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Über dieses Buch:

Endlich Ferien! Nach zahlreichen nervenaufreibenden Fällen genießen die Geheimagenten von Team X-treme ihre freie Zeit am Strand von Miami Beach. Da erhält Kyle plötzlich eine mysteriöse Nachricht, die ihm keine Ruhe lässt: Anscheinend hält sich jemand in Florida auf, der Geheimnisse aus seiner Vergangenheit zu verraten droht. Der Unbekannte lockt Kyle und seine Freunde bis in die unendlichen Sümpfe – wo es vor Alligatoren nur so wimmelt …

Über den Autor:

Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft und veröffentlichte schon in dieser Zeit erste Werke. Heute gehört der Journalist und Übersetzer zu den erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands. Michael Peinkofers erste Jugendbuchreihe TEAM X-TREME nimmt es, was Action und Spannung angeht, spielend mit seinen Bestsellern für erwachsene Leser auf.

Der Autor im Internet: www.michael-peinkofer.de

Die Jugendbuchserie TEAM X-TREME umfasst folgende Bände:

Mission Zero: Der Alpha-Kreis
Mission 1: Alles oder nichts
Mission 2: Die Bestie aus der Tiefe
Mission 3: Projekt Tantalus
Mission 4: Das Borodin-Gambit
Mission 5: Sumpf des Schreckens
Mission 6: Codename Nautilus

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2010 Michael Peinkofer und Baumhaus Verlag

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH‚ München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-078-7

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Michael Peinkofer

TEAM X-TREME

Mission 5: Der Sumpf des Schreckens

jumpbooks

Prolog

Unbekannter Ort
Gegenwart

Er konnte nichts sehen.

Es war dunkel, und die Geräusche um sich herum nahm er durch den Verband nur gedämpft wahr.

Ein dumpfes Dröhnen.

Wasser, das irgendwo tropfte.

Dann hallende Schritte, die sich langsam näherten, bis sie schließlich dicht neben ihm verharrten.

»Es ist so weit«, sagte eine kalte Stimme.

»Ist der Eingriff nach Plan verlaufen?«, wollte er wissen. Sich selbst sprechen zu hören war ungewohnt, nachdem er fast zwei Wochen lang kein Wort gesagt hatte.

»Davon gehe ich aus«, antwortete die Stimme, die einem Arzt namens Neville gehörte. Neville war plastischer Chirurg. Und er war bekannt dafür, keine überflüssigen Fragen zu stellen, solange die Bezahlung stimmte. »Die Heilung geht zügig voran, die Schwellungen sind zurückgegangen, und Ihre Werte sind stabil. Es spricht also nichts dagegen, Ihnen Ihr neues Gesicht zu präsentieren.«

Sein neues Gesicht.

Das hörte sich einfach an, war es aber nicht.

In den vergangenen beiden Wochen hatte er unerträgliche Schmerzen erlitten. Er hatte Qualen durchstanden, die ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht hatten.

Und warum?

Weil eine Bande Halbwüchsiger sein Gesicht gesehen hatte –und in seinem Job war es nun einmal überlebenswichtig, dass niemand wusste, wie er aussah …

»Sind Sie bereit?«

»Ja, Doktor«, bestätigte er. Was hätte er auch sagen sollen? Er wollte endlich den Verband loswerden, der um seinen Kopf gewickelt war, hatte es satt, wie eine verdammte Mumie auszusehen. Aber was würde er vorfinden, wenn er zum ersten Mal in den Spiegel schaute?

Es klapperte metallisch, als Neville nach einer Schere griff. Dann war nur noch das Schnippschnapp zu hören, mit dem er den Verband durchschnitt.

Lage für Lage.

Mit jeder Schicht, die entfernt wurde, wurde es heller. Kaltes Neonlicht drang durch die geschlossenen Lider und schmerzte in seinen Augen. Dennoch blinzelte er.

»Warten Sie«, wies Neville ihn an. »Ihre Augen sind an das grelle Licht nicht mehr gewohnt. Haben Sie noch etwas Geduld.«

»Geduld?« Der Patient lachte bitter auf. »Wie viel Geduld muss ich denn noch aufbringen, Doktor? Ich habe schon viel zu viel Zeit verloren. Ich will endlich raus hier!«

»Beruhigen Sie sich«, beschwichtigte ihn der Chirurg. »Nur noch einen Augenblick. Sehen Sie …?«

Er konnte fühlen, wie die letzten Lagen Verband entfernt wurden. Sein neues Gesicht fühlte sich nicht sehr viel anders an als das alte, abgesehen davon, dass die Narben noch immer schmerzten. Aber wie sah es aus?

»Spiegel!«, verlangte er und merkte, wie ihm etwas in die Hand gedrückt wurde.

»Hier«, sagte Neville, nun hörbar nervös. »Ich hoffe, Sie sind mit dem Ergebnis zufrieden. Leider gab es während der Operation einige Komplikationen, mit denen ich nicht …«

Der Patient stöhnte. Dann riss er in einem jähen Entschluss die Augen auf, hob den Spiegel und starrte hinein.

Was er sah, war das Gesicht eines Fremden!

Schmal, fast hager, mit tief liegenden Augen und einer flachen Nase. Darunter war ein schmaler Mund, der sich zu einem freudlosen Lächeln verzerrte.

»U-und?«, erkundigte sich Neville. »W-was sagen Sie? S-sind Sie zufrieden mit meiner Arbeit?«

»Ob ich zufrieden bin?« Der Patient drehte den Kopf nach links und nach rechts, um sich auch von den Seiten zu betrachten. »Und ob ich zufrieden bin, Doktor«, versicherte er dann. »Sie haben einmal mehr ganz ausgezeichnete Arbeit geleistet. Wie es aussieht, bin ich zurück im Geschäft.«

Damit warf er den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus, das von der niederen Kellerdecke zurückgeworfen wurde und bis in die letzte Ecke des düsteren Gewölbes hallte.

Er war wieder da.

Und sein Ziel war Rache …

Kapitel 1
Hohe Wellen

Strand von Miami Beach, Florida

Später Nachmittag

Die Welle war perfekt.

Annähernd zwei Meter hoch, türkisblau und von weißer Gischt gekrönt, die in der Nachmittagssonne glitzerte.

»Yeeehaaa!«

Kyle Connor stieß einen lauten Triumphschrei aus, als er sich auf seinem Surfboard aufrichtete und einen halsbrecherischen Ritt auf der Welle hinlegte, die tosend strandwärts rollte. Es war ein großartiges Gefühl, dort oben zu stehen, den Wind in den Haaren zu fühlen und sich die Sonne auf die salzverkrustete Haut scheinen zu lassen. Bis zu dem Augenblick, als ein zweiter Surfer angeschossen kam, geradewegs auf ihn zu!

»Pass auf, Kyle!«, schrie der Blondschopf, der knallrote, viel zu große Hawaii-Shorts trug.

»Race! Was zum …?«

Kyle versuchte, das Gleichgewicht zu halten, während sein Freund eine gekonnte Wendung vollzog und ihn von Kopf bis Fuß mit Gischt bespritzte – vergeblich. Kopfüber verschwand er samt seinem Surfboard in der türkisgrünen Woge, die sich schon im nächsten Moment überschlug und zum Strand hin auslief.

Prustend kam Kyle wieder an die Oberfläche, dicht neben Race, den die Welle ebenfalls erwischt hatte.

»Mann«, rief dieser begeistert. »War das ‘n Ritt! So richtig was für Profis!«

»Profis?« Kyle schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wen du meinst, Race. Ich seh’ nur einen Typen in viel zu großen Badeshorts mit Blumenmuster.«

»Hey, nix gegen die Shorts«, verteidigte sich Race, »die sind cool! Und außerdem …«

»He! Kyle! Race! Zur Seite!«, rief plötzlich jemand.

»Was? Wer …?«

Die beiden kamen nicht mehr dazu auszuweichen. Denn in diesem Augenblick flitzte jemand heran, der bäuchlings auf seinem Funboard lag und sich von der nächsten Welle landeinwärts tragen ließ. Wie ein Torpedo schoss er zwischen den beiden hindurch, dann wurden sie alle drei von den Wassermassen überrollt. Johlend kamen sie wieder an die Oberfläche.

»Mann, Okay, das war aber ziemlich knapp!«, rügte Kyle den Jungen mit den schwarzen Haaren, der wie er weite Badeshorts trug.

»Wieso?«, fragte der Gescholtene unschuldig. »Ich hab doch gesagt, ihr sollt zur Seite gehen.«

»Jedenfalls macht der Kurze sich gar nicht schlecht auf dem Brett«, meinte Race und zerzauste dem jüngsten Mitglied des Team X-treme anerkennend das nasse Haar.

»Ich lerne eben schnell«, feixte Okay. »Aber wenn ihr mir nicht gezeigt hättet, wie’s geht, würde ich jetzt immer noch am Strand sitzen …«

»… und den Bikinimädchen beim Beach-Volleyball zuschauen«, fügte Race grinsend hinzu. »Wäre ja auch nicht schlecht. Apropos – sollen wir mal aus dem Wasser raus?«

»Unbedingt«, stimmte Kyle zu, »ich hab’ schon langsam Schwimmhäute.«

Sie packten ihre Surfboards, verließen das Wasser und gingen zurück an ihren Platz, wo die Handtücher lagen. Jenseits des Strands und der Palmen, die ihn säumten, erhoben sich die schicken Hotels mit ihren mintgrünen und flamingofarbenen Fassaden. Auch die Mitglieder des Team X-treme wohnten in so einem Schuppen – zur Erholung nach dem gefährlichen Einsatz, der hinter ihnen lag.

»Wisst ihr, das ist wirklich nett von CONRAD, dass er uns einen Urlaub in Florida spendiert hat«, meinte Okay grinsend und rammte sein Surfbrett in den Sand. Dann warf er sich bäuchlings auf sein Handtuch.

»Und ob«, stimmte Kyle zu, der sein Board ebenfalls zum Trocknen aufstellte. Dann angelte er die Sonnenbrille aus seinem Rucksack und setzte sie auf. »Schickes Hotel auch. Hätte ich dem toten Mann gar nicht zugetraut.«

Race und Okay mussten lachen. Mit dem »toten Mann« war ihr Auftraggeber Conrad Leland gemeint, der einem gemeinen Mordanschlag zum Opfer gefallen war, dessen Bewusstsein jedoch in einem Computer weiterlebte. Anfangs war Kyle das ziemlich abartig vorgekommen. Aber inzwischen hatte er sich, genau wie alle anderen Teammitglieder, daran gewöhnt …

»Jawoll«, seufzte Race und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er sich auf dem Handtuch fläzte, »und jetzt gepflegt abhängen. Nach dem ganzen Stress der letzten Wochen haben wir uns das echt verdient!«

»Und ob«, stimmte Kyle zu. Zuerst hatten sie in Okays Heimat, der Türkei, dem Verschwinden eines bekannten Archäologen nachgespürt{1}; zuletzt waren sie in der Schweiz einmal mehr mit ihrem Erzfeind, dem Killer Bata Clava, aneinandergeraten{2}. Die Ferien, noch dazu unter südlicher Sonne, kamen also sehr gelegen. Auch wenn ihre Lehrer ganz anderer Ansicht gewesen waren …

»Wie sieht’s aus?«, erkundigte sich Kyle. »Lust auf ‘ne Runde Strandvolleyball?«

»Och nee«, lehnte Race ab, »ich find’s hier grade ganz gemütlich.«

»Ich weiß, was du meinst, Race«, fügte Okay schelmisch grinsend hinzu. »Ich auch …«

»Hä?« Kyle schaute die beiden verständnislos an. »Was ist denn in euch gefahren? Sonst haltet ihr es doch keine fünf Minuten auf dem Handtuch aus.«

»Heute schon«, versicherte Race bedeutungsvoll.

»Und wieso?«

»Schau doch mal da drüben, auf zwölf Uhr … Bikini-Alarm!« Kyle schaute in die Richtung, die sein Freund ihm verstohlen andeutete, und sah eine Gruppe von Mädchen, die sich kichernd unterhielten. Einige saßen, andere lagen auf ihren Handtüchern, aber alle hatten sie langes Haar und waren sonnengebräunt.

»Das sind die Mädels von unserem Hotel«, flüsterte Okay versonnen. »Die sind mir vorhin schon aufgefallen.«

»Jaja, die Sehenswürdigkeiten von Miami«, feixte Race.

»Leute«, versuchte Kyle, seine Freunde wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. »Die Girls sind wenigstens achtzehn …«

»Ist doch egal«, war Okay überzeugt. »Guck’ mal die Blonde, da links …«

»Ich check’ gerade noch die beiden da drüben«, flüsterte Race verstohlen zurück. »Oh Mann, ich fass es nicht, die reiben sich grade Sonnenöl auf die … die …«

»Jungs, jetzt reißt euch mal zusammen«, fiel Kyle ihm energisch ins Wort. »Ihr könnt ja eine Sandburg bauen, um euch abzulenken«

»Ich will mich aber gar nicht ablenken«, beharrte Okay trotzig, und er und Race lachten sich scheckig.

»Es wird aber Zeit«, beharrte Kyle. »Wir müssen langsam zum Hotel zurück. Charlie und Kami warten sicher schon auf uns.«

»Och was! Schon?« Okay machte ein langes Gesicht.

»Lass gut sein, Kurzer«, meinte Race grinsend. »Ich glaube, Kyle vermisst unsere Charlie …«

»Quatsch«, knurrte Kyle barsch. »Aber wir wollten uns mit den Mädels treffen. Schon vergessen?«

»Na schön, dann brechen wir die Zelte eben ab«, meinte Race und raffte sich auf. Allerdings nicht ohne den Mädchen noch einen letzten Blick zuzuwerfen. »Macht’s gut, ihr Bikinis«, schniefte er.

»Weißt du, Race«, empfahl ihm Kyle, während sie ihre Sachen zusammenpackten, »im Hotel solltest du kalt duschen.«

»Geschenkt.« Race grinste breit. »Aber heute Abend in South Beach hilfst du mir beim Baggern, verstanden? Ich brauch unbedingt ‘nen Komplizen.«

Kyle verdrehte die Augen. »Du solltest unbedingt kalt duschen …«

»Was ist denn in South Beach?«, wollte Okay wissen.

»Ein Club, den wir heute Abend mit den Mädels besuchen wollen.«

»Cool!« Okay war begeistert. »Kann ich mit?«

»Vergiss es, Kurzer!« Kyle schüttelte entschieden den Kopf. »Du durftest schon surfen heute. In den Club schleppen wir dich nicht auch noch mit, dafür bist du noch ein bisschen zu jung.«

»Aber, ich …«

»Ein anderes Mal, in Ordnung?«, meinte Race ein bisschen versöhnlicher und fuhr ihm einmal mehr durchs Haar. »Was haltet ihr von einem Wettrennen zum Hotel?«

»Bin dabei«, versicherte Okay.

»Wozu denn?«, fragte Kyle, um grinsend hinzuzufügen: »Ihr habt gegen mich doch sowieso keine Chance.«

»Das werden wir sehen«, konterte Race. »Auf die Plätze! Fertig … und los!«

Hotel Surf’n’Stuff
Miami Beach
Geschlagene drei Stunden später

Wie sich herausstellte, waren die Mädchen noch nicht so weit. Während Kyle und Race nur rasch geduscht und sich dann in der Hotellobby eingefunden hatten, hatte es bei Charlie und Kami etwas länger gedauert.

Das Ergebnis konnte sich aber wirklich sehen lassen. Kami hatte zur Abwechslung mal auf ihre Tarnklamotten verzichtet und trug enge Jeans und ein Glitzertop. Und Charlie sah in ihrem blauen Kleid und mit dem hochgesteckten Haar einfach hammermäßig aus (auch wenn Kyle sich lieber die Zunge abgebissen hätte, als ihr das zu sagen).

»Mann, Mädels«, entfuhr es Race staunend. »Seid ihr das wirklich? So aufgebrezelt kennt man euch ja fast nicht wieder!«

»Naja«, knurrte Kyle, »hat ja auch lange genug gedauert. Race und ich sitzen hier schon seit einer halben Ewigkeit und warten.«

»Na und?« Charlie lächelte zuckersüß und warf sich dann in ihrem Kleid in Positur. »Hat sich doch gelohnt, oder nicht?«

»Hm«, machte Kyle und guckte verlegen zur Seite. »Nicht schlecht.«

»Nicht schlecht?« Das Mädchen hob eine Braue. »Komplimente sind nicht grade deine Stärke, was?«

»Egal«, meinte Race und rieb sich die Hände. »Jetzt gehen wir erstmal ordentlich feiern. Dieser Club in South Beach soll wirklich erste Sahne sein.«

»Schade nur, dass Okay nicht mitkommen kann«, sagte Kami bedauernd. »Er sah ziemlich enttäuscht aus.«