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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1965

 

Mission des Boten

 

Die SOL im Kristallimperium – Rhodan appelliert an die Galaxis

 

von Robert Feldhoff

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Im großen Konflikt zwischen der Koalition Thoregon, die sich für den Frieden im Kosmos einsetzt, und dem nach wie vor mysteriösen Shabazza konnten Perry Rhodan und seine Wegbegleiter vor einiger Zeit einen gewaltigen Erfolg erzielen: Es gelang ihnen, die SOL zu erobern.

Damit ist das uralte Generationenraumschiff, das von Shabazzas Hilfstruppen stark verändert wurde, nach vielen hundert Jahren wieder im Besitz der Menschheit. Doch als die SOL zu ihrer ersten Reise unter neuer Besatzung aufbrach, spielte das Bordgehirn SENECA falsch – niemand wusste, dass die Positronik unter Kontrolle einer sogenannten Nano-Kolonne stand.

Eigentlich sollte die SOL in die Galaxis Gorhoon fliegen, statt dessen kam sie in der Milchstraße an. Dort gelang es Perry Rhodan und seinen Getreuen erst nach zähen Kämpfen, die Kontrolle über das eigene Raumschiff zurückzugewinnen.

Am Schwarzen Loch im Zentrum der Menschheitsgalaxis scheint sich erneut ein großer Kampf anzubahnen. Dort verfolgt MATERIA, die riesige Kosmische Fabrik, eine bislang noch unbekannte Superintelligenz. Rhodan weiß, dass von diesem Konflikt die weitere Existenz der Koalition Thoregon und wahrscheinlich auch der Menschheit abhängt.

Deshalb muss der Terraner eingreifen. Er bricht auf zur MISSION DES BOTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Sechste Bote von Thoregon bricht zu einer heiklen politischen Mission auf.

Julian Tifflor – Der Terraner wird mit einer neuen Aufgabe bedacht.

Bré Tsinga – Die Kosmopsychologin wird Zeugin einer halutischen Großbaustelle.

Blo Rakane – Der weiße Haluter macht erstmals auf sich aufmerksam.

Bostich – Der Imperator des Kristallimperiums wittert eine politische Chance.

Im Januar 1291 NGZ hatte Perry Rhodan MATERIA, die Fabrik der Kosmokraten, als Gegner Nummer eins der Milchstraßenvölker ausgemacht. Ein geheimes Strategiepapier, das unter Beteiligung der Führungspersönlichkeiten an Bord der SOL erstellt worden war, legte folgende Voraussetzungen zum Sieg über MATERIA fest.

Erstens: Die SOL und ihre Besatzung mussten unverzüglich den Kampf aufnehmen.

Zweitens: Der Planet Camelot musste mit allen verfügbaren Ressourcen den Kampf gegen MATERIA unterstützen.

Drittens: Die Helioten, rätselhafte »Nutzer« der Brücke in die Unendlichkeit, mussten auf Seiten der Milchstraßenvölker in die Auseinandersetzung eingreifen.

Viertens: Mit Hilfe des Galaktikums musste eine umfangreiche Flotte aus minimal 50.000 Schlachtschiffen zusammengestellt werden, die gegen MATERIA bei Bedarf vorzugehen hatten.

Perry Rhodan stand vor der aussichtslos scheinenden Aufgabe, die vier Grundbedingungen zum gegebenen Zeitpunkt zu vereinen.

(aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 2.3.8. Strategische Vorbedingungen)

 

1.

11. Januar 1291 NGZ:

Die Ankunft des Sechsten Boten von Thoregon

 

Der Stern, eben noch der hellste am Nachthimmel von Camelot, teilte sich zu einer golden schimmernden Doppelscheibe.

Julian Tifflor fühlte sich an einen Kometen erinnert, der in die Lufthülle eines Planeten stürzte. Er folgte dem Kurs des scheinbaren Kometen mit in den Nacken gelegtem Kopf.

»Das ist er«, sprach er zu dem schwächlich wirkenden Mann neben ihm. Seine Stimme hörte sich belegt an. »Er ist wieder da, Homer.«

Als der Umriss in die höheren Wolkenschichten tauchte, verzerrte seine Kontur sich zu einem flammenden Pegasus, zu einem geflügelten Pferd in Ocker und Orange.

»Ich weiß, was er will«, flüsterte Homer G. Adams, der kleine Mann neben Tifflor.

»Wirklich?«

»Ja. Er will wieder dasselbe wie damals in der Provcon-Faust. Er will kämpfen. Und er will, dass alle sich auf seine Seite stellen.«

Über dem HQ-Camelot lag die bleierne Stille der endenden Nacht. Tifflor war überzeugt, dass man Adams' Stimme noch am anderen Ende der Aussichtsterrasse verstehen konnte.

Er ließ seinen Blick unruhig über die Menschen und Exoten wandern, die an der schmalen Seite der Brüstung standen, näher am Raumhafen-Landefeld des HQ. Für diese Leute war Perry Rhodan ein Messias. Der Bote einer neuen, möglicherweise göttlichen Ordnung, die den Namen Thoregon trug. Tifflor erkannte eine glühende Bewunderung in fast jedem Gesicht. Es war das einzige Element, das in den unterschiedlich geformten Augen der Wesen stets übereinstimmte.

Camelot war ein Planet voller Idealisten. Wenn es für die Milchstraße einen neuen Frieden gab, würde er von ihrer Welt ausgehen. Daran glaubten die Cameloter.

Und Rhodan würde das Symbol und die treibende Kraft dieses Friedens sein.

Julian Tifflor kannte ihn schon sehr lange, seit den Tagen, da die Menschheit in den Weltraum aufgebrochen war. Deshalb kannte er auch seine Schwächen.

Perry Rhodan war kein Gott und kein Götterbote. Rhodan war ein ungewöhnlich erfolgreicher, unsterblicher Mann, der im kosmischen Rahmen ein Gewicht erlangt hatte, das einem Menschen nicht zustand. Mit dieser Bedeutung würde Rhodan ringen müssen, solange sein Leben dauerte.

Der Pegasus am Nachthimmel verwandelte sich in eine hantelförmige, auf dem Kopf stehende Kontur.

Tifflors Blick klebte an dem goldenen Raumschiff. Die SOL war acht Kilometer lang, und die kugelförmigen SOL-Zellen an den Enden durchmaßen allein 2500 Meter. Es handelte sich um Ultraschlachtschiffe der alten GALAXIS-Klasse.

Die Menschheit hatte lange keine Giganten dieser Art mehr gebaut. Ihre Konstruktion erforderte Ressourcen, die ein ganzer Planet in einem Jahr nicht beschaffen konnte. Ultraschlachtschiffe passten nicht in die Welt von heute. Ihr Ehrfurcht gebietender Auftritt war verbunden mit den Imperien der Vergangenheit.

Nach wenigen Sekunden überstrahlte das goldene Leuchten die Lichter der Stadt, die das HQ-Camelot umgab.

Homer G. Adams, wichtigstes Finanzgenie der Milchstraße, einer der führenden Köpfe des Planeten Camelot, fixierte Tifflor mit einem düsteren Blick. »Die GILGAMESCH ist gerade erst fortgeflogen. Mit den besten Raumfahrern an Bord, die Camelot besaß. Diese Welt ist ausgeblutet, Tiff. Er wird hier nicht viel holen können.«

»Rhodan wird das nehmen, was wir haben. Und noch ein bisschen mehr.«

»Wenn wir es ihm gestatten«, sinnierte der schmächtige Mann. Seine Finger ordneten den schütteren Haarkranz, der im Wind auf der Terrasse durcheinandergeraten war. »Ihr habt ihm schon einmal die Gefolgschaft verweigert. Du und Atlan, damals in der Provcon-Faust.«

»Damals war die Situation eine andere. Camelot ist sein Planet. Heute geben wir ihm, was wir haben.«

Homer G. Adams prophezeite: »Wir werden es tun. Aber die anderen werden es nicht. Wenn er für Thoregon kämpfen will, dann benötigt er mehr als nur Camelot. Tiff, ich sehe eine verheerende Niederlage voraus.«

»Du glaubst nicht an Perry?«

»Damit hat es nichts zu tun. Ich glaube nicht an die Völker der Milchstraße. Sie haben ihn schon oft enttäuscht. Sie werden es wieder tun.«

 

*

 

Die SOL senkte sich auf das Landefeld nieder, das sich am Rand der Hauptstadt Port Arthur erstreckte. Einige hundert Meter über dem Feld verharrte das Schiff. Sein Gewicht war zu hoch, seine Ausmaße zu gewaltig für eine Landung.

Oberstleutnant Roman Muel-Chen, Emotionaut der SOL, riss sich die SERT-Haube vom Kopf und nickte Rhodan mit einer unverkennbaren Erschöpfung zu.

»Da wären wir. Unfallfrei und urlaubsreif.«

Rhodan ließ seinen Blick in die Runde wandern. Fee Kellind, die Kommandantin; die Piloten Juno Kerast und Pria Ceineede; Oberstleutnant Don Kerk'radian, als Leiter der Schiffsverteidigung derzeit arbeitslos; im Hintergrund Monkey, Tautmo Aagenfelt und Ruud Servenking.

Ihre Gesichter zeigten Spuren von Entkräftung. Der Flug von DaGlausch in die Milchstraße lag gerade hinter ihnen. Sie hatten SENECAS Angriff überstanden, die Nano-Kolonne vernichtet, und am Ende war ihnen die Flucht vor der Kosmischen Fabrik MATERIA geglückt.

Das war es, was Muel-Chen mit Urlaub meinte.

Hinzu kam jedoch ein weiterer Umstand von großer Wichtigkeit. All diese Menschen stammten aus Alashan. Das bedeutete, sie waren vor sechzehn Monaten in eine ferne Galaxis verschlagen worden, getrennt von Familien, Freunden und Lebenspartnern. Viele hatten ihre Kinder in Terrania zurückgelassen, scheinbar ohne Aussicht, diese jemals wiederzusehen. Nun kehrten sie zurück in die Milchstraße.

Rhodan versuchte, sich in die Köpfe seiner Leute hineinzudenken. Die Rückkehr musste ihnen vorkommen wie eine unverhoffte Gnade. Das Schicksal, das sie zu Heimatlosen in DaGlausch gemacht hatte, stellte sich unverhofft auf ihre Seite.

Alles das, was die Besatzungsmitglieder der SOL zurückgelassen hatten, war zum Greifen nah, eine Tagesreise entfernt. Sie mussten nur noch hinfliegen.

Noch in der Nacht konnten sie vor ihren Eltern stehen. Am Morgen verlorene Kinder in die Arme schließen. Und er, Perry Rhodan, sah sich gezwungen, alles wieder zunichte zu machen.

Er aktivierte das Mikrofon, das zu seinem Sessel gehörte.

»Wir werden auf Camelot eine Pause von mindestens zwei Tagen einlegen«, verkündete er mit belegter Stimme. Seine Worte wurden nun überall im Schiff gehört. »Leider kann ich der Besatzung nicht gestatten, die Pause nach Belieben auszunutzen. Es wird insbesondere keine Gelegenheit geben, nach Terra zu gelangen. Wer das für sinnvoll hält, kann seinen Angehörigen und Bekannten jedoch Nachrichten hinterlassen. Camelot wird diese Nachrichten weiterleiten. Wir alle sind mit dem Zustand der SOL vertraut. Wir werden die Tage auf Camelot benutzen, um soviel wie möglich zu verbessern. Ich bitte darum, permanent in Bereitschaft zu bleiben. Den Flug nach Terra holen wir nach, sobald die Umstände es zulassen.«

Rhodan erhob sich aus seinem Sessel, mit schweren Gliedern, und er sah neben sich plötzlich Reginald Bull stehen.

»Für uns fängt die Arbeit erst richtig an«, teilte er ihm mit. »In einer Viertelstunde treffe ich unten in Port Arthur Homer und Tiff. Dich bitte ich, an Bord zu bleiben, Bully. Du wirst die Arbeiten in der SOL koordinieren.«

 

*

 

Tifflor und Adams erwarteten ihn auf der Aussichtsterrasse des HQ-Camelot.

Rhodan grüßte beide mit einer Umarmung. Er hatte die Männer lange nicht gesehen, speziell Tifflor nicht. Über das Schicksal seines Sohnes Mike hatten sie ihn per Funk informiert.

»Wir haben nicht viel Zeit«, bedauerte er. Sein Blick fiel auf die Menschen und Extraterrestrier, die auf der anderen Terrassenseite standen. »Ich will ungestört mit euch reden.«

Adams und Tifflor führten ihn ins Innere des HQ. Ihre Schritte hallten durch einen leeren Korridor.

»Ich habe euch per Hyperfunk über die wichtigsten Details in Kenntnis gesetzt«, führte Rhodan aus. Ihm wurde bewusst, dass seine Stimme schroff klang. »Die Kosmische Fabrik MATERIA wartet am Dengejaa Uveso, am Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße. Wir wissen, dass sich Shabazza und ein Wesen namens Torr Samaho an Bord von MATERIA befinden. Sie sind auf der Jagd nach einer Superintelligenz, die sich offenbar unterhalb des Ereignishorizonts verbirgt. Diese Superintelligenz – wir wissen nicht, welche es ist! – hat anscheinend mit der Gründung von Thoregon zu tun.«

»Was geschieht eigentlich«, unterbrach Adams ihn, »wenn MATERIA die Superintelligenz erwischt?«

»Wir glauben, dass es das Ende von Thoregon wäre.«

»Wissen wir denn überhaupt, was Thoregon darstellt?«

Rhodan überging die Frage. Adams hatte natürlich recht. Aber das hieß nicht, dass er seine Aufgabe leugnen durfte. Er war der Sechste Bote von Thoregon, diesem Wissen konnte Perry Rhodan nicht entkommen.

»Die Menschheit wäre in jedem Fall schutzlos«, behauptete er. »Übrigens die ganze Milchstraße, auch wenn das jetzt für eure Ohren noch überzogen klingt. Denkt nur an Goedda! Hätte Shabazza mit seinem ersten Angriff Erfolg gehabt, die Milchstraße wäre heute entvölkert, und die Menschheit würde schon nicht mehr existieren. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen, Homer. Wir müssen gegen MATERIA kämpfen.«

Der kleine Mann mit dem schütteren Haarkranz, ebenfalls ein Getreuer seit den Tagen der Dritten Macht, stieß ein klagendes Geräusch aus.

»Was ist mit dir los?«

»Perry, du überforderst uns. Camelot ist kein unerschöpfliches Rohstofflager. Wir sind kein galaktisches Hightech-Kaufhaus und kein Heerlager.«

Rhodan sah den kleinen Mann mit verschlossenem Gesicht an. »Das weiß ich.«

»Wirst du Rücksicht darauf nehmen?«

»Das kann ich nicht.« Er machte eine kleine Pause, dann sagte er: »Homer, ich habe in meiner Hyperfunkbotschaft um die Mobilisierung von Experten gebeten. Stehen diese Leute bereit?«

»Sie warten nur auf das Signal.«

»Gut. Ich möchte, dass du sie alle an Bord der SOL schickst. Ich gestehe ihnen drei Stunden zu. In dieser Zeit sollen sie sich einen Überblick verschaffen.«

Adams lachte ungläubig. »Soll das ein Witz sein? Drei Stunden sind nichts!«

»Ich bin mir der Problematik bewusst. Die Besatzung der SOL ist vollzählig an Bord geblieben und wird den Experten behilflich sein.«

»Hör zu«, sagte Adams, »du musst ihnen wenigstens ein paar Tage geben. Das hier ist nicht Terra und nicht Arkon.«

Rhodan blieb plötzlich stehen. Adams und Tifflor waren bereits einige Schritte vorausgeeilt, als sie ebenfalls innehielten. Zwischen ihnen entstand plötzlich eine Distanz – und die räumliche Entfernung war ein Symbol dieser Distanz.

»MATERIA macht keine Pausen. Wir werden jeden Tag bitter bereuen, den wir jetzt verlieren.«

Homer G. Adams nickte. »Also gut, Perry. Ich schicke die Leute los.«

Der kleine Mann wandte sich ab und wollte gerade weitergehen, in einem stillen Protest, den seine Körperhaltung deutlich sichtbar nach außen trug.

»Aber das ist noch nicht alles«, sagte Rhodan schnell. »Die SOL wird bald weiterfliegen. Dann benötigen wir zusätzliche Besatzung.«

»Unsere Raumfahrer«, entgegnete Adams abweisend, »befinden sich an Bord der GILGAMESCH. In der Galaxis Chearth.«

»Das weiß ich.«

»Aber?«

»Ich benötige diese Leute.«

»Wie viele willst du, Perry?«

»So viele wie möglich. Dreitausend werden vorerst genügen.«

Adams verschwand in sein nahe gelegenes Büro. Rhodan meinte, noch durch die geschlossene Tür sein protestierendes Knurren zu hören.

 

*

 

Rhodan machte es sich in einem Sessel bequem. Er starrte aus dem Panoramafenster, das in mehr als hundert Metern Höhe lag, und verfolgte den Funkenstrom, der über dem Raumhafen aufstieg und vom mächtigen Leib der SOL verschluckt wurde.

Es handelte sich um Personengleiter. Adams hatte die versprochenen Experten in Marsch gesetzt.

»Du musst Homer verstehen, Perry«, bat Julian Tifflor ihn. »Camelot ist mittlerweile so etwas wie seine Schöpfung. Homer war immer jemand, der sich um Organisation, Profit und Wachstum gekümmert hat. Die Organisation Taxit ist sein Werk – sie hält Camelot am Leben. Das ist sein Lebensinhalt. Und jetzt kommst du aus dem fernen DaGlausch und nimmst ihm den Lohn seiner Mühe weg. Camelot wird den Aderlass möglicherweise nicht verkraften.«

Rhodan hielt Tifflor vor: »Camelot war niemals eine Gründung aus Selbstzweck. Camelot wurde nur geschaffen, um Gutes zu bewirken. Ich bin überzeugt, dass der Kampf um Thoregon eine gute Sache ist.«

»Keiner zweifelt daran.«

Rhodan musterte Julian Tifflor mit einem langen, prüfenden Blick. Unter seinen Freunden gab es niemanden, der ihm so ähnlich war wie Tifflor. Früher hatte er geglaubt, in Tifflor ein jüngeres Ebenbild seiner selbst zu sehen. Aber mittlerweile war das fast dreitausend Jahre her.

»Tiff, ich habe eine Bitte an dich zu richten. Eine neue Aufgabe, wenn du so willst.«

Der andere wölbte fragend die Augenbrauen. »Welche Aufgabe ist das?«

»Ich möchte, dass du der Botschafter Camelots im Galaktikum wirst. Du warst zwar die letzten vierzig Jahre nicht in der Milchstraße, aber wie ich dich kenne, hast du dich längst komplett eingearbeitet. Du bist für solche Zwecke der Beste. Ich will, dass du nach Mirkandol gehst.«

Wenn Tifflor überrascht war, so verbarg er die Tatsache mit großem Geschick. »Was soll ich dort?«

»Du bist ein Aktivatorträger. Die Völker der Milchstraße kennen deinen Namen. Deine Worte haben ein anderes Gewicht, als wenn ich irgendwen sonst schicke. Ich möchte, dass du meine Ankunft in Mirkandol diplomatisch vorbereitest.«

»Du willst selbst nach Arkon?«

»Ja. Ich beabsichtige, vor dem Galaktikum eine Rede zu halten. Und zwar am fünfzehnten Januar. An diesem Tag findet eine öffentliche Sitzung statt, zu der die wichtigsten Völker des Galaktikums Vertreter schicken. Ich weiß nicht, ob man mir gestatten wird zu sprechen. Solange Camelot offiziell mit dem Kristallimperium und der LFT verfeindet ist, sehe ich Schwierigkeiten. Diese Rede ist mir jedoch sehr wichtig.«

»Was für eine Rede soll das sein?«

»Ich will die Völker der Milchstraße für Thoregon gewinnen. Sie müssen uns im Kampf gegen MATERIA beistehen.«

In Julian Tifflors Gesicht erschien plötzlich ein feines, wissendes Lächeln. Nun war es an Rhodan, fragend die Augenbrauen zu wölben.

»Homer hat vorausgesehen, dass das deine Absicht sein würde«, erläuterte ihm Tifflor. »Homer sagte auch voraus, dass du keine Chance besitzt.«

Rhodan lächelte ebenfalls, wenngleich ohne Humor. »Es scheint Homer am positiven Denken zu mangeln«, urteilte er. »Ein großer Visionär war er noch nie.«

Sein Blick fiel auf das Hantelschiff, dessen Hülle aus Carit von innen heraus zu glimmen schien. Es hieß, das unzerstörbare Carit enthalte Spuren eines Materials, das die Kosmokraten den Ultimaten Stoff nannten. Rhodan konnte es kaum erwarten, die SOL vollständig bemannt und in gutem technischem Zustand zu erleben. Dann wurde sie zu einem mächtigen Instrument.

Tifflor fragte nach einer Weile: »Mit welchen Befugnissen gehe ich auf die Reise, Perry? Schließlich kann ich nicht als reiner Bittsteller auftreten.«