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Das Heim der Wölfe


Das Heim der Wölfe

Chronik der Vennatoren 1
1. Auflage

von: Stefan Deichert

4,49 €

Verlag: VSS-Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 21.04.2019
ISBN/EAN: 9783961271801
Sprache: deutsch

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Als Corvin Kramer, ein Lehrer der Gesamtschule in Hungen am ersten Schultag vom grausamen Mord an seiner Schülerin erfährt, versucht er mehr über ihren Tod herauszufinden. Seine Recherchen führen ihn zu der Geschichte einer Adelsfamilie, die als Werwölfe bereits vor über 500 Jahren in dieser Gegend lebten und in einer Nacht der Sommersonnenwende über 300 Einwohner abschlachteten.Viele Indizien häufen sich und in Corvin keimt langsam ein grauenhafter Verdacht. Tags darauf werden über ein Dutzend Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien in der Nähe der Schule gefunden. Alle Opfer stammten aus der näheren Umgebung von Hungen und verschwanden immer im Abstand von einem Jahr.Unabhängig von einander stoßen Corvin und seine neue Freundin Andrea fast zeitgleich auf die Wahrheit und damit auf die letzten Nachfahren der Adelsfamilie. Doch damit hatte Corvin nicht gerechnet.
Was ist Fiktion, was die Wahrheit? Diese Frage stellt sich immer wieder bei der Lektüre dieses Wetterau-Horrorromansa angesichts der detailgenauen Schilderung von Örtlichkeiten und geschichtlichen Ereignissen.
Der größte Teil der Örtlichkeiten, die in und um Hungen und Wölfersheim erwähnt werden, sind ebenso real, wie viele der historischen Begebenheiten, welche so nachzulesen sind. Natürlich sind die Morde in Hungen, das Gemetzel zur Sommersonnenwende im mittelalterlichen Hungen und die Adelsfamilie Niedersolm-Beundefels reine Fiktion.
Autor Stefan Deichert versteht es meisterhaft Realität und Fiktion zu einem spannenden Ganzen zu verweben.
Stefan Deichert ist seit zehn Jahren Lehrer für Haupt- und Realschulen an der integrierten Gesamtschule in Hungen.
Prolog
Die Bestie schlich beinahe lautlos durch das Unterholz am Rande des kleinen Wäldchens. Jeder Tritt ihrer mächtigen Pranken war sorgsam platziert. Nur sehr kleine Ästchen knackten unter der gewaltigen Statur der Kreatur, und deren Geräusch wurde augenblicklich zwischen Laub und Erdboden fast völlig erstickt. Die Blätter, die sie streifte, hätten vielleicht durch ihr leises Wispern ihren Aufenthaltsort verraten, aber in einer solchen frühsommerlichen Nacht zirpten die Insekten so laut, dass sich das Wesen scheinbar lautlos bewegte. Es war auf der Jagd. Es hatte bereits sein Opfer gefunden. Das Mädchen war nicht allzu weit von ihr entfernt. Es konnte sie aus dem Dickicht heraus sehen. Mehr noch: Es konnte sie beinahe fühlen. Es sah jedes noch so feine Härchen auf ihren Armen, es roch den Duft ihrer jungen Haut, ihrer frisch gewaschenen Haare, die ein wenig nach Shampoo und ein wenig nach Holzkohle rochen, es roch ebenso ihren Atem, eine Mischung aus Alkohol, Zigarette und Pfefferminz. Es konnte sogar ihr Herz schlagen hören! Und das alles auf diese Entfernung. Die Bestie liebte diesen besonderen Tag im Jahr. Alles war klarer, einfacher. Ihre Sinne waren um ein vielfaches geschärft, ihre Kraft und Ausdauer um ein vielfaches gesteigert. Sie konnte sogar das Blut des Mädchens wittern. Für einen normalen Menschen roch und schmeckte Blut nach Kupfer – metallisch, in größeren Mengen wird vielen Leuten alleine von dem Geruch schlecht. Für die Bestie hingegen war dieser Duft das reinste Aphrodisiakum. Sie empfand es als eine Mischung aus einem guten, trockenen Rotwein und Rosenwasser. Das monströse Wesen sah das Mädchen vor sich auch nicht länger als attraktiven Teenager, die sie war, sondern vielmehr als Erfüllung ihres Verlangens. Es hatte sie buchstäblich zum Fressen gern.

Eine typische Nacht zum Sommeranfang in Mittelhessen. Bis jetzt hatte man schon ein paar einzelne, wirklich schöne, sonnige Tage dieses Jahr erleben dürfen. Tage an denen die Limonade aus dem Kühlschrank etwas besser schmeckte als sonst, Cabriolet fahren einfach nur Spaß machte und man am liebsten den ganzen Tag im Schwimmbad verbringen möchte, um sich die wärmenden Strahlen auf den Bauch brennen zu lassen und ab und zu zum Abkühlen ins feuchte Nass zu springen. An solchen Tagen fühlte sich alles ein wenig wie Urlaub an. Diese Art von Tage waren aber bisher noch etwas spärlich und daher umso wertvoller, und bis jetzt hielt sich auch die Wärme solcher Tage noch nicht in der Nacht. Kaum verschwand die Sonne am Horizont, fiel auch augenblicklich das Thermometer um einige Grad. Nicht, dass es in dieser Nacht wirklich kalt war, aber warm ist etwas anderes. Vor allem, wenn ein leichtes Lüftchen wehte, kam man schnell ins Frösteln und nur die direkte Hitze des Feuers hielt einem die Vorderseite warm, während der Rücken kalt blieb.
Auf diese Wärme musste das Mädchen jetzt verzichten, als es sich langsam von der Feier entfernte und sich nur von wenigen Anwesenden verabschiedete. Die siebzehnjährige Yvonne, die gerade vor einer Woche ihren Geburtstag gefeiert hatte, wankte ein klein wenig auf dem Weg nach Hause. Die Feier war noch in vollem Gange, man konnte die Glut des großen Feuers noch tiefrot hinter den Kiefersträuchern vor dem Festplatz erkennen, aber sie entschied, sie habe schon ein Glas zu viel Hugo getrunken. Den Wodka-Energie am Ende hätte sie aber auf jeden Fall weglassen sollen. Oh Gott, was würden ihre Eltern sagen, wenn sie sie so sähen. Aber was sollte sie schon tun, wenn ihr Freund Marvin ausgerechnet am Abend vorher mit ihr Schluss gemacht hatte, dieser Arsch. Ihr Plan war eigentlich ihn auf diesem Fest zurückzuerobern, denn sie wusste genau, dass er da sein würde. Ihre Taktik bezog auch ihr neues Kleidungsstück mit ein: ein kurzes Stretchkleid in bordeauxrot mit silbernen Applikationen, das ihre sportliche Figur betonte und mit dem weiten Ausschnitt ihre bereits voll entwickelten Brüste gekonnt in Szene setzte. Sie trug dazu die schwarzen Wildlederpumps, die zum einen Marvin so gefielen und zum anderen ihren Körper beim Gehen streckte und ihre Beine noch länger wirken ließen. Eine doch eher etwas unpraktische Kleiderwahl für so ein Fest, zumal jetzt am Ende des Abends das Kleid nach Rauch roch und ihre Schuhe völlig verdreckt waren, aber: Sie wollte mit allem kämpfen, was ihr zu Verfügung stand. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass ihr Angebeteter die meiste Zeit des Abends etwas abseits der Feierlichkeiten mit ihrer (jetzt wohl ehemaligen) besten Freundin Tabea in einer anregenden Unterhaltung vertieft war, während sie sich bei dieser Lagerfeuerstimmung geradezu gebannt in die Augen sahen und sich wie zufällig immer wieder berührten. – zum Kotzen!!! Also hatte sie sich an ihre Freundinnen gehalten und ihren Kummer auf eine der ältesten Arten der Welt gemildert: Alkohol und Nikotin. Aber wo hatte sie denn jetzt ihr Handy gelassen? Sie hielt an und suchte verzweifelt im Dunklen nach ihrem Telefon in ihrer großräumigen, schicken Handtasche, die sie sich bei ihrem letzten Urlaub in Venedig von einem Straßenhändler gegönnt hatte. „Scheiße“, entfuhr es ihr lallend, nachdem sie einige Zeit erfolglos in ihrer Tasche herumgewühlt hatte und leicht vor und zurück wankte. „Was mach ich´n jetzt?“ Ihre Mutter stand auf Abruf bereit sie auch zu später Stunde von diesem Fest abzuholen. Yvonne war sich bewusst, dass dieser Fahrservice wohl bald vorbei sein würde, wenn sie nächstes Jahr alleine ein Auto fahren dürfte. Doch bis dahin durften ihre Eltern noch ein wenig bluten. Aber wenn sie ihr Handy nicht fand, um zuhause anzurufen, würde sie, ob sie wollte oder nicht, nochmal zurückgehen müssen, um entweder jemanden zu finden, der sie fuhr, oder sich zumindest ein Handy ihrer Freundinnen zu leihen. Denn von hieraus nach Villingen zu laufen war vor allem in diesen Schuhen einfach zu weit.
Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich plötzlich beobachtet und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Ein tiefes Grollen ließ sie aufschrecken. Ein Geräusch wie der V-8 Motor eines amerikanischen Muscle-Cars in einer Tiefgarage, nur sehr viel leiser. Irritiert schaute sie sich um. Woher kam das? „Hallo?" Wie eingefroren blieb sie stehen und bewegte sich nicht mehr: „Halloho?" Für einen Moment hielt sie den Atem an und starrte mit zusammen gekniffenen Augen in die Dunkelheit. Zunehmend fühlte sie sich unwohler. Irgendetwas war dort draußen. „Das is echt net witzig!“ Langsam bildete sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn, ihren Handflächen und ihren Oberarmen. Niemand antwortete. Nur die Grillen zirpten ihre Melodie und Yvonne lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie spürte die Gefahr, doch das konnte auch nur vom Alkohol kommen, oder war es einfach nur Paranoia? Wollte Marvin ihr vielleicht einen letzten Streich an diesem Abend spielen? Hatte es nicht gereicht ihr das Herz zu brechen und sich hier noch mit ihrer Freundin über sie lustig zu machen? Konnte er sie nach all dem nicht einfach in Ruhe lassen?
Dann brach ein dunkler, riesiger Schatten aus dem Wäldchen hervor, schnell, nahezu lautlos aber präzise. Der gekonnte Angriff eines Jägers, eines Raubtieres, eines Killers. Yvonne hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit laut zu schreien. Sie holte Luft und öffnete weit den Mund, um die Energie in ihren Lungen schlagartig frei zu setzen, doch in diesem Augenblick war das Monster bereits über ihr und zerriss ihr mit einem schnellen, lautlosen Hieb die Luftröhre. Alles was sie noch wahrnahm, war der faulige Atem, die rotgrauen Augen und die unglaublich großen Zähne der Bestie. Dann wurde um sie herum langsam alles stiller und dunkler, als würde man die Welt und ihre Sinne in immer mehr Lagen Watte packen. Alle Farben verloren allmählich an Intensität und wurden zu verwaschenen Grautönen. Ihr Verstand schien müde zu werden, sie fühlte ihr warmes Blut an ihrer ansonsten immer kälter werdenden Haut kleben und das Letzte, das Yvonne in ihrem Leben dachte, war: >Was werden meine Eltern sagen?< Dann umfing sie die ewige Stille, während das Wesen begann seinen Appetit an ihr zu stillen.


Anspiel

Furchtbare oder tragische Begebenheiten werden sehr schnell zu Geschichten. Einige Geschichten werden im Laufe der Zeit zu Legenden und manche dieser Legenden werden mit etwas Glück zu Horror-Romanen oder sogar zu Hollywood-Blockbustern. Diese Romane oder Filme werden von verschiedensten Schriftstellern oder Regisseuren immer weiter verändert und nehmen immer skurrilere Formen an, aber unter dem Strich haben sie oft einen gemeinsamen Ursprung oder sogar einen wahren Kern.
Ich war schon als Kind von solchen Gruselgeschichten fasziniert. Ich verbrachte viel Zeit mit dem Lesen unterschiedlichster Horrorromane. An kalten und dunklen Januartagen, wenn die Welt so scheint, als ob sie nicht richtig wach werden will, alles etwas träge und lustlos auf einen wirkt, der Wind heulend durch sämtliche Ritzen des Hauses weht und der graue Schnee alles unter einer eisigen Decke begräbt, machte ich es mir oft zuhause auf der Couch bequem, schaltete nur eine Leselampe an, stellte Chips und Cola bereit und widmete mich meinen Büchern. Oder während sich alle im Bus bei einem Schulausflug oder einer Klassenfahrt über Musik oder die neuesten Actionfilme oder Comics unterhielten, saß ich immer hinten auf der letzten oder vorletzten Bank in mein Taschenbuch vertieft. Für eine kleine Weile war ich nicht Teil dieser Welt, nahm die Vibrationen des fahrenden Busses genauso wenig wahr wie das Geschrei und das Herumgestikulieren meiner Klassenkameraden und Freunde. Für diese kurze Zeit tauchte ich in eine andere Welt ein. Inspiriert durch die Worte auf den Seiten des Buches und zum Leben erweckt nur durch meine eigene Phantasie. Auch wenn ich eine Geschichte schon zum vierten oder fünften Mal gelesen hatte, ließen der Zauber und die Spannung nicht nach. Die Bilder, die in diesen Geschichten heraufbeschworen wurden, ließen mich frösteln. Manche detaillierte Beschreibungen wollte ich gar nicht lesen, geschweige denn es mir vorstellen, aber ich konnte nicht anders, genauso, als wenn man sich im Kino oder Abends vor dem Fernseher die Hände vor die Augen schlägt, wenn das Monster sein nächstes Opfer auf möglichst kreative und blutrünstige Weise zur Strecke bringt. Man hat zwar die Hände vor den Augen, späht aber trotzdem zwischen den Fingern hindurch.
Das bedeutete aber nicht, dass ich in meinem Leben nur in diese Welten abdriftete, wie es heute wohl einige Jugendliche in ihre virtuellen Fantasy- oder Ego-Shooterwelten auf dem PC tun. Es gab natürlich auch für mich ganz konkrete Probleme und Herausforderungen ohne einen maskierten, unsterblichen Serienkiller mit Machete, Klingenhand oder Kettensäge. So war mir immer klar, dass es keine Dämonen, parasitäre Aliens oder Monster aus anderen Dimensionen oder den unergründlichen Tiefen des Meeres gibt. Doch die Faszination für all die grauenerregenden Wesen, Kreaturen und Dämonen ließen mich Zeit meines Lebens nicht los. Im Gegenteil: so wie meine eigene Roman- und Filmsammlung wuchs, so steigerte sich bei mir auch das Interesse an diesen blutrünstigen Monstern selbst. Meine Freizeit verbrachte ich unter anderem des Öfteren damit, dem Ursprung dieser Legenden über solche Wesen nachzuforschen.
Aber mein besonderes Interesse galt vor allem den, wie ich sie nenne, drei Großen des Horrorgenres. Die drei wohl bekanntesten, beliebtesten und wohl auch am häufigsten beschriebenen und verfilmten Kreaturen aus der Welt des Grusels, Horrors oder Splatters. Wenn Sie die Leute auf der Straße zum Thema Horror befragen, werden Sie Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit an erster Stelle eine dieser Monstrositäten nennen, statt den bereits erwähnten soziopathischen Serienkiller, Außerirdischen oder Dämon.
Die wohl bekannteste Bestie dürfte wohl der Hominus Nocturnus sein – der Vampir! Über die genaue Herkunft des Wortes sind sich die Forscher nicht ganz einig, da es auch in den verschiedenen europäischen und asiatischen Regionen unterschiedliche Schreibweisen und Aussprachen des bei uns geläufigen „Vampir“ gibt. Doch wahrscheinlich hat es die Bedeutung aus dem mazedonischen Raum und heißt so viel wie „geflügeltes Wesen“.
Der Siegeszug dieses Roman- und Filmmonsters begann wohl unbestritten mit dem Roman des in Irland geborenen Schriftstellers Bram Stoker, der am 18. Mai 1897 die gleichnamige Geschichte über den Patriarchen des Vampirtums „Dracula“ veröffentlichen ließ. Die Vorlage für seine Figur lieferte ihm die Legende des rumänischen Fürsten Vlad III. Drăculea. Der 1431 im Landstrich Siebenbürgen (damals Transsilvanien) in Rumänien geborene Vlad Basarab gelangte zu Ruhm und Ansehen durch seinen Widerstand gegen das Osmanische Reich. Durch seine grausame Form der Hinrichtung seiner Gegner erlangte das Ordensmitglied des Drachen (dracul) nach seinem Tod den Beinamen Țepeș - der Pfähler, da er seinen besiegten Gegnern einen langen Holzpfahl senkrecht durch den gesamten Torso stoßen ließ. Die so zum Teil zu hunderten aufgestellten Opfer sollten als Abschreckung dienen. Im Lauf der Zeit wurde aus dem rumänischen Fürsten ein Graf und aus dem Beinahmen des Fürsten für grausam oder Drachen (Drăculea) eben Dracula! Seitdem zogen unzählige Formen von Untoten ihre blutige Spur durch die Literatur der Neuzeit.
Doch die Geschichte des Vampirs ist viel älter! Es gab ihn schon lange bevor Schriftsteller und Hollywood ihn mit Knoblauch, Silber, christlichen Symbolen und Tageslicht bekämpften und in ihm eine Geldquelle entdeckten. Das Meiste zum Thema Vampir erfuhr ich komischerweise auf der Uni. In meiner Zeit als Lehramtstudent besuchte ich ein Seminar bei meinem Geschichtsprofessor Herr Seule-Carlson mit dem Titel: Prolegomente zum Vampirismus. Das hat mich sicher nicht zu einem besseren Lehrer gemacht, aber ich fand es dennoch lehrreich und hochinteressant. Zumal eine solche Lehrveranstaltung meinen Interessen an Horrormythen entgegen kam.
Die erste dokumentierte, angebliche Vampirsichtung stammt bereits aus der ersten Jahrtausendwende. Besagtes Schriftstück wurde in Irland verfasst. Hier war von sündhaften Verstorbenen die Rede, die vor allem in Zeiten großer Seuchen wie der Pest nach ihrem Begräbnis viele weitere Familienmitglieder mit in den Tod rissen, ohne dass Krankheitssymptome bei diesen zu finden gewesen wären.
Aus einigen dieser vermeintlichen Vampirgräber vernahm man ein lautes Schmatzen und so entschloss man sich, das jeweilige Grab zu öffnen. Der Anblick ließ einem das Blut in den Adern gefrieren: Ein aufgedunsener Körper, dessen Leichentuch oft blutverschmiert und der eigene Körper nicht selten angefressen war. Nach Meinung der Menschen dieser Zeit verspeisten sich die Vampire, da sie sich nicht selbst aus ihrem Grab befreien konnten, Stück für Stück selbst.
Wie sollte man nun über diese teuflische Plage Herr werden? Vorbeugend zerteilte man bei dem Begräbnis eine Geldmünze, um dem Verstorbenen die eine Hälfte, unter seine Zunge legend, mit ins Grab zu geben, während man die andere Hälfte über der eigenen Haustür einmauerte. Dies sollte den Untoten vom eigenen Haus fernhalten. Trieb der Untote dennoch sein Unwesen, versuchte man dem Körper endgültig durch einen Pflock ins Herz die dämonische Kraft zu rauben. Sollten jetzt die Untaten an den Familienmitgliedern immer noch nicht aufhören, wurden die Mittel drastischer: Das Abschlagen des Kopfes oder gleich eine komplette Verbrennung galt in diesen Fällen als die einzigen wirkungsvollen Methoden.
Auch in diesen ersten Legenden gab es schon die Vorstellung, dass Menschen, die durch einen Vampir gestorben sind, selbst zu solchen Untoten werden. Doch anders als Bram Stockers Roman und Hollywood nach ihm uns glauben machen wollte, dass für eine Verwandlung das Blut der Vampirs notwendig sei, erzählen einige ältere Geschichten, dass das Vampirblut eine gegenteilige Wirkung hatte und den Infizierten heilen konnte. So backte man Brot, das mit dem Blut des krankheitsübertragenden Vampirs versetzt war. Aß man davon, konnte man geheilt werden.

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