Details

Der Normanne, der Knappe und das verschenkte Schwert


Der Normanne, der Knappe und das verschenkte Schwert

Historischer Roman
1. Auflage

von: Claudia Speer

3,99 €

Verlag: Burgenwelt
Format: EPUB
Veröffentl.: 26.01.2017
ISBN/EAN: 9783943531619
Sprache: deutsch

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Guy of Gisborne hat gerade seinen gefährlichen Auftrag im Schwarzwald überstanden und träumt davon, Jakob, seinen Übersetzer, zum Knappen zu machen, als sich bereits neuer Ärger auftut.

Während der aus seiner Heimat verbannte Normanne an Plänen für seine Zukunft feilt, treffen Guy of Gisborne und Jakob auf den mysteriösen Adelphos, dessen Geheimnis sie bald in ernsthafte Scherereien verwickelt. Als wäre das nicht genug, bietet eine Königin Gisborne einen Schatz an, der es ihm möglich machen würde, seine Verbannung zu beenden. Allerdings ist die dafür erwartete Gegenleistung alles andere als einfach und schnell erbracht: Er muss den Sohn der Königin aus Burg Alt Ems befreien ...

Nach »Der Auftrag des Normannen« ist dies Claudia Speers zweiter historischer Abenteuerroman um den herrlich verschrobenen Ritter Guy of Gisborne und seinen Schreiberling Jakob.
Guy of Gisborne hat gerade seinen gefährlichen Auftrag im Schwarzwald überstanden und träumt davon, Jakob, seinen Übersetzer, zum Knappen zu machen, als sich bereits neuer Ärger auftut.

Während der aus seiner Heimat verbannte Normanne an Plänen für seine Zukunft feilt, treffen Guy of Gisborne und Jakob auf den mysteriösen Adelphos, dessen ...
Claudia Speer wurde 1967 geboren und hat in Pforzheim Schmuckdesign studiert. Im Jahr 2012 besuchte sie einen Schreibworkshop, der ganz unerwartet eine Leidenschaft entfachte und ungeahnte Talente offenlegte. Seitdem ist das Schreiben aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. Schnell stellte sich mit Veröffentlichungen in Anthologien und bei der Teilnahme an Literaturwettbewerben auch der Erfolg ein. Mit »Der Auftrag des Normannen« gelang ihr ein hochspannendes, von sprachlicher Dichte geprägtes und mit ausgefeiltem Wortwitz gespicktes Roman-Debüt. Nun legt sie mit »Der Normanne, der Knappe und das verschenkte Schwert«, dem zweiten historischen Abenteuerroman um den herrlich verschrobenen Ritter Guy of Gisborne und seinen Schreiberling Jakob, in gewohnt erfrischender und unterhaltsamer Art nach.
Kapitel 1 – Sündige Verlockung
(Allerheiligen Anno Domini 1197)

Guy hörte das helle Klingen von Hämmern, die Meißel in Stein trieben. Schemenhaft tauchte die Stadtmauer von Etiningem vor ihnen auf. Das Tal lag an diesem kaltfeuchten Spätnachmittag im Nebel, der langsam die Hänge des angrenzenden Waldes hinaufstieg, als er und Jakob den Swarzwald hinter sich ließen. Jede Menge Furchen zerschnitten die Straße entlang des kleinen Flusses Alb. Ein Zeichen für eine umtriebige Stadt, der vom Kaiser vor wenigen Jahren Marktrechte gewährt worden waren. Auf den Türmen brannten Fackeln.
Der feine Niederschlag des Nebels sammelte sich auf den Mähnen der Pferde zu Perlen, die herabglitten und auf dem Boden zu kleinen Fontänen zersprangen. Kälte kroch in Guys Glieder und gab dem Schmerz seiner jüngsten Verletzungen Nahrung. Bald bist du nicht mehr nur ein mittelloser, sondern auch ein alter Ritter, dachte er bei sich. Selbst sein schwarzes Ross schlug missmutig mit dem Kopf. Hinter sich hörte er Jakob schimpfen. Guy zügelte den Hengst und wartete, bis sein Schreiberling zu ihm aufgeschlossen hatte. Der Junge saß wie ein Sandsack auf dem Braunen, während er das Packpferd mehr schlecht als recht am Strick hinter sich herzerrte. Reiten war nicht des Schreiberlings Stärke. »Hample nicht so herum. Du machst das Tier ja taub im Maul.«
Es kam wie es kommen musste, der Wallach, bepackt mit dem Wenigen, das Guy noch geblieben war, stemmte die Hufe in den weichen Grund und machte einen langen Hals, um möglichst wenig Zug im Maul zu bekommen.
»Ihr habt leicht reden. Sitzt da auf Eurem feinen Schlachtross und überlasst mir die Plackerei.« Jakobs Schenkel zappelte an der Flanke hin und her, weshalb das Pferd versuchte, auszuweichen. Dadurch bekam der Junge langsam aber sicher Schlagseite. »Nein! Nicht da lang, du Mistvieh.« Mit einem Aufschrei landete Jakob auf der Straße. Dummerweise steckte ein Fuß im Steigbügel fest, und während sein Reittier weiter vor Jakobs Gezeter und Hilferufen zurückwich, spannte es den Schreiberling gewissermaßen zwischen beiden Tieren auf, da der Junge die Zügel des Packpferdes nicht aufgeben wollte.
Das war nicht mit anzusehen. Guy ließ den Hengst rückwärts gehen und angelte sich die fallengelassenen Zügel des Reitpferdes. »Ruhig Brauner. Ich weiß, du würdest den Tölpel gerne zu Tode schleifen, aber ich brauche ihn noch.«
Er beugte sich hinab und befreite Jakob, der unsanft mit dem Hintern auf den Boden plumpste. »Au! Wie herzerfrischend besorgt Ihr um mich seid.« Jakob funkelte ihn wütend an, während er sich auf die Beine kämpfte. »Wirklich! Zuvorkommend, wie immer. Und das, nachdem ich Euch vor Kurzem erst das Leben gerettet habe. Danke auch, Sir Gisborne.«
Guy wendete sich ab, denn er musste grinsen, wie meist, wenn sich Jakob zum Narren machte. Sein Schreiberling war im Recht. Ohne Jakobs Übersetzungskünste und dessen Mut, wäre ihr Abenteuer in Phorzein schlecht für Guy ausgegangen.
Seine Hand strich über die Seite seiner Brust, die von Dornhalls Messer durchdrungen worden war. Aber er wollte Jakob nicht ermutigen noch aufmüpfiger zu werden, als es schon der Fall war.
Der Hengst tänzelte. Er wollte weiter, witterte das Ende des Ritts, eine Schütte Hafer und das duftende Heu eines trockenen Stalls. »Du bist ein Jammerlappen, Jakob.« Guy warf ihm die Zügel zu und lenkte seinen Schwarzen in Richtung Stadt. Er sehnte sich nach einem Becher ordentlichen Weins, wohlwissend, dass er derartiges in der Gegend selten finden konnte. Die Gerstensäfte waren mitunter genießbar. Er hatte sich schon fast daran gewöhnt. Sobald er jedoch eine brauchbare Sorte Wein entdeckte, kaufte er gleich mehrere Krüge ein. Jedenfalls bisher. Bedauerlicherweise war sein Vorrat an Silbermünzen zusammengeschrumpft. Außerdem mussten sie sich beeilen, wenn sie die Alpen vor dem ersten Schnee überqueren wollten. Guy rechnete sich gewisse Chancen aus, in der Lombardei unter den streitsüchtigen Stadtstaaten und Fürstentümern seine Geldreserven aufzufrischen.
Jakob kletterte auf den Pferderücken zurück. »Meint Ihr, Schwester Elisabetha und Sieglind werden in Frauenalb zurechtkommen?«
Daher wehte also der Wind. Die Grübelei war eine Nachwirkung des Kusses, den die Nonne seinem Schreiberling gegeben hatte. In Guys Augen eine billige Entlohnung, da Jakob sein Leben für ihre Tochter riskiert hatte. »Abt Sebastianus hat, so denke ich, ein wachsames Auge auf sie.«
»Ja, aber nicht jeder ist geschaffen für ein solches Leben, Herr. Das habt Ihr selbst gesagt.« Jakob sprach wohl eher von sich selbst, denn er hatte dem Klosterleben, gegen den Willen seiner Familie entschlossen den Rücken gekehrt. Eine mutige Tat für einen Jungen, der sich bis vor Kurzem für unfähig hielt, seine Fäuste einzusetzen. Ein Mut, der ihn schneller in Gottes Himmelreich befördern konnte, als ihnen beiden lieb war, solange er ohne Ausbildung blieb. Seit Phorzein liebäugelte Guy mit dem Gedanken, den Schreiberling als Knappen zu unterweisen.
»Ob dafür geschaffen oder nicht, die beiden haben keine Wahl.« Er warf einen kurzen Blick in Jakobs Gesicht, der seine Unterlippe unzufrieden nach vorne schob. Was für ein Kindskopf! Mit vierzehn galt man als Mann. Guy hätte in diesem Alter alles gegeben, um endlich von der Kette gelassen zu werden, doch sein weiser Vormund hatte ihn zurückgehalten. Zwei Jahre später durfte er endlich in seine erste Schlacht ziehen, um den Tod seiner Familie zu rächen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nur sein Erbe konnte er dabei nicht zurückgewinnen. Er musste von vorne anfangen. Vor dem Ritterschlag und der Schlacht standen lange Jahre harter Übungen an allen Waffen. Abläufe mussten so lange wiederholt werden, bis man sie im Schlaf beherrschte, denn der Kopf verlor zu leicht den Überblick. Wehe dem, der im Kampf Mann gegen Mob anfing zu denken. Anders beim Kampf Mann gegen Mann. Da gehörten ein kühler Kopf und etwas Grips dazu. Jakob brachte möglicherweise alles mit – außer dem nötigen Selbstvertrauen.
Den Sohn eines Kaufmanns in seine Dienste zu nehmen, verstieß gegen die Regeln. Doch Guy pfiff auf Traditionen, die ihm keinen Nutzen brachten, und hielt sich an jene, die ihm sinnvoll erschienen. Ein König konnte besonders herausragende und mutige Kämpfer adeln. So hatte sich das Rittertum entwickelt. Der vererbbare Titel kam erst später. Jakob hatte das Zeug dazu. Er konnte aufsteigen. Doch es würde ein steiniger Weg werden.
Nicht nur für Jakob, auch für Guy, der seinem langen und bitteren Abstieg ein Ende setzen wollte. In Phorzein verpasste er seine bisher beste Chance nach seinem Scheitern im Sherwood Forest, nicht nur seine Verbannung aufzuheben, sondern auch seinen Besitz zurückzuerhalten. Er hatte sie sich wie Wasser durch die Finger rinnen lassen und stattdessen einem Kind das Leben gerettet. Warum hatte er nicht ein klein wenig an sich selbst gedacht? Was nutzte ihm ein Schulterklopfen, oder ein wohlmeinendes Nicken? Das Leben schenkte einem nur selten etwas. Und er hatte seine Chance weggeworfen. Der Gedanke machte ihn schwermütig. Würde er jemals wieder nach Hause kommen? Was blieb ihm noch, als in der Fremde auf einem Schlachtfeld zu sterben?
»Ich werde sie vermissen.« Jakob stieß einen Seufzer aus.
»Du solltest die beiden vergessen, Schreiberling. Damit ist allen am meisten gedient«, knurrte Guy griesgrämig.
Der Nebel wurde durchlässiger. Hinter der Stadtmauer stiegen die Rauchsäulen der Herdfeuer kaum über die strohgedeckten Dächer hinaus. Das Tor auf der anderen Seite einer Holzbrücke stand einladend offen. Guy kannte solche Konstruktionen. Die Brücke war mit wenigen Hammerschlägen zum Einsturz zu bringen und machte es etwaigen Angreifer schwerer, sich der Stadt zu bemächtigen.
Das Klappern der Hufe scheuchte einen krummbeinigen Mann mit grauem Bart und einem Spieß aus der Wachstube. »Halt! Was ist Euer Begehr?«
Guy gab Jakob einen Wink. Der Schreiberling rollte mit den Augen und übernahm das Sprechen. »Gott zum Gruß. Ritter Gisborne und meine Wenigkeit suchen Obdach auf dem Weg nach Süden. Meint Ihr, wir werden es schaffen, die Berge vor dem Winter zu passieren?«
Der Mann zog Schleim den Rachen herauf und spuckte aus. »Seh ich aus, als könnt ich hellsehen. Ritter Gisbert? Wo kommt er her, der feine Herr? Hat er das Kreuz genommen? Dann kommt er zu spät. Der Kaiser ist tot. Was man so hört, findet kein weiterer Kreuzzug statt. Wie auch? Der zweijährige Friedrich kann das Kreuz ja nicht tragen.« Der Wachmann fand sein Gerede witzig. Er legte beim Lachen den Kopf so weit in den Nacken, dass Guy die gelben Zähne zählen konnte.
Jakob übersetzte die lange Rede des Wächters in bemerkenswerter Kürze. »Er will wissen, wo wir herkommen, Herr, und hält uns für Kreuzritter.«
Wörter wie ,Kaiser‘ oder der Name von dessen Sohn Friedrich waren Guy vertraut. Genauso verstand er den Ausdruck ‚bewaffnete Wallfahrt‘ und ‚Heiliges Land‘, oder das überhebliche Getue. Es war nicht zu übersehen welches Selbstbewusstsein diese Städter entwickelten. »Hat der Tölpel mich gerade Gisbert genannt? Tsts, aber warum nicht? Nicht jeder Bauer muss wissen, was ich plane. Sag ihm, wir sind den Rhin entlang geritten.«
»Warum lügen? Wir suchen keinen Erben des Kaisers mehr.« Jakobs Missbilligung war deutlich zu hören.
Guy zuckte mit den Schultern. »Wir sind lediglich ein paar Meilen von Phorzein entfernt. Falls es einen weiteren Mann wie Dornhall gibt, ist es sicherer, die Spur weiterhin zu verwischen.«
Jakob schnitt eine Grimasse. »Kein Mensch wird Euch mehr Glauben schenken, wenn Ihr selbst an Allerheiligen Lügen erzählt. Denkt Ihr nicht an die Höllenqualen, die Euch das bescheren wird?«
Eine Moralpredigt von seinem Schreiberling fehlte Guy gerade noch zu seiner schlechten Stimmung. Er hatte in Frauenalb schon die Kirche besucht und damit entschieden genug Zeit auf den Knien verbracht. »Was zur Hölle geht dich mein Seelenheil an? Frag sofort nach einer Unterkunft und zeig dich mir gegenüber respektvoller. Schließlich bist du mein Knappe!«

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