Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #12

Alfred Bekker

Published by BEKKERpublishing, 2015.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #12

Copyright

Band 32  Absturz des Phoenix

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Band 33: Goldenes Artefakt

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Band 34  Hundssterne

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Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #12

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 334 Taschenbuchseiten.

Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

Dieses Buch enthält folgende drei Romane:

Chronik der Sternenkrieger  32: Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger  33: Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger  34: Hundssterne

Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. Außerdem schrieb er Kriminalromane, in denen oft skurrile Typen im Mittelpunkt stehen - zuletzt den Titel DER TEUFEL VON MÜNSTER, wo er einen Helden seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einer sehr realen Serie von Verbrechen macht.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch; Cover: STEVE MAYER

© by Author

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Band 32  Absturz des Phoenix

Captain Allan Fernand, Captain der PHOENIX II,

persönliches Logbuch

Wir sind in einer verzweifelten Lage.

Ich bin gezwungen, diese Aufzeichnungen mit der Logbuchfunktion meines Kommunikators zu erstellen. Das Gerät ist nicht sehr komfortabel und funktioniert auch nicht mehr einwandfrei, aber es wird auch so gehen müssen. Es ist offenbar bei der harten Landung, die wir auf dem Planeten der Wyyryy hinter uns haben, in Mitleidenschaft gezogen worden, so wie die meisten Geräte an Bord. Wir befinden uns in der Küstenregion des Südkontinents und sind gerade im Begriff, langsam in einem Sumpf zu versinken. Sämtliche Bordsysteme sind ausgefallen, abgesehen von den automatischen Antigrav-Landekissen, die uns vor einem Zerschellen an der Oberfläche bewahrt haben und durch eigenständige Energiezellen gespeist werden.

Unsere Verluste sind hoch. Die überlebenden Mitglieder unserer Crew sind damit beschäftigt, die Ausrüstungsgegenstände zusammenzusuchen, deren Energieversorgung autark ist. Sie versuchen außerdem, eine zumindest notdürftige medizinische Versorgung der Verletzten sicherzustellen. Unser L.I. kümmert sich darum, herauszufinden, ob noch irgendeine Möglichkeit besteht, die Energie erzeugenden Aggregate der Triebwerkssektion zu reaktivieren. Maria Ibeira ist zwar sehr fähig, aber ich habe trotzdem wenig Hoffnung, dass ihr dies gelingt.

Wir müssen damit rechnen, dass unsere durch Energiezellen gespeisten Ausrüstungsgegenstände – darunter auch die Logbuchfunktion dieses Kommunikators – nach und nach den Betrieb einstellen. Ich weiß also nicht, wie lange ich diese Aufzeichnungen noch fortsetzen kann.

Die STERNENKRIEGER müsste eigentlich inzwischen im Wyyryy-System eingetroffen sein. Ob auch das Schiff von Captain Sunfrost angegriffen wurde, entzieht sich natürlich unserer Kenntnis. Die mobilen Ortungsgeräte, auf die wir im Moment angewiesen sind, haben eine zu geringe Reichweite, um darüber irgendeine Aussage machen zu können.

Aber in der Hoffnung, dass uns da draußen doch jemand hört, haben wir mit einem der noch funktionsfähigen Kommunikatoren eine Sendung mit voller Energieleistung abgeschickt und durch ein paar Modifikationen die Reichweite etwas erhöht. Die Energiezelle des Gerätes ist jetzt dafür auf einem Minimalstatus, der kaum noch die Aufrechterhaltung der Standby-Funktion gewährleistet. 

Ich kann nur hoffen, dass man da draußen wenigstens von unserem Schicksal Notiz genommen hat und möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt mit stärkeren Space Army Corps-Verbänden zurückkehrt, falls die STERNENKRIEGER den Angreifern zu unterlegen war, um eingreifen zu können.

NACHTRAG: Der Entschluss, den Planeten der Wyyryy noch vor dem Eintreffen der STERNENKRIEGER am vereinbarten Rendezvous-Punkt anzufliegen, war ein Fehler, wie sich spätestens seit dem Angriff gezeigt hat. Wir wollten ohne das Space Army Corps nach den Wurzelbüchern der Wyyryy suchen, die möglicherweise das Wissen der Alten Götter enthalten. Ich lehne für dieses Vorgehen jede Verantwortung ab und möchte an dieser Stelle folgendes festhalten: Die Initiative, auf diese Weise unsere Kooperationspartner vom Space Army Corps vor vollendete Tatsachen zu stellen, ging nicht von mir aus. Die Anweisung dafür stammte von Franz Jack selbst und da er der Konzernsprecher ist, hat er gegenüber dem Captain eines Far Galaxy-Schiffs eine sehr weitgehende Weisungsbefugnis. Vermutlich stammt die Idee dazu, das Space Army Corps bei dieser eigentlich gemeinsam geplanten Mission mehr oder weniger kaltzustellen, von noch höherer Ebene. Jack ist schließlich auch nur ein Rad im großen Getriebe von Far Galaxy – wenn auch ein viel größeres, als ich es bin.

An der Tatsache, dass es falsch war, ändert das aber nichts. Die Vorgehensweise war zwangsläufig übereilt. Möglicherweise wären wir unter dem Schutz eines Sondereinsatzkreuzers wie der STERNENKRIEGER gar nicht erst so tief in die Bredouille gekommen, da es möglich gewesen wäre, den Angriff abzuwehren.

So waren wir bereits kampfunfähig, kurz nachdem die Attacke begonnen hatte. Sie kam so plötzlich und mit einer dermaßen zielsicheren Präzision, dass wir keine Chance hatten.

Wie auch immer – dass unsere Konzernführung das in den Wurzelbüchern der Wyyryy vermutlich gespeicherte Wissen der Alten Götter am liebsten für sich haben und sich für dessen Ausbeutung eine strategisch günstige Position verschaffen wollten, dafür habe ich Verständnis.

Schließlich bin ich als Captain der PHOENIX II letztlich ein Angestellter des Konzerns und ihm zu einer gewissen Loyalität verpflichtet.

Aber was mir übel aufstößt, ist die Tatsache, dass dieses Vorgehen Menschenleben gekostet hat. Das meines Ersten Offiziers Gus Ashrawan beispielsweise, der seine letzte Ruhe noch immer nicht gefunden hat und der nach wie vor hier auf der Brücke liegt. Ich habe ihm inzwischen wenigstens die Augen geschlossen.

Für mehr war einfach noch keine Zeit.

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Das golden schimmernde Metall der pyramidenförmigen Schiffswände platzte auseinander, nachdem sich ein wie aus dem Nichts kommender greller Strahl ins Innere des Schiffes hineingefressen hatte.

Eine unglaubliche Wendigkeit und Schnelligkeit zeichnete die angreifenden Objekte aus.

„Wollen Sie Ihren Entschluss, diese Objekte nicht unter Feuer zu nehmen, tatsächlich aufrechterhalten, Captain?“, meldete sich Waffenoffizier Lieutenant Commander Robert Ukasi beunruhigt zu Wort.

Captain Rena Sunfrost antwortete nicht sofort, sondern blickte nachdenklich zum Panaroma-Bildschirm auf der Brücke der STERNENKRIEGER. Der Bildausschnitt fing gerade ein, wie eines der letzten flüchtenden Schiffe der Nostan-Föderation Araskor explodierte. Es sah ganz so aus, als wären diese merkwürdigen Kugelraumer auf der Seite der STERNENKRIEGER. Die Schäden auf dem Sonder-Einsatzkreuzer waren immerhin durch den Angriff der ominösen Nostan-Föderation Araskor und ihrer pyramidenförmigen Schiffe entstanden – die durch die immer noch feuernden Kugelobjekte mittlerweile vor den Augen von Captain Sunfrost und den anderen Besatzungsmitgliedern jetzt völlig aufgerieben wurden.

Dass Ukasi der Stillhalte-Befehl des Captains von Anfang an nicht behagt hatte, war ihm die ganze Zeit über anzusehen gewesen. Seine Finger zuckten nervös auf der Kante seiner Konsole. Abgesehen von Gauss 3, das von den Strahlenschüssen der Nostan-Schiffe völlig zerstört worden war, hielt er nach wie vor alle anderen Geschütze feuerbereit.

Wie die Analysen von Steven Van Doren allerdings gezeigt hatten, waren die Waffen der Kugelobjekte mindestens ebenso wirkungsvoll. Sonst wäre es wohl auch kaum möglich gewesen, dass diese Drohnen die Araskor-Nostan jetzt so rasend schnell ausschalteten.

Erbarmungslos gingen sie dabei vor.

Eins war klar: Wenn sie das gewollt hätten, wäre die STERNENKRIEGER längst aus dem All gepustet worden.

„Mein Befehl bleibt in Kraft, Lieutenant Commander“, bestimmte Rena Sunfrost jetzt. „Diese Kugelobjekte haben bisher nicht das Feuer auf uns eröffnet und ich schätze unsere Überlebenschance als wesentlich höher ein, wenn es gar nicht erst zu einem Gefecht kommt!“

„Immerhin gibt das vielleicht unserem Plasma-Schirm die Gelegenheit, sich ein bisschen zu erholen“, sagte Van Doren. „Und wir könnten die Hüllenbrüche in der Schiffswand wenigstens ordentlich versiegeln.“

„Mehr als einen Schuss aus diesen Energiewaffen würde der Plasma-Schirm ohnehin nicht aushalten“, warf Ukasi düster ein.

„Ich nehme an, dass es sich um Drohnen handelt“, meldete sich Wiley Riggs zu Wort. Der Ortungsoffizier der STERNENKRIEGER befand sich an seiner Konsole und blickte mit angestrengtem Gesicht auf die Anzeigen seines Displays. Hin und wieder tippte er mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf dem Touchscreen herum. „Ansonsten müssten die Insassen dieser Schiffe wahre Zwerge sein.“ 

„Es wäre ja auch nicht das erste Mal, dass wir auf vollautomatische Verteidigungssysteme der Alten Götter oder ihrer Hilfsvölker stoßen“, kommentierte Sunfrost.

„Das ist wahr – und Form und Materialbeschaffenheit weisen Gemeinsamkeiten mit den Objekten auf, die uns im Heptagon-System begegneten. Nur die Größe weicht erheblich ab. Diese sind viel kleiner und wendiger. Aber mit Sicherheit können wir keine Parallelen annehmen, auch wenn die Materialbeschaffenheit das vermuten lässt. Außerdem scheinen sie über ein höheres Energielevel zu verfügen. Jedenfalls sind ihre Strahlenwaffen stärker als alles, was uns bisher in dieser Hinsicht begegnet ist!“

„Sonst noch irgendwelche Gemeinsamkeiten?“

„Leichte 5-D-Emission“, erklärte Van Doren. „Nichts, was uns beunruhigen müsste. Und außerdem auch in einem anderen Frequenzbereich als es bei unseren bisherigen Begegnungen mit Hinterlassenschaften der Erhabenen der Fall war.“

„Warum sollten nicht verschiedene Varianten der Alte Götter-Technologie existiert haben?“, meldete sich nun Bruder Guillermo zu Wort. Der Olvanorer-Mönch und wissenschaftliche Berater der STERNENKRIEGER-Crew war über Interkom aus Kontrollraum C zugeschaltet, von wo aus er zusammen mit Professor Yasuhiro von Schlichten seine Analysen durchführte. „Bei einer Zivilisation, die möglicherweise über für uns unvorstellbar lange Zeiträume hinweg eine herausragende Rolle in diesem Teil des Universums gespielt hat, wäre die Wahrscheinlichkeit für einen hohen Reichtum an Varianten doch sehr groß.“

Auf der Positionsanzeige war jetzt zu erkennen, dass die Objekte sich zu zwei Formationen regelmäßiger Siebenecke zusammenfanden.

Rudergänger John Taranos schaltete die Positionsanzeige auf einen größeren Zoomfaktor, sodass nun die Lage der Drohnen innerhalb des mehr oder minder chaotisch zu nennenden Subsystems von zahllosen Asteroiden, die den Wyyryy-Planeten umkreisten, deutlicher wurde.

„Die Heptagon-Formation kann ja wohl kein Zufall sein“, meinte Taranos.

„Captain, wir messen jetzt erhöhte Werte an Strahlung mit 5-D-Komponenten“, meldete Ortungsoffizierin Lieutenant Susan Jamalkerim. „Das geht einher mit gepulsten Resonanzphänomenen höherdimensionaler Ordnung, die ziemlich genau den Signalen entsprechen, die bisher von Anlagen der Alten Götter emittiert wurden.“

Captain Sunfrost erhob sich von ihrem Platz.

„Kommunikationsströme?“, fragte sie.

„Möglich, Captain“, bestätigte Jamalkerim.

Die über Interkom zugeschalteten Wissenschaftler waren da sehr viel eindeutiger in ihrer Stellungnahme.

„Es handelt sich tatsächlich um Kommunikation“, erklärte Bruder Guillermo. „Da bin ich mir ganz sicher.“

„In diesem Punkt stimme ich dem Kollegen absolut zu“, ergänzte Professor Yasuhiro von Schlichten. Der Kopf des Wissenschaftlers und ehemaligen Entwicklungschefs von Far Galaxy erschien auf einem anderen Nebenbildschirm, so dass der Eindruck entstand, als würde von Schlichten am Captain vorbeisehen. „Die Frequenzen und Pulsfolgen entsprechen nicht dem, was wir bisher eindeutig als Signale der Erhabenen-Technologie identifiziert haben“, meinte Bruder Guillermo noch. „Aber die strukturelle Übereinstimmung ist so signifikant, dass wir diese Erkenntnis als sicher voraussetzen können.“

„Strahlungsniveau steigt“, meldete Ortungsoffizier Lieutenant Wiley Riggs. „Die 5-D-Emissionen haben etwa vierzig Prozent des Grenzwertes erreicht, ab dem mit Beeinträchtigungen des Kommunikationssystems oder der Sandström-Aggregate zu rechnen ist.“

„Können Sie die Kommunikationsströme veranschaulichen, Lieutenant?“, fragte Captain Sunfrost an Jamalkerim gerichtet.

„Kein Problem, Captain.“

Susan Jamalkerim ließ ihre schlanken Finger über die Sensorflächen des Touch Screens tanzen. Die bereits vorhandene Positionsanzeige, die bisher etwa ein Viertel der Fläche des Panorama-Schirms einnahm, wurde vergrößert, sodass sie nun die Hälfte beanspruchte. Gleichzeitig veränderte sich der Zoomfaktor und der Datenausschnitt. Gezeigt wurden jetzt nur noch die beiden übereinander gelagerten Siebeneck-Formationen der Kugel-Drohnen, deren Form mit den teleskopartigen Erweiterungen an den ersten irdischen Satelliten Sputnik erinnerten. Nur, dass dessen Außenhülle ganz gewiss nicht golden geschimmert hatte. Diese Positionssicht aus der Nahperspektive machte erst deutlich, mit welch unglaublicher Präzision sich die einzelnen Drohnen positionierten. Die Abstände der einzelnen Objekte zueinander wurden eingeblendet. Sie wichen nur mit geringfügigen Werten von der geometrischen Idealform ab.

Susan Jamalkerim strich sich das Haar zurück und berührte ein letztes Mal ihre Touchscreen.

Die Signalströme wurden eingeblendet.

Das Ergebnis war sehr eindrucksvoll.

„Jede der Drohnen dieses Verbandes steht mit jeder anderen im Dauerkontakt!“, stellte Rena Sunfrost verblüfft fest.

„Aber es gibt keinen Kommunikationsstrom zu irgendeiner Zentrale oder dergleichen“, meinte Van Doren. „Zumindest kann ich so etwas nicht erkennen.“

„Es scheint sich um ein sich selbst organisierendes System zu handeln“, vermutete Bruder Guillermo. „In der Frühzeit der irdischen Forschung über künstliche Intelligenz hat man Roboter nach sehr einfachen Regeln zum Beispiel Fußball spielen lassen und hat dabei festgestellt, dass sie in ihrer Gesamtheit durchaus in der Lage waren, komplexe Spielsituationen abzubilden beziehungsweise darauf zu reagieren.“

„Und Sie meinen, wir haben hier etwa Vergleichbares?“, fragte Sunfrost. In ihrem Tonfall klang eine erhebliche Portion Skepsis mit. Immerhin hatten sie es hier mit den Alten Göttern zu tun – der mächtigsten Rasse, die nach den Erkenntnissen der Humanen Welten jemals das Universum bevölkert hatte. Und das waren nicht gerade irgendwelche Halbwüchsige, die in einer Gleiter-Garage an ein paar Robotern herumschraubten.

„Das Komplexitätsniveau der 5-D-Strahlung ist unterschiedlich, ansonsten haben wir ein ähnliches Phänomen“, meldete sich Professor von Schlichten zu Wort.

„Halten Sie es für möglich, diese Signale zu entschlüsseln?“, fragte Sunfrost. „Ich meine, wenn es sich doch um ganz einfache Verhaltensregeln dieser Mechanismen handelt...“

„Simplizität und Komplexität sind sehr relative Begriffe“, dozierte von Schlichten. „Und alles, was während bisheriger Expeditionen im Zusammenhang mit Hinterlassenschaften der Alten Götter versucht wurde, ist gescheitert. Wir kennen zwar ihre Schrift, aber ich fürchte, selbst die geballte Computerkapazität der gesamten Humanen Welten würde nicht ausreichen, um auch nur ein einziges dieser 5-D-Signale wirklich zu entschlüsseln, zumal wir ja auch nur die im Einsteinuniversum registrierbare Resonanz erfassen können.“

„Vielleicht findet ja ein genialer Geist wie Sie irgendwann mal eine Lösung dafür“, sagte Sunfrost – und zwar ganz ohne irgendeinen sarkastischen Unterton.

Von Schlichten schien das allerdings trotzdem so aufzufassen. Er verzog das Gesicht.

Rena war genervt. Vielleicht sollte man nur noch Olvanorer zu Kommandanten von Space Army Corps Schiffen machen, dachte sie. Dann würde zwar nie wieder ein Gauss-Schuss abgegeben, aber dafür hätte man dann Kommandanten, die die Empfindlichkeiten sensibler und für die Mission wichtiger Wissenschaftler diplomatisch elegant umschiffen...

2

Auf der Brücke herrschte angespannte Stille.

Die Kommunikationsströme zwischen den kugelförmigen Drohnen wurden unverändert aufrechterhalten. Die Frage, worüber sich diese Drohnen nun eigentlich unterhielten, stand ungesagt, aber greifbar im Raum. Waren diese Mechanismen am Ende sogar von einer Komplexität, die der Komplexität intelligenter Lebensformen gleichkam? Hatten die Drohnen deswegen einen so immensen Kommunikationsbedarf? Oder handelte es sich um eine Art Kommunikationsstandleitung, die nur ständig in Bereitschaft gehalten wurde?

Rena ging ein paar Schritte auf den Panorama-Schirm zu und kam dann wieder zurück.

„Signaldichte erhöht sich“, meldete Jamalkerim plötzlich. „Um den Faktor dreißig innerhalb einer Minute.“

„Betrifft das das gesamte Signalaufkommen oder nur die Kommunikation zwischen einzelnen Drohnen?“, fragte Sunfrost.

„Die Signaldichte ist gleichmäßig verteilt“, erklärte Jamalkerim.

„Irgendeine Theorie, was das zu bedeuten haben kann?“

„Negativ, Captain.“

„Und Sie Bruder Guillermo?“, wandte sich Sunfrost an den Olvanorer.

„Möglicherweise herrscht unter den Drohnen eine gewisse Unklarheit über die Beurteilung irgendeines unvorhergesehenen Faktors“, vermutete Bruder Guillermo.

„Und dieser Faktor könnten wir sein, habe ich recht?“

„Das ist anzunehmen, Captain.“

„Wäre es möglich, auf einer unserer Frequenzen mit diesen Mechanismen Kontakt aufzunehmen?“ 

„Man könnte eine Transmission auf einem Breitband-Signal abschicken“, schlug Jamalkerim vor.

„Die Erfolgsaussichten sind sehr gering“, mischte sich von Schlichten ein. „Die Struktur der Außenhülle könnte den Empfang unserer Botschaften sogar verhindern, sofern sich Empfangsgeräte innen befinden“, erklärte von Schlichten. „Und davon gehe ich aus. Die teleskopartigen Erweiterungen sind meines Erachtens Waffen.“

„Welche Alternative schlagen Sie vor?“, hakte Van Doren nach.

„Ich denke, dass nur ein Sandström-Signal überhaupt für diese Drohnen empfangbar wäre“, vermutete von Schlichten.

„Lassen Sie die Kontaktaufnahme besser bleiben“, unterbrach Bruder Guillermo die Spekulationen. Er wandte sich direkt an den Captain.

Rena Sunfrost sah sein Abbild auf dem Nebenschirm erstaunt an.

Hatte sie das richtig verstanden? Der diplomatisch hochbegabte, einem auf friedliche Verständigung mit allen Lebensformen ausgerichteten Wissenschaftler-Orden angehörende Guillermo schlug vor, die diplomatischen Bemühungen im Hinblick auf einen potentiellen Gegner gar nicht erst zu beginnen? Das klang etwas verworren, aber andererseits war sie immer gut damit gefahren, auf den Rat des Olvanorers zu hören. Er war ja bekannt dafür, Dinge einfach intuitiv früher zu erfassen, als sie den anderen, vielleicht eher rational veranlagten Spezialisten wie von Schlichten klar vor Augen standen.

„Denken Sie, dass es keinen Sinn hat, sich eventuell mit Künstlichen Intelligenzen verständigen zu müssen?“, hakte Van Doren nach. „Wenn es wirklich die Alten Götter selbst waren, die diese Mechanismen konstruierten und nicht irgendein Nachfolge- oder Hilfsvolk, dann brauchen wir uns glaube ich, keine Sorgen darüber zu machen, dass sie dazu in der Lage wären!“

„Nein, es ist einfach...“ Bruder Guillermo zögerte. Er hielt inne. Auf seiner Stirn erschien eine tiefe Furche, die den Eindruck von Ernsthaftigkeit, der dem junge Mann ohnehin schon anhaftete, noch verstärkte. „Nennen Sie es eine Ahnung, aber Sie sollten keinen Kommunikationsversuch unternehmen. Schon gar nicht mit einem Sandström-Sender.“

„Captain, wir empfangen auf einmal ein starkes Signal von der Oberfläche des Wyyryy-Planeten“, meldete Jamalkerim.

Und Lieutenant Riggs ergänzte: „Es handelt sich um etwas, das den 5-D-Signalen der Alten Götter-Technik sehr... ähnlich ist, um es mal vorsichtig auszudrücken.“

In Kontrollraum C wirkte von Schlichten plötzlich wie elektrisiert. Von einem inneren Impuls angetrieben, nahm er in rascher Folge Dutzende von Schaltungen und Einstellungen an den Ortungssystemen vor, und versuchte der Sache auf den Grund zu gehen.

Er wirkte ziemlich hektisch dabei.

„Es kommt von der Planetenoberfläche“, meldete Jamalkerim. „Südlicher Kontinent. Die Signatur ist seltsam, aber...“

„Es ähnelt einem 5-D-Impuls“, mischte sich Van Doren ein.

„Warum haben wir das nicht früher geortet?“

„Ich nehme an, es hängt direkt mit der Frequenz zusammen, mit der die Drohnen untereinander kommunizieren. Jetzt, wo die 5-D-Strahlung abebbt, nehmen wir auf einmal diese Signatur wahr. Sie ist anders als die Strahlung, die seit Beginn der Schlacht vorherrscht.“

„Das ist die PHOENIX“, stellte von Schlichten fest. „Ich bin mir sicher.“

„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte Bruder Guillermo erstaunt. „Zwar kommt der Impuls aus dem Gebiet, von wo wir auch den Ursprung des Kommunikatorsignals erwarteten, aber dass muss ja nicht bedeuten, dass beide denselben Ursprung hatten.“

„Doch, in diesem Fall schon“, erklärte von Schlichten.

„Könnten Sie uns Normalbegabten das etwas näher erläutern, Professor?“, fragte jetzt Sunfrost etwas ungeduldig. Sie hatte den Wortwechsel zwischen Bruder Guillermo und von Schlichten über die Interkom-Konferenzverbindung mitbekommen.

„Gehen Sie davon aus, dass es die PHOENIX ist, Captain“, erwiderte Professor von Schlichten. „Ich unterhalte mich gerne unter vier Augen mit Ihnen darüber, aber nicht über einen Kanal, bei dem die halbe Schiffsbesatzung mithören kann!“

„Professor, für diese Spielchen haben wir hier keine Zeit. Dies ist eine Geheimmission und ich bin überzeugt davon, dass sämtliche Mitglieder der STERNENKRIEGER-Crew sich entsprechend verhalten werden. Also, jetzt heraus mit der Sprache! Was wissen Sie?“

Sunfrost war von ihrer eigenen Entschlossenheit überrascht. Aber von Schlichtens Herumtaktiererei ging ihr gehörig auf den Geist. Falls der Wissenschaftler irgendwelche für die Fortsetzung der Mission relevanten Fakten kannte, dann war es seine verdammte Pflicht, sie dem Captain der STERNENKRIEGER auch mitzuteilen! Und dabei spielte es - zumindest moralisch gesehen – für die Kommandantin der STERNENKRIEGER nicht die geringste Rolle, dass von Schlichten keinerlei Rang im Space Army Corps bekleidete und er streng genommen gar kein Teil der Befehlskette war.

Von Schlichten atmete tief durch. „Auf der Phoenix war offenbar ein System installiert, dessen Aufgabe es war, die 5-D-Strahlung zu neutralisieren und zu verhindern, dass sie sich negativ auf die Bordsysteme und vor allem die Sandström-Aggregate auswirken kann“, sagte er langsam. „Es funktioniert so ähnlich wie bei einander überlagernder Wellenformen, die sich gegenseitig neutralisieren.“

„Wie wäre es gewesen, wenn Sie uns das früher mitgeteilt hätten, Professor von Schlichten?“, meinte Sunfrost verärgert. Und Yngvar hat wahrscheinlich auch davon gewusst – deshalb war er bisher so zurückhaltend!

„Früher, früher... Sie haben gut reden! Ich wusste es ja nicht sicher. Schließlich bin ich gegenwärtig nicht mehr für den Konzern tätig und da sagt man auch mir gegenüber auf den Fluren nicht mehr alles, was man so denkt... Ich habe mehr inoffiziell davon gehört und hatte keine Ahnung, dass man schon so weit gewesen ist, ein derartiges System in die PHOENIX zu integrieren.“

Eine schwache Rechtfertigung, fand Captain Sunfrost. Aber das sprach sie nicht laut aus. Gleichgültig, ob von Schlichten nun gerade in einem Angestelltenverhältnis zu Far Galaxy stand oder nicht, er blieb wohl auf seine Art immer ein Kind des Konzerns. Diese Firma hatte ihn – neben seinem unbestreitbar großen Talent – groß werden lassen. Er hatte die Möglichkeiten bekommen, an bedeutenden Forschungsprojekten teilzunehmen und einige von ihnen sogar zu leiten, das allein verband ihn schon mit dem Konzern. Seine zeitweilige Funktion als Entwicklungschef kam noch hinzu. Sie hatte ihm gestattet die gesamte Forschungsausrichtung des bedeutenden Konzerns im Bereich Militär- und Raumtechnik maßgeblich zu bestimmen.

Aber es war jetzt nicht die Zeit, um sich darüber zu streiten, denn Lieutenant Riggs gab eine Positionsänderung mehrerer Kugeleinheiten bekannt. Die beiden haargenau übereinander geschichteten und ungewöhnlich präzisen Siebeneck-Formationen lösten sich wieder auf. Die einzelnen Kugeln schwirrten in eine Orbitalposition an der Grenze der Stratosphäre von Wyyryy und bildeten dort erneut eine aus zwei übereinander geschichteten Siebenecken bestehende Formation. Für ein paar Minuten begann ein erhöhtes Kommunikations- und Signalaufkommen unter ihnen. Dann lösten sich insgesamt drei Einheiten aus dem Verband und tauchten in die Stratosphäre ein.

„Tatsache ist, dass die Kugel-Drohnen auf diesen Pseudo-5-D-Impuls von der Oberfläche reagiert haben“, stellte Bruder Guillermo fest. „Und etwas ähnliches ist auch bei einem Versuch, per Sandström-Funk Kontakt aufzunehmen, nicht auszuschließen.“ 

In diesem Moment lösten sich drei weitere Drohnen aus dem Verband, beschleunigten auf eine geradezu mörderische Art und Weise, wie sie nicht einmal den Jägerstaffeln des Space Army Corps möglich war und hielten dabei direkt auf die STERNENKRIEGER zu.

„Wir werden mit einem Peilstrahl abgetastet“, meldete Lieutenant Riggs.

„Nicht reagieren!“, riet Bruder Guillermo. „Wir werden einfach abwarten! Captain, diese Drohnen haben auf die 5-D-ähnlichen Emissionen der PHOENIX reagiert – und sie wurde offensichtlich abgeschossen! Die Pyramidenschiffe der Nostan-Föderation Araskor haben ebenfalls 5-D-haltige Peilstrahlen verwendet. Was mit ihnen geschah, konnten wir beobachten... Wir sollten uns ganz still verhalten. - Natürlich nur, falls Sie das genauso sehen, Captain“, fügte der Olvanorer hastig hinzu. Schließlich hatte er die Bordhierarchie mehr oder minder völlig ignoriert. Aber der Punkt, auf den er hingewiesen hatte, schien ihm äußerst wichtig zu sein. Rena beschloss, ein weiteres Mal auf Bruder Guillermo zu hören.

„Und Sie meinen, da besteht ein Zusammenhang?“

„Ich habe keinen Zweifel daran.“

„Dann könnte uns doch eigentlich nichts passieren“, meinte Van Doren. „Die STERNENKRIEGER emittiert meines Wissens keinerlei 5-D-Strahlen.“

„Aber der Sandström-Funk weist gewisse strukturelle Gemeinsamkeiten mit 5-D-Signalen auf, und niemand von uns weiß, wie die Kugel-Objekte darauf reagieren werden.“

„Auf jeden Fall interessieren sie sich anscheinend brennend für die Stelle, an der die PHOENIX abgestürzt sein könnte“, berichtete Lieutenant Riggs mit einem Blick auf seine Ortungsanzeige. „Vorausgesetzt, dieses Pseudo-5-D-Signal wurde tatsächlich von der PHOENIX verursacht, wie Professor von Schlichten vermutet.“

„Dann suchen Sie das in Frage kommende Gebiet mit einem Fein-Scan ab, Mister Riggs“, verlangte Van Doren. „Eigentlich müsste doch irgendeine typische Signatur eines Raumschiffs zu finden sein.“

„Ich hatte hier kurz etwas, dass der Computer mit zumindest 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit als Signatur einer Energiezelle identifiziert.“

„Position?“, fragte Van Doren.

„Erscheint gleich auf der Übersicht“, erklärte Riggs.

Einen Augenblick später blinkte auf der Positionsübersicht ein Licht auf, das den Ursprung der Signatur bezeichnete. Aber schon nach wenigen Augenblicken war die Markierung wieder verschwunden.

„Das Signal war zu schwach“, erklärte Riggs.

3

Ein Ruck ging durch die PHOENIX.

Der Neigungswinkel veränderte sich erneut etwas.

Allan Fernand hielt sich an einer der Konsolen des Kontrollraums A im Maschinentrakt fest, deren Anzeigen nicht mehr reagierten, seit sämtliche Bordsysteme ausgefallen waren.

„Wir sinken offenbar wieder mal ein Stück“, meldete sich die Leitende Ingenieurin Ibeira über Kommunikator.

Es war ziemlich anstrengend gewesen, sich angesichts der Schieflage des Schiffes bis zum Maschinentrakt vorzuarbeiten. Rudergänger Mark Ratlor und der Funker Herkuf Anderson waren bei ihm, während Waffenoffizier Frank Frank auf der Brücke die Stellung hielt.

Dort würde es allerdings erst dann etwas zu tun geben, wenn Ibeiras Plan klappte. Der bestand darin, mit Hilfe des Von-Schlichten-Aggregats eine Initialzündung der Energie erzeugenden Systeme zu erreichen. Wenn das funktionierte, war es vielleicht möglich, den Antrieb zumindest für einen kurzen Atmosphärenflug zu reaktivieren.

Der erste Versuch war allerdings schief gegangen. Aber Ibeira glaubte, ihren Fehler erkannt zu haben, und so bastelte sie bereits am zweiten.

Man kann nur hoffen, dass sie sich nicht irrt, ging es Fernand durch den Kopf, denn der nächste Versuch war wahrscheinlich auch der letzte. Dann war die Energiereserve der Zelle, die sie verwendeten, verbraucht.

Funker Herkuf Anderson nahm ein paar Schaltungen an der einzig aktiven Konsole vor, an der zumindest das Display wieder funktionierte und ein Touchscreen aktiviert worden war. Der war jetzt allerdings ebenso wie die Display-Anzeige wie eingefroren. Systemabsturz. Der nächste Impuls brachte vielleicht alles wieder in Gang, aber sicher war das nicht.

„Ehrlich gesagt bin ich froh, dass Jack nicht hier ist“, sagte Anderson. „Dieser Konzern-Lakai hätte ja doch wieder was zu meckern. Wahrscheinlich denkt der jetzt fortwährend darüber nach, welch ein Kostenfaktor der Totalverlust der PHOENIX für den Konzern wäre.“

„So schätzen Sie ihn ein?“, fragte Ratlor, während er an zwei Kabeln herumfingerte.

„Denken Sie etwa anders über ihn?“

„Klingt jedenfalls nicht sehr sympathisch.“

„Ist auch nicht so gemeint. Ich mag solche Leute einfach nicht! In meinen Augen ist das ein Wichtigtuer, der sich gerne den Medien präsentiert und da den großen Mann markiert. Aber in Wahrheit...“

Ein Summton war zu hören.

„Einen Moment!“, unterbrach Fernand die Unterhaltung der beiden. Ibeira meldete sich über Kommunikator. Fernand verzichtete auf die Bildanzeige auf dem Display, um Energie zu sparen.

„Ich bin soweit“, sagte Ibeira.

Sie benutzte eine offene Frequenz, die von allen noch funktionsfähigen Kommunikatoren an Bord der PHOENIX empfangen wurde.

„Gut“, sagte Fernand. „Sobald alle bereit sind, fangen Sie mit dem Countdown für den Energieimpuls an, Ibeira. Captain an alle – suchen Sie sich etwas zum Festhalten und kümmern Sie sich auch um die verletzten Kollegen.“

„Aye, aye, Sir.“

„Hier Bettino!“, fuhr jetzt eine Stimme dazwischen, die über dieselbe Frequenz übertragen wurde. Clay Bettino war einer von zwei Konzern-Marines, die sich an Bord der PHOENIX befanden. Marine Nummer zwei hieß Kris Reuter – und beide Männer hatten den Absturz einigermaßen unbeschadet überlebt. Jetzt steckten sie in ihren schweren Kampfanzügen, die ähnlich den Kampfanzügen der Marines raumtauglich waren und im Wesentlichen auch über dieselben Eigenschaften verfügten. Besonders wichtig waren im Moment die Ortungsgeräte, die in die Anzeige integriert waren.

Denn solange die Bordsysteme nicht funktionierten, war die Besatzung mehr oder weniger blind und hatte keine Ahnung von dem, was sich außerhalb des Schiffes abspielte. Die einzigen Informationen darüber stammten von mobilen Ortungsgeräten und den Ortungsgeräten der Anzüge.

„Mehrere Objekte nähern sich im Tiefflug“, berichtete Bettino. „Durchmesser: Etwa zwei Meter. Sie sind kugelförmig und haben teleskopartig ausgefahrene Fortsätze, von denen ich nicht weiß, welche Funktion sie haben. Wir werden mit 5-D-Peilung erfasst.“

„Sind das Drohnen oder so etwas?“, fragte Fernand.

„Vermutlich“, bestätigte Bettino.

„Captain, wir müssen sämtliche Signaturen vermeiden!“, rief jetzt Ibeira.

„Könnten es diese Drohnen gewesen sein, die uns im Orbit aus heiterem Himmel angegriffen haben?“, wunderte sich Fernand. „Sie sind eigentlich ein bisschen zu klein dazu...“

„Lassen Sie sich da mal nicht täuschen“, sagte Ibeira. „Und selbst wenn sie es nicht getan haben, dann werden sie auf jeden Fall Alarm schlagen – bei wem auch immer. Sie könnten auf den Pseudo-5-D-Impuls des von Schlichten-Aggregats reagiert haben oder...“

„Also gut. Sämtliche Geräte aus“, befahl Fernand. „Sofort! Auch wenn es nachher vielleicht nicht mehr möglich ist, das eine oder andere Teil in Betrieb zu nehmen.“

„Dann können wir wohl nur noch abwarten“, meinte Mark Ratlor.

4

Die goldenen Kugeln blieben über der havarierten PHOENIX stehen, schwebten eine ganze Weile in derselben Position verharrend über dem Raumschiff und tasteten es intensiv mit Hilfe ihrer Ortungssysteme ab. Dann stoben die Objekte in verschiedene Richtungen auseinander, so als wären sie darauf programmiert, den größtmöglichen Abstand zwischen sich einzuhalten.

Zehn Minuten später konnten weder Clay Bettino noch sein Kollege Kris Reuter mit Hilfe der Ortungssysteme ihrer Anzüge irgendetwas über die Kugeln in Erfahrung bringen. Sie waren einfach verschwunden.

5

An Bord der STERNENKRIEGER registrierte die Ortung, dass die von der Oberfläche des Planeten der Wyyryy zurückkehrenden Drohnen sich wieder in ihre Formation einreihten. Anschließend bewegte sich der gesamte Verband der Drohnen aus der Stratosphäre des Planeten heraus.

Nachdem noch einmal ein erhöhtes Kommunikationsaufkommen über 5-D-Signale gemessen wurde, meldete Riggs einen Impuls, dessen Ziel sich auf der Planetenoberfläche befinden musste. Allerdings war er nicht klar identifizierbar.

Dann trennte sich der Verband der kugelförmigen Drohnen. Die einzelnen Einheiten stoben auseinander und verschwanden zwischen den unzähligen Asteroiden, die den Wyyryy-Planeten umgaben. Bei manchen war erkennbar, dass sie in Höhlensysteme einflogen, die es auf diesen Himmelskörpern offenbar gab. Die anderen verschwanden in den Ortungsschatten, den die Millionen von Gesteinsbrocken warfen – auch wenn die STERNENKRIEGER gern gewusst hätte, wo genau wohl das Ziel der goldenen Kugeln lag. 

„Scheint, als wären wir vollkommen ignoriert worden“, stellte Van Doren fest.

„Seien wir froh“, meinte Sunfrost. „Oder wäre ihnen ein Empfang, wie ihn die Nostan bekommen haben,  lieber gewesen?“

„Keineswegs, Captain.“

„Captain, darf ich Sie daran erinnern, dass wir im Wyyryy-System sind, um das Wissen der Alten Götter zu bergen?“, meldete sich nun von Schlichten per Interkom-Leitung zu Wort. „Oder halten Sie es für zu gefährlich ein Außenteam auszuschleusen?“

„Normalerweise würde ich in so einer Situation wirklich davon ausgehen, Professor“, erwiderte Sunfrost kühl. „Allerdings haben Sie recht. Die Aussicht, zumindest Teile des Wissens der Alten Götter zu bergen, stellt eine vielleicht einmalige Chance dar, die auch ein erhöhtes Risiko rechtfertigt.“

„Sie wissen, dass ich nicht besonders ängstlich veranlagt bin, oder, Captain?“

Sunfrost ging nicht weiter auf ihn ein. „Jamalkerim, sagen Sie im Hangar Bescheid, dass beide Landefähren bereitgemacht werden sollen.“

„Zwei Außenteams?“, fragte Van Doren verblüfft.

Sunfrost nickte. „Eines soll der Besatzung der abgestürzten PHOENIX helfen, sofern das noch möglich ist. Und das andere soll das tun, wozu wir eigentlich hier sind: Die legendäre Bibliothek der Wyyryy suchen. Ein zweites Mal wird uns dieser Wyyryy nicht hereinlegen!“

„Hauptsache, wir machen diese Kugel-Drohnen nicht wieder auf uns aufmerksam“, meinte Van Doren.

Sunfrost nickte leicht. „Sie übernehmen jedenfalls das Kommando während meiner Abwesenheit.“

Sunfrost hatte vor, eine der beiden Landemissionen selbst anzuführen. Schließlich gehörte sie zusammen mit Bruder Guillermo zu den Crewmitgliedern, die schon mal auf der Planetenoberfläche gewesen waren und mit dem Krakenwesen Sengseng Kontakt aufgenommen hatten. Ein Kontakt, bei dem sie allerdings nach Strich und Faden hereingelegt worden waren, wie sich herausgestellt hatte.

Für die Leitung der zweiten Landemission benötigte Sunfrost einen sehr guten Piloten, denn es würde seine Aufgabe sein, ein bestimmtes Areal auf dem Südkontinent nach Überlebenden der PHOENIX abzusuchen.

„Mister Taranos, Sie haben mich doch danach gefragt, ob Sie nicht mal wieder ein Außenteam leiten könnten“, sagte sie.

6

Das kribbelnde Licht durchflutete Sengseng, den neuen Anführer der Wyyryy, mit einer Intensität, die ihn für einen Moment alles vergessen ließ. Zeitweilig fragte er sich sogar, ob er überhaupt noch existierte oder sich sein Bewusstsein nicht in einer Art Auflösungsprozess befand. Einen Auflösungsprozess wie dem, dessen Zeuge er erst kürzlich geworden war.

War das alles, was er bis jetzt im Haus des Mentors erlebt hatte, nur ein Traum? Eine Vision? Er war so verwirrt, dass er seine Gedanken unwillkürlich mit einem lebhaften Farbenspiel seiner Haut mitteilte.

Der Oberste Bibliothekar machte ein paar Gesten, die dies verneinten. Er unterstützte diese Aussage noch zusätzlich mit dem Spiel der Farbe auf seiner Körperoberfläche.

‚Ich verstehe, dass du Furcht hast’, signalisierte ihm der Oberste Bibliothekar. ‚Das haben alle, die einem leibhaftigen Mentor gegenüberstehen. Aber deine Furcht ist vollkommen unbegründet. Die Mentoren sind gut. Sie helfen uns. Und sie haben uns vor einer Million Planetenumläufen dazu befähigt, die Bibliothek der Wurzelbücher zu beginnen, und so das Wissen der Mentoren über die Zeit zu retten.’

Alles ging auf die Begegnung des legendären Wyyryy-Anführers Angang mit den Mentoren zurück, die von den sieben Monden stammten. Und die hatten einst jenen Planeten umkreist, den die Wyyryy einfach nur die Welt nannten, da sie keine andere kannten.

Sengseng wusste aus den Wurzelbüchern alles darüber. Diese Überlieferungen waren schon sehr alt und hatten sich durch den Wachstumsprozess immer wieder erneuert. Sicher traten dabei auch Fehler auf, aber im Wesentlichen konnte man davon ausgehen, dass sich der Informationsgehalt über all die Zeitalter hinweg erhalten hatte. Tausend Jahrtausende lang. Aber Zeit war etwas Relatives, wie man in der Weisheit der Mentoren nachlesen konnte. Ihre Wahrnehmung wurde durch die Perspektive bedingt und selbst das Prinzip von Ursache und Wirkung hatte nur eine bedingte Gültigkeit.

Vieles an der Weisheit der Mentoren war im Laufe der Zeit unverständlich geworden. Manches hatten die Wyyryy vielleicht auch nie wirklich erfasst.

Sengsengs Name bedeutete einerseits so viel wie ‚Namenlos’ oder ‚leer’, was auch ein Ausdruck der Demut gegenüber der Weisheit der Mentoren war, denen gegenüber der Verstand eine Wyyryy tatsächlich leer war. Aber andererseits bezog er sich auch auf Angang, den ersten Wyyryy, der einem Mentoren begegnet war und dessen Name Niemand bedeutete. 

Sengseng musste zugeben, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen er der ketzerische Überzeugung nahe gestanden hatte, dass die Mentoren vielleicht nie existiert hatten und nichts weiter als ein legendärer Ursprungsmythos für den Hort des Wissens waren, über dessen eigentliche Herkunft es keine Aufzeichnungen gab. Genauso gut konnte es sein, dass diese Aufzeichnungen existierten, aber es einfach unmöglich war, sie wieder aufzufinden. Die Informationsfülle war viel zu groß.

Die Lichtgestalt des Mentors sprach nach wie vor zu Sengseng, ohne dass dieser in der Lage war, davon auch nur einen einzigen Laut zu hören. Denn die Wyyryy verfügten über keinerlei akustische Organe. Auch ihre Namen waren letztlich nur die phonetische Übertragung von Farb- und Gestenkombinationen in die Sprache der Mentoren. Aber sie verfügten über diesen besonderen Sinn, der es ihnen erlaubte, Informationen über Schwingungen in der Luft zu übertragen und zu verarbeiten.

Wenn sich Sengseng sehr konzentrierte, so spürte auch er diese Schwingungen auf seiner Körperoberfläche.

So wusste er, dass der Mentor etwas sagte, aber nicht was. Den Bedeutungsgehalt, der vielleicht auch in diesen Schallwellen enthalten war, konnte er nur durch die Gestik der Lichtgestalt erfassen.

Und durch seine Gedanken, die direkt in Sengsengs Bewusstsein drangen. Das geschah mit einer Macht, die Sengseng erschaudern ließ.

Zunächst waren da gar keine klaren Formulierungen oder Aussagen, die man mit Gesten oder Farben sehr deutlich hätte auf den Punkt bringen können.

Da war einfach der Eindruck einer ungeheuren Präsenz. Und gleichzeitig dieses kribbelnde Etwas, das ihn schon durchlief, seit er das Haus der Mentoren betreten hatte.

Sengseng brauchte einige Zeit, um diese Eindrücke einigermaßen zu ordnen.

‚Nimm dir die Zeit dafür’, riet ihm der Oberste Bibliothekar. ‚Ich weiß, wie verwirrend es ist. Aber wenn du geistig nicht stark genug wärst, um das auszuhalten, dann hätte man dich niemals erwählt, Sengseng.’

‚Ich hatte gedacht, dass mein Vorgänger Fongfong mich erwählt hätte, weil ich die Fremden überlistete und sie von der Bibliothek fortlockte!’

Sengseng drückte dies nur mit den Farben seiner Körperoberfläche aus. Und zwar in schwach kontrastierter Weise. Eine Art Farbnuscheln, wie sie unter großem Stress oder in hohem Alter auftrat. Manchmal ließ dann der Stoffwechsel des betreffenden Wyyryy so stark nach, dass er nicht mehr in der Lage war, die Farben stark genug zu kontrastieren. Oft fehlte ihm dann gleichzeitig die Kraft, eine Aussage durch Gesten darzustellen.

‚Du bist ausgewählt worden, weil du die nötige Sensibilität hast’, sagte der Oberste Bibliothekar. ‚Dass du außerdem clever bist, ist kein Schaden für die Wyyryy. Schließlich ist es besser, einen klugen Anführer zu haben.’

‚Was für eine Sensibilität meinst du?’

‚Für diese Vibrationen, die du gerade spürst.’

‚Wo kommen die her? Was ist das?’

‚Es ist das, womit die Mentoren ihren Geist und ihre Gedanken zu übertragen vermögen.’

‚Würde denn nicht jeder dieses Kribbeln spüren?’

‚Jeder Wyyryy – das ist richtig. Aber nicht bei jedem wäre diese Empfindung deutlich genug, um auch die Weisheit der Mentoren damit zu erfassen.’

Auch davon hatte Sengseng in den Wurzelbüchern gelesen. Dass Angang und die Wyyryy seiner Zeit dazu in der Lage gewesen waren, die Weisheit der Mentoren direkt zu erfassen und dies durch den Strom des Geistes geschah.

‚Hat die Fähigkeit dazu seit den Zeiten Angangs also nachgelassen?’, fragte Sengseng wissbegierig.

‚So ist es’, bestätigte der Oberste Bibliothekar. ‚Von Generation zu Generation wurde es schwieriger, die Weisheit der Mentoren zu erfassen und sie in die Wurzelbücher zu übertragen, damit sie auf ewige Zeiten erhalten blieben und ein Teil des immerwährenden Kreislaufs von Wachstum und Vergehen würde.’

Die Präsenz des Mentors war jetzt so bedrängend, dass Sengseng kaum noch in der Lage war, die Gesten und Farben des Obersten Bibliothekars zu lesen. Allerdings war mit dieser ungeheuren Präsenz noch immer keinerlei Inhalt verbunden. 

Er beschloss, sich nur noch auf den Mentor zu konzentrieren. Denn er hielt es inzwischen für möglich, dass es an ihm lag, dass er dieses übermächtige Wesen bisher nicht verstanden hatte. Also sammelte er seine Gedanken und Empfindungen, versuchte sich auf dieses Kribbeln zu konzentrieren und für sich zu definieren, was die Vibrationen eigentlich beinhalteten. Schließlich erkannte er Muster in den Vibrationen, die das Kribbeln und Schwingen seiner Haut verursachten. Abstrakte Formen und Zeichen bildeten sich in seinem Bewusstsein ab. Dann folgten Bilder. Formulierte Gedanken. Aber es war eine so große Flut an Eindrücken, dass Sengseng nächst nichts damit anfangen konnte.

Ein kaleidoskopartiges Chaos bildete sich, in dem nur manchmal kleine Inseln der Klarheit und Erkenntnis auftauchten. Inseln, die größer wurden. Aber der chaotische Gesamteindruck blieb.

Schließlich ließ das Kribbeln nach und trat in den Hintergrund.

Ebenso alle anderen Eindrücke.

‚Folge mir!’, formulierte der Mentor. ‚Folge mir in die Vergangenheit. Damit du verstehst, was wichtig ist und was nicht. Damit du verstehst, was ein Anführer der Wyyryy wissen muss und was für ihn nicht von Bedeutung ist. Und du wirst lernen, die Feinde zu erkennen.’

Sengseng war sich nicht sicher, auf welche Weise er diesen Gedanken vermittelt bekam. Wurde er durch das kribbelnde Etwas übertragen? Oder entstanden da Eindrücke in seinem Bewusstsein? Eindrücke von Gesten und Farben, die in Wahrheit nur eine Übertragung aus anderen Zeichensystemen waren - zum Beispiel jener Schriftzeichen, in denen die Mentoren selbst ihre Weisheit verfassten?

Der neue Anführer der Wyyryy wäre unfähig gewesen, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.

Er folgte einfach der Lichtgestalt des Mentors durch eine Tür, die sich plötzlich öffnete.

‚Das Wissen um die Vergangenheit ist der Schlüssel der Zukunft’, äußerte sich der Mentor.

Ein Satz, den Sengseng nur zu gut kannte.

Er stand dutzendfach in den Überlieferungen der Wurzelbücher, die die Geschichte des Wyyryy-Volkes und ihrer Welt betrafen. Und der großen Veränderungen, die sich in der Zeit seit dem Zusammentreffen von Angang mit dem Ersten Mentor zugetragen hatten.

Sengseng erinnerte sich vage daran, davon gelesen zu haben, dass es den Mentoren möglich gewesen war, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen. So, als würde man sich tatsächlich in ihr befinden. Veränderbar war das Vergangene dadurch allerdings nicht. ‚Das Gewesene ist das Fundament des gegenwärtigen Seins’ – auch ein Satz aus der Weisheit der Mentoren. Sengseng hatte diese Aussage immer wieder beschäftigt. Vielleicht stand er nun kurz davor, eine Antwort darauf zu finden, was damit wirklich gemeint war.

Kurz bevor er die Tür passierte, die sich plötzlich vor ihm in der Wand geöffnet hatte, registrierte er, dass der Oberste Bibliothekar immer noch davor stand und auch keine Anstalten machte, ihm zu folgen.

‚Warum begleitest du mich nicht?’

‚Diesen Weg wirst du allein gehen müssen, Sengseng. So wie alle deine Vorgänger und Nachfolger.’

Sengseng schauderte. Er bekam Angst. ‚Was hat der Mentor mit mir vor?’

„Er hat es dir bereits offenbart, auch wenn du ihn wahrscheinlich erst wirklich verstehen wirst, wenn alles vorbei ist.’

‚Hat er dir das alles auch offenbart?’, wollte Sengseng noch wissen.

Aber der Oberste Bibliothekar blieb die Antwort schuldig. Er sah Sengseng nur an, während sich hinter dem neuen Anführer der Wyyryy die Tür schloss.

7

Die beiden Landefähren der STERNENKRIEGER wurden ausgeschleust. Bruder Guillermo vertrat die Ansicht, dass man wahrscheinlich vor einer Attacke der Verteidigungsdrohnen sicher sei, solange man keine Signalformen verwendete, die irgendeine 5-D-Emission abstrahlten – oder eben eine vergleichbare Emission, wie sie offenbar von der PHOENIX ausgegangen war, um 5-D-Strahlung zu neutralisieren.

Dazu zählte für Bruder Guillermo natürlich jeglicher Sandström-Funk. Schließlich wollte man die andere Seite nicht unbedingt herausfordern.

Das Außenteam auf der L-1 stand unter dem Kommando von Sunfrost persönlich. An Bord waren außer dem Piloten Bogdan noch Bruder Guillermo, der Linguist MacKenzie, Professor von Schlichten, der Exo-Mediziner Professor Dr. Rollins und die beiden Marines Levoiseur und Ramirez.

Die L-2 stand unter dem Kommando von Lieutenant Taranos. Da Taranos selbst ein hervorragender Pilot war, flog er die Fähre selbst. Es war lange her, dass er zuletzt ein so vergleichsweise kleines Raumschiff geflogen hatte – aber es war ihm anzusehen, wie sehr er sich darauf freute.

Abgesehen von Taranos waren der Leitende Ingenieur der STERNENKRIEGER Lieutenant Simon E. Erixon und Fähnrich Clayton Gomes aus seinem technischen Stab an Bord. Schließlich ging es bei der Mission der L-2 ja darum, das Wrack der PHOENIX zu finden. Die Aufgabe von Erixon und Gomes würde es natürlich sein, entweder dafür zu sorgen, dass die PHOENIX sich noch einmal zu einem Flug aus der sprichwörtlichen Asche emporschwang. Oder zumindest Näheres darüber herauszufinden, was genau die Drohnen kurzzeitig angelockt hatte.