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Schöne Aussicht | |
Grün & fair: für ökologische oder faire Aspekte | |
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zeigt, wo’s langgeht, mit Tourenverlauf und Offline-Karte
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clever und schnell auf dem Smartphone – tagesaktuell. Events, News und neueste Insider-Tipps
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In der Thomaskirche bleibt seine Musik unvergessen, im Museum daneben lernt man alles über den berühmten Thomaskantor Johann Sebastian Bach zur Karte (siehe auch >>)
Leipzigs berühmteste Ladenpassagen: Hier atmen Flaneure Weltstadtflair, und in Auerbachs Keller wird in Erinnerung an Goethes „Faust“ getafelt zur Karte (siehe auch >>)
Neue Architektur für die alten und neueren Meister der europäischen Malerei (Foto) zur Karte (siehe auch >>)
Am Originalschauplatz den bürokratischen Stasi-Terror der DDR nachempfinden zur Karte (siehe auch siehe auch >>)
Seit dem geschichtsträchtigen Wendeherbst 1989 als Keimzelle der friedlichen Revolution bekannt (Foto) zur Karte (siehe auch >>)
Die Kirche mit dem steilsten Dach, einem der besten Chöre und dem berühmtesten Kantor zur Karte (siehe auch >>)
Perfekte Illusion: Im ehemaligen Heizwerk werden Lichtbilder an die Wand projiziert zur Karte
Von sportlich bis romantisch: Leipzigs Liegewiese Nummer 1 zur Karte
100 Jahre nach Napoleons Debakel eingeweiht, bietet das Monument einen tollen Blick über die Stadt zur Karte
Wo einst die Braunkohlebagger die Erde aufrissen, befindet sich heute Leipzigs Badeparadies Nr. 1 zur Karte
Angesagtes Atelier- und Galeriezentrum. Konzentrat der neuen Leipziger Schule zur Karte
Ob Klassik, Jazz oder Chanson: Im Gewandhaus wird musikalischer Hochgenuss geboten zur Karte (siehe auch >>)
Der Leipziger Szene- und Studententreff schlechthin: Party und Kleinkunst hinter alten Festungsmauern zur Karte (siehe auch >>)
Dank seiner Artenvielfalt und TV-Präsenz ist der Zoo im ganzen Land bekannt zur Karte (siehe auch >>)
Geliebte Publikumsmesse für Leser und Bücherfreunde. Im März gilt: Ganz „Leipzig liest“
© Foto: W. Dieterich
Von allen Insider-Tipps finden Sie hier die 15 besten
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Wer hätte gedacht, dass im Hochhaus zwei Mumien liegen? Das kleine, aber feine Ägyptische Museum im Kroch-Haus ist der ideale Ort, um sich in die Vergangenheit zu beamen (Foto)
Seit Ottolenghi schwer im Kommen – israelische Küche steht für vegetarische Rezepte, arabische Opulenz, mediterrane Gewürze. In Plagwitz wird sie in der Akko Hummusbar mit Techno gemischt
400 Sorten Wodka lassen in der Vodkaria schnell vergessen, dass Mütterchen Russland weit weg ist
In der Pension Brot und Kees im Torhaus am Gutspark die Welt vergessen und den nächsten Tag mit einem Frühstück wie zu Omas Zeiten beginnen
Alles an einem Platz: Das Anderthalb ist eine Fundgrube für feines Kunsthandwerk made in Leipzig
Die Pracht bröckelt, doch die Puppen tanzen noch immer im wunderschönen Lindenfels Westflügel. Dieses Figurentheater sucht seinesgleichen
Kuschelkino gab’s zu DDR-Zeiten in fast jedem Viertel. Das Cineding in Plagwitz hat überlebt und zeigt heute feine Arthouse-Produktionen
Das V steht bei der Vleischerei für Vegetarisch: Hier gibt alternative Köstlichkeiten für alle, die den fleischlichen Gelüsten abgeschworen haben
Den TV-Stars ganz nah sein: In der Mediacity des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) auf dem ehemaligen Schlachthofgelände können Sie den Schauspielern aus „In aller Freundschaft“ über die Schulter gucken
Auf dem Flohmarkt in Markkleeberg durch vergangene Zeiten, fremde Länder und andere Sitten bummeln und japanische Tischchen oder russische Teehauben mit nach Hause nehmen
Im gemieteten Boot ganz entschleunigt durch den lauschigen Auwald und das boomende Industrieviertel Plagwitz gleiten – im Gleichklang der Paddel lässt sich Leipzig perfekt vom Wasser aus erkunden (Foto)
Der perfekte Ort um eine lange Nacht ausklingen zu lassen: im Flowerpower der Liebsten ein Ständchen singen
Horns Erben: Die ehemalige Brennerei ist ein stimmungsvoller Ort für Dichterlesungen oder exquisiten Jazz
Ob echt oder nicht: So traurig kann nur ein Mops schauen. Keramikkünstlerin Annemarie Steinbach haucht ihren Tontieren eine Seele ein
Mit Sekt und Pastetchen in den Clara-Zetkin-Park: Alles Nötige für ein tolles Rendezvous unterm Sternenhimmel gibt’s in der Gourmétage
© picture-alliance/Stockfood: H. Schmidt
Neues entdecken und den Geldbeutel schonen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Im Botanischen Garten der Universität sind die ätherischen Düfte alter Heilpflanzen und ein hüfthoher Tastparcours ein Spektakel für alle Sinne. Der Eintritt in die Freilandabteilungen ist frei, für Veranstaltungen und Sonderausstellungen wird ein Obolus fällig
In den Kirchgemeinden reifen die Talente von Gewandhausorchester und Thomanerchor heran. Zu den Gottesdiensten gibt es oft ein feines musikalisches Programm. Der Eintritt ist meist frei, eine Spende erbeten. Innenstadtkirchen, Michaeliskirche und Peterskirche
Das Zeitgeschichtliche Forum hat sich ganz der DDR-Historie, dem Widerstand und der Friedlichen Revolution verschrieben. Der Eintritt ist wie in den anderen Museen der Bundesstiftung frei
Um Giraffen, Zebras, Antilopen und andere Savannenbewohner zu beobachten, muss man keine Eintrittskarte für den Zoo lösen. Die Kiwara-Savanne sieht man auch vom Rosental aus, im sogenannten Zooschaufenster. Nur ein Wasserstreifen trennt hier die Zootiere vom Park
Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum wurde bereits 1884 als Buchgewerbemuseum gegründet. Heute erzählt es im modernen Anbau der Nationalbibliothek anschaulich Buchgeschichten von der Keilschrift bis ins digitale Medienzeitalter. Der Eintritt ist frei
Ein jedes Leipziger Kind hat hier ein Lieblingstier – sei es Luchs, Elch oder Wildschwein. Der weitläufige Wildpark im Auwald bietet auch zwei schöne Spielplätze – und das alles ganz umsonst. Nur für den Tee im Teehaus muss man bezahlen
Das erleben Sie nur hier
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann und viele andere Komponisten lebten in Leipzig. In ihren Salons werden noch heute regelmäßig Konzerte gegeben. Häufig sind Gewandhausmusiker zu Gast
Am 9. Oktober feiert sich Leipzig selbst: Mit den friedlichen Demonstrationen rund um die Nikolaikirche – trotz eines riesigen Polizeiaufgebots – brachten die Leipziger 1989 die Mauer ins Wanken
Die Thomaner und Leipzig – das gehört seit 800 Jahren zusammen. Noch heute erschallen die Stimmen des Knabenchors zu den Motetten und Gottesdiensten in der Thomaskirche
Der Wiederaufbau alter Fassaden à la Dresden und Berlin hat sich in Leipzig nicht durchgesetzt. Die Messestädter entscheiden sich im Zweifelsfall meist für die moderne Variante. Ein gutes Beispiel: der Augustusplatz mit Gewandhaus, Oper und Uni-Hauptverwaltung
Genießen Sie den obergärigen Gerstensaft im getäfelten Gastraum der Gosenschenke „Ohne Bedenken“. Die Chancen stehen gut, dass eine Portion sächsischer Mutterwitz gleich mitserviert wird
Das hat Tradition: In keiner Stadt Deutschlands gibt es pro Einwohner mehr Kabaretts als in Leipzig. Lachmesse und Karicartoon kommen noch dazu
„Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfn!“ sollen die Sachsen auf dem Schlachtfeld unter dem Preußenkönig Friedrich II. gerufen haben. Vom legendären Kaffeesachsen zeugt das Gasthaus Zum Arabischen Coffe Baum. In 15 Museumsräumen lernen Sie alles rund um das geliebte Heißgetränk
Aktivitäten, die Laune machen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Eine Bootsfahrt über den Tropenfluss, Tiergehege (fast) ohne Zäune, bunt blühende Sumpfpflanzen, ein Gipfelpfad: All das finden Sie im Gondwanaland des Leipziger Zoos. Der nachgestellte Urkontinent unter einer riesigen Glaskuppel ist nicht nur bei Regen sehenswert
Ein Netz von Passagen und Messehöfen durchzieht die Innenstadt. Leipzigs größte und eleganteste Passage ist die Mädlerpassage, doch auch Specks Hof, Städtisches Kaufhaus, Petersbogen und Barthels Hof bieten Flair und nette Geschäfte
Das Grassimuseum in markantem rotem Tuffstein ist ein Juwel des Art déco. Rund um zwei Innenhöfe gruppieren sich drei Sammlungen von Rang
Sonne im Herzen, Sand unter den Füßen – in der Kletterhalle No Limit ist immer Sommer und damit immer Beachvolleyballzeit. Vor den Hallen im Industrieflair rauschen die ICEs vorbei
Sahnetorte, Schokolade und Mandelgebäck sind gut fürs Gemüt, wenn der Himmel tief hängt. Im Café Corso ist es besonders gemütlich, während der Regen draußen an die Scheiben platscht
Die Tour durch die Stadt muss nicht immer im Freien stattfinden. In der Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums im Alten Rathaus ist u. a. auf 20 m2 ein Modell der Messestadt aus dem Jahr 1823 aufgebaut
Durchatmen, genießen und verwöhnen lassen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Entspannt speisen – diese Kunst hat das Sol y Mar zur Perfektion gebracht. Nehmen Sie Platz auf Kissen und Liegematten, lassen Sie sich verwöhnen mit exotischen Drinks und Gerichten
Weiche Grasmatten im Palmengarten, ein Sorbet aus der Literatenbaude Zierlich Manierlich, spannende Lesungen: So lässt sich der Hörspielsommer aushalten
Schrebergärten waren mal spießig. Jetzt ist Urban Gardening mega-hip. Die nach dem Leipziger Arzt Dr. Schreber benannte Ur-Parzelle liegt mitten in Leipzig. Bei gutem Wetter ab zum Chillen in den Biergarten von Schrebers Restaurant!
Vor dem großen Fenster ruht still und starr der See, drinnen ist es bei 85 Grad Celsius mehr als kuschelig warm. In der Sauna im See ist das Panorama inklusive, der Sprung ins kalte Wasser auch
Im Beauty Inn entspannen Sie, lassen sich Hände und Füße pflegen und haben dabei Leipzigs Sehenswürdigkeiten im Blick
Sand, Sonne, Wasser, Spaß: Im Sommer wird der Nordstrand des Cospudener Sees zur Chillzone. Drinks und Liegen gibt’s an der Strandbar Hacienda, ansonsten treiben lassen, gucken und genießen
Die Leipziger Variante der Erlebnisbäder heißt Sachsen-Therme. Nach dem erfrischenden Bad im Wildwasserkreisel können Sie im dampfenden Außenbecken, in der Sauna oder auf der Massageliege relaxen
Entdecken Sie Leipzig!
© Look: Th. Rötting
Leipzig ist nicht schön. Zumindest nicht nur schön. Klar, der Hauptbahnhof ist prachtvoll. Das Bundesverwaltungsgericht, die Nationalbibliothek, das Völkerschlachtdenkmal – alles eindrucksvolle Zeugnisse einer reichen bürgerlichen Gründerzeit. Aber gegen das Elbufer in Dresden oder den Kölner Dom kommt das nicht an. Soll es auch nicht. Denn der Reiz von Leipzig liegt ganz woanders. Der liegt in einer Ästhetik, die niemals perfekt, sondern oft improvisiert ist. Die Brüche zeigt und selber fragil ist. Die Größe und Wohlstand kannte, aber auch den Absturz und den Neuanfang. Mit anderen Worten: Wer Leipzig mögen will, der muss Ruinen lieben.
Vor ein paar Jahren noch hatten die Menschen in Leipzig diese Sorgen: 30 000 leerstehende Wohnungen, so viele Arme wie nirgends sonst in Deutschland, mehr Männer als Frauen. Denn die Frauen gingen alle in den Westen, wo die Jobs besser bezahlt waren. Und jetzt? Jetzt ziehen jedes Jahr so viele Neubürger nach Leipzig, dass junge Eltern sich fragen, wo sie eine Schule für ihr Kind finden. Leipzig wächst um gut 10 000 Einwohner im Jahr, bis 2030 könnte sich die Stadt von derzeit 570 000 auf 720 000 Menschen vergrößern, prognostizieren kommunale Statistiker. Schon jetzt steigen die Mieten in den angesagten Vierteln im Jahresrhythmus. Und Leipzigs oft gerühmte Kreative läuten Endzeitstimmung ein. „Der Hype frisst seine Kinder“, titelt das Stadtmagazin „Kreuzer“.
Willkommen in der Boomtown, Vorhang auf für Hypezig, wie böse Zungen lästern. Auf zur Spurensuche von West nach Ost: vom ehemals sozialistischen Plattenviertel Grünau bis zur Eisenbahnstraße in Reudnitz, der „kriminellste Meile Deutschlands“ – nach Meinung von „Focus“ und „Zeit“. Die Frage, die sich stellt: Was macht eigentlich den Reiz dieser Stadt aus, die regelmäßig zu den heißesten Reisezielen Europas gezählt wird und als „Klein-Berlin“ nicht nur Stuttgarter, sondern auch Kölner und Münchner in ihren Bann zieht?
Los geht’s in Grünau, der monströsen Plattenbausiedlung im äußersten Westen. Grünau ist gerade 40 Jahre alt geworden. 85 000 Einwohner zählte die sozialistische Idealstadt zur Wende, dann lag sie darnieder wie ein gestrandeter Wal. Leerstand, Renovierungsstau, Überalterung fühlten sich nicht gerade an wie blühende Landschaften. Doch Grünau hat die Talsohle durchschritten, ist aus den Trümmern auferstanden. Es tritt der Anonymität der Trabanten mit unzähligen Begegnungsangeboten entgegen. Sinnbildlich dafür steht der 21 m hohe K4 – Leipzigs größter Outdoor-Kletterfelsen, der aus den Resten abgerissener Wohnblocks errichtet wurde. Die jungen Leute, die hier aufgewachsen sind, sagt Ina Poetsch vom Stadteilladen, kommen jetzt zurück. Irgendwie scheint sozialistische Architektur gepaart mit modernen Kulturangeboten immer noch zu funktionieren.
Die S-Bahn zurück in die Stadt macht einen weiten Bogen über Plagwitz und Lindenau. Das waren Leipzigs Industriestandorte zu Anfang des 20. Jhs., als die Stadt zu den reichsten in Europa zählte. Der Regen platscht gegen die Scheibe, und vor dem Fenster ziehen Ruinen vorbei. Über 90 000 Arbeitsplätze gingen nach der Wende verloren, ein Großteil im Westen der Stadt. Schon in den 1950er-Jahren waren viele wohlhabende Kaufleute, Fabrikanten und Verleger im Zuge der Enteignung in den Westen gezogen. Ein weiterer Aderlass war das, nachdem die Stadt unter den Nationalsozialisten bereits einen Großteil ihrer jüdischen Intelligenz vertrieben oder deportiert hatte. Manche konnten emigrieren, wie der in Leipzig geborene Maler Max Beckmann oder der Nobelpreisträger für Medizin Bernard Katz, Zehntausende wurden in Konzentrationslagern umgebracht.
© Look: Rötting/Pollex
Es ist noch nicht lange her, da haben hier im äußersten Westen der Stadt zwei Leipziger Idealisten, der Mathe-Professor Markus Löffler und der Architekt Ulrich Maldinger, das Kunstkraftwerk eröffnet. In einem ehemaligen Heizhaus, dessen raue Industrieästhetik bewahrt wurde, setzen 48 Bea-mer gerade Werke von Hundertwasser multimedial in Szene. Die Atmosphäre ist berückend schön, wie in einem Traum. Das Kunstkraftwerk ist das jüngste Beispiel dafür, wie aus Leipzigs Industriebrachen Neues erwuchs, wie Künstler und Kreative, Gastronomen und Idealisten, zuletzt Immobilienentwickler und studentische Hipster ganzen Vierteln neues Leben einhauchten und damit Investoren zu ungeahnten Preisphantasien beflügelten. Entlang der Karl-Heine-Straße in Plagwitz reihen sich jetzt Musikkneipen, Kiezkinos, Delikatessenläden und Vintageshops dicht an dicht. Beinahe jeden Monat macht eine neue Location auf. Israelische Kochkunst und Hip-Hop, Poetryslam mit Biobier, Puppentheater im Ballsaal, Burlesquetanz und libanesische Spezialitäten aus dem Food Truck mischen sich zu einer exotischen Amüsiermeile – die Stunden bis zur Morgendämmerung vergehen schnell.
Die Revitalisierung der Industriebrachen ist das neueste Kapitel einer Stadtgeschichte, auf die die Leipziger zu Recht stolz sind. Ihr Geburtsjahr feierte die Stadt 2015 zum 1000. Mal. 1409 enstand die Universität, heute die zweitälteste ununterbrochen lehrende deutsche Hochschule. 1497 verlieh Kaiser Maximilian dem Marktflecken an der Kreuzung der alten Handelsstraßen Via Regia und Via Imperii das Messeprivileg; der Weg zum Reichtum war geebnet. 1519 fand die berühmte Disputation zwischen Martin Luther und dem papsttreuen Theologieprofessor Johannes Eck in Leipzig statt. Das 19. Jahrhundert sah den Aufstieg der bürgerlichen Elite durch renommierte private Bankhäuser und die Verleger Friedrich Arnold Brockhaus, Anton Kippenberg, Anton Philipp Reclam.
Historisch bedeutsam ist auch eine Episode am Ende des Zweiten Weltkriegs. Gleich hinter dem Lindenauer Markt liegt das Capa-Haus, Schauplatz einer berühmten Momentaufnahme des Fotografen Robert Capa. Der GI Raymond J. Bowman, der, getroffen von einem deutschen Heckenschützen, von Capa abgelichtet wurde, gilt als der letzte Tote des fürchterlichen Krieges. Auch Leipzigs Innenstadt ist getränkt mit Geschichte. Die Thomaskirche, wo Johann Sebastian Bach ab 1723 bis zu seinem Tod 1750 als Kantor wirkte, liegt ganz nah am Museum der Bildenden Künste, einem Kunsttempel von beeindruckender zeitgenössischer Architektur. Die Mädlerpassage mit Goethes Faust-Kulisse Auerbachs Keller, die Nikolaikirche, Schauplatz der Montagsdemos 1989, der Augustusplatz mit Oper und Gewandhaus – all das ist nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Entrückt vom Trubel der Einkaufsstraßen strahlen die großen Bürgersammlungen der Stadt stille Eleganz aus. Wer das Besondere sucht, dem sei das Grassimuseum mit feinem Design und Kunsthandwerk am Rad der Innenstadt empfohlen. Ein paar hundert Meter weiter – an der Johannisallee – liegt der Botanische Garten, die wissenschaftliche Kräutersammlung der Universität: eine wunderbare grüne Oase zum Entspannen mitten in der Stadt.
Der Streifzug quer durch die Stadt ist nun fast zu Ende. Ein Ort steht noch auf der Liste, die Eisenbahnstraße im Osten, nur ein, zwei Kilometer vom prachtvoll herausgeputzten Bahnhof entfernt. Als gefährlichste Straße Deutschlands machte sie 2016 Schlagzeilen. Schießereien zwischen Biker-Gangs, Drogenhandel, Armut: Da war es wieder, das andere, das fahle Gesicht der Boomtown. Nur wer nichts mehr vom Leben erwartete, wollte in einem der heruntergekommenen Altbauten an der schnurgeraden Osttangente wohnen. Vor einem Vinyl- Performance-Galerie-Coffeeshop plaudern ein paar Typen mit blonden, sorgfältig frisierten Bärten. Die Hipster sind schon da. Dann Barbershops, in denen junge Araber Schlange sitzen, syrische Spezialitäten, Wettbüros. Ziemlich weit hinten, die Häuser sind niedriger und ärmlicher geworden, steht mit der Hausnummer 113B das Japanische Haus. Nur ein junger Mann mit langen schwarzen Locken und einem braunen Filzhut auf dem Kopf hält die Stellung in dem kleinen Straßencafé, das sich als internationaler TreffpunktKünstler
© Look: U. Böttcher