Endnoten

1Als Skizze liefert diese Arbeit keine detaillierten Erklärungen und Auseinandersetzungen mit anderen Sichtweisen. Dafür wird der Leser insbesondere verwiesen auf: von Mises: „Human Action“; Rothbard: „Man, Economy, and State“ sowie „Ethics of Liberty“ mit Hoppes Einleitung; Hoppe: „The Economics and Ethics of Private Property“, auf die auch in frei formulierten Passagen rekurriert wird.

2Preusse: „The Third Axiom, or A Logic of Liberty. On the Structure of Ethics and Economics as One Unified Aprioristic Science“.

3de Jasay: „Political Philosophy, Cleary“, S. 119–138.

4John Locke stellt in seinem „Second Treatise of Civil Government, Chap II, Of the State of Nature“, fest, dass Menschen der gleichen Spezies und des gleichen Ranges im natürlichen Zustand der vollkommenen Freiheit und Gleichheit leben mit denselben natürlichen Vorteilen und denselben Fähigkeiten. Das kann ich nicht als kompatibel mit dem Diversitätsaxiom erkennen.

5Eine hervorragende Übersicht hierzu bei Kinsella: „Argumentation Ethics and Liberty: A Concise Guide“.

6de Jasay, „Justice and its Surroundings“, S. vi: „If ‚a thing is what it is, and not something else‘ – a safe enough proposition – we ought not to call it by something else’s name or describe it by something else’s defining characteristics. […] It seems to me that by promoting clear thought, however, one would be doing a greater service to the good society than by promoting good principles.“

7z. B. Hoppe: „Ethics an Economics of Private Property“, S. 316: „Yet the universalization principle only provides one with a purely formal criterion for morality.“ Hier auch Fußnote Habermas: „Moralbewusstsein und kommunikatives Handeln“. Ebenso bei Rothbard: „Ethics of Liberty“, S. 24: „But what may be the moral or immoral ways of exercising that right is a question of personal ethics…”.

8Entgegen dem allgemeinen und auch fachsprachlichen Gebrauch wird der Begriff Ethik hier auf das beschränkt, was man Rechtsethik oder Pflichtethik nennen kann. Was darüber hinausgeht, mag einerseits Liebesethik, Nächstenliebe oder soziale Verantwortung heißen; dies aber ist nicht sauber abgrenzbar gegenüber Moral, indem sowohl Reichweite als auch Grad der Hingabe grundsätzlich unbegrenzt sind, womit sie unvereinbar wird mit der Betätigung und Anerkennung des eigenen Lebenswillens. Andererseits hat das Spannungsfeld von Wahrheitssuche und Selbstinteresse eine ethische Dimension, die nicht vollständig in den Begriffen der Pflichtethik und der Liebesethik aufgehen mag. Für diese letzteren gibt Schopenhauer in „Über die Grundlage der Moral“ die Kurzformel „Neminem laede, imo omnes, quantum potes, juva“ (Schade keinem, sondern hilf allen so gut du kannst), wogegen die Wahrheitsoder Wissenschaftsethik durch das Motto repräsentiert ist, das er diesem brillanten Stück von Philosophie vorangestellt hat: „Vitam impendere vero“ (Das Leben der Wahrheit weihen). (Meine Übersetzungen.)

9Zu Norm und Konvention s. Hoppe: „The Science of Human Action“.

10Hoppe: „The Ethics and Economics of Private Property“, S. 332: „According to political economy, the most efficient means of alleviating, if not overcoming, scarcity is the institution of private property.“ Ebenda S. 333: „the institution of private property […] is just – in fact […] only this institution is just and […] any deviation from it is not only economically inefficient but unethical as well.“

11von Mises: „Nationalökonomie“, S. 17: „[W]ir denken das, was im Begriffe des Handelns steckt, bis ans Ende und entfalten aus ihm alles, was er enthält.“ Im entsprechenden Abschnitt von „Human Action“, „The Formal and Aprioristic Character of Praxeology“, spricht von Mises zwar von den „fundamental logic relations“ (S. 34), expliziert sie aber nicht. Hoppe: Introduction to „The Ethics of Liberty“, S. xxvii.

12In seiner Einleitung zu „Man, Economy, and State“, S. xxxi, beschreibt Rothbard den überzeugenden, wenn nicht zwingenden Charakter einer stringenten Logik: „Was ich mir für ein Lehrbuch vorstelle, wäre ein wegweisendes Projekt. Soweit möglich würde ich versuchen, ein Gebäude zu errichten […] nämlich eine logische Schritt-für-Schritt-Entwicklung der theoretischen Struktur bei Mises. […] Ich bin überzeugt, dass der Anfänger, der Student und der intellektuelle Laie die schwierigsten theoretischen Konzepte durch diese Schritt-für-Schritt-Methode verstehen können. […] Schritt für Schritt, beginnend mit einfachen praxeologischen Axiomen, würde selbst der überzeugteste Sozialist am Ende plötzlich die Absurdität seiner sozialistischen und interventionistischen Glaubenssätze einsehen.“ (Meine Übersetzung.) Höchst bedauerlicherweise führt Rothbard bei der Planung seines Opus magnum nicht aus, in welcher Weise, unter Verwendung welcher Axiome, welcher Deduktionen und welcher Definitionen er diese logische Struktur zu entwerfen beabsichtigt. Die konzentrierteste Darstellung dieser Struktur in diesem Werk bringt der Schluss dieser Einleitung (S. xciv), wo er erklärt: „Das vorliegende Werk deduziert den gesamten Korpus der Ökonomie von wenigen einfachen und apodiktisch wahren Axiomen: dem grundlegenden Axiom des Handelns – dass Menschen Mittel einsetzen, um Ziele zu erreichen, und zwei hilfsweisen Postulaten: dass es eine Verschiedenheit von menschlichen und natürlichen Ressourcen gibt und dass Muße ein Konsumgut ist.“ (Meine Übersetzung.) Übereinstimmend beschreibt er dann in „Power and Market“ (S. 1.309 desselben Bandes) die „drei universell akzeptablen Axiome: das Hauptaxiom von der Existenz zielgerichteten menschlichen Handelns; und die Nebenpostulate oder Nebenaxiome der Verschiedenheit menschlicher Fähigkeiten und der natürlichen Ressourcen sowie das Arbeitsleid“. (Meine Übersetzung.) In seinem Essay „In Defense of ‚Extreme Apriorism‘“ spezifiziert Rothbard diese erkenntnistheoretische Klärung weiter: „Praxeologie enthält ein Fundamental-Axiom – das Axiom des Handelns –, das apriorisch genannt werden kann, und wenige Hilfs-Postulate, die eigentlich empirisch sind.“ Dies sind „(1) das wesentlichste [hiervon] – die Unterschiedlichkeit der sowohl natürlichen wie menschlichen Ressourcen […] (2) weniger wichtig, dass Muße ein Konsumgut ist […] (eigentlich ist nur Postulat 1 nötig)“ (Meine Übersetzung.) [Zwei weitere Postulate, indirekter Tausch und Maximierung des Geldprofits, führen lediglich einschränkende Unterteilungen in die Analyse ein.] So lässt uns Rothbard über den etwas schillernden epistemologischen Status des Verschiedenheits-Satzes leider im Unklaren. Anders von Mises: In seinem Opus magnum, der „Nationalökonomie“, S. 41 f., heißt es: „Dass die Arbeit mit Arbeitsleid verknüpft ist, ist nicht a priori einzusehen. […] Wir sehen, dass Menschen […] für die Muße Opfer bringen, und leiten daraus ab, dass das Freisein von Arbeit als Gut angesehen wird […]“. Nach Rothbards „In Defense of ‚Extreme Apriorism‘“ sind die Definitionsattribute eines Axioms: „(1) Es ist ein Gesetz der Wirklichkeit, dessen Falsifizierbarkeit undenkbar ist, das aber dennoch empirisch bedeutungsvoll und wahr ist; (2) es beruht auf universeller innerer Erfahrung, und nicht einfach auf äußerer Erfahrung, das heißt seine Evidenz ist reflektiv statt physisch; (3) es gilt a priori von komplexen historischen Ereignissen.“ Daher ist der Satz von der Existenz menschlichen Handelns, „der springende Punkt der Praxeologie“, ein Axiom für von Mises als ein „Gesetz des Denkens“ wie auch für ihn selbst als ein „Gesetz der Wirklichkeit“. (Meine Übersetzung.) Eine widersprüchliche Charakterisierung des Selbsteigentums und des Eigentums an primär angeeigneten Gütern, sogar als „fundamentales Axiom“ versus eine Deduktion, finden wir in „Ethics of Liberty“ und „Man, Economy, and State“, wie unten in der ersten Deduktion dargelegt wird.

13In mancher Hinsicht mögen die Forderungen formaler Logik nicht erfüllt sein. Allerdings bin ich nicht überzeugt, dass diese Forderungen überall da streng erfüllt sind, wo in der austro-libertären philosophischen Systematik so eindrücklich von Logik und Deduktion die Rede ist. Was stattdessen vorliegt, ist wohl eine Form komplexer begrifflicher Ausführung, die bis zu einem gewissen Grad zwar rational und vertretbar ist, aber nicht notwendigerweise logisch vollständig. Beispielsweise bei der Darstellung des Selbsteigentums und des freien Willens habe ich zitiert, was als Deduktion vorgestellt wurde. Zusätzlich habe ich versucht, die axiomatische Basis für eine erfolgreiche Deduktion des Selbsteigentums zu verbreitern.

14Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, Vers 8010 ff.: „Phorkyaden: In Nacht geboren, Nächtlichem verwandt, / Beinah uns selbst, ganz allen unbekannt. Mephistopheles: In solchem Fall hat es nicht viel zu sagen, / Man kann sich selbst auch andern übertragen.“

15Hoppe: „Economic Science and the Austrian Method“, S. 20: „Since it [an epistemology claiming the existence of true synthetic a priori propositions] is understood as grounded in categories of action, the gulf between the mental and the real, outside, physical world is bridged.“

16von Mises: „Nationalökonomie“, S. 17, „Human Action“, S. 18: „Human action […] must be considered as an ultimate given […]“.

17von Mises: „Human Action“, S. 64: „The scope of praxeology is the explication of the category of human action. All that is needed for the deduction of all praxeological theorems is knowledge of the essence of human action.“

18Rothbard: „Preface to Mises, ‚Theory and History‘“, S. xvi: „It is from this axiom, the fact of purposive human action, that all of economic theory is deduced.“

19Hoppe gibt in „Economic Science and the Austrian Method“ (S. 22, 61) leider keine Quelle an für das von-Mises-Zitat: „Economic propositions flow directly from our reflectively gained knowledge of action; and the status of these propositions as a priori true statements about something real is derived from our understanding of what Mises terms ‚the axiom of action‘.“ Gleiches gilt für sein Zitat in „Economics and Ethics of Private Property“, S. 339: „He [von Mises] calls this conceptual knowledge the ‚axiom of action‘ “, wofür leider keine Quelle angegeben wird.

20Oliva Córdoba: „Getting Mises Apriorism Right“: „We must first turn to the core notions involved, i.e. the concept of uneasiness and the concept of action. […] As was already emphasized, the notion of action is to be taken as comprising the notions of doing, believing and wanting. “

21von Mises: „Theory and History“, S. 309.

22Zur Übersicht siehe die Einleitung zu Oliva Córdoba: „Getting Mises Apriorism Right“.

23Hoppe: „Economic Science and the Austrian Method“, S. 18. Meine Übersetzung.

24von Mises: „Human Action“, S. 38. (Meine Übersetzung.)

25Euklid: „Die Elemente“, S. 3.

26von Mises: „The Ultimate Foundation of Economic Science“, S. 39. (Meine Übersetzung.)

27Popper: „Die offene Gesellschaft“, Band II, S. 20 f.

28Verschiedene Konzepte des apriori, speziell des konventionalistischen Ansatzes bei: Machan: „A Priori: A Brief Critical Survey“.

29Rothbard: „For a New Liberty“: „The libertarian creed rests upon one central axiom: that no man or group of men may aggress against the person or property of anyone else. This may be called the ‚nonaggression axiom.‘ “

30Rothbard: „In Defense of ‚Extreme Apriorism‘“: „(1) it is a law of reality that is not conceivably falsifiable, and yet is empirically meaningful and true; (2) it rests on universal inner experience, and not simply on external experience, that is, its evidence is reflective rather than physical; and (3) it is clearly a priori to complex historical events.“ von Mises: „Human Action“, S. 18: „As – at least under present conditions – it cannot be traced back to its causes, it must be considered as an ultimate given and must be studied as such.“ Hoppe: „The Ethics and Economics of Private Property“, S. 275: „Rather, what makes them [certain propositions] self-evident material axioms is the fact that no one can deny their validity without self-contradiction, for in attempting to deny them one already presupposes their validity.“

31Hoppe: „Economic Science and the Austrian Method“, S. 18: „First, how is the truth of such [synthetic] propositions derived, if formal logic is not sufficient and observations are unnecessary? Kant’s answer is that the truth follows from self-evident material axioms.“ („Axiome der Anschauung“ bei Kant, „Kritik der reinen Vernunft“, Elementarlehre, 2. Teil, 1. Abteilung, 2. Buch, 2. Hauptstück, 3. Abschnitt)

32Nur auf das Handlungsaxiom bezogen, lautet die Formulierung bei Hoppe, „The Ethics and Economics of Private Property“, S. 277 f.: „… all true economic theorems consist of (a) an understanding of the meaning of action, (b) a situation or situational change – assumed to be given or identified as being given – and described in terms of action-categories, and (c) a logical deduction of the consequences – again in terms of such categories – which are to result for an actor from this situation or situational change.… Provided there is no flaw in the process of deduction, the conclusions which economic theorizing yields must be valid a priori.“

33von Mises: „Human Action“, S. 40: „There is no mode of action thinkable in which means and ends or costs and proceeds cannot be clearly distinguished and precisely separated. There is nothing which only approximately or incompletely fits the economic category of an exchange. There are only exchange and nonexchange; and with regard to any exchange all the general theorems concerning exchanges are valid in their full rigidity and with all their implications.“

34von Mises: „Nationalökonomie“, S. 17; die axiomatische Qualität des Satzes wird, wenn auch nicht explizit, in der auf Seite 25 folgenden Passage betont: „Dass meine Logik auch die Logik der anderen und schlechthin die einzige menschliche Logik ist, und dass die Kategorien meines Handelns auch die Kategorien des Handelns der anderen und schlechthin allen menschlichen Handelns sind, kann, wollen wir zugeben, nicht bewiesen werden.“

35Für Arthur Schopenhauer („Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“) ist die Introspektion die unmittelbare Verbindung von Vorstellung und dem Willen als dem Ding an sich; dieser „Weltknoten“ erlaubt die sicherste irgend erreichbare Erkenntnis.

36von Mises: „Human Action“, S. 39: „Handeln und Vernunft sind eines Ursprungs und gleichartig; man kann sie sogar zwei verschiedene Aspekte desselben Dinges nennen. Dass Vernunft die Kraft hat, durch reine Reflexion die wesentlichen Merkmale des Handelns zu klären, ist eine Folge der Tatsache, dass Handeln ein Ableger der Vernunft ist.“ (Meine Übersetzung.)

37Janich: „Erkennen als Handeln“.

38Hoppe: „Demokratie“, S. 60.

39Papineau: „Die Evolution des Zweck-Mittel-Denkens“, S. 244.

40Brandt: „Können Tiere denken?“, S. 57.

41Man kann mutmaßen, dass er einen klaren Kontrast zu Axiombegriffen der Mathematik oder konventionalistischer Philosophie schaffen wollte. Siehe dazu Machan: „A Priori: A Brief Critical Survey“.

42von Mises: „Human Action“, S. 17. (Meine Übersetzung.)

43Nach Arthur Schopenhauer („Die Welt als Wille und Vorstellung“) ist der Wille die primäre Entität, die unser Dasein ausmacht; danach erschienen unsere Bewertungen einfach als vom Willen abhängige Vorstellungen in unserem evolutionär so gewordenen Innenleben.

44von Mises: „Human Action“, S. 18. (Meine Übersetzung.) Das vermeintliche Gegenteil von rationalem Handeln, also „irrationales“ Handeln, wird hier als ein irreführendes Urteil charakterisiert, das anstelle der Wahl und Wertung des Handelnden eine Sicht von außen setzt. In dieser Arbeit benutze ich den Terminus trotzdem in seiner pleonastischen Bedeutung, um die Rationalität der Handlung eigens zu betonen.

45von Mises: „Theory and History“, S. 15: „Choosing means is a matter of reason, choosing ultimate ends a matter of the soul and the will.“

46von Mises: „Theory and History“, S. 49: „Utilitarianism […] does not deal at all with ultimate ends and judgements of value. It invariably refers only to means.“

47Hoppe: „Eigentum, Anarchie und Staat“, S. 74 f.

48Rothbard: „The Ethics of Liberty“, S. 45 und „Introduction“ von Hoppe S. xvi.

49Casey: „Feser on Rothbard as a Philosopher“, S. 4–9, zeigt eine „list of other alternatives that, in his [Feser’s] opinion, Rothbard should have considered but didn’t. These are: (a) that no one owns anybody; (b) that God owns everyone; (c) that one class of people has a right to partial ownership of another class; (d) that everyone has partial or unequal ownership of everyone else.“

50