Dieses E-Book ist die digitale Umsetzung der Printausgabe, die unter demselben Titel bei KOSMOS erschienen ist. Da es bei E-Books aufgrund der variablen Leseeinstellungen keine Seitenzahlen gibt, können Seitenverweise der Printausgabe hier nicht verwendet werden. Stattdessen können Sie über die integrierte Volltextsuche alle Querverweise und inhaltlichen Bezüge schnell komfortabel herstellen.

Ich sitze im Auto und sehe einen Mann mit Hund …

… an der lockeren Leine, die sich einer roten Ampel nähern. Das Hündchen will weiterlaufen. Der Mann sagt etwas. Der Hund dreht sich zu seinem Herrchen um, schaut ihn freudig an und bleibt neben ihm an der roten Ampel stehen.

Der Mann beugt sich lächelnd herunter und streicht seinem Hund liebevoll über den Rücken.

Ein wundervoller Morgen!

… an einer sehr kurz gehaltenen Leine, die sich einer roten Ampel nähern. Der Mann hantiert mit seinem Handy herum und dreht sich beim Reden hin und her. Der Kopf des Hundes wird dabei wie eine Einkaufstüte am Handgelenk herumgeschlenkert.

Der Mann beachtet nicht den unlücklichen Ausdruck des Hundes. Ein Morgen wie viele.

Für unsere Hunde, die es sowas von verdient haben!

Für Willi, den Killerrüden – unvergessen, im Herzen.

WIE SOLL ICH DAS BUCH LESEN?

Einer meiner Ausbilderinnen erzählte ich vor vielen Jahren stolz, dass ich mich durch ein – wie ich fand – schwer zu lesendes Fachbuch von vorn bis hinten durchgequält hätte, einzig, weil es auf unserer Ausbildungsagenda als Pflichtlektüre aufgelistet war. Ich wollte ordnungsgemäß meiner Verpflichtung nachkommen.

Meine Ausbilderin, durch und durch Freigeist und Wissenschaftlerin, war entsetzt und riet mir, an kein Sachbuch mit dem Vorsatz heranzugehen, es komplett zu lesen, sondern immer erst das Inhaltsverzeichnis durchzuschauen und das herauszupicken, was mich am meisten interessieren würde. Sie meinte, ich solle den Rest einfach überspringen oder später lesen, wenn ich vielleicht mehr zum Thema würde wissen wollen. Sie resümierte:

„Was dich nicht interessiert, merkst du dir sowieso nicht.“

Mir als Kind alter Schule des stupiden Auswendiglernens hat diese Empfehlung schwer imponiert. Das war eine meiner allerersten Lektionen auf einem neuen Weg des Lernens, der mir zum ersten Mal in meinem Leben so viel Spaß bereitete, dass ich freiwillig immer mehr wissen wollte.

Und genau so ist „Was braucht mein Hund?“ angelegt. Stöbert im Inhaltsverzeichnis und lest, worauf ihr Lust habt. Wem Kapitel 1 vielleicht zu philosophisch anmutet – das macht nichts! Ihr könnt ohne Weiteres gleich in den praktischen Teil einsteigen. Vielleicht lest ihr später noch, warum es mir so wichtig ist, aufzuzeigen, dass wir lernen, Hunde aus einem anderen als dem traditionellen Blickwinkel zu betrachten, und zu einem neuen Bewusstsein gelangen.

Am wichtigsten jedoch ist: Habt Spaß beim Lesen! Der Rest kommt dann von ganz allein.

WAS ERWARTET MICH?

Als Hundetrainerin werde ich täglich konfrontiert mit den Fragen und Sorgen meiner Kundinnen und Kunden. Der rote Faden, der mich hierbei von Beginn an begleitet, sind bestimmte Mythen aus dem Hundetraining, von denen meine Kundinnen und Kunden sorgenvoll wissen wollen, was sie davon halten sollen, da sie ihnen und vor allem ihren Hunden das Leben teilweise richtig schwer machen.

Mein größter Lohn ist es, wenn es mir gelingt, ihnen diese Sorgen zu nehmen, indem sie lernen, ihre Hunde besser zu lesen, und wenn aus einem Mensch-Hund-Gespann ein echtes Team wird, das auf Vertrauen und Kooperation basiert. Es sind schon Tränchen gekullert, als meine Kundinnen und Kunden plötzlich sehen konnten, wie unfair der Kampf gegen ihren Hund war, den die Mythen von ihnen eingefordert hatten.

„Was braucht mein Hund?“ öffnet die Tür zu einer entspannten Welt im Umgang mit unserem „besten Kumpel auf vier Pfoten“, der ohne einen ruppigen Erziehungsstil auskommt, sich dafür aber auf aktuelle und überprüfbare Fakten aus der Kynologie, Verhaltensforschung und Neurologie stützt: Wissenschaftszweige, die heute vernetzt arbeiten, weshalb sich neue Erkenntnisse ergänzen und zu einem nachvollziehbaren Gesamtbild zusammenfügen. Ein Mythos ist eine Meinung, gern auch millionenfach unreflektiert wiederholt, deshalb aber immer noch nicht wahrer. Wissenschaftlich geprüfte Fakten hingegen basieren auf Studien, Ergebnisse sind reproduzierbar, tausendfach belegt und bewiesen. Eine Meinung ist das nicht.

In „Was braucht mein Hund?“ habe ich 100 typische Fragen meiner Kundinnen und Kunden rund um den Alltag mit Hund zusammengetragen, deren Antworten ich nun einer möglichst breiten Leserschaft zur Verfügung stellen möchte. 40 weitere Fragen finden sich im E-Book.

Euch erwarten spannende Blickwinkel, die deutlich von der traditionellen Sichtweise abweichen, die euch aber die Chance bieten, euren Hund neu oder besser kennenzulernen und eure Bindung noch enger werden zu lassen.

Ich wünsche euch viele gute Aha-Momente und Freude beim Lesen!

© Shutterstock/eva_blanco

Habt eine gute Zeit beim Lesen!

Fakt oder Mythos — entscheidet selbst!

Fakt oder Mythos — entscheidet selbst!

Habt ihr euch auch schon mal gefragt: „Hey, will mein Hund jetzt die Weltherrschaft, oder was?“. Die Mythen sagen immer das Gleiche: Achtung! Dominanz, Chef, Rudelführung — die Universalantwort auf alle Fragen. Ist das aber auch sinnvoll? Hier drei Klassiker zum Einschwingen.

1 MUSS MICH DER HUND BEIM LAUFEN IMMER ANSCHAUEN?

© Michele Baldioli

Ja. Sonst fühlt er sich als Chef. Ihr müsst ihm zeigen, dass er auf der untersten Stufe der Hierarchie steht.

Nein. Ab und zu Blickkontakt zum Menschen aufzunehmen ist definitiv hilf- reich, um die Ansprechbarkeit zu steigern. Und als Trick im Hundesport ist diese Nummer super.

Aber ansonsten sollte euer Hund seine Umwelt wahrnehmen dürfen, damit auch er Freude und Lebensqualität auf seinen Gassigängen genießen und Gefahren erkennen kann. Und keinen steifen Hals bekommt.

2 MUSS MEIN HUND IMMER LINKS GEHEN?

© Shutterstock: vvvita

Ja. Sonst fühlt er sich als Chef. Ihr müsst ihm zeigen, dass er auf der untersten Stufe der Hierarchie steht.

Nein. Hunde werden auf der Jagd links geführt, weil mit rechts geschossen wird. Wenn ihr also mal wieder herumschießt, sollte euer Hund besser links gehen.

Für alle anderen Fälle spricht nichts dagegen, ihn die Seite selbst wählen zu lassen. So kann er spannenden Gerüchen nachgehen und seine Bedürfnisse befriedigen. Bringt ihm außerdem bei, auf Signal die Seite zu wechseln und dort zu bleiben, bis eine Gefahr vorüber ist. So kann nichts mehr schief gehen.

3 MACHT ROHES FLEISCH AGGRESSIV?

Ja.Ja. Rohes Fleisch macht Hunde aggressiv, gefährlich und natürlich voll dominant.

Nein. Rohes Fleisch ist für viele Hunde sehr viel hochwertiger als z.B. Trockenfutter. Es ist also möglich, dass euer Hund aufgeregter wird, weil es einfach viel besser schmeckt. Dennoch ist es eine reine Frage des Umgangs und des Trainings, ob er sein Futter verteidigen muss. Ihr dürft also völlig sorgenfrei roh füttern, euer Hund wird euch danach nicht zerlegen und als Nachspeise vertilgen.

Ich werde übrigens aggressiv, wenn mir jemand unerlaubt in die Pommes langt …

KAPITEL 1
ALTE UND NEUE BLICKWINKEL ZWISCHEN GESTERN UND HEUTE

WIESO WERDEN HUNDE MISSVERSTANDEN?

Tatsächlich kenne ich kaum ein Thema auf der Welt, das so sehr von Missverständnissen geprägt ist, wie unser Umgang mit Hunden. Okay, außer vielleicht die dank eines unseligen Nachkommafehlers jahrzehntelange irrige Annahme, dass Spinat ausgesprochen eisenhaltig sei, weshalb Generationen von Menschenkindern vollkommen umsonst gepeinigt wurden, die grüne Pampe in sich reinzuschaufeln, um groß und stark werden. Obwohl der Irrtum längst aufgeklärt wurde, hält sich dieses alte Ammenmärchen trotzdem beständig – und keiner weiß, warum.

So ähnlich ist es auch beim Thema Hund. Welches Unrecht wir aus Missverständnissen und falschen Interpretationen tausenden Generationen von Hunden angetan haben und noch weiter antun, geht tatsächlich auf keine Hundehaut. Wie viele Hunde aus reiner Unwissenheit unfair behandelt werden und wie viele Verhaltensstörungen wir Menschen verschulden, weil wir veraltetem „Wissen“ nachhängen, zeigt auf, dass der Hund zwar paradoxerweise dasjenige Haustier ist, das mit uns am engsten zusammenlebt, in der Regel sogar im Haus, und wir eine enge emotionale Bindung mit ihm eingehen. Aber dennoch wissen wir über sein Wesen, seine Bedürfnisse, seine Körpersprache und seine Emotionen meist nur das, was uns eben jene alten Mythen glauben machen wollen. Eine Katze lebt auch mit uns im Haus und die emotionale Bindung ist sicherlich auch sehr eng, doch ist der Anspruch, den wir an sie haben, ein völlig anderer als an den Hund: Wir erwarten, dass der Hund „brav“ ist, dass er „funktioniert“. Von einer Katze erwarten wir – nichts. Na gut, sie soll das Sofa nicht zerkratzen und halbtote Mäuse draußen lassen. Eine Katze lebt ihr Leben weitestgehend autark (wenn sie Freigang hat), doch ein Hund lebt sein Leben fast immer nach unseren Wünschen und Vorstellungen, hierfür stehen wir mit ihm in ständiger Kommunikation.

© Anna Auerbach/Kosmos

Was möchte mein Hund mir damit sagen?

Aufgrund also dieser sehr speziellen Verbindung sollten wir unsere Hunde gut kennen, oder nicht? „Moment mal, tun wir doch!“, sagt ihr jetzt vielleicht an dieser Stelle. In gewisser Weise stimmt das auch: Wir kennen unseren Hund gut: Wir wissen, wann er bellt oder an der Leine zieht. Wir wissen, wann er sich streckt, gähnt oder schüttelt. Wir wissen, wann er sein Geschäft erledigen will, wann er knurrt oder mit dem Schwanz wedelt. Wir wissen das, weil wir es beobachtet haben. Aber wir wissen häufig nicht, warum er tut, was er tut, bzw. haben da ein paar Erklärungen parat, die nicht unbedingt richtig sein müssen und den Hund häufig in ein sehr negatives Licht setzen. Der Grund dafür liegt in einer Reihe miteinander verketteter Missverständnisse aus dem Reich der Mythen, die sich leider ebenso hartnäckig halten, wie die oben erwähnte unselige Spinatgeschichte.

Vieles, was wir vermeintlich über Hunde wissen, lernen wir schon als Kinder von unseren Eltern und Großeltern:

  • „Du darfst keine Angst zeigen und musst dem Hund fest in die Augen schauen!“

  • „Der wedelt mit dem Schwanz, der freut sich.“

  • „Du musst dem Hund den Kopf tätscheln, das mag er.“

  • „Der Hund will Alpha sein, weil er vom Wolf abstammt.“

  • „Der Hund will dich dominieren. Du musst ihm zeigen, dass du der Chef im Haus bist.“

  • „Hunde, die bellen, beißen nicht.“

  • „Hunde müssen parieren und tun, was wir sagen!“

  • Und so weiter und so fort.

Die Wurzel des Übels sitzt also tief. Wir haben den Blickwinkel, aus dem wir unsere Hunde üblicherweise betrachten, bereits von Kindesbeinen eingeimpft bekommen, er erscheint uns in Stein gemeißelt. Untermauert wird er im Internet, in Foren, Fachbüchern, im Fernsehen und auf den Hundeplätzen, wo uns überwiegend viele längst veraltete Informationen vermittelt und zugänglich gemacht werden. Es ist unglaublich schwierig, in diesem Dschungel an Informationen diejenigen herauszufiltern, die wirklich Sinn machen und verlässlich sind. Denn nur, weil etwas tausendfach wiederholt wird, ist es nicht notwendigerweise richtig, wie wir auch beim Spinatbeispiel von oben gesehen haben. Auch Gedrucktes und Experten und Expertinnen können irren. Anhand der Masse an falschen Informationen auf allen Kanälen wird es uns sehr schwer gemacht, überhaupt die Notwendigkeit zu erkennen, dass es unbedingt Sinn macht, unseren sehr eindimensionalen Blickwinkel zu verändern.

© Anna Auerbach/Kosmos

Wir können besser auf unseren Hund einwirken, wenn wir verstehen, was er gerade fühlt.

WIESO RECHTFERTIGEN MYTHEN EINEN GROBEN UMGANG?

Im Laufe der Jahre mit meinen Hunden wurde mir immer wieder verdeutlicht, aus welchem militärischen Blickwinkel wirklich viele Menschen Hundeverhalten betrachten und interpretieren. Wenn ich z.B. meinen Hund auf engen Wegen auf die Seite rufe oder absitzen lasse, weil Spaziergänger oder Jogger vorbeikommen, denen ich kein unangenehmes Gefühl angesichts eines großen schwarzen Hundes vermitteln möchte, höre ich häufig anerkennende Sätze – ganz im Vokabular vergangener Kriegsgenerationen – wie: „Der pariert aber aufs Kommando!“ Oder auch: „Respekt, der funktioniert!“ Keinem ist vermutlich je aufgefallen, wie eigenartig diese Wortwahl in der heutigen Zeit anmuten könnte. Und keiner hat mich je gefragt, wie ich meinen Hund dazu gebracht habe, dass er sich hinsetzt oder auf die Seite kommt. Die Menschen sehen einen „braven“ Untergebenen und lassen sich vom Ergebnis beeindrucken. Ihr Blickwinkel ist ausschließlich auf das Zielverhalten gerichtet, bzw. sie wissen gar nicht, dass viele sehr unterschiedliche Wege zum Ziel führen mögen.

Wenn ich dagegen einen Hund sehe, der ein Signal ausführt, beobachte ich, ob er dabei freudig und entspannt wirkt oder eher angespannt, ängstlich und unter Druck gesetzt. Ich frage mich, wie er wohl trainiert wurde, damit er das Verhalten ausführt. Für mich ist der Weg das Ziel: Mein Hund soll Verhalten, das ich von ihm möchte, mit Spaß erlernen. Er soll es gern ausführen und keine Angst haben müssen, bestraft zu werden, wenn er etwas „falsch“ macht oder es (noch) nicht kann. Erziehung über Zwang, Unterdrückung, Ängstigung und Hemmung ist nach heutigem Wissensstand nicht nur unfair und unnötig, sondern auch gefährlich, weil nach alter Schule erzwungenes Verhalten nicht selten in Verhaltensauffälligkeiten münden kann (dazu später noch sehr viel mehr).

Es ist also normal, dass wirklich jeder, der sich mit dem Thema Hund beschäftigt und noch nicht gelernt hat, den richtigen Filter anzuwenden, mit falschen und sogar schadenden Informationen und Anweisungen gefüttert wird.

Das besonders Problematische an Mythen ist nicht einmal unbedingt, dass sie Missverständnisse und falsche Interpretationen weitertransportieren. Viel dramatischer ist, dass sie gewaltsame, ängstigende, strafende Maßregelungen am Hund rechtfertigen, da Hunde angeblich „auch nicht zimperlich miteinander“ umgehen würden.

© Shutterstock/SergeyMarina

Grober Umgang ist unnötig, unfair und kann Verhaltensprobleme verursachen.

Die Mutter aller Mythen war die Anfang des 20. Jahrhunderts von Oberst und Polizeihundeausbilder Konrad Most entwickelte Methode, den Hund über Gewalteinwirkung und Unterdrückung zu erwünschtem Verhalten zu zwingen. Für jedes Fehlverhalten wurde der Hund gezüchtigt, erwünschtes Verhalten blieb straffrei (und war Belohnung genug). Most vertrat die Theorie, der Hund werde von einer Art Rudelinstinkt – der instinktiven Unterordnung gegenüber dominanten Individuen – gelenkt. Kalter Kaffee? Leider nein. Mosts „Leitfaden für die Abrichtung des Polizei- und des Sanitätshundes auf wissenschaftlicher Grundlage“ 1 von 1917 (also mitten im 1. Weltkrieg!) gilt selbst heute noch als „wissenschaftliche“ Basis der Hundeerziehung auf manchem Hundeplatz oder im Schutzdienst, obwohl einige der empfohlenen Maßnahmen offiziell aus tierschutzrelevanten Gründen verboten wurden. Mich wundert immer wieder, wie die teils sehr brutalen, mindestens aber militärischen Methoden heute immer noch so viel Anklang finden können. Ich persönlich wäre doch äußerst erleichtert, wenn ich meinen Hund (egal wie groß und schwer er wäre) nicht mehr schlagen, schütteln, kneifen, treten, anschreien und ihn damit zu einer vor lauter Angst unter sich urinierenden Kreatur herabwürdigen müsste, wenn mir jemand zeigen würde, dass es auch vollkommen gewaltfreie Methoden der Kommunikation und des Grenzensetzens gäbe.

Es gibt viele Gründe, warum Mythen sich so hartnäckig halten, aber einer der wichtigsten ist ganz sicher, dass sie in Bezug auf unsere Hunde sehr einfach zu verstehen sind, während sich die Realität – wie so oft im Leben – weitaus komplexer darstellt. Der Vorteil eines Mythos ist, dass er genau eine Antwort auf viele unterschiedliche Fragen liefern kann. Wie z.B. beim sehr beliebten und gerade oben erwähnten Thema „Dominanz“.

Einem Hund wird häufig Dominanz unterstellt, wenn er:

  • alles kaputt macht, wenn er allein ist

  • als Erster durch die Tür rennt

  • an der Leine zerrt

  • andere Hunde anrempelt, anbellt oder attackiert

  • auf dem Sofa liegt

  • aufreitet

  • bellt, knurrt oder beißt

  • das Spiel als Erster beendet

  • dem Menschen hinterherrennt

  • den Menschen anspringt

  • den Menschen zum Spielen auffordert

  • im Weg liegt

  • ins Körbchen pinkelt

  • nicht hört oder zurückkommt, wenn er gerufen wird

  • seinen Kopf auf das Bein des Menschen legt

  • sich nicht hinsetzt

Wer nun aber mal ernsthaft darüber nachdenkt, wird sich vielleicht irgendwann die Frage stellen, ob das wirklich Sinn macht. Ist es wirklich möglich, dass so viele verschiedene Verhaltensweisen alle die gleiche Ursache haben? Oder wäre es nicht eigentlich viel sinnvoller, sich jedes Verhalten einzeln vorzunehmen und zu überlegen, welche Gründe es dafür noch geben könnte? Statt: „Er ist eben dominant“, könnte die Antwort auch ganz anders lauten, z.B., dass der Hund in dieser oder jener Situation Angst hat oder gestresst ist oder einfach nichts Besseres gelernt hat; dass er in Spiellaune oder aufgeregt ist; dass er die Umwelt erkunden will, weil er neugierig ist; dass er es gern bequem und weich mag; oder dass er als soziales Wesen Schutz, Trost und Körperkontakt bei seinem Menschen sucht; dass er Frust hat oder Schmerzen; dass der Mensch bei seinen Anweisungen viel zu langsam ist oder zu ungenau kommuniziert, weil er die ganze Zeit herumfuchtelt und ihn überfordert; oder, oder, oder …

© Shutterstock/smrm1977

Manche Hunde zerstören Sofas oder andere Dinge, wenn sie unter starkem Stress leiden.

Klar ist es einfacher zu glauben, dass mich mein Hund kontrollieren möchte, dass er stur ist und er mir zeigen will, wer der Chef im Hause ist. „Mein Hund ist halt stur, da kam man wohl nichts machen“, kommt im besten Fall schulterzuckend dabei heraus. Im schlimmsten Fall aber erfährt er als Gegenmaßnahme Unterdrucksetzung, Zwang und Gewalt, um aus dem „sturen Bock“ einen gefügigen Hund zu machen. Ob er aber seine „Bockigkeit“ zugunsten freiwilliger Kooperation aufgeben wird, bleibt fraglich. Es ist Typfrage, in welchem Maße der Hund tatsächlich bereit ist, sich über Zwang dem Willen des Menschen zu beugen. Nicht jeder Hund reagiert mit Einsicht. Und im Spruch „Druck erzeugt Gegendruck“ steckt nichts als die Wahrheit. Spätestens an dieser Stelle beginnt der freudlose Kampf mit dem Hund – der am Ende dann manchmal im Tierheim oder sogar mit der Tötung des Tieres endet.

WIESO SIND FAKTEN DIE BASIS FÜR EINE KLARE KOMMUNIKATION?

Ein Kampf mit dem Hund, um sein angebliches Dominanzbestreben zu unterbinden, ist unnötig. Es ist die Suche nach gehaltvolleren, tiefgreifenderen Begründungen, die Frage nach dem Grund von Verhalten, die zur Lösung führen. Setzt sich mein Hund normalerweise immer hin, wenn ich es ihm sage, und plötzlich tut er es nicht, dann hat das einen Grund.

Vielleicht hat er Schmerzen oder Verspannungen; vielleicht ist der Untergrund nass, heiß oder ungewohnt, was ihm unangenehm ist; vielleicht hat er vor etwas Angst oder er ist zu abgelenkt; vielleicht habe ich nicht deutlich oder einschüchternd kommuniziert; vielleicht ist er unmotiviert, weil sich das eingeforderte Verhalten schlichtweg nicht lohnt und sich nicht gut anfühlt.

Setzt sich der Hund hingegen nur ab und zu mal hin, dann habe ich vielleicht einen Fehler in mein Training eingebaut. Vielleicht habe ich das Verhalten „Sitzen“ falsch, nicht intensiv oder oft genug mit ihm geübt, und er kann es schlichtweg nicht zuverlässig und prompt auf Signal ausführen.

Mit solchen Thesen kann ich arbeiten: Ich untersuche auf Schmerzen oder Verspannungen und beseitige sie. Ich übe nasse Untergründe oder lasse ihn woanders sitzen oder nehme ihn hoffentlich vom heißen Asphalt. (Ich kenne „Hundeführer“, die ihren unkastrierten Rüden bei 30 Grad im Schatten auf dem glühend heißen Bürgersteig absitzen lassen und dann sauer werden, wenn der Hund aufsteht.) Ich entferne mich vom Angstreiz, um die Angst zu minimieren und die Ansprechbarkeit zu fördern, um den Fuß in die Tür zum Training zu bekommen. Ich übe Sitzen unter langsam gesteigerten Ablenkungen, damit er es nicht nur zu Hause im ruhigen Garten kann, sondern auch an der befahrenen lauten Hauptstraße, wenn Kinder vorbeirennen, andere Hunde bellen oder das Kaninchen mit dem Kopf aus dem Bau guckt. Ich überprüfe meine Körpersprache und benehme mich einladend statt bedrohlich. Ich nehme gutes Verhalten zur Kenntnis und belohne dieses, statt den Hund permanent in Fehler laufen zu lassen, die ich bestrafen muss. Und schon habe ich eine ganze Hand voller Möglichkeiten, die ich alle ausprobieren kann, um mein Ziel zu erreichen. Ich bitte meinen Hund damit um Kooperation; es findet plötzlich Kommunikation statt, die nicht mehr einseitig ist. Und siehe da: Plötzlich macht der „sture Bock“ freudig mit. So stur ist der gar nicht, stelle ich fest. Der Weg ist das Ziel! Allein durch diesen veränderten Blickwinkel entsteht ein ganz neues Bewusstsein!

Dominanz und Sturheit als Label, wie in diesen Beispielen, bzw. den alten Mythen Glauben zu schenken, ist hingegen ein Weg, der niemanden auch nur einen Millimeter weiterbringt. Im Gegenteil!

MERKE

Mythen sind Spaßbremsen, sie verhindern Fortschritt, sie frustrieren Menschen wie Hunde, sie lassen ein solch negatives Bild über unsere Hunde entstehen, dass uns häufig die Freude am Hund vergeht. Und schaffen wir uns nicht eigentlich Hunde an, um Freude zu haben? Da läuft doch etwas gewaltig schief, wie ich finde.

© Anna Auerbach/Kosmos

Nicht Ungehorsam, sondern einfach mangelnde Übung!

WELCHE ROLLE SPIELT ES, WIE WIR DIE WELT VERSTEHEN?

Der traditionelle Blickwinkel, den wir Menschen häufig ganz unbewusst einnehmen, lässt sich am besten mit dem kleinen unauffälligen Satz „Ist doch nur ein Hund“ erklären. Wir alle sind ihm bestimmt schon einmal begegnet oder haben ihn selbst bereits angewendet: „Ist doch nur ein Hund / eine Katze / eine Maus / ein Huhn / eine Kuh / ein Pferd / ein Tier …“ Ich zumindest hörte mich diesen Satz früher öfter sagen. Ein kleiner Satz, und doch sagt er so viel aus über die Art, wie wir die Welt verstehen. Er impliziert eine Wertigkeit, eine gottgegebene Hierarchie, die besagt, dass das Tier weniger wert ist als der Mensch. Dass es richtig ist, wenn es ein Tier weniger gut hat als der Mensch. Häufiges Streitgespräch bei uns zu Hause war das Thema Futter: „Der kriegt bald besseres Essen als ich“, lautete die Anklage. „Warum soll ich meinen Hund mit schlechtem Futter krank machen?“, lautete meine Verteidigung. Als ranghöchstes Wesen unserer selbstgebastelten Weltordnung hat der Mensch anscheinend das Recht auf gesunde Ernährung, der Hund hingegen bekommt das, was wir denken, was ihm zusteht. Es geht mir hier gar nicht um richtig oder falsch, sondern lediglich darum, zu verdeutlichen, dass es die Entscheidung jedes einzelnen Menschen ist, wie er die Welt und unsere Stellung dort drin verstehen möchte. Es geht um Ethik und Moral.

© Anna Auerbach/Kosmos

Die Ernährung hat großen Einfluss auf die Gesundheit und auf das Verhalten.

Der Satz „Ist doch nur ein Tier“ impliziert, dass Tiere dazu geschaffen wurden, uns Menschen zu dienen. Es bedeutet nicht, dass wir alle empathielos gegenüber Tieren wären. Das ganz sicher nicht. Menschen lieben Tiere und fühlen auch mit ihnen – aber in einem streng definierten Kontext. So haben Tiere z.B. nach unserem Verständnis nicht das gleiche Anrecht auf Glück und Freude wie wir; manche bezweifeln sogar, ob sie überhaupt Glück und Freude empfinden können. Seit Jahrtausenden wachsen wir Menschen (zumindest in christlichen Kulturen) in dem Selbstverständnis auf, dass wir aufgrund unserer geistigen Überlegenheit das Recht besitzen, über alles Leben zu bestimmen. Dieses „Grundrecht“ ist bereits in der biblischen Schöpfungsgeschichte verankert: Der Mensch soll sich die Welt untertan machen und „über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht,“ 2 herrschen. Es ist also kein Wunder, dass viele Menschen diese Ansicht mit tiefer Überzeugung vertreten – ohne vielleicht je bewusst darüber nachgedacht zu haben: Wir haben sie quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Tierwohl beginnt erst jetzt langsam eine bedeutendere Rolle zu spielen und sich ins Bewusstsein der Menschen zu drängen, ein neuer Blickwinkel bricht sich ganz langsam Bahn – bedingt durch den Klimawandel, die zunehmend in die Kritik geratene Massentierhaltung und wachsende umweltpolitische Verantwortung.

Damit sind wir mittendrin in kulturellen und vor allem ethisch-moralischen Überlegungen. Ob wir darüber sinnieren wollen oder nicht, spielt allerdings keine große Rolle. Wichtig zu erkennen ist, dass wir alle irgendwann, spätestens, wenn wir unseren Alltag mit dem Hund bestreiten, die Entscheidung treffen werden, wie wir unser Haustier begreifen wollen, welche Grundhaltung und Lebenseinstellung wir einnehmen werden – bewusst oder auch unbewusst: Soll mein Hund Familienmitglied werden? Wird er mir emotional etwas bedeuten? Soll mir mein Hund Geld einbringen? Soll er mein Firmengrundstück bewachen und im Zwinger leben? Interessiert es mich, ob mein Hund glücklich ist und ein bedürfnisbefriedigendes, artgerechtes Leben führt?

Diese Grundsatzfragen bilden die Basis des Zusammenlebens mit dem Hund und werden den Alltag maßgeblich mitbestimmen. Meine Einstellung gegenüber meinem ersten Hund war von Beginn an klar, aber gleichzeitig auch unbedarft und naiv. Ich wollte für ihn Verantwortung übernehmen, Fürsorge tragen und seine Bedürfnisse erfüllen – allerdings ohne seine Bedürfnisse überhaupt zu kennen, was zu Fehlinterpretationen führte und in einem streckenweise unglücklichen und depressiven Hund resultierte, was ich nicht sah, da mir das Wissen fehlte.

Aus meiner Erfahrung als Hundetrainerin kann ich heute sagen, dass es vielen Menschen so geht wie mir damals: Sie wollen eine emotionale und enge Bindung mit ihren Hunden eingehen. Sie wollen ihnen ein gutes Leben schenken, sie verwöhnen und ihnen ebenso treu zur Seite stehen wie umgekehrt auch. Die meisten Menschen möchten ihre Hunde gar nicht bestrafen, sie ängstigen, einschüchtern, anschreien und schlecht behandeln oder sie leiden lassen.

Sie greifen zu harschen und überholten Methoden, weil sie es nicht besser wissen und an die Wirksamkeit und Harmlosigkeit der oft gehörten Mythen glauben, die mehrheitlich leider immer noch vermittelt werden. Jemand, der z.B. seinen Hund als Rangreduktionsmaßnahme auf den Rücken dreht, mag dies nicht als Gewalt verstehen oder als „schlimm“ empfinden. Das Bewusstsein, dass solche Maßnahmen aber ebenso großen Schaden anrichten und ein Lebewesen verstören können wie Schmerzreize, muss erst noch entstehen.

WAS IST DAS PROBLEM MIT ERWARTUNGEN UND ANSPRÜCHEN?

Aus dem beinahe angeborenen, mindestens aber von klein auf anerzogenen Selbstverständnis, in der Hierarchie allen Lebens weit über dem Tier zu stehen und herabzuschauen, statt ihm respektvoll auf Augenhöhe zu begegnen, ergibt sich eine für unsere Hunde verheerende Konsequenz, die ich euch gern anhand meiner eigenen, sehr typischen Geschichte verdeutlichen möchte:

Beispiel: Ich hatte immer ziemlich genaue, aber auch – wie ich bitter lernen musste – ziemlich romantische Vorstellungen davon, wie mein Wunschhund später einmal sein sollte: Er sollte, na klar, mein bester Freund werden, mich blind verstehen und mit mir durch dick und dünn gehen, so wie einst Lassie oder Timmy aus den „5 Freunden“ . Ich wollte, gemäß meiner Vorbilder, einen Hund, der keine Leine braucht, weil er sowieso immer neben mir laufen würde. Der mit mir durch die Stadt bummelt und im Café zufrieden unter dem Tisch liegt, bis es mir belieben würde, weiterzugehen. In meiner Vorstellung war der Besuch einer Hundeschule nicht vorgesehen. Wozu auch? Schließlich war mein Hund – einfach so – perfekt und machte das, was ich sagte, wenn ich es sagte. Von Verhaltensproblemen hatte ich noch nie gehört. Irgendwann hörte oder las ich von einem Hund, der zum Hundepsychiater gebracht wurde, und dachte: „Welche Vermenschlichung!“ Ich wusste natürlich, dass manche Hunde bellten und manche auch bissen – vermutlich deshalb, weil Hunde nun mal Hunde waren.

Welche Arbeit ich wohl würde leisten müssen, damit sich mein Hund so entwickelte, wie ich mir das in meinen wildesten Fantasien ausmalte, fragte ich mich nie. Und vor allen anderen Überlegungen dachte ich auch nie daran, welche Bedürfnisse denn wohl mein Hund haben würde und ob die auch zu meinen passten. Würde er überhaupt Lust haben, bei meinem Lebenskonzept mitzumachen? Ich kann heute laut lachend sagen: Nein, würde er nicht! Und zum Thema: „Im Café zufrieden unter dem Tisch liegen, bis es mir beliebt, weiterzugehen“: Ja, mein Hund lag unter dem Tisch. Aber nur, um dann wie von der Tarantel gestochen wutentbrannt aufzuspringen und vorzuschießen, mit dem Ziel, einen sich nähernden Hund oder einen netten Herrn zu attackieren, dabei den Tisch hinter sich herzuzerren und Tassen und Teller durch die Luft fliegen zu lassen. Hurra!

© Anna Auerbach/Kosmos

Nicht jeder Hund kann im Café so entspannt liegen und warten.

Heute weiß ich, dass ich nicht die einzige Person mit sehr hohen Ansprüchen an meinen Hund war, sondern dass viele Menschen sehr ambitionierte Erwartungen an ihre Vierbeiner haben. Wenn mir heute Kundinnen und Kunden von ihren Vorstellungen erzählen, muss ich schmunzeln. Er soll ein bisschen sein wie die eierlegende Wollmilchsau, nur hübscher:

Er soll Familienhund und Freund sein; von Anfang an stubenrein; nicht jagen; nicht bellen; nicht hochspringen; mit den Kindern, mit anderen Hunden und Katzen klarkommen; bei Fuß gehen; schlafen, wenn er schlafen soll; sportlich am Fahrrad laufen, mit zum Joggen gehen; medaillenträchtig Hundesport betreiben; das Haus bewachen und Fremde melden (aber nur die); auf „Kommandos“ hören; allein sein können, ohne das Haus zu schreddern; restaurant- und stadttauglich sein; zurückkommen, wenn er gerufen wird; nicht hinter uns herdackeln, wenn wir das nicht wünschen; immer ansprechbar sein; unauffällig sein; sich problemlos in die Gesellschaft eingliedern und unsere Regeln kennen; „gehorchen“ und „funktionieren“ – sprich: Er soll so sein wie der perfekte Mensch, nur mit vier Pfoten und einem kuschelig-weichen Fell. Oder kurzem Fell. Oder ganz besonderem, silbernem Fell. Mit Locken oder ohne. Mit Nase oder eingeschränkter Atemfähigkeit durch eine zu platt, aber als „schön“ geltende, gezüchtete Nase. Mit langer, kurzer oder gar kupierter Rute, mit Steh- oder Schlappohren, und noch viel mehr. Auch die Wunschliste der äußerlichen Merkmale ist sehr lang.

Ja, die Latte liegt extrem hoch für unsere Hunde, sodass Enttäuschungen beim Menschen schnell vorprogrammiert sind, wenn der Hund einzieht und loslegen soll mit dem „Erwartungen-Erfüllen“. Denn welcher Hund kann das tatsächlich? Vor allem, einfach so?

Es ist das traurige Schicksal nicht weniger Hunde, dass sie ein bedürfnisunerfülltes, freudloses Leben führen müssen, dass sie weggesperrt werden, dass sie zurück an die Züchterinnen und Züchter gegeben werden oder im Tierheim landen, weil sie die hohen Erwartungen ihrer Menschen nicht erfüllen können. Ich kenne Fälle, da musste der Welpe nach drei Tagen wieder gehen, weil er tat, was Welpen eben tun: ganz und gar nicht süß in Hände und Füße zwicken, wild oder nicht stubenrein sein. In einem anderen Fall wurde der alte Hund im Tierheim abgegeben mit den Worten: „Jetzt können wir uns endlich einen jungen kaufen.“

Hunde werden aus den unterschiedlichsten Gründen wieder abgegeben, ausgesetzt oder ungerecht behandelt. Am meisten aber deshalb, so denke ich, weil sie die Erwartungen nicht erfüllt haben: weil sie zu viel zwicken, nicht hören, nicht schlafen wollen, die Kinder kein Interesse mehr zeigen oder Angst vor ihnen haben, weil sie ins Haus pinkeln, an der Leine zerren und hineinbeißen, „dominant“ sind, „stur“ oder „respektlos“, weil sie nicht selbständig genug sind und immerzu ihren Menschen hinterherlaufen, weil sie „kontrollieren“ und „Chef sein“ wollen, weil sie zu viel Aufmerksamkeit einfordern und den Menschen damit ärgern und nerven.

In sehr vielen Fällen fühlen sich die Menschen durch anstrengende Verhaltensweisen der Hunde auch überfordert: weil sie höchst aggressiv an der Leine pöbeln, andere Menschen und Hunde attackieren, scheinbar unberechenbar reagieren, die eigene Lebensqualität mindern, Angst machen und weil, trotz vieler Versuche und Trainingsansätze, keine Verbesserungen eintreten wollen. Nicht nur, dass Hunde Erwartungen nicht erfüllen, sie entwickeln sich manchmal zu Problemen, die unlösbar erscheinen. Ich kenne sehr genau die Verzweiflung, die Ängste und den Hader mit der Lebenssituation durch die eingeschränkte Freiheit, die ein schwieriger Hund verursachen kann. Oder Partnerschaftsprobleme, die entstehen mögen, weil eine Seite die Schwierigkeiten nicht mittragen mag. Und auch die Wut und die Enttäuschung auf den eigenen Hund, der so anders ist, als man es sich immer gewünscht und vorgestellt hat. Eine äußerst belastende Situation, die nicht jeder aushalten kann oder will – verständlich!

Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass sich viele dieser traurigen Geschichten vermeiden ließen, wenn wir Menschen unsere Erwartungen zurückschrauben und Hunde nicht nur mit der Menschenbrille betrachten würden, sondern als das, was sind: Individuen mit bestimmten Eigenschaften und Charakterzügen, die erst durch unseren Umgang weiter geformt, verstärkt oder umgelenkt werden. Hunde haben Bedürfnisse und Gefühle, die denen von Menschen sehr ähnlich sind: Neugier / Freude, Angst, Wut / Ärger, Spiel, Fortpflanzung, Fürsorge, Panik / Trauer – dies sind die Emotionssysteme im Gehirn, auf die alle Säugetiere zurückgreifen. 3 Hunde mögen weniger kognitive Fähigkeiten besitzen als Menschen, das bedeutet aber nicht, dass sie nicht in der gleichen Intensität wie Menschen fühlen könnten.

Dieses Wissen können wir nutzen, indem wir lernen, unsere Haustiere und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und ernst zu nehmen. Erst die Schnittmenge gemeinsamer Bedürfnisse sollte über ein potenzielles Zusammenleben entscheiden, denn der Hund ist nicht in der Position mitzuentscheiden – das tun wir für ihn. Deshalb könnten wir uns, bevor wir einen Hund auswählen, in den wir uns verliebt haben, auch fragen: Sind wir die Idealbesetzung für ihn?

KAPITEL 2
DIE HÄUFIGSTEN FAQS IN ALLER KÜRZE: WAS MACHE ICH, WENN …

1 … MEIN WELPE NICHT STUBENREIN WIRD?

Zeigt ihm, was er tun soll: Setzt ihn auf die Wiese nach jedem Aufwachen, nach jedem Spielen, nach jeder Aufregung, nach jedem Spiel, nach jedem Fressen bzw. spätestens dann, wenn er zu „suchen“ beginnt oder sich immer wieder unruhig der Tür nähert.

Verzichtet möglichst auf Pipimatten (s.a. FAQ 53 „Ist eine Pipimatte sinnvoll?“).

Klärt bei der Tierärztin / beim Tierarzt ab, ob er ggf. unter einer Blasenentzündung oder einer anderen Erkrankung leidet.

MERKE

Bleibt ruhig, geduldig und freundlich, schimpft auf keinen Fall, packt den Hund niemals am Nackenfell oder stupst ihn mit der Nase in den Urin. Er würde nicht verstehen, dass Pipimachen drinnen tabu ist, er würde einfach Angst vor euch entwickeln und Vertrauen in euch verlieren.

2 … MEIN HUND VOR DEM GESCHIRR WEGLÄUFT?

Zieht das Geschirr für die nächste Zeit nicht aus, um weiteren Stress zu vermeiden. Startet mit einem anderen Geschirr ein regelmäßiges Gewöhnungstraining, das ihr mehrmals am Tag durchführt. Unterteilt das Training in kleine Schritte: Ankündigen, Geschirr zeigen, Geschirr hinhalten, auf Bewegungen in Richtung Geschirr warten, Kopf durchstrecken lassen, zumachen. Eure Trainerin / euer Trainer, die belohnungsbasiert arbeitet, kann euch bei der Umsetzung helfen.

© Shutterstock/Miriam Doerr Martin Frommherz

Verknüpft euer Hund das Geschirr mit positiven Emotionen, ist das Anziehen bald kein Problem mehr. Das Geschirr muss auf jeden Fall gut angepasst sein.

© Anna Auerbach/Kosmos

Verknüpft das Geschirr mit positiven Emotionen. Belohnt ihn während der einzelnen Trainingsschritte mit Futterbröckchen. Achtet darauf, dass euren Hund das Klickgeräusch nicht erschreckt oder ängstigt. Gewöhnt ihn an das Geräusch, indem ihr die Gurte ein paarmal in einiger Entfernung zusammenklickt. Belohnt ihn unmittelbar nach dem Klickgeräusch, indem ihr Leckerlis in seine Richtung kullert.

Kündigt An- und Ausziehen immer an: Überlegt euch eine Vokabel dafür und sagt das Wort immer 1 bis 2 Sekunden, bevor ihr das Geschirr an- oder ausziehen möchtet. Der Hund weiß dann, was er zu erwarten hat, und erschrickt nicht mehr.

Zerrt beim An- oder Ausziehen nicht an ihm herum. Das wird der Hund als unangenehm oder sogar beängstigend empfinden. Übt ggf. das leichtgängige Anziehen an einem Stoffhund, damit ihr nicht langwierig an ihm herumfummeln müsst.

Beugt euch beim Anziehen nicht über den Hund, das wirkt bedrohlich. Hockt euch seitlich neben ihn. Schnauft nicht laut beim An- und Ausziehen. Vermeidet unnötige Geräusche, Stöhnen oder laute Worte, wenn es mal hakt.

Lächelt! Bleibt freundlich und geduldig. Zwingt euren Hund nicht ins Geschirr, damit verschlimmert ihr die Situation.

© Markus Eissler Photography

Eine der schwierigsten Aufgaben für Hunde: an lockerer Leine zu gehen.

3 … MEIN WELPE / HUND NICHT GASSI GEHEN WILL?

Zerrt ihn auf keinen Fall an der Leine hinter euch her. Geht wieder nach Hause, falls er das lieber möchte. Daran ist nichts auszusetzen! Mit der Zeit wird er mutiger werden. Erkundet gemeinsam mit ihm Schritt für Schritt die Umgebung. Seid einfühlsam, interessiert und freudig. Seid aufmerksam, ob ihn etwas ängstigt, redet ihm gut zu. Dreht ab, wenn die Angst zu groß wird, und signalisiert ihm, dass das eine kluge Strategie ist.

Bleibt in dem Umkreis, in dem er sich wohl fühlt. Dort macht ihr etwas, das ihm Freude bereitet. Erweitert den Radius nur langsam, immer in seinem Wohlfühltempo. Überprüft die Dauer eures Gassigangs. Ist er zu lang? Auch 10 Minuten können manchmal schon zu lang sein.

Schließt gesundheitliche Probleme und Schmerzen aus!

4 … MEIN HUND IMMER NOCH NICHT BEI FUß GEHEN KANN?

Überlegt euch, ob es im Moment wirklich „bei Fuß“ sein muss oder ob eine lockere Leine für den Anfang nicht ausreicht. Lockere-Leine-Training geht viel leichter, ist für den Hund einfacher zu erlernen und sehr viel alltagstauglicher.

Habt ihr überhaupt schon mit dem Training begonnen? Der Hund kann das nicht automatisch, nur weil ihr „Bei Fuß“ sagt. Falls nicht: Erkundigt euch bei Trainerinnen / Trainern, die belohnungsorientiert arbeiten, welche verschiedenen Trainingsschritte und Werkzeuge es gibt, arbeitet einen Trainingsplan aus und fangt in kleinen, an den Hund angepassten Sessions mit dem Training an.

Fragt euch immer nach eurem Trainingsstand: Wie sicher kann der Hund das Verhalten bereits in ablenkungsfreier Umgebung ausführen? Oder in aufregender Umgebung? Passt euer Training immer seinem Trainingsstand an. Ggf. bedeutet dies, dass ihr temporär wieder ein paar Trainingsschritte zurückgehen müsst. Z.B. bei Hormonschwankungen in der Jugendentwicklung (s.a. Kapitel 8 „DAS PUBERTIER – GROSSBAUSTELLE GEHIRN“), bei schlechter Tagesform, Unwohlsein, Unkonzentriertheit etc.

Verlangt „bei Fuß gehen“ nur dort, wo es wirklich Sinn macht (s.a. FAQ 136 „Was muss ich unbedingt über Impulskontrolle wissen?“).

Achtet auf die Gemütsverfassung eures Hundes: Ist er konzentriert und kopfmäßig bei euch oder wird er abgelenkt von zu vielen anderen spannenden Reizen? Falls Letzteres, verschiebt euer Training auf später oder wartet einen Moment, bis euer Hund wieder mitdenken und mitarbeiten kann.

Seid geduldig! „Bei Fuß“ oder „an lockerer Leine gehen“ ist eine der anstrengendsten und schwierigsten Aufgaben, die wir dem Hund abverlangen. Er muss hierbei permanent seine Welt ausblenden und seine Impulse zügeln. Das kostet eine Menge Konzentration und Energie. Deshalb bleibt maßvoll und passt eure Erwartungen stets dem Stand eures Trainings und dem Lerntempo des Hundes an!

MERKE

Wenn euer Hund mal nicht an lockerer Leine geht, obwohl er das sonst prima kann, hat das nichts damit zu tun, dass er euch nun zeigen will, dass er der Chef sein möchte. Fragt euch lieber, was ihn daran hindern könnte, Leistung zu zeigen: Wie steht es mit seiner Tagesform? Ist er gesund? Gibt es vielleicht zu spannende Gerüche, die ihn ablenken könnten und die er noch nicht gelernt hat, auf Signal zu ignorieren? Hat er sonstigen Stress (s.a. FAQ 135 „Wie erkenne ich Stress und wie gehe ich damit um?“)?

5 … MEINEM HUND IM AUTO SCHLECHT WIRD?

Gewöhnt euren Hund langsam ans Autofahren: Macht ihm zunächst eine Autobox oder seinen Platz im Auto schmackhaft, übt im stehenden Zustand, übt, wenn der Motor angelassen wird, wenn es anfängt zu rollen etc. Achtet darauf, ob euer Hund mit vollem oder leerem Magen besser klarkommt, und richtet es vor längeren Fahrten so ein, dass es für ihn passt.

Verhindert ggf., dass der Hund nach draußen gucken kann. Manchen Hunden wird schwindelig, wenn sie aus dem Fenster schauen. Fahrt möglichst gleichmäßig und ruhig. Nehmt die Kurven nicht wie Caracciola in der letzten Runde …

Holt euch ggf. Rat bei eurer Tierärztin / bei eurem Tierarzt: Es gibt Medikamente gegen Reisekrankheit. Fragt eine Trainerin / einen Trainer, die / der belohnungsbasiert arbeitet, nach einem individuellen Trainingsplan.

Gebt dem Hund Zeit. Meist braucht es eine Weile, bis der Gleichgewichtssinn entwickelt ist und ihm nicht mehr schlecht wird.

© Anna Auerbach/Kosmos

Mit entsprechendem Training wird es für den Hund bald zur Selbstverständlichkeit, im Auto mitzufahren.

6 … MEIN HUND NICHT ALLEIN BLEIBEN KANN?

Das Wichtigste: Nehmt das Thema ernst! Trennungsstress bedeutet für den Hund, unter ähnlichen körperlichen Symptomen zu leiden wie Menschen unter Liebeskummer.

Startet ein strukturiertes Training:

  • Baut eine Ruhezone auf, die der Hund mit Entspannung verbindet (s. FAQ 60 „Was ist eine Ruhezone und wie baue ich sie auf?“). Beim Alleinbleiben muss der Hund lernen, ohne seine Bezugsperson entspannt zu bleiben. Dies gelingt ihm am einfachsten, wenn er weiß, was er tun soll (ruhen und schlafen), und er hierfür einen Ort aufsuchen kann, der durchweg mit positiven Emotionen und Entspannung verknüpft wurde.

  • Führt als Nächstes Ignorierzeiten ein, in denen ihr dem Hund keine Aufmerksamkeit schenkt, aber Körperkontakt (noch) erlaubt ist.

  • Führt Barrierezeiten ein, die den Körperkontakt, nicht aber den Sichtkontakt unterbinden. Benutzt z.B. ein Kindergitter, das den Hund vom Hinterherlaufen abhält.

  • Führt als Letztes Abwesenheitszeiten ein, in denen ihr zunächst kurz und dann immer länger den Raum/das Haus verlasst.

  • Nutzt unterstützende Helferlein wie einen gefüllten Kautschukball zum Ausschlecken, beruhigende Musik, Entspannungsdüfte, ein T-Shirt, das mit eurem Geruch behaftet ist, oder – in schweren Fällen – medizinische Wirkstoffe wie L-Tryptophan, L-Theanin, Melatonin und Zylkene, die beruhigende Wirkung haben und den Hund beim Entspannen unterstützen.

  • Geht immer erst zum nächsten Trainingsschritt über, wenn der Hund die vorherigen gut beherrscht.

Ich empfehle dringend: Sucht euch Hilfe bei einer Trainerin / einem Trainer, die / der euch wirklich kompetent beraten kann und einen kleinschrittigen Trainingsplan mit euch aufstellt. Das ist maximal wichtig, damit euer Hund später auf eine solide Emotions- und Verhaltensbasis zurückgreifen kann, wenn er dann mal mehrere Stunden allein bleiben soll, ohne in Panik zu verfallen und das Haus zu zerstören.

Beobachtet das Verhalten eures Hundes durch eine Webkamera: Ist er entspannt, wenn ihr nicht da seid? Schläft oder lümmelt er? Dann ist alles super! Rennt er jedoch die meiste Zeit herum, kommt er nicht zur Ruhe, sitzt oder liegt er in der Nähe der Eingangstür, ist seine Haltung angespannt, oder bellt er womöglich anhaltend, dann leidet er womöglich unter Trennungsstress. Spätestens jetzt ist Handeln angesagt!

MERKE

Es nützt nichts – versprochen –, gegen den Türrahmen zu schlagen und laut „Nein!“ zu schreien. So wurde es einer Kundin empfohlen. Der Hund erschrak sich so stark, dass er unter das Sofa flüchtete und nicht mehr hervorkommen wollte.

© Anna Auerbach/Kosmos

Ein häufiges Problem: Der Hund leidet unter Trennungsstress.

7 … MEIN HUND SEINE WILDEN 5 MINUTEN HAT?

Überdenkt euer Programm. Macht (viel) weniger und kürzer. Das Ziel sollte sein, dass er keine wilden 5 Minuten mehr bekommen muss.

Falls doch: Helft ihm beim Herunterkommen. Viele Hunde bekommen das leider nur schwer selbst hin. Entwickelt für ihn ein regelmäßiges Entspannungsritual: Geht mit ihm auf seine Decke, bietet ihm Körperkontakt an, bleibt ruhig in Ton und Körpersprache, streichelt ihn sanft (wenn er das möchte), oder seid einfach da. Redet beruhigend mit ihm. Benutzt vielleicht einen Entspannungsduft wie Lavendel (ein bis zwei Tröpfchen auf ein Tuch reichen). Und/oder stellt immer die gleiche leise Musik an. Gebt ihm einen gefüllten Kautschukball zum Ausschlecken – das beruhigt. Je öfter ihr diese ruhigen Rituale durchführt, desto mehr werden sie sich verfestigen und immer schneller wirken.

Rechnet nicht mit sofortigem Erfolg. Eine hohe Erregungslage lässt sich erst mit regelmäßiger Anwendung von beruhigenden Ritualen und Maßnahmen auf Dauer senken. Ruhe muss erlernt werden. Bleibt am Ball und seid geduldig (s.a. FAQ 59 „Wie viel Ruhe und Entspannung braucht mein Hund?“).

MERKE

„Nach müde kommt doof.“ Meistens am Abend. Der Hund wird den ganzen Tag gefordert, er muss neue Dinge lernen, seinen Alltag bestreiten, trifft andere Hunde und Menschen, war vielleicht in der Hundeschule, hat aufregende Abenteuer bestanden. Und wenn er dann am Abend schlafen soll, flippt er stattdessen aus und springt über Tisch und Bänke. Wenn das passiert, ist das das sichere Zeichen, dass ihr ihm zu viel zugemutet habt.

8 … MEIN HUND IN DIE LEINE BEIßT?

Lest auch FAQ 7: „Was mache ich, wenn … mein Hund seine wilden 5 Minuten hat?“.

Macht kürzere Trainingseinheiten für die Zukunft und helft eurem Hund durch Entspannungsübungen, seine Aufregung zu senken.

Kommuniziert eindeutig: Achtet auf eure (einladende) Körpersprache, gebt eure Hand- oder Wortsignale immer gleich, „nuschelt“ nicht durch z.B. eine unentschlossene Körperhaltung oder fahrige Bewegungen. Wisst, was ihr wollt. Werdet dabei nicht lauter oder hektisch.

Bleibt zu jedem Zeitpunkt ruhig und freundlich.

In die Leine beißen ist eine Übersprungshandlung und u. a. ein typisches Zeichen für Überforderung. Hunde beißen in die Leine, wenn sie eigentlich müde sind, sich nicht mehr konzentrieren können und z.B. beim Lockere-Leine-Training zu stark gefordert wurden. Weitere Gründe können sein: Schlechtes Leinen-Handling (die Leine nervt den Hund, weil sie sich immer wieder um seine Füße wickelt), Unterdrucksetzung, Stress, Unsicherheit bzw. eine „nuschelige“ Kommunikation des Menschen (der Hund hat schlicht keine Idee, was der Mensch von ihm will).

9 … MEIN WELPE STÄNDIG IN KÖRPERTEILE BEIßT UND ZWICKT?

Lest hierzu auch FAQ 7: „Was mache ich, wenn … mein Hund seine wilden 5 Minuten hat?“. Auch in diesem Fall ist der Grund fast immer Überforderung, ein viel zu hohes Erregungslevel, ein „Too much“ von alltäglichen Dingen. Das Spiel mit den Kindern dauert zu lange oder wird zu wild, die Batterien am Abend sind leer, aufregender Besuch war da, aufregende Hundebegegnungen sind passiert, Streit oder Hektik bringt Unruhe in den Tag, ungewohnte oder zu viele Reize sind auf den Hund eingeströmt, ihr hattet eine Hundeschulstunde oder wart beim Hundesport, im Urlaub etc.

Vor allem junge Hunde sind häufig sehr maulorientiert, sie brauchen etwas zum Knatschen und Kauen zwischen den Zähnen, denn Kauen beruhigt. Der Zahnwechsel fördert das Bedürfnis, auf Gegenständen herumzukauen.

Beobachtet das Verhalten eures Welpen und lasst es am besten gar nicht erst so weit kommen. Haltet öfter und längere Ruhepausen ein. Etabliert Entspannungsrituale. Kürzt das Programm oder Spiel.