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Meister Bertram


Meister Bertram

Ein Künstlerroman
1. Auflage

von: Ingrid Möller

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 25.09.2014
ISBN/EAN: 9783956550652
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 346

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Dieses Buch, das dem Leben und der Kunst von Meister Bertram, einem der bedeutendsten Maler der Gotik, gewidmet ist, beginnt mit einem Wunder, mit einer Vision des Bruders Meinardus, von der er seinem Prior im Hamburger Johanniskloster berichtet:
Das Wichtigste kommt erst! ... Abermals hörte ich eine Stimme, eine sehr klare weibliche Stimme: >Noch sollst du mir Diener sein auf der Erde. Warte deine Zeit ab!< Danach verdunkelte sich die Glut des Feuerballs, und in seiner Mitte erschien mir ganz deutlich die Gestalt der Jungfrau Maria, und siehe: sie hatte die gleiche Gestalt wie auf jenem Bilde! ... Wie der Maler das wissen konnte! ... Ich grüßte sie voll Ehrerbietung, jedoch wie eine Bekannte und Vertraute, denn jetzt wusste ich, es war der Lohn für meine Treue, dass sie mir selbst erschien. Und sie war eins mit dem Bilde, das mir tagtäglich mehr Trost gewährte als alle Gebete und Litaneien, allein durch den lieblichen Anblick.
Dieses Marienbild hat Meister Bertram gemalt, der sich über dessen große Wirkung wundert: Er am wenigsten kann glauben, dass ein Bild, das er mit seinen Händen gemalt hat, imstande sein soll, ein Wunder auszulösen. Immer wieder muss er bei der Arbeit verstohlen auf diese Hände sehen, die keineswegs blass, feinnervig und durchgeistigt aussehen, sondern derbknochig, gerötet und kurzfingrig — wie es seiner gedrungenen Gestalt entspricht. Man sieht ihnen an, dass sie an festes Zupacken gewöhnt sind. Es sind die Hände eines Handwerkers, der seinen sicheren Platz mitten im Leben und auf der Erde hat.
Meister Bertram will jedoch genauer wissen, was es mit dieser Wunderwirkung auf sich hat, beschließt sofort ins Kloster zu gehen, und lernt dort Bruder Meinardus kennen. Später wird er dem Dominikaner noch zweimal wiederbegegnen – allerdings unter ganz anderen Umständen. Durch Meinardus lernt er auch die junge Nonne Clarissa kennen, die ihn um einen ganz besonderen Gefallen bittet. Einfluss auf sein Leben nimmt auch der alte Prior, der den Künstler zu einer Pilgerreise nach Rom drängt. Aber gerade dadurch setzen sich ganz neue Gedanken und Kunstauffassungen im Kopf des Malers fest und bestimmen seine Arbeit an einem Altar für das Kloster in Buxtehude, wo Clarissa lebt.
Ein Hauptwerk des Künstlers, der „Grabower Altar“, kann in der Hamburger Kunsthalle bewundert werden. 1726 hatte die Kirchengemeinde St. Petri den Altar der Stadtkirche in Grabow übergeben, die nach einem Brand schwer beschädigt war. 1903 kehrte er in die Hansestadt zurück.
Geboren 1934 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).
Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität BerIin. Diplom, Promotion zumn Dr. phil.

1965-69 Redakteurin am Lexikon der Kunst, HU Berlin.
1973-84 Leiterin der Graphischen Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin.
Ausstellungsbetreuungen u.a. in Japan, Mexiko und Estland.
Studienaufenthalte in Holland, Frankreich, England, Irland, Skandinavien, Italien und den USA
Verheiratet seit 1955, drei Kinder, vier Enkel.
Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin.
Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und im Friedrich-Bödecker-Kreis.
Auszeichnungen:
Franz Bunke-Preis 1991 (Hamburg),
Peter-Härtling-Preis 1994 (Weinheim).
Bibliografie (Auswahl):
Das Haus an der Voldersgracht. Ein Vermeer-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1977,
Meister Bertram. Ein Künstlerroman. Prisma-Verlag, Leipzig 1981,
A. v. Ostade. Radierungen, eigene Bestände im Staatlichen Museum Schwerin. Staatliches Museum, Schwerin 1985,
Die Woge. Ein Hokusai-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1988,
Das mecklenburgische Reutergeld von 1921. Ein kulturgeschichtliches Kuriosum. Stock und Stein, Schwerin 1994,
Ein Schmetterling aus Surinam. Die Kindheit der Maria Sibylla Merian. Beltz und Gelberg, Weinheim 1995,
Wetterleuchten über Isenheim. Ein Grünewald-Roman. Fouqué-Literaturverlag, Egelsbach/Frankfurt am Main 2002,
Schwerin. Hinstorff, Rostock 1998,
Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1999,
Reisefieber-Fieberreisen. Helms, Schwerin 2004,
Quintessenzen. Gedichte. Edition Nordwindpress, Hof Grabow 2006,
Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian. Edition Nordwindpress, Dalberg-Wendelstorff 2008.
Der Maler und sein Biograph. Ein Thomas Gainsborough-Roman. Edition Nordwindpress, Lychen 2011
Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M. geborene S. Edition Nordwindpress, Lychen 2012
Der Traum vom Glück ohne Ende. Aus dem Leben des Malers Adrian Ludwig Richter. EDITION digital, Pinnow 2014
Doch ist der Prior froh, dass er der einzige Zeuge dieses Bekenntnisses ist. &gt;Es muss verhindert werden&lt;, überlegt er das Praktische, &gt;dass Meinardus diese Geschichte verbreitet. Das wäre das Wichtigste. Denn über eines muss man sich klar sein: wenn die Geschichte bekannt wird, ist es vorbei mit der Ruhe unseres Klosters, mit dem Frieden der Gelehrsamkeit! Dann wird das Volk, das aus tausend Wunden blutet und nach Wundern giert, danach greifen und die Hände nach dem wundertätigen Bild ausstrecken. Das Kloster wird sich nicht retten können vor Kranken, Krüppeln und Bettlern. Es wird stinken nach Eiterbeulen und Bettelsuppen, und der Anblick des Elends wird uns bis in die Träume nicht loslassen!&lt;
»Meinardus«, beginnt der Prior behutsam, »es war gut, dass du dich ausgesprochen hast, mein Sohn. Ich werde dein Geheimnis wohl verwahren.«
»Geheimnis? Verwahren?« Meinardus glaubt sich verhört zu haben. »Habt Ihr denn nicht begriffen: Ich hatte eine Vision! Das sollte doch alle Welt und vor allem der Papst wissen!«
»Ach, Meinardus«, die wegwerfende Handbewegung und ein tiefer Seufzer unterstreichen die Ablehnung, »wie viel Menschen berichten heutzutage von Visionen und Wundern!«
»Aber«, der Kranke setzt zur Verteidigung an, »es ist doch wichtig, das mitzuteilen. Es ist ein Beweis ...«
»Wofür?«, unterbricht der Prior kalt. »Ein Beweis wofür?«
«... dass Meister Eckart und Seuse recht hatten mit der Lehre, dass die höchste Belohnung aller Leiden das völlige Einssein mit Gott ist. Ich bin Zeuge. Denn mir ist ein Vorgeschmack künftiger Seligkeit zuteilgeworden!«
Der Prior vergisst die Schmerzen in den Eingeweiden und setzt sich kerzengerade. Sein Zorn lässt die Schläfenadern hervortreten. Welch eine Frechheit! Auch noch die Mystiker zu zitieren, die den Menschen den bösen Floh ins Ohr gesetzt haben, sie könnten ohne priesterliche Vermittlung Zugang zu Gott finden! Die Namen gellen dem Prior feindlich im Ohr. Aufrührer sind es, Ketzer. Die Auswirkungen ihrer Lehre sind unabsehbar. Denn eines Tages wird gefragt werden: Wozu brauchen wir eine Kirche? Wozu einen Papst? Wozu Priester und Mönche? — Nicht einmal die Heiligen werden mehr gebraucht werden, und ihre Bilder wird man zerschlagen! &gt;Welch ein Narr ist doch dieser Meinardus! Ich, der Prior von Sankt Johannis zu Hamburg, werde solchen Umtrieben keinen Vorschub leisten. Gedanken, die an den Grundfesten unserer Ordnung rütteln, müssen im Keim erstickt werden!&lt; Der Prior steht auf.
Gepresst sagt er: »Meinardus, werde erst gesund! Dann überdenke noch einmal alles in der Einsamkeit deiner Seele und sprich nicht darüber! Übe dich in der Kunst des Schweigens wie jener Vater, von dem Agathon berichtet, er habe drei Jahre einen Stein im Munde getragen! ... Später werden wir weiter sehen.«

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