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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

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7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1907

 

Paradoxzeit

 

Julian Tifflor in der Zeitfalle – die Aktivatorträger suchen die Träumerin

 

von Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Als neuernannter Sechster Bote ist Perry Rhodan im Auftrag der Koalition Thoregon unterwegs, die für die Freiheit des einzelnen und den Frieden im Kosmos eintritt. Somit sind gegen Ende des Jahres 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung Perry Rhodan und die Menschheit erneut in gefährliche Aktivitäten kosmischer Mächte verwickelt. Denn die Koalition Thoregon wird von einem bislang unbekannten Gegner bedroht.

Dieser Gegner bedient sich eines Handlangers, der sich Shabazza nennt. Ihm haben die Terraner die verheerenden Ereignisse der letzten Zeit zu »verdanken«. Shabazza regte die Invasion der Tolkander an, die in der Milchstraße Milliarden von intelligenten Wesen töteten. Und er sorgte dafür, dass die Heliotischen Bollwerke explodierten, Menschen von der Erde in andere Galaxien geschleudert wurden und im Gegenzug die barbarischen Dscherro die Hauptstadt Terrania angriffen.

Icho Tolot, der Haluter, und Gucky, der Mausbiber, haben von den letzten Ereignissen in der Milchstraße nichts mehr mitbekommen. Zwar erlebten die beiden noch den Beginn der Tolkander-Gefahr, dann aber verschwanden sie in der kleinen Galaxis Fornax.

Die beiden Aktivatorträger wurden von einer unbekannten Macht in die Galaxis Puydor transportiert. Beide haben einen Auftrag, ohne zu wissen, wer ihn erteilt hat: Sie sollen auf dem Planeten Curayo ein Wesen namens Jii'Nevever befreien. Die Welt hat es jedoch in sich: Verschiedene Zeitfelder bewegen sich über ihre Oberfläche, in denen man leicht verlorengehen kann.

Auf der Oberfläche des Planeten stießen Icho Tolot und Gucky zu ihrer großen Überraschung auf Michael Rhodan. Der Sohn Perry Rhodans verschwand vor fast fünfzig Jahren aus der Milchstraße – doch in den Zeitfeldern vergingen für ihn 200 Jahre. Bei der Suche nach Jii'Nevever stoßen die Unsterblichen nun auf die PARADOXZEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Julian Tifflor – Der Terraner steckt in einer Zeitfalle fest.

Michael Rhodan – In der Paradoxzeit spaltet sich seine Identität gewissermaßen auf.

Gucky – Der Ilt erkennt die seltsame Wandlung eines alten Freundes.

Icho Tolot – Der Haluter erkennt die Wahrheit hinter ihrem Auftrag.

Jii'Nevever – Die Träumerin von Puydor soll befreit werden.

1.

Tifflor und die Zeitlosen

 

Es ging verdammt schnell. Mit einem Ruck ging der Zeittaucher neben dem Monolithen nieder.

Michael Rhodan holte tief Luft. »Okay, wir steigen aus«, sagte er.

Kaum hatten die zwei Terraner den Zeittaucher verlassen, eröffneten auch schon die Chronauten das Feuer auf sie beide.

»Unsere eigenen Leute!«, rief Tifflor überrascht, während bereits der Pikosyn seines Anzugs reagierte.

Automatisch bauten sich die Schutzschirme der SERUNS auf. Die schlecht gezielten Schüsse aus Energiewaffen wurden von den Schirmen abgewehrt.

»Damit kommt ihr nicht durch«, sagte Tifflor grimmig. »Die sind stabil genug.«

Weitere Schüsse folgten. Das Irrlichtern der Strahlen leckte um die Schutzschirme, Leuchtfeuer wurden abgestrahlt, Fehlschüsse setzten einige der dürren, niedrigen Sträucher in Brand.

Einige ihrer Gegner konzentrierten nun den Beschuss auf die beiden Aktivatorträger, die sich langsam zurückzogen. Irgendwann würde die Sache kritisch werden. Sie mussten fliehen.

»Folg mir einfach, Tiff!«, befahl Mike.

Er aktivierte seinen Antigrav und schoss in einer Schleife über die Köpfe der beiden Rawwen hinweg, die vor dem Zeittaucher in Stellung gegangen waren. Gleichzeitig hob er seinen Kombistrahler und stellte ihn auf Desintegratorwirkung ein.

Er wollte die Gegner nicht töten, ihnen nur Angst einjagen. Einige massive Steine lösten sich in atomaren Staub auf. Die Rawwen reagierten zwar blitzschnell, duckten sich, wirbelten herum und sprangen einige Meter zur Seite. Doch in dieser Zeit verloren sie ihre Opfer aus der Zielerfassung.

Dann schlug Mike einen Kurs in Richtung der untergehenden Sonne Minzant ein. Sie flogen über die karstige, mit Ruinen übersäte Landschaft. Bogen aus verrostetem Metall spannten sich über Trümmer, die früher einmal prachtvolle Häuser dargestellt haben mochten. Einige kleine Tiere mit bläulich schimmernden Schuppen sprangen in die Deckung halb verschütteter Löcher, um die zerborstene Kunststoffreste lagen.

»Was ist nur in diese Chronauten gefahren?«, regte sich Julian Tifflor auf, während sie über die Ruinen flogen. »Ich dachte, dieser Janner Spon sei ein ehrenwerter Shuuke.«

»Der Herr des Hauses RATHUSIM mag ja ehrenwert sein«, antwortete Michael Rhodan. »Doch einige seiner Untertanen sind es wohl nicht. Dazu gehört Gophar Ruunes. Oder hast du noch Zweifel, dass er und seine Rawwen es auf uns abgesehen haben?«

Gophar Ruunes war der Chronaut, der den Zeittaucher MILOGU befehligte. Mit ihm und seiner Mannschaft aus fünf Rawwen waren die beiden Terraner auf Curayo gelandet.

Jetzt erinnerte sich Julian Tifflor auch an eine Reihe von unangenehmen Gesprächen an Bord des Hauses RATHUSIM. Gophar Ruunes hatte von Anfang an eine Abneigung gegen sie gehabt. Zuerst hatte er sich sogar geweigert, sie auf seinem Zeittaucher mitzunehmen. Erst nachdem Janner Spon ein vertrauliches Gespräch mit ihm geführt hatte, hatte er eingelenkt.

Das mochte eine Erklärung für sein Verhalten sein. Er hatte die Rawwen wohl noch während des Fluges gegen sie aufgewiegelt und sie nun dazu gebracht, Front gegen die Fremden zu machen. Es zeugte jedoch von geringer Loyalität gegenüber seinem Legion-Führer, wenn er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit gegen dessen Anordnungen verstieß.

Plötzlich schlug nur wenige Meter neben ihnen ein stärkerer Energiestrahl in den Boden ein. Er riss einen großen Krater, Erdreich wurde emporgewirbelt, Trümmer sanken im Staub noch weiter zusammen. Kreischend stieg ein Schwarm Vögel auf und ergriff die Flucht.

Tifflor war sofort klar, dass dieser Beschuss nicht aus einer Handfeuerwaffe kommen konnte. Ein Blick auf das Ortungsfeld des SERUNS bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen: Die Chronauten folgten ihnen mit dem Zeittaucher.

»Wir können nicht ewig vor dem Zeittaucher fliehen, denn dem Feuer aus Bordgeschützen werden unsere Schutzschirme nicht standhalten«, meinte Mike, während er einen Zickzackkurs einschlug. »Wir müssen versuchen, sie abzuschütteln.«

Etwa einen Kilometer vor ihnen öffnete sich ein Engpass. Dieser entstand dadurch, dass die beiden Zeitfelder links und rechts von ihnen aufeinander zudrifteten. Die Unterschiede zwischen den Zeitabläufen waren immens, wie Tifflor feststellen konnte: Auf der einen Seite konnte er beobachten, wie sich Blätter an einem Baum in kurzer Zeit von Grün zu Braun verfärbten und dann zu Boden fielen; auf der anderen Seite bewegte sich ein Tier wie in Zeitlupe durch das knöchelhohe Gras.

Dazwischen gab es eine schmale Gasse, die durch Luftspiegelungen gekennzeichnet war. Das war anscheinend – wie die beiden Aktivatorträger aus der Schulung wussten – eine Schmiegeschicht aus Realzeit, die zwischen den unterschiedlichen temporären Kräften dauernd hin und her wogte.

»Riskieren wir es, durch diese hohle Gasse zu fliegen, Mike?«, fragte Tifflor.

»Wir haben gar keine andere Wahl, Tiff!«, antwortete Michael Rhodan. »Falls wir getrennt werden, treffen wir uns wieder beim Monolithen. Die Chronauten werden wohl kaum zu ihrem Ausgangsort zurückkommen. Und noch etwas: Wenn einer von uns in eines der Zeitfelder gerät, dann muss er sehen, dass er aus eigener Kraft wieder herauskommt. Der andere darf ihm auf keinen Fall folgen, denn das würde alles nur schlimmer machen. Viel Glück, Tiff!«

»Viel Glück, Mike! Für Jii'Nevever!«

»Wir werden Jii'Nevever finden und befreien!«

Bei diesen Worten hielt Mike die kleine Box hoch, die ihre einzige bekannte und fassbare Verbindung zu Jii'Nevever war. Auch Tifflor besaß eine solche Box, die theoretisch zu der von Mike passte, sich aber nicht mit der seinen zusammenfügen ließ. Er tastete danach und war erleichtert, als er sie durch die Tasche seines SERUNS spürte.

Sie näherten sich einander im Flug, bis sie beinahe Körperkontakt hatten, dann stieß jeder dem anderen die Rechte gegen die Schulter. Diese freundschaftliche Geste wurde ihnen fast zum Verhängnis. Denn genau in diesem Moment traf sie eine Energieentladung aus dem Bordgeschütz des Zeittauchers.

Julian Tifflor erhielt einen gewaltigen Schlag. Trotz des Schutzschirms schlug die kinetische Energie durch. Der Terraner sah für Sekundenbruchteile nur noch gleißendes Licht rings um sich herum. Es waberte und strahlte; wie im Traum spürte er, dass ihn der Druck fortriss.

Die Chronauten zogen nach, behielten ihn weiter im Visier. Rasende Energieblitze umloderten seinen Schutzschirm. Dieser stand förmlich in Flammen. Tifflors einzige Sorge in diesem Moment war, dass der Schutzschirm dieser Belastung nicht standhalten könnte.

Punktbeschuss macht alles durchlässig, durchzuckte es ihn, doch dann versank er in einem Nebel, den er im Augenblick nicht einordnen konnte. Die Flammen erloschen.

Obwohl er noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert worden war, war ihm sofort klar, dass er von einem der beiden extremen Zeitfelder verschluckt worden sein musste. Hart schlug Tifflor auf dem Boden auf.

Langsam richtete er sich auf. Natürlich hatte der Anzug verhindert, dass ihm etwas passierte; dafür war er zu stabil. Alle Knochen waren heil. Dennoch konnte ein SERUN eigentlich nicht einfach »abstürzen«.

Das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sowohl der Antigrav wie auch weitere Sicherheitssysteme des SERUNS ausgefallen sein mussten. Sogar der Schutzschirm war völlig zusammengebrochen, so dass er allen Einflüssen von außen schutzlos ausgeliefert war.

»Piko, wie ist es um dich bestellt?«, erkundigte sich Tifflor beim Computer seines SERUNS.

Keine Antwort. Das Gerät blieb stumm.

»Piko, Piko! Melde dich!«

Wieder keine Antwort. Tifflor sagte sich beruhigend, dass das vorübergehende Schweigen des Pikosyns nicht unbedingt für einen Totalausfall stehen musste. Vielleicht hatte nur seine Peripherie etwas abbekommen, und er war mit dem System-Check beschäftigt.

Zu Tifflors Erleichterung meldete sich der Pikosyn nach einiger Zeit wieder.

»Einige Systeme sind beschädigt. Der Schaden ist nicht irreparabel. Ich kann dir jedoch vorübergehend keinen absoluten Schutz bieten.«

»Dann sieh zu, dass du den Schaden so rasch wie möglich behebst, Piko!«

Es war eine überflüssige Aufforderung, denn der Pikosyn war sowieso auf schnellstmögliche Schadensbehebung programmiert.

 

*

 

Tifflor fand sich zwischen hoch aufragenden Ruinen wieder, die relativ gut erhalten waren. Im Hintergrund sah er einen unzerstörten Gebäudekomplex; das letzte Licht der Sonne spiegelte sich in Metall und schickte seine Glitzereffekte über die karge Umgebung.

Man hatte Tifflor in der Station der Chronauten über das Sonnenlicht informiert. So richtig verstanden es die Chronauten selbst nicht, wie es gelang, dass die Sonne in den betreffenden Zeitfeldern immer »richtig« auf- und unterging.

Auf Trokan gab es nur Dämmerlicht, überlegte er sich, da haben hyperdimensionale Effekte durch das Zeitrafferfeld dafür gesorgt, dass das Sonnenlicht nur als grauer Schimmer auf dem Planeten ankam. Dafür hatte es auf dem Planeten der Herreach aber auch keine Nacht gegeben.

Auf Curayo war alles anders: Die verschiedenen Zeitfelder, sosehr sie auch voneinander abwichen, waren nicht so extrem getrennt wie die millionenfachen Unterschiede, die es zwischen Trokan und dem normalen Universum gegeben hatte. Die Wissenschaftler der Chronauten hatten nach Jahrtausenden der Erkundung die Theorie aufgestellt, dass sich die verschiedenen Zeitfelder gegenseitig in der Summe »aufhoben«; die Energiebilanz blieb so dieselbe, und es kam stets genügend Sonnenlicht zur Erde.

Richtig überzeugt hatte Tifflor diese Theorie nicht – aber er sah, dass sie von einer großen Wahrscheinlichkeit sein musste.

Da der Aktivatorträger seinen Antigrav im Moment nicht benutzen konnte, machte er sich zu Fuß auf den Weg. Er erklomm eine Schutthalde. Von hier oben hatte er einen guten Überblick. Er stand nun inmitten eines weiten Ruinenfeldes, das vielleicht einmal eine Stadt gewesen war. Doch das mochte viele Jahrtausende her sein. Nichts war mehr heil, nur Trümmer lagen oder standen in der Ebene. Der nebelige Horizont lag in ungewisser Ferne; bis an den Rand seines Gesichtsfeldes zogen sich die Ruinen.

Das Zeitfeld, dessen Ausdehnung Tifflor unbekannt war, musste sehr rasch weitergewandert sein oder sich entsprechend ausgedehnt haben, denn Tifflor war inzwischen weit von seiner Grenze entfernt. Wie weit?

Der Pikosyn war außerstande, ihm diese Frage zu beantworten. Natürlich war sogar der Hypertaster ausgefallen, so dass Tifflor nicht die Möglichkeit hatte, nach eventuellen Howalgonium-Vorkommen zu suchen, von denen es auf Curayo ungewöhnlich viele zu geben schien. Zu seinem großen Erstaunen hatte er auf der Station festgestellt, dass das geheimnisvolle Element Tronium-Azint, das alle zu finden erhofften, identisch war mit dem Schwingquarz Howalgonium, das in der heimatlichen Milchstraße in speziellen Geräten und Maschinen eingesetzt wurde.

»Wozu bist du denn überhaupt noch nütze, Piko?«, schimpfte Tifflor.

»Ich bin dabei, den Individualtaster teilweise zu aktivieren«, antwortete der Pikosyn. »Mit diesem kannst du dann auch arbeiten.«

Er hatte es kaum gesagt, da bekam Tifflor auch schon die Ortung. Zuerst lieferte sie ihm nur das flache, dimensionslose Abbild des toten Gesteins ringsum. Doch plötzlich glomm eine Wärmequelle auf, verschwand aber sofort wieder. Kurz darauf erfasste der Individualtaster zwei weitere Wärmequellen von Lebewesen, die durch die Ruinen hasteten und dann in deren Schutz wieder verschwanden. Obwohl die Umrisse verschwommen waren, glaubte Tifflor Echsenwesen zu erkennen – wahrscheinlich Rawwen.

Normalerweise konnte der Individualtaster sogar Gehirnwellen aufzeichnen, das war dem Gerät anscheinend noch nicht möglich. Tifflor fragte den Pikosyn.

»Du hast recht«, gab der Rechner zurück. »Ihre Individualschwingungen weisen sie als Rawwen aus. Mehr kann ich aber nicht feststellen.«

So wichtig war das im Moment auch nicht, fand Tifflor. Er zwängte sich in den Spalt zwischen zwei Mauern, um wenigstens einigermaßen Deckung zu haben.

Und dann erklang in seinem Rücken eine Stimme. Es war ein eigentümlicher Singsang, der nur aus Vokalen bestand – der typische Sprechgesang eines Aioia.

»Piko, ich brauche den Translator!«, forderte Tifflor.

»Wie soll ich denn nun die Prioritäten setzen? Translator vor Individualtaster?«

Tifflor wären in dieser Lage der Schutzschirm und der Antigrav am liebsten gewesen. Doch eine solche Forderung erübrigte sich, weil der Pikosyn den Überlebenssystemen ohnehin Vorrang vor allem anderen gab.

Während der Aioia noch seine Vokalsalven tremolierte, fielen von allen Seiten weitere Stimmen ein – insgesamt waren es acht. Tifflor erkannte einen weiteren Aioia und drei Rawwen, die anderen Stimmen konnte er nicht einordnen. Tifflors deprimierende Erkenntnis war, dass er von Zeitlosen umzingelt war, von Wesen also, die für immer auf Curayo festsaßen.

Dann kam vom Pikosyn die Bestätigung, dass der Translator wieder einsatzbereit sei. Kurz danach wurden die Stimmen ins Interkosmo übersetzt.

Tenor aus dem Stimmengewirr war, dass die Zeitlosen ihn aufforderten, sich ihnen anzuschließen. Zudem forderten sie ihn auf, seine Waffen abzulegen, damit man verhandeln könne.

Das könnte euch so passen, dachte Tifflor und umschloss den Kombistrahler fester.

»Wir suchen Freunde und Verbündete«, kam es aus Richtung des Aioia. »Schließ dich uns an, Fremder! Nur gemeinsam sind wir stark und haben die Chance, der Hölle von Curayo zu entfliehen.«

Tifflor wusste, dass er den Zeitlosen nicht trauen konnte. Zumindest das hatte er von Gophar Ruunes und seinen Chronauten gelernt. Die Zeitlosen hatten es mit hoher Wahrscheinlichkeit bloß auf seine Ausrüstung abgesehen. Er entschloss sich jedoch, das Spiel mitzumachen, um Zeit zu gewinnen und sie zu ködern.

»Ich brauche ebenfalls Verbündete!«, rief er zurück. »Vor allem ortskundige und verlässliche Führer, die mich zu meinem Zeittaucher zurückbringen. Ich brauche jedoch einen Vertrauensbeweis.«

Daraufhin herrschte Schweigen. Offenbar berieten die Zeitlosen. Wahrscheinlich freuten sie sich klammheimlich. Denn wann bot sich einem dieser Verdammten schon die Chance, ein Gefährt zu bekommen, mit dem man dem Gefängnis von Curayo entrinnen konnte?

»Ist das Vertrauensbeweis genug?«, erklang die Stimme eines Rawwen, während er hinter seiner Deckung hervortrat. Gleichzeitig traten die zwei zerlumpten Aioia und fünf weitere verwilderte und abenteuerlich gekleidete Gestalten ins Freie. Der Rawwe fuhr fort, während er sich mit leeren, ausgestreckten Händen Tifflors Versteck näherte. »Ich heiße Nofak-Iri und bin lange genug auf Curayo, um den Planeten wie meine eigene Heimat zu kennen. Ebenso kenne ich aber die Tücken der Zeit auf dieser unseligen Welt.«

Tifflor trat ebenfalls aus seinem Versteck, behielt den Kombistrahler jedoch im Anschlag.

»In welcher Art von Zeitfeld bin ich hier gestrandet?«, erkundigte er sich.

»Es ist Müde Zeit, soviel ist sicher«, antwortete Nofak-Iri. »Aber frag mich nicht, um welchen Faktor hier die Zeit langsamer abläuft. Wie steht es nun um deinen Zeittaucher? Wo steht er? Wir müssen schnell handeln, weil uns die Zeit immer schneller davonläuft.«

»Er ist bei einem Monolithen geparkt, der einst von Tronium-Azint-Adern durchzogen war«, berichtete Tifflor wahrheitsgetreu. Er fügte vorsorglich hinzu: »Der Zeittaucher ist jedoch durch einen Kode gesichert.«

»Das will ich doch hoffen«, meinte der Rawwe launisch, »denn sonst wäre er leichte Beute für all das Gesindel, das sich auf Curayo herumtreibt. Kennst du den Weg, Fremder?«

Tifflor musste das verneinen. Doch einer der beiden Aioia versicherte, dass ihm der Monolith ein Begriff sei.

»Er liegt in jener Richtung, in die dieses Zeitfeld wandert«, behauptete er.

»Das ist gut«, meinte Nofak-Iri zufrieden.

Der Rawwe gab keine weitere Erklärung. Tifflor nahm jedoch an, dass er damit die Hoffnung verband, dass der Zeittaucher irgendwann in das wandernde Zeitfeld geriet und sie so leichter – und früher – an ihn herankamen.

Während ihres Marsches in die vom Aioia angegebene Richtung erfand Tifflor eine Geschichte, wie er und sein Partner Mike in den Besitz des Zeittauchers gekommen waren und dann durch verschiedene Zeitfelder voneinander getrennt wurden.

Die Zeitlosen gaben in der Folge ihre eigenen Lebensgeschichten zum besten, doch Tifflor hörte kaum hin.