Blaubeer Küsse

Erotische Kurzgeschichte

Bärbel Muschiol


ISBN: 978-3-95573-159-5
1. Auflage 2015, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2015 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Unter Verwendung des Bildes 245693101 von kiuikson (istockphoto).

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

Ein Kuss ist eine Sache, für die man beide Hände braucht.

 

(Mark Twain)

Das Beseitigen meines Lebensabschnittspartners, auch erste große Liebe genannt

„Das hat keinen Sinn mit uns, wir sehen uns nie. Und abends, da schlafen wir nebeneinander ein und obwohl du bei mir bist, fühle ich mich einsam.“ Jetzt wo es ausgesprochen ist, und dieser Satz nicht mehr nur lautlos durch meinen Kopf geistert, weiß ich, dass es wahr ist. Unsere Beziehung ist vorbei. Tränen der Akzeptanz und der Trauer laufen über mein Gesicht, verwischen mein Make-Up und tropfen lautlos auf den kalten Wohnzimmerboden. Seine braunen Augen sehen mich resigniert an, und der Schmerz in meinem Herzen droht mich zu zerreißen.

„Du machst also wirklich Schluss mit mir?“

Und wie immer schafft es Patrick, in all dem Durcheinander aus Gefühlen völlig ruhig zu bleiben. In den Momenten, in denen ich schreien und toben möchte, wird er ruhiger und besonnener. Das Sprichwort ‚Gegensätze ziehen sich an‘ beschreibt unsere Beziehung so perfekt, dass es eigentlich für uns patentiert gehört. Patrick war meine erste große Liebe, von seinen Lippen kam mein erster Kuss, in seinen Händen wurde mein Körper zur Frau und mit ihm hatte ich mein erstes Mal. Doch was helfen einem unendlich viele schöne Erinnerungen, wenn sie in der Realität wie bunte Seifenblasen zerplatzen? Aus wie vielen Tagen bestehen fünf Jahre und acht Monate?

„Aber Maja, wir gehören doch zusammen. Wir waren schon immer zusammen.“

Patrick hat Recht, seit meinem sechzehnten Lebensjahr sind wir ein Paar. Aber muss etwas immer weiter bestehen, nur weil es schon immer so war? Vor zwölf Monaten hat es in meinem Bauch angefangen unangenehm zu zwicken. Und das Gefühl, das ich etwas vermisse, wollte sich einfach nicht mehr abschütteln lassen. In wenigen Tagen werde ich einundzwanzig Jahre alt, und ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie es sich anfühlt frisch verliebt zu sein. Die Magie vor dem ersten Kuss und die Aufregung vor dem ersten Sex? All das, und noch so vieles mehr, vermisse ich. Ich bin noch nicht bereit, mit dem was ich habe zu leben, ich bin noch nicht bereit mich zufrieden zu geben. In beinahe jedem Buch, das ich lese, beneide ich die Protagonisten um ihr Glück, in Filmen sauge ich die Romantik geradezu auf und Kino-Lovestorys schaue ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr an; diese überschäumende Glückseligkeit, die mir da vorgespielt wird, deprimiert mich ein ums andere Mal immer mehr. „Hör zu Patrick, ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt und dich werde dich immer lieben. Aber leider reicht mir das einfach nicht mehr aus. Ich muss endlich anfangen mein eignes Leben zu leben, ich muss mich weiterentwickeln und einfach mal frei sein.“

Verständnislos schüttelt er seinen Kopf. Für ihn hätte unsere Beziehung ausgereicht, doch ich finde, wenn man seine eigene Beziehung beschreibt, sollte man sich nicht denken, mir reicht sie. Ganz im Gegenteil, man sollte die Gefühle für den eigenen Partner genauso wenig beschreiben können, wie den Geschmack von Regentropfen während eines Sommergewitters.