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1. Auflage

© Edition Raetia, Bozen 2018

Projektleitung: Magdalena Grüner

Korrektur: Helene Dorner, Katharina Preindl

Grafik und Umschlaggestaltung: Philipp Putzer, www.farbfabrik.it

Grafik Logo „Kraut und Wurzel“: Astrid Felderer

Titelfoto: Johanniskraut (Shutterstock/Gala_Kan)

Druckvorstufe: Typoplus, Frangart

Druck: Printer Trento, Trient

ISBN 978-88-7283-630-9

eISBN 978-88-7283-664-4

Band 2 der Reihe „Kraut und Wurzel“

Mehr Rezepte und Tipps finden Sie auf dem Blog „Kraut und Wurzel“: www.krautundwurzel.com

Unseren Gesamtkatalog finden Sie unter www.raetia.com.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an info@raetia.com.

Alle Fotos stammen von Astrid Felderer, außer S. 8 (aus Molitor Ulrich: Tractatus von den bösen weiben die man nennet die hexen, Augsburg 1508), S. 31 (Shutterstock/grafvision), S. 63 (Shutterstock/sasimoto), S. 75 (Shutterstock/Peter Radacsi), S. 87 (Shutterstock/Mariola Anna S.)

Die Angaben zu den Kräutern in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft. Autor und Verlag lehnen jedoch jegliche Haftung für allfällige Schäden, die sich aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben, ab. Die in diesem Buch enthaltenen Ratschläge ersetzen nicht eine ärztliche Therapie.

ARNOLD ACHMÜLLER

Haut und Haare

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Jahrhundertealte Tradition, nachweisbare Wirkung

Die Salbe: vom Schweinefett zum Bienenwachs

Die Wahl der richtigen Zubereitungsart

Kräuteröle und Salben

Grenzen der Selbstmedikation und Zutaten der Heilmittel

Rezepte

Pflege- und Anti-Aging-Produkte

Lippenbalsam

Wind- und Wetterbalsam

Meerrettichauszug gegen Altersflecken

Unreine Haut und Akne

Propoliscreme

Gesichtswasser

Kleinere Wunden und leichte Verbrennungen

Ringelblumensalbe

Aloe-vera-Gel

Insektenstiche

Pfefferminz-Roll-On

Lavendelgel

Arnikatinktur

Ekzeme, Juckreiz und trockene Haut

Johanniskrautölsalbe

Umschlag bei nässendem Ekzem

Lippenherpes

Johanniskrautöl

Melissenauszug

Melissengel

Haut- und Nagelpilz

Teebaumgel

Pilzhemmende Ölmischung

Juckende Kopfhaut, Schuppen und Haarausfall

Haarspülung gegen Schuppen

Klettenwurzelöl

Brennnessel-Haarwasser

Schuppenflechte und Neurodermitis

Kartoffelbad bei Schuppenflechte

Entzündungshemmende Ölmischung bei Neurodermitis

Ringelblumenöl

Venenprobleme

Rosskastanieneinreibung

Kühlendes Arnikagel

Teemischung bei Venenproblemen

Hämorrhoiden

Eichenrindensitzbad

Hämorrhoidensalbe

Furunkel

Zugsalbe

Feucht-heiße Packung mit Leinsamen

Verzeichnisse

Verzeichnis der Krankheitsbilder

Verzeichnis der Heilpflanzen

Literatur

Jahrhundertealte Tradition, nachweisbare Wirkung

Die Haut gehört zu den Hauptanwendungsgebieten der Pflanzenheilkunde. Für die Besserung zahlreicher Krankheitsbilder steht eine Vielzahl von Heilpflanzen zur Verfügung, deren Anwendung kaum Nebenwirkungen verursacht.

Dabei spielt vor allem die äußerliche Anwendung von Cremes, Salben, Hautbädern, Umschlägen und Ölen eine Rolle. Die Heilpräparate kommen so direkt mit dem erkrankten Gewebe in Kontakt. Die innerliche Anwendung von Heilpflanzen spielt dagegen heutzutage eine untergeordnete Rolle. Am ehesten wird sie bei Venen- und Hämorrhoidalbeschwerden oder auch bei Neurodermitis ergänzend zur äußerlichen Anwendung eingesetzt.

Bisher unerforscht sind in diesem Zusammenhang stoffwechsel- und nierenanregende Heilpflanzen, die innerlich angewandt werden. Die traditionelle Volksheilkunde sagt ihnen seit jeher heilende Eigenschaften bei chronischen Hauterkrankungen nach. Die Favoriten sind Brennnessel-, Birken- und Walnussblätter, Stiefmütterchenkraut sowie Löwenzahn- und Klettenwurzel. Teezubereitungen mit diesen Pflanzen können laut volksmedizinischen Quellen eine unterstützende Wirkung entfalten.

Im Zusammenhang mit der Behandlung von Hauterkrankungen finden sich einige der populärsten Heilmittel der europäischen Kräuterkunde wieder. So gehen das Johanniskrautöl und die Ringelblumensalbe in vielen Hausapotheken auf die jahrhundertealte Tradition der Volksheilkunde zurück. Zahlreiche Untersuchungen bestätigen ihre Wirksamkeit.

Entscheidend für den Erfolg der Behandlung von Hauterkrankungen ist die richtige Wahl der Applikationsform. Akute Beschwerden benötigen andere Arten der Behandlung als bereits länger bestehende chronische Erkrankungen. Akute, oberflächliche Entzündungen werden mit Umschlägen, Waschungen, Gelen, Schüttelmixturen oder Cremes behandelt. Chronischen Beschwerden wie dem trockenen Ekzem oder der Neurodermitis wird dagegen mit sehr fetten Cremes, Lotionen, Salben oder Ölbädern begegnet.

Die Behandlung von Haarausfall, Schuppen und juckender Kopfhaut stützt sich bisher lediglich auf die Tradition: Heilpflanzen wie Brennnessel und Klette werden in der europäischen Volksheilkunde seit Jahrhunderten dagegen eingesetzt. Eine eingehende Untersuchung fand bisher, obwohl es beispielsweise bei der Klettenwurzel sehr vielversprechende Hinweise gibt, nicht statt. Dennoch sprechen eine weit verbreitete Anwendungstradition und eine risikoarme Verwendung für den Einsatz dieser Heilpflanzen.

Die Salbe: vom Schweinefett zum Bienenwachs

Jede Kultur hat, historisch gesehen, ihre eigenen typischen Anwendungsarten, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft auch maßgeblich unterscheiden können. Während beispielsweise bei den südlichen Mittelmeerkulturen Klistiere und Zäpfchen bereits in der Antike zum volksmedizinischen Repertoire gehörten, waren diese nördlich der Alpen lange Zeit völlig unbekannt. In Bezug auf die Behandlung von Hauterkrankungen standen die mittel- und nordeuropäischen Völker ihren südeuropäischen Nachbarn allerdings um nichts nach. Beispielsweise verwendeten die Mitteleuropäer sehr früh pastenähnliche Zubereitungen, bei denen das Pflanzenmaterial, zerkleinert und mit Harzen sowie Getreidemehl oder tierischen Fetten wie Schweineschmalz oder Gänsefett vermengt, auf Wunden und Hautentzündungen aufgetragen wurde.

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Hexen auf einem Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert

Ein Rätsel stellen bis heute die sogenannten Hexensalben dar. Im Mittelalter glaubte man, dass sie vermeintlichen Hexen die Fähigkeit verliehen zu fliegen. Eine Reihe an Sagen bestätigt diesen weitverbreiteten Glauben. Jahrhundertelang sinnierte man über die Inhaltsstoffe der Hexensalben. Unter anderem wurde Kinderfett als Zutat darin vermutet. Heute gibt es Hinweise, die dieses Mysterium in einem neuen Licht erscheinen lassen: Möglicherweise handelte es sich dabei um Pappelknospen- und Leinkrautsalben. Früher waren dies vielgenutzte Schmerz- und Hämorrhoidensalben. Um den schmerzstillenden Effekt zu erhöhen, versetzte man sie teilweise mit giftigen Nachtschattengewächsen wie Tollkirsche, Stechapfel und Bilsenkraut. Missbräuchlich verwendet entfalten Salben mit diesen Zusätzen rauschartige Zustände, unter anderem mit Flugträumen. Möglicherweise wurden sie also nicht nur als Schmerz-, sondern auch als Rauschmittel gebraucht und im Aberglauben des Mittelalters zu magischen Hexensalben umgedichtet. Für Pappelknospen spricht außerdem auch die Tatsache, dass die Farbe der Hexensalben als grün beschrieben wird.

Die bis heute populäre Ringelblumensalbe taucht erstmals bei Hildegard von Bingen auf. In ihrem berühmten Werk „Physica“ aus dem 12. Jahrhundert empfiehlt sie, Schweinefett mit Ringelblumen zu vermengen und Entzündungen der Kopfhaut mit dieser Salbe einzureiben.

(Unguentum simplex)