter vorsichtig Richtung Gästezimmer. »Wenigstens ist Ursula nicht da«, murmelte er.

»Was hast du gesagt?«, rief Bernadette Hollinger, als sie mit unsicheren Schritten das Gästezimmer betrat.

Hollinger hatte Mühe, seine Mutter davon zu überzeugen, dass draußen keine Grillparty stattfand und es auch nichts zu trinken gab. Er bot ihr aber ein Käsebrot an, was sie verächtlich ablehnte, bevor sie sich endlich aufs Bett legte. Zehn Minuten später kehrte Hollinger zu seinem Bier und in seinen Sessel zurück.

»Wird wieder ’ne unruhige Nacht«, sagte er und leerte sein Glas.

Frings, der sich mittlerweile drei der fünf Würstchen einverleibt hatte – ohne Ketchup –, nickte nur.

Hollinger sollte recht behalten, denn zehn Minuten später klingelte es erneut an der Haustür.

Vor der Tür stand Sabine Krämer, Ursulas Freundin. Sie machte einen nervösen Eindruck.

»Ursula ist nicht da. Sie hat Nachtdienst«, sagte Hollinger und fürchtete, die Besucherin würde in Tränen ausbrechen.

»Ach Gott«, sagte Sabine, »was mach ich denn jetzt?«

Hollinger war sich nicht sicher, ob er seine Hilfe anbieten sollte, denn er wusste genau, worum es ging. Frau Krämers ungleich rote Wangen sprachen Bände.

»Wo ist dein Mann jetzt?«, fragte er.

»Auf dem Jubiläumsfest«, sagte sie, »da war ich bis eben auch, aber …« Sie sprach nicht weiter. Jeder wusste, dass Michael Krämer seine Frau schlug, auch wenn er das nie vor Zeugen tat. Es gab Stimmen, die behaupteten, er würde seine Frau ohrfeigen, weil er das bei seinen Schülern nicht durfte. Wie oft hatte Sabine Krämer sich bei Ursula schon ausgeheult? Und wie oft hatte Ursula ihr gesagt, sie solle den Kerl in die Wüste schicken. Hollinger kannte dieses Phänomen, dass Frauen oft nicht die Kraft aufbrachten, sich von ihren gewalttätigen Ehemännern zu trennen. Es war ihm in seiner Laufbahn als Polizist immer wieder begegnet, verstehen konnte er es nicht. Früher, als Frauen noch finanziell abhängig waren von ihren Männern und so gut wie keine Rechte besaßen, da blieb ihnen vielleicht keine Wahl, aber heute war das doch anders. Und trotzdem ließen sie sich immer wieder einschüchtern.

»Warte, ich hab eine Idee«, sagte er, »wie wär’s, wenn du meine Mutter nach Hause bringst? Dann kannst du bei ihr bleiben, wenn du willst.«

Sabine Krämers Gesicht hellte sich auf. »Ja, das würde ich gerne, wenn das geht«, seufzte sie erleichtert.

»Na, dann komm«, sagte Hollinger und ging voran ins Gästezimmer, wo seine Mutter vernehmlich schnarchte.

»Oh«, entfuhr es Sabine, als sie die alte Dame in ihrem eleganten grün karierten Hosenanzug auf dem Bett liegen sah.

»Berna!«, rief Hollinger und patschte seiner Mutter liebevoll auf die Wange. »Komm, du musst aufstehen, Frau Krämer bringt dich nach Hause und bleibt heute Nacht bei dir.«

Bernadette Hollinger blinzelte Sabine aus schweren Lidern an und lächelte dann.

»Das ist gut«, murmelte sie, »es geht doch nichts über das eigene Bett.«

»Wem sagen Sie das«, seufzte Sabine und half Frau Hollinger auf die Beine.

Fünf Minuten später schloss Kaspar aufatmend die Haustür und ging zurück zur Terrasse, wo Hubert Frings mittlerweile im Lehnstuhl eingeschlafen war und die beiden Würstchen nicht mehr als solche zu erkennen waren.

Er lächelte selbstzufrieden. Ausnahmsweise hatte es das Leben mal gut mit ihm gemeint und ihm so eine wertvolle Information zugespielt. Aber wieso das Leben? Er hatte eben ein gutes Gedächtnis. Am Anfang war er nicht sicher gewesen – nach so langer Zeit, aber dann hatte er nachgeforscht und konnte nach und nach das Puzzle zusammensetzen. Gründlichkeit zahlte sich eben aus, und die Fähigkeit zur Deduktion natürlich.

Er wandte lächelnd den Kopf der Frau zu, die neben ihm lag. Es schien ihr gefallen zu haben. Sabine war im Bett einfach eine Niete. Keine Ideen, keine Lust, mal was Neues auszuprobieren. Und seine Geliebte fing ebenfalls an, ihn rumzukommandieren. Wollte, dass er sich scheiden ließ. Liebe Güte, was glaubte sie denn, was eine Scheidung kostete? Und wenn er mal geschieden wäre, würde er bestimmt nicht so blöd sein und gleich wieder heiraten. Nein, da würde er sich doch lieber an seine neue Gespielin halten. Die war so demütig, wie er das liebte, ließ sich alles gefallen, auch das Fesseln war kein Problem. Nur bei der brennenden Zigarette hatte sie verrücktgespielt. Er lachte leise und sah auf die Uhr. Noch nicht mal zehn. Er hatte Lust, was zu trinken. Er würde sie wecken und sie sich noch mal vornehmen. Dann würde er gehen und sich diese Loser beim Jubiläumsfest ansehen. Wenn die wüssten. Er konnte die Bombe platzen lassen, wann immer er wollte. Aber er wollte sich vorher noch ein bisschen amüsieren und austoben. Und wenn er damit fertig war, würde man weitersehen. Auf jeden Fall war sein Beweis bis dahin sicher untergebracht. Es war schon erstaunlich, was so ein kleines Geschenk manchmal für Folgen haben konnte.

Im Zelt war es stickig und viel zu voll. An der Theke standen Trauben von Männern und wetteiferten, wer beim Lüttje-Lagen-Trinken am längsten trocken blieb.

Eine Zweierkapelle machte angemessen Lärm, und Werner Bentheim, der Ortsbürgermeister, lotste eine Polonaise durch die Massen.

Abseits der Tanzfläche stand Michael Krämer mit Rainer Müller-Herbst und Uwe Steinbrecher zusammen an einem Bistrotisch, auf dem mehrere leere Bier- und Schnapsgläser standen. Wenn man von ihren Mienen ausging, schienen die drei sich nicht besonders zu amüsieren.

Rainer Müller-Herbst, Anfang vierzig, Sozialarbeiter bei der JVA in Sehnde, warf seinem Schwager Michael Krämer einen verkniffenen Blick zu. Der schien das nicht zur Kenntnis zu nehmen, wandte sich grinsend ab. Uwe Steinbrecher, ein für seine vierundfünfzig Jahre bemerkenswert gut aussehender Witwer, klopfte Müller-Herbst auf die Schulter und prostete ihm zu.

In diesem Moment zog Werner Bentheim mit der Polonaise am Tisch vorbei, was Steinbrecher und Müller-Herbst als willkommenen Anlass sahen, den Tisch zu verlassen. Krämer blickte ihnen mit seltsam zufriedenem Blick hinterher, trank sein Bier aus und ging.

Es war nicht mal fünf Uhr am Sonntagmorgen, als das Telefon klingelte. Hollinger tastete schlaftrunken auf seinem Nachttisch herum, um dieses schmerzhafte Geräusch abzustellen.

»Hallo«, nuschelte er heiser.

»Hollinger?«, kam es undeutlich vom anderen Ende, »da liegt einer im Annateich mit’m Kopf im Wasser. Kümmern Se sich mal drum!«

Der Anrufer drückte das Gespräch weg, bevor Hollinger Traum von Wirklichkeit unterscheiden konnte.

»Wie bitte?«, fragte er und richtete sich auf. Er war sich nicht sicher, ob er den Mann am anderen Ende richtig verstanden hatte. Und war das überhaupt ein Mann gewesen? Wahrscheinlich ja, er schien nicht ganz nüchtern gewesen zu sein.

Auf dem Display stand »Unbekannt«, das half ihm also auch nicht weiter. Er legte den Hörer weg und kuschelte sich wieder in die Kissen. Da wollte sich irgendein Betrunkener auf seine Kosten amüsieren. Sollte gefälligst im Revier anrufen. Er schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen. Nach einer Weile warf er die Decke weg und schwang die Beine aus dem Bett. Was, wenn das kein Scherz war? Wenn da tatsächlich einer im Wasser lag? Vielleicht war er ja betrunken und kam nicht wieder raus? Dieser verflixte Sportverein mit seiner ewigen Feierei verwandelte alle Kerle in Kleinkinder, die sich nicht benehmen konnten! Er griff zum Hörer und rief beim Kleefelder Revier an.

Polizeikommissar Wenck meldete sich.

»Hallo, hier Hollinger, ich hatte eben einen merkwürdigen Anruf. Scheint jemand im Annateich ein nächtliches Schwimmen zu veranstalten. Könntet ihr mal nachsehen?«

»Wer hat angerufen?«

»Leider keine Ahnung. War wohl ein Mann und nicht ganz nüchtern.«

»Alles klar, ist seit gestern nicht der Erste, den wir aus dem Zelt geschleift haben.«

Hollinger legte auf und schlief wieder ein. Bis das Telefon zum zweiten Mal an diesem Morgen klingelte.

ZWEI

Polizeioberkommissar Hollinger stand in seiner Eigenschaft als Leiter der Polizeiwache in Kleefeld mit seiner Kollegin Maren Vogt am Ufer des Annateichs. Es war kaum sieben Uhr und für die Jahreszeit empfindlich kühl. Hollinger fröstelte. Er trug sein kurzärmeliges Uniformhemd, das mit den langen Ärmeln hatte er in der Eile nicht gefunden, und Ursula, die seine Garderobe unter ihre Fittiche genommen hatte, war noch nicht wieder zurück.

Der Annateich lag im Hermann-Löns-Park zwischen den beiden Stadtteilen Kirchrode und Kleefeld und war ein idyllisches Fleckchen Erde. Hohe Eichen und Kastanien säumten das Ufer und den Park, in dem neben vielen Radfahrern und Fußgängern auch der ein oder andere Rollstuhlfahrer aus dem benachbarten Annastift Erholung suchte und fand.

Wenn man vom Hermann-Löns-Park zum Bruno-Valentin-Weg Richtung Kleefeld ging, lag rechts, vor dem östlichen Teil des Teichs, das Restaurant »Alte Mühle«, wo man draußen im Schatten der hohen Eichen zu Mittag essen oder Kaffee trinken konnte. Hollinger und seine Frau – früher auch ihre Tochter Kerstin – waren hier regelmäßig zu Gast. Immer wenn sie einen Spaziergang durch den Park machten. Manchmal begleitete sie Bernadette. Aber die ermüdete ziemlich schnell und musste sich jedes Mal in der Mühle mit einem oder zwei Schoppen Wein stärken, wonach ihr der Rückweg dann umso schwerer fiel.

Teich und Park lagen in friedlicher Stille, so als genösse selbst die Natur die Ruhe nach der nächtlichen Störung durch die menschliche Spezies, die hin und wieder das Bedürfnis hatte, sich lärmend zu amüsieren.

Hollinger dachte mit plötzlicher Wehmut an die schönen Stunden zurück, die er in diesem freundlichen Stückchen Natur, das nun durch einen brutalen Mord quasi entweiht war, verbracht hatte. War es möglich, diese Harmonie auch in Zukunft zu genießen, wie bisher? Hollinger bezweifelte das, und außerdem hatte er Angst. Angst, dass es noch schlimmer kommen könnte. Aber noch hoffte er, dass er sich irrte.

Der Tote lag auf dem Bauch, etwa zweihundert Meter vom Festplatz entfernt, auf den großen Steinen, die das Ufer befestigten. Nur der Kopf lag im Wasser.

»Also«, sagte Maren Vogt schlecht gelaunt, »ist doch ganz klar, die Sache. Der hat auf dem Jubiläumsfest einen über den Durst getrunken, musste mal pinkeln und ist dabei in den See gefallen. Dabei hat er sich den Kopf angeschlagen, ist ohnmächtig geworden und ertrunken. Was sollen wir hier?«

»Nicht so schnell, Kollegin«, sagte Dr. Wedel von der Rechtsmedizin Hannover, der neben der Leiche kniete. »Es gibt keinerlei Blutspuren, und eine Verletzung des Kopfes liegt wohl auch nicht vor, allerdings scheint er getreten worden zu sein – und zwar mehrmals. Auf dem Hemd sind mehrere Fußabdrücke an beiden Seiten in der Nierengegend.«

»Wieso habt ihr ihn eigentlich nicht aus dem Wasser gezogen?«, wollte Hollinger wissen. Die Frage war an Hauptwachtmeister Wenck gerichtet, der müde und blass auf einer der Bänke am Ufer saß.

»Weil er festgebunden ist«, beantwortete Dr. Wedel die Frage.

Maren Vogt schluckte und trat einen Schritt vor. »Wie das?«

»Mit einem Nylonband, wie man sie bei Flugdrachen findet, fast unsichtbar und extrem reißfest.«

Dr. Wedel schob den weißen Hemdkragen zurück. »Sehen Sie? Einfach um den Hals gewickelt. Das andere Ende ist um einen der großen Steine im Wasser geschlungen, ganz dicht unter der Wasseroberfläche. Gerade tief genug zum Ertrinken.«

»Infam, so was«, sagte Maren Vogt und schüttelte sich.

Hollinger schluckte. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Er kannte den Toten. Es war Michael Krämer. Der Mann von Ursulas Freundin.

Er drehte sich nach Wenck um, der sich immer noch nicht gefangen hatte.

»Hast du ihn erkannt?«, fragte ihn Hollinger.

»Ja«, krächzte Wenck.

»Sie kennen den Toten?«, fragte Wedel.

Hollinger nickte. »Michael Krämer. Er war Lehrer an der örtlichen Grundschule und außerdem der Mann der Freundin meiner Frau.«

»Oh«, sagte Maren.

Hollinger begann sich unwohl zu fühlen. »Er scheint sich nicht übermäßig gewehrt zu haben«, sagte er, um von sich abzulenken, »sonst müsste das Band am Nacken tief in die Haut eingeschnitten sein.«

»Nein, möglicherweise wurde er betäubt.«

»Wie originell«, murmelte Hollinger.

»Ja«, nickte Wedel, »mal ein intelligenter Mörder.«

Maren Vogt sah sich um. »Wie soll man denn da ermitteln? Hier waren doch gestern bestimmt tausend Leute am Teich.«

»Eben«, sagte Wedel, »jede Menge Spuren. Kruse und Dscikonsky können ihr Glück kaum fassen.«

Kruse und Dscikonsky, zwei Beamte der Spurensicherung von der Kripo Hannover, waren dabei, den umliegenden Müll einzusammeln.

»Hat er Papiere dabei?«, fragte Maren.

Wedel schüttelte den Kopf. »Keine Brieftasche, keine Schlüssel, kein Handy, aber er hat siebzig Euro und ein paar Münzen lose in der Gesäßtasche.«

»Also kein Raubmord«, stellte Maren fest.

In diesem Moment hob Kruse, der einige Meter entfernt an der Böschung den Boden absuchte, einen Schlüsselbund hoch.

»Falls ihr einen Schlüsselbund vermisst. Hier ist einer«, sagte er und ließ einen Ring mit zwei Schlüsseln, von denen einer zu einem Auto gehörte, in eine Plastiktüte wandern.

»Den könnte er bei der Auseinandersetzung verloren haben.«

»Wenn es seiner ist«, sagte Maren. »Könnte sonst wem gehören.«

»Stimmt, aber der Boden ist hier ein bisschen aufgewühlt. Vielleicht ist er hingefallen und dann weitergekrochen. Dabei kann ihm der Schlüssel aus der Tasche gefallen sein«, sagte Kruse.

Hollinger nickte. »Was meinen Sie, wie lange ist er schon tot?«, fragte er Wedel.

»Nicht länger als vier Stunden«, sagte Wedel und stand auf.

»Also muss es gegen drei passiert sein. War da auf dem Fest noch was los?«, fragte Maren.

»Bestimmt nicht mehr viel«, sagte Hollinger. »Und wer dann noch da war, war bestimmt so blau, dass er nichts mehr mitgekriegt hat.«

In diesem Moment sah Hollinger eine dunkelhaarige Schönheit auf die Gruppe zukommen. Er zog den Bauch ein.

»Wer ist das?«, fragte er.

»Ach«, begrüßte Wedel die Frau, »Hauptkommissarin Wiegand von der Kripo Hannover. Wo haben Sie denn Ihren Lieblingskollegen gelassen?«

Hauptkommissarin Charlotte Wiegand ignorierte Dr. Wedel und reichte zuerst der staunenden Maren Vogt und dann Hollinger die Hand.

»Wiegand mein Name, tut mir leid, dass ich etwas spät dran bin.«

Sie grinste Wedel an und warf dann einen ernsten Blick auf den Toten zu ihren Füßen. »Dann setzen Sie mich mal kurz ins Bild.«

Hollinger beobachtete die Kommissarin genau. Sie beugte sich über den Toten, ihr Blick glitt wie ein Suchgerät über jeden Zentimeter seines Körpers, während der Kripobeamte mit dem komplizierten Namen die Fakten aufzählte. Nach wenigen Minuten war ihre Bestandsaufnahme vorerst abgeschlossen. Sie erhob sich und blickte Hollinger an. Der verschränkte die Arme, ihm war kalt.

»Sie kannten den Toten?«, fragte sie.

»Ja«, sagte Hollinger, »er ist der Mann von der Freundin meiner Frau und war auf der Grundschule der Mathelehrer meiner Tochter.«

Die Kommissarin nickte und ließ dann den Blick durch den Park schweifen. »Ein schönes Fleckchen Erde haben Sie hier. Wohnraum ist hier bestimmt nicht billig.«

Hollinger grinste. »Das stimmt, aber wir haben keine Bank überfallen, falls es das ist, was Sie wissen wollen. Wir konnten uns das Haus durch eine Erbschaft meiner Frau leisten.«

Charlotte Wiegand lächelte. »Und Sie kennen auch die Familie des Toten?«

Hollinger nickte schweigend.

»Und?«, fragte die Kommissarin. »Haben Sie eine Idee, was hier passiert sein könnte?«

Hollinger blickte kopfschüttelnd auf die Leiche. »Man kann nicht sagen, dass der Mann beliebt war, aber so was …«

Charlotte Wiegand nickte, steckte die Hände in ihre Jeanstaschen und ging gedankenverloren ein paar Schritte am Teich entlang. Dann kam sie zurück und legte Hollinger die Hand auf die Schulter. Der zuckte zusammen.

»Ich würde Sie gern bei den Ermittlungen dabeihaben. Sie und Ihre Kollegin.« Dabei wies sie mit dem Kopf auf Maren, die auf dem Parkplatz am Streifenwagen lehnte und ihren Chef und die Kommissarin beobachtete.

Hollinger schluckte. »Aber …«

»Ich rede mit meinem Chef, und der wird das mit Ihrem Vorgesetzten regeln.«

Hollinger wusste nicht, was er sagen sollte. Die Kommissarin schien seine Unsicherheit zu spüren.

»Ich weiß, das ist nicht üblich, aber bei diesem Fall werden wir eine Menge Befragungen durchführen müssen, und die KFI 1 ist sowieso chronisch unterbesetzt. Sie sind hier bekannt. Die Menschen hier vertrauen Ihnen vielleicht Dinge an, die ein Fremder nie zu hören bekäme. Davon abgesehen«, fügte sie mit nachdenklichem Blick hinzu, »habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Kenntnis der Menschen und deren Beziehungen untereinander uns oft schneller ans Ziel bringt als alle Laboruntersuchungen.«

Hollinger blieb nichts anderes übrig, als seiner vorübergehenden Versetzung zur Kripo brummend zuzustimmen, und er fragte sich, wie Kollegin Maren Vogt darüber dachte. Aber wie Hollinger sie einschätzte, würde sie sich mit Feuereifer auf die neue Aufgabe stürzen.

Sabine Krämer und Ursula saßen auf dem braunen Ledersofa in Krämers Wohnzimmer. Ursula hatte ihrer schluchzenden, schlotternden Freundin eine Decke über die Schultern gelegt und hielt sie fest umschlungen.

Hollinger und Maren Vogt in Begleitung von Hauptkommissarin Wiegand standen abwartend in der Wohnzimmertür.

Charlotte Wiegand wollte sich bei dem Gespräch mit der Witwe des Opfers zunächst aufs Zuhören beschränken und hatte Hollinger gebeten, Sabine Krämer zu befragen. Der fühlte sich unwohl. Vor einer jungen, gut aussehenden Hauptkommissarin, die eine Aura des Erfolges umgab, ein solches Gespräch führen zu müssen machte ihn unsicher. Zu allem Übel war auch noch seine Frau dabei.

»Ich hol mal ein Glas Wasser«, brummte er und verzog sich erst mal in die Küche.

»Habt ihr Oliver schon erreicht?«, fragte Ursula Maren Vogt.

»Bis jetzt noch nicht. Er hat das Handy ausgeschaltet, aber wir haben einen Streifenwagen hingeschickt.«

Oliver Krämer, der neunzehnjährige Sohn der Krämers, studierte in Hannover BWL und wohnte in einem kleinen Apartment in der Rheinstraße im Stadtteil Dören.

Hollinger kam mit einem Glas Wasser aus der Küche, stellte es unbeholfen auf den Couchtisch und setzte sich in den Zweisitzer neben dem Sofa.

Sabine Krämer schnäuzte sich und stellte mechanisch das Glas auf einen Untersetzer.

»Michael ist da immer so empfindlich«, sagte sie und brach gleich darauf wieder in Tränen aus.

In diesem Moment klingelte Hollingers Handy.

»Ja«, sagte er heiser und dann noch mal »Ja, okay«, bevor er das Gespräch wegdrückte.

»Sie haben Oliver aus dem Bett getrommelt und bringen ihn her. Steht ziemlich unter Schock.«

Er blickte stirnrunzelnd zu Maren Vogt hinüber, die sich auf dem Sessel ihm gegenüber niedergelassen hatte.

»Sabine«, begann er dann zögernd, »wir wissen, dass das im Moment natürlich riesig schwer für dich ist, aber wir müssen versuchen, diesem … dieser Sache so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen …«

Weiter kam er nicht, weil Ursula ihm ein vorwurfsvolles »Kaspar, doch nicht jetzt« zuwarf.

»Doch, doch Ursula«, schluchzte Sabine Krämer, »ich versteh das schon. Wir müssen doch rausfinden, wer … was da passiert ist. Es ist nur … so grausam«, sagte sie und seufzte tief.

»Sabine«, Hollinger nahm einen neuen Anlauf und zeigte ihr die Plastiktüte mit dem Schlüsselbund, »gehören die Michael?«

Sabine sah sich den Inhalt der Tüte an und nickte dann.

»Frau Krämer«, mischte die Hauptkommissarin sich ein. »Kann ich mir den Schreibtisch Ihres Mannes mal ansehen?«

Sabine Krämer nickte und wollte aufstehen, doch Charlotte hielt sie zurück. »Lassen Sie nur, ich finde mich schon zurecht.« Es war offensichtlich, dass sie sich allein im Zimmer des Opfers umsehen wollte.

Hollinger atmete erleichtert auf, nachdem Charlotte den Raum verlassen hatte, und wandte sich wieder an Sabine.

»Sabine, hast du irgendeine Vorstellung davon, wer deinem Mann so was angetan haben könnte?«

Sie schüttelte heftig mit dem Kopf. »Nein, wirklich nicht! Ich meine … Michael war natürlich ein ziemlich strenger Lehrer und … und er hat sich ja auch manchmal im Ton vergriffen, aber … aber so was. Das macht doch keiner. Ich kenne … ich meine, wir kannten auch keinen, der sich so was ausdenken würde.« Sie sah sich hilflos um. »Vielleicht wollte ihn ja einfach jemand ausrauben?«

Hollinger schüttelte den Kopf. »Er hatte siebzig Euro in seiner Hosentasche. Die hätte ein Raubmörder bestimmt mitgenommen. Aber vielleicht hatte Michael ja in letzter Zeit Streit mit jemandem, oder ist dir irgendwas an seinem Benehmen aufgefallen? War er anders als sonst?«

Ursula verdrehte die Augen, und Sabine biss sich auf die Lippen.

»Na ja, ich meine … Michael hatte öfter mal Streit, manchmal auch mit Eltern. Er hat immer gesagt, die meisten Eltern würden ihre Kinder zu kleinen Scheusalen erziehen und sich beschweren, wenn sie einer mal zur Räson bringt. Ansonsten war er eigentlich so wie immer. Ich … ich kann es immer noch nicht fassen, dass er jetzt nicht mehr da ist«, sagte sie und starrte gedankenverloren auf einen Punkt über Hollingers Schulter.

»Wann hast du Michael das letzte Mal gesehen?«

Sabine strich ihre Wange über die Schulter. »Gestern auf dem Jubiläumsfest. Wir standen draußen an der Weintheke und … dann haben wir uns gestritten, und ich bin gegangen.«

Hollinger wand sich. »Wann war das, und worum ging es bei dem Streit, Sabine?«, fragte er sanft.

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab keine Ahnung, wie spät es war, vielleicht gegen sieben. Und es ging immer um das Gleiche. Er war eifersüchtig.«

»Auf wen?«

»Ach«, Unsicherheit blitzte in ihren Augen auf, »auf irgendeinen Typen, der neben mir stand und mit mir anstoßen wollte, ich kannte den Mann überhaupt nicht. Es war völlig harmlos, aber davon konnte man Michael ja nicht überzeugen.«

»Hat er sich mit dem Mann gestritten?«

»Nein, Michael hat immer mir die Schuld gegeben.« Sie biss sich auf die Lippen.

In diesem Moment klingelte es.

»Das werden die Kollegen sein«, sagte Maren und ging zur Tür.

Ein hochgewachsener, schmächtiger Junge mit dunklem, halblangem Haar und ebenso dunklen großen Augen kam herein.

»Oliver!«, rief Sabine Krämer, sprang auf und schloss ihren Sohn in die Arme. Der Junge war blass, wirkte aber erstaunlich gefasst.

»Mama, was ist denn bloß passiert? Stimmt das mit Papa?«

Seine Mutter nickte nur und vergrub ihr Gesicht an seiner schmächtigen Schulter.

Hollinger räusperte sich und klopfte Oliver auf die Schulter.

»Mein Beileid, Junge. Wirklich eine schreckliche Geschichte.«

Oliver schien die anderen im Raum erst jetzt zur Kenntnis zu nehmen.

»Ja, danke«, sagte er abwesend und setzte sich mit seiner Mutter aufs Sofa.

»Oliver«, sagte Hollinger und fühlte sich unbehaglich. Es war doch etwas anderes, wenn man Leute aus dem näheren Bekanntenkreis befragte. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber es wäre sinnvoll, wenn wir gleich ein paar Fragen klären könnten. Meinst du, dass du dazu jetzt in der Lage bist?«

»Ja.« Oliver nickte. »Ja natürlich, das sehe ich ein. Sie müssen das Schwein kriegen«, sagte er dann, und zum ersten Mal schienen seine Nerven den Dienst zu verweigern. Seine Stimme zitterte.

Hollinger stellte ihm die gleichen Fragen wie seiner Mutter und erhielt ähnliche Antworten.

»Mein Vater war ziemlich streng, aber das sind andere Lehrer ja auch, und deswegen bringt einen doch keiner um, oder?« Unsicher blickte er Hollinger an. Der seufzte nur.

»Du würdest dich wundern, warum Menschen andere Menschen töten.« Er schwieg einen Moment. »Ist dir sonst irgendeine Veränderung an deinem Vater aufgefallen?«

»Nein, wirklich nicht, er war so wie immer, vielleicht … vielleicht ein bisschen abwesend?«

Er blickte seine Mutter an, die erstaunt die verweinten Augen aufriss.

»Was meinst du damit? Abwesend?«

»Na ja, er …«, wieder ein Blick zu seiner Mutter, »er hat mich nicht mehr so oft kritisiert und manchmal gar nicht mitgekriegt, dass ich mit ihm gesprochen habe.«

»Aha«, brummte Hollinger, »du meinst, er war in Gedanken versunken.«

»Ja, so in etwa«, sagte Oliver.

»Und seit wann war er so?« Unvermittelt mischte die Hauptkommissarin sich wieder in das Gespräch ein.

Oliver blickte erstaunt auf die attraktive Frau, die das Wohnzimmer betreten hatte und sich neben Maren Vogt auf die Sessellehne setzte.

»Hm, kann ich gar nicht so genau sagen, ich bin ja meistens in der Rheinstraße. Ich glaub, es war am letzten Wochenende. Da saß er vor seinem Computer und hat gar nicht gemerkt, dass ich da war.« Oliver überlegte. »Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich ihn sonst so gesehen habe. Er war eigentlich immer … ziemlich ernst, aber bestimmt nicht unaufmerksam.«

Charlotte wandte sich an Sabine Krämer.

»Ist Ihnen das auch aufgefallen?«

»Nein«, sagte sie, ohne die Hauptkommissarin anzusehen. »Ich fand, er war so wie immer.«

»Und was heißt das: ›wie immer‹?«, fragte Charlotte.

Sabine schüttelte den Kopf und fing wieder an zu weinen.

Charlotte legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ist schon gut«, sagte sie sanft.

Ursula Hollinger sah die Hauptkommissarin erstaunt an. So viel Mitgefühl hatte sie ihr wohl nicht zugetraut.

Hollinger räusperte sich. »Na gut«, sagte er und stand auf. Irgendwie wollte er sich das Zepter nicht so ganz aus der Hand nehmen lassen.

»Das soll für heute reichen. Wir lassen euch jetzt erst mal zur Ruhe kommen. Ursula bleibt noch eine Weile hier, und wenn ihr irgendwas braucht: einfach anrufen.«

Hollinger nickte seiner Frau zu und verließ mit Charlotte und Maren, die zum Revier fahren sollte, um den Bericht zu schreiben, das Haus.

»Haben Sie schon gefrühstückt?«, fragte Hollinger die Kommissarin. »Wenn nicht, würde ich vorschlagen, wir fahren zu mir nach Hause. Sind nur ein paar hundert Meter. Ich hab nämlich einen Riesenhunger«, sagte er, während er sich auf den Fahrersitz zwängte und sie bat, einzusteigen.

»Einverstanden«, sagte Charlotte und ließ sich auf den Beifahrersitz von Hollingers schwarzem Passat fallen.

Das Heim der Hollingers in der Kirchröder Straße war nur zwei Autominuten vom Haus der Krämers in der Scharnikaustraße entfernt, worüber Hollinger heilfroh war, denn sein Magen knurrte fordernd und unüberhörbar, was die Kommissarin taktvoll ignorierte. Hollinger räusperte sich, um das Geräusch zu übertönen.

»Haben Sie im Schreibtisch was gefunden?«, fragte er dann.

Charlotte Wiegand schüttelte den Kopf. »Seine Brieftasche, aber sonst nichts Besonderes. Ein typischer Lehrerschreibtisch. Das Arbeitszimmer wird die Spurensicherung noch mal genau durchsuchen. Vielleicht sind wir dann schlauer.«

Als sie in der Einfahrt vor dem rot geklinkerten Reihenhaus hielten, saß Hollingers Tochter Kerstin mit ihrer blauen Sporttasche auf den Stufen und empfing ihren Vater nach Art eines fünfzehnjährigen Teenagers, kaum dass er die Wagentür geöffnet hatte.

»Das ist ja wieder mal typisch. Wieso ist keiner zu Hause, ihr wisst doch, dass ich keinen Schlüssel habe! Jetzt sitz ich hier schon seit ’ner halben Stunde rum. Oh Mann, ihr seid solche Loser …«

Erst als Charlotte die Wagentür öffnete, stahl sich ein ebenso erstauntes wie bewunderndes Lächeln in ihre Züge.

»Guten Morgen«, sagte Charlotte.

»Das ist Hauptkommissarin Wiegand von der Kripo Hannover«, sagte Hollinger, und der warnende Unterton seiner Stimme war nicht zu überhören.

»Wow«, sagte Kerstin und stand auf. »Sind Sie wirklich Hauptkommissarin?«

Charlotte lächelte. »Ja, bin ich.«

Kerstin seufzte und nahm ihre Tasche. Die gehörte bestimmt nicht zur Kategorie der Loser, so geil, wie die aussah. Und alt war sie auch nicht. Jedenfalls längst nicht so alt wie ihr Vater. Und das sprach unbedingt für sie.

Hollinger schloss die Tür auf, und Kerstin stürmte hinein, warf ihre Sporttasche auf die Fliesen und rannte die Treppe hinauf.

»He!«, rief ihr Vater ihr nach. »Wie wär’s, wenn du deine Tasche mit nach oben nimmst?«

»Bin aufm Klo! Mach ich nachher!«

»Wer’s glaubt«, seufzte Hollinger, und Charlotte lächelte.

»Pubertät, was?«

»Und wie«, sagte Hollinger. »Dann machen Sie mal Kaffee, ich rühr ein paar Eier in die Pfanne.«

Zehn Minuten später setzten sie sich an den hellen Holztisch in der Küche und ließen sich Eier mit Schinken, Toastbrot und Kaffee schmecken.

»Haben Sie auch ’n bisschen Saft?«, fragte Charlotte mit vollem Mund.

»Keine Ahnung«, sagte Hollinger, ohne aufzublicken. Er wusste nicht, warum er sich nicht wohlfühlte in Gegenwart dieser Frau.

Charlotte sah im Kühlschrank nach, fand eine Flasche Apfelsaft, füllte ein Glas und trank, während sie beobachtete, wie Hollinger mit einem Seufzer die Gabel weglegte, sich zurücklehnte und für einen Moment die Augen schloss.

»So«, sagte er dann, zog die Tischschublade auf und legte Kugelschreiber und Papier auf den Tisch.

»Vielleicht sollten wir mal zusammentragen, was wir wissen.«

Charlotte setzte sich wieder und griff nach ihrem Kaffeebecher. »Dass der Typ ein echtes Ekelpaket gewesen sein muss, immer wieder Konflikte mit Eltern seiner Schüler hatte, dass er chronisch eifersüchtig war, seine Frau geschlagen hat und auf ziemlich gemeine Art ins Jenseits befördert wurde.«

»Ja«, sagte Hollinger gedankenverloren. »Er war ziemlich arrogant und autoritär. Wurde sofort aggressiv, wenn jemand nicht nach seiner Pfeife tanzte. Hab ich selbst erlebt, meine Tochter durfte ihn zwei Jahre als Mathelehrer genießen. Soll mal einen Schüler mit dem Zeigestock geschlagen haben. Es gab damals keine Zeugen und keine Beweise.«

»Wie lange ist das her?«

Hollinger zog die Stirn in Falten. »Hm, Kerstin war damals, glaub ich, in der dritten Klasse, und der Junge ging in die Parallelklasse. Muss sechs oder sieben Jahre her sein.«

In diesem Moment kam Kerstin die Treppe heruntergepoltert.

»Wo sind meine Eier?«, fragte sie mit vorwurfsvollem Blick in die leere Pfanne.

»Aufgegessen«, sagte Hollinger.

Sie war so empört, dass ihr zunächst die Sprache wegblieb.

»Also … das ist soo asozial …«

Sie riss den Kühlschrank auf, nahm einen Joghurt, knallte ihn wieder zu, öffnete scheppernd eine Schublade, griff nach einem Löffel, warf sie wieder zu und rauschte hinaus.

Von oben heulte Xavier Naidoo: »Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen.«

Dann knallte die Tür, und Hollinger und Charlotte genossen für einen Moment die Stille.

»Wo waren wir stehen geblieben?«, raffte Hollinger sich wieder auf.

»Bei dem Jungen, den Krämer geschlagen haben soll. Glauben Sie, dass das ein Motiv ist?«

Hollinger schüttelte den Kopf. »Kaum, es ist etliche Jahre her, warum sollten sie so lange warten? Der Vater ist damals vor Gericht gegangen, zwar erfolglos, aber Krämers Ruf als Lehrer hat das nicht gerade gutgetan. Die Direktorin hat ihm auch nahegelegt, sich um eine Versetzung zu bemühen.«

»Was er offensichtlich nicht getan hat.«

»Nein, er hat sich eher als Sieger betrachtet. So nach dem Motto: ›Um mich fertigzumachen, müsst ihr schon ein bisschen früher aufstehen.‹«

Charlotte stellte ihren leeren Kaffeebecher auf den Tisch. »Auf jeden Fall muss jemand mit der Familie reden. Vielleicht hat es ja neuen Streit gegeben.«

Hollinger sah sie zweifelnd an. »Wenn wir alle Eltern verdächtigen, mit denen der Mensch im Clinch gelegen hat, dann kommt eine Menge Arbeit auf uns zu.«

»Ist Ihnen das neu?«

Hollinger schüttelte den Kopf und malte geometrische Muster auf das Papier.

»Es muss auf dem Jubiläumsfest was vorgefallen sein«, sagte er. »Vielleicht hat er sich mit irgendwem gestritten, und der Streit ist außer Kontrolle geraten.«

»Das glaube ich nicht, dieses Nylonband spricht eher dafür, dass das Ganze geplant war. Oder glauben Sie, dass man so was immer in der Jackentasche rumträgt?«

Hollinger zuckte mit den Schultern. »Kann man auch zufällig dabeigehabt haben. Nimmt ja nicht viel Platz ein. Vielleicht hat er ein paar Jugendliche erwischt, die sich noch im Wasser amüsiert haben. Vielleicht waren sie betrunken, haben dann überreagiert und wollten ihm eine Abreibung verpassen.«

»Ich bin mir nicht sicher«, murmelte Charlotte und beobachtete, wie Hollinger einen Stern aus Dreiecken malte, »ob das wirklich eine Affekthandlung war. Er war entweder schon tot, als er da festgebunden wurde, oder betäubt, sonst hätte er sich doch gewehrt, und dann hätte dieser dünne Nylonfaden tiefe Wunden hinterlassen, was ja nicht der Fall ist. Außerdem war er nicht mal gefesselt.«

Beide schwiegen eine Weile.

»Wir müssen herausfinden, was er gestern auf dem Jubiläumsfest gemacht hat, mit wem er gesprochen hat. Irgendwer hat bestimmt was gesehen.«

»Genau«, sagte Hollinger und warf den Kugelschreiber aufs Papier. »Wo sollen wir denn da bloß anfangen?«

»Dafür brauchen wir noch Verstärkung. Darum kümmere ich mich, und Sie könnten in der Zwischenzeit versuchen, rauszufinden, wer der Festwirt ist und wer gestern Abend im Zelt und an den einzelnen Theken bedient hat.«

»Das hört sich nach ’ner Lebensaufgabe an«, murrte Hollinger.

»Ist es auch«, grinste die Hauptkommissarin. »Aber vorher könnten Sie mich nach Hannover zum ZKD zurückfahren. Muss mich leider chauffieren lassen, weil mein alter Peugeot mal wieder den Geist aufgegeben hat. Ist mitten auf der Marienstraße einfach stehen geblieben. Ich weiß auch nicht, warum ich den nicht endlich verschrotten lasse.«

»Soll ich noch bleiben?«, fragte Ursula. Sie hatte das Gefühl, dass Sabine Krämer sie loswerden wollte.

Die schüttelte den Kopf. »Nein, du musst ja furchtbar müde sein nach deinem Nachtdienst. Du warst mir wirklich eine große Hilfe, aber es geht mir schon besser. Außerdem ist Oliver ja jetzt da.«

Ursula nickte, stand auf und nahm ihre Tasche vom Tisch. Sie war wirklich müde. Es war eine anstrengende Nacht gewesen. Eine neue Patientin, Frau Seifert, machte ihr zu schaffen. Die klassische Hypochonderin. Von zwei Uhr an hatte sie fast jede halbe Stunde geklingelt und Ursula gebeten, den Blutdruck zu messen. Der war jedes Mal nur leicht erhöht gewesen, was bei dem Nervenkostüm der Patientin kein Wunder war. Um halb vier hatte sie die Nase voll gehabt und Dr. Salzman geweckt, der bereits seit drei Nächten Bereitschaft hatte. Der gab der Patientin eine Beruhigungsspritze, woraufhin sie dann endlich eingeschlafen war. Hätte ihn viel früher wecken sollen, sagte sich Ursula und warf gähnend die Krämer’sche Haustür hinter sich zu.

Kaum hatte Ursula Hollinger das Haus verlassen, griff Sabine Krämer zum Telefon.

Als Ursula wenige Minuten später ihre Haustür öffnete, dröhnte ihr Rockmusik entgegen. Sie verzog den Mund und ging die Treppe hinauf ins Zimmer ihrer Tochter. Das Anklopfen sparte sie sich. Hätte sowieso niemand gehört. Als sie den Stecker gezogen hatte, atmete sie erleichtert auf. Ihre Tochter schälte sich aus ihrer Daunendecke und blinzelte ihre Mutter empört an.

»Wieso machst du die Musik aus? Und wieso kommst du einfach so hier rein? Das ist mein Zimmer!«

»Ja«, sagte Ursula, »und mein Haus.«

»Gar nicht wahr! Papas Haus«, maulte Kerstin und warf sich wieder in die Kissen.

»Ich leg mich jetzt hin und wünsche keine Störung. Hast du das eingeordnet?« Ursula tippte sich an den Hinterkopf.

»Hast du das eingeordnet?«, äffte Kerstin ihre Mutter nach.

»Haallo!«, insistierte Ursula.

»Ja, mein Gott!«, schrie Kerstin und funkelte Ursula an.

»Gut«, sagte die und verließ das Zimmer.

»Hey!«, rief ihre Tochter ihr nach. »Mach die Musik wieder an!«

Als Ursula die Küche betrat, setzte oben die Musik wieder ein. Sie ging in den Keller zum Sicherungskasten, kappte die Stromzufuhr und steckte den Kellerschlüssel in ihre Jeanstasche. Sie ignorierte den wütenden Protest aus dem Zimmer ihrer Tochter und ging in die Küche, um sich eine heiße Schokolade zu gönnen, bevor sie ihren Schlaf nachholen konnte. Sie stellte einen Becher mit Milch in die Mikrowelle und suchte nach dem Kakaopulver. Leer. Seufzend behalf sie sich mit Honig.

Als sie am Tisch saß und ihre warme Milch trank, versuchte sie den Grund für ihr Unbehagen herauszufinden. Ihre Freundin war so merkwürdig nervös gewesen, als Kaspar sie befragt hatte. Natürlich könnte das am Schock gelegen haben, aber das glaubte Ursula nicht. Sabine hatte Angst gehabt. Dass ihre Trauer nicht allzu groß sein konnte, war mehr als verständlich. Im Gegenteil, sie konnte froh sein, dass sie den Kerl los war, auch wenn Sabine das noch nicht so sah, aber das würde schon noch kommen. Ursula hatte den Mann ihrer Freundin nie ausstehen können. Und das lag nicht nur daran, dass sie Lehrer im Allgemeinen für Besserwisser hielt. Bei Michael Krämer war noch diese unterkühlte Arroganz dazugekommen und eine Geltungssucht, die sich mittels Gewalt entlud – hauptsächlich gegenüber seiner Frau –, wenn sie nicht befriedigt wurde.

Und nun war er tot. Ursula war nicht sicher, ob sie Genugtuung empfand. Die Todesstrafe war wohl doch etwas drastisch – sogar für jemanden, der seine Frau schlug. Und was empfand eine Frau beim Tod eines solchen Partners? Bestürzung, Ungläubigkeit, vielleicht sogar so was Ähnliches wie Erleichterung. Aber Angst? Wovor? Was verbarg Sabine? Sie hatte Kaspar und dieser Kommissarin nicht alles gesagt, das war offensichtlich gewesen. Ursula musste lächeln, als sie daran dachte, wie befangen Kaspar in Gegenwart dieser Frau gewesen war. Sie war wirklich außergewöhnlich, diese Kommissarin, vor allem ihre funkelnden blauen Augen – die Augen einer Jägerin.

Ursula wäre beinahe am Tisch eingeschlafen. Sie trank ihre Honigmilch aus und stellte den Becher und das übrige schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Warum war sie immer die Einzige, die das Geschirr wegräumte?, fragte sie sich. Das machte sie wütend, und wenn sie müde war, machte es sie noch wütender. Vielleicht sollte ich mal streiken, dachte sie. Ob das wohl jemand bemerken würde? Sie ging ins Bad, wo ihr beim Zähneputzen die Augen zufielen.

Maren Vogt hatte mit Georg Leitheim, dem Festwirt, gesprochen und sich von ihm die Namen der drei jungen Frauen geben lassen, die am Samstagabend im Zelt bedient hatten. Zwei waren Studentinnen, und eine war Gymnasiastin. Alle waren um die zwanzig und hatten ihren Hauptwohnsitz in Kleefeld. Leitheim selbst hatte den Abend im Restaurant »Alte Mühle« verbracht, das direkt an den See und den Festplatz grenzte, und konnte nur immer wieder betonen, wie schockierend das Ganze doch war. »In unserem friedlichen Ort … einfach ungeheuerlich.«

Vanessa Poll, die Gymnasiastin, hatte Maren aus den Federn geholt. Leider war das Gespräch sehr kurz und unergiebig gewesen. Vanessa hatte nämlich die ganze Nacht hinter der Theke gestanden und Gläser gespült, worüber sie verärgert war, denn auf diese Weise konnte man kein Trinkgeld kassieren. Sie hatte nichts gesehen außer ihrem Spülbecken und »einer Million« schmutziger Gläser. Das Bild von Michael Krämer sagte ihr gar nichts. Sie kannte ihn auch nicht von der Schule, weil sie erst seit fünf oder sechs Jahren in Kleefeld wohnte und gar nicht hier zur Grundschule gegangen war. »Ich hab aber schon von dem Lehrer gehört«, hatte sie noch gesagt. »Der war bei den anderen nicht beliebt.«

»Ist Ihnen sonst irgendwas besonders aufgefallen, während Sie gearbeitet haben?«

»Nö, was denn?«, sagte Vanessa. »Es war tierisch laut und voll, das ist alles, woran ich mich erinnere.«

Isabell und Gerit Haase, zwei hübsche, sehr schlanke Schwestern – die eine studierte in Hildesheim Sozialpädagogik, die andere in Göttingen Geographie – hatten das Wochenende bei ihrer geschiedenen Mutter verbracht und bedienten seit Jahren hin und wieder bei Leitheims Veranstaltungen.

»Bei solchen Festen sind die Leute echt großzügig«, sagte Isabell, und Gerit grinste. Die beiden saßen in Morgenmänteln am Küchentisch und sahen ziemlich mitgenommen aus. Aber die Neuigkeit vom Tod von Krämer, der »Krätze«, wie er allgemein genannt worden war, sicherte Maren ihre volle Aufmerksamkeit.

»Bestimmt hat den einer von seinen früheren Schülern abgemurkst«, sagte Gerit wenig pietätvoll, und ihre Mutter, die mit am Tisch saß, ermahnte sie mit einem vorwurfsvollen »Aber Gerit!«.

»Ist Ihnen gestern Abend irgendwas aufgefallen?«, fragte Maren. »Haben Sie den Mann gesehen? Können Sie mir sagen, mit wem er zusammen war?«

»Klar hab ich den Krämer gesehen«, sagte Isabell. »Ich bin ein paarmal an seinem Tisch vorbeigelaufen. Eigentlich hätte ich abräumen müssen, hatte aber keine Lust. Hab so getan, als säh ich ihn nicht.«

»Und, hat er Sie erkannt?«

»Klar, der vergisst doch keinen. Ich hatte ihn ein Jahr in Sachkunde, damals, in der Grundschule. Hat mir ’ne Vier gegeben, weißt du noch, Mama?«

»Ja«, mischte sich Marion Haase ein, »das war ein Ding. Bloß weil sie ihre Mappe nicht rechtzeitig abgegeben hatte. Heiko ist noch zu ihm gegangen und hat sich beschwert. Heiko ist mein geschiedener Mann. Er konnte den Krämer aber nicht erweichen.«

»Können Sie sich erinnern, mit wem er zusammen war?«

»Ja, da standen, glaub ich, noch zwei Männer