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Table of Contents

Titel

Impressum

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

 

 

 

 

Juliane Kanzler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die abenteuerliche Reise des traurigen Gartenzwerges

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DeBehr

 

Copyright by Juliane Kanzler

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2017

ISBN: 9783957534163

Grafiken Copyright by Fotolia ©lanych,  ©Anneke, © Martina Berg, © Tom Bayer, © Adwo, © milkovasa, © faraonvideo, © francescodemarco, © Naturecolors, © patila, © Artur Synenko, © JuergenL, © lotharnahler, © creativenature.nl, © Zacarias da Mata, © praisaeng, © Adwo, ©Pavlo Burdyak, ©Sara Winter, ©Makuba, ©rsool

 

KAPITEL 1

„Och, ist mir langweilig hier in der hintersten Ecke vom Garten. Wo mich niemand sieht, wo ich niemanden sehe.“

Nur ab und zu huscht ein Mäuslein an unserem traurigen Gartenzwerg vorbei und plaudert mit ihm über dies und das. Manchmal ist ein geschäftiger Igel unterwegs, um Insekten oder andere Leckereien für seine Kinder zu suchen, der sich ein wenig Zeit nimmt, ihm über das Geschehene im Rest des großen Gartens zu berichten. Ja, so jammert unser Gartenzwerg – der in der hintersten Ecke vom Garten – tagaus, tagein, weil ihn die Langeweile quält und ihn keiner sieht. Vielleicht steht er hier hinten, weil er nicht mehr sehr schön anzuschauen ist mit seiner krummen Nase. An seiner Jacke blättert auch schon etwas grüne Farbe ab. Na ja, er ist nicht mehr der Jüngste.

Aber gerade diese Tatsache spricht für seine Lebensweisheit, die er mit den Jahren erworben hat. Er ärgert sich darüber, dass jetzt vorn, vorm Haus, an der Straße – für jeden sichtbar – Schneewittchen mit ihren sieben Zwergen stehen darf und den vorbeigehenden Leuten beim Ansehen das Herz erfreut. Er freut sich ja für sie, aber trotzdem ist er traurig. So traurig, dass er schon seit Tagen darüber nachdenkt, ob er sich nicht auf den Weg machen sollte, sein Glück in der Welt außerhalb des Gartens zu suchen. Er hadert, doch er denkt darüber nach.

Dann kam der Tag, an dem man ihm übel mitspielte, man stieß ihn mit dem Fuß – wer immer es auch getan hat – und ließ ihn liegen. Erst der in der Dämmerung vorbeikommende geschäftige Igel sah ihn liegen und half ihm wieder auf. Noch kläglicher sah er jetzt aus, weil noch mehr Farbe von seiner Jacke abgebröckelt war. Der arme, arme Gartenzwerg. Dicke Tränen kullerten von seinen Wangen auf die grüne, alte Jacke und er schwor sich, am nächsten Tag mit Beginn der Dämmerung den Garten zu verlassen und sein Glück in der Welt zu suchen. Es fiel ihm nicht leicht, wirklich nicht leicht – doch er musste es tun.

Nicht nur unserem armen, armen Gartenzwerg spielte man so übel mit. Nein, es gab, ganz nahe in der Nachbarschaft, auf dem Nachbarhof, den „General“, einen großen stattlichen Hahn, der beim Kampf mit einem jüngeren, kräftigen Hahn, den Kürzeren zog und nun allein, auf der anderen Seite des Hühnerzaunes, an die glücklichen Zeiten zwischen seinen Hühnern dachte.

Ungerecht geht es in der Welt zu, so ungerecht, dachte er. Wenn es ihm dann mal auf der anderen Seite des Hühnerzaunes besser ging und er an eben diese alten Zeiten, als er der Hahn auf dem Hühnerhof war, dachte, erhob er seine Stimme, schwang die Flügel und schmetterte sein „Kikeriki, kikeriki, kikeriki“ in die Luft und alle Hähne im weiten Umfeld konnten ihn hören und erwiderten seinen Ruf ebenso mit ihrem Kikeriki. Dann fühlte er sich wie ein General, der allen sagte, wo es langgeht. Er fühlte sich wie der Herrscher aller Hühnerhöfe im Dorf.

Er wurde stolz und lief erhobenen Hauptes mit seiner Generalsschärpe und dem Säbel im Schaft an der anderen Seite des Hühnerzaunes entlang, bis ihn wieder die Gegenwart einholte und er feststellen musste, dass es nur ein Traum, ein schöner Traum aus alten Zeiten war, der ausgeträumt ist. Die Hühner folgten dem jungen, starken Hahn und er war allein, so allein, dass er sich wünschte, einen einzigen Freund haben zu können und mit ihm noch einmal die Welt zu erleben. Und so verging Tag für Tag und er spürte seine Kräfte schwinden, doch eine Lösung fiel ihm nicht ein. Eines Abends, es wurde schon langsam dunkel, vergaß er sogar, in welchen Stall er zur Nachtruhe gehen musste. Das Schicksal spielte ihm schon übel, mit und es blieb ihm nichts anderes übrig, als im Freien zu übernachten.

Da der Abend mild und die Nacht nicht lang war, ließ er es geschehen, suchte sich einen Schlafplatz unter einem dichten Strauch im Blumengarten an der Straße und schlief ein.

Und genau an diesem so milden Abend beschloss unser Gartenzwerg aus dem Nachbarhof, seine hinterste Ecke im Garten zu verlassen, um sein Glück in der Welt zu finden. Er wartete den nahenden Abend ab, packte seinen Rucksack und lief los, vorbei an den Fischen im Teich, in Richtung Holzstapel unter den Tannen. Hier angekommen, setzte er sich auf ein Holzscheit und schaute in den Himmel, der – voll von Tausenden Sternen – funkelte und strahlte. Die Sterne werden mir den Weg aus dem Garten zeigen und mir auf meiner Wanderung den Pfad weisen, dachte er traurig, als er plötzlich, ganz nah neben sich, unter dem Stapel aus Holz ein Kratzen und Schniefen hörte.