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Deutsche Erstausgabe (ePub) April 2017

 

Für die Originalausgabe:

© 2016 by Tara Lain

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Taylor Maid«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-636-3

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

 


 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Milliardärssohn Taylor Fitzgerald braucht innerhalb eines Tages eine Braut, um sein Erbe antreten zu dürfen. Und das, obwohl er schwul ist. Kurzentschlossen macht er sich auf den Weg nach Las Vegas, wo ihm das wunderschöne Zimmermädchen Ally May begegnet. Alles scheint perfekt zu sein. Der Haken an der Sache: Ally heißt eigentlich Alessandro und ist ein Mann. Doch solange das keiner weiß, sollte ihre Ehe jedem Test standhalten... oder kommen Alessandro und Taylor ihre Gefühle in die Quere?


 

Für Poppy, für deine wundervolle Inspiration, dafür, dass ich Teil der Planung sein durfte, für deine Mitarbeit und Unterstützung. Danke für alles, was du tust.


 

Prolog

 

 

»Es tut mir leid, Señor. Den Jungen habe ich noch nie gesehen.« Sie befreite ihre Schulter aus dem Griff des großen Mannes und stellte sich hinter ihren Zimmermädchenwagen, um etwas Distanz zwischen sie beide zu bringen. Was dachte dieser pequeño Pito eigentlich, wer er war?

»Sind Sie sich sicher? Schauen Sie noch einmal genauer hin. Vielleicht hat er sich ja die Haare gefärbt.« Er hielt ihr das Foto des hinreißenden Typen direkt unter die Nase.

»So eine Schönheit würde ich nicht so einfach vergessen. Ich habe ihn noch nie gesehen.«

Der große Mann mit der ramponierten Nase sah auf das Foto, als würde er ihrer Beschreibung zustimmen. »Falls Sie ihn je sehen sollten, sagen Sie sofort Ihrem Abteilungsleiter Bescheid, okay?«

»Natürlich. Sicher.« Nur über meine Leiche.

»Es gibt auch eine Belohnung.«

Sie runzelte die Stirn. »Hat er etwas verbrochen?«

»Nicht direkt. Er ist von Zuhause weggelaufen. Er könnte in Gefahr schweben.« Der große Lelo schien sie mit seinem aufgesetzten Grinsen überzeugen zu wollen, dass es sich um etwas Wichtiges handelte.

Klar, ich wette, er ist vor dir davongelaufen, Arschloch. »Falls ich ihn sehen sollte, werde ich sofort Bescheid geben.« Sie imitierte sein falsches Lächeln. »Ich würde die Belohnung gerne bekommen.«

»Gut. Danke.« Er lief den Flur hinunter und stieg in den Aufzug. Wahrscheinlich würde er jetzt mit den Leuten an der Rezeption reden.

Sie ließ ihre Schulter kreisen, um das Gefühl der Hand dieses Mannes darauf loszuwerden. »¡Chingate!«

»Na, na.«

Sie blickte über ihre Schulter und lächelte ihrer Auszubildenden Ally zu, die den Flur entlang auf sie zu hüpfte. »Hola, Baby girl. ¿Cómo estás

»Gut, meine liebe Conchita-Zimmermädchen.« Sie sang die Worte wie in dem alten Beatles-Song, schnappte sich den Mopp vom Wagen und tanzte mit ihm. Ihr roter Pferdeschwanz schwang dabei hin und her. Conchita lachte. Ally war groß und dünn. Sie sah mit ihren riesigen Brillengläsern so süß aus wie ein Welpe und konnte ihr immer ein Lächeln entlocken.

Das Mädchen wirbelte den Mopp herum und stellte ihn dann zurück in den Wagen. »Was ist passiert? Sonst fluchst du nie derart über Gäste.«

»Außer sie lassen ihre Kondome auf dem Boden liegen.«

»Ah genau, junge Liebe. Überall auf unseren Teppichen.« Sie drehte noch eine Pirouette. Ally stand selten still.

»Wie auch immer, dieser Mamahuevo ist kein Gast. Ich wette, er ist nur ein Schläger, der von irgendjemandem engagiert wurde. Er sucht nach jemandem, der von Zuhause weggelaufen ist. Einem wunderschönen Jungen. Schwarzes Haar und Augen, tief wie das Meer.«

Ihre großen braunen Augen wurden noch größer. »Oh, wirklich?«

»Ja. Er sagte, es wäre eine Belohnung ausgesetzt.«

»Oh.«

»Aber dieser Pendejo würde von mir nicht einmal die aktuelle Uhrzeit erfahren, selbst wenn er mich dafür bezahlen würde.«

Ally sah den Flur hinab. »Ich wette, es gibt andere, die nicht so denken.« Zum ersten Mal lächelte sie nicht.


 

Kapitel 1

 

 

Taylor steckte den Schlüssel ins Schloss. Als er die Tür zum großen Foyer öffnete, kam auch schon der Familienbutler angelaufen und richtete noch seine Krawatte. »Mr. Taylor, es tut mir so unfassbar leid, Sie nicht gehört zu haben.«

Taylor hob die Hand und schloss die Tür hinter sich. »Kein Problem, Charles. Ich habe mich selbst hereingelassen.« Er lächelte auf den kleinen Mann hinab. Mit einer Größe von knapp einem Meter und neunzig musste er auf die meisten Menschen hinunterschauen.

»Ihr Vater befindet sich noch im Arbeitszimmer, Sir.«

»Schon in Ordnung. Ich wollte nur meine Golfschläger holen. Ich habe sie nach dem Charity Event hiergelassen. Einige Freunde wollen morgen mit mir golfen gehen.«

Charles lächelte. »Anlässlich Ihres Geburtstages, Sir?«

»Ja. Hätten Sie gedacht, dass ich meinen fünfundzwanzigsten Geburtstag erleben würde?«

»Ich hatte oft meine Zweifel.«

»Ich habe mein Bestes gegeben, um der ganzen Sache per Pferd oder Auto ein Ende zu setzen, nicht wahr?«

»Ja, Sir. Ich glaube, die Presse nannte es Extrem-Polo. Aber Sie scheinen Ihre Berufung in den Jugendzentren gefunden zu haben. Ich bin sehr stolz auf Sie.«

Taylor klopfte Charles auf die Schulter. Sie fühlte sich gebrechlicher an als noch vor einem Jahr. Es war hart, solche Unterschiede zu bemerken, denn Charles war schon so lange Teil dieser Familie. »Ich danke Ihnen. Ich wünschte nur, Sie wären nicht der Einzige hier, der denkt, das ist etwas, worauf man stolz sein kann.«

Charles zog den Kopf zwischen die Schultern. Zwei Jahrzehnte an der Seite von Laughton Fitzgerald hatten extreme Loyalität zur Folge vielleicht sogar Zuneigung in ihm geweckt. Allerdings war Laughton kein Mann, der es einem leicht machte, ihn zu mögen. »Er ist auf seine eigene Weise stolz auf Sie.«

»Ich nehme Sie beim Wort, Charles.« Er ging auf die beiden Flügeltreppen zu, die von beiden Seiten des Foyers in den ersten Stock führten.

»Kann ich Ihnen mit den Schlägern helfen, Sir?«

Er schüttelte den Kopf und begann, die Treppe hinaufzugehen. »Nicht nötig. Ich hole sie nur aus meiner Suite.« Trotz der Tatsache, dass er seit Jahren nicht mehr zu Hause wohnte – erst war er aufs College gegangen, später lebte er in einer Eigentumswohnung –, hatte sich in seinen Räumen nichts verändert, seit er achtzehn Jahre alt gewesen war. Wahrscheinlich hatte sein Vater einfach keine Lust gehabt, sich mit Taylors Kram herumzuschlagen, und hatte die Räume einfach abgeschlossen und so getan, als würden sie nicht existieren. Die dicken Wollläufer waren eine Wohltat für die Füße, wie auch damals schon, als er noch ein Kind gewesen war. Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Es war ein wenig muffig, da es lange nicht benutzt worden war. Vielleicht war es aber auch der Geruch all der Lügen, die er erzählt hatte, während er all diese Sportauszeichnungen gewann, die den Kaminsims schmückten. Aber sein Outing, als er achtzehn Jahre alt gewesen war, hatte ihn für die Jahre, in denen er sich verstecken musste, entschädigt. Sein Vater hatte betont, es gäbe auf dem Mond vielleicht noch Mikroben, die nicht mitbekommen hatten, dass Taylor Fitzgerald schwul ist, aber das wären auch die Einzigen.

Er ging zum Wandschrank im Wohnzimmer, in dem er Kleidung, die er nur selten nutzte, und Sportausrüstung aufbewahrte, und zog die Doppeltüren der Kammer auf. Hmm. Nichts. Wo konnte er sie sonst hingeräumt haben? Er hatte sie eindeutig dort hingestellt, nachdem er letzten Monat im Firmenturnier gespielt hatte. Er besaß zwar noch ein Set, aber er mochte dieses.

Okay, vielleicht hatte Laughton sie benutzt. Er hatte eigentlich gehofft, schnell ins Haus gehen und sie holen zu können, ohne seinem Vater zu begegnen, aber, zur Hölle, jetzt war es eben so. Da konnte er ihn genauso gut auch fragen.

Er lief die Stufen hinunter, an der Tür zu dem riesigen Wohnzimmer vorbei und betrat den Flur, der zum Home-Office seines Vaters führte. Er nannte es zwar sein Arbeitszimmer, aber er nahm das Wort Arbeit darin zu ernst. Im Esszimmer auf der anderen Seite konnte Taylor es klirren hören, was bedeutete, die Angestellten bereiteten ein Essen für eine Menge Leute vor. Das machte Sinn. Um vier Uhr nachmittags an einem Freitag. Laughton musste wohl vorhaben, einige Politiker oder Richter zu unterhalten, die er beeinflussen wollte. Taylor blieb stehen. Was, wenn er zum Abendessen bleiben musste, wenn er seinen Vater nach den Schlägern fragte? So hatte er den Abend seines Geburtstages eigentlich nicht verbringen wollen. Ein Essen mit seinen Freunden, ein kurzer Besuch in einem Club und dann ein solider Blowjob waren eher nach seinem Geschmack.

Ach, was soll's, bring es einfach schnell hinter dich.

Er näherte sich der Tür des Arbeitszimmers und mit jedem Schritt wurde Laughtons Stimme lauter. »Ja, Burt, ich denke, es ist sicher, weiterzumachen und die Fonds aufzuteilen, denkst du nicht?« Er ließ sein gemeinstes Lachen ertönen, was normalerweise bedeutete, dass jemand große Probleme bekam. »Er wird seine Pflicht ja sicherlich nicht bis morgen erfüllen, nicht wahr?«

Taylor blieb stehen und lehnte sich gegen die Wand. Laughton gefiel es nicht, wenn er dessen Geschäftsgespräche mit anhörte. Er sagte immer, Taylors weichherzige Ethik würde dafür sorgen, dass er sich unbehaglich fühlte. Taylor warf einen Blick auf seine Uhr. Lass ihm ein paar Minuten, um wieder herunterzukommen. Er lächelte. Ja, zu kommen war das Motto dieser Nacht und es hatte absolut nichts mit seinem Vater zu tun.

»Nein, technisch gesehen habe ich die Details nie vor Taylor verheimlicht.«

Was? Er spitzte die Ohren.

»Er ist nicht besonders misstrauisch, daher kam diese kleine Bedingung, um das Erbe zu erhalten, nie zur Sprache. Es ist nicht meine Schuld, dass er nie das Kleingedruckte gelesen hat.« Wieder dieses Lachen.

Verdammt. Er könnte einfach hineinstürmen und fragen, worum es sich handelte, aber – Vorsicht und Mutter der Porzellankiste und so weiter. Er drückte das Ohr fest gegen die Tür und spähte dabei den Flur entlang, um sicherzugehen, dass Charles nicht in der Nähe war. Der alte Mann mochte Taylor, aber es würde ihm ganz und gar nicht gefallen, wenn er Laughton belauschte.

»Okay, wir müssen das Geld in den Geschäftsbüchern wieder verschieben, ohne dass jemand sein Fehlen bemerkt. Du weißt, wie du das anstellen musst, oder?« Stille. »Exzellent. Er wird wahrscheinlich nicht einmal merken, was passiert ist, bis er sich eines Tages fragen wird, wann er sein Erbe bekommt.«

Taylors Atem stockte. Wovon redete Laughton?

»Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen. Verdammt, der kleine Schnösel würde ohnehin nicht rechtzeitig heiraten, oder? Ich meine, macht er auf dich den Eindruck, als wollte er demnächst sesshaft werden? Zur Hölle, er ist viel zu sehr damit beschäftigt, jeden Homo der Stadt zu vögeln. Außerdem würde er das Geld nur benutzen, um –«

Schritte! Taylor rannte über den Flur ins Musikzimmer und wartete, bis Charles an ihm vorbeigegangen war. Er lehnte an der Wand und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Was meinte er mit dem Kleingedruckten? Er spähte auf den Flur hinaus. Der Butler war nirgendwo zu sehen. Los. Er rannte aus dem Zimmer, den Flur entlang und dann aus der Haustür zu seinem Auto. Zum Glück konnte man vom Büro seines Vaters aus nur in den Garten sehen. Er würde zwar wissen, dass Taylor im Haus war – Charles würde es ihm sicherlich sagen –, aber nicht, dass Taylor sich in der Nähe des Arbeitszimmers aufgehalten hatte.

Heilige Scheiße. Er trat auf das Gaspedal und raste in der beginnenden Abenddämmerung den Berg hinab in die Stadt und zu seinem Appartement. Wovon hatte Laughton gesprochen? Was war mit seinem Erbe? Er hatte bestimmt das Geld gemeint, das sein Großvater ihm hinterlassen hatte. Im Testament stand eindeutig, er würde es nach seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag ausgezahlt bekommen. Also – warum zur Hölle sprach sein Vater von Hochzeit?

Verdammt, er brauchte das Geld. Wenn er es nicht bekam – er wollte gar nicht darüber nachdenken, was dann wäre.

Es war bereits halb fünf, als er sich durch den Verkehr auf der Autobahn und durch die Stadt gekämpft hatte und sein Auto endlich in der Garage abstellte. Er wollte sich eigentlich um acht Uhr mit Harry und Christopher, genannt Coco, treffen, aber im Augenblick hatte er nur eine Priorität. Er rannte hinein und sprang gerade in den Aufzug, ehe sich die Türen ganz schlossen.

Komm schon. Irgendjemand bremste das verdammte Ding offensichtlich. Schließlich sprang er in seiner Etage heraus und lief zu seiner Wohnung. Sein Kater Stonewall – riesig, orange und pelzig – stieß sich von dem japanischen Kleiderschrank ab, um auf Taylors Schulter zu landen. Fast hätte er sie verfehlt, weil der sich so schnell bewegte.

»Sorry, Junge. Wir haben große finanzielle Probleme.« Er kraulte ihn unter dem riesigen Kopf und lief zum Safe in seinem Büro. Seine Hände zitterten so sehr, dass er die Kombination beim ersten Mal falsch eingab. Schließlich zog er aber die Dokumente heraus. Seit der Verlesung des Testaments vor ein paar Jahren hatte er keinen Blick mehr darauf geworfen. Allein der Anblick der Papiere reichte aus, dass er hätte heulen können. Er hatte seinen Großvater geliebt und als er starb, ließ er Taylor ohne Mutter und mit einem Vater zurück, den er kaum kannte – und was er von ihm kannte, gefiel ihm ganz und gar nicht.

Taylor breitete die Dokumente vor sich auf dem Boden aus und Stony sprang herunter und streckte sich wie ein riesiger orangefarbener Bogen auf dem Testament aus. Verdammt. »Okay, Junge, du musst mit mir zusammenarbeiten.« Er schob ihn beiseite und Stonewall knurrte. »Verdammt, Stony. Wir reden hier von fünfzig Millionen Dosen Thunfisch!«

Stony stand äußerst lässig auf, schlenderte von den Papieren herunter, ließ sich dann wieder auf den Boden fallen, legte den Kopf auf den Vorderbeinen ab und starrte Taylor an.

Taylor beugte sich über die Papiere. Sein teures Marketing-Studium hatte ihn nicht auf diesen Juristenjargon vorbereitet. Laughtons Anwalt war auch der Notar von Taylors Großvaters gewesen und Taylor hatte zu sehr mit den Tränen kämpfen müssen, als dass er sich auf die Verlesung hätte konzentrieren können. Aber er erinnerte sich an die Summe. Fünfzig Millionen Dollar. Das war nicht zu verachten, vor allem, wenn man bedachte, dass sein Vater den Großteil seines Geldes an jeden anderen als Taylor vererben würde.

Er überflog die Zeilen und fand schließlich die Stelle, die er gesucht hatte. Er sah die Katze an. »Verdammt. Hier steht: Ich bekomme das Geld nach meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Anders gesagt übermorgen. Also wovon zur Hölle spricht Laughton?«

Er hielt inne. »Moment.« Neben dem Absatz war ein Sternchen zu sehen. Kaum zu erkennen. Er sah auf das Ende des Blattes. Keine Fußnote. Er blätterte weiter bis zum Ende des Textes. Da. Nach zwei absichtlich leer gelassenen Seiten gab es eine Reihe von winzigen Fußnoten.

Taylor starrte. Langsam fiel ihm die Kinnlade herunter.

»Heilige Scheiße.« Als neunter Punkt stand dort: Empfänger muss zum Zeitpunkt der Auszahlung des Erbes eine Ehefrau vorweisen und sich in einer aus Liebe geschlossenen Ehe befinden, ansonsten fällt das Erbe dem Testamentsvollstrecker zu.

»Das passiert doch nicht wirklich.« Das konnte einfach nicht wahr sein. »Das würde doch niemand glauben, wenn das in einem Film passieren würde.« Warum? Warum sollte sein Großvater ihm das antun? Gut, der alte Mann war glücklich verheiratet gewesen und hatte es gehasst, dass Laughton seine Ehefrau nie zu schätzen gewusst hatte. Als Taylors Mom gestorben war, hatte sich Laughton ihr Erbe unter den Nagel gerissen, nie zurückgeschaut und die amerikanische Geschäftswelt vergewaltigt und geplündert – ganz zu schweigen von den Eroberungen jeder Menge großbusiger Frauen.

Taylor ließ sich mit dem Hintern auf den Boden fallen und legte den Kopf auf die Knie. Als sein Großvater starb, war er gerade einmal achtzehn Jahre alt gewesen. Der alte Mann hatte nie erfahren, dass er schwul war. Er hatte wahrscheinlich gedacht, er würde Taylor damit helfen, jemanden heiraten zu können, den er sich selbst ausgesucht hatte, und nicht jemanden, den Laughton für ihn ausgewählt hatte. Vielleicht. Er würde es nie erfahren.

Und jetzt, sechs Jahre später, saß er hier, ohne eigenen Anwalt, weil er viel zu sehr mit seinem eigenen Leben beschäftigt war, um das juristische Boot seines Vaters ins Wanken zu bringen. Und jetzt war er von einem Tsunami getroffen worden.

Stony quetschte sich zwischen Taylors Schenkel und seinen Bauch, um einen guten Platz auf dessen Schoß zu finden. Reflexartig begann Taylor, das seidige Fell zu streicheln. »Zur Hölle, Stony, ich dachte, ich bekomme einen Blowjob zum Geburtstag. Stattdessen wurde ich flachgelegt.«

 

»Harry, ist deine Schwester da? Sie muss mich heiraten.« Taylor starrte an die Decke und drückte das Handy ans Ohr. Stonewall lag quer über seinen Schenkeln.

Taylors bester Freund schnaubte. »Was? Oh, na klar, sehr witzig. Wir haben zwar für acht Uhr reserviert, aber, Darling, du solltest besser früher da sein. Du weißt, wie voll das Filbert's freitags ist und wir wollen doch genug Zeit zum Vorglühen haben, oder?«

»Ich mache keine Witze.«

»Wie bitte?«

»Glaubst du, Terry würde mich für ein paar Millionen Dollar heiraten?«

»Oh, armes Baby. Fühlst du dich mit deinen fünfundzwanzig Jahren alt und allein gelassen? Ich bin mir sicher, in den nächsten zehn Jahren findest du deinen Mr. Right, und das ist immer noch früh genug. Du musst nicht gleich verzweifeln.«

»Harry, hör zu. Ich habe gerade herausgefunden, dass ich bis morgen mit einer Frau verheiratet sein muss, sonst verliere ich das Erbe meines Großvaters.«

»Lächerlich. Warum solltest du das erst heute erfahren haben?«

»Sagen wir einfach, es ist eine Kombination des Kleingedruckten und meiner eigenen Blödheit. Egal, auf jeden Fall würde ich Terry dafür bezahlen, dass sie mich heiratet. Wir müssen etwa ein Jahr lang verheiratet bleiben, weil es eine Hochzeit aus Liebe sein soll, aber ich werde es ihr vergüten.«

Schweigen.

»Hast du aufgelegt?«

»Oh Darling, ich bin einfach nur schockiert. Um diese Uhrzeit wirst du nirgendwo in Kalifornien binnen weniger Stunden heiraten können.«

»Dann gehen wir eben woandershin.«

»Es müsste etwas in der Nähe sein. Selbst wenn du einen Jet buchen solltest, kannst du nicht schnell genug in der Luft sein, um noch vor Mitternacht irgendwo hinzukommen. Der einzige Ort, an dem du schnell und ohne zu warten heiraten kannst, ist Vegas.«

»Na gut. Fliegen wir nach Vegas.«

»Taylor.«

»Ich packe schnell meine Tasche und treffe sie in einer halben Stunde am Flughafen.«

»Taylor!«

»Ja?«

»Selbst, wenn sie dich für Geld heiraten würde – was nicht passieren wird –, sie ist in New York. Sie kann nicht vor Mitternacht in Nevada sein.«

Er setzte sich auf, ignorierte das Protestgeheul von Stony, dass das zur Folge hatte, und schlug auf den Couchtisch, was schmerzhafter war, als er zugeben wollte. »Zur Hölle. Ich kenne sonst keine Frau, die mit mir in einer Stunde nach Vegas fliegen würde.«

»Dann finde dort eine.«

»Merde

»Warte mal kurz.« Hinter Harry hörte Taylor Christopher etwas murmeln, aber Taylor konnte nicht verstehen, was er sagte.

»Taylor, Christopher hat eine Idee. Er sagt, es gibt einen wirklich sehr exklusiven Escortservice in Vegas.«

»Oh, kommt schon, Jungs, ich muss mit dieser Frau eine Weile verheiratet bleiben.«

Harry legte die Hand über das Handy, aber Taylor konnte ihn sagen hören: »Süßer, Taylor will nicht mit einer Professionellen verheiratet sein.« Mehr Gemurmel. »Okay, er sagt, diese Mädchen haben wirklich Klasse und werden nicht als Huren gebucht, sondern meist als ansehnliche Begleiterinnen. Außerdem, was hast du für eine Wahl, Liebes? Ich schätze, du kannst auch einfach eine der Tänzerinnen schnappen, sobald sie von der Bühne heruntersteigt.«

Taylor atmete hörbar aus. »Okay. Sag ihm, er soll mir die Nummer schicken.«

»Süßer, willst du das wirklich machen? Ich meine, fünfzig Millionen sind eine Menge Kleingeld, aber du verdienst doch nicht schlecht und hast ein angenehmes Leben. Willst du dir das wirklich mit diesem Schauspiel und den Lügen versauen? Ich meine, wie willst du auseinanderhalten, wem du was erzählt hast? Willst du unbedingt, dass dein Vater leer ausgeht?«

Oh verdammt. »Harry, ich habe keine Zeit, es dir zu erklären. Ja, ich will nicht, dass mein Vater das Geld bekommt. Aber noch wichtiger ist, ich dachte, ich bekomme es, und habe damit mehrere neue Jugendzentren in Auftrag gegeben, die bereits gebaut werden. Wenn ich das Geld verliere, na ja, ich weiß nicht, was dann passiert. Ich werde auf jeden Fall Schulden haben. Vielleicht sogar verklagt werden. Aber ich will, dass diese Kids ihre Zentren bekommen. Und ich glaube, mein Großvater hätte das auch gewollt. Merde

»Oh, Süßer, ich wusste, dein Vater ist anstrengend und nervig, aber ich hätte nie gedacht, dass er den Preis für den fiesesten Bastard des Jahres verdient.«

Taylor seufzte und versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die sich Bahn zu brechen drohten. Zur Hölle damit! »Ich auch nicht. Ich weiß, er mag mich nicht besonders, aber ich habe nicht gewusst, wie sehr er mich tatsächlich verabscheut. Egal, jetzt weiß ich es. Ich mache mich auf den Weg. Ich lasse Futter für Stony da, aber ich rufe noch einmal an, falls ich länger weg sein sollte als erwartet.«

»Warum, weil du noch ein Waisenkind adoptieren musst, um die Schallplattensammlung deiner Oma erben zu können?«

»Sei nicht so ein Klugscheißer.«

»Wir werden einen für dich mittrinken.«

»Macht sechs daraus. Die werde ich brauchen.«