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Im Bann des Voodoo

erzählt von André Minninger

Kosmos

Umschlagillustration von Aiga Rasch (9. Juli 1941–24. Dezember 2009)

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941–24. Dezember 2009)

 

 

 

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© 1998, 2010, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

 

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

 

Based on characters by Robert Arthur.

 

ISBN 978-3-440-12783-4

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

 

Dichter Nebel

Bob Andrews verspürte ein unangenehmes Kratzen im Hals. Um ihn herum war dichter Nebel. Er saß in der Dampfsauna auf seinem Handtuch und atmete die wohltuenden Eukalyptusdämpfe tief ein. Der dritte Detektiv plagte sich schon seit Tagen mit einer unangenehmen Erkältung herum und hoffte, durch intensives Schwitzen endlich davon befreit zu werden. Bob glaubte sich allein in der ausgekachelten Sauna. Träge saß er im Schneidersitz, umhüllt von heißen Dunstschwaden, und hing seinen Gedanken nach. Er ärgerte sich schwarz, denn gestern hatten die Ferien begonnen, und während seine beiden Freunde Justus und Peter mit ihren Fahrrädern an den Strand gefahren waren, saß er hier und versuchte, auf schnellstem Wege seine Grippe auszukurieren.

Plötzlich zuckte er erschrocken zusammen. Aus dem dichten Dampf drang das röchelnde Atmen eines Mannes zu ihm, das langsam in ein gequältes Stöhnen überging. Bob sah sich beklommen um und kniff die Augen zusammen. Er versuchte, irgendetwas zu erkennen. Doch die Tatsache, dass er seine Kontaktlinsen vor dem Saunabesuch herausgenommen hatte und ihn der Nebel wie eine wabernde Masse umgab, machte eine klare Sicht schier unmöglich.

»Hallo?«, rief Bob beklommen. »Wer ist denn da?«

Seine Worte hallten von den Wänden wider und die darauf folgende Stille jagte ihm trotz der hohen Temperaturen in der Sauna einen eiskalten Schauer über den Rücken. Angestrengt lauschte er. Aber jetzt war, bis auf einige Wassertropfen, die vereinzelt und kaum wahrnehmbar in irgendeiner Ecke des Raumes zu Boden fielen, nichts mehr zu hören. Dann hörte er das Geräusch von nackten Füßen auf einem gefliesten Boden. Die Saunatür wurde leise geöffnet und wieder geschlossen. Bob atmete auf.

Da war das Röcheln erneut! Aber nun wurde es lauter. Wieder tappten nackte Füße auf dem gefliesten Boden, diesmal klang es mühsamer, schien langsam näher zu kommen.

Erschrocken sprang Bob auf: Er musste hier raus, er musste Hilfe holen! Im Nebel ortete er die teilverglaste Saunatür und stürzte darauf zu. Seine Füße fanden auf den glatten Bodenfliesen keinen Halt. Beinahe wäre er ausgerutscht, doch in letzter Sekunde erlangte er sein Gleichgewicht zurück und näherte sich der Türklinke. In diesem Moment stolperten seine Beine über ein Hindernis und der dritte Detektiv schlug der Länge nach auf die Kacheln. Eine Hand tastete nach seinem Bein und umklammerte sein Fußgelenk.

»Hilfe!« Bob blickte entsetzt zu Boden und starrte in das schmerzverzerrte Gesicht eines älteren Mannes.

»Bring mich … raus … Junge … ich kriege keine … Luft mehr!« Erschöpft löste der Mann seine Hand von Bobs Fußgelenk, sein Atem kam rasselnd, in kurzen Stößen.

Geistesgegenwärtig öffnete Bob die Saunatür und drückte seinen Fuß dagegen. Dann griff er unter die Schultern des Mannes und zog ihn langsam aus der dampfenden Hölle.

»Um Himmels willen! Was ist passiert?« Ein junger Angestellter kam herbeigeeilt und kniete besorgt neben dem schwer atmenden Mann.

»Er hat keine Luft mehr bekommen!«, erklärte Bob. Erleichtert registrierte er, dass sich das keuchende Atmen des Mannes langsam wieder beruhigte.

»Geht es?«, fragte der junge Angestellte. »Sollen wir Sie ins Krankenhaus bringen oder einen Arzt verständigen?«

»Nein, nein! Keinen Arzt und auf keinen Fall ins Krankenhaus! Ich bin gleich wieder okay …« Mühsam setzte sich der Mann aufrecht hin, rutschte langsam nach hinten, bis er sich ächzend mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. »Auf mich wartet eine Menge Arbeit. Ich kann die Wet Boys jetzt unmöglich im Stich lassen!«

»Die wen?« Der junge Angestellte blickte ihn fragend an.

»Sie kennen die Wet Boys nicht?« Der Mann lachte gequält auf. »Nun ja, vielleicht sind Sie aus dem Alter schon raus. Jeder Teenager schwärmt von ihnen. Die Jungs haben …« Ein heftiger Hustenanfall unterbrach seine Erklärung. »Die Jungs haben mit ihrer Musik den heutigen Zeitgeist voll erwischt und sind noch längst nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen!« Ein weiterer Hustenanfall beendete die Pressemitteilung.

»Eine Musikband? Ich interessiere mich mehr für Sport.« Der junge Angestellte blickte den Mann verständnislos an und richtete sich wieder auf. »Aber wie ich feststelle, scheint es Ihnen wieder besser zu gehen, das ist die Hauptsache, Mann. Sie beide haben mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Na ja, wenn Sie keine Hilfe mehr benötigen, dann gehe ich jetzt wieder an meine Arbeit, Mr …?«

»Parker. Al Parker«, erwiderte der Mann und strich sich mit der Hand über die Stirn. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich fühle mich wieder besser!« Und etwas kleinlaut fügte er hinzu: »Alles bestens. Wunderbar.«

Der junge Angestellte lächelte kurz und verschwand dann in einem der unzähligen engen Gänge des weitläufigen Saunageländes.

Auch Bob richtete sich wieder auf und sah den Mann, der sich als Mr Al Parker vorgestellt hatte, interessiert an. Er war jünger, als er in der Sauna gedacht hatte, etwa Mitte dreißig, schlank, groß, mit einem schmalen Gesicht, umrahmt von einem Dreitagebart. »Entschuldigen Sie meine Direktheit, aber sind Sie wirklich der Mr Parker, der die Wet Boys produziert?«

»Ganz recht. Ich bin ihr Produzent, Texter und Komponist.« Der Mann reichte Bob die Hand. »Doch als Allererstes möchte ich mich für deine schnelle Hilfe bedanken. Ich wäre dadrin beinahe erstickt! Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn du nicht da gewesen wärst. Wie heißt du eigentlich?«

»Bob Andrews, Sir«, erwiderte Bob und fügte verlegen hinzu: »Das mit der Hilfe war doch selbstverständlich. Nicht der Rede wert.«

»Das ›Sir‹ kannst du getrost weglassen. Von meinem Retter lasse ich mich doch nicht siezen. Nenn mich einfach Al!«

»Gern.« Bob machte eine kurze Pause. »Wäre es eigentlich zu aufdringlich, wenn ich dich frage, was dir da vorhin in der Sauna passiert ist? Ich meine, versteh mich bitte nicht falsch, aber befällt dich diese Atemnot öfter?«

Al Parker zuckte zusammen. Eine Weile sah er ratlos zu Boden. »Tja, da hast du wohl einen wunden Punkt getroffen. Und ehrlich gesagt möchte ich auch nicht so gerne darüber reden. Und selbst wenn ich es jetzt täte … du würdest es mir doch nicht glauben.«

»Es käme auf einen Versuch an. Aber wenn du nicht darüber sprechen willst, geht das natürlich klar.«

Al winkte freundlich, aber bestimmt ab. »Ich bin dir wirklich zu großem Dank verpflichtet, Bob, und ich würde es als Ehre ansehen, mich für deinen Rettungseinsatz bei dir zu revanchieren. Doch es gibt Dinge, mit denen muss man allein fertig werden. Und dazu gehören unter anderem bestimmte Symptome, die mich dadrinnen«, er deutete auf die Tür zur Dampfsauna, »in Schwierigkeiten gebracht haben.« Bob blickte Al fragend an, sodass dieser lächelnd hinzufügte: »Pardon … das klang wohl etwas spannender, als es wirklich ist! Aber wie kann ich dich über etwas aufklären, über das ich mir selbst noch nicht im Klaren bin? Ich werde wohl demnächst einen Arzt aufsuchen müssen. Aber zuerst setze ich mich in mein Studio und treibe die Karriere der Wet Boys voran!«

Al erhob sich und schlüpfte in seine Badesandalen, die er vor der Saunatür abgestellt hatte. »Interessierst du dich auch für Musik?«, fragte er.

»Interessieren wäre untertrieben«, entgegnete Bob überschwänglich. »Neben der Schule arbeite ich in der Musikagentur Sax Sandler. Die vermittelt Bands, Konzertbühnen, organisiert Tourneen und was sonst alles irgendwie in einem Zusammenhang mit Musik steht. Dieser Job ist quasi mein Hobby. Und Musik meine Leidenschaft. Während meine hauptsächliche Tätigkeit sich allerdings mit etwas ganz anderem beschäftigt. Zusammen mit meinen Freunden Justus und Peter betreibe ich –«

»Na ausgezeichnet!«, schnitt Al Bob das Wort ab. »Wenn es dich und deine beiden Freunde mal reizen würde, bei einer Musikproduktion mit den Wet Boys dabei zu sein, dann kommt mich doch einfach mal besuchen. Ich habe mein Tonstudio in meinen eigenen vier Wänden untergebracht und würde mich glücklich schätzen, wenn ich mich auf diese Weise bei dir bedanken kann.«

Bob strahlte, während ihm Al zum Abschied freundschaftlich die Hand reichte. »Dieses Angebot nehme ich dankend an! Justus und Peter werden begeistert sein!«

»Leider habe ich keine Visitenkarte hier. Aber im Telefonbuch stehen meine Anschrift und Telefonnummer.« Mr Parkers Atem kam wieder rasselnd und in kurzen Stößen. Ein Blick in sein Gesicht zeigte Bob, dass es dem Musikproduzenten wieder schlechter ging. Er bot seine Hilfe an, aber Parker lehnte ab und öffnete die Tür zum Ruheraum.

An diesem Nachmittag hatte Bob genug geschwitzt. Außerdem verspürte er plötzlich heftigen Durst. Er nahm seine Sachen aus dem Spind, zog sich an und bestellte an der Bar eine Coke, die er sogleich im Stehen und mit schnellen Schlucken austrank. Es war nicht besonders viel los. Außer ihm war nur noch ein Gast im Barraum.

Bob entschloss sich zu gehen, um draußen noch ein wenig von der warmen Nachmittagssonne zu erwischen. Er war schon fast an der Tür, da überfiel ihn plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass er irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Nur was könnte das gewesen sein? Nachdenklich betrachtete er in einem großen Spiegel sein feuchtes Haar und da fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Sein Handtuch! Er hatte sein neues Handtuch in der Sauna liegen gelassen! Schnell machte er kehrt und stand nach wenigen Schritten vor der halbverglasten Tür des Dampfbades. Zielstrebig öffnete er sie, betrat den nebeldurchzogenen Raum und suchte die Stelle, an der er noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Tastend glitten seine Hände über die feuchten Kacheln und wurden auch schon nach wenigen Sekunden fündig. Bob legte sich das Handtuch zufrieden um seine Schultern und wandte sich zur Tür. Er war noch keine zwei Schritte weit gekommen, als er auf einen seltsamen Gegenstand trat. Er bückte sich und griff nach dem seltsamen Etwas. Als er den Gegenstand dicht vor seine kurzsichtigen Augen hielt, stutzte er für einen kurzen Moment. In seiner Hand hielt er eine kleine Puppe, aus einem ungewöhnlich rauen Stoff. Seiner Meinung nach handelte es sich hierbei um Jute, doch ganz sicher war er nicht.

Bob wurde neugierig. Schnell verließ er die Dampfsauna. Als er nach draußen trat, sah er sich die Puppe noch einmal von allen Seiten genauer an. Das Material, aus dem sie angefertigt war, bestand tatsächlich aus Jute, und die Gliedmaßen sowie der Kopf waren offenbar von Hand zusammengenäht. Die Nähte saßen krumm und schief. Die Puppe war mit Stroh ausgestopft, das an den Armen und Beinen in langen Büscheln herausguckte. Doch das Seltsamste an ihr war das grimmige, bösartige Gesicht, das mit Stofffarbe bis ins kleinste Detail aufgemalt war. Bob war derart perplex, dass es ihm für einen Moment den Atem verschlug: Das Gesicht, das der Künstler so genau auf den leinenbezogenen Kopf aufgetragen hatte, war eine Porträtzeichnung. Fast erinnerte er an Fotorealismus.

Bob erkannte die Züge auf dem primitiven Puppenkopf sofort: Es war das Gesicht von Al Parker!

Ein seltsamer Fund

Wenige Stunden später hatte Bob seinen beiden Freunden und Detektivkollegen Justus und Peter in einem Wohnwagen auf dem Schrottplatz von Justus’ Onkel Titus, ihrer Zentrale, ausführlich von seiner Begegnung mit dem Musikproduzenten Al Parker berichtet. Die merkwürdige Stoffpuppe lag vor ihnen auf dem Tisch und hatte während Bobs Schilderungen schon sämtliche Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen. Doch das Ergebnis brachte den drei ??? keinerlei neue Erkenntnisse.

»Glaubt mir, Freunde!« Bob sah Justus und Peter eindringlich an. »Das Gesicht dieser Puppe gleicht Al Parker bis ins letzte Detail. Ich wette, er hat die Puppe dort verloren.«

Der Erste Detektiv nahm den seltsamen Fund aus der Sauna zum wiederholten Mal in seine Hand, drehte und wendete ihn und drückte der Stoffpuppe mit seinem Zeigefinger in den weichen Bauch. »Schön und gut, Bob. Das glauben wir dir ja. Die Frage ist nur: Warum hat der Mann sein Ebenbild in Form dieser Puppe mit in das Dampfbad genommen und anschließend dort liegen gelassen?«

»Woher wissen wir, dass sie tatsächlich ihm gehört?«, fragte Peter skeptisch. »Immerhin ist dieser Mr Parker ein erwachsener Mann. In diesem Alter schleppt man doch keine Puppe mehr mit sich herum. Und schon gar nicht in die Sauna. Es sei denn, er tickt nicht richtig.«

»Diesen Eindruck machte er auf mich eigentlich nicht«, erwiderte Bob. »Außerdem steht Parker mit beiden Beinen fest im Leben. Er produziert, textet und arrangiert die Musik der Wet Boys. Mit zunehmendem Erfolg. Das ist ein knallhartes Geschäft!«

Justus hatte die Puppe wieder auf den Tisch gelegt. Er drehte sie mit dem Gesicht nach unten, um es nicht länger ansehen zu müssen. Die Detailgenauigkeit, die auf die Gesichtszüge der Puppe verwendet worden war, bereitete ihm Unbehagen. »Das ist mir schon klar, Kollege. Und je länger wir darüber diskutieren, desto mehr verrennen wir uns noch in abstrusere Spekulationen, die letztendlich zu keinem vernünftigen Ergebnis führen. Und wenn man es genau nimmt, kann dieser Mr Parker so viele Puppen mit sich herumtragen, wie er will; das ist schließlich seine private Angelegenheit. Vielleicht ist es ein harmloser Spleen von ihm.«

Peter erhob sich von seinem Sessel. Auch er fühlte sich in Gegenwart der Puppe nicht wohl. Er trat ans Fenster und warf einen Blick nach draußen. Es war bereits dunkel. Ihm kam ein Gedanke, und er bemühte sich, das Gespräch auf einer sachlichen Ebene zu halten. »Diese Stoffpuppe könnte doch auch einfach sein Talisman sein. Ein Symbol, das ihn an Sicherheit, Erfolg und Gesundheit glauben lässt. Und von dem er sich selbst in der Dampfsauna nicht trennen mag.«

»Nein, das passt auch nicht zu Parker«, entgegnete Bob. »Mir kommt das alles recht merkwürdig vor. Wenn du jedoch mit deiner Theorie richtig liegen solltest, Zweiter, wäre es unsere Pflicht, ihm diesen glücksbringenden Gegenstand zurückzugeben. Und zwar umgehend!«

»Dem steht ja nichts im Wege, Bob.« Justus beugte sich zur Seite und schaltete von seinem Sessel aus den Computer an. »Wenn du die CD-ROM mit Kaliforniens Einwohnerdaten in den Rechner schiebst, haben wir Al Parkers Adresse und Telefonnummer in wenigen Sekunden griffbereit.«

Bob nahm die kleine silberne Scheibe aus ihrer Plastikbox, legte sie in das Laufwerk ein und drückte einige Tasten. Er brauchte nicht lange zu warten, bis auf dem Monitor die gewünschte Anschrift erschien. »Da haben wir ihn schon: Parker, Al. Sourge Street 17, Thousand Oakes. Ich ruf ihn gleich an.«

»Halt, warte noch einen Moment!«

»Häh, was soll das denn, Just?« Bob blickte den Ersten Detektiv fragend an.

»Sprich Mr Parker nicht von selbst auf die Puppe an. Warte ab, bis er dich fragt, ob du vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes über dieses liegen gebliebene Spielzeug in der Sauna gestolpert bist und etwas über seinen Verbleib zu sagen hast. Gehört die Puppe ihm und er hat sie tatsächlich mit in die Sauna genommen, ist sie ihm wirklich wichtig und dann müsste er dich eigentlich direkt darauf ansprechen. Schließlich seid ihr beiden die einzigen Gäste in der Sauna gewesen.«

»Das ist zweifellos richtig, Erster«, bestätigte Bob, während er Al Parkers Anschrift in seinem Notizbuch notierte.

»Wenn er also von selbst auf das Thema zu sprechen kommt, werden wir schon von ihm erfahren, was es mit dieser eigenartigen Puppe auf sich hat.« Justus schob Bob das Telefon über den Schreibtisch zu.

»Und wenn sich Mr Parker am Telefon in Stillschweigen hüllt?«, fragte Peter. »Was sagt uns das dann?«

»Erwähnt er die Puppe nicht, können wir davon ausgehen, dass da irgendetwas faul ist. Und in diesem Fall möchte ich ihn lieber direkt mit der Puppe konfrontieren, um seine Reaktion zu beobachten.«

»Bis hierhin habe ich alles verstanden, Erster.« Bob nahm seine Sonnenbrille von der Nase und polierte die Gläser mit einem Zipfel seines T-Shirts. »Es stellt sich nur eine Frage: Unter welchem Vorwand soll ich ihn anrufen? Klar, er hat uns eingeladen. Aber ist es nicht ein bisschen dreist, schon wenige Stunden nach unserem Zusammentreffen mit der Tür ins Haus zu fallen?«

Justus runzelte die Stirn. »Hat uns das jemals gestört? Du kannst ihm ja erzählen, dass wir über sein Angebot, ihm bei der Arbeit mit den Wet Boys über die Schulter gucken zu dürfen, dermaßen begeistert waren, dass wir dich dazu gedrängt haben, am liebsten gleich für morgen früh einen Termin mit ihm zu vereinbaren. Schließlich sind Ferien und zufällig sind Justus Jonas und Peter Shaw eingefleischte Fans der fabelhaften Wet Boys! Du bist doch sonst nie um eine Ausrede verlegen, Dritter!«

Peter verzog das Gesicht. »Im Vertrauen, mir sagen die Wet Boys nicht besonders zu. Über die Musik und die Texte lässt sich ja streiten – aber wie die drei Typen aussehen und auf der Bühne rumhampeln: Nein danke!«

»Lass das Al Parker bloß nicht wissen, Zweiter«, mahnte Bob. »Wer weiß, vielleicht setzt er uns dann gleich wieder vor die Tür, ohne uns einen Blick in sein Studio werfen zu lassen. Und auf diese Hightech-Kammer bin ich schon sehr gespannt. In der Branche wird geflüstert, dass sein Studio zu den aufwendigsten in ganz Kalifornien zählt. Zahlreiche Superstars nehmen dort ihre Alben auf. Was meint ihr, wer sich da schon alles die Klinke in die Hand gegeben hat!«

Peter blieb gelassen. »Mach dir da mal keine Sorgen, Bob. Ich werde mir gleich morgen die neue Maxi-CD der Wet Boys besorgen und bei Mr Parker als enthusiastischer Fan auflaufen!«

»Hör bloß auf! Es wird gar nicht nötig sein, so dick aufzutragen. Euch wird der Mann gefallen, da bin ich absolut sicher.« Der dritte Detektiv wippte unruhig mit seinen Beinen und registrierte, dass Justus den Hörer vom Apparat hob und ihm entgegenhielt.

»Nun dann, Bob. Lass dich nicht lange bitten!«

Peter drückte auf die Lautsprechertaste und stützte in abwartender Haltung sein Kinn in beide Hände, während Bob wählte und gespannt den Hörer ans Ohr drückte. »Hoffentlich ist er auch zu Hause.«

Das Rufzeichen ertönte. Dann folgte ein Knacken, worauf sich am anderen Ende eine freundliche Männerstimme meldete. »Parker. Einen Moment bitte.«

Der Hörer wurde zur Seite gelegt, im Hintergrund waren moderne Hip-Hop-Klänge zu hören, die plötzlich abrupt endeten. Dann nahten Schritte und der Hörer wurde wieder aufgenommen. »Ja?«

»Hi, Al! Hier spricht Bob.«