Frank Grondkowski

Roland Roth

 

 

Phantastische

Orte

 

 

Exkursionen

in die

Vergangenheit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Twilight-Line Verlag GbR

Obertor 4

D – 98634 Wasungen

 

1. Auflage, April 2014

ISBN 978-3-944315-16-4

 

© 2014 Twilight-Line Verlag GbR

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

Inhalt

 

Vorwort

Walter-Jörg Langbein

 

Einleitung

Einmal um die ganze Welt      

Roland Roth

 

Spurensuche auf einer Berliner Insel

Fragmente eines Museumsbesuches

Frank Grondkowski

 

Goseck

Uraltes Wissen aus der Vorzeit

Roland Roth

 

Nebra      

Auf den Spuren der Himmelsscheibe

Matthias Donner

 

Neue Entdeckungen in Petra und dem Wadi Rum

Die Rätsel des alten Jordanien

Thomas Ritter

 

Die Magier vom Klus I

Ein mysteriöser Felsen in Goslar

Roland Roth

 

Die Magier vom Klus II

Geheimnisvoller Klusfelsen

Eine frühgermanische Kultstätte?

Mike Vogler

 

Göbekli Tepe

Heiligtum oder Labor der Götter?

Hans-Dieter Gau

 

Ägypten, Teneriffa, Mexiko      
Neue Fragen zu alten Rätseln

Bestehende Theorien aus einem neuen Blickwinkel

Frank Grondkowski

 

 

Steinerne Spuren im Harz      

Megalithkultur im Herzen Deutschlands

Roland Roth

 

Malta       

Schulen der alten Lehrmeister?

Hans-Jürgen Schulz

 

Wurzeln der Schrift – zwischen Mythos und Fakt

Erste Spuren der Schrift in Südwestfrankreich,

Keilschrift in Sumer und Hieroglyphen in Luxor

Hans-Peter Jaun

 

Die Azoren

Reste einer alten Hochkultur?

Hans-Dieter Gau

 

Jäger der vergessenen Gräber

Majestätische Forts, verfallene Paläste

und die Königin von Saba

Frank Grondkowski

 

Vergessene Zeugnisse alter Kulturen

Auf den Spuren von Megalithen in Deutschland

Roland Roth

 

Mythos Göttergestalten

Krodo - vom Gott zum Teufel

Mike Vogler

 

Hafnarfjördur auf Island

Stadt der Trolle, Feen und Elfen

Hans-Jörg Vogel

 

Bali

Magie im Paradies

Thomas Ritter

 

Cart Ruts in Kärnten      

Mysteriöse Karrenspuren aus der Steinzeit

Roland Roth

 

 

Die Vergangenheit jenseits des Horizonts

Frank Grondkowski

 

Italien – Ein vergessenes Zeitalter?

Hans-Peter Jaun, Lic. phil. nat., UP

 

Frankreich

Im Tal der Sirenen

Hans-Jörg Vogel

 

Weltenbeweger, Sternbilder und ferne Galaxien      

Frank Grondkowski

 

Nachwort

Welche unserer Vorstellungen müssten

wir korrigieren, wenn wir alles wüssten?

Frank Grondkowski

 

Die Autoren      

 

 

 


Vorwort

 

»Alles, was die Wissenschaftler … mit Hilfe einer unbekannten Kunst vollbringen, wird Magie genannt … denn Technologie wird immer als Magie bezeichnet, bevor sie verstanden wird, und nach einer gewissen Zeit entwickelt sie sich zu einer normalen Wissenschaft«. Zu dieser bemerkenswerten Erkenntnis kam Tommaso Campanella, eigentlich Giovanni Domenico (5.9.1568, Stilo, Kalabrien, bis 21.5.1639, Paris). Campanella, italienischer Philosoph, Dominikaner, Dichter und Politiker, hätte – davon bin ich überzeugt – seine helle Freude an der vorzüglichen Anthologie »Phantastische Orte« gehabt. Kennzeichen dieses bemerkenswerten Werkes ist seine erfreulich unbekümmerte Missachtung einer hanebüchenen »Grenze«.

 

Diese »Grenze« trennt die »Schulwissenschaft« von der »phantastischen Vernunft«. Der Schulwissenschaft verdanken wir ohne Zweifel unglaublich viel an Erkenntnis und Wissen. Und doch haftet ihr etwas Negatives an, nämlich Stagnation. Wissenschaftliche Erkenntnisse führen zur Formulierung von »Gesetzen«, an die sich vermeintlich »wahre Wissenschaftler« zu halten haben. Wirkliche Wissenschaft sollte aber stets jede Erkenntnis, jede Lehre als vorläufig ansehen und bereit dazu sein, jede Lehrmeinung sofort zu korrigieren, sobald es neue, widersprüchliche Fakten gibt.

 

Dazu fordern die Autoren der Anthologie »Phantastische Orte« die gelehrte Welt auf. Unvoreingenommen haben sie die Welt bereist und immer wieder Erstaunliches entdeckt. Sie haben sich nicht damit begnügt, zuhause vom bequemen Bürosessel aus zu fabulieren. Sie haben in Deutschland und in der übrigen Welt faszinierende Entdeckungen gemacht, für die oftmals innerhalb der Grenzen der Schulwissenschaft kein Platz zu sein scheint.

 

Die Autoren betätigen sich als mutige Wissenschaftler im wahrsten Sinne des Wortes: Sie schaffen Wissen. Sie stellen ihre konkreten Entdeckungen über die Voreingenommenheit überholter Lehrmeinungen. Sie haben die behindernden Scheuklappen, genannt »Was nicht sein darf, das kann auch nicht sein!«, abgelegt. Und sie ermöglichen ihren Leserinnen und Lesern einen faszinierenden Blick über die falschen Grenzen des Wissens hinaus. Sie liefern eine Fülle von Fakten, erweitern das »Land des Wissens« beträchtlich und lehren uns die »phantastische Vernunft«, will sagen die Kunst, logisch zu denken und dabei nur scheinbar »Unmögliches« zu erkennen.

 

Sie öffnen unseren Blick auf eine faszinierende, spannende Welt des Geheimnisvollen und doch Realen. Folgen wir den Autoren auf ihren Reisen, suchen wir mit ihnen nach der »phantastischen« Realität, in Deutschland, in Europa, in der Welt! Eine Voraussetzung wäre dabei zu erfüllen: Wir dürfen keine Angst vor kühnen Gedanken haben! Dann belohnen uns die Autoren mit einer üppigen Ernte der faszinierenden Erkenntnisse!

 

 

Walter-Jörg Langbein

 

 

 

 

Einleitung

Einmal um die ganze Welt

 

Roland Roth

 

„In 80 Tagen um die Welt“ war gestern, heutzutage kann man im Zuge der Globalisierung viele Orte ohne großen Aufwand besuchen. Auch weiter entfernte Ziele sind heute mit ein wenig Planung und den nötigen finanziellen Mitteln erreichbar. Chichén Itzá, Mesa Verde, Borobudur, die Felsenstadt Petra, Abu Simbel und viele andere Bauwerke auf der Welt zeugen von einer unglaublichen Schaffenskraft menschlicher Zivilisationen. Einige davon sind mit einem deutlichen Fragezeichen ob ihres Entstehens und ihres eigentlichen Zweckes behaftet.

 

Vergessenes Land

Manche mögen sich fragen, ob die Welt im Internet-Zeitalter von „Google Earth“ überhaupt noch weiße Flecken haben kann? Die Antwort fällt ganz klar aus: Ja!

 

Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch immer geheimnisvolle Orte und unentdeckte Plätze, zudem kennen wir zwar bereits dokumentierte, aber in der Öffentlichkeit kaum bekannte Plätze, die bisher nur wenige Menschen gesehen haben.

 

Zwar glauben viele, die Welt wäre längst vermessen und bis in den hintersten Zipfel bekannt, und die Zeiten, wo auf den alten Landkarten Terra incognita stand, wären längst vorbei, doch weit gefehlt. Zwar sind alle Kontinente bekannt, alle Flüsse, Berge, Hochplateaus und Seen mit Namen versehen und die Welt ist dank Internet und Medien zu einem Dorf zusammengeschrumpft. Doch es gibt sie, die noch unbekannten, unerforschten oder auch rätselhaften Orte.

 

Beispiele aus der weiten Welt gefällig? Aus dem venezolanischen Regenwald ragen schroffe Felswände empor, tausend Meter hoch, oben abgeflacht. Tafelberge, die von Menschen oftmals noch unbetreten sind. Niemand weiß genau, welche unbekannten Tier- und Pflanzenarten auf ihren Plateaus beheimatet sind. Matawi Tepuy heißt das Plateau, welches unter Indianern in Venezuela schon immer als Ort galt, wo die Toten hingehen. Ein riesiges Felsmassiv, das Arthur Conan Doyles „Vergessener Welt“ in nichts nachsteht. Gibt es vielleicht doch noch unbekannte Regionen, unentdeckte Inseln, ein von der Zeit vergessenes „Caprona“? „The Land that time forgot“ aus dem berühmten Abenteuerroman des britischen Autors Edgar Rice Burroughs?

 

Weite Teile der Arktis, Antarktis und Sahara wurden bisher nur von Satelliten aus fotografiert und vermessen, die Regenwälder am Amazonas, am Kongo oder auf Papua Neuguinea beherbergen noch immer unbekanntes Terrain und im Himalaja sind vielen nur die Achttausender bekannt, doch die Gipfel der 250 Sechstausender in Ost-Tibet sind weitgehend unberührt. Menschen waren zumeist noch nicht einmal in der Nähe dieser Orte.

 

Auch Satelliten sehen nicht alles oder Forscher entdecken nur durch Zufall ein Wegenetz unter dem Blätterdach eines Urwalds oder riesige Flächen von Steilwänden im Hochgebirge. Im Nordosten Perus, in der Provinz Chacapoya und rund 700 Kilometer von der Hauptstadt Lima entfernt, entdeckte vor elf Jahren der deutsche Entwicklungshelfer Stefan Ziemendorff so ein Hochgebirge, in dem sich zahlreiche Flüsse von den Anden zum Amazonas hinunter schlängeln. Die Indios erzählten Ziemendorff von einer weißhaarigen Sirene, die unterhalb eines Wasserfalls einen Goldschatz bewache und jeden in einen Fels verwandle, der sich ihr nähert. Man solle der Stelle auf jeden Fall fernbleiben, denn Juan Mendoza, einen der ihren, habe es schon erwischt. Der Entwicklungshelfer ging 2006 der gruseligen Geschichte trotzdem nach und entdeckte im Urwald schließlich den Felsen, der einst Juan Mendoza gewesen sein soll - und zudem einen gigantischen Wasserfall mit 771 Metern Fallhöhe.

 

Viele Fragezeichen

Unser Planet hat sie also noch, die weißen Flecken. Auch in diesem Buch geht es um einige besondere Orte und Plätze, wenn auch sie durchaus schon von Menschen besucht wurden, bzw. mehr oder minder bekannt sind.

 

Mit diesem Buch haben Sie einen kleinen Streifzug durch die ganze Welt in den Händen. Die Auswahl der Beiträge ist den Forschungen der einzelnen Autoren gezollt und erfolgte weniger dem Zufallsprinzip als den persönlichen Ambitionen des jeweiligen Autors.

 

Viele geheimnisvolle Orte sind gespickt mit Fragezeichen. Allen voran stehen oftmals die Problematik der Datierungen und der fehlenden Anerkennung von alternativen Fakten jenseits der gängigen Lehrmeinung und die Erkenntnis, dass nichts so sicher ist wie die Unsicherheit. Für den unvoreingenommenen Betrachter mag es einleuchtend sein, dass der jetzige Stand der Wissenschaft nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, auch wenn Vertreter aus elitären Gelehrtenkreisen immer davon predigen, ihre Forschungen auf „gesicherten“ Erkenntnissen aufgebaut zu haben. „Sicher“ können wir nie sein, ob „Wahrheiten“ aus den Reihen der „etablierten“ Wissenschaft kommen oder aus dem Lager der Freidenker und Hobbyforscher. Die Autoren in diesem Buch sind allesamt engagierte oder professionelle Forscher, die teils auf ganz persönliche Weise rätselhafte Orte und mysteriöse Stätten besucht haben, um sich in aller Unvoreingenommenheit ein eigenes Bild von Bauwerken, Plätzen und Regionen aus unserer Vergangenheit zu machen. Mit der Lektüre dieses Buches haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, ebenfalls die Unvoreingenommenheit bewiesen, ein Buch zu lesen, das nicht im ganz normalen „Wahnsinn“ des Mainstream beheimatet ist, sondern eher aus einer unkonventionellen Ideenschmiede stammt, dessen Thematik in der Gesellschaft nicht immer unbedingt als „Blockbuster“ gilt.

 

Ich bleibe auch gern unvoreingenommen und halte es nach meinem Wahlspruch: Bücher sind wie Filme - es gibt Blockbuster und weniger bekannte Werke. Manchmal aber sind die weniger bekannten Perlen die wirklich interessanten Rätsel und Geheimnisse, denen man folgen sollte. Immens wichtig dabei ist die alternative Sicht der Dinge, fernab der gängigen Medien. Als Herausgeber der Print-Zeitschrift „Q´PHAZE-Realität anders!“, die sich vorrangig mit Themen fernab der Massenmedien beschäftigt, bin ich es gewohnt, hinter die Kulissen des großen Spiels zu schauen, ob da nicht doch vielleicht mehr ist, als uns augenscheinlich suggeriert wird. Den berühmten Blick über den Gartenzaun habe ich längst hinter mir. „Living in a Box“ war in den 1980er Jahren ein beliebter Song der gleichnamigen britischen Popband. Ich wagte bereits vor langer Zeit einen Schritt außerhalb der „Box“ und habe es nicht bereut. Im Gegenteil, der Erkenntnisgewinn war enorm und es lohnt sich, hinter die Fassaden des bisher Bekannten, hinter das Augenscheinliche zu blicken. Möglicherweise geht es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ähnlich wie mir.

 

Bei diesen „Exkursionen außerhalb der Box“ sind mir viele Unstimmigkeiten und ungelöste Rätsel in Hinsicht auf unsere Vergangenheit aufgefallen, einige Hinweise auf anachronistische Funde und Fragestellungen in Bezug auf unsere Vergangenheit und auf die mögliche Existenz von hochentwickelten Kulturen in grauer Vorzeit tauchten auf. Diese Hinweise stützen sich auf rätselhafte Funde, die sich zeitlich nicht einordnen lassen und deren Analyse den Schluss erlauben, dass sie wesentlich älter sein könnten als eine „historische Schallmauer“ von 6.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung und vor der allgemein gültigen „Steinzeit“ vielleicht doch etwas ganz anderes war. Ebenso wie einige kluge Köpfe vor mir begann ich mich zu fragen, ob die Steinzeit vielleicht sogar das Resultat eines Niedergangs uralter Zivilisationen war, die aus uns bis heute unerfindlichen Gründen untergegangen, vernichtet oder nahezu ausgelöscht wurden, dass sich nur wenige Überlebende solcher Hochkulturen in andere Regionen retten konnten und andernorts ihr Wissen als Lehrmeister an andere Völker vermittelten.

 

Noch sind dies alles Spekulationen. Ließen sich solche Hochkulturen nachweisen, welche vermutlich sogar Opfer großer Naturkatastrophen waren, dann würde dies unser Geschichtsbild schlichtweg revolutionieren. Ein solches Szenario böte viele neue Ansatzpunkte, um Lösungen für aktuelle archäologische wie historische Rätsel zu finden. Auch in alten Mythen verborgenes Wissen würde sich einem neuen Verständnis öffnen.

 

Diese Erkenntnisse könnten uns gar als Warnsignal dienen, ebenso als Wegweiser für ein komplexeres Verständnis unserer Geschichte, die nachhaltig den Kräften unserer Umwelt ausgesetzt war. Nicht unsere Umwelt, so wie sie sich uns heute präsentiert, ist Fakt für das Verständnis unserer Geschichte, sondern das, was war und wie es war, ist Fakt, um den Verlauf unserer Geschichte umfassend zu verstehen. Keine Frage, wir benötigen eine neue Sichtweise zum besseren Verständnis unserer Vergangenheit. Eine Sicht, die kritischer nicht sein könnte, damit uns der auf Veränderungen sensibilisierte Blick gelingt.

 

Mit der vorliegenden Arbeit erhalten Sie Einblick in verschiedene Ansichten, folgen den Autoren zu bekannten und unbekannten Plätzen und manches Mal magischen Orten. Es wird sich letztlich nicht als entscheidend erweisen, ob hinter jedem Ort auch wirklich etwas Rätselhaftes steckt, jedoch ist das stete Bemühen um die Gewinnung wahrer Erkenntnis entscheidend, die sich nicht selten jenseits eines in Dogmen erstarrten Geschichtsbildes heraus kristallisieren.

 

Beginnen wir unsere Reise doch einfach mal mit einem sehenswerten Rundumblick über spannende und faszinierende Orte. Wo aber kann man Sehenswürdigkeiten an einem Tag besuchen, um sich einmal ein umfassendes Bild dieser teils schier monströsen Bauwerke oder rätselhaften Plätze zu machen? So einen Rundumblick erhält man beispielsweise in Klagenfurt, eine wunderschöne Stadt, die die beeindruckendsten Bauwerke der Welt beherbergt, zumindest im Miniatur-Format.

 

In einem Tag um die Welt

Der Minimundus-Miniaturen-Park in Klagenfurt am weltberühmten Wörthersee ist ein unglaublich faszinierender Park mit über 150 Modellen aus über 40 Ländern der Erde, die man vor Ort hautnah und kompakt erleben kann. Als ich vor Ort war, beeindruckten mich vor allem auch der Detailreichtum vieler Bauwerke aus der Vergangenheit, aber auch von Bauwerken aus moderneren Zeiten, die es sich anzusehen lohnt.

 

In wenigen Stunden reist man am Minimundus-Miniaturen-Park um die Welt, einem Ausflugsziel für Weltenbummler und jeden anderen interessierten Besucher. Die Parklandschaft mit Modellen aus allen Kontinenten erstreckt sich auf über 26.000m² und präsentieren im durchaus respektablen Maßstab 1:25 die schönsten Bauwerke der Welt, die zudem nach Originalplänen und mit Originalmaterialien wie Marmor, Sandstein oder Lavabasalt bis ins kleinste Detail rekonstruiert wurden. Schaut man sich die Modelle im Detail an, so erkennt man erst, wie viel Arbeit in einem einzigen Modell steckt. So zeigen sich weltbekannte Bauten wie der Schiefe Turm von Pisa, Schloss Neuschwanstein oder der Eiffelturm in einem beeindruckenden Detailreichtum. Viele Modelle sind zudem mit Effekten ausgestattet, Bewegungsfunktionen oder Lichttechnik. Auch so effektreiche Momente wie einen Space Shuttle-Start bekommt man geboten.

 

Der Minimundus-Park bietet nicht nur einen Blick auf Schlösser, dem Petersdom als mächtigstes Sakralbauwerk der Welt oder dem Wiener Riesenrad, sondern auch auf Bauwerke, denen ein gewisser Hang zum Mysteriösen und Geheimnisvollen anhaftet, Werke aus einer fernen Vergangenheit, denen Archäologen und Forscher aus allen Erdteilen mit Fragen zu Sinn und Zweck ihrer Entstehung nachspüren. Eine wahre Fundgrube für den Mystery-Freund. So begegnen dem geneigten Besucher das Parthenon in Athen, ein prächtiger Tempel, den Perikles im 5. Jh. v. Chr. auf dem weißgrauen Kalkfelsen der Akropolis mitten in Athen zu Ehren der Göttin Athene errichten ließ. Für dieses Mammutprojekt mussten im Original über 22.000 t Marmor herangeschafft werden. Auch die Universitätsbibliothek in Mexiko City ist für jeden Forschungsreisenden ein lohnendes Ziel. Bereits im 16. Jahrhundert wurde unter Kaiser Karl V. die Vorläuferin der Bibliothek gegründet. 1950 wurde mit dem Neubau begonnen. Das Modell im Minimundus präsentiert den markantesten Teil der Anlage, das zehnstöckige Bibliotheksgebäude. Im Original studieren heute über 300.000 Studenten darin.

 

Weiter geht’s zu Tibets Reliquienschrein, der Kumbum-Tempel von Gyantse, eines der herrlichsten Bauwerke Tibets. Erbaut wurde er 1440 von Stammesführern, die Gyantse zur Hauptstadt ihres kleinen Königreiches machten. Der Tempel ist der einzige heute noch existierende begehbare Reliquienschrein Tibets. Die Wände des Kumbum-Tempels zieren 100.000 Bilder der obersten Gottheiten des höchsten Yoga-Tantra.

 

Beeindruckend auch die Pyramide El Castillo in Chichén Itzá. Die alte Maya-Stadt ist unter Mystery-Fans eine wahre Goldgrube. Im 5. Jahrhundert gegründet, wurde sie nach 200 Jahren aus bislang unbekannten Gründen von ihren Einwohnern verlassen. Kurioserweise kehrten 300 Jahre später abermals Mayas zurück in die Stadt und führten sie noch einmal zu kultureller und geistiger Blüte. Die neunstufige Pyramide wurde von den Konquistadoren später El Castillo genannt und ist ein beeindruckender Zeuge aus dieser Zeit.

 

El Castillo demonstriert eindrucksvoll die Verehrung des Gottes Kukulcán (Kukulcán: ein Maya-Wort für Quetzalcoatl), denn sie zeigt alljährlich zur Tagundnachtgleiche am 20./21. März und 22./23. September das bemerkenswerte „Schauspiel der gefiederten Schlange“, das der geneigte Betrachter auf der Nordseite des Bauwerks bestaunen kann: Der Schatten der gestuften und leicht abgeschrägten Pyramidenkanten fällt dabei auf die Seitenwange einer der Treppen; dabei entsteht der Eindruck als würde sich dort eine Schlange hinunterwinden. Die je 91 Treppenstufen an den vier Seiten ergeben zusammen mit der oberen Plattform 365, die Anzahl der Tage des Jahres. Besonderheit: Das Modell besteht wie das Original aus demselben Dolomitgestein.

 

Ein weiteres Highlight im Park ist der Borobodur-Tempel von Magelang. Borobudur (auch Borobodur) ist ein gewaltiges buddhistisches Heiligtum, welches sich in der Kedu-Ebene der südostasiatischen Insel Java erhebt. Der um 800 n.Chr. errichtete Sakralbau soll einst eine Stätte der Ahnenvererbung und der Meditation gewesen sein. Insgesamt 1472 Stupas bilden den Gesamtkomplex der Anlage. Einige Forscher sehen in den Stupas die Stilisierung von Flugobjekten bzw. Beförderungsmittel einer längst untergegangenen, hochentwickelten Zivilisation. Die Anlage ist im Grundriss quadratisch mit einer Seitenlänge von 112 m und einer Höhe von 31,5 m und besteht aus Vulkangestein und Basalt. Das besonders detailreiche Modell im Minimundus-Park ist ein Geschenk des Gouverneurs von Zentral-Java, indonesische Modellbauer fertigten dieses Kunstwerk originalgetreu für seinen Platz in Klagenfurt am Wörthersee an.

 

Ein Bauwerk der Moderne, aber nicht minder beeindruckend, ist das Atomium in Brüssel. Das Atomium wurde eigens für die Weltausstellung 1958 konstruiert und ist im Original ganze 102 m hoch. Die Stahlkonstruktion ist ein Symbol für die friedliche Nutzung der Atomkraft und stellt ein Eisenkristallmolekül in 200-milliardenfacher Vergrößerung dar. Das Tempo des seinerzeit schnellsten Lifts Europas, der sich in seinem Inneren befindet, ist noch immer beeindruckend. Die Hohlkugeln von je 18 m Durchmesser sind durch 3 m starke Rohre verbunden, durch die man mittels Rolltreppen von einer Kugel zur anderen gelangen kann. Für jeden Weltenbummler ist das Atomium ein unbedingtes Muss, alternativ lässt sich vorerst auch das Modell in Klagenfurt bestaunen.

 

Den Sternen einen Schritt näher ist man sodann mit dem Radioteleskop in Effelsberg. Das vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie betriebene Radioteleskop zählt zu den größten und leistungsfähigsten der Welt. Seit 1945 hat sich die Radioastronomie rasant entwickelt und liefert uns Einblicke in das Universum, die jedes Forscherherz höher schlagen lässt. Das Radioteleskop kann Radiowellen empfangen, die 15 – 18 Milliarden Lichtjahre entfernt sind, und quasi am Rande des Universums liegen. Das Teleskop in Effelsberg hat einen Durchmesser von 100 m, sein Modell im Minimundus einen Maßstab von 1:25.

 

Das Schatzhaus in Petra, Jordanien lässt das Herz eines jeden Reisefreundes höher schlagen. Das von den Nabatäern aus dem Fels geschlagene Mausoleum ist für Mystery-Reisende ein imposantes Ziel. Wer noch nicht die Gelegenheit hatte, es vor Ort zu besuchen, kann sich das detailgetreue Modell am Wörthersee ansehen und bekommt zumindest ansatzweise einen Eindruck von diesem herausragenden Monument. Chaznat al-Firaun wird es von den Arabern genannt, was soviel wie „Schatzhaus des Pharao“ bedeutet und häufig als 8. Weltwunder bezeichnet wird. Das Schatzhaus befindet sich in Petra, eine der wohl eindrucksvollsten Ruinenstädte der Welt, die ihre Blütezeit zwischen 110 v.Chr. und 40 n.Chr. hatte.

 

Eingebettet in einem Felsenkessel und von Wüste umgeben, erreicht man die Stadt nur durch eine tiefe, enge Schlucht, an deren Ende sich der imposante Grabtempel befindet. Riesige Säulen, Ornamente und Skulpturen bestimmen das Bild der Fassade, die dahinter liegenden Räume wurden aus dem rosa Sandstein herausgehauen. Unter dem Einfluss der Römer geriet die Stadt in Vergessenheit und wurde erst 1812 wiederentdeckt. Das Chaznat al-Firaun und die Umgebung von Petra zieht auch deshalb Mystery-Forscher in den Bann, da sich im Zentrum von Petra merkwürdige Reliefbilder befinden, die den Sumerern ähnliche Mischwesen zeigen. Im naheliegenden Wadi Rum finden sich Felszeichnungen und rätselhafte Bohrungen. 1989 machte Steven Spielberg das Monument weltberühmt, da es dem berühmten Regisseur als Kulisse für seinen Film „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ diente.

 

Der in den 1930er-Jahren im traditionellen Stil errichtete Felsenpalast in Wadi Dhar ist ein weiteres Stück meisterhafte Bauwerkskunst. Der Palast ist zwar kein antikes Bauwerk, dennoch kaum weniger imposant, denn der auf einem 60 m hohen Felsen errichtete Palast diente dem letzten Iman als Sommerresidenz und befindet sich im „südarabischen Wunderland“, zwischen Meer und Wüste, wo sich vor rund 3000 Jahren, Mystery-Kenner werden´s wissen, eine der ersten Hochkulturen der Menschheit entwickelte: Das Reich von Saba. In der Region finden sich etliche Zeugnisse und gigantische Bauten der sagenhaften Sabäer. Das Modell des Felsenpalastes erinnert an diese ruhmreiche Zeit.

 

Abu Simbel, Nubien, ist ein besonderes Highlight, sogar als Modell. Der im 13. Jahrhundert v. Chr. errichtete Felsentempel des Pharao Ramses II. im südlichen Ägypten befindet sich heute nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort. 1963 bis 1968 wurde er durch den Bau des Assuan-Staudammes abgetragen und an heutiger Stelle 64 m höher wieder aufgerichtet. Im Jahr 1813 erforschte der Schweizer Reisende Jean Louis Burckhardt (1784–1817) die Nubische Gegend und entdeckte den Tempel, der zu dieser Zeit noch weitgehend von Sand bedeckt war. Vor den großen Statuen befinden sich Darstellungen des Horus-Falken, auch der ägyptische Gott Horus wird gern als menschengestaltig mit dem Kopf eines Falken dargestellt.

 

Im Verlauf unseres Besuches im Park treffen wir dann auf das rätselhafte Bergmassiv Mesa Verde. Die spanischen Eroberer bezeichneten den Tafelberg als „Mesa Verde“, als „grünen Tisch“. In die Schluchten des Berges drangen sie allerdings nicht vor, dort war die Heimat des rätselumwobenen Indianerstammes der Anasazi. Ihre Siedlungen bauten die Indianer in die Felswände, in denen sie immerhin 700 Jahre lebten, bis sie die Region um 1200 verließen und nie wieder zurückkamen. Um 1300 war Mesa Verde praktisch menschenleer. Zwischenzeitlich wurden die Bauten der Anasazi um das 16. Jh. von den Navajos entdeckt und erhielten von ihnen ihren bis heute geläufigen Namen. Erst im Jahre 1888 wurden die Ruinen wiederentdeckt, 1906 wurde Mesa Verde zum Nationalpark ernannt und 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Minimundus-Park wird der sogenannte „Cliff Palace“ gezeigt, die größte der Siedlungen in Mesa Verde.

 

Die chinesische Mauer ist am Ende des Parks ein durchaus krönender Abschluss und ebenfalls sehr detailreich kopiert worden, zumindest ein kleiner Teil der riesigen Mauer. Um eine gern fabulierte Legende vorweg zu entmystifizieren: Nein, man kann die chinesische Mauer vom Mond aus nicht sehen, man kann sie praktisch noch nicht einmal aus der Erdumlaufbahn erkennen, lediglich auf hochauflösenden Satellitenbildern lässt sich die Mauer ausmachen. Nichtsdestotrotz ist sie ein immenses Bauwerk. Sie gilt als die größte Wehranlage der Welt und entstand in den Anfängen um das 3. Jh. v. Chr. Sie war als Bollwerk gegen die mongolischen Nomadenvölker konzipiert worden, denen es im 13. Jh. dennoch gelang China zu erobern. Ein Jahrhundert später wurden die Mongolen wieder aus dem Land vertrieben und die Mauer erhielt ihre heutige Gestalt, jedoch stehen von den ehemaligen 5.000 km nur noch etwa die Hälfte und auch diese Reste werden teils immer noch als Quelle für den Hausbau verwendet.

Diese Beispiele beeindruckender Bauwerke der Menschheitsgeschichte sind nur eine kleine Auswahl der im Park gezeigten Modelle. Sollten Sie also einmal in der Nähe von Klagenfurt unterwegs sein, verpassen Sie auf keinen Fall diesen einzigartigen Miniatur-Park, wo bereits die Modelle weltberühmter Bauwerke beeindrucken. Und mal ehrlich: Wo hat man schon so viele Monumente auf einem „Haufen“ und die Gelegenheit, detailgetreue Nachbauten von allen Seiten zu bestaunen?

 

Geheimnisvolle Orte

Der geneigte Leser wird bei der Lektüre dieses Buches schnell erkennen: Geheimnisvolle Orte wecken in uns Ehrfurcht und Ehrerbietung, sind wie Tore zu einer anderen Welt, für einige sogar heilige Plätze, an denen man die Magie dieser sagenhaften Stätten spüren kann. Viele Natur- und Kulturmonumente sind in ihrer Schönheit und Erhabenheit höchst beeindruckend.

 

Es gibt reichlich berühmte Orte, die in Amerika, im Nahen Osten, in Europa, in Ozeanien und in Asien liegen. Jedem dürften so imposante Stätten wie die Pyramiden von Gizeh und der Sphinx bekannt sein, oder die Grabeskirche in Jerusalem, der Felsendom und Tempelberg. Auch Mekka ist als Pilgerstätte in aller Munde. Stonehenge, Rennes-le-Chateau, die Kathedrale von Chatres oder das Orakel von Delphi sind in der Literatur hinlänglich bekannt. Sogar Machu Picchu, Angkor oder Rapa Nui sind jedem weltoffenen Menschen ein Begriff.


Das Orakel von Delphi gilt beispielsweise als die bedeutendste heilige Stätte im antiken Griechenland. Die Kathedrale von Chatres mit ihrer heiligen Geometrie geht möglicherweise auf heidnische Ursprünge zurück, als die Druiden ihre Versammlungen abhielten. Die Leistungen der Megalithenkultur gehen weit über das bekannte Stonehenge hinaus und sind mit großer Wahrscheinlichkeit mehr als die Summe aus Naturanbetung und Kalender für Aussaat und Ernte. Dabei gab es offensichtlich nicht nur „die eine“ Megalithkultur, sondern verschiedene Konstrukteure und Baumeister in unterschiedlichen Zeitepochen!

 

All diese Orte zu beschreiben, haben andere schon in etlichen Publikationen getan und würde den Rahmen dieses Projektes sprengen. In diesem Buch werden Stätten und Mysterien vorgestellt, von denen man hier und da vielleicht mal etwas gehört haben will, vielfach aber eher kaum bekannt sind oder bisher nicht im Fokus der Öffentlichkeit standen. Dazu stellen die Autoren interessante Thesen und Neuinterpretationen auch zu einigen bekannten Orten vor.

 

War dies nur ein kurzer Einstieg in spannende Spuren aus unserer Vergangenheit, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie, liebe Leserinnen, uns nun zu weitaus imposanteren und mitunter sogar weniger bekannten Stellen begleiten würden, die Sie bei Interesse sogar selbst besuchen können. Dazu finden Sie nach jedem Beitrag einige Infos oder Kontaktadressen, die Ihnen sicher weiterhelfen werden. Und wer weiß: Vielleicht wecken wir mit dem ein oder anderen Beitrag Ihre persönliche Reiselust, sich diesen Ort einmal selbst anzuschauen oder zu besuchen. Folgen Sie uns also auf den Spuren alter Geheimnisse und mysteriöser Hinkelsteine, den Überresten verfallener Palästen in Deutschland und der ganzen Welt.

 

 

Infos und Quellen:

 

Infos zu Minimundus erhält man hier:

www.minimundus.at

Minimundus GmbH

Villacher Str. 241

A-9020 Klagenfurt am Wörthersee

 

 

 

 

 

 

 

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El Castillo

 

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Mesa Verde


Spurensuche auf einer Berliner Insel

Fragmente eines Museumsbesuches

 

Frank Grondkowski

 

Auch in Berlin kann man in die grenzwissenschaftliche und rätselhafte Vergangenheit reisen. Überdacht, klimatisiert, sortiert und ganz entspannt. Die reichliche Auswahl an verschiedensten Museen bietet alle Möglichkeiten seinem Hobby zu frönen. Man muss nicht unbedingt in die weite Welt reisen, um interessante, geheimnisvolle und womöglich falsch interpretierte Artefakte aus unserer Vergangenheit zu suchen und zu finden. Auf die grandiose Idee, diesen Sommer nicht zu verreisen, sondern in den Berliner Museen zu verbringen, brachte mich mein alter Freund Hans-Jürgen Schulz. Also, lange Rede kurzer Sinn, begab ich mich auf eine außergewöhnliche Exkursion, zwischen Fernsehturm, Bundestag und Berliner Dom, auf die Museumsinsel.

 

Hier bietet sich eine reichhaltige Auswahl jeden Geschmacks. Die Berliner Museumsinsel ist die nördliche Spitze der Spreeinsel im Zentrum der Stadt. Sie ist historisch die Keimzelle der Berliner Museumslandschaft und mit ihren Museen heute ein viel besuchter touristischer Anlaufpunkt und einer der wichtigsten Museumskomplexe der Welt. Seit 1999 gehört die Museumsinsel als weltweit einzigartiges bauliches und kulturelles Ensemble dem Weltkulturerbe der UNESCO an. So stehen das „Neue Museum“, das „Pergamonmuseum“, die „Alte Nationalgalerie“, das „Alte Museum“ und das „Bode-Museum“ zur freien Auswahl.

 

Angelockt, ja fast regelrecht gedrängt von der medialen Werbung, besuchte ich die vielfach gepriesene Ausstellung des Kölner Bankierssohn Max von Oppenheim (1860-1946) im Pergamonmuseum. Dieser Herr Oppenheim finanzierte die gesamten Ausgrabungen im Tell Halaf mit umgerechnet 7-8 Millionen Euro aus seiner privaten Kasse. Nun wurden die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fundstücke aus 80 Kubikmeter Schutt und 27.000 Einzelteilen wieder zusammengesetzt. Nach Fertigstellung des vielleicht größten 3-D Puzzle wurde dieses ab dem 28. Januar 2011 ausgestellt. Der einprägsame Name der Präsentation „Die geretteten Götter aus dem Palast von Tell Halaf“.

 

Tell Halaf liegt im syrischen Teil des Dschazira-Gebietes, drei Kilometer westlich von Ra's al Ayn und wenige hundert Meter von der türkischen Grenze entfernt. Das Gebiet zählt zur historischen Region Obermesopotamien. Max von Oppenheim konnte erst im August 1911 mit einem Grabungsteam und umfangreicher Ausrüstung die begonnenen Arbeiten von 1899 fortführen. Bis 1913 und nach einer Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg wurden im Bereich der Zitadelle Teile des Palastes, in der Nähe Teile der Stadtmauer und einige Grabkammern freigelegt. Der Westpalast aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. besaß als einzigartiges Baudekor überlebensgroße Figurensäulen aus Basalt. Nach der Fundteilung gelangte der eine Teil dieser Figuren an das Nationalmuseum in Aleppo der andere wurde durch Oppenheim nach Berlin geschafft, wo sie in einem eigenen Museumsbau untergebracht und im 2. Weltkrieg schwer beschädigt wurden. Des Weiteren entdeckte man in einer Gruft vor dem Westpalast reiche Beigaben (Goldapplikationen von Kleidungsstücken). Drei weitere Gräber im Stadtbereich erbrachten menschliche Figuren, die vermutlich dem Ahnenkult dienten. Außerdem wurden die Reste einer rund 6000 Jahre alten Siedlung der Halaf-Kultur freigelegt. Diese alte Kultur breitete sich in Nordmesopotamien aus und befand sich in der sagenumwobenen Region zwischen Euphrat und Tigris. Jetzt werden einige Hobbyforscher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und meinen, was schreibt der denn da jetzt? Aber ich muss all denen den Wind aus den Segeln nehmen. Ich bin leider keiner, der mit Zollstock, Kompass und Wasserwaage durch die Lande zieht, um neue Theorien aufzustellen, sondern ich benutze mein Wissen und meine Zeit dafür, bestehende Theorien für mich zu überprüfen und mit meinen Worten zu interpretieren. Ob das richtig oder falsch ist, lasse ich andere entscheiden.

Aber nun auf zum Abenteuer „Pergamonmuseum“, „Vorderasiatisches Museum“ und „Neues Museum“.

 

Ich muss zugeben, obwohl ich Berliner bin, war ich noch nie in einem dieser Museen - umso mehr freute ich mich auf diese Erfahrung und auf die Dinge, die dort auf mich warteten. Begeistert betrat ich die Pforten zu neuem Wissen. Und diese öffneten sich weit, sehr weit. Sommerlich und mit kurzen Hosen und Fotoapparat schlich ich durch die Gänge der einzelnen Abteilungen und Ausstellungen. Der Rundgang führte mich durch die Hochkulturen Ägyptens, des Alten Orients, der Antike, des Islam und ins Vorderasiatische Museum. Neben einigen, für mich nicht so interessanten Exponaten, gab es überraschender Weise unendlich viele Dinge, die zu meinem Hobby passten und die ich hier gerne beschreiben möchte. Beginnen wir mit der oben genannten Ausstellung Tell Halaf. 3000 Jahre alte Geschichte, die vielleicht absichtlich oder unwissend falsch interpretiert wurde und wird.

 

Das Wahrzeichen aller Exponate war der riesige Greifvogel, welcher von Oppenheim scherzhaft Hans Huckebein oder Riesensonnenvogel genannt wurde. Hinter dem Greif wurde eine Reihe von Tonreliefs aus uralter Zeit angebracht. So kann man bei Max Freiherr von Oppenheim in „Der Tell Halaf - Eine neue Kultur im ältesten Mesopotamien“, Leipzig 1931, nachlesen: „Beim Ausheben eines Grabes auf einem Hügel seien die Dorfbewohner auf Darstellungen furchterregender Mischwesen, halb Mensch, halb Tier, gestoßen. Obwohl man die Grube sofort wieder zugeschüttet habe, sei die Entdeckung der Steinbilder Ursache einer lang anhaltenden Trockenheit, von Heuschreckenschwärmen und der Cholera gewesen. Aus Angst, die Mächte des Bösen erneut zu wecken, weigerten sich die Bewohner zunächst vehement, dem Fremden den Fundort der Bildwerke zu zeigen. Erst nach längeren, sogar mit Todesdrohungen versehenen Streitgesprächen führte man die Europäer zu einem antiken Siedlungshügel, der den Namen Halaf trug.“

 

Diese Mischwesen aus Mensch und Tier, der Skorpionvogelmann etwa, den man aus dem Gilgameschepos kennt oder der Greif mit Adlerkopf und geflügeltem Löwenleib, gaben ihr Geheimnis bisher leider nicht preis. Spekulationen gibt es viele. Ob die eine oder andere stimmt, weiß nur Herr Huckebein, der über allem wachte.
Zu den Mischwesen reiht sich auch, wie kann es anders sein, eine Reihe von verschiedensten Sphinxen. Laut Wikipedia bedeutet das übersetzt von dem altägyptischen schesep anch „lebendiges Abbild“. Folgt man dieser Aussage, müssen die Sphinxen nach ihrem Vorbild erschaffen worden sein. Sphinxen und Mischwesen gibt es in fast jeder Kultur und jedem Zeitalters. Glaubt man den Aussagen, sind es fiktive Lebewesen, die sich aus Teilen von zwei oder mehreren real existierenden Lebewesen zusammensetzen. Und da entstehen die ersten Zweifel. Nichts desto trotz stellte sich schon die eiszeitliche Kunst um ca. 32.000 vor Christus der Herausforderung, solch ein Wesen darzustellen. Diese Darstellung gilt als die älteste ihrer Art. Der sogenannte Löwenmensch, welcher als ein Tier-Mensch-Mischwesen interpretiert wird, aus einem Mammutstoßzahn geschnitzt, wurde im süddeutschen Lonetal gefunden. Was stimmt, oder besser, was passt nun?

Das Schöne an solchen überdachten Exkursionen ist ja, wenn man während der anstrengenden Feldarbeit Hunger und Durst bekommt. Man geht an eine Bude, holt sich eine echte Berliner Currywurst und ein kühles Berliner Kindl, setzt sich auf eine schattige Bank und denkt über das erlebte nach. Steht man dann vor diesen alten Reliefs, die deutlich alle noch so kleinen Details zeigen, denkt man: Was haben sich die Künstler dabei gedacht? Sollten die Darstellungen wirklich nur die Macht der Herrscher oder Priester unterstreichen? Wie zum Beispiel die Verbindung des kräftigen Stier oder des starken Löwen mit dem Synonym für fliegen. Da wie schon gesagt die älteste Figur ca. 34.000 Jahre alt ist, kann man sich das kaum vorstellen. Ich denke, dass diese Wesen die Unbegreiflichkeit der Hersteller ausdrückt, Unerklärliches in greifbare Bilder umzusetzen. Kraft und Fliegen ziehen heute noch jede Menge Bewunderung auf sich. Man denke an den Jungfernflug des Airbus 380. Heute macht man Fotos oder Videofilme, damals schnitze man oder schlug die Bewunderung in Elfenbein und Stein. Es sollte für weitere Generationen erhalten bleiben.

 

Und der Wahnsinn geht weiter, geballte grenzwissenschaftliche Ausstellungsstücke mit zweifelhafter Betitlung. Es beginnt mit einer Stele gefunden in Tell Halaf und datiert ins 10./9. Jhd. v. Chr. Sie zeigt die Darstellung eines Blitzbündels, dem Emblem des Wettergottes. Ein weiteres Stelenfragment mit Göttersymbolen lässt die Sonne, das Siebengestirn sowie in der Mitte ein, ich weiß nicht was, erkennen.

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Und im Vorderasiatischen Museum fand ich ein Relief (7. Jhd. v. Chr., Assur), das eine bewaffnete Gottheit auf einem geflügelten Mischwesen zeigt. Bei dieser Darstellung könnte es sich um den gleichnamigen Gott der Stadt Assur handeln. Zu beiden Seiten befinden sich Göttersymbole: Flügelsonne, Mondsichel, Siebengestirn und Stern. Bewaffnete Götter, die einen offensichtlichen Bezug zum Himmel haben und in Stein verewigt wurden?

 

Die Sternenuhr des Hor zur Beobachtung der Kulmination einzelner Sterne sieht unspektakulär aus, eben wie eine Dattelpalmenrippe. Nur wenn man sich die Definition für Kulmination anschaut, wird es spektakulär. Der Stab wurde zur Messung des Durchgangs eines astronomischen Objekts durch die höchste oder die tiefste tägliche Lage auf seiner scheinbaren Kreisbahn am Himmel benutzt. Und das in der Spätzeit der 26. Dynastie um 664 - 525 v. Chr.. Da sage mir noch einer, die Sternenuhr wurde zur Bestimmung der Aussaat und Ernte benutzt!

 

Vier Beispiele, die Kenner bestimmt anders oder zumindest ähnlich interpretieren würden und auch haben. Passend zu den Abbildungen wie Siebengestirn, Sonne und Mond passt doch hundertprozentig das „Universelle Astrolab“ aus dem Irak, gefertigt von Hibat Allah-al Bagdadi, Astronom und Dichter, nach dem Entwurf des Astronomen Abu Gaf'aral Hazin, datiert 1119-1121 nach Christus.

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Universelles Astrolab


Dieses Instrument ist das Einzige seiner Art und wurde in Bronze graviert. Und so ergeben vorzeitlich erstellte und korrekte Sternenkonstellationen, Umlaufbahnen und Planetenentfernungen plötzlich einen Sinn. Aber nicht nur Fragmente, sondern auch Figuren geben zum Nachdenken auf. Genauso findet man Ausstellungsgegenstände mit offensichtlichen Schädeldeformationen aus allen Epochen und Kulturen. Unerklärliche, deformierte unförmige Gestalten, deren Beschriftungen durch das Museum genauso unförmig sind wie die Darstellungen. Da steht zum Beispiel in einer Vitrine die Statue einer Frau mit Schweinekopf untertitelt mit „Schweinegottheit“, na klar! Neben Rollsiegeln mit Sternenkonstellationen, Plejaden und Sonne, im Zusammenhang mit geflügelten Wesen findet man den Hausaltar von Echnaton, Nofretete und drei ihrer Töchter. Zeitlich in das neues Reich 18. Dynastie um 1350 v. Chr. eingeordnet. Laut neuester Kenntnis sollen sich in den oberen Kartuschen, zum damaligen Zeitpunkt unbekannte, Sternenbilder verbergen. Hier noch ein spezielles Beispiel, dass ich im Neuen Museum gefunden habe. Kann sich erneut jeder seine Gedanken zu der Bildunterschrift machen. Zeremonialhut: Teil eines Herrscher oder Priesterornats. Die Ornamente sind als Kalendarium zu deuten. Gold, Treibarbeit mit Punzenoptik. Um 1000 vor Chr. Fundort unbekannt, vermutlich Süddeutschland.


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Goldener Zeremonialhut

Ein Stück hat meine Aufmerksamkeit ganz besonders erregt. Die bronzene Gürtelscheibe mit Kalendersymbolik. Sie wurde in Heegermühle, Brandenburg, 5 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, gefunden. Das Alter wird ebenfalls auf um 1000 v. Chr. geschätzt. Die Ornamentik der Scheibe ist nicht symmetrisch angeordnet. In der Mitte befinden sich 10 Zacken darum herum und außen jeweils 11 Kreiselemente. Das ergibt die Zahl der Sonnenjahre (10+11+11=32) und nimmt man den Mittelstachel hinzu, auch der Mondjahre (11+11+11=33), die bis zur Übereinstimmung der Kalenderzyklen vergehen. Faszinierend oder?


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Bronzene Gürtelscheibe mit Kalendersymbolik

 

Also auf in die Berliner Museumslandschaft. Ich kann versprechen, das für jeden Geschmack was dabei sein wird. Für eine Eintrittskarte kann man den ganzen Tag in allen Museen, bekannte, unbekannte, neue und faszinierende Entdeckungen machen und seine ganz eigene Ansicht der Dinge festigen oder neu ordnen. Es ist auch viel einfacher und spannender sich diese Reste der Vergangenheit selber anzuschauen, als sie zu beschreiben.

 

„Das Problematische an der Grenzwissenschaft ist nicht, dass es keine Antworten gibt, sondern dass es so viele Antworten gibt“ (1)

 

Infos und Quellen:


Adresse:
Museumsinsel, Bodestrasse

10178 Berlin

Telefon: 030 20 90 55 77

Internet: www.smb.museum

 

Goseck

Uraltes Wissen aus der Vorzeit

 

Roland Roth

 

Das Sonnenobservatorium von Goseck, die Rekonstruktion einer rund 7000 Jahre alten Kreisgrabenanlage, ist ein kraftvoller Ort mit einem deutlichen Fingerzeig auf uraltes Wissen, das nicht nur älter als Stonehenge ist, sondern uns umfangreiche Kenntnisse der Erbauer in Sachen Planung, Logistik, Astronomie und Vermessungstechnik dokumentieren. Woher kam dieses Wissen, dass uns in eine weit zurückliegende Vergangenheit zu katapultieren scheint?

 

Die Menschen in der Steinzeit beobachteten den Himmel und den Lauf der Sonne. Ihre Erkenntnisse und Feste sind lange vergessen. Und doch hinterlassen uns diese Menschen Zeugnisse ihrer Kultur, wie das Sonnenobservatorium. Was genau im Inneren geschah, ist für die Wissenschaft noch immer ein Rätsel, ebenso wie für die Außenstehenden, die vor 7000 Jahren die Anlage nicht betreten durften.

 

Die Kreisgrabenanlage liegt auf einem Plateau oberhalb des Saaletals und besteht aus einem deutlich erkennbaren, annähernd kreisrunden Ringgraben von etwa 71 m Durchmesser. Es konnte ein flacher Erdwall rund um den Graben nachgewiesen werden. Die Anlage hat drei grabengesäumte Zugangswege, die nach Norden, Südwesten und Südosten ausgerichtet sind. Im Inneren befinden sich Spuren zweier konzentrischer Palisaden (ca. 56 und 49 m Durchmesser) mit gleich ausgerichteten, zum Zentrum hin schmaler werdenden Toren. Auf der Innenfläche der Anlage konnte keine weitere Bebauung festgestellt werden.