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Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte

Akten der Tagung Französische Sprachgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (13.-16. Oktober 2016)
Sektionen: Interne Sprachgeschichte, Sprachwissenschaftsgeschichte, Kreolsprachen, Okzitanisch, Semicolti / Peu-lettrés, Französisch außerhalb Frankreichs – Sprachkontakt

Barbara Schäfer-Prieß / Roger Schöntag

Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

Inhalt

Fußnoten

Roger Schöntag: Aktueller Forschungsstand zur französischen Sprachgeschichte: Ein selektiver Überblick

Entsprechend der Grundidee des vorliegenden Sammelbandes wird die Forschung zum Okzitanischen hier inkorporiert, nicht weil sie keiner eigenen Darstellung wert wäre, sondern weil sie Teil des gleichen geschichtlichen Kontextes ist, die dazugehörige Forschung Überschneidungen aufweist und ihr in diesem Rahmen ein breiteres Forum geboten werden soll.

In Bezug auf einen weiteren romanischen Kontext zur Standardisierung cf. Dessì Schmidt/Hafner/Heinemann (2011).

Zu linguistischen Aspekten der okzitanischen Trobadorlyrik sei zusätzlich auf Fausel (2006) verwiesen, zum Galloromanischen auf Greub/Thibault (2014).

Zusätzlich sei noch auf den metalinguistische Blickpunkt verwiesen; die Betrachtung des eigenen Faches, seine Methoden und seine Geschichte wurde in den Untersuchungen von Bernsen/Eggert/Schrott (2015), Lebsanft/Schrott (2015), Jacob/Krefeld (2007) und Hafner/Oesterreicher (2007) thematisiert.

Cf. dazu die philologische Aufarbeitung im Zuge der Sprachgeschichtsschreibung von Hafner (2006).

Cf. dazu auch die Publikation Kunstmann/Stein (2007).

1 Einige Toponyme

Cf. Tabula Peutigeriana (online: s.v. burginatium; http://www.tabula-peutingeriana.de/index. html?cont=lst&pars=b#B).

Cf. https://de.wikipedia.org/wiki/Kastell_Teutoburgium.

Cf. die Karte unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Pannonia_ (Provinz)#/media/File: Limes4.jpg.

2 Ein appellativischer Beleg

Cf. CIL (online: http://db.edcs.eu/epigr/epi_einzel.php?s_sprache=de&p_belegstelle= CIL+13%2C+11976&r_ sortierung=Belegstelle).

Cf. http://www.archaeologie.eu/de/mittelstrimmig-burgus.html.

2 Kriterien zur Definition von Modalpartikeln

Coniglio (2006) selbst beschränkt sich bei seiner Beschreibung von Modalpartikeln allerdings nicht auf diese pragmatische Funktion, sondern geht primär auf die syntaktische Ebene ein.

3 Herausbildung und diachrone Entwicklung der Modalpartikeln im Französischen

Es handelt sich hierbei um ein Korpus mit einem Umfang von 4700 Texten und fast 286 Millionen token. Durch die vorgenommene Einschränkung auf die Textgattung théatre reduzierte sich die Datenbasis auf 680 Texte mit insgesamt 14 Millionen token.

Dies entspricht auch der Beobachtung von Meisnitzer und Gerards (2016:138) für das Spanische.

3.1 Die Entstehung der Modalpartikel quand même

Es ist an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass quand même auch als Adverb erst spät belegt ist: laut TLFi im Jahr 1839: „quand même ‚cependant, néanmoins‘ (STENDHAL, La Chartreuse de Parme, Chroniques Italiennes, Lamiel, Romans et Nouvelles, éd. H. Martineau, t. 2, p. 407: Si je meurs, ce sera en t’adorant quand même…).”

1 Situierung des Problems

Cf. den ausgezeichneten kritischen Forschungsüberblick bei Zimmermann (2014).

Cf. etwa Herman (1990 [1954]).

Cf. Moignet (1965:95): „Précedemment impliquée dans le verbe, et le restant d’ailleurs encore quelque peu, ce qui suffit à justifier les cas d’absence du pronom, cette forme [= das Subjektpronomen] fait désormais la matière d’un mot de langue séparé, distinct de lui, mais contigu et satellite, dont la présence est de plus en plus nécessaire“ (Hervorhebung von mir).

2 Zur Setzung bzw. Nicht-Setzung des Subjektpronomens im Altfranzösischen

„X“ kann u.a. eine nominale Konstituente, ein Adverb (inklusive si), ein Prädikatsnomen, Infinitiv oder ein Partizip Perfekt sein. Vennemanns (1974) vielzitierter Ansicht, das Frz. habe sich typologisch von TVX (Afrz.) zu SVX (Nfrz.) gewandelt (cf. etwa Fleischman 1990/91:277 und Marchello-Nizia 1999:49), wobei „T“ als Topic zu verstehen ist, kann ich mich nicht anschließen. Das initiale Element „X“ kann im Afrz. auf der pragmatischen Ebene entweder Topic oder Focus sein oder auch keine dieser beiden Funktionen besitzen.

Das Verb steht allerdings nicht immer an zweiter Stelle; cf. Marchello-Nizia (1995:58): „[…] l’on rencontre un nombre réduit, mais non négligeable, d’énoncés en verbe en troisième position, ou de verbes en première position au XIIe siècle.“ Cf. auch die kritische Diskussion bei Zimmermann (2014).

Mit diesem Konstruktionstypus hat sich Dufter (2008, 2010) beschäftigt.

Weitere Fälle dieser Art werden bei Kattinger (1971:130, 172173) zitiert.

Cf. auch Buridant (2000:§ 344).

Cf. etwa Fleischmans (1990/91) Interpretation des Subjektpronomens als Markierung von „topic discontinuity“ oder „switch reference“. Auch Buridant (2000:§ 344) spricht von der Funktion „[d’]introduire un nouveau sujet“ und nennt das Subjektpronomen einen „marqueur de discontinuité thématique“. Zu einer Kritik an Fleischman cf. Wehr (in Vorbereitung).

Die Hervorhebung eines Subjektpronomens (aus Gründen von Kontrast, ,,exhaustive listing“ oder weil emphatischer Focus vorliegt) gibt es natürlich auch; sie kann u.a. durch prosodische Fokussierung in situ erfolgen, wobei die Prosodie aus dem Kontext zu rekonstruieren ist (cf. einige Beispiele bei Wehr 2005:362, 2012:296 und Buridant 2000:§ 345, S. 431). Das ist aber selten und im vorliegenden Kontext nicht von Interesse.

In der Funktion eines Nicht-Subjekts im Relativsatz, da bei qui (Subjekt) natürlich nicht mit der Anwesenheit eines Subjektpronomens zu rechnen ist.

Cf. dazu auch die Statistik bei Zimmermann (2014:36, Tab. 4) in Bezug auf die Texte roland und livre reis.

Nolens volens – weil epische metrisch gebundene Texte eigenen Gesetzen unterliegen können – wurde das Rolandslied miteinbezogen, da es sich um einen für die frz. Sprachgeschichte eminent wichtigen Text handelt. Zu Chrétien de Troyes’ höfischen Romanen aus der 2. Hälfte des 12. Jh.s, die ebenfalls eigenen Gesetzen unterliegen können, cf. Kattingers Untersuchung zu Erec und Enide (1971).

3.1 Vorbemerkungen

Das früheste belegte Beispiel (nach Moignet 1965:96) stammt aus dem Alexiusleben (in der Basis-Hs. L durch das Metrum gesichert): Quant li jurz passet // ed il fut anuitét (V. 51).

Cf. hierzu auch Zimmermann/Kaiser (2010).

Afrz. si, koordinierendes Adverb, verursacht Inversion, was regelmäßig die Nicht-Setzung des Subjektpronomens zur Folge hat (si s’en intrat Ø in un monstier, Leodegarlied V. 66) und hier aus diesem Grund nicht weiter verfolgt werden muss.

Avalle (2002:382) schreibt in seiner Übersetzung von Beisp. (12) in der Tat ein Komma: „Egli amò Dio, lo predilesse, volle che andasse a scuola“.

Zu einer feineren Analyse der Setzung/Nicht-Setzung des Subjektpronomens in asyndetischer Parataxe cf. Franzén (1939:5152), der bemerkt: „[L]’emploi des pronoms sujets dépend du rapport qui existe entre les propositions. Quand le rapport est intime, le pronom est souvent omis. Plus la proposition est indépendante de celle qui précède, plus l’emploi des pronoms sujets s’impose“.

3.2 Corpus-Untersuchung

Datierungen der Texte und Handschriften im folgenden nach DEAFBiblEl, sofern nicht anders angegeben.

3.2.1 IX. Jh.

Datierung nach Berschin (2012:1, Anm. 2). Zur einzigen Handschrift (Paris, BN lat. 9768, fol. 13rv) bemerkt er: „um 970 geschrieben“ (Anm. 1).

Die ahd. Version wurde anhand von Braune/Ebbinghaus (1994:5657) kontrolliert.

Und der Westfranke Karl der Kahle schwört auf althochdeutsch – eines der letzten Zeugnisse für die karolingischen Dreisprachigkeit der Oberschicht (cf. Berschin 2012:13).

Zeilenumbruch nach Kuen (1970 [1957]:172173).

Kuen (1970 [1957]:161) zählt fünf gesetzte Subjektpronomina, da er io in Z. 13 mitzählt (ebenso bei Wehr 2013:190).

Mit dreifacher Anwesenheit von „X“: ab Ludher, nul plaid und nunquam.

Cf. Wehr (2017) zur Nicht-Setzung/Setzung des Subjektpronomens in Inversion in zwei afrz. Prosatexten bzw. -Passagen des 13. Jh.’s. Hier zeigt sich, dass in der direkten Rede (also fiktiver gesprochener Sprache) das Subjektpronomen in Inversion doch relativ häufig gesetzt wird, was Rückschlüsse auf die fehlende „Vitalität“ der Regel der Nicht-Setzung in der gesprochenen Sprache des 13. Jh.s erlaubt.

3.2.2 X. Jh.

Die Hs. (Valenciennes, Bibliothèque Municipale 150 (143)) ist auf dieselbe Zeit zu datieren. Sie enthält, von derselben Hand geschrieben, auch das ahd. Ludwigslied – „eine letzte Spur karolingischer Dreisprachigkeit“ (Berschin 2012:6).

= no’nt, cf. Avalle (2002:303).

= Ell’ent, cf. Avalle (2002: 304).

In V. 19 Enz enl fou lo [= la] getterent Ø ist die 3. Ps. pl. allerdings nicht-spezifisch, sie referiert allgemein auf „die Feinde Gottes“. Wenn hier dann nicht mit einem Subjektpronomen zu rechnen wäre, sollte dieser Fall nicht als „Nicht-Setzung des Subjektpronomens nach ‚X‘“ gezählt werden.

Kuen (1970 [1957]:161) kommt insgesamt auf 15 Nicht-Setzungen (nicht wie hier: 14), da er das impersonale chielt (V. 13) mitzählt.

= la, cf. Avalle (2002: 304).

Zur Metrik der Eulaliasequenz cf. Berger/Brasseur (2004:6465).

Auch in diesem Fall ist die Hs. (Valenciennes, Bibliothèque Municipale 521 (475)) auf dieselbe Zeit zu datieren. Der Text (auch „Fragment de Valenciennes“ genannt) wird nach de Poerck (1955) und dessen durchgehender Zeilenzählung zitiert und wurde mit der Edition von Avalle (2002) verglichen. Cf. zu diesem Textfragment auch Herman (1990 [1954]:235240).

Kursivschrift bezeichnet, dass die Wörter ausgeschrieben sind, recte-Schrifttypus, dass die Wörter in Tironischen Noten gekürzt sind.

Nach Kuen (1970 [1957]:162).

Avalle (2002:338) liest auardeevet.

Die spitzen Klammern bezeichnen Ergänzungen des Herausgebers. Bei Avalle (2002:338) ist der lateinische Vulgata-Text wiedergegeben, auf den sich diese Paraphrasierung bezieht: Et preparavit Dominus ederam super caput Ione, ut faceret ei umbram (Ion., 4, 6).

Die Hs. (Clermont-Ferrand 240 (189)) ist wieder auf denselben Zeitraum zu datieren.

Avalle (2002:382).

DO“ bezeichnet das direkte Objekt, „IO“ das indirekte Objekt.

Avalle (2002:384).

3.2.3 XI. Jh.

„Le fait que les deux seules phrases de prose qui nous aient été conservées du XIe siècle […] comportent trois pronoms sujets, dans lesquels aucune expressivité particulière ne se révèle, ne laisse pas d’être impressionnant“.

Bei dem Zusammentreffen eines direkten und indirekten Objektpronomens kann das direkte Objektpronomen fehlen, wenn beide die 3. Ps. repräsentieren (cf. Foulet 1968 [1930]:§ 202). Auch wenn das hier nicht der Fall ist, muss man doch il uos puet bin rendere verstehen als il la [= amor] uos puet bin rendere.

Das expletive Subjektpronomen in bin est Ø raison wurde nicht als „fehlend“ gezählt, da es sich erst später durchsetzte (cf. § 3.1) und hier in Inversion stünde, also schon aus diesem Grund nicht gesetzt worden wäre.

Die Basis-Hs. (Hildesheim St. Godehardi (L)) stammt von ca. 1120.

Zu einer Diskussion von V. 285 cf. auch Wehr (2017:68, Anm. 5).

3.2.4 XII. Jh.

Die Basis-Hs. (Oxford, Bodl. Digby 23 (O)) stammt aus dem 2. Viertel des 12. Jh.s.

Moignet setzt in seiner Edition des Texts hier ein Komma.

Zu Beginn der direkten Rede.

Zu Beginn des narrativen Texts nach direkter Rede.

Die Hs. (Tours 927) stammt aus dem 2. Viertel des 13. Jh.s.

Anführungszeichen zur Wiedergabe der direkten Rede erübrigen sich aus diesem Grund.

Die Edition Sletsjöes ist diplomatisch.

Cf. die Statistik bei Zimmermann (2014:38, Tab. 6) in Bezug auf die Texte roland und livre reis.

Die Basis-Hs. (Paris, Bibl. Mazarine 54 (70)) stammt vom Ende des 12. Jh.s.

Die Akzente wurden von mir nach der Edition von Curtius (1911) hinzugefügt.

Zur Setzung des Subjektpronomens auf S. 277281.

Herman (1990 [1954]:279280) macht für die Setzung des Subjektpronomens in den QLR vier Gründe geltend (cf. auch Sornicola 2005:536, Anm. 11): a) einen Unterschied auf der Inhaltsebene, b) Subjektwechsel, c) einen Neueinsatz, z.B. nach direkter Rede, und d) eine „emphatische“ Funktion, z.B. in Fällen von Kontrast. Bis auf den Faktor d) (cf. dazu hier Anm. 10) können seine Kategorien nicht überzeugen. So möchte er z.B. die Verwendung des Subjektpronomens im Relativsatz in […] des citez que il cunquist de Effraïm mit einem Wechsel auf der zeitliche Ebene motivieren (Faktor a). Sollen auf diese Weise alle 148 Vorkommen von Subjektpronomina im Nebensatz inhaltlich begründet werden? Herman hätte sich besser an Foulets Petite syntaxe de l’ancien français (1930) und Franzén (1939) orientieren sollen (beide Werke werden bei ihm erwähnt) als an der längst überholten Arbeit von Peigirsky aus dem Jahr 1901, dessen Kategorien mit seinen eigenen weitgehend übereinstimmen (so Herman 1990 [1954]:279, Anm. 44).

Der Vulgata-Text wird nach der Edition von Loch (1872) zitiert.

Am Rande sei erwähnt, dass das Verb oft in die absolute Anfangsstellung im Satz gerät, weil der Übersetzer die lateinischen Satzanschlüsse mit Et oder –que fortlässt.

Zur Datierung der überlieferten Fassungen cf. DEAFBiblEl s. PsCambrM (der Psalter von Cambridge (C): 1. Hälfte 12. Jh.; Basis-Hs.: vor 1160) und PsArundB (der Psalter von Arundel, Mitte 12. Jh.; Hs. Ende 12. Jh.).

Hier steht ein Strich über der Form oms als Kürzung für homines.

Hier hat entweder Franzén oder der Schreiber vergessen, das Kürzungszeichen hinzuzufügen.

4.1 Synchrone Beschreibung der Fakten

Cf. zum Folgenden ausführlicher Wehr (2013, 2017).

4.2 Zu einer Erklärung: Sprachkontakt mit dem Altwestfränkischen

Als Vergleichscorpora zieht Kattinger für das Ahd. das Ludwigslied (um 900; in derselben Hs. wie die Eulaliasequenz überliefert, cf. Anm. 27) und für das Aengl. zwei Texte aus dem 8. und 9. Jh. heran.

Typ VI = X-V-Spr (in meiner Notation), Typ VIa = X-V-Ø und Typ I = Spr-V-X (cf. Kattinger 1971:111).

Eine rühmliche Ausnahme ist Kaiser (2014:266).

Stempel (1970:116) bemerkte: „Im Falle des Subjektpronomens hat die Superstratthese durch die Ergebnisse einer neueren Dissertation über die entsprechenden Verhältnisse im Ahd. wenig an Überzeugungskraft gewonnen.“ Hunnius’ Einwand (1975:76) ist chronologischer Art: „Es bliebe zu klären, warum die fremdsprachliche Beeinflussung jahrhundertelang latent geblieben und erst mit außerordentlicher Verzögerung im Mittelfranzösischen zum Durchbruch gelangt sei“. Cf. dazu Wehr (2013:193) und hier § 4.3 unter Punkt 2.

Volker Ellwanger (Lenzkirch) in einer Einladung in Gedichtform zu seinem 80. Geburtstag.

Dieses Beispiel verdanke ich Damaris Nübling (Mainz).

4.3 Zu Zimmermanns Kritik (2014) an dem „Borrowing approach“

Zum Unterschied zwischen borrowing und interference through shift cf. Thomason/Kaufman (1988:3745).

Cf. auch Salvi (2015: 338), der bemerkt, dass der germanische Einfluss den Anstoß („l’avvio“) für eine Entwicklung gegeben haben könnte, die sich erst später durchsetzte.

Zur Chronologie dieses Prozesses cf. § 5 in Wehr (2017:7980): „Quelques remarques à propos de l’évolution de X-V-Ø, X-V-Spr et X-Spr-V“.

So hat z.B. Anneli Sarhimaa (Mainz) in ihrer Dissertation (1999) syntaktische Einflüsse des Russischen auf das Karelische (zum Ostseefinnischen gehörend) nachgewiesen.

Häufig in den Straßburger Eiden belegt, mit Parallelen in der ahd. Version, wie in den Beisp. (13)–(14) zu sehen ist.

Cf. dazu auch Salvi (2015:338).

Hildegard Klöden: Farbbezeichnungen im Neufranzösischen

Mein besonderer Dank gilt Hélène Nguyen-Breitinger für vielfältige Unterstützung.

1 Einführung

Das Modell von Berlin/Kay wurde verschiedentlich erweitert, u.a. von Kay/McDaniel (1978), was für vorliegende Untersuchung jedoch keine Rolle spielt, da stage VII im Wesentlichen unverändert blieb. Zur weiteren aktuellen Forschung in Bezug auf die Basic Color Terms sowie auf das Verhältnis von Farbwahrnehmung und Farbbezeichnung cf. z.B. Zollinger (1999), MacLaury (2001) oder Glanemann (2003).

Zur Farbenlehre im Allgemeinen cf. z.B. Küppers (²2012).

4 Zwischenfazit

Dies gilt in gleichem Maße für andere Farben und andere Sprachen; hier wären auf jeden Fall weitere Forschungen wünschenswert.

5 Aktuelle Tendenzen der Farbbezeichnungen im Französischen und Deutschen

Diese Trends werden heute großenteils gesetzt, cf. dazu z.B. WOHNEN Träume (2/2016, S. 7): „Für gewöhnlich wählt das US-Unternehmen Pantone eine einzelne Farbe zum Trendton des Jahres. Dieses Mal konnte sich die Jury offenbar nicht zwischen „Rosé Quartz“ und „Serenity Blue“ entscheiden. So wurden die beiden zarten Nuancen, die sich so wunderbar ergänzen, gemeinsam gekürt. Zahlreiche Möbelhersteller griffen daraufhin das Trendfarben-Duo auf und bieten nun zur Freude aller Romantiker eine große Auswahl von Möbeln und Accessoires sowie Designklassiker in himmlischem Bleu und zauberhaftem Puderrosa an.“

6 Fazit

Martina Hildebrand in: „Jetzt wird’s bunt“, Nürnberger Zeitung 27./28. April 2013, S. 1.

1 Zielsetzung

Zur späten Rezeption La Mettries in der Philosophie cf. den Überblick bei Mensching (2008:517518); die marginale Behandlung im Rahmen der Sprachphilosophie zeigt sich z.B. an der bloßen Kurzerwähnung im HSK Sprachphilosophie (Hewes 1996:933); etwas ausführlichere Passagen finden sich allein bei Haßler/Neis (2009).

Für L’homme machine sei hier auf die aktuellste zweisprachige Ausgabe von Claudia Becker im Meiner Verlag zurückgegriffen (La Mettrie, HM 1990), cf. aber auch die zweisprachigen Ausgaben von Bernd A. Laska im Rahmen seines LSR-Projekts (La Mettrie, HM 11985, ³2004) sowie von Theodor Lücke bei Reclam (La Mettrie, HM 11965, 2015). Grundlegend bleibt zudem die Reprint-Ausgabe der gesamten Œuvres philosophiques im Olms Verlag, in der neben L’homme machine (La Mettrie, HM 1774), auch der Traité de l’âme (La Mettrie, TA 1774) sowie L’homme plante (La Mettrie, HP 1774) abgedruckt sind, wobei letzteres Traktat seit kurzem auch noch als zweisprachige Ausgabe vorliegt (La Mettrie, HP 2008). Zur Kritik an der hier nicht verwendeten Neuauflage des Gesamtwerkes bei Fayard (La Mettrie 1987) cf. Laska (1989).

2 Biographischer Hintergrund

Einer seiner Lehrer am Collège du Plessis, bei dem er in Logik unterrichtet wurde, stand dem Jansenismus nahe (cf. Lemée 1954:17); eine frühe La Mettrie zugewiesene jansenistische Schrift wurde bisher noch nicht gefunden (cf. Christensen 1996:246, FN 6).

La Mettrie wechselt zur Erlangung seines Doktortitels in die Provinz, da dort wohl die Formalitäten für ein solches Verfahren geringer waren (cf. Christensen 1996:246). Seine Dissertation galt lange als verschollen, wurde jedoch inzwischen wiederentdeckt (Epistolaris de vertigine dissertatio, Rennes 1736). Bei dieser Gelegenheit konnte auch der Ort der Promotion von Reims in Rennes korrigiert werden (cf. Stoddard 2000:1314, abgedruckt ibid:6377).

Zu den weiteren Lebensumständen seiner Frau und seiner Kinder cf. Lemée (1954:2223).

Auf die Initiative von Gottfried Wilhelm Leibniz (16461716) wird im Jahre 1700 die Akademie unter Friedrich III. (geb. 1657, Kg. 16881713) gegründet und trägt zunächst den Namen Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften, ab 1701, nach der Erhebung des Kurfürsten zum König, Königlich Preußische Sozietät der Wissenschaften; ab 1744 unter Friedrich II. wird sie zur Königlichen Akademie der Wissenschaften und nach dessen Tod zur Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften (cf. Franzen 1988:XI).

La Mettrie spielt – gekonnt, aber nicht ohne zunehmende Verbitterung – bei Hofe die Rolle des Hofnarren und unterhaltsamen Ekzentrikers; dies ist die einzige Möglichkeit für Friedrich II. ihn zu dulden und seinen Verbleib zu rechtfertigen (cf. Becker 1990:IX).

Um die Todesursache entstehen zahlreiche Legenden, war es doch für nicht wenige eine gerechte göttliche Strafe, dass dieser atheistische Freigeist an seinem sündigen Lebenswandel zugrunde ging; auch eine mögliche Vergiftung wird deshalb kolportiert (cf. Becker 1990:X; Laska 2004 XV-XVI).

Diese neutrale bis positive Sicht auf das Leben und Werk La Mettries blieb lange Zeit die Ausnahme, unterlag er im Folgenden doch hauptsächlich der üblen Nachrede bzw. dem Vorwurf der Immoralität, so dass auch sein Œuvre meist nur sehr einseitig und selektiv rezipiert, wenn es nicht gar ganz ignoriert wurde (cf. Jauch 1998:30).

3 Philosophische und geistesgeschichtliche Verortung

Der in zahlreichen Pamphleten geführte Streit zwischen den Praktikern und Theoretikern der Heilkunde zeitigte mitunter kuriose Auswüchse. So wurde behauptet, dass die Überlegenheit der Mediziner darin bestehe, dass sie Schutzheilige hätten, dass schon Plinius sie gelobt habe (aber nicht die Chirurgen), dass Mediziner keine chirurgischen Traktate läsen, dies aber umgekehrt sehr wohl der Fall sei und als gängigstes Argument, dass die Chirurgen kein Latein und Griechisch könnten. Am Ende der querelle zwischen Medizinern und Chirurgen steht schließlich die Einrichtung einer eigenständigen chirurgischen Fakultät (Saint-Côme, 1750), die von der Kontrolle der Mediziner unabhängig ist. Bis allerdings beide Disziplinen im Sinne von La Mettrie zusammenwirken, dauert es noch weitere Jahrzehnte (École de Santé, 1794) (cf. Christensen 1996:2526).

La Mettrie und Voltaire, die beide am Hofe Friedrich II. aufeinandertreffen, befinden sich in einer akademisch-literarischen Dauerfehde miteinander, bei der an Polemik nicht gespart wird; insbesondere Voltaire zeigt sich dabei als eitel und rachsüchtig wie es Jauch (1998:3740) anhand von entsprechenden Textpassagen deutlich macht.

Obwohl La Mettries Schrift ein Jahr vor dem Essai Condillacs erscheint, hat Condillac diese wahrscheinlich nicht gekannt, da sie ja bereits kurz nach ihrer Publikation beschlagnahmt wurde. In seinem späteren Traité distanziert sich Condillac dann ganz explizit vom Materialismus und es ist anzunehmen, dass er keinesfalls in irgendeiner Weise mit La Mettrie in Zusammenhang gebracht werden mochte. Entsprechend der dürftigen Rezeption La Mettries, nicht zuletzt auch wegen entsprechender Verunglimpfungen, ist es letztlich Condillac, über den die Ideen Lockes in der französischen Aufklärung und darüber hinaus wirksam werden (cf. Christensen 1996:5556).

Wie weit er mit dieser Denkweise seiner Zeit voraus ist und wie lange es dauert bis die von ihm gebrochenen Tabus von den Wissenschaften wiederaufgegriffen wurden cf. Tetens (2015:179185).

Wellman (1992:272) charakaterisiert diese Haltung La Mettries als Medical Enlightenment; Jauch (1998:8085) als Medico-Philosophie, wobei sie betont, dass bereits seine medizinischen Schriften auch philosophisch interpretierbar sind, nicht zuletzt auch deshalb, weil die von ihm behandelten Themen über die damals üblichen Beschäftigungsfelder hinausgehen.

Für Descartes beispielsweise sind Tiere nur Maschinen ohne Empfindungen (bêtes machine), weil sie nur aus mechanisch agierender Materie bestehen; bei La Mettrie haben Tiere aber Empfindungen, weil diese bereits den Materiebausteinen, aus denen sie bestehen, zugeordnet sind (cf. Becker 1990:XII, XIII u. die tabellarische Übersicht bei Christensen 1996:59; Wild 2006:1621).

Wie sehr er die Gemeinsamkeiten der einzelnen Lebewesen betont zeigt er auch in seinem Traktat L’homme plante: „Pour juger de l’analogie qui se trouve entre les deux principaux Règnes, il faut comparer les Parties des Plantes avec celles de l’Homme, & ce que je dis de l’Homme, l’appliquer aux Animaux“ (La Mettrie, HP 2008:18).

Er dekonstruiert die Seele bzw. das, was man traditioneller Weise dieser an immateriellen Eigenschaften zugesteht, indem er basierend auf Entdeckungen der Irritabilität und Sensibilität des organischen Gewebes (Muskeln) von Boerhaave und Haller zurückgreift und dieses medizinische Wissen mit der aristotelischen Annahme einer der Materie innewohnenden Bewegung verbindet, um daraus eine Art empirisch-materialistischen Erklärungsansatz zu formen, der auf den Beweis einer auf Materie reduzierten Seele abzielt (cf. Behrens 2014:141142).

Zu möglichen Einflüssen auf La Mettries Konzeption einer materialistisch-medizinisch erfassbaren Seele cf. Thomson (2004:156165).

Zur Aufwertung des sinnlichen Glücks als erstrebenswertem Ziel bei La Mettrie gegenüber traditionellen religiös motivierten Moralvorstellungen cf. Mensching (2008:515517).

Mit seiner Polemik schaffte er sich natürlich Feinde, u.a. den Schweizer Arzt Albrecht von Haller (17081777), der ebenfalls Schüler von Boerhaave war und dessen Schriften und Ideen weitertradierte, jedoch im Rahmen eines konservativeren Weltbildes unter Ablehnung des Materialismus (cf. Klingen-Protti 2016:139). Mit Haller, den er wohl zwar als empirischen Forscher durchaus schätzte, dessen Glaubenseifer bzw. Bigotterie ihn jedoch abstieß, trug La Mettrie eine leidenschaftliche Fehde aus, im Zuge derer er seine Fähigkeit zur schriftstellerischen Ironie und Polemik voll ausschöpfte (cf. Laska 2004:XXXVIII-XL).

Inwiefern La Mettrie jedoch zu Lebzeiten zum deutsch-französischen Kulturtransfer beigetragen hat, zumindest im Rahmen seiner Präsenz am Hof und an der Akademie, cf. Lambert (2012:4546).

Eine erste partielle Rehabilitation La Mettries erfolgte zunächst durch Lange (1866), doch es dauerte noch über ein Jahrhundert, bis durch die Werke von Vartanian (1960) und Kondylis (1981) (cf. Hausmann 2003:392; Laska 1985:XXII-XXIV) sowie die Editionen von Laska (z.B. 1985) die Modernität seines Denkens erkannt wurde und Urteile über seine Philosophie jenseits von christlich-bürgerlichen Moralvorstellungen möglich wurden.

4.1 Sprachursprungstheorie

Die Sprachursprungsdebatte wurde beispielsweise im Rahmen der Preisfrage der Berliner Akademie von 1771 erörtert, die der damalige Präsident Maupertuis auch selbst in einer Abhandlung aufgegriffen hatte (Réflexions philosophiques sur l’origine des langues et la sigtnifications des mots, 1748), die im weiteren auch durch den Akademievortrag Johann Peter Süßmilchs (17071767) über den Versuch eines Beweises, daß die erste Sprache ihren Ursprung nicht vom Menschen, sondern allein vom Schöpfer erhalten habe (1756, publ. 1766) und dann vor allem durch die Siegerschrift Abhandlung über den Ursprung der Sprache von Johann Gottfried Herder (17441803) Verbreitung fand (cf. Neis 1999:127132).

La Mettrie postuliert zudem das Ungeheuerliche, nämlich dass Affen durch ihre gute Auffassungsgabe sowie ihre ausgefeilte Gestik taubstummen Menschen überlegen seien, sogar wenn diese entsprechende Unterweisungen zur Kommunikation bekämen (cf. Haßler/Neis 2009:182).

La Mettrie grenzt sich damit auch explizit von Descartes ab, dessen res cogitans als Distinktionsmerkmal des Menschen gegenüber dem Tier zu verstehen ist, genauso wie die menschliche Sprachfähigkeit. Genau diesen Aspekt relativiert jedoch La Mettrie, indem er den Tieren eine langage affectif zugesteht und sie damit in die Nähe des Menschen rückt. Zudem besitzen Tiere wie auch der Mensch für ihn eine âme sensitive (allerdings keine âme raisonnable), während Descartes Tieren gar keine Empfindungen zubilligt (cf. Christensen 1996:8789).

Für La Mettrie besteht demnach kein kategorischer Unterschied zwischen der Sprache der Tiere und derjenigen des Menschen, sondern es es ist u.a. eine Frage der frühkindlichen Konditionierung (cf. Lifschitz 2012:74).

Dies steht im Gegensatz zur Auffassung Descartes, für den der Geist die unbedingte Voraussetzung für die Sprache darstellt (cf. Christensen 1996:187).

Die „wilden Kinder“ sind eine Art empirisches Modethema der Zeit, eines von verschiedenen Topoi in der Sprachursprungsdebatte (cf. Neis 1999) und finden sich auch bei anderen Autoren; cf. z.B. Georges-Louis Leclerc de Buffon (17071788), Histoire naturelle, générale et particulière (1749); Carl von Linné (17071778), Systema naturae (1735, 10. Aufl. 1758, 1766); Étienne Bonnot de Condillac (17141780), Traité des sensations (1754); Charles-Marie de La Condamine (17011774), Histoire d’une jeune fille sauvage trouvée dans les bois (1755); Jean-Jacques Rousseau (17121778), Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes (1755). Zur Sprache der Taubstummen cf. insbesondere Johann Konrad Amman (16691724) und seine Dissertatio de loquela (1700) (cf. Neis 2004:174175; Haßler/Neis 2009:356359).

4.2 Sprache und Denken: Kognition

Varro (De ling. lat. VIIII, 3639) erörtert indirekt den Zusammenhang von Sprache und Denken, indem er postuliert, daß die Menschen nur das bezeichnen würden, was für sie von lebenspraktischem Interesse sei. So gebe es die Unterscheidung von columbus und columba im Lateinischen erst seit dem man Tauben auch hält und züchtet, vorher seien sie generisch als columba bezeichnet worden (cf. Haßler/Neis 2009:402).

Zur Entwicklung von der bête machine zum homme machine bei La Mettrie vor dem Hintergrund der bête machine-Diskussion bei Descartes cf. Gunderson (1964:211219) und Vartanian (1999:5859).

Die imagination ist für La Mettrie in der âme sensitive verortet, d.h. er begreift die imagination als eine darin angelegte Fähigkeit des Menschen. Die Differenzen im individuellen Wahrnehmungs- und Denkprozess sieht La Mettrie in der unterschiedlichen anatomischen Struktur der Nervenbahnen der einzelnen Menschen begründet, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden könne (Nahrung, Klima, Drogen, etc.). Durch diese mechanistisch-anatomische Erklärung der Wirkursachen der imagination als grundlegendem Prinzip, und damit verschränkt auch der Vorgänge wie Wahrnehmen und Denken ergibt sich eine physisch-psychische Einheit des Menschen. Dies bedeutet auch, dass letztlich alles materialistisch erklärbar sei (cf. Baruzzi 1968:43; Christensen 1996:183; Klingen-Protti 2016:140).

Zur Abgrenzung La Mettries von Descartes in Bezug auf die imagination cf. Ricken (1984:73).

La Mettries eigener Sprachduktus ist jedoch stark durch rhetorische Stilmittel, auch die Metapher, geprägt. Die rhetorische Ausschmückung dient ihm dabei der ironischen Brechung, der Provokation, der Veranschaulichung, letztlich aber ganz pragmatisch auch der Umgehung der Zensur (cf. Behrens 2014:152154).

„L’imagination, ou cette partie fantastique du cerveau, dont la nature nous est aussi inconnue, que sa manière d’agir […]“ (La Mettrie, HM 1990:60).

„Si quelqu’un passe pour avoir peu de jugement, avec beaucoup d’imagination; cela veut dire que l’imagination trop abandonnée à elle-même, presque toujours comme occupée à se regarder dans le miroir de ses sensations, n’a pas assez contracté l’habitude de les examiner elles-mêmes avec attention; plus profondement pénétrée des traces, ou des images, que de leur vérité ou de leur ressemblance“ (La Mettrie, HM 1990:66).

4.3 Sprache und Gesellschaft: Zeichentheorie

In der Zeichentheorie des Rationalismus (Descartes, Port-Royal, Leibniz) wird tendenziell die gesellschaftliche Funktion der Sprache vernachlässigt, da im kartesianischen Modell die angeborenen und universellen Ideen, die sich in naturae simplices zerlegen lassen, als a priori existent zu verstehen sind und deshalb das Denken ebenfalls eine universelle Struktur aufweist, die der Einzelsprache vorangeht (cf. Nöth 2000:1517).

Cf. Sanctius, Minerva (1587); Mersenne, Harmonie universelle (1636); Arnauld/Nicole, La logique ou l’art de penser (1662); Cordemoy, Discours physique de la parole (1668); Beauzée, Grammaire générale (1767).

Basierend auf Beobachtungen von Guillaume Lamy (16441683), Traité de l’antimoine (1682).

Cf. Buffon, Discours sur le style (1753) und Histoire naturelle de l’homme (1749); Mersenne, Question sur la genése (1623); Briefwechsel mit Descartes.

Zur Zeichentheorie und Sprachauffassung von Locke, der sowohl die Entstehung der ideas als auch die Bezeichnungen als willkürlich betrachtet, dabei aber die Festsetzung der Bedeutung in Bezug auf das Bezeichnete durchaus auf gesellschaftliche Übereinkunft basierend ansieht (voluntary imposition), cf. Haßler (1983:516). La Mettrie grenzt sich in seiner Darlegung deutlich von Descartes und dessen Universalismus ab, wobei er unzweifelhaft von Locke beeinflusst ist, jedoch auch in manchen Aspekten, wie z.B. in der naturwissenschaftlich (medizinisch-materialistisch) geprägten Darstellung des Kommunikationsablaufes, neue Details liefert.

La Mettrie betont ebenfalls, dass der Mensch ein Gesellschaftswesen sei, die Sprache dabei eine konstitutive Funktion zur Aufrechterhaltung des Sozialverbandes habe. Da jedoch der Mensch im Vergleich mit dem Tier in Bezug auf seine Ausstattung mit Instinkten benachteiligt sei, müsse er dies durch eine komplexere Kommunikation ausgleichen. Die Perfektionierung von Sprache und Gesellschaft bedingen sich dabei gegenseitig (cf. Haßler/Neis 2009:441).

Die deutschen Philosophen, auf die La Mettrie hier anspielt, sind vor allem Gottfried Wilhelm Leibniz (16461716) und Christian Wolff (16791754) (cf. La Mettrie, HM 1990:146147).

1 Leben und Werk Jean Jacques Meyniers

Ausgewandert ist Vincent Meynier aus Monteils im Languedoc mit seiner Frau Judith (geb. Reboulle), die sich in Offenbach niederließen. Deren Sohn Guillaume (verheiratet 1704 mit Anne Marie Collet aus Otterberg) ist J.J.M.s Vater (cf. Seifert 1972:14; Hausmann 1989:48).

Die Erlanger Neustadt, die der Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (16441712) südlich der Erlanger Altstadt für die Réfugiés seit 1686 errichten ließ, hieß zwischen 1701 und 1812 amtlich Christian Erlang (cf. Bischoff 1982:65).

In Meyniers Schriften deutet allerdings nichs darauf hin, dass er der italienischen Sprache mächtig gewesen wäre. 1744 wurde Zanobio de Forti als Lektor der „toscanischen Sprache“ eingestellt (cf. Schoeps 1950:12, Beilage).

In seiner Grammatik geht Meynier schon im préface (I, 4 verso) auch auf den gymnasialen Französischunterricht ein. Sein Sohn Johann Heinrich Meynier ist als Collaborator für Französisch am Fridericianum ab 1791 belegt (cf. Gymnasium Fridericianum 1950:59).

Etymologische Tabellen der französischen Sprache mit kleinen Aufgaben zur Anwendung und Uebung der etymologischen und vieler syntactischen Regeln für Anfänger besonders auf Schulen und Gymnasien, um in kurzer Zeit eine gründliche Kenntniß von den Hauptregeln der französischen Sprache zu erlangen, Nürnberg 1775; Lehrreiche und verbesserte Aufgaben, mit hinlänglichen französischen Wörtern und Redensarten, nach Ordnung des Vocabulaire für die Anfänger der französischen Sprache, Nürnberg 1776; Neuvermehrte deutschfranzösische Gespräche mit grammaticalischen Anmerkungen, Dann sinnreiche Einfälle wie auch kaufmännische und andere Briefe […], Nürnberg 1778.

So z.B. einen Gesang anläßlich des Besuchs Friedrichs des Großen in Christian-Erlang am 19.8.1740 (cf. Stadtarchiv Erlangen, StAE, I.N. 1. ff, XXIV Sammlung; Seifert 1972:14) sowie u.a. folgende Schriften: Lettre de Mr. C.J. Huth […] touchant l’Inauguration et l’etat present de l’Université Fredericienne d’Erlangen, traduite […] par J.J. Meynier, Erlangen 1743 (cf. Hudde 1993:547); Ode sur la mort prématuré du – Frederic Marcgrave, Erlangen 1763; L’ecole des jeune poetes françois, Erlangen 1768; Ode a son Altesse Ser. M. le Marcgrave – Alexandre – sur son avenement à la souveraineté et au gouvernement du Marcgraviat de Brandebourg-Culmbach, Erlangen 1769; Abregé historique du vieux et du nouveaux testament avec des reflexions edifiantes et de courtes prières pour l’usage de la jeunesse, Tome I. II, Erlangen 1784 (es handelt sich um eine Übersetzung des Bibelauszugs des Erlanger Theologen Georg Friedrich Seiler: Die heilige Schrift des alten Testeaments im Auszug, sammt dem ganzen neuen Testament, nach Luthers Uebersetzung mit Anmerkungen. Zwei Bände, Erlangen 1781; cf. dazu Fikenscher (1806 I:110): „Ist bis auf wenige Bogen von Joh. Jac. Meynier, dann von Jac. Franz Agassiz ins Französische […] übersetzt“); französische Übersetzung einiger Schriften von Moses Mendelssohn im Journal françois de Francfort.

Cf. UAE A1, 3a Nr. 65 [UAE = Universitätsarchiv Erlangen; cf. Erlanger Universitätsakten].

Cf. Akte Meynier im Erlanger Stadtarchiv; die Sammelmappe „III.107.M.1 Meynier, Menier“ enthält einen vom Archivar Johannes Bischoff handschriftlich aufgezeichneten Stammbaum der Familie Meynier, der bis ins 20. Jahrhundert reicht, der aber, was Meyniers Ehen und Kinder betrifft, unvollständig ist, wie aus den Einträgen in den Kirchenbüchern Offenbachs, Neu-Isenburgs, Bayreuths und Erlangens hervorgeht.

2.1 Aufbau und Bezug auf andere Grammatiken

Die Ausgabe enhält insgesamt 98 Fußnoten von Meynier und vier mit Stern markierte Anmerkungen von Roßmann.

So z.B. in einer Fußnote zu den stummen Buchstaben, die der Orthographie seiner Meinung nach nur bedingt nützen: „ON ne doit point retrancher de lettres, quand elles sont nécessaires pour la distinction des choses, comme dans les exemples cités par l’Auteur; mais aussi, quand elles sont inutiles & embarrassantes; ne craignons pas de suivre l’exemple des Auteurs, qui ont secoué le joug insuportable de l’ancienne ortografe. Je souhaiterois fort, que les Defenseurs de cette ortografe fussent obligés d’enseigner, pendant 10 années, la langue française dans les paȉs étrangers, pour les punir de leur opiniatreté; parce qu’ils aprendroient par eux-mêmes à connaitre la peine & l’embaras, que cause ce fatras inutile de lettres, dont la conservation leur est si chère“ (Meynier 1746:15, FN).

Cf. UAE A1/3a Nr. 32.

In der französischen Tradition ist thème eine Hinübersezung (d.h. eine Übersetzung in die Zielsprache) und version eine Herübersetzung (d.h. eine Übersetzung in die Ausgangssprache) (cf. Albrecht 2013:4445).

Meynier selbst führt im préface zu den Unterschieden aus: „j’en ai suivi le plan: mais voila tout: Car, dans la mienne, je rens à l‘Etimologie ce que la Sintaxe avoit usurpé, à la Sintaxe ce qui n’apartenoit pas à l’Etimologie, au Dictionnaire ce qui n’est pas de la Compétance de la Grammaire. Enfin, je remets chaque chose en sa place, en supléant celles qui manquent“ (préface I, 5 recto, verso).

Kuhfuß‘ monumentale Kulturgeschichte des Französischunterrichts in der frühen Neuzeit von 2014 erwähnt leider Meyniers Grammatik nicht; auch in Hüllen/Klippel (2005) taucht Meynier nicht auf.

2.1.1 Struktur des praktischen Teils

Des Pepliers praktischer Teil enthält im Gegensatz zu Meynier: Reflexions morales, Fabeln und Namen der Länder und Städte.

Cf. z.B. II, 7374, FN: „Bei dem Capitel der Kranckheiten, muß mann sich wohl hüten, das Wort recevoir bekomen in folgenden Redens Arten zu gebrauchen: Er bekomt […] eine Geschwulst am Halß. […] Dann hier brauchen die Frantzosen venir oder prendre: Ex. […] il lui vient (il prend) une tumeur au cou […].“

Im préface (I, 4 recto) schreibt Meynier, die Dialoge seien „dans le Gout des Dialogues latins de la Grammaire de Langius“ verfasst. Meynier bezieht sich hier offensichtlich auf die im 18. Jh. weit verbreitete Grammatica (1705) des Joachim Lange [Langen] (16701744).

Cf. z.B. II, 227, 34. Dialog (über Theaterbesuch eines Molière-Stücks in Nürnberg); II, 228, 35. Dialog (zwei Freundinnen bei einer Kutschfahrt nach Bruck); II, 234, 40. Dialog (ein Pariser und ein Franke unterhalten sich); II:239, 45. Dialog (über eine Postkutschenfahrt nach Bamberg).

„Ces Lettres sont plus nécessaires en Allemagne que par tout ailleurs, par ce qu’on s’y felicite à tout bout de champ, […]“ (II, 265).

2.1.2 Struktur der eigentlichen Grammatik

Auch in der Vorrede seiner Allgemeinen Sprachkunst, Erlangen 1763, bezeichnet er sich als Franzose (der nicht perfekt Deutsch und gar kein Englisch kann).

Zur Frage der Anzahl der vokalischen Di- bzw. Trigraphe erwähnt Meynier (I, 3) De la Touche (cf. Pierre De la Touche: L’art de bien parler françois qui comprend tout ce qui regarde la Grammaire & les façons de parler douteuses, Amsterdam 1696). Zudem empfiehlt er seinen Discours académiques sur les grammaires françaises […], Erlangen 1758 (nur Bd. I erschienen, nicht auffindbar).

Nouvelle A B C ou methode toute nouvelle pour apprendre aux enfans à bien lire suivant toutes les régles de la saine prononciation, Erlangen 1763. Neuaufgelegt vom Sohn, Johann Heinrich Meynier, Nürnberg 1792.

„p wie das teutsche weiche b [aussprechen]“ (I, 21); „r klingt wie das teutsche rr“ (I, 21); „t wie das teutsche d [aussprechen]“ (I, 22); „v ist das französische w, und wird acurat wie das teutsche ausgesprochen“ (I, 23).

„In Franken, am Maynstrom, wird das ü in über, drüber, hinüber acurat wie das französische u ausgesprochen“ (I, 11); „g […] vor hartem a o u ohngefehr wie k mit etwas geschlossenem Schlunde, das ist wie in Franken Gatter, Gott, Guth“ (I, 18).

„k viel gelinder als das Hochteutsche, und à peu près wie im Niederteutschen: Kikajon“ (I, 19). Meyniers Beispielwort „Kikajon“ bezeichnet eine Rizinusstaude, hebräisch auch „Kikayon“, aus dem alttestamentarischen Buch Jona, welches in den heutigen Bibelausgaben als „Rizinus“ wiedergegeben wird (Jona 4, 67).

In der Frage, ob die Ausprache von „heureux“ hûreux oder heureux lauten soll (I, 13) und zur Großschreibung von Namen und Würden (I, 56). Cf. Restaut, Pierre: Principes généraux et raisonnés de la grammaire françoise avec des observations sur l’orthographe, les accents, la ponctuation et la prononciation, Paris 1730.

I, 1816241813