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Christa Canetta

Die Erben der Kakaohändlerin

Roman

LangenMüller

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© für das eBook: 2016 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

© für die Originalausgabe: 2011 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Atelier Seidel – Verlagsgrafik, Teising

Titelmotiv: © Thinkstockphoto

eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

ISBN 978-3-7844-8291-0

Für Michael Lundgren, Sohn von Olegaria,
der mir große Teile seiner Familiengeschichte geschenkt hat.

1

Der grollende Donner wurde langsam lauter. Das Gewitter zog von Süden heran. Laura war beruhigt. Wenn es vom Regenwald herüberkommt, dann hat es sich ausgetobt, überlegte sie und lehnte sich entspannt in ihrem Schaukelstuhl zurück. Sie genoss die Ruhe des späten Nachmittags auf der Veranda mit dem herrlichen Blick über die Hügel und Täler von Pitanga.

Die Kakaoplantage am westlichen Rand von Pernambuco war ihr Lebenswerk.

Sie hatte darum gekämpft und geweint und schließlich gesiegt. Sie war die Herrin von Pitanga, und das seit mehr als dreißig Jahren. Aber morgen würde sie ihr geliebtes Heim verlassen. Es nützt alles nichts, dachte sie, ich muss Platz machen, ich muss loslassen, ab morgen ist Eduardo der Herr von Pitanga.

Mit einem Lächeln im Gesicht und Wehmut in den Augen sah sie hinüber zum Wirtschaftshof, wo ein langer Arbeitstag zu Ende ging.

Sie müssen sich beeilen, überlegte sie, das Gewitter kommt schnell näher, und wenn nicht alles unter Dach und Fach ist, kennt der Sturzregen keine Gnade. Dabei dachte sie zurück an den Nieselregen von Hamburg, der ihr als Kind schon heftig vorgekommen war. Na ja, dachte sie, damals hatte ich auch noch keine Ahnung von einem Regen hier im Regenwald.

Laura stand auf und zog ihren Schaukelstuhl in den Salon, damit er nicht feucht wurde. Schon vor zwanzig Jahren hatte sie das frühere Herrenhaus abreißen und ein neues bauen lassen. Das große, alte Haus der früheren Besitzer mit den vier Flügeln und dem großen Innenhof war ihr zu weitläufig und musste einem schlichten und praktischen Haus weichen. Außerdem war das alte Gebäude brüchig und das flache Dach undicht geworden. So hatte sie zusammen mit einem Baumeister aus Petrolina das neue Haus entworfen und auf ein weit heruntergezogenes Satteldach bestanden, das den Regen ablaufen ließ und gleichzeitig Haus und Veranden schützte. Laura erinnerte sich, dass es nicht leicht gewesen war, den alten Mann von einem Satteldach zu überzeugen, und erst, als sie drohte, einen Dachdecker aus Recife damit zu beauftragen, erklärte er sich schließlich bereit, diesem Wunsch nachzukommen. Aber um diese Probleme brauchte sie sich jetzt nicht mehr zu kümmern. Morgen kam Eduardo mit seiner jungen Frau, um als Herr von Pitanga hier einzuziehen.

Das Gewitter hatte die Fazenda erreicht. Schwarz und drohend wölbten sich die massigen Wolken über den Hügeln. Die Blitze zuckten grell und gefährlich durch die Dunkelheit. Laura stand am Fenster und beobachtete den Himmel. Früher hatte sie sich vor Unwettern gefürchtet, heute war die Angst der Gewissheit gewichen, die Fazenda und all ihre Menschen in Sicherheit zu wissen. Georgo, der Vorarbeiter, den ihr Mikael vor zehn Jahren geschickt hatte, war ein zuverlässiger und aufmerksamer Mann. Er sorgt für den Schutz der Leute, der Tiere und der Waren. Auf ihn ist Verlass, das weiß ich, dachte sie. Außerdem sind das Haus, die Stallungen, die Trockenschuppen und die wichtigsten Wirtschaftsgebäude mit dem neuen Blitzschutz versehen. Mikael hat Gott sei Dank auf der kostspieligen Installation bestanden, nachdem sich diese großartige Erfindung in Recife und auf seinen Einrichtungen in Laurista bewährt hat.

Ach Mikael, dachte sie, nun sind schon wieder sechs Wochen seit deinem letzten Besuch vergangen – aber ab morgen ist Schluss mit dieser Trennung. Ich darf zwar nicht an meinen Abschied von Pitanga denken, aber ich freue mich, wenn auch nur in kleinem Maße, was ich dir natürlich nicht verraten werde, auf unser gemeinsames Leben in Laurista. In deiner Stadt, mein lieber Mikael. Dreißig Jahre eine Ehe auf Entfernung zu führen, mein Gott, wie haben wir das nur gemacht? Und trotzdem war es eine gute Zeit, eine Zeit, in der wir auch drei Kinder bekommen haben. Wunderbare Söhne, die uns nun die Arbeit, die Sorgen und die Verantwortung abnehmen werden.

Laura dachte zurück an die langen, einsamen Jahre auf Pitanga, die sie nur überstanden hatte, weil Mikael, ihr geliebter Mann, ihr Mut dazu machte. Sie hatte sich nach ihm gesehnt, und er hatte sie in die Arme genommen und ihr die Entscheidung überlassen, zwischen ihrer Erfolg versprechenden Kakaoplantage und seiner wachsenden Stadt Laurista zu wählen. Und sie hatte sich für Pitanga entschieden, weil sie in den vergangenen Jahren so viel Kraft für die Fazenda geopfert hatte. Mit der Zeit ist dann aber vieles leichter geworden, erinnerte sie sich. Jetzt gibt es eine gute, gepflasterte Straße mit Umspannstationen für die Pferde zwischen Recife und Petrolina, die unsere Besitzung streift, und seit zwei Jahren wird an einer Schienenbahn gebaut, die die Zeit der Reise und die Verbindungen dann um ein Vielfaches verkürzt. Und mit leichtem Grauen dachte sie an die früheren langen Planwagenfahrten von Pitanga zum Hafen in Recife, die so manches Menschenleben und viele wertvolle Frachten ihrer Kakaoernten gekostet hatten.

Laura hatte sich gerade vom Fenster abgewendet, um der Köchin zu sagen, dass sie das Abendessen servieren könne, als ein heftiger Schlag den Boden erbeben und das elektrische Licht erlöschen ließ. Für einen Augenblick taumelte Laura, drehte sich dann aber zum Fenster zurück und sah, dass eine Stichflamme aus dem Dach des kleinen Transformatorenhauses in den schwarzblauen Himmel schoss. Oh Gott, es hat unsere Elektrizität getroffen, dachte sie erschrocken und sah im Schein weiterer Blitze, dass einige Arbeiter mit Wassereimern und dem Spritzenwagen mit den Schläuchen zum Brandherd eilten. Aber bevor die Männer das kleine Haus erreichten, schob sich die silbergraue Regenwand über den letzten Hügel und erstickte in Sekunden das Feuer. Gott sei Dank, Laura war erleichtert, der Regen kommt im richtigen Augenblick. Und dann sah sie nichts mehr, denn Pitanga versank im tropischen Wolkenbruch.

Als das Gewitter abzog und der Regen nachließ, zog Laura Gummistiefel und Regenmantel an und ging hinaus, um mit Georgo den Schaden zu besichtigen. »Auf Strom müssen wir erst einmal verzichten«, erklärte ihr der Vorarbeiter. »Und reparieren können wir das auch nicht selbst, da muss ein Fachmann ran.«

»Ja, ich weiß. Können wir telefonieren?«

»Nein, ohne Strom geht das nicht.«

»Dann schicken Sie einen Reiter nach Petrolina.«

»Wie in alten Zeiten?«

»Ja, wie in alten Zeiten. Mein Mann wird sich Sorgen machen, wenn er uns nicht erreicht.«

»Er weiß, wie empfindlich alle diese neuen Einrichtungen sind. Ein Windstoß trifft einen Baum, und ein Ast fällt auf den Draht, und schon sind wir abgeschnitten. Der Patrão weiß das.«

»Trotzdem, der Bote soll von Petrolina aus ein Telegramm nach Laurista schicken.«

»Gut, ich suche einen Reiter, schreiben Sie die Nachricht auf.«

Laura ging zurück ins Haus und schrieb: »Lieber Mikael, kein Strom, kein Telefon wegen Blitzeinschlag. Reparateur unterwegs. Sonst alles in Ordnung. Laura.«

Sie schob den Bogen in einen Umschlag und brachte ihn nach draußen, wo ein Angestellter bereits im Sattel saß und auf die Nachricht wartete. Laura reichte ihm den Umschlag und erklärte: »Erst Post, dann Elektrikreparateur.«

Der Mann nickte. »Verstehe, Patroa.« Dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt im Galopp davon. Er war froh, dass er bei den Aufräumarbeiten, die so ein Unwetter immer hinterließ, nicht helfen musste.

Laura ging zurück ins Haus. Carlo hatte überall Petroleumlampen angezündet, die nun ein warmes Licht verbreiteten. Wie gut, dass ich Gina und Carlo habe, dachte sie dankbar und ging in ihr Zimmer, um sich die feuchten Sachen auszuziehen. Wie gut, dass Mikael mir die beiden Italiener geschickt hat, als sie mit einem Auswandererschiff in Recife angekommen waren und nicht wussten, wohin sie gehen sollten. Gina ist eine gute Köchin, und Carlo als Gärtner und Handwerker im Haus ist unbezahlbar.

Laura zog sich rasch um und hängte die feuchten Sachen über Stuhllehnen zum Trocknen. Sie war keine verwöhnte Patroa, die sich von Zofen und Zimmermädchen bedienen ließ, so wie es in anderen Herrenhäusern üblich war. Sie war in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und wusste, wie beschämend es war, Leute bedienen zu müssen. Natürlich kam sie ohne fremde Hilfe nicht aus, immerhin hatte sie eine der größten Plantagen von Pernambuco zu leiten, da brauchte man Mitarbeiter und Hilfen, aber für sie persönlich hatte sie die Köchin mit ihrem Mann, und für saubere Räume und frische Wäsche sorgten zwei Frauen aus dem Arbeiterdorf. Und das genügt, dachte Laura, während sie sich frische Kleidung anzog. Dann ging sie in die Küche, wo sie eine weinende Gina vor einem Soufflé vorfand.

»Aber Gina, was ist denn los?«

»Ach, Signora, mein schönes Abendessen. Alles zusammengefallen, und dabei war es so schön aufgegangen und sah wirklich perfekt aus. Musste der Blitz gerade in dem Moment einschlagen, als es fast fertig war?«

»Ach, Gina, ein Soufflé! Ich weiß, dass du dir sehr viel Mühe damit gegeben hast, ich werde es trotzdem essen. In meinem Magen wäre es sowieso zusammengefallen.«

Gina sah Laura hilfesuchend an. »Es ist ja nicht nur dieses Abendessen. Was passiert mit den Sachen, die wir im Kühlraum aufbewahren?«

Laura überlegte. »Ein paar Stunden hält sich die Kühlung. Wir müssen die Tür fest verschlossen halten, dann reicht die Kälte vielleicht bis morgen. Frühestens übermorgen kann ein Mann die Aggregate im Transformatorenhaus reparieren. Ich schlage vor, wir geben die Lebensmittel spätestens morgen Vormittag an die Kantine im Wirtschaftshof ab, damit nichts umkommt. Für heute ist es zu spät. Die Leute haben bereits gegessen.«

Gina nickte, noch immer mit Tränen in den Augen. »Die schönen Sachen, die ich dort vorbereitet habe und aufbewahren wollte, bis der Herr Eduardo mit seiner jungen Frau hier eintrifft.«

»Ach«, lächelte Laura, »du hast schon an die neue Herrin gedacht?«

»Na ja, sie kommt doch aus der Schweiz, da ist sie eine feine Küche gewöhnt, und ich habe mir extra ein Kochbuch mit Schweizer Rezepten aus Petrolina mitgebracht, als ich das letzte Mal dort war.«

Laura umarmte die kleine Italienerin. »Das ist sehr nett von dir, die junge Dame soll sich hier wohlfühlen, das ist das Allerwichtigste, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen, auch die Liebe zu einer neuen Heimat.«

»Und was mache ich nun?«

Laura zuckte mit den Schultern. »Als ich hier ankam, damals vor mehr als dreißig Jahren, haben wir tiefe Gruben ausgehoben und versucht, darin leicht verderbliches Fleisch frisch zu halten. Die Köchin hat es dann mit viel Pfeffer zubereitet, damit man nicht schmeckte, dass es nicht mehr frisch war. Ich habe es nur mit Widerwillen gegessen, aber geschadet hat es keinem von uns.«

»Igitt, nein, das werde ich ganz bestimmt nicht so machen. Ich werde vom Wirtschaftshof frisches Geflügel holen, und Gemüse und Obst haben wir zum Glück reichlich.«

»Na, siehst du, und schon ist für eine reichhaltige Tafel gesorgt. Milch, Käse und Quark bekommst du in der Käserei, und Eier legen dir die Hühner frisch in die Nester. Ich sehe keine Probleme für die Küche, meine liebe Gina. Nun putz die Tränen ab und serviere mir dein Soufflé, egal, wie es aussieht.«

Als Laura an diesem vorletzten Abend auf Pitanga im Bett lag, konnte sie lange nicht einschlafen. Ihre Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit und dann in die Zukunft. Sie dachte an die Zeit in Hamburg mit dem strengen Vater und der hilflosen Mutter, eine Zeit, der sie durch ihre Arbeit als Hauslehrerin in Brasilien schließlich entkommen war. Sie dachte an die französische Familie, der die Kakaoplantage gehört hatte, und an den Tod des Hausherrn, der ihr schließlich Pitanga vererbt hatte. Sie dachte an ihre erste Begegnung mit Mikael, dem schwedischen Schiffsjungen, der nun einer der größten Unternehmer von Pernambuco war und den sie geheiratet hatte. Und sie dachte an ihre wundervolle Liebe zu Mikael, mit dem sie drei Söhne hatte.

Mein Gott, überlegte Laura bestürzt, wo sind die dreißig Jahre geblieben? Jetzt bin ich eine alte Frau und verlasse die Fazenda, um Platz für Eduardo und seine junge Frau zu machen. Er hat sie aus der Schweiz mitgebracht, wo er sie während einer Geschäftsreise zu Schokoladenfabriken kennengelernt und kurzerhand geheiratet hat. Meine Güte, diese jungen Leute von heute!

Früher besprach man solche Lebenseinschnitte mit den Eltern, überlegte und plante die Zukunft auch mit dem Gedanken an die Vorteile und Nachteile einer solchen Heirat und richtete sich nach den Ratschlägen erfahrener Erwachsener. Aber heute sind nur die eigenen wichtig, vernünftige Gründe gibt es nicht.

Laura seufzte und drehte sich auf die andere Seite. Na ja, diesen Drang, seinen Emotionen zu folgen, hat Eduardo wohl von mir geerbt. Ich habe schließlich auch nach meinen Gefühlen gehandelt und meinen Mikael geheiratet, ohne einen einzigen Menschen um seinen Rat zu fragen.

Laura lächelte in Gedanken an die zornigen Briefe des strengen Vaters in Hamburg, der sie als Verkäuferin in seiner kleinen Buchhandlung sehen wollte, und an die heimlichen Nachrichten der Mutter, die sie beglückwünschte. Aber ich habe mich durchgesetzt, und alles ist gut gegangen, dachte sie zufrieden, auch wenn Vater mir nie verziehen hat.

Morgen werde ich also Lilly kennenlernen. Hoffentlich gefällt es ihr hier. Als ich nach Pitanga kam, erinnerte sie sich, brauchte man vierzehn Tage für den Weg mit der Planwagenkarawane von Recife bis zur Fazenda. Und mit Überfällen musste man auch ständig rechnen. Heute gibt es die gut gepflasterte Landstraße mit den Poststationen und man kann die Strecke in zwei Tagen zurücklegen. Und wir haben Petrolina beinahe in nächster Nachbarschaft. Ach, dachte sie, es wird ihr schon gefallen, und wenn sie Eduardo liebt, wird ihr alles andere sowieso egal sein.

Laura freute sich auf ihren Sohn. Er ist mir ähnlich. Er ist hart mit sich und doch großzügig zu anderen. Er liebt Pitanga mit allem, was dazugehört, und er wird es hegen und pflegen und eine neue Familie hier gründen.

Laura schlug das Betttuch beiseite. Das Gewitter hat überhaupt keine Abkühlung gebracht, überlegte sie, dieser Dezember ist so heiß wie schon lange nicht mehr. Dann dachte sie an Francesco, ihren jüngsten Sohn, der mit seinen fünfundzwanzig Jahren ein echter Träumer war. Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie er es stets geschafft hatte, der harten Arbeit auf der Fazenda zu entgehen, um stattdessen zu einem richtigen Büchernarren zu werden. Da steckt das Erbgut meines Vaters drinnen, aber zum Glück ist er nicht so ein Starrkopf, wie mein Vater es war, dachte sie und freute sich gleichzeitig, dass er bereit war, die alte Buchhandlung der verstorbenen Eltern in Hamburg neu zu eröffnen.

Im Zimmer wurde es langsam hell. Vom Wirtschaftshof kamen die ersten Geräusche des erwachenden Betriebes herüber: Hunde bellten, ein Hahn krähte, ein paar Männer riefen sich Worte zu, und vor dem Fenster begrüßten die ersten Vögel den neuen Tag. Genauso war es, erinnerte sich Laura, als Frederico geboren wurde. Ein neuer Tag begann, und nach einer Nacht voller Schweiß und Schmerzen legte mir die alte Carola meinen ersten Sohn in die Arme. Und sie gab ihm auch den Namen, sie sagte einfach: »Du musst ihn Frederico nennen, er wird dein Beschützer sein.«

Und er wurde mein Beschützer, lächelte Laura. In all den Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, in denen ich so viel allein war, weil Mikael seinen Geschäften in Recife und Laurista nachgehen musste, war er bei mir. Als kleiner Junge verscheuchte er Schlangen und Spinnen mit Stöcken, wenn sie mir zu nahe kamen. Später begleitete er mich zu Pferde auf den weiten Ritten durch die Pflanzungen, dressierte meine Hunde, damit sie mich schützten, und redete mit den Arbeitern, wenn sie nicht das taten, was von ihnen erwartet wurde. Und dann, eines Tages, Laura seufzte bei der Erinnerung, entdeckte er seine Vorliebe für die Geschäfte und Unternehmen seines Vaters. Da verließ er Pitanga und zog zu Mikael nach Laurista.

Wie schmerzlich das für sie war, empfand sie noch heute. Morgen, nein, heute schon kommt er und holt mich ab, dachte sie und stand auf. Höchste Zeit, dass ich mich fertig mache, heute, das wird einer der wichtigsten Tage in meinem Leben.

Laura zog sich an. Die Koffer und Kisten waren gepackt. Abschied von der Pflanzung hatte sie gestern genommen, allein mit ihrem Schimmel Wistler war sie durch die Täler und über die Hügel geritten und hatte sich still und heimlich von den Arbeitern und ihren Frauen, von den Tieren auf den Weiden und in den Ställen, von den Blumen im Park und von dem allem, was sich im Haus befand, verabschiedet. Wie immer in den Jahren zuvor würde sie morgen die Kolonne der Planwagen begleiten, die die Ernte des letzten halben Jahres nach Recife und damit zum Schiff nach Europa brachte. Nur dass sie diesmal nicht mit den Wagen zurückkommen würde.

Nein, einen großen Abschied wollte Laura nicht. Nur Georgo, Carlo und Gina wussten Bescheid. Der Abschied von Gina fiel ihr besonders schwer. Die kleine Italienerin war ihre Freundin geworden, die einzige Vertraute, die sie in den letzten zehn Jahren hier auf Pitanga gehabt hatte. Aber sie hatte Eduardo versprechen müssen, Gina und Carlo auf der Plantage zu lassen, damit seine Frau wenigstens in diesen beiden Angestellten europäische Ansprechpartner hatte.

Laura ging hinaus auf die Veranda. Nur ein paar herabgebrochene Äste, die gerade beseitigt wurden, und ein paar Pfützen erinnerten an das Unwetter vom Tage vorher. Es grenzt immer wieder an ein Wunder, dass diese fürchterlichen Regengüsse keine größeren Schäden anrichten, dachte sie, nicht einmal die Orchideen, die an den Stämmen der Palmen wachsen, lassen ihre Köpfchen hängen. Sie ging weiter in die Küche, wo ihr Gina am Herd ein Frühstück zubereitete und ein Mittagessen für Lilly, Eduardo und Frederico vorbereitete. Gina sah aus dem Fenster, als Laura die Küche betrat. »Die ersten Planwagen fahren jetzt ab, Signora, wann fahren Sie hinterher?«

»Gleich morgen früh, Gina, dann haben wir sie vor der großen Umspannstation in Salgueiro eingeholt.«

»Dem Herrn Frederico wird ein Ruhetag hier sicherlich auch gefallen.«

Laura lachte. »Gina, mein großer Sohn ist es, der es immer eilig hat. Er will mit dem Schiff, das unsere Kakaoernte nach Europa bringt, mitreisen, um ein paar neue Dampfmaschinen, zwei modernere Stromaggregate und eines von diesen neumodischen Automobilen nach Recife zu holen.«

»Will er etwa mit einem solchen Vehikel herumfahren? Das sieht ja aus wie eine Kutsche ohne Deichsel, und es soll schrecklich stinken, habe ich in einer Zeitung gelesen.«

Laura lachte. »So sind die Männer nun einmal. Sie müssen alles Neue ausprobieren. Ob es ihnen dann weiterhilft, wird die Zeit zeigen.«

»Ja, ja, wie bei unserem Strom. Erst sieht ja alles sehr ordentlich und praktisch aus, aber wehe, wenn dann die Natur zuschlägt. Ein Blitz, und wir stehen im Dunkeln da, und die Kühlung ist hin, und ich muss auf dem alten Holzofen kochen.« Jetzt lachten beide. Sie hatten zusammen schon Schlimmeres erlebt.

»Was ist so ein Blitz im Transformatorenhaus schon gegen eine Überschwemmung vom Rio Sao Francisco, der uns zwei Ernten total verdorben hat und die Weiden in Flussnähe für drei Jahre unbrauchbar gemacht hatte«, erinnerte Laura und war froh, durch moderne Dämme, Siele und Abflusskanäle ihr Land vor neuen Überschwemmungen gerettet zu haben.

Gina goss Wasser auf den gemahlenen Kaffee und schob das Rührei auf einen Teller. »Wo soll ich das Frühstück servieren, Signora?« Gina konnte sich nicht mit der brasilianischen Anrede Patroa für die Herrin der Fazenda anfreunden, sie blieb beim italienischen Signora, und Laura hatte sich daran gewöhnt.

»Auf der Veranda, bitte, ich möchte die Abfahrt der Planwagen erleben, die mit unseren kostbaren Kakaobohnen beladen sind, die mit Gold nicht aufzuwiegen sind. Weißt du eigentlich, dass die Eingeborenen früher mit Kakaobohnen bezahlt haben, weil die wertvoller waren als ihr Gold?«

»Nein, das wusste ich nicht. Aber jetzt bringen sie einen guten Batzen Geld und hoffentlich all die Sachen mit zurück, die ich in Recife bestellt habe«, ergänzte Gina. Der Abschied von ihrer geliebten Signora fiel ihr sehr schwer, aber sie durfte das nicht zeigen, das hatte sie Laura versprechen müssen, als die ihr von ihrer Abreise erzählte. Und was man verspricht, muss man halten, dachte Gina und verließ die Veranda, bevor ihr die Tränen kamen. Sie ging den kleinen Abhang hinunter zum Wirtschaftshof, um sich in der Kantine ein paar Frauen zu holen, die mit ihr den Kühlraum ausräumen und die aufgetauten Lebensmittel in die Großküche zur Verarbeitung bringen sollten. Die neue Herrin wird enttäuscht sein, wenn kein Kühlraum vorhanden ist, aber mit solchen Pannen muss man am Rande der Wildnis immer rechnen. Signor Eduardo wird seiner Gattin schon erklärt haben, wie das Leben hier so ist.

Die kleine Kolonne aus Recife traf pünktlich in Pitanga ein. Die letzten Planwagen mit den Kakaosäcken hatten gerade die Fazenda verlassen, als die Fuhrwerke mit der neuen Herrschaft in der Auffahrt vor dem Herrenhaus hielten.

Laura lächelte, als sie Frederico auf seinem Pferd kommen sah. Der kann einfach nicht still in einer Kutsche sitzen, dachte sie, er muss immer in Bewegung sein, die Zügel in der Hand halten und den Überblick haben, den man in einer Kutsche natürlich nicht hat. Eduardo und seine Frau hingegen saßen im offenen Landauer, ihm folgte eine Break-Wagonette mit drei Damen, eine zweite mit einem Berg von Gepäckstücken und eine dritte mit kleineren Möbeln. Du meine Güte, dachte Laura, was für ein Aufwand. Trotzdem lief sie lächelnd die Verandastufen hinab, um ihre Gäste zu begrüßen. Frederico war der Erste, der sie in die Arme nahm. »Hallo, Mama, wie schön, dich zu sehen, und wie wunderbar, dich endlich mit zurück nach Laurista zu nehmen.«

Dann kam Eduardo, er war nicht ganz so stürmisch, umarmte sie aber auch. »Darf ich dir Lilly vorstellen?« Er half seiner Frau aus dem Landauer, und Laura dachte bestürzt: Du meine Güte, die passt doch gar nicht hierher. Sie beobachtete die blasse junge Frau, die in einem eng taillierten hellgrünen Seidenkleid aus der Kutsche stieg und einen kleinen Schirm über dem Kopf hielt, um sich gegen die Sonne zu schützen. Sie trug schwarz geschnürte feine Stiefeletten und weiße Handschuhe.

Laura nahm sich zusammen und sagte freundlich: »Herzlich willkommen, liebe Lilly. Ich freue mich, endlich die Frau meines Sohnes kennenzulernen. Kommen Sie herein, drinnen ist es kühler, und Sie können sich gleich etwas frisch machen.«

»Danke«, sagte die zierliche Frau leise, »ich wusste gar nicht, wie heiß es hier ist. In Recife hatten wir immer einen erfrischenden Meereswind, aber hier steht die Luft ja still.«

Laura nickte verständnisvoll. Für eine Schweizerin, die aus der Großstadt kam, musste der Wechsel erheblich sein. Hoffentlich hat Eduardo sie darauf vorbereitet. Der Bauer und seine Prinzessin, dachte Laura. Mein Gott, Eduardo, du hast die falsche Frau genommen. Dann beobachtete sie, wie die drei anderen Damen von dem zweiten Wagen kletterten. »Ihr habt noch Gäste mitgebracht?«, fragte sie und dachte mit Schrecken daran, dass Gina zu wenig Gedecke aufgelegt hatte.

»Nein, nein«, wehrte Lilly ab. »Das Mädchen im schwarzen Kleid ist meine Zofe, die im grauen Kleid ist meine Köchin und das Mädchen mit dem Zopfkranz ist meine Sprachlehrerin. Ich muss doch lernen, Portugiesisch zu sprechen.«

Laura starrte verblüfft auf die drei jungen Damen, die damit beschäftigt waren, das Gepäck zu sortieren und ins Haus bringen zu lassen. »Sie haben Ihre eigene Köchin mitgebracht?«

»Ja, natürlich, auf meine Schweizer Gerichte will ich auf keinen Fall verzichten. Eduardo liebt auch die Schweizer Küche, wir wollen es uns doch hier gut gehen lassen.«

Du meine Güte, dachte Laura, Zofe, Köchin, Lehrerin, wann hat sie denn dann Zeit zum Arbeiten? Braucht sie eine Zofe, um die Gummistiefel anzuziehen, wenn der nächste Regen kommt? Die Einstellung einer Köchin kann ich ihr ja noch verzeihen, ich habe mir ja auch Gina kommen lassen – ach Gina, überlegte sie erschrocken, was wird denn dann aus Gina? Und dann lächelte Laura erleichtert, dann nehme ich Gina und Carlo mit nach Laurista, genau, das würde mir gefallen. Und zur Verblüffung aller lief Laura so schnell sie konnte in die Küche. »Hallo, Gina, ich habe eine wunderbare Nachricht für dich und Carlo.«

»Ach, was ist denn los, Signora, Sie sind ja ganz außer Puste?«

»Gina, die neue Herrin braucht euch hier nicht. Sie hat eine eigene Köchin mitgebracht. Ich nehme euch mit nach Laurista. Such deinen Mann und dann packt ganz schnell eure Sachen. Morgen früh reisen wir zusammen ab.«

»Himmel, das kommt aber plötzlich. Und mein Essen hier, es ist alles fertig. Wann kann ich servieren?«

»Ich läute jetzt den Gong, dann kannst du auftragen. Die Männer haben Hunger, aber wann die junge Dame sich erfrischt hat und zum Essen kommt, weiß ich nicht.« Und Laura lief nach draußen, läutete mit Schwung den dicken Bronzegong und rief ihre Gäste zum Essen. Ein letztes Mal, dachte sie halb wehmütig und halb glücklich und schlug noch einmal mit dem Klöppel fest auf das glänzende Metall.

Die letzte Nacht auf Pitanga verlief nicht so ruhig, wie Laura sich das gewünscht hätte. Sie hatte den Nachmittag und Abend damit verbracht, ihrer Schwiegertochter das Haus zu zeigen, die Angestellten vorzustellen, und war ein paar Schritte durch den Garten mit ihr gegangen, um ihr die Blütenpracht der Rosen und Orchideen, der Hortensien und des Oleanders zu zeigen, aber als sie dann mit ihr zum Wirtschaftshof gehen wollte, protestierte die Schweizerin. »Aber bitte, Madame, ich bin jetzt müde, meine Füße schmerzen, und ich ertrage die Hitze nicht.«

Laura schaute bestürzt auf die junge Frau und ihre Füße. »Sie müssen ein paar feste Schuhe anziehen, in den Stiefeletten können Sie kaum hier über die Sandwege laufen.«

»Aber Madame, ich habe nicht vor, über Sandwege zu laufen. Eduardo hat mir gesagt, dass es hier genügend Kutschen gibt, um Ausflüge zu machen, und nachmittags halte ich meine Siesta, ich bin daran gewöhnt.«

Verblüfft starrte Laura auf ihre Begleiterin. »Und wann gedenken Sie, mit Eduardo durch die Pflanzungen zu reiten, er wird den größten Teil des Tages damit verbringen, in der Fazenda nach dem Rechten zu sehen und die Arbeiter zu kontrollieren.«

»Bitte Madame, ich hasse Pferde, ich werde nie auf ein Pferd steigen, um mit irgendjemandem irgendwohin zu reiten. Das überlasse ich den Angestellten, wozu sind die schließlich da?«

Sprachlos starrte Laura die Schwiegertochter an, eine Antwort fiel ihr einfach nicht ein. So gingen sie wortlos zurück ins Haus, wo Lilly dann bis zum Abendessen ihre Siesta hielt.

Nach dem Abendessen und einem Glas Wein auf der Veranda gingen alle früh zu Bett. Die einen, weil sie sich von der Reise erholen mussten, die anderen, weil sie für die Reise Kraft sammelten.

Aber Laura fand zunächst keinen Schlaf. Immer wieder dachte sie an die Frau ihres Sohnes, die so gar kein Interesse an der Plantage und an den ergiebigen Kakaopflanzen zeigte. Dann war sie aber doch eingeschlafen, denn plötzlich wurde sie von zwei sehr zornigen Männerstimmen geweckt, die sich auf der Veranda vor ihrem Zimmer stritten. Ach Gott, dachte sie, das sind Frederico und Eduardo, schon früher mussten die beiden ihre Meinungsverschiedenheiten lautstark lösen. Dann hörte sie aber doch zu, als der Name Lilly fiel.

»Du bist wirklich der größte Dummkopf, den man sich vorstellen kann. Wie kann man nur auf die Idee kommen, so ein Geschöpf könnte im Regenwald leben«, schimpfte Frederico aufgebracht.

»Halt den Mund, das geht dich überhaupt nichts an.«

»Soweit dein Leben aber Pitanga betrifft, geht es mich sehr wohl was an. Oder dachtest du, ich werde zulassen, wie eine Diva deine Arbeit und Mutters Erfolge stört?«

»Lilly stört meine Arbeit nicht. Sie ist meine Muse, meine Erholung, meine wohlverdiente Entspannung. Wenn ich abends müde heimkomme, soll sie mich in die Arme nehmen und nicht in Gummistiefeln auf mich warten.«

»Quatsch, sie soll dich begleiten, sie soll sehen, wie mühsam es ist, das Geld zu verdienen, das sie dann für ihre Garderobe, ihre Schuhe und ihre Gesichtscremes ausgibt.«

»Kein Mensch wird von Lilly verlangen, dass sie einen Männerdress beim Reiten und Regenmäntel trägt, wie Mutter das getan hat.«

»Lass Mutter aus dem Spiel. Ohne sie und ihren Fleiß und ihre Gummistiefel gäbe es Pitanga schon lange nicht mehr, und du könntest dir an der Seite von Vater die Zähne an seinen Geschäften ausbeißen. Verdammt, du Trottel, konntest du dir nicht eine Frau aussuchen, die anpacken und arbeiten kann, die mit dir durch dick und dünn geht?«

»So eine will ich ja gar nicht. Ich will eine, die im Bett auf mich wartet, aber für die ich dann nach einem Freudenstündchen nicht bezahlen muss, so wie du es tust.«

»Halt die Klappe.«

»Hach, denkst du, ich weiß nicht, wo du dir deine Freudenstündchen herholst? Ganz Recife spricht darüber, wenn du deinen Schimmel für alle sichtbar am Zaun vor einem gewissen Haus anbindest?«

»Na und? Ich bin ein freier Mann, ich kann tun und lassen, was ich will. Aber wenn ich mich einmal ernsthaft binden will, dann wird es eine Frau sein, die zu mir passt, die mit anpacken kann und auf die ich stolz sein werde.«

»Quatsch, wenn du so weitermachst, ist dein Ruf dahin und kein anständiges Mädchen in ganz Brasilien wird mit einem Hallodri, wie du es bist, dann vor den Traualtar treten.«

»Abwarten, du Idiot!« Die Stimmen wurden leiser und verstummten schließlich, und Laura lag in ihrem Bett und weinte.

2

Mikael war außer sich vor Zorn. »Verflucht noch mal, habe ich euch nicht gesagt, der Wagen wird mit strohgefüllten Jutesäcken ausgepolstert? Warum werden meine Befehle nicht befolgt?«

Wütend sah er die beiden Kutscher an, die, ihre Hüte in den Händen drehend, auf den Boden starrten. »Aber Patrão, der Schimmel kam verletzt vom Schiff, und der Rappe lahmte, als er die Gangway heruntergeführt wurde, weil er eine offene Wunde am Vorderbeingelenk hatte.«

»Blödsinn, das Blut ist frisch. Könnt ihr nicht alte verkrustete Wunden von frischen unterscheiden?«

»Doch, Patrão, sie sind nur wieder aufgegangen auf der Fahrt von Recife bis Laurista.«

»Sie wären nicht aufgegangen, wenn ihr meinen Befehl befolgt hättet. Wo sind die Jutesäcke, wo ist das Stroh, das die Pferde schützen sollte? Ich gebe doch nicht Tausende von Dollar aus, um schwer verletzte Pferde zu bekommen. Pferde, die durch die Nichtachtung von Befehlen verletzt wurden.«

Mikael ging zu den Pflegern hinüber, die die beiden wertvollen Araberhengste vom Wagen geholt hatten und nun auf und ab führten.

»Habt ihr den Tierarzt gerufen?«

»Er ist unterwegs, Patrão.«

»Gut, führt die Pferde in den Schatten, sorgt dafür, dass sie getränkt werden, und wartet da.« Und zu den Kutschern sagte er: »Ihr polstert jetzt die Boxen aus. Die Böden werden dick mit Sägemehl bestreut. Und kommt nicht auf die Idee, die Arbeit an andere weiterzugeben. Ich weiß, dass ihr als Kutscher keine Stallarbeiten macht, dies ist aber als Strafe zu betrachten, und ich will keine Widerrede hören.« Noch immer wütend knallte Mikael mit der Reitgerte gegen seine Stiefel und ging dem Tierarzt entgegen, der gerade um die Ecke kam.

»He Doktor, gut, dass Sie gleich kommen konnten. Sehen Sie sich das an. Da kauft man die besten Pferde, die der Scheich von Oman im Augenblick zu bieten hat, und bekommt zwei verletzte Hengste vorgeführt.«

Doktor Gonzales, von Mikael Lundborg eigens für seinen Rennstall angestellt, besah sich die Wunden, und die Pfleger hatten alle Hände voll zu tun, die nervösen, von Schmerzen und Angst gestressten Pferde festzuhalten.

»Die Wunde am Hüftknochen ist nur oberflächlich, die verheilt in ein, zwei Tagen, allerdings wird das Fell immer eine dunklere Farbe haben als der übrige Schimmel.« Dann besah er sich das Vorderbein des Rappen, der immer wieder versuchte, nach vorn auszuschlagen. »Die Wunde gefällt mir nicht. Da hat der Hengst gegen einen spitzen Gegenstand geschlagen, einen Holzpflock oder einen Nagel, es kann gut sein, dass noch ein Splitter in dem Gelenk steckt.«

»Und was machen wir da?«

»Ich schlage vor, die Pfleger bringen die Pferde in ihre Boxen, damit sie sich erst einmal beruhigen. Lassen Sie sie füttern und tränken und morgen schau ich mir den Rappen genauer an.«

»Und der Schimmel? Die Wunde ist immerhin so groß wie meine Hand.«

»Ich reinige sie und streue Wundpuder drauf, den mögen die Fliegen nicht, und morgen ist die Wunde verschorft und heilt von inner her.«

»Kann ich mich darauf verlassen? Die Pferde haben ein Vermögen gekostet, ich möchte sie behalten.«

»Selbstverständlich, Mister Lundborg.«

Michael sah zur großen Turmuhr auf dem Torhaus. »Himmel, ich muss nach Casa Grande zurück, meine Frau kommt in einer Stunde, sie erwartet, dass ich sie empfange. Sie kommen alleine zurecht?«

»Wenn ich Hilfe brauche, hole ich mir den Stallmeister. Keine Sorge, und grüßen Sie Ihre Gattin von mir.«

»Danke, mach ich.« Mikael eilte zum südlichen Stallgebäude, wo die normalen Reit- und Kutschpferde standen, rief einem Bereiter zu, ihn zu begleiten, bestieg seinen Hengst und galoppierte vom Gelände.

Obwohl die Gegend um Laurista als sicher und kontrolliert galt, gab es immer wieder Banditen, die sich durch Überfälle und Kleinkriege bereicherten und Unsicherheit bedeuteten. So hatte Mikael schon vor Jahren den Befehl an die Familie und an die Angestellten ausgegeben, niemals allein ins Gelände zu reiten.

Mikael Lundborg war ein kluger, erfolgreicher, aber auch beneideter Unternehmer. Seine Freunde gingen für ihn durchs Feuer, und seine Feinde machten meist einen großen Bogen um ihn, denn er konnte sehr jähzornig, ja sogar handgreiflich werden, wenn ihm etwas nicht gefiel. Als Diplomat machte er mit seinem aufbrausenden Temperament keine gute Figur. Vom schwedischen Staat mit kleineren diplomatischen Aufgaben betraut, kam er den Wünschen seiner heimatlichen Regierung nur selten nach, und als der Senat in Stockholm von seinen Handgreiflichkeiten erfuhr, entzog man ihm kurzerhand die Ernennung zu einem schwedischen Vertreter in Brasilien. Ein Entzug, dem Mikael nicht nachtrauerte, denn allzu oft hatten ihn die Aufgaben als schwedischer Mittelsmann und die Interessen seiner neuen Heimat in schwierige Konflikte gestürzt. So streifte er die Aberkennung mit einem erleichterten Lächeln ab und widmete sich nun mit ganzem Einsatz seinen eigenen Geschäften.

Seine Stadt Laurista entwickelte sich zu einem modernen, ständig wachsenden Ort an der Küste nördlich von Recife. So wie seine Unternehmungen und Ländereien wuchsen, so wuchs Laurista mit neuen Geschäften, Schulen, Kirchen, Wohnungen und einem Krankenhaus zu einer vorbildlichen Stadt, in der aber nur seine Arbeiter und Angestellten lebten. Mikael selbst hatte sich ein großes Territorium für sein privates Domizil reserviert. Er hatte ein zweistöckiges Herrenhaus mit zahlreichen Nebengebäuden in der Nähe der Küste bauen lassen und ging in seiner Freizeit seit zehn Jahren seinem großen Hobby nach: einem längst über die Grenzen Brasiliens hinaus bekannten Rennstall. Seine Pferde kaufte er in Arabien, in Irland und in England, und ihre Siege bei großen Rennen waren weithin bekannt. Frederico, der die Leidenschaft des Vaters teilte, ließ eine große Pferdefarm anlegen, in der die zweihundert Tiere modernste Ställe, beste Weiden und pro Pferd einen eigenen Pfleger und einen eigenen Trainer hatten.

Der Wohlstand der Lundborgs war unübersehbar, und der Fleiß, der zu diesem Wohlstand führte, allgemein anerkannt.

In diesen Besitz zog Laura Lundborg nun ein. Sie kehrte nicht dorthin zurück, denn sie hatte noch niemals in der Casa Grande, wie das Herrenhaus genannt wurde, gelebt, abgesehen von einigen Wochen in jedem Jahr, in denen sie die Erntewagen auf ihrer Fahrt nach Recife begleitete und ihren Mann und später auch den Sohn für ganz kurze Zeit besuchte.

Mikael freute sich auf die Ankunft seiner Frau. Er hatte ihr eine ganze Zimmerflucht im Herrenhaus neu einrichten lassen und hatte keine Ausgaben gescheut, Laura mit jedem erdenklichen Luxus zu verwöhnen. Frederico hatte oft den Kopf geschüttelt und den Vater an die bescheidenen Gewohnheiten seiner Mutter erinnert, aber Mikael war der Meinung, nach den Jahrzehnten am Rande des Regenwaldes sei es seine Pflicht, seine Frau zu verwöhnen.

»Mann, Vater«, protestierte Frederico, als er den gefüllten Kleiderschrank seiner Mutter entdeckte. »Wann soll sie das denn alles tragen? Mutter ist ihren Reitdress am Tage und ein bescheidenes Sommerkleid am Abend gewohnt und nicht diese Auswahl an Roben. Die passen doch gar nicht zu ihr.«

»Ach was, Junge, ich weiß besser, was zu deiner Mutter passt und was nicht. Sie ist eine schöne Frau geblieben, es wird höchste Zeit, dass dies zur Geltung kommt. Sie ist eine Grande Dame, und ich will sie ausführen und stolz auf sie sein, also komm mir da nicht mit Bescheidenheit, das ist jetzt vorbei, wo sie hier bei mir lebt.«

Frederico wusste, dass er den Vater nicht überzeugen konnte, und schwieg. Sie waren beide selbstbewusste und dominante Menschen und sie gerieten oft aneinander. Aber während Mikael leicht zornig und aggressiv wurde, blieb Frederico ruhig und überlegen, was den Vater dann umso mehr reizte.

Und Frederico wusste außerdem, dass seine Mutter genug Selbstvertrauen und eigenen Willen hatte, um sich dem Vater gegenüber zu behaupten. Sie hatte gegen dessen Willen darauf bestanden, nach der Hochzeit auf Pitanga zu bleiben, ihre Söhne dort zu gebären und großzuziehen. Sie hat ihrem Mann die Freiheit gegeben, seine Geschäfte so zu führen, wie und wo er es wollte, erinnerte sich Frederico, aber sie verlangte die gleiche Freiheit auch für sich und blieb auf ihrer Kakaoplantage. Und trotzdem haben die beiden bis jetzt eine befriedigende Ehe geführt, glaube ich jedenfalls. Ob sie immer glücklich war, weiß ich allerdings nicht, denn ich selbst bin, bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bot, aus Pitanga geflüchtet. Nicht, weil es mir dort nicht gefiel, sondern weil ich spürte, dass es dort keine Zukunft für mich geben würde. Ich bin wie der Vater, dachte er zufrieden, ich muss raus aus dem Nichts und rein in das Leben. Ich will um Siege kämpfen und ich will Erfolge sehen. Dann macht das Leben Spaß.

Es war kurz vor zwölf Uhr, als Mikael Casa Grande erreichte. Er übergab das verschwitzte Pferd dem Bereiter, der ihn auf einem zweiten Pferd begleitet hatte, und lief ins Haus. »Ich muss ein Bad nehmen und mich umziehen«, rief er dem Butler zu, »ist alles bereitgelegt?«

»Selbstverständlich, Herr, das Wasser ist eingelassen, die Kleidung liegt im Schlafzimmer.«

»Danke.« Mikael lief mit großen Sprüngen die Treppe hinauf in die erste Etage, wo er seine Zimmer hatte. Er war stolz darauf, noch so rüstig zu sein, dass ihm ein gestreckter Galopp über drei Kilometer und ein paar Treppenstufen nichts ausmachten. Im Umkleideraum angekommen, ließ er sich vom Hausdiener die Stiefel ausziehen, riss sich die feuchte Kleidung vom Leib und stieg im Badezimmer in die Wanne mit dem angenehm kühlen Wasser. Das Nächste, was ich einbauen lasse, sind Duschen, dachte er, ich wollte nur damit warten, bis Laura hier ist, vielleicht hat sie besondere Wünsche. Gott sei Dank gibt es solche Apparate jetzt auch in Recife zu kaufen. Dauert ja alles ein bisschen länger bei uns als in Europa, aber wir nehmen den Wettlauf auf und irgendwann sind wir moderner als der alte Kontinent. Er stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog die frische, festliche Kleidung an, die der Butler bereitgelegt hatte.

Mikael hatte angeordnet, dass seine Frau mit einem Fest zu begrüßen sei. Und so hatte man sich in der Casa Grande bemüht, diese Anordnung auf das Feinste zu befolgen, denn wenn sie auch nur selten anwesend und immer sehr bescheiden aufgetreten war, war Laura doch die Herrin von Casa Grande, und die Dienerschaft war entsprechend erzogen.

Mikael war im Gegensatz zu Laura nicht so bescheiden wie seine Frau. Er liebte den Wohlstand, denn er hatte lange darum kämpfen müssen, und kein Mensch hatte ihm irgendwann irgendetwas geschenkt. Jetzt, mit weit über sechzig Jahren, war er ein angesehener Mann in Pernambuco und genoss die Anerkennung, die man ihm entgegenbrachte.

Dabei vergaß er nie die soziale Einstellung, die ihm seine schwedischen Eltern mit auf den Lebensweg gegeben hatten. Er war hilfsbereit, wo es nötig war, und streng, wenn es sein musste. So kam es, dass es in der Casa Grande mehr Bedienstete gab, als nötig waren, denn Mikael half immer, wenn Auswanderer an seine Tür klopften und um Arbeit baten. Und wenn es gar keine andere Lösung gab, dann stellte er die Männer oder Frauen in seinem eigenen Haus ein.

Jetzt erwarteten die Zimmermädchen und Hausdiener, die Waschfrauen und Köchinnen, die Gärtner und Serviermädchen, die Hausdame, die Kutscher, die Zofen und die Sekretäre die Hausherrin und bildeten ein Spalier, das von der Auffahrt durch das mit einer Girlande geschmückte Eingangsportal bis in die Halle des Hauses reichte.

Laura hatte sich die Kutsche mit Gina und Carlo geteilt, weil sie einerseits nicht allein fahren wollte und weil sie Standesdünkel nicht kannte. Sie unterhielt sich gern mit den beiden, zumal sie genauso an der Schönheit und an den Überraschungen, die die Natur bot, interessiert waren wie sie selbst.

Gleichzeitig freute sie sich, Frederico neben sich zu haben. Der Sohn ritt an ihrer Seite und manchmal beugte er sich herunter, um für einen kurzen Augenblick ihre Hand zu halten. Sie beobachtete ihn sehr genau, er war ein starker, selbstbewusster Mann geworden, und sie fragte sich oft, wie es zwischen dem Vater und seinem Sohn hergehen mochte. Gibt es schon Rivalitäten, überlegte sie, und wie werden diese Kämpfe ausgehen? Wer wird siegen und wer wird nachgeben? Und gibt es schon ernst zu nehmende Frauen in seinem Leben? In dieser Angelegenheit hält er sich sehr bedeckt, und direkt fragen werde ich ihn auch nicht. Es gibt Grenzen, auch zwischen Müttern und Söhnen, dachte sie lächelnd und war sicher, dass sie, lebte sie erst einmal in der Casa Grande, so manchem kleinen Geheimnis auf die Spur kommen würde.

Frederico, der das kleine Lächeln beobachtet hatte, war froh, dass die Mutter nicht nur mit Wehmut an Pitanga zurückdachte, sondern sich anscheinend auf das neue Leben in Laurista freute. »In fünf Minuten erreichen wir den Park. Willst du dich noch ein bisschen frisch machen?«

»Ja«, erwiderte Laura, ergriff eine kleine Dose mit feuchten Tüchern, rieb sich das Gesicht und die Hände ab, setzte den Hut auf, den sie während der Reise abgenommen hatte, und zog sich die Handschuhe an, die ihr in der Hitze eigentlich zu lästig waren. Aber sie wusste, dass Mikael Wert auf diese kleinen Äußerlichkeiten legte, und wollte ihm mit einer korrekten Erscheinung eine Freude machen. Irgendwann wird er sich daran gewöhnen müssen, dass ich eine Bäuerin bin und keine feine Dame, dachte sie amüsiert, und dann wird er sich freuen, wenn ich ihn auf seinen Ritten ins Gelände begleite und nicht immer nur zu Hause auf ihn warte.

Die Fahrt durch den kleinen Park, der das Haupthaus umgab, war angenehm kühl, und der Seewind, der durch die Bäume streifte, erinnerte Laura ein wenig an die frischen Brisen in Hamburg, die immer für eine gute Luft sorgten. Dem Rande des Regenwaldes mit seiner stehenden Luft und der schwülen Hitze zu entkommen gefiel ihr sehr, der Abschied von Pitanga jedoch gar nicht. Aber Laura war eine vernünftige Frau, sie wusste, wann ihre Zeit abgelaufen war und wann sie loslassen musste. Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt, dachte sie, ich werde an der Seite meines Mannes, wie es sich ja eigentlich von Anfang an für Eheleute gehört, die Herrin des Hauses, der Mittelpunkt seines Lebens und der Halt der Familie sein. Ich werde Mikael unterstützen, ihn beraten und ihm helfen, wenn er das wünscht, sonst mische ich mich nicht in die Angelegenheiten ein, die er allein zu erledigen gedenkt. Ich bin zwar eine Geschäftsfrau geworden, aber ich unterstütze ihn nur, wenn er es auch will. Wir sind beide sehr selbstbewusst und haben unser Leben gemeistert, aber jetzt werden wir zusammenwachsen müssen. Vielleicht geht es nicht ohne kleine Kämpfe ab, aber ich werde mich auf jeden Fall zurückhalten, auch wenn er in meinen Augen einmal nicht die richtige Entscheidung trifft, überlegte sie und hoffte, von diesem Entschluss nicht abzuweichen.

Die kleine Karawane, bestehend aus der Kutsche, einem Gepäckwagen und der Reitereskorte, die Frederico anführte und die zur Sicherheit der Reisenden diente, hatte die Auffahrt erreicht. Frederico sprang vom Pferd, klappte das kleine Trittbrett herunter und half der Mutter aus der Kutsche. Im gleichen Augenblick hatte Mikael die Reisenden erreicht und umarmte seine Frau.

»Wie schön, dich zu sehen und zu wissen, dass du nun hierbleibst und nicht in wenigen Tagen wieder entschwindest.« Er bot ihr seinen Arm an und führte Laura durch das Spalier der wartenden Dienerschaft ins Haus. »Komm, meine Liebe, vorzustellen brauche ich dich niemanden, ihr kennt euch von früheren Besuchen. Ich habe deine Zimmer mit neuen Möbeln ausgestattet, ich habe die Wände und Türen frisch anstreichen lassen und für neue Vorhänge gesorgt. Agatha, die Haushälterin, hat mir natürlich bei der Auswahl geholfen, aber ich denke, du wirst zufrieden sein. Wir haben das Beste gewählt, was Recife zu bieten hat.«

Laura amüsierte sich. Mikael erneuerte immer alles, wenn sie kam, ganz gleich, ob sie zwei Wochen oder nur zwei Tage in ihren Zimmern wohnte, für sie musste immer alles neuwertig sein. »Wenn ich dich schon nicht täglich umsorgen kann, dann sollst du wenigstens in den wenigen Tagen, die du hier bist, alles frisch vorfinden«, erklärte er jedes Mal und verschenkte die kaum benutzten Sachen sofort nach ihrer Abreise an irgendwelche bedürftigen Arbeiterfamilien.

Laura akzeptierte die Großzügigkeit ihres Mannes, hoffte aber, der Verschwendungssucht, wie sie die Freigiebigkeit heimlich nannte, bald einen Riegel vorschieben zu können. In dieser Hinsicht muss ich die Zügel in die Hand nehmen, dachte sie, und das betrifft auch die Dienerschaft in diesem Haus. Sie hatten das Spalier der Angestellten durchschritten, und Laura überlegte: Wir brauchen keine dreißig und mehr Leute, um die Casa Grande in Schuss zu halten. Ich werde die Hälfte der Frauen für soziale Aufgaben umschulen lassen, ich muss mich nur erkundigen, was da möglich ist, und um die Männer, die wirklich nicht alle hier beschäftigt werden müssen, soll sich Frederico kümmern. Und dann, ganz langsam und ohne dass Mikael es merkt, werden hier andere Verhältnisse eintreten. Liebevoll sah sie ihren großzügigen Mann an, der sie galant die Treppe hinaufbegleitete. Er hat seinen Rennstall, einen Zeitvertreib, der ein Vermögen kostet, ihn soll er gern behalten, aber hier in der Casa Grande werde ich einiges verändern. So einen Lebensstil brauche ich nicht.

Mikael und Laura hatten die erste Etage erreicht. Seit dem Bestehen des Hauses hatte Mikael links vom Aufgang seine Räumlichkeiten und Laura rechts davon. Verbunden wurden die Zimmerfluchten von einem gemeinsamen Schlafzimmer, das aber nur benutzt wurde, wenn Laura in der Casa Grande übernachtete. Jetzt sollte es zum Mittelpunkt ihres neuen Lebens werden.

Mikael brachte Laura in ihre Suite, nahm ihr im Salon Hut und Handschuhe ab und führte sie zu einem Tisch, auf dem ein kleines Menü für zwei Personen angerichtet war.

»Ich dachte, wir zwei speisen erst einmal allein. Ich freue mich, dass du dich endlich entschieden hast, unser restliches Leben gemeinsam mit mir zu verbringen.«

»Aber Mikael, unser restliches Leben, wie sich das anhört. Ich empfinde meinen Umzug als Anfang für einen neuen Lebensabschnitt, und ich freue mich, ihn mit dir zusammen zu beginnen und zu verbringen«, versicherte Laura sehr selbstbewusst.

»Ist dir der Abschied von Pitanga sehr schwergefallen?« Mikael wusste, wie stark die Bindungen seiner Frau an Pitanga waren, und ganz im Geheimen wunderte er sich über ihren Entschluss, die Fazenda für immer zu verlassen.