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Tropen

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Tropen

© 2013 / 2017 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: Herburg Weiland, München

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-50355-5

E-Book: ISBN 978-3-608-10564-3

Dieses E-Book entspricht der aktuellen Printausgabe

Für Otto

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

Kunst hassen, weil es die Kunst verdient hat

Moderne Zeiten

Kunst ist ein Klischee

Ein Gespräch mit dem Kurator und Museumsdirektor Eugen Blume

Kunst hassen, weil es sonst niemand macht

I hate your work

Wellness im Museum

Kunst hassen, weil sie ein hierarchisches System ist

Geld essen Kunst auf

Der Kunstmanager

Unter Beobachtung

Kunst hassen, weil sie uns an Genie und Wahnsinn glauben lässt

Wahnwitz und Superlativ

Der Künstler – von Beruf Außenseiter

Kunst hassen, weil es ein Tabu ist

Die Tradition des Kunsthassens

Epilog

Literatur

Danke

Kunst
Kunst

Vorwort

Es gibt keine Gesellschaft ohne Kunst. Unsere Gesellschaft ist voll von ihr: Es gab noch nie so viele Ausstellungen, Kunstwerke und Künstler. Kunst hat an Quantität, jedoch nicht zwangsläufig auch an Qualität gewonnen. Es war dieses diffuse Gefühl in den Museen und Galerien – ein »Das kann es doch nicht gewesen sein?« – welches den Anlass zu diesem Buch gegeben hat. Es ist ein Verlust der Faszination, eine Langeweile, letztlich eine Enttäuschung, die in den Ausstellungsbesuchen entstand. Es ist die Absicht dieses Buches, dieser enttäuschten Liebe auf den Grund zu gehen. Dabei ist das Buch keiner kulturpessimistischen Parole untergeordnet. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist ein Aufruf, endlich wieder eine Haltung zur Kunst zu entwickeln. Als Rezipient, Produzent, Vermittler und Händler.

Dieses Buch ist nicht für Spezialisten, sondern für eine breite Leserschaft geschrieben. Es enthält daher keine Auseinandersetzung mit aktueller, gelehrter Literatur. Die beschriebenen Orte sind einer zufälligen Auswahl geschuldet, wie sie vielleicht auch einem anderen Ausstellungsbesucher widerfahren wäre. Dieses Buch bietet keine Lösungen, sondern die Möglichkeit einer Reflektion. Im besten Falle regt es eine Diskussion an.

Prolog

Wer Kunst liebt, darf Kunst hassen. Alles andere ist verlogen. Doch genau diese Verlogenheit ist das Mittel, das den Kunstbetrieb zusammenhält. Das muss man verstehen: Kunst wird nicht gehasst. Kunst wird eingeordnet, in Referenz gesetzt und mit mehr oder weniger Bedeutung aufgeladen. Die Verlogenheit ist Teil des sozialen Gefüges. Ein Satz wie »Tolle Ausstellung!« auf einer Vernissage ist das Mittel, das genutzt wird, um ins Gespräch oder wieder aus dem Gespräch herauszukommen. Das Plakat mit den Worten »Jeder Event ist ein Diskurs« an der Wand eines Berliner Off-Spaces ist eine Koketterie, die erwartet wird, jedoch keine ehrliche Aussage. Es ist ein Mitmachen, ein Miteinander, das auf eine Aussprache verzichtet. Der kleine Band I Like Your Work. Art and Etiquette (Paper Monument) beschreibt den Versuch, diesen Verzicht zu kultivieren. Um dem Titel des Buches gerecht zu werden, fehlt jedoch eine Erweiterung: I hate your work.

Das wäre genau die Lösung, um endlich mal wieder mit einem angenehmen Gefühl aus einer Ausstellung zu kommen. Kunst muss mutig sein, um gut zu werden. Sie muss alles riskieren und spielen, um alles wieder verlieren zu können. Kunst muss falsch sein dürfen. Doch wie kann sie das, wenn es falsch nicht gibt? Die Kunst steckt fest in einem tiefen sakralen Horror, gefangen im Irrglauben an das Genie und den Wahnsinn, festgefahren in musealer Architektur und sehr vielen White Cubes. Kunst manifestiert einen kulturellen Wandel, sie maskiert heute einen Stillstand, einen Markt und lauter Albernheiten. In den meisten Ausstellungen überfällt einen deshalb nicht mehr Begeisterung, sondern stille, diskrete Scham. Langweilige, sich wiederholende Ideen, Kopien von Kopien, zusammengezimmerte Installationen, gekrönt von Textbeschreibungen, die so schlecht sind, dass sie eigentlich schon wieder das Beste an der ganzen Ausstellung sein könnten.

So steht man in einer Berliner Galerie vor einer irgendwo schon einmal gesehenen Aneinanderreihung zusammengenähter Stoffreste, die mit Strumpfhosen zu einem Zelt gespannt sind. Dann sieht man auf den Pressetext und liest: »Dwyers Interesse gilt seit mehreren Jahren dem Okkulten.« Daneben eine Glitzerpapier-Installation. Einer der Reifen aus Silberfolie hat sich gelöst und klebt unter der Decke. Man liest weiter: »Die aktuelle Installation hebt ihr Interesse an Magie und Parallelwelten auf ein neues Niveau.« Wenn man dann in der nächsten Ausstellung vor einer Leinwand steht, die eine Holzhütte im Wald zeigt und liest, »dass innerhalb des Abstrakten eine dürre Landschaft erblüht und eine explizite Zeichensetzung die Darstellung mit allegorischen Referenzen anfüllt, die zum Beispiel auf Gewalt, eine entfremdete und emotional losgelöste Jugend, die Psychoanalyse, Träume oder die Philosophie der Frankfurter Schule (Fromm, Adorno) sowie das Unheimliche anspielen«, dann fragt man sich, wie viel Dummheit und Arroganz hinter diesen Worthülsen stecken muss.

Wenn Ausstellungshäuser wie die Deichtorhallen in Hamburg sich mit den Einkäufen der Sammlerin Julia Stoschek zu einer Supermarktästhetik hinreißen lassen, in der der Besucher weder sein eigenes, noch irgendein Wort in den Videos, noch die Idee der Ausstellung versteht und es kurz danach mit dem White Bouncy Castle krönt, einer Hüpfburg, in der man nun einmal ganz gut hüpfen kann, die Ausstellungstexte aber verseucht sind von Superlativen (»das legendäre White Bouncy Castle«, »größte Hüpfburg der Welt«, »des führenden Choreographen weltweit«), dann kann es lächerlicher und inhaltsleerer nicht werden. Wenn man durch die Räume des Hamburger Bahnhofs läuft und sich in den Beuys-Räumen fragt, ob Beuys bei dem Anblick auch so traurig gewesen wäre, dann stimmt es hinten und vorne nicht mehr. Und wenn einem dann noch auf der documenta 12, der vorletzten, die schlampig »kuratierte« Aufhäufung von Kunstwerken in den stickig überfüllten Provisorien der Karlsaue allen Sinn und Verstand für die Kunst austreibt, dann möchte man dem ganzen Betrieb ein Schild umhängen, auf dem »Please kill me« steht und schreiend davonlaufen.

Es geht aber viel einfacher: Man muss einfach nur dagegen sein. Zunächst einmal schon aus Prinzip, weil man genau dazu eigentlich gar keine Chance hat. Kunst hassen ist ein Tabu. Ein Verrat. Und er kommt in ungelenken Formen: populistisch, verallgemeinernd, laut und trotzig. Er ist das Produkt einer enttäuschten Liebe. Und er ist eindeutig. Die Zuspitzung einer Ablehnung, die keine Fragen offenlässt. Es gibt im Hass kein vielleicht. Es ist die Pose des Dagegen. Sie hat keine Angst. Vor Niemand. Und dagegen sein ist gut. Gut für die Kunst. Denn Kunsthass ist keine Kunstkritik. Er ist die Kritik an dem Kunstsystem an sich. Der Kunsthass ist das Gegenteil des Laberns was das Zeug hält, in einem Meer von distanzlosen Kritikern, die oft gleichzeitig Künstler, Kuratoren oder mittlerweile sogar Kunsthändler sind. Alles geht, alles ist Kunst, nichts ist Kunst, die Kunstgeschichte wird ständig umgeschrieben. Und kaum jemand traut sich die Frage zu stellen, was gute Kunst ausmacht. Unerschrocken ist etwas anderes.

Es gab noch nie so viel Kunst wie heute. Noch nie so viele Ausstellungen, Museen und Menschen, die sich für Kunst interessieren. So komplex das System, so groß die Unsicherheit, so einfach kann eine Antwort auf ein Kunstwerk sein: Was für ein Schwachsinn!

Der Kunsthass ist der Kunst und seinem Betrachter zugewandt. Er entspringt einer sensuellen Position, die der Betrachter dem Werk entgegenbringt. Er ist frei von Interpretationen. Häufig übertragen auf den Urheber, den Künstler selbst, dessen Namen man liest, um ihn in Gedanken mit ein paar Böswilligkeiten zu belauern. Er stellt sich gegen die Hierarchie der herrschenden Masse. Anders ausgedrückt: Wenn der Shop das Interessanteste an einem Ausstellungshaus ist, muss das nicht an der nicht vorhandenen Intelligenz des Publikums liegen. Vielleicht liegt es ja an der nicht vorhandenen Intelligenz des Kurators. Denn es ist doch so: Wer Kunst versteht, ist intelligent. Im Umkehrschluss: Wer Kunst nicht versteht, setzt sich dem Verdacht aus, doof zu sein.

Um das Gefühl zumindest in Ausstellungen zu vermindern, funktioniert Kunstvermittlung nach strengen hierarchischen Regeln. Zusammengefasst bedeutet das: Ab jetzt darfst du das über diese Begrifflichkeit verstehen. Statt Kriterien zu schaffen, die eine eigene qualitative Bestimmung zulassen, hält sich der Betrieb an eine klare Hierarchie: Einführung, Katalog, Pressetext. Wer es wirklich verstehen möchte, geht in eine Gruppenführung. Das kann böse enden. Es hat einfach etwas sehr Beschämendes, wenn zwanzig Erwachsene vor einem Bild stehen, das ihnen mit den Worten »Damit es jetzt nicht zu ernst wird, hat der Künstler das Werk ironisch aufgeladen« kommentiert wird. Besucher einer Ausstellung, die sich der Hierarchie unterwerfen, glauben, nicht über genügend Sachverstand und Kompetenz zu verfügen, die sie befähigen würde, die Ausstellung für sich selbst zu entdecken. Das ist schade und nimmt beiden, der Kunst und ihrem Betrachter, ihren Spaß.

Hierarchie funktioniert natürlich auch weniger subtil. Hinter jeder Museumstür lauert ein: Nicht berühren! Nicht anfassen! Jacke umbinden! Sie könnten eine Waffe mit sich führen! Wenn das so weitergeht, wird es bald wirklich einer tun. Als die Berliner Nationalgalerie im Jahr 2009 Thomas Demand in einer Einzelausstellung zeigte, konkurrierten die fast 40 Fotografien nicht nur mit diversen Filzwänden und Botho Strauß, sondern mindestens mit ebenso vielen Aufsehern. Kunst wird nicht mehr beschützt, sie wird bewacht. Das merkt man besonders dann, wenn man sie nicht so ernst nehmen möchte.

Es gibt in der Kunst keinen Trash, keine Auflistung »der 10 besten schlechtesten Ausstellungen«, so wie es selbstverständlich eine Liste der »10 besten schlechten Filme« gibt. Kunst ist todernst. Selbst wenn man lachend vor einem Werk zusammenbricht, hält man sich reflexartig die Hand vor den Mund. Dem Künstler ist es im Zweifel egal. Aber das System hat nichts davon, nicht ernst genommen zu werden. Es verliert mit jedem Lacher an Kapital. Kapital, das sich aus einer ganz eigenen Wertsteigerung der Anerkennung der Kritik, dem zahlenden Museumspublikum und den richtigen Partygästen zusammensetzt. Wenn diese Kette der Wertschätzung bricht, verliert die Kunst letztlich ihren wichtigsten Maßstab, der am Ende der Kette steht: das Geld. Denn das, was bewundert wird, was selbst voller Hass bewundert wird (zum Beispiel Provokationen, die wiederum den Preis steigern), ist wertvoll.

Der Ursprung dieses Respekts liegt weit weg, irgendwo dort, wo sich van Gogh das Ohr abgeschnitten hat. Es ist der feste Glaube an das Genie und den Wahnsinn. Ein Glaube, mit dem sich letztlich jedes Werk, jeder Preis und jede Ausstellung rechtfertigen lassen. Die Götzenanbetung beginnt in der Hochschule und endet mit den pilgernden Besuchermassen vor den Museen, die den Platz von Kirche und Fußball eingenommen haben. Der britische Künstler und Sänger Billy Childish, der eine Zeit lang mit Tracey Emin schlief, hat mit dem World Art Hate Day eine Kampagne für den Kunsthass entworfen. Eine Kampagne, die fordert, »mit der Heuchelei des Kunstverständnisses aufzuhören«. Diejenigen, die Kunst nicht hassen können, so Childish, sollten aufhören zu jammern und sich mehr Mühe geben. Für ihn sind Galerien »Vernichtungslager der Kunst«.

Das System ist komplex, man kann es trotzdem auf Gagosian oder Saatchi reduzieren. Besonders dann, wenn es Saatchi selbst ist, der der Kunst mit seiner Show »School of Saatchi«, in der der nächste Superkünstler gefunden wurde, ihren Trash gibt. Damit wird auch die Überhöhung eines Künstlers auf ganz neuer plakativer Ebene mit seiner Erniedrigung gleichgesetzt. Er ist nicht mehr als ein Teil seines Marktes. Auch wenn ein verträumter Rest sich einredet, dass dem nicht so sei und die Kunst sich neue Distributionswege sucht, neue Off-Spaces oder neue Ideale. Es ist eine Günstlingsgesellschaft. Wer nicht mitläuft, ist raus. So produzieren Künstler weiter für Anlässe. Für Messen, Sammler, Ausstellungsräume. Und können sich sicher sein, dass sie, zumindest auf der Messe, ihr Lorbeerkränzchen abbekommen.

Hinter dem Kunsthass steht die Frage, was bildende Kunst heute leisten kann. Er greift in die verlegenen Diskussionen ein, in der viele wissen, was sie nicht sagen dürfen und die Antworten außen vor lassen. Mit dieser Art von Austausch wird sich das System totrocken. Sicher zunächst auf gesellschaftlicher Ebene, auf der es jetzt schon langweilig wird. Es ist das Bild eines Partypublikums, das sich, wie auf vielen anderen Partys auch, lächelnd »Ich hasse dich« ins Ohr flüstert. Kunsthass aber geht direkt an die Wurzel des Übels – an den falschen Respekt, der das Gerüst trägt. Es ist jedem Menschen zu wünschen, sich selbst die Befähigung zur Kritik und deren Aussprache anzueignen, um sich weder maßregeln noch manipulieren zu lassen. Das Schöne am Kunsthass ist, dass er so sehr vom Tabu besetzt ist, dass er selbst zur Waffe wird und es schafft, die Kunst zu entlarven. Weil er freier ist als alles, was sich vor ihm befindet.

Abbildung

Moderne Zeiten

Der Kurator des Hamburger Bahnhofs in Berlin, Prof. Dr. Blume, entscheidet sich für ein Rentier. Ein echtes, lebendiges Rentier. Der Künstler Carsten Höller würde es zusammen mit Mäusen, Fliegen und Vögeln zu einem Kunstwerk installieren, das es so im Hamburger Bahnhof noch nicht gegeben hat. Carsten Höller hatte sich in den 1990er Jahren zusammen mit der Künstlerin Rosemarie Trockel mit Schweinen beschäftigt. Das Ergebnis: Ein Haus, in dem Mensch und Schwein für 100 Tage zusammen leben durften. Er hatte Museumsbesuchern in der Tate Modern in London riesige Rutschen installiert. Jetzt würden Rentiere in einem mit Stroh ausgelegten Gehege unter Volieren mit singenden Kanarienvögeln neben von Kinderspielplätzen inspirierten Mäusegehegen leben. Das alles würde in der großen Halle des Museums stattfinden, in der es wochenlang nach Zoo röche, dieser Mischung aus Tiergeruch und Stroh, begleitet von dem hellen Gesang der Vögel, gekrönt von einem über allem schwebendem Bett, in dem zahlende Museumsgäste eine Nacht für 1000 Euro verbringen könnten.

Eine Idee, die schon das Guggenheim Museum in New York vor einigen Jahren hatte, als Thomas Krens Direktor des Hauses war. Das Design würde so abgestimmt sein, dass schwarz-weiße Elemente neben überdimensional großen Pilzen eine Welt wie eine Filmkulisse erschaffen würden. Ein bisschen: James Bond trifft Berliner Zoo. Für Carsten Höller ein wissenschaftliches Labor. Zwei Gruppen Rentiere, von der eine angeblich mit Fliegenpilzen gefüttert wurde, um eine ganz bestimmte Substanz im Urin zu produzieren, die andere Gruppe Rentiere, die ganz sicher nicht mit Fliegenpilzen gefüttert wurde. Der Titel des Trankes: Soma. Genauso wie der Titel der Ausstellung. Die Wirkung von Soma: berauschte Glückseligkeit. Diese kann der Besucher im Tier suchen. Der Kern des Ganzen? Die Suche nach Erkenntnis. So wird es Blume zumindest zusammen mit seiner Kuratorin und dem Künstler der Öffentlichkeit präsentieren.

Wir haben das Gefühl zur Kunst verloren

Was aber ist Kunst? Kunst, so beschreibt der Philosoph Georg Bertram in seinem Buch Kunst: Eine philosophische Einführung ist immer umstritten. Sie ist nie selbstverständlich. So ist Kunst auch immer ein Nachdenken über Kunst. Bertram verdeutlicht seine Erklärung mit dem einfachen Gegensatz von Kunst und Tisch. Einen Tisch erkennen wir an seiner Form, ohne dass es zusätzlicher Aktion oder Erklärung braucht. Wir müssen nicht an einem Tisch essen, um ihn als Tisch zu erkennen. Ein Kunstwerk hingegen erschließt sich nicht einfach über seine Form, wir müssen es erfahren. Der Philosoph Arthur C. Danto sprach in diesem Zusammenhang von einer »aboutness«, einem Über-etwas-sein, das ein Kunstwerk besitzen muss, um zu einem Kunstwerk zu werden. Er ging davon aus, dass wir das Kunstwerk in einen Kontext stellen müssen, damit es als solches gesehen wird.

Kunst braucht Theorie, um erfahrbar zu sein. (Eine Aussage, die den Schriftsteller Tom Wolfe vor Wut um seinen Morgenkaffee gebracht hat, wie wir später noch lesen