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Alle Abenteuer des Uwe Reuss


Alle Abenteuer des Uwe Reuss


1. Auflage

von: Wolfgang Schreyer

18,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 12.05.2021
ISBN/EAN: 9783965214507
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 1270

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

3 Bücher in einem:
HAMBURG, FRÜHJAHR 1979.
Uwe Reuss, als Chef einer Nordsee-Bohrinsel kürzlich entlassen, nimmt die Suche nach der Tochter seines besten Freundes auf: Gina Dahlmann ist mit einem verheirateten Grundstücksmakler angeblich nach Übersee geflogen und dort verschollen. Amateurdetektiv Reuss folgt der verwirrenden Spur; doch was treibt ihn an?
Auf bizarren Umwegen endlich am Ziel, merkt Reuss, dass ihn, den Jäger, von den Gejagten wenig trennt. In der Weite des Ozeans und im Wagnis der Freiheit fühlt er sich den anderen - und dem Sinn seines
In seinem Fluchtgepäck, zufällig auf dem Flugplatz vertauscht, findet er statt der letzten jämmerlichen Habe einen Berg Bahama-Dollars? Den Koffer zurückgeben oder ihn als gerechten Ausgleich, als Geschenk des Schicksals nehmen? Er riskiert es in einer Schatzsuche, um aus dem kleinen Fund den großen Wurf zu machen, den Volltreffer seines Lebens?
Liegt da nicht an einem verlassenen Ort im Pazifik von alters her Piratengold? Und der Kirchenschatz von Lima, anno 1822 beim Rückzug der Spanier aus Peru versteckt? Dazu noch das Beutegut eines deutschen Hilfskreuzers, der hier im April 1916 nach erbitterter Gegenwehr sank? Ist die Karte von Isla del Coco authentisch, die das Versteck des Prisenguts nennt?
Schwungvoll beginnt Uwe Reuss mit Linda, seiner nächsten Partnerin, ein neues Leben. Sie fassen Fuß auf Navassa und betreiben dort ein Feriendorf. Bis es ihnen dämmert, dass dies nur fremde Interessen deckt: US-Rauschgift-Bekämpfer, internationale Drogenhändler, übermächtige Finanzjongleure oder Waffenschieber?
Da bleibt nur rascher Rückzug auf die friedliche Insel Grand Turk. Doch dem Spiel der Gewalten hält auch diese Ausweich-Existenz am Ende nicht stand. Wieder zieht die tragische Gestalt des Kubaners Sergio Figueras das Paar in den Strudel bitterer Ereignisse.
Die Suche
Der Fund
Der Verlust
Wolfgang Schreyer, geboren 1927 in Magdeburg. Oberschule, Flakhelfer, Soldat, US-Kriegsgefangenschaft bis 1946. Debütierte mit dem Kriminalroman „Großgarage Südwest“ (1952), seitdem freischaffend, lebte bis zu seinem Tod im Jahre 2017 in Ahrenshoop. 1956 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis für den Kriegsroman „Unternehmen Thunderstorm“. Schreyer zählt zu den produktivsten und erfolgreichsten Autoren spannender Unterhaltungsliteratur in der DDR, schrieb Sachbücher, Szenarien für Funk und mehr als zwanzig Romane mit einer Gesamtauflage von 6 Millionen Exemplaren.
Als Reuss eintrat, setzte Gina sich im Bett auf. Sie hatte noch nicht geschlafen, sondern wohl den rotbraunen Koffer mit dem Rest ihres Geldes bewacht. Das Telefonbuch lag neben ihr auf dem Nachttisch. Es war erstaunlich dünn. Auf South Caicos gab es knapp hundert Anschlüsse und auf Grand Turk, wo die automatische Vermittlung stand, bloß zweihundert mehr. Für die kleine Schar von Teilnehmern reichte ja solch ein Buch. Die übrigen Inseln des Archipels, Ferienparadiese in spe, entbehrten noch des Telefons, des fließenden Wassers und der Elektrizität. Reuss war bestens unterrichtet. Wer so im Bilde war wie er, der würde das Kind schon schaukeln.
„Was rät uns dein Sergio?“, fragte er behutsam.
„Tut mir leid, ich hab ihn nicht erreicht.“
„Kein Anschluss unter dieser Nummer?“
Gina, von seinem Atem berührt, verzog das Gesicht. „Doch. Nur Sergio selber ging nicht ran.“
„Vielleicht sitzt er wieder? Unser letzter Strohhalm! Lass mich mal versuchen.“
Da der Fußboden zu schwanken schien, setzte Reuss sich auf die Bettkante und griff nach Ginas Zettel. Es fiel ihm schwer, sich all die Ziffern einzuprägen, sie verwischten irgendwie, auch die Wählscheibe verschwamm, kaum dass er anfing, sie zu drehen. Bei der Vorwahl von Kingston, Jamaica, erhob sich ein Rattern, als stehe die Vermittlung auf Grand Turk unter Beschuss. Das Gefecht endete mit einem metallischen Seufzer, jemand hob ab. „Simmons. Wer spricht?“
„Jerry, bist du's?“ Der rothaarige schlampige Maat von der „Magic Xanthippe“ und der „Port of Spain“, den sie in Mexico geschnappt hatten. „Hier ist Uwe. Gib mir Sergio!“
„In welcher Angelegenheit?“ Simmons zierte sich wie eine Vorzimmerdame.
„O Mann, das fragst du? Wir sind völlig abgebrannt...“ Reuss stockte, ihm fehlten die Worte, sein Kopf war bestürzend leer. Wenn jemand in der Telefonzentrale des Hotels mithörte, klang „abgebrannt“ durchaus verräterisch.
„Ihr seid was?“
„Wir haben vierzigtausend Dollar verloren.“ Endlich die passende Umschreibung des Malheurs.
„Das muss aber ein dickes Portemonnaie gewesen sein.“
„Mehr sagst du nicht dazu? Wo finden wir euch?“
„Ruft noch mal an, Leute. Ich bin nicht befugt, euch seine Adresse zu geben.“
Dieser Hund. Während Reuss nach Worten suchte, klickte es in der Leitung. Das hörte er, doch es dauerte Sekunden, ehe ihm aufging, dass Simmons das Gespräch beendet hatte. Eine komplette Abfuhr. Nebel wallte, die billige Zimmereinrichtung versank, Reuss sah nur noch Gina, ihre schreckhaft geweiteten Augen und das künstliche Lächeln, mit dem sie sich gegen ihn wehrte. „Feine Freunde haben wir“, stieß er heraus. „Alles ist hin, durch sie...“ Die Früchte, wollte er hinzufügen, elf Jahre Schufterei auf Bohrinseln, doch er spürte, es würde ihm misslingen, den Satz sinnvoll zu beenden, sich überhaupt verständlich zu machen. Aber fühlte sie denn nicht auch so, wie ihm zumute war?
„Schlaf erst mal deinen Rausch aus“, sagte sie.
Er saß regungslos da, umfächelt vom Hauch der Klimaanlage, und Wut stieg in ihm hoch. „Ach, ich bin schuld, wie? Frag lieber mal dich, wo der Fehler liegt... Ihm um den Hals fallen, das hast du gekonnt. Hinter meinem Rücken Briefe schreiben. Mich zwingen, den Kerl, den er erledigt hat, mit ihm ins Meer zu schmeißen und ihm obendrein das Boot zu geben! Du hast mich zu seinem Komplizen gemacht. Und das, wo wir jetzt sind, ist die Quittung dafür.“
„Ist das alles?“, fragte sie. „Bist du fertig?“
„Noch lange nicht. Willst du mehr hören?“
„Ja, ehe du daran erstickst!“
Reuss fuhr zusammen, etwas bewegte sich am Rande seines Blickfelds, ein Nachtvogel am Fenster, eine Fledermaus oder der Pelikan, das elende Wappentier. „Na gut, Gina“, sagte er. „Du tust mir leid. Im Grunde bist du ein Playgirl, das nie erwachsen wird. Du hast keine Freunde, wie sich zeigt, bloß Spielgefährten. Dir hat es immer an Substanz gefehlt. Du hast einfach keinen Kern. Du bist ein verwöhntes Kind, Tochter eines Professors, die jeden Willen gekriegt hat. Die ihr Studium schmeißt und mit dem erstbesten Mann wegrennt. Erst Walter Lersch, dieser Windhund. Dann der große Sergio, der Lersch von Bord jagt und kaltblütig ertrinken lässt. Stets auf Seiten des Siegers! Sag mir, mit wem du schläfst, und ich sage dir, wer du bist.“
„In letzter Zeit mit dir!“
„Ja, mit mir, der ich zufällig zur Hand war und den Hampelmann spielen darf, bis der andere wieder zur Stelle ist... Wie würdest du das nennen? Es gibt ein Wort dafür.“

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