Vorwort
von Christoph Kardinal von Schönborn
(anlässlich der spanischen Ausgabe von „Filippas Engel“)

28. Juni 2005

Liebe Filippa!

Wir sind uns nur drei Mal kurz begegnet, als Du noch hier „auf Reisen“ warst (ich meine: in dieser Welt). Einmal in Altötting beim „Jugendforum“ (damals warst Du sechzehn) und dann, mir noch deutlicher in Erinnerung, bei meiner Kardinalsernennung in Rom 1998, als Du schon auf Deinen 18. Geburtstag zugingst. Im gleichen Jahr trafen wir uns ein drittes Mal. Es war in Wiesentheid, nach dem Begräbnis von Onkel Karl. Für mich viel zu kurze Begegnungen unter vielen Menschen, um sie klar in Erinnerung zu behalten.

So wäre es auch nach Deinem „Heimgang“ geblieben. Ich hätte nur gewusst: Da ist eine strahlend schöne, liebe, fröhliche, wunderbare, jung verheiratete entfernte Verwandte tragisch ums Leben gekommen.

So wäre es geblieben, wenn da nicht Dein Tagebuch dazwischen gekommen wäre. Ich habe es fast ohne Pause durchgelesen, konnte nicht aufhören. Und so ist es nicht nur mir gegangen, sondern Zigtausenden, die es inzwischen gelesen haben. Und mir geht es wohl so wie vielen, die es gelesen haben: Du bist mir sehr, sehr lieb geworden. Ich habe Dich fest ins Herz geschlossen. Und da Du ja nicht einfach „verschwunden“ bist, sondern „Deine Heimreise“ angetreten hast, wie Du sagst (114), und jetzt zu Hause bist, „drüben“, bei Gott, bist Du mir – und ich denke vielen, vielen Deiner Leser – einfach ganz, ganz nahe, wie ein vertrauter Freund.

Freunde hattest Du viele, weil Du ein unglaublich starkes Bedürfnis hattest zu lieben und Liebe zu schenken.

Du schreibst einmal, Du seiest „ein Topf, der vor Liebe überquillt, der Liebe loswerden will, Freude schenken will, glücklich macht“ (134). Von Deiner Liebe, Deinem Humor, Deinem ständigen „hoffnungslos verliebt“ (67) ist Dein Tagebuch voll.

Du liebst so viel: Deine Heimat, Landschaften, Stimmungen, Blumen, Essen (was es da alles gibt!) Musik, Bücher („gaaanz viele“ 157), Filme, Sport, vor allem aber Menschen. Was Du Deinem Tagebuch über die Liebe zu Deinem Vater, Deinen Eltern, Deinen Geschwistern anvertraut hast, ist allen Trost nach Deinem unerwarteten „Weggang“. Und da ist auf fast jeder Seite, das „Thema Nummer eins“. Wie soll er sein, „der Mann, der eine, finale, eternale“ (134)? Da ist die ganze Bandbreite an Gefühlen, Empfindungen, Zweifeln und Hoffnungen. Das geht vom „ich bin verknallt“ der Fünfzehnjährigen (74) bis zum „Ich bin nicht hoffnungslos verliebt, sondern hilflos verliebt“ (139) der Achtzehnjährigen. Und schließlich Vittorio, „das Beste, was mir je passieren konnte“ (177).

Mit dieser Begegnung, mit Eurer Verlobung und Heirat, endet Dein Tagebuch. Du brauchtest es nicht mehr, um ihm Deine Träume, Deine Sehnsüchte („könnte täglich heulen vor Sehnsucht“ 97) und Deine „coolen“ Beobachtungen anzuvertrauen. Vittorio sollte jetzt Dein Vertrauter sein: „Ich will den Rest meiner Zeit mit ihm verbringen, unser Leben leben, Kinder, unsere Kinder bekommen, aufwachsen sehen, formen, lieben. Ich will ihm alles geben“ (176f).

Wolltest Du, dass Dein Tagebuch einmal von „wildfremden“ Leuten gelesen würde? Das ist so eine Sache mit den Tagebüchern: Sie helfen uns selber gegen das Vergessen. Wir können wieder darin lesen: was hat mich vor 5,10 oder 30 Jahren bewegt? Wie habe ich mich entwickelt? Aber da ist auch die Sorge, ob nicht neugierige Blicke hineinschauen und da Dinge lesen, die niemanden etwas angehen. Du hattest anfangs diese Sorge: „Bitte lies das nicht. Es ist wirklich sehr wichtig für mich, dass niemand weiß, was in dieses Buch geschrieben wurde ... Danke F.“ (27) Später hast Du das anders gesehen und das „nicht“ durchgestrichen, und das „niemand“ durch „man“ ersetzt. So wurde daraus die erstaunliche Bitte: „Lies

das!“ Und Tausende sind Deiner Bitte gefolgt. Du gehörst nicht (mehr) Dir allein. Dein Leben wurde zum Geschenk für viele. Und auch Dein Glauben. Dein einfacher, gerader Glauben, wie er in dem kleinen Eintrag vom 25.11.95 zum Ausdruck kommt: „Ich liebe Dich (Gott! Nicht B.!) auf ewig. Deine Filippa“ (77).

Junge Menschen denken öfters an den Tod, als wir Älteren annehmen. Du hast oft von der Möglichkeit gesprochen, schon bald zu gehen (124). War es eine Vorahnung? Oder einfach die Bereitschaft, die jeder haben soll, der mit „offenem Auge, Ohr und Herzen durch die Welten gehen“ will (88)? Tatsache ist, dass Du „früher“ gestorben bist „als ich hoffe“ (123).

Liebe Filippa! Danke für Dein Tagebuch! Danke, dass Du uns an Deinem jungen, intensiven Leben so sehr hast teilnehmen lassen. Du hast mir und vielen Menschen viel geschenkt. Am 2. Juni 1998 hast Du, auf Deinen möglichen baldigen Tod blickend geschrieben: „Und bis wir uns wieder sehen, behüte euch Gott, der mir so viel Freude in meinem Leben bereitet hat.“ Ich danke Gott, der auch mir durch Dich so viel Freude bereitet hat.

Und ich freue mich „ur-toll“ (oder wie sagst Du das jetzt?) auf ein Wiedersehen mit Dir und mit allen, bei denen Du jetzt schon bist, daheim, bei IHM!

Vorwort

Non ci sono, ma lasciate un messaggio – Ich bin leider ge­ra­­­de nicht da, aber bitte hinterlasst mir eine Nachricht.« Das hört man, wenn man Filippas Mobil-Telefon anruft. Es stimmt, sie ist gerade nicht da.

Filippa starb vor zwei Jahren bei einem Auto­unfall in Cornwall. Unsere Filippa, der strahlende Stern, gerade verheiratet, unendlich glücklich, jetzt tot! Unser Leben ist seitdem ein anderes geworden. Anfangs wa­ren wir wie gelähmt, konnten es nicht glauben. Trauer drück­te wie ein Stein auf unsere Herzen. Trauer um unser Kind, Vittorios Frau.

Es half uns, dass sie kurz zuvor geheiratet hatte. Wir, die Eltern, hatten sie ziehen lassen zu dem Mann, den sie liebte. Und Vittorio hatte seine große Liebe geheiratet. Er war Filippas Ehemann, nicht Freund oder Verlobter, sondern ihr vor Gott angetrauter Ehemann und damit unser Schwiegersohn.

Nach dem Begräbnis in Montegemoli, dem Ort, den Filip­pa so sehr ins Herz geschlossen hatte und der ihr zukünftiges Heim hätte sein sollen, kehrte der Alltag wieder bei uns ein. Es gab unendlich viel zu tun, und so stürzten wir uns in die Arbeit. Natürlich dachten wir alle täglich, fast stündlich an unsere Filippa, aber wir konnten auch schon wieder in Erinnerungen über sie lachen, wenngleich sich da häufig Tränen hineinmischten. Lachen, weil Filippa schon von klein auf der Schalk im Nacken saß, sie immer zu einem Scherz aufgelegt war und das Komische in den verschiedensten Situationen entdecken konnte. Doch das war nur eine Seite von ihr, eine wunderbare Ergänzung zu ihrer anderen Seite, der nachdenk­lichen und wissensdurstigen. Filippa war ein Mensch, der das Leben und die Menschen liebte. Sie hatte sich viel vorgenom­men, wollte Geist und Seele nähren, Länder kennen lernen, fotografieren, Bücher schreiben, aber vor allem ihr Leben an der Seite Vittorios verbringen: Kinder bekommen, glücklich sein.

Nun fehlte sie: seine Frau, mit der er sich ein Leben bis ins hohe Alter vorgestellt hatte, und unsere Tochter, das Mittelstück unserer sieben Kinder, das wichtige Scharnier zwischen den Großen und den Kleinen. Die Lücke war groß, aber wir rückten umso näher zusammen. Jeder trauerte auf seine Weise, wusste aber immer, dass die Familie, die Geschwister, jeder für den anderen da war, falls man ihn brauchte.

Filippa hatte mir kurz vor ihrer Hochzeit gesagt, dass sie den besten Mann auf Erden heiraten würde. Sie befürchtete, dass sie sich, wie sie es bei anderen beobachtet hatte, eventuell sehr bald daran gewöhnen und es als selbst­ver­ständ­lich hinnehmen würde, den Besten zu haben. »Und dann«, sagte sie »ist der Mensch so dumm und will immer mehr. Ich bin da vielleicht nicht anders. Bitte erinnere mich immer daran, dass ich nicht nach den Sternen greifen soll, sondern begreife, wie gut es mir geht, und glücklich bin mit dem, was ich habe.« Mit einem Lächeln im Gesicht fügte sie dann noch leise hinzu: »Vielleicht gilt das auch für dich.«

Wie Recht sie hat. Dies gilt für so viele Menschen und ganz im Besonderen jetzt für uns, für mich. Wir haben eine wunderbare Familie. Gott schenkte uns sieben Kinder, auf die wir stolz sind. Filippa durften wir zwar nur einundzwanzig Jahre auf Erden bei uns haben, aber was für schöne einundzwanzig Jahre! Und wenn wir gewusst hätten, dass sie so jung sterben müsste, hätten wir sie dann lieber gar nicht gehabt? Und wenn Vittorio gewusst hätte, dass sie nur hundert Tage nach der Hochzeit sterben würde, hätte er sie dann lieber nie getroffen? Nein, natürlich nicht. Wir hätten Ja gesagt, Ja zu Filippa und damit Ja zu dem Schmerz, den die Trennung nun verursacht.

Wenn ich heute mit dem Schicksal hadere, wenn ich mich frage, warum Filippa so früh sterben musste, dann sehe ich sie vor mir und höre sie: »Mami, sieh doch, wie gut es dir geht! Greif nicht nach den Sternen, sondern sei glücklich mit dem, was du hast.«

Am Abend von Filippas Tod saßen wir zusammen, erschüttert, sprachlos, ungläubig, versuchten uns gegenseitig zu trösten. Sofia ging in Filippas Zimmer, vielleicht um ihre Nähe zu spüren, und kam nach kurzer Zeit mit einem Notizbuch Filippas zu mir. Es enthielt neben Filippas Adressbuch Infos, die ihr wichtig waren, wie geografische und historische Daten oder englische und amerikanische Maße und Gewich­te. Außerdem hatte sie alles, was für ihren Tauchschein wichtig gewesen war, notiert. Ganz zum Schluss folgten zwanzig Gebete und ein Foto der riesigen Bronze-Muttergottes auf dem Friedhof in St. Jean-Cap Ferrat, dem Ort, wo Filippas Großmutter mütterlicherseits begraben ist. Die Gebete waren Gebete des heiligen Franziskus von Assisi oder von Kardi­nal Newman, aus dem Hohenlied der Liebe, Dank-und Bittgebete.

Kurz vor Weihnachten 2001, fast drei Monate nach Filippas Tod, saßen wir beim Kaffee, als Ingrid, unsere Haushälterin, ins Zimmer kam und sagte: »Ich glaube, ich habe etwas Wichtiges gefunden.« Sie hielt ein kleines gelbes Büchlein mit Schmetterlingen darauf in ihrer Hand. Ingrid war die erste von uns, die die Kraft hatte, in Filippas Zimmer nach dem Rechten zu sehen, und dabei war ihr dieses kleine Büchlein in die Hand gefallen: ein Tagebuch von Filippa.

Zuerst wollten wir das Buch nicht lesen, wir hatten Angst, Filippas Privatsphäre zu verletzen. Doch schon beim ersten Blick auf die Innenseite des Deckels mussten wir lachen. Da stand:

»Das Buch der Egologie –

Wie Frl. F. aus S. bei K. am Rh. in Rhl.-Pf. sich ganz

und gar verfiel und erkannte, wie unwichtig anderes

Innenleben außer dem ihren ist. (Achtung: Schwulst!)«

Danach mussten wir einfach weiterlesen. Es waren Aufzeichnungen, als sie sechzehn Jahre alt war, und es kam uns fast so vor, als würde sie neben uns sitzen und mit uns sprechen. Viele Gedanken, die sie zu Papier gebracht hatte, waren mir bekannt. An langen Abenden hatten wir so manches davon besprochen. Und obwohl ich durchaus gewusst hatte, dass Filippa Tagebuch schrieb, hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr daran gedacht. Auch hatte ich nie damit gerechnet, jemals so glücklich über ihre Eintragungen zu sein. Das kleine Büchlein war wie ein Weih­nachtsgeschenk unserer Tochter für uns.

In der nächsten Zeit machte sich Sofia, unsere jüngste Tochter, auf die Suche und fand noch weitere Tagebücher, Zeichnungen und Notizen Filippas. Die Notizen waren ebenso wie ihre Zeichnungen häufig zwischen ihren Schulsachen verborgen. Immer wieder brachte Sofia uns neue Schätze. Ganz besonders berührt waren wir, als wir auf dem Innendeckel eines Schulordners die Skizze eines Engels entdeckten. Dieser kleine fröhlich lächelnde Engel flog wie durch Raketen angetrieben weg von der Erde, vorbei an allen Sternen in den Himmel. Bei genauem Hinsehen konnte man darüber zwei griechische Buchstaben entdecken, das Phi und das Psi, zusammen gelesen »Fipsi«. Was hatte sich »Fipschen« wohl dabei gedacht?

Wir lasen immer faszinierter in Filippas Berichten. Meis­tens schrieb sie auf deutsch, wenn sie jedoch die Sommerferien bei den Verwandten in Amerika verbracht hatte oder wenn wir wegen eines Au-pair-Mädchens fast nur Englisch zu Hause sprachen, auch auf Englisch. Manchmal waren ihre Eintragungen in einer selbst erfundenen Sprache, die meist als Basis unser heimisches Sayner Platt hatte, eventuell angereichert mit einem anderen Dialekt. Vieles in den Büchern war uns bekannt, manches erfuhren wir erst durch das Lesen. Filippa schrieb nicht regelmäßig, sie kommentierte Alltägliches, beobachtete alles sehr genau: sich, ihre Mitmenschen, aber auch die Natur; sie philosophierte und dachte über Gott und die Welt und ihre Beziehung zu beiden nach. Einen we­sent­lichen Platz nahmen ihre Liebesgeschichten ein. Filip­pa war wohl ihr ganzes Leben in irgendjemanden verliebt. Zuerst galt ihre Liebe natürlich ihrem Vater. Schon bei ihrer Geburt war er dabei gewesen, von Anfang an stand er auch nachts auf, um sie zu wickeln oder zu füttern, war da, wenn er gebraucht wurde. Er nahm die Kinder mit in den Wald, in Kirchen und Museen, erklärte wenn nötig die Haus­aufgaben, und vor allem abends vor dem Schlafengehen tollte er mit ihnen herum. Einige Jahre später wurden die Vettern das Ziel von Filippas Schwärmereien, gefolgt von Freunden der älteren Brüder bis hin zu ihrer wirklich großen Liebe, Vittorio.

Anfangs erzählte Filippa noch allen von ihren Angebeteten, wurde jedoch meistens von den Geschwistern recht unbarmherzig damit aufgezogen. So wundert es nicht, dass sie lieber ihrem Tagebuch als den »gefühllosen« Ge­schwis­tern ihre Herzensangelegenheiten anvertraute. Das Tagebuch entwickelte sich zu einem Freund, dem man einfach alles berichten konnte. Dies sollte viele Jahre so bleiben, bis zu ihrer Verlobung mit Vittorio. Danach brauchte sie kein Buch mehr, dem sie ihre Gefühle und Gedanken anvertrauen konnte, dafür hatte sie jetzt ihn.

Beim Lesen merkten wir, dass Filippa ihre Tagebücher wohl in den ersten Jahren mit niemandem teilen wollte. Es war ihr Geheimnis und da hatten weder Eltern noch Geschwister oder sonst jemand das Recht hineinzuschauen. Doch nach einiger Zeit, als sie selbst ihre früheren Tagebücher wieder­las, änderte sich ihre Meinung. Stand da vorher: »Do not read this …«, so hatte sie später das »not« durchgestrichen und hatte ihre Texte mit Kommentaren versehen. Jetzt stand auf der ersten Seite dieses Tagebuchs die Aufforderung: »Do read this …«, und als wir lasen, was Filippa am Sonntag den 18.1.1998 schrieb, war uns klar, die Tagebücher sollten von uns gelesen werden. Da schrieb sie: »Ich möchte mit folgenden Worten konstatieren, dass ich meine Eltern über alles liebe. Falls mir etwas passieren sollte, falls ich unerwartet meine Heimreise antreten sollte, will ich, dass meine Eltern das wissen.«

Zutiefst gerührt erzählten wir Vittorio und meiner Schwiegermutter von den Texten, und sie baten uns, Kopien davon zu machen. Nachdem dies nicht gut möglich war, begannen wir einige Auszüge aus Filippas Tagebüchern abzuschreiben. Um den beiden eine Freude zu machen, wurden die Texte mit Fotos und Bildern von Filippa illustriert und dann an sie, aber auch an unsere großen Kinder und Vittorios Eltern verschickt.

Die Reaktionen, vor allem von Filippas Großmutter, wa­ren bewegend. Meine Schwiegermutter berichtete von ih­rem Gefühl der Erschütterung, Dankbarkeit und des Glücks, um uns dann zu bitten, noch ein paar Kopien für die Geschwister meines Mannes zu machen. Auch Vittorios Eltern waren zutiefst berührt von Filippas Texten. Immer mehr Freunde und Verwandte wollten lesen, was Filippa hinterlassen hatte, und irgendwann kam dann die Aufforderung: »Ihr müsst das veröffentlichen.«

Anfangs zweifelten wir, ob es richtig sei. Sollten Menschen, die keinen Bezug zu unserer Tochter und Vittorios Frau hatten, lesen, was vielleicht nicht für sie gedacht war? Je öfter wir jedoch die Aufzeichnungen lasen, desto mehr vermittelte sich uns der Eindruck, dass wir die Aufgabe hatten, »Filippas Licht« weiterzutragen, dass wir anderen den Zugang zu Filippas Gedankenwelt nicht verwehren sollten.

Wir sind dem Don Bosco Verlag dankbar, dass er sich dazu bereit erklärt hat, Filippas Tagebuch zu veröffentlichen, dass er uns hilft, ein für uns schwieriges Thema zu be- und verarbeiten. Wir danken Cosimo Bargellini, Filippas Professor für Fotografie, dass wir sein Porträt von Filippa für die Um­schlag­gestaltung verwenden dürfen. Wir danken Filippas geliebter Omama für die vielen großartigen Aufnahmen, die sie im Laufe von zwanzig Jahren von ihrem »Fipschen« gemacht hat, danken allen anderen Fotografen, deren Fotos von Filippa wir hier veröffentlichen dürfen. Ein Dank gilt auch allen in diesem Buch genannten und ungenannten Freunden von Filippa. Nachdem zu private Eintragungen und vieles, das Filippa auf Englisch in ihre Tagebücher geschrieben hatte, von uns in dieses Buch nicht mit aufgenommen wurde, werden sich einige ihrer Freunde hier nicht wiederfinden, auch wenn sie Filippa sehr am Herzen gelegen hatten.

Von ganzem Herzen dankbar sind wir natürlich Filippa für ihre Hinterlassenschaft. In ihren Aufzeichnungen lebt sie für uns weiter, erinnert uns an ihre Liebe zu ihrer Heimat, ihrer Familie, besonders zu ihren Geschwistern, zu Vittorio und uns.

Vor allem aber danken wir Gott, dass wir Filippas Eltern hier auf Erden sein durften. Wir haben sie mit viel Liebe aufgezogen und umsorgt, wie auch ihre anderen Geschwister. Mein Mann und ich haben uns bemüht, sie auf den rechten Weg zu bringen, geduldig und gerecht zu sein. Wir wollten ihr ein Vorbild sein, sie nicht zu sehr verwöhnen. Nicht immer ist uns alles gelungen. Eines hatten wir dabei immer vor Augen, wie alle Eltern auf dieser Welt: Wir wollten, dass unser Kind glücklich werden sollte. Auch wenn wir es uns ganz anders vorgestellt haben, so sind wir uns sicher: Filippa ist jetzt glücklich, so glücklich, wie es sich keiner von uns vorstellen kann.

Ab und zu werden wir trotzdem ihr »telefonino« anrufen, nur um ihre Stimme zu hören, und wenn wir dann vernehmen: »Non ci sono, ma lasciate un messaggio – Ich bin leider gerade nicht da, aber bitte hinterlasst mir eine Nachricht«, dann sind wir gewiss, dass es keines Telefons bedarf, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen.

Gabriela Sayn-Wittgenstein