ISBN

9783961186884

 

 

Gunter Pirntke

 

 

Die blutige Brautnacht

 

Impressum


Lektorat: Stephanie Pinkowsky

Digitalisierung und Druckvorbereitung: Gunter Pirntke

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke


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Inhalt

Impressum

Einleitung

Die Beteiligten

König Karl IX.

Katharina de Medici

Margarete von Valois

Heinrich von Navarra

Henri de Guise

Gaspard II. de Coligny

Zwischenspiel

Hugenottenkriege

Hochzeitsvorbereitungen

Die Hochzeit und ihre Folgen

Was sonst noch geschah

Heinrich von Navarra (Heinrich IV.)

Margarete von Valois (Königin von Navarra)

Katharina von Medici (Königin-Mutter)

Herzog von Anjou (König von Polen und als Heinrich III. König von Frankreich)

Heinrich I. de Lorraine, Herzog von Guise

Zusammenfassung

Quellen

 

Einleitung

 

Im Wasser der Seine treiben am 24. August 1572 Leichen am Ufer des Louvre, dem Schloss der französischen Könige, vorüber. Ursprünglich war der Louvre im 12. Jahrhundert unter König Philipp II. ein trutziger Zweckbau gewesen, eine kompakte Festung im Donjon-Stil zum Schutz des rechten Seineufers. Als die Stadt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts rasch wuchs und außerdem durch einen weiteren inneren Mauerring geschützt war, ließ Karl V. die Burg zu einer bewohnbaren Residenz umbauen.

 

Unter Franz I. wurden Neubaumaßnahmen vorgenommen, die 1528 mit dem Abriss des Donjon begannen. Die mittelalterliche Festung wurde in ein repräsentatives Königsschloss verwandelt, wobei der Grundriss – vier Flügel um einen quadratischen Hof – beibehalten wurde. Als Hauptwohnsitz des französischen Königs diente der Palast aber erst ab dem 16. Jahrhundert unter Heinrich II., jetzt im Stil der italienischen Renaissance erweitert.

 

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Abb. 1: Der alte, noch burgartige Louvre. Darstellung im Stundenbuch Très Riches Heures, 15. Jahrhundert.

 

Wenn man zum Schloss ritt, benutzte man eine Brücke über den Fluss, die sogenannte „Handwerkerbrücke“. Hier bot sich noch der Anblick eines reichen, neuen Königsschlosses. Dann aber, am Ende der Straße, die „Österreich“ hieß, veränderte sich das Bild desselben Baues in einen nahezu furchteinflößenden Ort. Ähnlich einer Festung oder eines Gefängnisses, umringt von schwarzen Mauern, gedrungenen Türmen, kegelförmigen Dächern und breiten, tiefen Gräben voll von Brackwasser, das entsetzlich stank. Dort hinein zu wollen, bereitete Herzklopfen und kostete noch mehr Überwindung, wenn man aus weitem Land mit hohem Himmel kam.

 

Zum Zeitpunkt unserer Geschichte beherbergte der Louvre den allerchristlichen König Karl IX., die Königin-Mutter Katharina von Medici, die königliche Schwester Margarete von Valois (Margot) und den Bruder des Königs, dem Herzog von Anjou.

 

Paris ist im 16. Jahrhundert eine von Kirchtürmen geprägte Stadt, die von den Türmen der Notre-Dame dominiert wird. Zahlreiche Klöster umringen die alten Bürgerhäuser. Die Straßen waren eng, die meisten Häuser schmal. Sie hatten Giebel, hölzerne Balken stützten den Stein, häufig führten Treppen außen hinauf. Das Holz war farbig gestrichen, jedes Haus hatte seinen Heiligen. Der Verkehrsfluss geschah überwiegend über die Seine. Paris ist die Hauptstadt und damit die erforderliche Zentrale für alle Angelegenheiten des Königreichs. Wo auch immer der König und sein Hof sich aufhielten, in Paris hatten die Barone und die Städte ihre Anwälte. Justiz und Verwaltung wurden das zentrale Räderwerk der Monarchie.

 

Und in Paris, wie auch im übrigen Frankreich, gärte es. Nicht alle Bürger waren mehr Anhänger des katholischen Glaubens. Immer mehr Christen wünschten sich eine reformierte Kirche nach deutschen Vorbild. Die Hugenottenbewegung1, die getreu der Lehren Calvins2 lebten und handelten, wurden ab 1530 in der Glaubensausübung der Protestanten durch den katholischen Klerus und den König stark unterdrückt.

 

Jahrelange Auseinandersetzungen trieben das Land schließlich in den Ruin. Diese Zerwürfnisse sollten nun durch die Hochzeit der Schwester König Karls mit dem Hugenotten Heinrich von Navarra beendet werden.

 

Aufmerksam verfolgte der Gesandte von Venedig, Giovanni Michiel, im Auftrag des Dogen die Ereignisse in Frankreich und die Religionspolitik des Hofes. In seinen täglichen Berichten an den Dogen registrierte er jede Intrige und zeichnete kühl und präzis ein Herrscherbild der königlichen Familie. Der junge König Karl galt als unbeherrscht und wankelmütig und wurde von seiner Mutter, der Italienerin Maria von Medici, gelenkt. Auch sein intriganter Bruder, der Prinz von Anjou, verstand es, den Monarchen zu beeinflussen. Beider Schwester, die schöne Margot, sollte durch die Vermählung mit dem Prinzen von Navarra den Interessen des Reiches dienen.

 

Ein anderer Zeitzeuge, der Herzog von Sully3, erlebte als Kind die Ereignisse mit. „Mit jahrzehntelangem Abstand erinnere ich mich an die Hochzeit und den jungen Heinrich von Navarra, den ich verehrte. Wenn man mich heute fragt, was ich bei der Hochzeit empfand, muss ich sagen: Ich war vor allem stolz, weil unser junger Schutzherr die schöne Schwester des französischen Königs heiratete und ich war auch stolz darauf, dass Heinrich von Navarra standhaft geblieben war.4 “ Er war hier seinen Idolen ganz nah.

 

Der venezianische Gesandte: „Der Bräutigam hatte einen lebhaften Geist und ist von seiner Mutter sehr sorgfältig in der neuen Religion erzogen worden. Er könnte, meint man, die Geißel unserer Zeit werden, wenn Gott nicht hilft. Tag für Tag findet er neue Verehrer, selbst unter den Menschen des wahren Glaubens. Es ist vieles dran an den Satz, den ein Bürger von Bordeaux prägte: Mein ganzes Leben lang werde ich diese Religion hassen, weil sie uns eine so würdige Person entführt.“

 

 

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Abb. 2 Maximilien de Béthune, Herzog von Sully

 

 

Die Braut behauptete später, sie habe religiöse Skrupel gehabt, diesen Ketzer zu heiraten. Sie akzeptierte die Heirat, sagte aber zu ihrer Mutter, dass es für sie schmerzhaft sei, einen Mann zu ehelichen, der nicht von ihrem römischkatholischen Glauben sei.

 

Wie weit die Religion der wahre Grund für ihr Zögern war, bleibt dahingestellt. Die attraktive Prinzessin zeichnete sich nämlich nicht durch besondere Frömmigkeit aus, wohl aber durch ein recht abwechslungsreiches sexuelles Leben und die Liebesbeziehung zum jungen Herzog Henri de Guise.

 

In positiv geprägten zeitgenössischen Darstellungen wurde immer wieder Margaretes Schönheit hervorgehoben. So schreibt Brantôme über sie: „[…] ich glaube, dass alle Frauen, die sind, die sein werden und die jemals gewesen sind, in ihrer Nähe hässlich wirken und nicht als Schönheiten gelten können […]“). Aufgrund dieser sowohl bei Bewunderern als auch bei Gegnern viel zitierten Schönheit hatte Margarete zahlreiche Verehrer, die in vielen Veröffentlichungen als Liebhaber dargestellt wurden, obwohl die Zuneigung nur einseitig oder die Beziehung rein platonisch war. Auch Flirts wurden oft als Liebesbeziehung gedeutet.

 

Belegt ist, dass die 17-jährige Margarete eine Liaison mit Henri I. de Lorraine verband. Der wurde nach Bekanntwerden der Verbindung sofort vom königlichen Hof entfernt und mit Catherine de Clèves vermählt. Ebenfalls als wahr gilt heute eine sehr kurze, sexuelle Beziehung Margaretes mit Joseph de Boniface, einem Favoriten ihres Bruders François-Hercule. Als Mitglied der Malcontents wurde er 1574 wegen Verschwörung hingerichtet. Als bewiesen gilt in der heutigen Forschung außerdem, dass der 1579 ermordete Louis de Clermont, seigneur de Bussy d’Amboise, ein weiterer Favorit François-Hercules, Liebhaber Margaretes war. Zwar leugnet sie diesen Umstand in ihren Memoiren, aber es existieren zahlreiche andere, zeitgenössische Berichte darüber. Das Verhältnis der zwei war in Paris stadtbekannt. Die Liste der nachgewiesenen Galane schließt mit dem bereits oben genannten Jacques de Harlay ab.

Margot wurden aber viele weitere Männer als Liebhaber zugeschrieben, ohne dass dafür bisher Beweise existieren. Zu jenen Männern zählen Henri de La Tour d’Auvergne, mit dem Margarete eine Liaison während der Zeit in Nérac unterhalten haben soll, ebenso wie der auvergnatische Vogt Francois Robert de Lignerac, seigneur de Pleaux, der sie mit Soldaten während ihres Aufenthaltes in Aurillac unterstützte. Zu diesen unbewiesenen Liebschaften gehört auch Jean Timoléon de Beaufort-Montboissier, Margaretes Bewacher während ihrer Verbannung in Usson. Zeitgenössische Geschichtsschreiber deuteten die allmähliche Erleichterung der Haftbedingungen sowie die anschließende Übergabe Ussons in die Hände Margaretes derart, dass die Königin ihren Bewacher verführt haben müsse, um solche Dinge bewirken zu können. Ein weiterer angenommener, aber nicht bewiesener Liebhaber ist Jean de Larte de Galart, seigneur d’Aubiac, nach dessen Hinrichtung Margarete ein Gedicht verfasste, um sein Andenken zu ehren. Hinzu kommen diverse nicht namentlich bekannte Männer wie Pagen und Knechte des königlichen Hofs von niedrigem Bildungsstand, die ihr aufgrund der Schrift La Ruelle mal assortie zugeschrieben wurden. Gleichfalls ungeklärt ist, ob Margarete von Valois während ihrer letzten Jahre in Paris ein Verhältnis zu ihrem Favoriten, einem Sieur de Saint-Julien, unterhielt, der 1606 vor ihren Augen durch einen seiner Vorgänger erschossen wurde.

Gänzlich falsch war hingegen die Behauptung mehrerer Pamphletisten, die Königin habe auch eine lesbische Beziehung mit Françoise de Clermont, Herzogin von Uzès, gehabt, die bewiesenermaßen nur ihre Hofdame und eine sehr enge Freundin war. Ein 1606/07 verfasstes, jedoch erst 1663 anonym veröffentlichtes Pamphlet mit dem Titel Le divorce satirique de la reyne Marguerite stellt sie hingegen als lasterhaft, zügellos und unsittlich dar. Es zählt die angeblichen Gründe der Eheannullierung auf, die allesamt als Folge von Margaretes liederlichem Lebenswandel und ihrer Promiskuität5 geschildert werden.

 

Kommen wir jetzt zu den handelnden Personen dieser Geschichte.

 

Die Beteiligten

 

König Karl IX.

 

Karl IX. wurde am 27. Juni 1550 in Saint-Germain-en-Laye geboren und war von 1559 bis 1560 Herzog von Orleans. Karl war der zweite Sohn von Heinrich II. von Frankreich aus dem Haus Valois-Angoulême und dessen Gemahlin Katharina von Medici. Er folgte seinem Bruder Franz II. am 5. Dezember 1560 auf dem Thron, zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter. Unter seinem älteren Bruder Franz II. hatte der katholische Herzog Franz I. von Guise die französische Politik dominiert, dessen Nichte Maria Stuart die Gattin des Königs war. Um die Macht der Guisen einzuschränken, stärkte die Königinmutter als Regentin die Macht der protestantischen Nebenlinie des Königshauses, der Bourbonen, der (nach den Valois selbst) höchstrangigen französischen Adelsdynastie. Katharina bereitete ein maßvolles religiöses Toleranzedikt vor.

 

Im August 1563 ließ Katharina vom Parlement von Rouen ihren Sohn für volljährig erklären. In den folgenden Jahren (April 1564–Januar 1566) reiste sie mit dem jungen König durch Südfrankreich, doch verfehlte sie ihr Ziel, das Land hinter ihrem Sohn zu einen. Ein dynastisches Treffen mit ihrer nach Spanien mit Philipp II. verheirateten Tochter Elisabeth von Valois traumatisierte die Hugenotten unter ihrem Heerführer Admiral de Coligny erneut.

 

Den Umtrieben des Kardinals Charles von Lothringen, Bruder des Franz I. von Guise, konnten Mutter und Sohn nicht erfolgreich entgegentreten. Die Hugenotten vermuteten ein anti-protestantisches Komplott und reagierten mit dem Zweiten Hugenottenkrieg 1567–1568, bei dem sie auch protestantische ausländische Truppen einsetzten. Als Ludwig von Nassau sich aus den Niederlanden zurückgezogen hatte, fand er bei Karl IX. Zuflucht. Er versuchte Karl IX. zum Eingreifen in den Niederlanden zu bewegen; die Königinmutter unterband das. Nach dem Dritten Hugenottenkrieg 1568–1570 wurde im Frieden von St. Germain-en-Laye in etwa das Edikt von Amboise bestätigt.

 

Im Jahr 1570 heiratete Karl IX. Erzherzogin Elisabeth von Österreich. Der Ehe entsprang eine Tochter (Marie-Elisabeth, 1572–1578). Von seiner Mätresse, Marie Touchet, hatte er einen Sohn, Charles (1573–1650), Herzog von Angoulême.

 

Der protestantische Heerführer de Coligny propagierte eine Politik, die die Vereinigten Niederlande von der spanischen Herrschaft befreien, den Glaubensgenossen in den Niederlanden die Religionsfreiheit gewinnen und das spanisch-portugiesische Monopol auf Kolonien in Amerika brechen sollte. Er gewann für dieses Programm die Unterstützung des jungen Königs, der sich – charakterlich instabil und von schwächlicher Gesundheit – endlich von der Dominanz der Mutter lösen wollte. Auch eine Defensiv-Allianz mit England wurde ins Auge gefasst. Innenpolitisch wollte Admiral Coligny die Hugenotten als die Partei etablieren, die am konsequentesten die nationalen französischen Interessen vertrat. Die nationale Versöhnung sollte endgültig durch die Heirat zwischen Margarete von Valois (Margot), der Schwester des Königs, und dem 18-jährigen Heinrich von Navarra aus dem protestantischen Haus Bourbon, besiegelt werden.

 

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Abb. 3: König Karl IX. von Frankreich

 

 

Katharina de Medici

 

Katharina von Medici war Prinzessin von Urbino und entstammte der einflussreichen florentinischen Familie der Medici. Sie war durch die Heirat mit Heinrich II. ab 1547 Königin von Frankreich und später auch Regentin für ihre minderjährigen Söhne.

 

Sie entstammte der florentinischen Familie der Medici, die Florenz von 1434 bis 1737 bis auf zwei Unterbrechungen in den Jahren 1494–1512 und 1527–1530 beherrschte. Sie wurde in Florenz als Tochter von Lorenzo di Piero de’ Medici (1492–1519) und der französischen Bourbonen-Prinzessin Madeleine de la Tour d’Auvergne (1495–1519) am 13. April 1519 geboren. Die Ehe zwischen der französischen Hochadeligen und dem Abkömmling einer italienischen Familie, die von vielen in Frankreich lediglich als reiche Kaufmannsfamilie angesehen wurde, war auf Betreiben des französischen Königs Franz I. und des der Medici-Familie angehörenden Papstes Clemens VII., eines Onkels von Lorenzo di Piero, zustande gekommen. Franz I. beanspruchte mehrere italienische Fürstentümer, darunter unter anderem das italienische Herzogtum Mailand, benötigte aber einen starken Verbündeten, um diese Ansprüche durchsetzen zu können. Die Ehe sollte die Allianz mit dem Papst festigen.

 

Katharina wurde als einzige Tochter von Herzog Lorenzo von Urbino aus der Familie der Medici und seiner Frau Madeleine de la Tour d’Auvergne am 13. April 1519 im Palast der Medici in Florenz geboren. Katharinas Mutter starb nur 15 Tage nach der Geburt der Tochter am 28. April 1519 an den Folgen der schweren Entbindung. Ihr Vater, der nach heutiger Ansicht wahrscheinlich an Syphilis und Tuberkulose litt, erlag nur wenige Tage darauf am 4. Mai 1519 seiner schweren Erkrankung. Nach dem Tod von Katharinas Vater übernahm ihr Großonkel, Papst Leo X., die Vormundschaft über seine junge Nichte.

 

Franz I. wünschte, dass die Waise – dank ihrer Mutter eine sehr wohlhabende Erbin – am französischen Hof aufwachsen sollte. Leo X. folgte diesem Wunsch jedoch nicht, sondern ließ das Kleinkind von Florenz nach Rom bringen, ernannte sie zur Herzogin von Urbino und plante, sie später mit dem Sohn seines gleichfalls früh verstorbenen Bruders Giuliano de’ Medici, Ippolito de’ Medici, zu verheiraten. Leo X. starb jedoch bereits am 1. Dezember 1521. In dem Konklave, das seinem Tod folgte, wurde überraschend Hadrian VI. zum neuen Papst gewählt. Kardinal Giulio de’ Medici, ein Cousin des verstorbenen Medici-Papstes, der bis zu diesem Zeitpunkt über großen Einfluss im Vatikan verfügte und sich Chancen auf die Papstnachfolge errechnete, zog sich daraufhin nach Florenz zurück. Katharina de’ Medici wurde in seinem Gefolge in ihre Geburtsstadt zurückgebracht.

 

Papst Hadrian VI. starb nach nur zweijähriger Amtszeit und am 19. November 1523, knapp zwei Monate nach Hadrians Tod, wurde Giulio de’ Medici zum neuen Papst gewählt. Als Papst Clemens VII. regierte er bis zum Jahre 1534. Katharina war damit nicht nur aufgrund des Erbes ihrer Mutter eines der reichsten Mädchen Europas, sondern auch aufgrund ihrer Verwandtschaft zum Papst, der ein Sohn des Bruders ihres Urgroßvaters war, eine interessante Heiratskandidatin für europäische Fürstenhöfe. Clemens VII. ließ sie in einem der Medici-Paläste in Florenz unter Obhut ihrer Tante Clarice Strozzi aufziehen.

 

1526 ging Clemens VII. ein Bündnis mit Frankreich, Venedig, Florenz und England ein, um den Einfluss des Kaisers Karl V. in Italien zu begrenzen. In den folgenden militärischen Auseinandersetzungen unterlagen jedoch die Truppen des Bündnisses. Am 6. Mai 1527 fielen kaiserliche Truppen in Rom ein, plünderten im sogenannten Sacco di Roma die Stadt und belagerten die Engelsburg (Castel Sant’Angelo), in die der Papst geflohen war.

 

 

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Abb. 4 Katharina von Medici als junge Frau