Es war einmal ein Müller. Der hatte eine Windmühle und drei Söhne. Und die drei Söhne arbeiteten von klein auf, wie sich das gehört, in der Mühle des Vaters. Dafür bekamen sie von ihm zu essen und zu trinken und alle drei Jahre einen neuen Anzug. Das war alles in schönster Ordnung und hätte noch lange so weitergehen können, doch das tat es leider nicht. Denn eines Tages erlebte der Müller etwas, was jeder Mensch eines Tages erlebt, ob er nun ein Müller oder ein König ist: Er legte sich hin und starb.
Das Geld, das die Söhne des Müllers in der Kommode gefunden hatten, reichte gerade für das Begräbnis. Und als die drei vom Friedhof heimkamen, putzten sie sich erst einmal vor Rührung die Nase.
Dann sagte der Älteste: »Ihr wisst, was der Vater hinterlassen hat.«
»Jawohl«, meinte der Zweite. »Die Mühle, den Esel im Stall und den Kater, der die Mäuse fängt.«
»Wir wollen die Erbschaft schnell aufteilen, weil wir noch so traurig sind«, erklärte der Älteste. »Später gäbe es womöglich Streit.«
Der Jüngste kratzte sich hinterm Ohr. Denn er konnte sich schon denken, was nun kam.
»Ich übernehme die Mühle«, sagte der Älteste. »Dem Zweiten gehört der Esel im Stall, und der Jüngste kriegt den Kater.«
»Seid mir nicht böse«, bat der Jüngste, »aber können wir nicht weiter, wie bisher, zusammen in der Mühle leben und arbeiten? Warum müssen wir denn auf einmal teilen?«
»Das verstehst du nicht«, meinte der Älteste. »Ich werde bald heiraten, und wenn man heiratet, bekommt man Kinder, und dann ist für dich kein Platz mehr in der Mühle.«
»Aber das ist doch ungerecht!«, rief der Jüngste. »Schließlich sind wir doch alle drei die Söhne unseres Vaters! Ihm hat die Mühle gehört, und nun gehört sie uns!«
»Nein!«, erwiderte der Älteste. »Nun gehört sie mir, weil ich der Älteste bin. Das ist nicht gerecht und auch nicht ungerecht, sondern es ist ganz einfach so. Wenn du der Älteste wärst, bekämst du die Mühle. Das schwöre ich dir, bei allem, was mir heilig ist!«
»Ich bin doch aber nun einmal der Jüngste!«, rief der Jüngste.
»Das ist dein persönliches Pech«, meinte der Älteste. »Doch es lässt sich nicht ändern.«