Herzschlag des Universums
„Wer es einmal erlebt hat, nichts mehr
zu wollen, der kann es nie mehr vergessen.“
(Walter Robert Muckenschnabel,
1918 - 2004)
Albert Gottfried Grohs
Ein Lebensdank
zum 140. Geburtstag von
Bô Yin Râ
Bô Yin Râ, mit bürgerlichem Namen
Josef Anton Schneiderfranken,
war deutscher Schriftsteller und Maler.
Geboren am 25. Nov. 1876 in Aschaffenburg,
Deutschland. Gestorben am 14. Feb. 1943
in Lugano, Schweiz.
„Wir müssen allein sein mit dem Menschen,
den wir in die Stille bringen wollen.“
(Bô Yin Râ)
© Albert Grohs 2016
Autor: Dr. Albert Gottfried Grohs www.zielklar.at
Cover-Bild: „Heiligtum von Sunion“, ein Werk von Bô Yin Râ
Buchprojektbegleitung: Dr. Manfred Greisinger www.stoareich.at
Verlag: myMorawa
von Morawa Lesezirkel GmbH
978-3-99057-435-5 (Paperback)
978-3-99057-436-2 (Hardcover)
978-3-99057-437-9 (e-Book)
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Herzschlag
des
Universums
Meinem Freund Walter Muckenschnabel!
„Und plötzlich weißt du: es ist Zeit,
etwas Neues zu beginnen und
dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“
(Meister Eckhart, 1260 - 1328)
„Doch der Verstand ist nur ein W e r k z e u g
des Menschen und darf nicht zum H e r r e n
seines Besitzers werden, sonst wird er zu
seinem f ü r c h t e r l i c h s t e n Feinde.“
„Ihr s u c h t mit dem Verstande und scheltet
die Natur grausam, weil sie euch kein Auge
gab, in ihre letzten, geheimnisvollen Tiefen zu
blicken, derweil ihr dieses Auge h a b t
u n d n i c h t d a r u m w i s s t,
in all eurem Reichtum.“
„Doch hier gibt es ein W e i t e r s c h r e i t e n,
hinauf, empor, hinein zu r e s t l o s e r
seelischer Klarheit!“
„Wer hier v o r w ä r t s will, der muss
zum K ü n s t l e r a n s e i n e m
e i g e n e n L e b e n werden.“
(Bô Yin Râ)
„Es gibt sie, die wunderbare Welt
des vom ewigen Licht Erfüllt-Seins.
Der Weise in dir, das Licht,
ist der einzige Vertraute in dieser Welt.
Geduld ist der Schlüssel
zur Aufhebung
des Leidens.
Geduld bedeutet,
dass man immer weitblickend
das Ziel im Auge behält,
Ungeduld bedeutet,
dass man kurzfristig
nicht die Bestimmung begreift.“
(Rumi, 1207 - 1273)
Dir, lieber Leser, möchte ich von allem
Anfang an raten, Dich gleich jetzt auf die
wesentliche, wichtigste Frage Deines Lebens
einzustellen: „Wer bin ich?“
Denn ohne Beantwortung dieser Frage weiß
niemand um die letztendliche Bedeutung
seines Lebens, und ich gehe davon aus, dass
Du nicht eher zufrieden bist, bevor Dir
Gewissheit geworden ist. - Nicht in
verstandesmäßiger Beantwortung in Worten,
sondern als innerlich erlebbare Klarheit, die
Dir keiner mehr nehmen kann.
Ich selbst stand einmal ebenso vor dieser
Grundfrage, und alle Umstände, die mich
damals bedrängten oder verunsicherten,
machten es für mich unausweichlich, Antwort
zu finden.
Ich weiß nicht, wo Menschen sind, die wie ich
auf eine fünfzigjährige Lektüre der Bücherreihe
von Bô Yin Râ zurückblicken und sich
von ihr angeregt auf den Weg zum Selbsterkennen
machten. Ich würde sie alle gerne
kennenlernen, um mich mit ihnen
auszutauschen.
Dass diese Zeitspanne in meinem Fall gerade
mit dem 140. Geburtstag von Bô Yin Râ
zusammenfällt, nehme ich gerne zum Anlass,
diese Schrift im Sinne meines Dankes an das
Leben vorzulegen. Vielleicht kennst Du schon
manche dieser Bücher, vielleicht sind sie Dir
neu, so oder so, vielleicht ist Dir dieses Buch,
das Du jetzt in Händen hast, eine Ermutigung,
entschieden der Antwort auf Deine
Lebensfrage in Dir entgegen zu gehen. Du
wirst dann spüren, dass jede Seite zu obiger
Frage in engem Bezug steht. Damit will ich
niemanden stören, der auf anderen Wegen
seinem Ziel näherzukommen glaubt. - Kein
Lebensverlauf ist mit einem anderen
vergleichbar. Nur die eine Frage ist für alle
gleich und jeder beantwortet sie mit der
Gestaltung seines Lebens.
Ich selbst und auch meine Frau, die durch
mich auf Bô Yin Râ aufmerksam wurde,
gingen diesen Weg ebenso wieder, weil er sich
für uns als stets verfügbare innere Kraftquelle
bewährt hat.
Heute wissen wir, dass es nicht verboten sein
kann, sorgenfrei durch’s Leben zu gehen,
sondern dass dies die einzige Art ist,
menschenwürdig zu leben.
Ein Weg wurde uns gezeigt, in unserem
Bewusstsein klar und frei zu werden, auf dem
auch alles Übrige ins Lot kommt. Keine
seltsamen Umwege, kein Verlassen des
Partners oder des ausgeübten Berufes, kein
Unglück für Familie und Kinder, kein
Eremiten-Dasein als Preis - ganz im Gegenteil
war dieser Weg zu uns selber bereichernd; ein
Weg, auf dem uns das Lächeln eines Kindes
wieder gelingt …
Mit manchen Streiflichtern aus meinem Leben
sowie Lebensworten und Poesie des Meisters
Bô Yin Râ, aber auch solchen anderer
Autoren, die ebenfalls Lebenserkenntnisse
darstellen, hoffe ich, Dein Interesse am
Geheimnis des eigenen Lebens zu wecken und
dessen Vertiefung begleitend zu unterstützen.
In uns Menschen ist eine unbegrenzte
Fähigkeit zur Freude, sie ist nur den
allermeisten in ihrem Lebenskern noch
verborgen, sodass sie noch mehr oder weniger
abhängig sind von den Anlässen und Freuden,
die ihnen bloß von der Außenwelt her möglich
sind. Es liegt auf der Hand, dass ein solches
Manko sich auch in den Beziehungen der
Menschen untereinander beeinträchtigend
auswirkt, insbesondere im Lebensbezug
zwischen Mann und Frau.
Dass ich nun 40 Ehejahre hindurch mit meiner
Frau eine erfüllte Gemeinsamkeit lebe,
verdanke ich insbesondere dem Buch „Die
Ehe“, in dem Bô Yin Râ die spirituelle Basis
für die Gemeinsamkeit von Mann und Frau
entfaltet, die alles Notwendige zum sicheren
Partnerglück enthält.
Mein Dank gilt daher in mehrfacher Hinsicht:
Bô Yin Râ für das schriftliche Lehrwerk, dann
meinem einstigen Therapeuten, beruflichen
Mentor und Lebensfreund, Professor Dr.
Walter Robert Muckenschnabel, der mich auf
dieses aufmerksam gemacht hat, und nicht
zuletzt meiner Frau Brigitte Gabriele, die
achtsam alles miterlebt, mitgetragen und auch
zur Entstehung dieses Buches beigetragen hat.
Albert Gottfried Grohs
Wien, November 2016
Heilige Heerschar!
Hüte heute
Meinen neuen Tag!
Hohe Hilfe helfe mir,
Dem Vertrauenden,
Tun meine Tat!
Rein ist mein Fühlen:
Es bleibe rein!
Straff ist mein Denken:
Es bleibe gestrafft!
Klar meine Rede:
Sie bleibe klar!
Ich unterwerfe
Mein Denken
Der Liebe!
Ich unterwerfe
Meine Worte
Der Liebe!
Ich unterwerfe
Mein Handeln
Der Liebe!
(Bô Yin Râ)
Dich zähle ich nicht zu denen, von denen es so
viele gibt, die sich zurücklehnen, sich auf
ihren Besitz verlassen, auf ihr Wissen und auf
Beziehungen, sich womöglich erfolgreich
glauben und sich so dem Abendprogramm
widmen …
In Dir sehe ich einen, der noch Hunger hat
nach dem Leben! Der spürt, dass ihm noch
etwas fehlt.
Für solche war ich immer gerne da. Und will
es immer noch sein, solange mir die Zeit
gegeben ist …
Diese werden mir auch manche kritische
Worte nicht übelnehmen, denn sie wissen, dass
es um ihr Bestes geht, ihre ganz persönliche
Erfüllung.
Wollen wir nicht mit offenem Herzen
aufnehmen, nachdenken und versuchen, über
die eigene kleine, selbstgeschaffene, mehr
oder minder enge und selbstbezogene Welt
hinauszuspüren?
Doch, wir wollen es: unser Weltbild, das mit
unserem unbefriedigenden Selbstbild
zusammenhängt, ändern, rechtzeitig!
Was wir von uns halten, zu sein glauben, ist
nicht das, was wir wirklich sind. Eine Welt
von Dingen, Objekten und Umständen umgibt
uns. Wir bewerten sie, suchen je nach dem in
ihnen Sicherheit. Und bemerken doch an ihnen
Veränderung, Vorübergehen und schließlich
Verfall. Ist das, woran wir haften, wovon wir
Vorteil erwarten, wirklich stabil und
unumstößlich? Morgen schon kann vieles
anders sein. Sind unsere Nächsten und
Freunde davon ausgenommen? Sind wir davon
ausgenommen?
Woher kommt es, dass wir es so wahrnehmen
und bemerken?
Ich will nicht von den vielerlei Möglichkeiten
reden, die sich als Wege zum Glück anbieten.
Ob sie Dich frei machen oder doch wieder in
eine enge Welt führen? Du wirst selbst am
besten herausfinden, was Dich Dir selber
näherbringt.
Unsere Zivilisation ist sehr laut. In die Stille
finden immer nur wenige. Auch unser
Verstand ist oft zu laut, sodass wir der inneren
Stille nur selten gewahr werden.
Stille, Schönheit, das Wunder des Lebens
liegen dem Verstand so fern.
Ja, es geht nicht ohne den Verstand in den
täglichen Erfordernissen, aber wird ihm nicht
zu viel Raum gegeben, wenn wir so viel
beurteilen, berechnen, einteilen,
schubladisieren, vor allem aber auf Gewinn
und Profit aus sind?
Es geht nicht darum, dass Du sagen kannst:
„Ich habe so viel meditiert, ich bin an
spirituellen Stätten gewesen, habe wichtige
Leute kennengelernt, war von deren
Ausstrahlung fasziniert.“
Ich wäre immer noch skeptisch, solange Du
nicht selbst echt nach dem Frieden suchst, den
Frieden Deines Herzens, mit Dir selbst, den
anderen, mit dem Leben.
Du selbst bist das Mysterium, das sich Dir
lichten soll. Wer Du bist, das wird nicht durch
das beantwortet, was Du irgendwo giltst, z.B.
durch Funktion, Rang und Ansehen in einer
Gruppe, Gemeinschaft oder Bewegung.
Ja, tue das Deine, so gut Du es vermagst, aber
halte es dir nicht als Eigenwertung zugute.
„Erkenne dich selbst“,
heißt es in Delphi,
das hat bleibende Gültigkeit.
Es gilt für Dich, denn:
„Im Ich ist die Kraft gegeben,
die alle Kräfte meistern lernen kann!“
„Das Ich ist ewig still.“
„Wer in die große Stille gelangt, der kann
in ihm die höchsten Kräfte finden!“
(Bô Yin Râ)
Woher nehmen wir denn die Zeit, um nachzudenken?
Sehen wir das Wunder und dass uns
Wunder umgeben? Wer bewundert denn von
früh bis spät, wenn doch vor lauter
Lebensstandard kaum jemand noch weiß,
warum er lebt oder noch weniger wofür er
stirbt? Sind wir damit nicht in Gefahr, hinter
dem Alltag nicht mehr den hellen Tag zu
sehen?
Auch über das Leben nachzudenken, ist
Leben.
Kannst Du Dir vorstellen, einmal einen Urlaub
zu machen, der ständig neue Freuden bringt,
den Du unbeschwert erleben kannst, weil Du
nicht daran denken musst, was morgen wieder
los ist?
Einen Urlaub, in dem Du wirklich ausspannen
kannst, in dem alles nach Deinen Wünschen
verläuft?
In dem Du unbeschwert die frohe Stimmung
erhalten kannst, völlig gelassen und überlegt
bist, nichts anderes erlebst als eben diese
Ferien.
Und immer nur diese Ferien, eben diese
Ferien vom … Ich !
Ferien, die nie, auch im Alltag nicht, enden?
Und was hindert Dich daran?
Vielleicht redest Du Dir selbst sehr vieles ein
und findest nicht einmal mehr im Urlaub Zeit
zu entspannen, zur Ruhe, der Du doch so
notwendig bedarfst …
Ja, Du wirst unruhig, wenn Du nun doch
umdenken müsstest!
Oder sind Deine Verpflichtungen so wichtig,
dass Du gar nicht daran denken willst, einmal
auszuspannen?
Könnte es sein, dass alles gar nicht so wichtig
ist, was Dir bisher eingeredet worden ist, bis
Du es schließlich selbst glaubtest? Oder redest
Du Dir selber viele Notwendigkeiten ein –
auch im Urlaub! – Und erlebst diesen gerade
deswegen nur … halb?
„Mensch, wird das Paradies in dir nicht
erstlich sein, so glaube mir gewiss,
du kommest nimmer d’rein.“
(Angelus Silesius, 1624 - 1677)
„Der Himmel ist in dir -
und auch der Hölle Qual,
was du erkiest und willst,
das hast du überall.“
(Angelus Silesius)
„Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht
weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb.
Das ist alles. Wer das erkennt, der wird
glücklich sein, sofort, im selben Augenblick“
(Dostojewski, 1821 - 1881)
„Die einfachsten Wahrheiten sind es gerade,
auf die der Mensch immer
am spätesten kommt.“
(Ludwig Feuerbach, 1804 - 1872)
Wir leben meist sehr viel mehr in unseren
Vorstellungen als in der Wirklichkeit, ohne