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F. W. G. Transchel

Die Procyon-Konspiration





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Die Procyon-Konspiration

 

Die Procyon-Konspiration

 

F.W.G. Transchel

 

 

 

Bookrix Edition

 

 

 

Copyright 2015 F.W.G. Transchel

 

Das Impressum befindet sich am Ende des Buches

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Gratis-Exemplar von Misa Vebilettis erstem Abenteuer: BURST (Teil I)

 

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Prolog

 

Aris Vakh'Ba saß an seinem Lieblingsplatz oberhalb der Rakh'Loran-Bucht unter dem uralten, noch immer wohlriechenden Pakran-Baum. Er atmete tief ein, sog die frische, erdige Luft hastig in sich hinein. Seit der Einberufung hatte er sie nicht mehr spüren dürfen. Jetzt, da er nicht mehr herkommen konnte, wann immer er wollte, schien es ihm, als könne er die ganze Schönheit und Ruhe erst richtig würdigen. Er reckte sich, indem er beide Arme von sich streckte. Ihm fiel auf, dass er seine Flügelfortsätze nicht mit entspannt hatte – die Imperiale Garde legte nicht viel Wert darauf, sie zu nutzen, da sie von Jahrgang zu Jahrgang kümmerlicher ausfielen. Lange hatte er sie nicht verwendet. Er sprang hoch. Kraftvoll, wie es dem Jahrgangsbesten seiner Division gebührte … und landete auf seinem Hinterteil. So unkoordiniert hatte er nicht mehr in der Luft herum gerudert, seit er fünf gewesen war. Belustigt schüttelte er den Kopf. Fest nahm er sich vor, von jetzt an immer den vierten Grad der Aerosophie auszuführen, wenn er Zeit dazu fand. Schon in dem Moment, als sich jener Gedanke manifestiert hatte, stellte er allerdings fest, dass er viel zu selten hierher kommen würde, um die Muskulatur der Flügelfortsätze überhaupt zu benutzen.

Er setzte sich wieder auf den Baumstumpf, von dem aus er üblicherweise den Untergang der beiden Sonnen von Qel'Vatra beobachtete. Das östliche Firmament färbte sich purpurn, als Procyon Maior, die größere der beiden Sonnen, ihre lodernde Glut in die azurblauen Tiefen des Ozeans warf und langsam darin zu versinken begann. Vakh'Ba zeigte sich wenig überrascht von dem alle zehn Tage wiederkehrenden Schauspiel, das nun folgte: Die zweite Sonne, die Procyon Maior ebenso umkreiste wie der Planet es tat, folgte dem Beispiel des großen Bruders und berührte jenen Punkt am Horizont, wo das Meer aufhörte und der Himmel begann. Sie hatte dem gefräßigen Meer offenbar weniger entgegenzusetzen, denn sie ging viel schneller unter. Als Kind hatte Vakh'Ba dieses Schauspiel noch allein dadurch beeindrucken können, dass er keine Erklärung dafür wusste. Doch nun, da er im Begriff war, Astrophysiker in der Imperialen Garde zu werden, war ihm völlig klar, dass von Qel'Vatra aus der Eindruck, der Planet rotiere langsamer um seine Achse als die beiden Sonnen umeinander, letztlich dafür verantwortlich war, dass der kleinere Feuerball schneller unterging. Etwas anderes fiel Aris Vakh'Ba allerdings auf: Das charakteristische purpurne Glühen der Atmosphäre hätte längst zum folgenden Orange übergehen sollen, sobald die kleinere der Sonnen untergegangen war. Stattdessen hielt das Purpur nicht nur an, sondern schien noch intensiver zu werden. In der Tat verhielt sich der sonst so vertraute Stern jetzt merkwürdig. Noch bevor der gleißende Lichtblitz ihm das Augenlicht nahm, meinte Vakh'Ba einen gewaltigen Plasma-Ausbruch auf Procyon Maiors Oberfläche wahrgenommen zu haben. Furcht huschte über ein Gesicht, das die Katastrophe seiner Spezies erkannte, als der Geist dahinter begriff, dass Procyon Maior zur Nova wurde.

 

Obwohl der Stern heller schien als jemals in den Milliarden von Jahren seiner Existenz zuvor, blickte Aris Vakh'Ba die sich bildende Schockwelle beinahe herausfordernd an. Die Momente, die vergingen, bis sie Qel'Vatra erreichte, schienen Aris Vakh'Ba jeder für sich wie eine Ewigkeit. Er begriff, dass sein Körper gleich von einer Kraft atomisiert werden würde, die alle im Universum existierenden Waffen in den Schatten stellte. Dann fühlte er nur noch Schmerz.

1.

 

»Alles okay, Vakh'Ba. Alles ist in Ordnung. Gleich geht es dir besser.«

Aris Vakh'Ba öffnete die Augen. Die bekannte Stimme gehörte seinem Freund Vredom. »Bin ich … sind wir …«, begann er, unfähig, das auszusprechen, was er empfand.

»Tot? Nein, du bist nicht tot. Zumindest nicht heute. Dein Traum wurde mal wieder vom Neuralstimulator verändert. Erinnerst du dich, wo du bist?«

Vakh'Ba versuchte, sich aufzurichten, und begriff gerade noch rechtzeitig die Unmöglichkeit dieses Wunsches, weshalb er sich schnell zurücklehnte, um sich weiter zu entspannen.

»Ich bin … auf der Akademie? … in unserem … Quartier. Dann war das alles nur ein Traum? Aber es war so unglaublich …«

»Real«, beendete Cum'Tchhr Vredom den Satz seines Freundes. Zu oft hatte er das gleiche aus seiner Sicht in seinen Träumen erlebt.

»Ja. Ich war an der Rakh'Loran-Bucht und schaute mir den Untergang an, und dann kam dieser … Plasma-Ausbruch und dann wurde Maior zur Nova.«

»Also war es bei dir genauso wie letztes Mal«, folgerte Cum'Tchhr aus den immer noch sehr unklaren Erklärungen. »Komm erst mal zu dir«.

'Wie beim letzten Mal …', wiederholte er im Geiste. Und dann kam die Erinnerung.

Seit Wochen schon hing eins der bläulich leuchtenden, halbkreisförmigen Geräte von der Decke. Die Kommandantur hatte nichts darüber verlauten lassen, was ihr Zweck war, aber sie hingen in ausnahmslos jedem Quartier der Akademie. Und seit Wochen hatten alle seine Kameraden von ähnlichen Erlebnissen erzählt. Sie befanden sich in ihren Träumen – in sehr entspannenden Situationen und Orten, wie sie erzählten. Und immer passierte das gleiche: Procyon Maior wurde zur Supernova, und sie wachten auf. Schweißgebadet, wie zu Tode erschreckt. Der Zusammenhang mit dem Gerät an der Decke war unausweichlich klar und doch nicht nachzuweisen. Vor allem stellte sich Vakh'Ba die Frage, welchen Sinn diese Horrorvisionen haben sollten.

Er war immer der erste, der nach dem Warum fragte, noch bevor das Wie nachweislich beantwortet war – keine guten Voraussetzungen für einen Physiker, wie er immer wieder von seinen Kameraden hören musste.

»Wir dürfen nicht aufhören, es anzusehen und uns zu fragen, was es für einen Sinn hat, Vredom. Solange wir das tun, hat es keine Macht über uns.«

Cum'Tchhr kannte Vakh'Bas Forscheridealismus und wusste damit umzugehen.

»Bist du der Meinung, dass es dir je antworten wird, nur weil du es anstarrst?«

»Natürlich nicht. Aber ich würde mich nicht wohler fühlen, wenn ich es nicht wenigstens angestarrt hätte.«

Auch er hatte die Gerüchte gehört, dass einige Kadetten, die versucht hatten, auf Stühlen oder Tischen balancierend das Gerät zu untersuchen, bei der kleinsten Berührung seiner Oberfläche ins Koma gefallen waren. Beinahe ebenso mysteriös war die Haltung aller Vorgesetzten dazu, die Beschwerden immerhin schweigend aufnahmen, aber offenkundig auch keinen Rat wussten oder wissen durften.

»Weißt du, manchmal glaube ich, dass dir deine Neugierde nicht nur zu Ruhm gereichen wird. Vergiss nicht, dass du trotz allem nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Soldat bist. Eigentlich seltsam oder? Da erforscht man die hintersten Winkel der Galaxis und versteht nicht einmal die eigenen Träume.«

Vakh'Ba schüttelte den Kopf. »Ich weiß, Vredom, ich weiß. Lass es mich ruhig mal etwas unwissenschaftlicher ausdrücken: Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei. Ich weiß nicht, warum, aber ich sehe keinen Grund, warum jeder von uns immer wieder diese Nova erlebt. Natürlich, vielleicht kann das Oberkommando auch bloß nichts dazu sagen, weil sie selbst nicht genug wissen. Ich meine, wenn so etwas bevorstehen sollte, warum evakuieren wir Qel'Vatra nicht? Warum sagen sie uns nicht, was los ist?«

Ein dezentes Zirpen unterbrach den sich jetzt mehr und mehr in Rage redenden Vakh'Ba.

»Herein«, sagte Vredom und sprang sogleich auf, um Haltung anzunehmen, als er seinen taktischen Ausbilder samt Sicherheitseskorte ungeduldig in den Raum treten sah.

»Kadett Cum'Tchhr, wir müssen Sie sprechen. Kadett Aris, bitte lassen Sie uns allein.«

Vakh'Ba salutierte und verließ das Quartier. Er fand diese Unterredung seltsam. Was wollte man denn von Vredom? Er erinnerte sich, was er gerade noch über Befehle und kritisches Hinterfragen gesagt hatte, da fuhr ihm der dumpfe Schrei seines Freundes durch Mark und Bein. Kein Zweifel, der Schrei war sehr leise, da das Quartier gut gedämmt war, aber es war Vredoms Stimme gewesen. Was passierte dort? Konnte er ihm helfen? Womöglich brachte er sich selbst damit in Gefahr.

Vakh'Ba wurde übel. Er stand hier und hatte gerade noch darüber nachgedacht, zum Erfrischungsautomaten am Ende des Ganges zu gehen, während sein Freund in ihrem Quartier womöglich gefoltert oder misshandelt wurde. Und war das alles? Er fühlte sich entsetzlich feige. Was sollte er nur tun? Den Vorfall melden? Er hatte gehört, dass andere Vorfälle dieser Art in letzter Zeit unter der Hand von mehreren Kadetten berichtet worden waren, die Administration dies aber schulterzuckend ignorierte. Vakh'Ba fragte sich ernsthaft, wem er trauen konnte. Konnte dies mit den anderen rätselhaften Vorgängen zusammenhängen? Unschlüssig starrte er auf das Angebot an Erfrischungen, bis nach einer Ewigkeit die Tür des Quartiers wieder aufging.

»Wir sind dankbar für ihre Kooperation. Auf Wiedersehen, Kadett Cum'Tchhr«, sagte einer der Männer. Dann marschierten sie in Richtung des Aufzugs.

Vakh'Ba stürmte zur Tür. Er wusste nicht, was ihn erwartete, wie es Vredom ging. Doch als er das Quartier erreichte, saß der am Tisch, lächelte und winkte ihn zu sich. »Wenn ich das eher gewusst hätte! Vakh'Ba, wer hätte gedacht, dass ich eigentlich nur depressiv bin. Und jetzt wissen wir auch endlich, wofür die Geräte sind.«

Vakh'Ba sah sich in dem Raum um. Sah Vredom an. Konnte das derselbe Mann sein, dessen Schreie er eben noch gehört hatte? Zögerlich ging er auf ihn zu.

»Vredom, was hältst du davon, vielleicht mit der Erklärung von ganz vorne anzufangen? Ich habe dich … draußen schreien gehört.« Langsam setzte Vakh'Ba sich zu Vredom an den Tisch. Sein Freund wirkte auf ihn körperlich vollkommen ruhig und entspannt. 'Was geht hier vor?', dachte er.

Und Vredom erzählte. »Also weißt du, zuerst dachte ich, was wollen die von mir. Aber der Colonel hat mir in Ruhe erklärt, was hier passiert. Weißt du, es ist so: Diese Geräte, die überall an der Decke hängen, sind Neuralwellendetektoren, die unsere geistige Gesundheit beaufsichtigen. Und jetzt ergibt auch alles Sinn! Ich habe mir schon länger gedacht, dass irgendetwas nicht stimmt, und als der Colonel mir gesagt hat, dass sie festgestellt haben, dass ich eine Tendenz zur Depression habe, wusste ich, das ist es. Sie haben mir einen subdermalen Chip implantiert, der durch Hormonabgabe mein Neurotransmitterniveau kontrolliert. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin! Mir ging es schon lange nicht mehr so gut. Der Colonel hat außerdem gesagt, dass ich Glück habe, dass es diese Form der Gesundheitsvorsorge gibt. Früher haben sie Depressive einfach rausgeworfen, weißt du?« Vredom strahlte ihn an.

Vakh'Ba wusste nicht, was er sagen sollte. Er fand diese Erklärung ganz und gar nicht einleuchtend. Er kannte Vredom nicht als niedergeschlagenen Charakter, auch wenn er zugeben musste, ihn noch nie so fröhlich wie jetzt gesehen zu haben. Trotzdem hing dieser Schrei zwischen seinen Ohren. Er konnte sich nicht helfen, es hatte einfach nicht gerade frohlockend geklungen. Und andererseits hatte er subdermale Injektionen niemals schmerzhaft in Erinnerung. »Aber du hast geschrien«, sagte Vakh'Ba.

»Ja, habe ich. Weißt du, sie haben mir gesagt, dass es eventuell wehtun könnte, und in dem Moment hat es mich einfach so überrascht. Aber es wurde ja sofort besser. Viel besser, wenn du mich fragst.«

»Du kannst mich einen alten Schwarzseher nennen, wenn du magst, aber ich bin noch nicht davon überzeugt, dass all dies zu unserem Besten passiert. Ich meine, wer gibt ihnen das Recht, uns auf diese Weise zu überwachen, in unsere Köpfe zu sehen? Nein, Vredom, versteh mich nicht falsch, es freut mich, wenn es dir gut geht, aber das ist nicht die ganze Wahrheit hier …«

Vakh'Ba schüttelte den Kopf und sah den frohgemuten Vredom an. Vor kaum einer Stunde hatte er eine sehr bedrückende Vision – oder wie immer man es nennen mochte – gehabt, in der seine Heimat zerstört wurde. Vor weniger als einer halben Stunde hatte ein Wachtrupp seinen besten Freund und Stubenkameraden entweder schwer misshandelt oder ihn aber zumindest einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Und nun erzählte der ihm gutgelaunt, dass die Militärführung in ihre Köpfe schaute, ihm ein Gerät implantierte, das man sicher leicht zur Abgabe von Drogen verwenden konnte, und fand das völlig in Ordnung. Aris Vakh'Ba war vollkommen ratlos. Er wusste nicht, was er tun sollte, ob er seinem Zweifel nachgehen oder doch erst einmal abwarten sollte, wie sich diese Ereignisse weiter entwickelten. Mit dem festen Vorsatz, nicht wieder im Geiste atomisiert zu werden, schmiss er sich auf seine Pritsche und suchte Hoffnung in der Dunkelheit seines Schlafes.

2.

 

Professor Igna'Tur war ein hagerer, kahlköpfiger Mann, von dem es hieß, dass er jedes Staubkorn im procyonischen System beim Namen kannte, obwohl er noch nie selbst im Weltall gewesen war. Seine Vorlesungen der Stellaren Kartographie waren für viele Studenten der Höhepunkt der Woche. Auch Aris Vakh'Ba drängelte sich unter eifriger Nutzung seiner Ellenbogen durch die Kadetten vor der Tür, um einen möglichst guten Platz zu bekommen. Igna'Tur hatte die gewiefte Eigenschaft, so leise zu reden, dass man ihn in der letzten Reihe nur dann hören konnte, wenn es völlig still war. Doch seine Vorlesungen waren so fesselnd, dass er niemals um Ruhe hätte bitten müssen. Wann immer er den Hörsaal der Militärakademie betrat, konnte man fast meinen, der Gelehrte nehme gar nicht wahr, dass er vor einem prall gefüllten Hörsaal sprach. Vielmehr schuf er eine Atmosphäre, als würde er seiner Enkelin eine Geschichte erzählen.

Umständlich fischte Igna'Tur einen Speicherchip aus seiner uralten Ledertasche und spielte die gespeicherten Daten ab. Dunkler Weltraum erschien auf dem altmodischen 2D-Projektor über dem Professor. Nach mehreren Einstellungen musterte Igna'Tur sein Publikum. »Sehen Sie genauer hin. Ich denke, dass niemand, mich eingeschlossen, ohne Hilfe erkennen kann, was ich Ihnen zeigen will. Lassen wir uns helfen …«

Die gleiche Abfolge von Weltraumaufnahmen wurde abgespielt, doch diesmal war ein ansonsten vor dem Hintergrund unsichtbares Objekt in Falschfarben markiert. Es war zylindrisch mit einer Aussparung vorne und einem fast unerkennbaren Triebwerk hinten, sofern man diese Richtungseinschätzung aufgrund von Aufnahmen eines regelmäßig geformten Objekts vor gleichförmigem, langweiligem Weltraum treffen konnte. Wieder musterte er seine Schüler. »Wer kann mir sagen, was das ist?«

Der Saal blieb still. Vakh'Ba bestand bei Fragen dieser Art darauf, dass man die Studenten, ihn eingeschlossen, denken hören könne. Doch er kannte die Antwort, wie so oft, bereits. Igna'Tur enttäuschte ihn nicht.

Der Professor räusperte sich und sagte dann: »Die Antwort lautet: 'Ich weiß es nicht.' Niemand weiß es im Moment. Auch Ihre anderen Ausbilder wissen es nicht, und der Geheimdienst der Streitkräfte weiß es nicht. Wenn es jemand weiß, nun ja, dann wohl der Erbauer dieses Artefakts.«

Aufgeregte Blicke wurden ausgetauscht. Die Studenten waren immer wieder von der offenen Betrachtungsweise des Alten überrascht, und offenbar war der Umstand, dass sich ein vollkommen unbekanntes, fremdes und womöglich künstlich konstruiertes Objekt im Sonnensystem befand, den meisten recht unangenehm. Ungerührt fuhr Igna'Tur fort. »Ich stelle mir vor, dass einige von Ihnen das vielleicht beunruhigt, aber ich weise in diesem Zusammenhang auf Folgendes hin: Erstens, diese Informationen sind geheim und ich teile sie Ihnen vor allem aus didaktischen Erwägungen mit. Zweitens, wenn es sich hierbei um eine tatsächliche Gefahr für unsere Zivilisation handeln würde, dann würde ich es Ihnen nicht sagen, sondern die Streitkräfte, also Ihre Kameraden, die meine Ausbildung bereits zur Gänze genießen durften, würden keine Probleme haben, sich darum zu kümmern. Ich möchte im Folgenden nun einige hypothetische Überlegungen anstellen. Angenommen, es würde sich hier tatsächlich um ein interstellar konstruiertes Objekt handeln, was können wir aus der beobachteten Bahn, die ich Ihnen hier zeige, schließen?«

Die Falschfarbenaufnahme des Zylinders wich einer schematischen Darstellung der Bahnkurve des unbekannten Objektes. Igna'Tur hatte mit dieser rhetorischen Frage zweifelsohne eine ganz andere Disziplin adressieren wollen als stellare Kartographie, nämlich Verhaltensweisen von interstellaren Intelligenzen. Vakh'Ba stutzte. Die Folgerung, dass eine Bahnkurve entstand, die nicht der Newtonschen Mechanik folgte, konnte nur bedeuten, dass das Objekt eine intelligente Steuerung besaß. Außerdem schien es so, dass die unstetigen Richtungsänderungen leicht für zufällig gehalten werden konnten. Doch Vakh'Ba fiel auf, dass die resultierende Richtung keineswegs, wie für eine wirklich zufällige Bewegung typisch, im Durchschnitt verschwand. Seine visuelle Extrapolation ergab, dass der mittlere Kurs des zylindrischen Objekts direkt auf Procyon Maior, die größere der beiden Sonnen des Systems, zuführte. Ihm schien es fast so, als sei das Beispiel so konstruiert, dass nur der Schluss übrig blieb, dass es sich um ein fremdes Objekt handelte, das in die Sonne flog. Vakh'Ba jedoch hielt angesichts der Tatsache, dass rund um die inneren Bereiche des Systems ein undurchdringlicher Nebel aus Gas lag, der voller Subraumspalten war, die Wahrscheinlichkeit, eine procyonische Konstruktion zu betrachten, für viel größer. Er meldete sich.

Der Professor bemerkte ihn sofort. »Kadett Aris, nicht wahr? Sie trauen sich im Gegensatz zu Ihren Kollegen also. Na schön, schießen Sie los.«

Nervös spielte Vakh'Ba mit seinem Stift, als er seinen Kommentar begann. Er war eigentlich gar nicht wegen des vollen Hörsaals besorgt, vor dem er sich bei einer falschen Schlussfolgerung lächerlich machen würde, sondern vor allem begriff er die Fragen des Professors stets als Spiel, hinter die offensichtlichen Ursachen zu blicken. Er beschloss, seine Schlussfolgerung ohne Umschweife vorzutragen. »Ich denke, dass es sich bei dem Objekt um eine Konstruktion procyonischen Ursprungs handelt. Mir ist bewusst, dass alle signifikanten Indikatoren dagegen sprechen, aber genau das bestärkt mich in der Annahme, dass ein Teil des Puzzles fehlt. Was ich sagen will ist …«

Vakh'Ba stockte. Ihm wurde klar, dass die These, die er unmittelbar vertreten würde, ebenso auf Spekulation beruhte wie das Gegenteil, da man nichts über derartige extraprocyonische Objekte wissen konnte. Dann fuhr er fort.

»Was ich sagen will, ist, dass das Fehlen jeglicher Hinweise auf eine procyonische Herkunft bedeuten muss, dass jemand genau das verschleiern will. Wenn es sich hier um eine zufällige Entdeckung handeln würde, dann muss es auch Argumente dafür geben, die nahelegen, dass es sich um einen procyonischen Ursprung handelt. Anders ausgedrückt, ein Zufallsprozess produziert wiederkehrende Zeichenfolgen, während jemand, der nur den Anschein erwecken will, dass es sich um Zufall handelt, dies oft vergisst.«

Professor Igna'Tur lächelte. »Was Sie hier sehen, meine Damen und Herren, ist ein Kadett, der alle Eventualitäten prüft. Ich wette, die meisten von Ihnen waren so beschäftigt damit, sich auszumalen, welch exotischen Ursprung das Objekt hat, dass Sie diese andere Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen haben. Deshalb ist es angemessen, Ihren Kollegen Vakh'Ba für diesen Gedanken zu loben, auch wenn er, so leid es mir tut, in diesem Fall komplett abwegig ist. Sie mögen Recht damit haben, dass es manchmal Schlüsse gibt, die zu gut und zu perfekt passen, aber das ist hier nicht der Fall. Das Spektralprofil des Zylinders zeigt eindeutig auch Stoffe an, die es im ganzen procyonischen System nicht gibt, zumindest nicht industriell erzeugt. Möglicherweise sollten Sie vorsichtiger sein mit derartigen Vermutungen, die man schnell mit Verschwörungstheorien verwechseln könnte. Lassen Sie mich dennoch fragen: Wer von Ihnen würde generell die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass dieses Ding seinen Ursprung auf Qel'Vatra hat?«

Einige der Kadetten lachten, doch niemand meldete sich. Vakh'Ba schluckte. Er hatte sich geirrt, na schön. Aber eine derartige Reaktion von Professor Igna'Tur hatte er nicht erwartet. Ein bisschen beschämt fühlte er sich ob des Versuchs, sich in die bisweilen verqueren Gedankengänge Igna'Turs einzufühlen. Er hatte sich überschätzt, das wusste er jetzt. Aber lag er wirklich so falsch? Hatte der Professor etwa mehr Informationen, als er zugab? Immerhin, er glaubte ihm nicht wirklich, dass es sich um ein hypothetisches Beispiel handelte, dafür waren die Details zu dem Objekt viel zu umfangreich, als dass man sie ohne kleine Abweichungen hätte anfertigen können.

 

Igna'Tur führte die Vorlesung damit weiter, zu erläutern, welche Eigenschaften man überhaupt sicher bestimmen konnte, wie genau spektroskopische Verfahren aus der Entfernung waren, und dass man am Drehmoment des zylindrischen Objektes bei Wendemanövern die Position der Manövrierdüsen bestimmen konnte. Noch immer suchte Vakh'Ba nach jeder kleinen Abweichung oder Unklarheit in den Ausführungen des Akademikers, doch er fand keine. So kam es, dass er schließlich nicht mehr zuhörte, sondern mit dem Stift auf seinem Digitizer-Tablet herum kritzelte, bis er schließlich nach einer unvollendeten krakeligen Figur beinahe aufgesprungen wäre. Er hatte die unlogische Stelle gefunden. In den Ausführungen von Igna'Tur verschwand die »Sonde«, wie man das Objekt mittlerweile nannte, da man davon ausging, dass es unbemannt war, einfach am Ende der Trajektorie. Wenn es, wie Vakh'Ba vermutet hätte, am Ende seiner Zufallsbahn tatsächlich die Sonne erreicht hätte, so würde es Sinn ergeben, wenn die Bahn dort endete, aber stattdessen verlor sich die Spur in einer anderen Richtung mitten im freien Weltall zwischen kleinen Monden des dritten Gasriesen des procyonischen Systems. Um abzustürzen oder eingefangen zu werden, war der Abstand zum nächstgrößeren Objekt noch viel zu groß, also schloss Vakh'Ba aus seinen Beobachtungen, dass die Sonde einfach verschwand.

Genug, um ihn erneut auf die Probe zu stellen, dachte er sich.

Nach der Vorlesung fädelte er sich am Pult aus der Menge der aus dem Hörsaal strömenden Kadetten aus, um den Professor noch zu erreichen.

Der lächelte ihn an. »Sie haben nicht aufgegeben, nicht wahr? Das hoffe ich jedenfalls.«

Unsicher sah Vakh'Ba ihn an. Igna'Tur hatte es wieder geschafft, ihn mit einem einzigen Satz zu irritieren. Er besann sich auf das, was er sich überlegt hatte, und sagte nur: »Bevor ich mich verteidige: Wo ist die Sonde jetzt? Niemand hat gefragt, warum die gezeigte Trajektorie dort endet, wo sie endet. Der Zeitindex ist zu alt, als dass keine neuen Daten vorliegen würden.«

»Sehr richtig. Ich weiß es nicht. Sie verschwindet nach den Aufzeichnungen, die mir vorliegen, an genau dieser Stelle. Ich dürfte das eigentlich nicht sagen, aber ich denke, dass man sie aufgebracht hat.«

Vakh'Ba seufzte. »Wie meinen Sie das, aufgebracht? Von den procyonischen imperialen Raumstreitkräften? Das müssten Sie doch wissen!«

Der Professor lächelte. Vakh'Ba meinte, in seinen Gesichtszügen eine unerwartete Emotion zu lesen: Bitterkeit.

»Man sagt mir längst nicht alles, was die stellaren Beobachtungsdaten angeht, vor allem, wenn es sich um militärische Aufzeichnungen handelt. Und das beunruhigt mich. Genauso, wie mich etwas anderes beunruhigt: Sie sind der einzige Kadett in diesem riesigen Hörsaal gewesen, der eine kritische Nachfrage gestellt hat. Niemand hat nach der offensichtlichen Ungereimtheit gefragt, dass die Trajektorie an jener Stelle endet oder der mittlere Impuls leicht in Richtung Procyon Maior zeigt. Auch hat mir niemand widersprochen, als ich Sie zurechtgewiesen habe. Sie hatten Recht damit, dass es keinen Beweis gibt, dass die Sonde nicht von Qel'Vatra stammt, und tatsächlich ist es so, dass ich Ihre Einschätzung teile. Aber niemand sonst scheint das zu tun. Es mag ein seltsamer Zufall sein, aber in letzter Zeit kommen mir meine Studenten erstaunlich einmütig vor. Ob diese Beobachtung damit zusammenhängt, dass man mir – und möglicherweise auch anderen Kollegen – die entsprechenden militärischen Daten vorenthält, kann ich noch nicht beurteilen, aber ich möchte Sie nichtsdestoweniger um etwas bitten: Übermorgen treffen sich in meinem Haus einige Forscherkollegen, um sich mit dem Problem der verschwundenen Sonde zu befassen. Möglicherweise wollen wir eine Petition an die militärische Führung verfassen, in der wir den freien Zugang zu wissenschaftlichen Daten fordern. All dies ist sehr rätselhaft, und die Öffentlichkeit, oder zumindest die Wissenschaft, muss unbedingt unbeschränkten Zugang zu diesen Daten bekommen. Ich sage es nicht gerne, aber ich gelange mehr und mehr zu der Ansicht, dass hier etwas vertuscht wird, das von Bedeutung sein könnte. Seien Sie wachsam, Kadett Vakh'Ba.«

3.


Erstaunlich an öffentlichen Nahverkehrszügen war über alle Epochen hinweg vor allem eines: ohrenbetäubendes Knarren und Knirschen, sobald sich derartige Züge in Bewegung setzten. Selbst den kostenlosen, reibungsfreien Magnetschwebezügen der zentralen Verkehrsbetriebe von Qel'Vatra war es nicht vergönnt, wirklich geräuschlos zu fahren. Vakh'Ba fühlte sich unwohl zwischen den ganzen Zivilisten, die routiniert ihren täglichen Tätigkeiten nachgingen. Halb rechnete er damit, dass ihn jemand in konspirativem Ton fragte, wohin er eigentlich fuhr, aber halb war ihm auch klar, dass er in seiner imperialen Uniform mindestens genauso einschüchternd auf die anderen Fahrgäste wirken musste. Die meisten von ihnen wussten sicher nicht, dass es sich nur um eine Kadettenuniform handelte, denn Hierarchien erschlossen sich immer nur den Mitgliedern derselben – wenn überhaupt. Insgeheim hoffte er, dass jemand es wagen würde, ihn anzusprechen, denn dann würde er unverhoffte Übung in autoritärem Zurechtweisen bekommen. Als er auf einem hoch über der Stadt schwebenden Umsteigepunkt auf einen Anschlusszug wartete, fragte er sich, ob die doch recht beschwerliche Reise zum genannten Treffpunkt Methode hatte, immerhin musste er dreimal umsteigen und kannte sich im Distrikt der zivilen Universitäten von Qel'Vatra nicht gut aus. Doch Professor Igna'Tur hatte gute Gründe, ihn nicht direkt mit einem Gleiter der Akademie fliegen zu lassen, denn die Reisen damit wurden natürlich penibel protokolliert. Wenn es stimmte, was sie in der Stellaren Kartographie herausgefunden hatten, dann war selbst dieser Trip zu einem geheimen Treffen der Forschungsgrößen des Planeten an der Grenze zu Hochverrat, und es blieb nur abschließend zu klären, ob man den Professor oder ihn beschuldigen würde.


Die Adresse war, wie sich herausstellte, kein Universitätsgebäude, sondern das Privathaus des Professors. Im Stil des vergangenen Jahrhunderts wirkte die Villa zwischen den opulenten Instituten aus Glas und Verbundkarbonfaser halb verloren und halb wie der heimliche Herrscher des Campus. Auf jeden Fall war für Vakh'Ba spürbar, dass der Geist der Wissenschaft hier einkehrte. Als er die weißen Treppen hinaufgegangen war und nach einer Klingel suchte, wurde ihm bereits von einem älteren Herren, der sich als Ed'Takh vorstellte, geöffnet. Mit einer wilden Mischung aus Verwunderung, Neugier und Nervosität betrat er die Villa.

Es roch nach Balsaholz und gehobeltem Zimt, aber bevor Vakh'Ba die Atmosphäre des opulenten Hauses auf sich wirken lassen konnte, stand er wie von selbst im großen Wohnzimmer, wo Professor Igna'Tur zusammen mit einem Dutzend anderen bei Tee und Konfekt saß. Ed'Takh setzte sich auf seinen Platz und teilte Igna'Tur mit, man sei vollständig.

Der Professor machte eine minimalistische Geste in Richtung einer regalbehangenen Wand, die sich daraufhin in einen holografischen Projektor verwandelte. Mitten im Raum schwebte ein Modell des procyonischen Binärsystems mit den zwei Sonnen, seinen zwölf Planeten und der beinahe undurchdringlichen Gaswolke an den Rändern es Systems. Er räusperte sich.

»Vor fünfundzwanzig Tagen haben unsere Weltraumteleskope einen unbekannten Flugkörper entdeckt, dessen Ursprung oder Bauart wir nicht identifizieren konnten«, sagte der Professor.

Ein kleiner, leuchtender Punkt erschien in den Gaswolken. Er fuhr fort: »Das wäre nicht weiter verwunderlich, denn es gibt Milliarden unidentifizierter Felsbrocken im System, aber wir treffen uns hier, weil uns zwei Dinge Sorgen machen. Erstens, der Flugkörper konnte seinen Kurs ändern, was bedeutet, dass es sich um ein künstliches Objekt handelt, und zweitens, das Militär hat den Flugkörper aufgebracht, nachdem er Kurs auf Procyon Maior gesetzt hatte. Keinerlei offizielle Anfragen der planetaren Forschergemeinschaft wurden bisher beantwortet. Wie viele von Ihnen wissen, bin ich unter anderem als Ausbilder an der imperialen Akademie beschäftigt, aber auch über meine inoffiziellen Kanäle ist von der dortigen militärischen Wissenschaftsadministration nichts herauszubekommen. Aufgrund des gemessenen Energiespektrums des Objekts können wir mit großer Sicherheit sagen, dass es nicht procyonischen Ursprungs ist.«

Professor Igna'Tur macht eine Pause, da es zu Raunen und Wispern im aufmerksamen Publikum gekommen war. Er fuhr fort: »Ich weise noch einmal darauf hin, dass dieses Treffen erstens informellen, geheimen Charakter hat und es zweitens ausschließlich zum wissenschaftlichen Austausch über Erklärungen für dieses Phänomen gedacht ist, nicht für eine Intrige gegen das Militär. Ich bin sicher, dass unsere Administration einen guten Grund hat, diese Information nicht zu veröffentlichen. Insbesondere ist dabei wohl auch die Frage interessant, inwiefern die planetare Sicherheit bedroht sein könnte.«

Er wartete einen Moment ab, doch er schien noch nicht fertig zu sein mit dem, was er zu sagen hatte. »Ferner, werte Kollegen, gibt es einige bedrückende Gerüchte aus dem Militär, was die Verwendung von psychoanalytischen Neurostimulatoren angeht. Es ist, wie gesagt, nur ein Gerücht, und ich habe unseren Kadetten hier nicht deswegen eingeladen und möchte ihn nicht damit belasten, sich hier strafbar machen zu müssen, sondern allein, weil ich seinen Sachverstand in dieser wissenschaftlichen Sache schätze. Lieber Aris Vakh'Ba, ich möchte noch einmal betonen, dass Sie nur sprechen mögen, wenn Sie aus freien Stücken dazu Auskunft geben können und wollen und wenn es nicht gegen den Eid geht, den Sie geleistet haben.«

Damit endete er.

Vakh'Ba sah sich um. Um ihn herum saßen verdiente, hochdekorierte Wissenschaftler. Die intellektuelle Elite des Planeten. Der einzige Grund, dass er hier war, lag darin, dass er in einem ungünstigen Moment eine unsichere Frage gestellt hatte, die dem Dozenten positiv aufgefallen war. Er fühlte sich wie in der ersten Klasse auf dem Schulhof: Alle waren größer und stärker als er, und wenn er etwas sagte, würden sie ihn zweifellos auslachen oder verprügeln.

Doch dann sprach ihn Igna'Tur zu seiner Überraschung nochmals direkt an: »Kadett Aris, ich verstehe, dass die Gesellschaft von all diesen berühmten Männern Ihnen womöglich etwas unangenehm ist, trotzdem bin ich gespannt auf Ihre Einschätzung. Sie haben mich in unserer letzten Vorlesung Stellarkartografie sehr beeindruckt, und ich denke, dass Sie ein Mann sind, der die richtigen Fragen stellt. Eine bloße Einschätzung zu diesem Objekt aus der militärischen Perspektive kann zudem noch nicht strafbewehrt sein. Was denken Sie über dieses Objekt?«

Vakh'Ba zitterte vor Aufregung. Dieser Moment seines ersten Satzes würde darüber entscheiden, ob sie ihm Respekt zollen oder ihn als uninteressant ignorieren würden. Vakh'Ba sagte: »Nun Professor, ich bedanke mich für die Einladung. Ich denke, dass die spektrale Zusammensetzung und die Tatsache, dass das Objekt Kursänderungen vollführt hat, nur den Schluss zulassen, dass es künstlich ist. Davon abgesehen spricht das Verhalten des Militärs dafür, dass es kein Prototyp unbekannter Bauart ist, denn dann hätten sie genau das zugegeben, schließlich kann es kein Interesse an allerlei Spekulationen diesbezüglich haben. Folglich es nicht von der Hand zu weisen, dass es von einer fremden Intelligenz stammen könnte, und das bereitet uns allen zu Recht Sorge.«

Igna'Tur nickte. Ein kleiner bärtiger Mann erhob seine tiefe Stimme: »Ich verstehe, dass dieser Vorgang auf den ersten Blick beängstigend sein mag. Aber wir sollten uns vergegenwärtigen, dass auch die procyonische Zivilisation in früherer Zeit langsame Sonden in den Weltraum entsandt hat. Welche Hinweise gibt es denn, dass es sich hierbei um eine feindliche Absicht handelt?«

Jetzt war die Diskussion voll entbrannt. Mehrere Wissenschaftler meldeten sich und wollten ihre Meinung beitragen. Vakh'Ba war stolz, dass man ihm nicht widersprochen hatte, auch wenn er in seiner Aufregung eine sehr allgemeine Einschätzung abgegeben hatte. Ihm fiel auf, wie geregelt die Diskussion ablief. Obwohl niemand aktiv die Diskussion leitete, ließ man jeden Kollegen ausreden. An der Reihe war eine Frau mittleren Alters, deren Bilder Vakh'Ba aus populär-wissenschaftlichen Veröffentlichungen kannte. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie nicht immer der strengen wissenschaftlichen Norm von Versuch und Irrtum folgte.

»Liebe Kollegen, lassen Sie mich Ihnen eine boshafte Frage stellen: Woher wissen wir, dass dieses … Ding fremden Ursprungs ist? Ich meine, wäre es nicht möglich, dass jemand, der die spektralen Eigenheiten der procyonischen Raumschiffskonstruktionen kennt, etwas baut, das genau in den entscheidenden Punkten davon abweicht, um den Anschein zu erwecken, dass es fremdartig sei in dem Wunsche, unsere und die öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu lenken? Ich weise damit lediglich darauf hin, dass wir ohne objektive metallurgische Analyse nicht sicher sein können, dass diese Daten stimmen. Und dass das Militär nichts darüber veröffentlicht, muss uns auch deren Motive hinterfragen lassen.«

Ein älterer Mann meldete sich so energisch, dass man ihm den Vortritt ließ. Er war mit dieser These offenbar nicht einverstanden. »Sie wollen also andeuten, dass das Militär oder sonst jemand mit ausreichend technologischen und materiellen Ressourcen absichtlich einen solchen Raumkörper erzeugen könnte? Vielleicht, aber um was zu erreichen? Diese Zivilisation hat seit Jahrhunderten Frieden, und es gibt das Militär nur aus dem paranoiden Grund, dass wir um die Existenz von interstellaren Zivilisationen wissen, die aber wie wir höchst vermutlich nicht in der Lage sind, die gewaltigen Entfernungen zwischen den Sternen zu überwinden. Nach allem, was wir wissen, existiert keine überlichtschnelle Antriebstechnologie, und es gibt auch keinerlei Erkenntnisse, die darauf hindeuten würden.«

Seine Vorrednerin lachte auf subtile und zufriedene Weise. Dann erwiderte sie: »Grund genug, Herr Kollege, als Militär diese Information, sollte sie dieser Art sein, geheim zu halten, nicht wahr? Damit hätten wir schon zwei Motive, warum das Militär diese Entdeckung vertuschen könnte. Entschuldigen Sie meine Polemik, aber Sie haben meine Argumentation gestützt, nicht ihr widersprochen.«

Der Mann lachte auch, aber auf eine viel offenere Weise, die klar machte, dass er viel zu alt war, um auf derartiges Geschwätz einzugehen. »Ich bin hierhergekommen, um über Fakten zu streiten, nicht Verschwörungstheorien aufzustellen. Entschuldigen Sie also, wenn ich darauf poche, dass wir nun auf eine objektivere Ebene zurückkehren.«

»Da wir gerade bei Verschwörungstheorien sind …«, setzte ein hagerer Mann aus der hinteren Ecke des Raumes an, zog eine Braue in die Höhe, wie um weitere spöttische Kommentare seiner Kollegen abzuwehren, und fuhr dann fort. »Unser Gastgeber hat es ja bereits anklingen lassen, wir haben einige Hinweise darauf, dass es einmal mehr dazu käme, dass die Mannschaften der Militärstützpunkte gezielter psychometrischer Beeinflussung ausgesetzt werden.«

Aris Vakh'Ba konnte sehen, dass er dabei in seine Richtung schielte, und es war unmittelbar klar, dass man von ihm trotz aller Vorsichtsbekundungen eine Auskunft diesbezüglich erwartete. Obwohl er voller Stolz zugestimmt hatte, dem Treffen beizuwohnen, wurde ihm nun doch unwohl. Eine wissenschaftliche Diskussion war das eine, aber über die Gedankenbeeinflussung Auskunft zu geben, etwas ganz anderes. Er hatte doch auf Eid versprochen, Schaden von der Truppe abzuwenden und sich stets loyal zu verhalten. Gewiss, es war sehr beunruhigend zu sehen, wie das Recht auf … nun ja, eigene Gedanken mehr und mehr aufgeweicht wurde, doch rechtfertigte das schon Verrat? Vakh'Ba prüfte sein Gewissen. Dachte an Vredoms Schreie nur wenige Tage zuvor und seine eigenen Alpträume, die ihn mittlerweile regelmäßig quälten. Was auch immer die Generäle vorhatten, wenn es den Grundrechten entsprach, wieso musste man dann die Soldaten indoktrinieren? Andererseits, die Gesellschaft von Qel'Vatra war absolut friedlich und es gab keine sozialen Probleme mehr. Waren also die ganzen Gefahren, die man anführte, wenn es darum ging, die Kosten für die Militärstützpunkte zu rechtfertigten, nicht nur vorgeschoben, und wäre dies alles, so eine fremde, interstellare Macht beschließen würde, das procyonische System anzugreifen, nicht nur Dekoration gegen einen übermächtigen Feind?

Aris Vakh'Ba wusste nicht, was er glauben konnte, und fühlte den Eid so heftig gegen den gesunden Verstand wetteifern, dass er nicht bemerkt hatte, wie ein weiterer Wissenschaftler aufgesprungen war und sich trefflich gegen die Unmöglichkeit einer solchen Gedankenkontrolle wandte. »Es ist schlichtweg unglaublich, dass es denkbar scheint, diese grässlichen Werkzeuge im eigenen Volke einzusetzen. Wir sind über derartige Praktiken hinaus zivilisiert, meine Herren!«, bemerkte er und setzte sich zufrieden wieder auf den antiken Diwan, der ihn und den hageren Kollegen, der bereits gesprochen hatte, trug. Eben dieser erbat sich nun abermals das Wort und fragte schließlich direkt an Vakh'Ba gewandt, wie es sich verhalte.

Vakh'Ba räusperte sich. Er fühlte den Hals wie zugeschnürt und sein Herz vor Aufregung pochen. Sollte er zugeben, wie sehr die Kontrolle bereits ausgeübt wurde?

In diesem Moment klingelte es. Der massive Bass des Türgongs war so eindringlich wie ein dezenter Schlag in die Magengegend. Die Wissenschaftler tauschten aufgeregte Blicke aus. Man hatte begonnen, weil die Runde vollständig war, und es wurde niemand weiter erwartet. Igna'Tur begab sich zur Eingangstür, äußerlich völlig ruhig.

Er sah durch ein Seitenfenster. Dann flüsterte er: »Ich schlage vor, dass alle nicht-zivilen Gäste sich sofort verstecken.« Eindringlich sah er dabei Aris Vakh'Ba an, der natürlich der einzige war, den er meinen konnte. Dann ging er in die Eingangshalle und öffnete.

Vor der Tür standen vier Männer in Uniformen der Militärpolizei.

Vakh'Ba war klar, dass man seinetwegen da sein musste. Wie hatte man erfahren, wo er sich aufhielt? Und was sollte er tun? Er konnte schlecht aus dem Fenster springen, denn vermutlich war die Eskorte an der Tür nicht allein. Im Gegenteil, wenn man ihm oder jemand anderem gefolgt war, war sicher das ganze Haus überwacht. Er musste sich verstecken. Hastig entfernte er sich aus dem weiteren Sichtfeld des Eingangsbereichs.

»Was kann ich für Sie tun?«, konnte man den Professor hören, wie er die ungebetenen Gäste in neutralem, leicht überraschtem Ton befragte.

»Professor Igna'Tur Baq'Huk?«.

»Der bin ich. Was führt Sie zu mir, bitte?«

Derweil durchkämmte Vakh'Ba atemlos die Räume nach einem geeigneten Versteck, einem großen Schrank oder Kellereingang. Was führte die Militärpolizei im Schilde? Er war sich ganz sicher, dass sie nach ihm suchen würden, denn sie hatten ohne Kriegsrecht praktisch keine Kommandogewalt über Zivilisten wie Igna'Tur, der trotz seines Lehrauftrags eben kein Angehöriger der Streitkräfte war. Er hörte Wortfetzen wie »Verdacht«, »Terrorismus« und suchte Raum für Raum weiter. Vakh'Ba fand es erstaunlich, wie groß die von außen gedrungen wirkende Villa war, sobald man keinen Ort zum Verstecken fand. Er stand jetzt in einem Zimmer direkt neben dem Eingangsbereich und konnte wieder mehr vom Gespräch mithören.

»Ihnen wird vorgeworfen, eine konspirative Versammlung in Ihrem Haus abzuhalten, an der sich auch Mitglieder der Streitkräfte beteiligen. Wir fordern Sie ultimativ auf, alle Gäste nach draußen zu geleiten.«

»Was passiert, wenn sich doch noch jemand drinnen aufhält?«, fragte der Professor unschuldig, aber Vakh'Ba wusste, dass er ihm eine Möglichkeit geben wollte, aus ihrem Verhalten einen Vorteil zur Flucht zu ziehen.

»Treten Sie zur Seite. Wir werden das Gebäude durchsuchen.«

»Ich glaube kaum, dass Sie das Recht dazu haben«, meinte Igna'Tur.

»Es geht hier um Belange der planetaren Sicherheit. Glauben Sie mir, Sie wollen weder versuchen, uns aufzuhalten, noch dass wir da drinnen jemand finden, der militärische Geheimnisse mit Ihnen teilt.«

Der Professor war außer sich. »Ich verlange, mit Ihrem Vorgesetzten zu sprechen! Ich verlange, dass man den Grund für diese Willkür angibt! Ich bin Dozent der Militärakademie. Es ist ganz normal, dass ich mit Mitgliedern der Streitkräfte korrespondiere. Wenn Sie mein Haus durchsuchen, wird das ein Nachspiel haben.«

Der Anführer des Militärpolizeitrupps lachte, dass es Vakh'Ba das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Je nachdem, was wir finden.« Er wandte sich an die uniformierten Männer neben ihm: »Los jetzt, das Haus durchsuchen!«

Die restlichen Soldaten des Trupps machten sich auf den Weg nach innen.

Vakh'Ba wusste, dass er am aktuellen Ort nicht mehr lange sicher sein würde. Er rannte zurück in den hinteren Bereich des Hauses. Vielleicht konnte er durch den Garten entkommen. Hastig versuchte er, eines der Fenster zu öffnen, hatte jedoch keinen Erfolg. Entsetzt hörte er, wie die Tür des angrenzenden Raumes geöffnet wurde. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Dann kam ihm eine Idee. Wenn sie sich nur auf einen Soldaten verließen, der den Eingang bewachte, konnte er mitten über den Hauptflur nach draußen. Es war riskant, denn wenn mehr als einer die Tür bewachte, würden sie ihn trotz des Überraschungsmomentes festnehmen können. Vakh'Ba bemerkte, dass der Soldat im benachbarten Raum fast an der Tür zum Versammlungsraum stand, holte noch einmal tief Luft und spurtete dann los.

Er rammte mit der rechten Schulter die Tür zum Flur auf und lief, so schnell er konnte, auf die Eingangstür zu. Er konnte niemanden sehen, aber sicherheitshalber schnappte er eine große Vase, die an der Wand stand, und lief weiter. Offenbar hatten sie überhaupt niemanden zur Bewachung der Tür abgestellt. Laute Stimmen erklangen hinter ihm. Vakh'Ba rannte durch die offen stehende Eingangstür und sah die ratlose Gruppe von Gästen auf dem Rasen stehen, davor nur ein einziger Polizist, der mit Igna'Tur diskutierte. Als der ihn sah, lief er auf ihn zu und versuchte ihn zu packen. Aris Vakh'Ba aber konnte ihm ausweichen und schleuderte ihm die Vase entgegen.

Hin und her gerissen zwischen dem Versuch die Vase zu fangen und ihr auszuweichen, fand er sich auf dem Boden wieder, rappelte sich sofort wieder auf und begann mit der Verfolgung.

Vakh'Ba hatte etwa dreißig Meter Vorsprung. Er kannte sich im Universitätsbezirk nicht aus und wusste nicht, wie er den Verfolger abschütteln konnte. Außerdem nahm er nicht an, dass er ihm konditionell überlegen war und länger laufen konnte. Er musste an ein Fortbewegungsmittel kommen. Indes, die Magnetbahn, mit der er auf dem Hinweg gekommen war, stellte keine Option dar, da sie nur alle Viertelstunde fuhr und bis dahin sicher abgeriegelt war.

Beschäftigt damit, so schnell wie möglich zu laufen, konnte er nur langsam darüber nachdenken, was er unternehmen sollte, um nicht geschnappt zu werden. Dabei fiel ihm auf, dass das für seinen Verfolger auch gelten und dieser auf Hindernisse ebenso reagieren musste wie er selbst, jedoch mit dem Unterschied, dass dieser die freie Wahl hatte, auf welche Weise er sie überwand. Doch in einem Punkt hatte er keine Wahl: Sein Verfolger musste ihm weiter folgen. Vakh'Ba widerstand der Versuchung, sich umzusehen, und suchte sein Heil weiter in der Flucht, die zunehmend weniger kopflos war. Er begann, über Vorgartenzäune zu springen und um Straßenecken zu laufen. Kreuz und quer rannte er. Schließlich sah er sich doch um. Noch immer hatte er etwas Vorsprung, sodass er nach einer Ecke für einige Sekunden für seinen Verfolger nicht zu sehen war. Eine Idee spann sich in seinem Kopf zurecht. Und er fand, was er suchte. Nachdem er um eine weitere Ecke gesprintet war, stand eine große gusseiserne Gießkanne vor ihm. Er hätte darüber hinweg springen können, um weiterzulaufen, aber er nahm sie in beide Hände und zog sie dem verdutzten, schwer atmenden Militärpolizisten über den Kopf, als er um die Ecke rannte. Wie ein Stein ging er zu Boden.

Als er schließlich in dem schalenförmigen Sitz an der Wand des Zuges Platz nahm, holte er tief Luft. Tätlicher Angriff. So könnte man seinen Vasenwurf betrachten. Seine Flucht über bestimmt einige Kilometer würde man folgerichtig als Widerstand gegen die Staatsgewalt auffassen. Oder Befehlsverweigerung. Oder beides. Aris Vakh'Ba blickte auf die Skyline der Hauptstadt von Qel'Vatra. Eine Utopie in Glas, Stahl und Karbonfaser. Fast fand er das lautlose Gleiten des Zuges knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit gepaart mit dem Rumpeln der Wagen gegeneinander beruhigend verglichen mit dem, was mit Qel'Vatra zu passieren schien. Wo war er da nur hineingeraten? Irgendetwas Bedeutsames ist im Gange, sagte er sich. Zuerst die Misshandlungen und die Neuralstimulatoren in der Akademie. Dann tauchte ein seltsames Objekt im Sonnensystem auf, und schließlich wurde er fast auf einem, nun ja, konspirativen Treffen der wissenschaftlichen Elite von Qel'Vatra verhaftet. Er fragte sich, was wohl mit Professor Igna'Tur passieren würde. Hoffentlich musste der Professor nicht für Vakh'Bas Flucht leiden. Warum war es der Militärführung so wichtig, dass nichts von der Sache nach draußen drang? Angesichts der Vorfälle von Folter und ziviler Einflussnahme seitens des Militärs, ohne dass das Kriegsrecht ausgerufen war, fragte er sich, wem die Loyalität des Militärs galt. Was die Integrität des Staates betraf, war er sich nicht mehr sicher, wie geschützt der planetare Rat gegen einen Militärputsch war.

Bei all seinen Überlegungen und der noch immer aufgestauten Erregung ob seiner kopflosen Flucht von Igna'Turs Haus hatte er den Mann, der sich einige Stationen zuvor neben ihn gesetzt hatte, nicht bemerkt. Der Fremde trug eine tiefschwarze Jacke mit aufgestelltem Kragen, in der er beinahe zu verschwinden schien. Er las etwas auf einem Armbanddisplay ab. Dann wandte er sich an Vakh'Ba.

»Ja, aber was … wer sind Sie?«, stotterte Vakh'Ba.

Vakh'Ba beschloss, den Ahnungslosen zu spielen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, flüsterte er dem Mann zu.

Wie aus einem Reflex heraus drehte Vakh'Ba nun doch den Kopf zu dem Fremden hin, der sich wie aus Abscheu abwandte und weiter unerkannt blieb. Irgendetwas an ihm kam ihm seltsam vertraut vor, doch die winzigen Details, die sein Verstand mit der Aufschrift »seltsam« versah, ließen sich nicht zuordnen. Kannte er die Stimme? Die körperliche Erscheinung? Was konnte er tun, um sich diese Frage zu beantworten? Er konnte den Mann ja schlecht an die Wagenwand drücken und ihn durchsuchen und mustern. Nein, es musste eine andere Möglichkeit geben, er musste das Gespräch weiter führen. Abwesend bemerkte er, wie er die leichte Entschleunigung des Wagens, der sanft an einer Station hielt, austarierte, als er überlegte, was er entgegnen sollte. Er setzte zu einer Antwort an, doch im nächsten Moment stand der Fremde elegant von dem Sitz auf, ging eilig zur Tür hinüber und erreichte sie in genau dem Moment, da sie sich an der vorgesehenen Stelle des Bahnsteiges öffnete. Nur Sekunden später war er in der Menge der ein- und umsteigenden Procyonier verschwunden.