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Nr. 122

 

Der Hexer von Quin

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone. Mythor hat mit seiner Schar Carlumen in Besitz genommen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll.

Während Mythor nun bemüht ist, gegen die Mummen Darkons, des Herrn der Finsternis, anzugehen und weitere DRAGOMAE-Kristalle in seinen Besitz zu bringen, wechseln wir den Schauplatz und blenden um zu Luxon und dessen Abenteuern.

Der junge Shallad hat in der Maske des Salamiters Casson eine große Flotte zu den Hoffnungsinseln geführt. Luxon geht es darum, die Räuber der neuen Flamme von Logghard zu stellen. Doch auf seinem Weg wartet DER HEXER VON QUIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Casson – Der junge Shallad Luxon in der Maske eines Salamiters.

Yzinda – Ein Mädchen mit dem Dritten Auge.

Varamis – Ein Magier aus Logghard.

Hoono – Ein junger Jäger.

Kukuar – Herrscher und Lehrmeister der Quinen.

1.

 

Das schneidende Heulen des Sturmes kam aus Nordost.

Die Splitterfelsen holte schwer nach Backbord über. Ein Brecher rollte von Steuerbord heran, brach sich und schmetterte gegen die Bordwand. Tauwerk und Spanten ächzten; ein Hagel aus salzigem Wasser ging über das Schiff hinweg und prasselte in die straff geblähten Segel. Der Wind klagte in den Wanten und um die Masten. Fluchende Seeleute duckten sich hinter das salzverkrustete Schanzkleid. Das Focksegel knatterte in langen, triefenden Fetzen. Der lange Wimpel hatte sich in Fäden aufgelöst, die rote Sonne war nur noch ein verwaschener Fleck. Die Krieger aus Logghard, hohläugig, mit langen Bärten, abgemagert, die Seeleute, der Steuermann und der Kapitän – sie alle hatten schwere Entbehrungen hinter sich.

»Männer! Haltet durch!«, kämpfte die dunkle Stimme des Kapitäns Sharn gegen Sturm und Wellen an. »Bald hört dieser verdammte Sturm auf. Dort! Im Norden seht ihr schon den Himmel.«

Niemand antwortete. Die Männer wollten nur noch Ruhe, Schlaf und Wärme. Ihre Zähne waren locker und fielen aus. Geschwüre, vom Salzwasser zerfressen, brachen immer wieder auf. Die Tage und Nächte, die hinter den drei Schiffen der Vorhut lagen, waren furchtbar gewesen.

Mit tränenden, roten Augen blickten sie alle nach Westen.

Sie warteten darauf, dass sich aus dem wütenden Meer eine Insel erhob.

Auf einer riesigen Welle ritt die Stolz von Logghard. Rechts am knarrenden, zitternden Großbaum vorbei blickte der Steuermann auf das Segel und das Heck des ersten Schiffes. Noch hatten die Schiffe mit der roten Sonne in der Flagge Sichtkontakt miteinander. Im Westen lag nicht der Rand der bekannten Welt, dort ragten keine eisstarrenden Berggipfel hoch, dort war nur das aufgepeitschte Meer.

Weit hinter dem Schiff von Kapitän Ergyse tauchte die Doppelaxt hinter Wellenbergen auf und versank wieder. So ging es seit Anbruch des ersten Morgenlichts, so ging es seit Tagen. Etwa hundert Männer aus Logghard kämpften um ihr Leben.

Sie hatten es geschafft, die Schiffe bis hierher zu segeln. Irgendwo dort vorn lagen die Inseln, hinter ihnen gab es das Reich der Zaketer.

Die Hoffnungs-Inseln lagen weit im Osten, hinter dem Horizont.

An Backbord drohte Tag und Nacht die Düsterzone.

Ein dräuender, wogender Wall aus Nebel und grauen Schleiern, in den Sturmnächten durchzuckt von seltsamen Lichterscheinungen. An den Tagen, in denen die Sonne für wenige Augenblicke durch die dahinjagenden Wolken funkelte, bildete die Düsterzone mit ihrem verschwimmenden Rand eine langgezogene Wolke. Niemand konnte erkennen, wo der Horizont des Wassers aufhörte und die Nebel begannen. Ab und zu warfen die Seeleute furchtsame Blicke dorthin. In großem Abstand von der Düsterzone steuerten die Kapitäne die Schiffe nach Westen.

Jedes Schiff war auf sich allein gestellt.

Die Nahrungsmittel waren feucht und halb ungenießbar. Das Wasser in den Fässern und Schläuchen war brackig geworden. Die letzten Früchte, verfault und stinkend, flogen über Bord.

Der Sturm, halb von steuerbords achtern, trieb die Schiffe nach Westen. Sie sollten umkehren und das Gros der Flotte – fünfzig Schiffe und die Rhiad mit Casson, dem Vertrauten des Shallad – warnen oder von guten Erlebnissen verständigen.

Ab und zu kamen seltsame fliegende Wesen aus der Düsterzone. Man sah sie erst, wenn sie sich hoch über den Schiffen befanden und mit ihren riesigen Schwingen schlugen. Sie umkreisten die Mastspitzen der Schiffe und stießen gellende Schreie aus. Dann tauchten sie ins aufgewühlte Wasser und kamen wieder hervor, riesige Fische oder zappelnde Lebewesen in den Fängen, die niemand je gesehen hatte.

Wann hörte der Sturm auf? Wann tauchte endlich eine Insel aus dem endlosen Wasser? Jedermann sehnte sich nach einem Schluck kalten Quellwassers.

Die Seeleute, die an die Gefahren im Reich des Shallad Luxon dachten, an die verschwundene Neue Flamme und die Magier aus dem Zaketerreich, hofften auf Sonne, auf Wärme, auf ein Nachlassen des Windes und einen festen Bissen. Sie wussten, dass sie alle verloren waren, wenn der Sturm sie weiter nach Westen trieb.

Noch hielten die knarrenden, ächzenden Planken.

Der Tag verging für die Männer auf den drei Schiffen so wie die Tage davor. Heulender Sturm, prasselnde Wassertropfen, riesige Wellen, die sich am Heck und an den Flanken der schwankenden Schiffe brachen, ließen die Seeleute nicht zur Ruhe kommen. Die Steuermänner hielten die schweren Balken in verkrampften Händen, deren Fleisch aufgerissen und blutig war.

Mitten in der Nacht legte sich der Sturm.

Ein Himmel, der zu zwei Dritteln voller Sterne war, begann sich über der See zu spannen. Im schwachen Licht sahen die todmüden Männer, dass die Wellen länger wurden und in eine langgezogene Dünung übergingen. Fliegende Fische sprangen aus dem Wasser. Wenn sie auf Deck fielen, packten die Seeleute sie und zerrissen sie, schlangen und kauten gierig.

In den Wolken der Düsterzone breitete sich ein fahles, weißes Licht aus. Die Spitzen der Wellen fingen diesen Schimmer auf und vervielfachten ihn zu einer endlosen Fläche aus phosphoreszierendem Licht.

Dann sprang der Wind um. Er kam aus Süden.

Die Schiffe richteten sich auf, und die Wärme des Windes ließ die Decksplanken, das Tauwerk, die Segel und die Kleidung der Männer trocknen. Die letzten Brotfladen wurden heruntergewürgt. Die letzten Krüge Wein gingen reihum; die halbe Besatzung fiel in Schlaf.

Unbekannte Sterne und ein riesiger, weißer Mond, fast voll in seiner Rundung, halfen den Steuermännern, ungefähren Kurs zu halten.

In der Stunde zwischen Nacht und erstem Morgengrauen hallte ein langgezogener Ton über das Meer.

Kapitän Ergyse war sofort wach. Er wandte sich an den Steuermann, der halb über dem Ruder hing, und fragte mit geschwollener Zunge:

»Was war ... ah! Ich verstehe ... das Horn der Splitterfelsen!«

Das winzige Licht der Hecklaterne sahen sie nicht mehr. Irgendwo dort vorn segelte die Splitterfelsen.

»Was sagen die Signale?«

Beide Männer standen breitbeinig auf dem Heck, legten die Handflächen an die Ohren und versuchten, die Klänge und die Pausen richtig zu deuten.

»Sie haben eine Insel gesichtet!«, keuchte dann der Steuermann. »Kapitän! Das ist unsere Rettung.«

Ein anderes Signal: gegen Mittag.

»Lass die Männer schlafen. Ich wecke den Bläser Marth. Die Doppelaxt soll die Botschaft auch erfahren.«

Der Kapitän der Stolz von Logghard tappte hinunter in den Schiffsbauch. Moderiger Gestank schlug ihm entgegen. Mühsam entzündete er eine Lampe, suchte zwischen den schlafenden Männern und fand Marth. Er drückte ihm die geschwungene Signalmuschel in die Hand und schüttelte ihn, bis der bärtige, braunhäutige Seemann wach war.

»Eine Insel«, raunte der Kapitän. »Morgen werfen wir die Ankersteine. Blase die Nachricht zur Doppelaxt

Marth nickte stumm und kletterte den Niedergang hoch. Er warf im Heck einen langen Blick in die Runde und betrachtete ehrfurchtsvoll das ruhige Meer.

»Hier!«

Ergyse fasste in eine Dose, die er im Gürtel trug, und wischte mit dem Finger eine Salbe daraus hervor. Er berührte die Lippen des Bläsers und grinste kurz.

»Jetzt gib das Signal!«

Wie der Schrei eines verwundeten Tieres hallte der Ruf des Muschelhorns über das Wasser. Ergyse schüttete neues Öl in die Flamme der Hecklaterne, um der Doppelaxt den Weg zu zeigen. Das Schiff, unsichtbar im Osten, gab keine Antwort. War die Doppelaxt ein Opfer des Sturms geworden?

Nur wenige Seeleute blieben in dieser Nacht wach. Je deutlicher der graurote Streifen im Osten wurde, desto mehr stieg die Aufregung. Ein Schiffsjunge kletterte in den Masttopp. Er blickte schweigend nach West. Die erste Helligkeit kam und enthüllte einen wolkenlosen Himmel, an dem der volle Mond hing.

Ein Schrei und wirbelnde Armbewegungen rissen Ergyse aus einem unruhigen Schlaf.

»Land! Direkt voraus! Ich sehe das Segel der Splitterfelsen!«

Viele Männer erwachten und drängten sich im Bug zusammen. Im Licht der waagerechten Sonnenstrahlen sahen sie, wie den Buckel eines auftauchenden Meeresriesen, backbords neben dem dreieckigen Segel des ersten Schiffes die Insel.

»Noch sieben Stunden. Oder acht«, sagte Ergyse und schob den Steuermann mit der Schulter zur Seite. »Suche dir einen Platz und schlafe. Ich bringe das Schiff bis zum Ufer.«

Zwischen Morgen und Mittag sahen sie auch das Segel der Doppelaxt. Kapitän Er'Kan hatte den Abstand verringert. Die drei Kapitäne wussten, dass sie gerettet waren. Der Auftrag war in diesen Stunden unwichtig geworden. Es galt, das Leben der Männer zu retten und die Schiffe mit Proviant neu auszurüsten. Hoffentlich verbargen sich in den Wäldern der Insel keine Eingeborenen, mit denen man kämpfen musste!

Allein mit dem Meer und einem angenehm kräftigen Wind, konnte Kapitän Ergyse ungestört nachdenken.

Casson, der Salamiter, hatte dreihundert Schiffe bis zu den Hoffnungs-Inseln geführt, fast ohne Verluste. Vierhundert Schiffe lagen dort schließlich vor Anker. Casson, der Vertreter Luxons, gestattete sich und der Flotte nur einen kurzen Aufenthalt, ordnete die Umstände und versprach, einige Tage nach dem Start der drei Späherschiffe mit einer größeren Flotte nachzukommen. Varamis, der Magier aus Logghard, beruhigte Sharn, Er'Kan und Ergyse, sie würden nicht bis zum Ende der Welt und zu den unvorstellbaren Schrecklichkeiten segeln. Sie würden weit davor Inseln, Wunder unter der heißen Sonne und schließlich das Zaketerreich finden. Die Krieger und Kapitäne, die Schiffer, Ruderer und Steuermänner sahen den struppigen Magier aus großen Augen an und dachten sich ihr Teil. Aber sie zeigten keine Furcht, als sie ablegten.

Jeder von ihnen wusste, ohne dass man es ihnen lange gesagt hatte, dass es um den Shallad und das Shalladad ging. Luxons Regierung, auf deren Erfolge in Gerechtigkeit und Wohlstand die Menschen hofften, war in größter Gefahr. Das Zeichen der Macht, das Logghard auszeichnete, die Neue Flamme, war verschwunden und, womöglich, gestohlen von Quaron aus dem Zaketerreich.

Jeder einfache Seemann würde darum kämpfen, dieses Symbol der Lichtwelt zurückzuerobern!

Aber bis es soweit war, würden die Kiele vieler Schiffe zerbrochen und unzählige brave Männer gestorben sein.

Ergyse schwor sich, dass die Stolz von Logghard auf keinen Fall dazu gehören würde.

Ruhig segelten sie weiter. Die Männer aßen rohen Fisch und leerten die letzten Krüge, in denen schauerlich schmeckendes Bier und salziger Wein waren. Die Insel und dahinter ein silberner Streifen wurden deutlicher. Längst war das Schiff vor ihnen hinter der Insel verschwunden.

Im Näherkommen löste sich die Uferlinie auf. Die Stolz von Logghard ließ an Steuerbord einige Felsriffe vorüberziehen und passierte zwei kleinere Eilande, steuerte auf eine Bucht zu, vorbei an einer weiteren Insel oder der weit vorspringenden Landzunge einer weitaus größeren Inselmasse – Ergyse folgte seinem Freund Sharn.

Das Segel flatterte. Knarrend schoben sich die Riemen ins Wasser und bewegten sich. Das Schiff wurde langsam auf die Bucht zu gerudert, wo die Splitterfelsen sich bereits um die Ankertaue drehte.

Die Sonne hatte ihren höchsten Stand noch nicht erreicht. Eine letzte Welle schob das Schiff ins ruhige Wasser. Ein Halbkreis aus großen Bäumen umgab die Bucht mit ihrem sandigen Strand. Wieder dröhnte das Horn des ersten Schiffes. Die Männer sprangen bewaffnet über Bord, zogen eine Landleine mit sich und rannten auf die Einkerbung rechts des Strandes zu. Dort mündete ein Wasserlauf ins Meer.

»Wir ankern backbords der Splitterfelsen!«, schrie Ergyse. »Nehmt Feuerstein und Zunder mit! Und Krüge. Wir haben es geschafft!«

Der Ankerstein kippte über Bord, die Trossen spannten sich, und der Kiel schrammte leicht über den Sand. Vom Waldrand, an dem die Quelle klaren Wassers zutage trat, ertönten Schreie und Plätschern. Die Männer packten ihre Waffen und kletterten ins Wasser. Die schrecklichen Nächte und Tage schienen vergessen, als sie den heißen Sand betraten, sich kurz umsahen und zur Quelle rannten. Ihre Kameraden schlugen Früchte von den Ästen, scheuchten Tiere auf und erlegten sie mit Pfeilschüssen.

Ergyse stützte sich schwer auf die Reling und sagte zum Steuermann:

»Hoffentlich wimmelt die Insel nicht von Eingeborenen. Ich bin unruhig.«

»Ohne Wasser und mit leeren Magen können wir nicht kämpfen«, knurrte der Steuermann und rumpelte den Niedergang hinunter. Bewaffnet kam er wieder herauf, deutete nach Osten und lachte.

»Die Doppelaxt und Er'Kan. Wir können uns gegen die Eingeborenen wehren, wenn es sein muss, Käpten!«

»Es beruhigt mich ein wenig. Gehen wir!«

Als ob der Augenblick, in dem die Sohlen der erschöpften Männer den Boden berührten, ihre letzten Lebensgeister wieder weckte, gingen die Männer schnell und diszipliniert ihren Aufgaben nach. Ein Feuer aus schnell zusammengetragenem Treibholz wurde entzündet und schickte eine dicke Rauchwolke schräg in den sonnigen Himmel. Auch das dritte Schiff warf Anker. Die Loggharder taumelten ans Ufer und wurden von ihren zerlumpten Kameraden mit Krügen voller Quellwasser und mit frischen Früchten empfangen.

Für die nächsten Stunden waren Düsterzone, Geschwüre, Hunger, Durst und Entbehrungen vergessen. Über den Feuern drehten sich Braten, mit Kräutern gespickt und mit Salzwasser eingestrichen. Beeren und saftige Früchte wurden in Helmen, Netzen und Körben gesammelt. Die Gruppen, die in den Uferwald eingedrungen waren und Tiere geschossen hatten, konnten keine Spuren von Eingeborenen finden.

Die Loggharder schliefen im Sand und im Schatten der Baumwipfel, einige Wachen suchten die nähere Umgebung ab, ruhig lagen die Schiffe im seichten Wasser.

Die Nacht kam, die Glut des großen Feuers tauchte die weite Bucht in ein rotglühendes Licht. Riesige schwarze Schatten tanzten über den Sand und die Stämme der Bäume, wenn sich die Seefahrer bewegten. Einige Fackelflammen wanderten schwankend hin und her.

In den Lauten der Tiere und der raschelnden Blätter gingen kurze, fauchende Geräusche unter.

Auch das Schwirren fingerlanger Pfeile, die aus hohlen Rohren kamen, hörte niemand. Erst als ein Wachposten zusammenbrach und die Fackel durch die Luft flog und zwischen den schnarchenden Schläfern landete, sprangen einige Krieger auf und stießen laute Warnschreie aus.

Die unsichtbaren Angreifer töteten viele Männer, ehe sie spurlos in der Nacht verschwanden.

2.

 

»Beim stinkenden Fisch, Varamis! Tue etwas! Wir verlieren Männer und Schiffe!«

Der Magier, der krampfhaft seinen geknickten Spitzhut festhielt, stand neben Casson auf dem Heck. Sie troffen alle vor Nässe und froren im schneidenden Wind. Die Rhiad kämpfte sich durch den Sturm und die aufgewühlte See. Der klapperdürre Magier warf Casson einen verzweifelten Blick unter fransigen Brauen zu.

»Ich? Allein mit meiner Magie? Gegen diesen Sturm? Ich vermag es nicht, Casson!«

»Du bist ebenso wenig von Nutzen wie die Coltekin«, knurrte Casson. »Es ist eine Fahrt ins Unglück!«

Fünfzig Schiffe folgten der Rhiad. Wie viele es heute noch waren, wusste Casson nicht. Nur eines wusste der Shallad in der Maske des grauhaarigen, vollbärtigen Piraten der Strudelsee genau: Wenn die Stimmung der Männer auf den anderen Schiffen so schlecht war wie an Bord der Rhiad, dann bedeutete der Sturm wenig im Vergleich zu anderen Schrecknissen.

Luxon oder Casson – das war der Besatzung der Rhiad gleichgültig. Für die Männer auf einem halben Hundert Schiffe leitete Casson den Vorstoß zum Ende der Welt, ins Reich der Zaketer oder ins Zentrum unvorstellbarer Gefahren.