Walther Kabel

Erotische Romane: August Summers Ehe + Der nackte Schnucki + Pumpmolch + Der tönende Sumpf + Anitas Traum

 
 
 
 
 
 
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2017 OK Publishing

 
ISBN 978-80-7583-519-2

Inhaltsverzeichnis

August Summers Ehe
Der nackte Schnucki
Pumpmolch
Der tönende Sumpf
Anitas Traum

August Summers Ehe

Inhaltsverzeichnis
1. Theater
2. Hochzeitslehren
3. Die Nacht
4. Das Komplott
5. Irrtümer

1. Kapitel
Theater

Inhaltsverzeichnis

Über dem runden Stammtisch im Hamburger Hof schwammen die dicken Rauchschwaden von sechs Zigarren und einer Zigarette in der Luft. Trotzdem saßen acht Herren um den Tisch herum. Aber der Regierungsbaumeister August Summer war eben Nichtraucher.

Der große eiserne Ofen in der Ecke spie Glutwellen aus. Es war auch nötig. Draußen zeigte das Thermometer 15 Grad unter Null. – Das kleine Honoratiorenstübchen war im übrigen leer; die beiden anderen Stammtische hatten heute Feiertag.

Amtsgerichtsrat Schacht, Junggeselle, von den Damen stets heimlich Schuft genannt, weil er nur mit einer sehr stattlichen Wirtschafterin zusammenhauste, der man mehrere uneheliche Kinder nachsagte, schlug derb mit der Faust auf die blendend weiße Tischplatte.

»Herrschaften – laßt mich mit all dem Roman- und Novellenzeug in Ruhe! Da schreiben diese Herren Dichter Seiten und Seiten von Liebe und Liebesglück, von Sichfinden, von Sichnichtverstehen, von keuschem Empfinden, reinen Gefühlen und so weiter. Alles verlogenes Zeug, alles Unnatur! Ich bitt’ Sie: wie soll ein Schriftsteller wohl zum Beispiel eine Ehe, die in die Brüche geht, richtig schildern, wenn er nie den Kernpunkt entblößen darf. Er muß ja stets das Wichtigste weglassen. Sonst schreien die Philister Zeter und Mordio! – Das Wichtigste: und das ist in jeder Ehe doch das intime Verhältnis zwischen Mann und Weib, das sind jene Beziehungen, die man nur in den – verdammten französischen Romanen mal angedeutet und enthüllt findet! – Was ist denn die Ehe? Hat der Staat sie etwa deshalb unter gesetzlichen Schutz genommen, damit »er« »sie« nur anhimmelt – wie man’s in dem Romanquatsch lesen kann! Nein: die geschlechtlichen Beziehungen sind und bleiben der Kernpunkt! Die Ehe wird stets glücklich sein, in der die beiden Gatten ihre volle körperliche Befriedigung finden. Hungert ein Teil, so ist der Konfliktsstoff schon da –« Er unterbrach sich plötzlich, wandte sich an August Summer, der mit hochrotem Kopf stier in sein Bierglas geschaut hatte.

»Entschuldigen Sie, bester Baumeister, – ich hatte ganz vergessen, dass Sie uns heute mal ausnahmsweise hier am Stammtisch die Ehre gegeben haben, daß Sie sich verlobt haben und außerdem Ihrer strengen Moralbegriffe wegen überall hier im Städtchen gepriesen werden, – nein, wurden, denn diese Lobgesänge auf Ihre Tugendhaftigkeit, die in allen Häusern mit heiratsfähigen Töchtern erschollen, dürften nun verstummt sein, nachdem Sie gewählt haben. – Ja, bester Baumeister, so ist nun mal die böse Welt: dem Ehekandidaten flicht man Kränze, den Bräutigam »der Anderen« beschmeißt man dann mit Äpfeln, die die Pferde verloren haben. Entschuldigen Sie, – Sie werden schon wieder rot. Aber ein Pferdeappel ist wirklich nichts Unmoralisches, ist etwas ganz Natürliches, genau so, wie die beiden Ehebetten im Schlafzimmer nichts Unmoralisches an sich haben – wenigstens nicht für vernünftige Leute. Im übrigen schwärme ich für das französische, einschläfrige Ehebett. Es wirkt belebender –«

August Summer erhob sich, stotterte: »Die Herren gestatten, daß ich mich empfehle. Ich muß meine Braut noch von der Theaterprobe abholen –«

Und weg war er, – überhastet, als fliehe er vor der Hölle.

Als er hinaus war, sagte der Zigarettenraucher, der Assessor Max Scharpka: »Armer Kerl! Seine Eltern verdienten noch heute eine Tracht Prügel für so ne blödsinnige Erziehung! Ich habe nie geglaubt, daß es solche hahnebüchnen Erziehungsprodukte geben könnte, – bis dann dieser Summer hier vor vier Wochen erschien, um die Vorarbeiten für den Bau der neuen Kirche zu leiten. Da hab’ ich denn dieses Unglückswurm gleichsam studiert und schon nach drei Tagen Gott auf Knien gedankt, daß er mir einen Vater beschert hat, der schon zu mir, dem Untersekundaner sagte: »Junge, wie’s mit dem kinderbringenden Storch bestellt ist, das werden Dir schon Deine Freunde beigebracht haben. Ich will Dich nur vor jenen Weibern warnen, die für Geld ihren Körper feilbieten; nicht vor allen. – Sie sind ein notwendiges Übel. Hüte Dich vor einer Vergiftung Deines jungen Körpers. Sei vorsichtig!« – Er hat dies Thema noch weiter ausgesponnen. Und seine Offenheit hat mir wahrlich nicht geschadet. Gewiß – ein Duckmäuser bin ich nicht, aber auch kein Wüstling. – Wenn ich mich mal verlobe, dann wird’s –« Er schwieg, hüstelte, lachte verschmitzt.

Und der Gymnasialdirektor Berg rief: »Was heißt das, Scharpka: »Wenn ich mich mal verlobe!« – Sie sind doch verlobt, tragen einen Ring, erzählen, schwärmen überall von Ihrer Braut, haben ja auch mindestens sechs Bilder in Ihrem Arbeitszimmer stehen –«

Der Assessor schaute sich um. Der Kellnerjunge war nicht da. Dann meinte er leise:

»Bitte um Ihr Wort, meine Herren, daß Sie reinen Mund halten – gegen jedermann. – Danke – die Versicherung genügt mir. – Ich bin nicht verlobt. Der Ring ist Messing vergoldet. Die Photographien meiner »Braut« sind die meiner letzten Berliner Freundin. Ich gebe mich seit meinem Assessorexamen stets als verlobt aus. Das hat seine großen Vorteile. – Man vergleiche nur hier: als ich vor drei Monaten zur Vertretung hier nach Bernburg kam, nahm man mich überall freundlich auf. Ich erwecke in töchterreichen Familien keinerlei Hoffnungen. Ich blieb für alle der angenehme Gesellschafter. – Und Summer?! Die Frau Steuerrat nennt ihn nur »Heuchler, Familientäuscher«, die Frau Sanitätsrat nur noch einen »betrogenen Betrüger« – und so fort. Mir sind alle diese Ehrentitel erspart geblieben. Die jungen Damen verkehren mit mir ganz harmlos, geben sich mir gegenüber, wie sie wirklich sind, und so lerne ich jede ganz genau kennen, während Summer immer nur die frisch lackierte Hülle gezeigt wurde. Allerdings – er hätte ja nie Spreu vom Weizen zu scheiden verstanden. Und nun – ist er verlobt.«

»Das heißt: verlobt worden!« meinte der Tierarzt Doktor Grüttner, der ein entzückendes Frauchen hatte. »Meine Else ist ja dabei gewesen. Aber – ich will mir den Mund nicht verbrennen –«

Schucht-Schuft winkte mit der Hand ab. »Brauchen Sie auch nicht, Doktor. Das pfeifen ja die Spatzen von den Dächern. Doll muß’s gewesen sein! – Ja – die Frau von Blüler versteht’s –«

Direktor Berg bat um Einzelheiten. – »Gut,« meinte der Rat. »Aber – Diskretion Ehrensache. – Ich hab’s von meiner Anna, meiner Wirtin; und die hat’s von der Köchin von Blülers – also totsichere Quelle – Die Geschichte war so: Damenkaffee bei Blülers; zum Abendessen auch ein paar Herren, natürlich nur Kandidaten für die beiden Mädels – pardon, jungen Damen – Summer als lohnendstes Objekt wird für halb sieben gebeten, erscheint, legt im Flur ab, und die Köchin muß ihn in das dunkle sogenannte Rauchzimmer bringen, wo Klärchen bereits – weinend am Fenster saß, weiter Krokodilstränchen vergoß, bis der total vertatterte Baumeister schließlich wohl fragte, was ihr fehle. Und da wird sie sich an ihn geschmiegt haben, und dann kam die teure Mama, holte flugs die ganze Damengesellschaft, drehte das Licht an – und da saß Klärchen ihm auf dem Schoß: Verlobung fertig! – Ja – schlau muß man sein, nur schlau. – In einem Roman finden Sie so was selten, meine Herren. Da lieben sie sich immer bis zum Verrücktwerden – ganz keusch natürlich, und nachher – »schenkte Gott ihnen einen Sohn –« – auch ganz keusch. – Alles Schwindel, meine Herren! Wie anders könnten die meisten Ehen sein, wenn die Männer nicht so dämlich wären und so – schüchtern, so ängstlich vor der Ehe – vor der Ehe. Der Durchschnitt heiratet ja, ohne auch nur im entferntesten zu wissen, ob das Bräutchen ihn auch nicht enttäuschen wird. Und nachher haben sie dann so ’n Geschöpf auf dem Halse, das ihnen nichts anderes ist als – Reinmachefrau und Köchin, nur nicht – Geliebte. – Alles Schwindel –« –

Inzwischen wanderte August Summer durch das Schneegestöber und die halbdunklen, holprigen Straßen nach dem Hotel Prussia, wo der Bernburger Gesellige Verein jetzt wieder einen Theaterabend vorbereitete. – Der Schnee zerrann ihm auf dem heißen, empörten Gesicht, dem braven Baumeister, und wütend murmelte er: »Nie wieder an den Stammtisch, wo dieser Schucht-Schuft den ordinären Ton angibt - nie wieder!« Und er dachte an sein zartes, zärtliches, reines Klärchen, das ihm nur ganz selten einen Kuß bewilligte und das stets aus dem Zimmer lief, wenn die Mama von der baldigen Hochzeit sprach. Ja – noch vier Wochen. – Dann war er Ehemann.

Aber – er freute sich nicht auf den großen Tag. – Nein – ihm graute so etwas davor. – Denn – dem Tage folgte ja die Nacht. Und was er da mit Klärchen beginnen sollte, besser, wie er’s anstellen sollte, wirklich Ehemann zu werden, das – das war ihm vorläufig noch unklar. Mut gehörte dazu – erprobter Mut. – Und – er hatte ja nie in seinem Leben geprobt. Er hatte stets nur gearbeitet und gearbeitet, um das durch Fleiß zu ersetzen, was ihm an Begabung fehlte. Leider hatte stets recht viel gefehlt. Und trotz aller Ochserei waren seine Examina stets recht mäßig gewesen.

So schritt er dem Hotel Prussia zu. Und nach langem Grübeln kam er zu dem Entschluß, sich vertrauensvoll an den Assessor Scharpka zu wenden. Der war ja auch verlobt, und der meinte es gut mit ihm; das fühlte er. Scharpka hatten sicherlich schon häufig – geprobt, und daher würde er ihm fraglos so einige Winke geben können – von wegen: wie, wann, wo, wie lange – und so weiter. –

Klärchen von Blüler – der Papa war verkrachter Rittergutsbesitzer, jetzt Agent für all und jedes, Spieler und Schürzenjäger, aber ein prächtiger Mensch trotz alledem – stand mit dem Regierungsreferendar von Schlitz in dem kalten, dunklen Garderobenraum hinter der Bühne und – fror doch nicht.

Zu sehen war von den beiden nichts. Es war wirklich ganz dunkel in dem einfenstrigen Zimmer, in dem es nach Staub, Parfüm, Schminke und Zigaretten roch.

Klärchen weinte leise. Heute echte Tränen. Man hörte sie klagen: »Ach, Egon, – ich konnt’ ja doch nicht anders. Du hättest mich ja doch nie geheiratet – mit Deinen Schulden, wo ich doch nur die Ausstattung kriege. Und – alte Jungfer will ich doch nicht werden. – Egon, sei lieb zu mir, ich beschwör’ Dich. Ich bleibe Dir treu – so lange Du willst –« Sie weinte stärker.

»Dummchen,« meinte der lange Schlitz. »Dummchen – treu bleiben! Nach vier Wochen bist Du Frau Summer. Und dann – dann bin ich erledigt, ohne daß Du mir je auch nur ein bißchen mehr erlaubt hast, als mal – Dir in Deine Wade zu kneifen –«

Klärchen schwieg, schmiegte sich enger an ihn, flüsterte dann: »Wir – wir waren ja nie – recht allein –«

»Oho!« verteidigte er sich. »Nicht allein?! – Nein – Du warst vielmehr stets so gräßlich prüde, mein Stüpschen, daran lag’s –!«

»Nenn’ mich doch nicht immer Stüpschen. Was kann ich für meine Stupsnase –«

Er hörte nicht hin. Er tastete mit der linken nach dem alten Glanzledersofa, setzte sich dann, zog sie auf den Schoß, küßte sie, preßte sie an sich – mit der Linken.

Es war gut, daß es hier so finster war. Klärchen hatte nämlich sehr bald allen Grund, sehr rot und verlegen zu werden. Aber – sie hielt still – und küßte wieder, bat dann nur flehend: »Oh – Egon – wenn jemand kommt – sei doch vernünftig – ich flehe Dich an. Sei nicht – so – so wild – Egon! – Lisa fährt morgen auf drei Tage zu Schönburgs aufs Gut, – dann bin ich allein oben in unserer Erkerstube. – Dann – dann –«

Sie schrie auf, riß sich los, flüchtete zur Tür, schlüpfte hinaus hinter die Kulissen.

Man probte gerade den zweiten Akt eines Birch-Pfeiffer-Stückes, in dem »sie« sich zum Schluß natürlich kriegten – nebst zwei anderen Paaren.

Schlitz folgte, klemmte das Monokel fester, näselte dann, da die Frau Apotheker Gruber ganz in der Nähe stand:

»Gnä’jes Fräulein müssen mit mehr Temperament die Rolle spielen –«

Da flüsterte ihm Klärchen zu: »Dein Schlips sitzt ganz schief – Du. – Sieht man mir was an?«

»Nischt – reineweg nischt, Stüpschen. – Übrigens, da ist ja eben auch Dein teurer Geliebter erschienen. Geh’, gib ihm die Pfote. Aber keinen Kuß! Er könnte noch meine Zigaretten schmecken –«

»Der?! – Hast Du ne Ahnung, Egon! So wie der küßt! – Addio, Langer. Also morgen. Um elf – pünktlich. Ich laß Dir den Hausknochen am Bindfaden herab. Zieh’ aber gleich unten die Schuhe aus. Mama hat so’n leisen Schlaf, wenn sie nicht genug Kognak im Hause hat. Und heute war keiner da, und der Kaufmann pumpt nicht mehr –« –

August Summer putzte seine goldene Brille. Ohne Brille sah er so gut wie nichts. Er hatte die Gummischuhe anbehalten, und seine an den Knien weit ausgebeulten Beinkleider legten sich in charaktervollen Harmonikafalten auf diese Gummigaloschen. In seinem dünnen, langen Schnurrbart hing noch Schnee. Und sein gelb und grün gestrafter Schlips hatte vorn einen großen nassen Fleck.

Er erkannte sein Klärchen nicht eher, bis sie ihn ansprach:

»Tag, Du. Nett, daß Du gekommen bist. Ich habe mich schon so gesehnt –« Wonach – das ließ sie offen.

Sie gab ihm die Hand, nachdem er schnell seine Brille aufgesetzt hatte. Dann brachte sie ihn zu der Mama, die mit der Frau Landrat vor der Bühne saß und über Lisas Heiratsaussichten sprach.

August Summer küßte den Damen die Hände – sehr ungeschickt, was beiden sehr unangenehm war, denn der Tatarenschnurrbart hatte auf den Handrücken feuchte Spuren hinterlassen.

»Wie geht’s, lieber Sohn?« meinte Frau von Blüler süßlich lächelnd. Ihr Gesicht flammte zumeist in verdächtiger Röte, und die böse Fama wollte wissen, daß sie ihrem Mann wacker geholfen hätte, das Rittergut – durch die Gurgel zu jagen.

»Danke gehorsamst, liebe Mama,« stotterte er in tödlicher Verlegenheit, denn er hatte gesehen, wie die Frau Landrat sich die nasse Hand sehr deutlich abtrocknete.

Dann nahm Klärchen ihn beiseite. »Gusti, Du hättest die Gummischuhe ablegen können,« sagte sie mild. »Du wirst Dich sonst nachher draußen erkälten. Und morgen gehen wir und kaufen zusammen einen anderen Schlips. Schade – dieser Grün-Gelbe ist jetzt leider ganz naß, und die Farben werden verlaufen. Er war so geschmackvoll. Aber ich liebe doch mehr die einfarbigen, lieber Gusti.«

Da trat Egon von Schlitz hinzu.

»’n Abend, Herr Regierungsbaumeister. Lange nicht jesehn. Wie steht’s? – Ob ich mitspiele – Jott bewahre! Meine Cheffeuse, die Landrätin, hat mich mit herjeschleppt. Ich bin für’s Theater totaliter talentlos. Ich könnt’ nicht mal ’n Schirmständer mimen, würde sicher umfallen vor Kulissenfieber – Tatsache!«

»Ja – ja, deshalb habe ich ja auch ablehnen müssen, mitzuwirken,« meinte Summer eifrig. »Also Sie leiden auch an Kulissenfieber? Das hätte ich nicht gedacht – wirklich nicht –«

»Oh – ich bin schüchterner, als Sie sich’s vorstellen können. Bei mir macht’s nur die Energie – Tatsache! – Versuchen Sie’s nur mal. Nehmen Sie sich recht fest vor: Jetzt bin ich nicht schüchtern! – Dann geht’s schon. – Soeben sprach ich auch mit Ihrem Fräulein Braut über dieses Thema. Fräulein Klara hat jetzt ebenfalls die Überzeugung gewonnen, daß ich zuweilen kaum weiß, wo ich die Hände lassen soll – Tatsache!«

Der lange Schlitz machte dazu ein so todernstes Gesicht, daß Klärchen sich schnell abwandte und das Losprusten durch ein falsches Hatschi! verdeckte.

Summer nickte hocherfreut. »Sehen Sie, so geht’s auch mir sehr oft! Die Hände sind mir geradezu lästig. Am liebsten trage ich stets etwas. Dann hat man sozusagen einen Halt –«

»Ganz recht – oder man faßt etwas an – sei es, was es sei, – ich meine, man stützt sich darauf – auf einen Stuhl, ein Ledersofa, – na – es gibt ja so vieles, was sich anfassen läßt –« –

Nachher brachte Summer Schwiegermutter und Braut heim. Und als er dann vor dem Hause anlangte, in dem auch Assessor Scharpka zwei möblierte Zimmer bewohnte, sah er hinter dessen Fenstern noch Licht.

Da faßte er sich ein Herz und klopfte noch bei Scharpka an, um – über hochzeitliches Benehmen sich belehren zu lassen.

2. Kapitel
Hochzeitslehren

Inhaltsverzeichnis

Der Assessor hatte sein möbliertes Arbeitszimmer, obwohl er doch so alle drei Monate anders wohin zur Vertretung eines erkrankten oder sonstwie beurlaubten Kollegen geschickt wurde, sehr behaglich mit Hilfe einer Menge Sachen, die er stets in zwei Holzkisten mit sich schleppte, herausstaffiert. Er besaß Geschick dazu, und er liebte ein gemütliches Heim. Die meisten dieser Dekorationsgegenstände waren ebenso eigenartig wie wertvoll, alles eben Andenken an Reisen, die Scharpka selbst bis nach China hingeführt hatten – heutzutage nichts Besonderes mehr, da man ja von Berlin in knapp drei Tagen mit der sibirischen Bahn bis an die Gestade des Stillen Ozeans gelangen kann. Die guten Bernburger hatten sowohl dieser Reisen als dieser kostbaren Reiseandenken wegen dem Assessor zunächst ein Riesenvermögen angedichtet, bis er achselzuckend erklärt hatte, leider wäre das nicht der Fall, und die Reisen hätte er stets nur als Gast eines prinzlichen Freundes sich leisten können.

Der Assessor, der gerade einen Brief geschrieben hatte, empfing den Baumeister ehrlich erfreut.

Ihm tat Summer leid. Ganz besonders deswegen, weil dieser ausgerechnet auf Klärchen hineingefallen war, deren wahren Charakter Scharpka sehr bald durchschaut hatte. Aber auch sonst. Der Baumeister war ja fraglos ein hochanständiger, wenn auch für diese miserable, verderbte Welt völlig unbrauchbarer Mensch.

»Nehmen Sie Platz. Schade, daß Sie nicht rauchen, Verehrtester –« meinte er und deutete auf einen der alten Plüschsessel am Mitteltisch. »Ein Laster muß nämlich jeder haben – mindestens!« scherzte er, um die feierliche Miene seines Gastes etwas aufzuhellen. »Wir können unmöglich als reinblütige Tugendbolde durchs Leben pilgern - wirklich nicht. Da werden wir ja uns und den lieben Mitmenschen langweilig, – Tatsache! Sie sehen, dieses Bekräftigungswort habe ich mir leider bereits durch den häufigen Umgang mit Egon von Schlitz-Bilgenstein angewöhnt. – Aber ein Glas Wein müssen Sie trinken – müssen! – Nein, mein lieber, keine Widerrede. – Zumal es sich um einen Roten handet, der erstklassig ist –«

»Entschuldigen Sie, aber zu dem, was mich hergeführt hat, paßt wirklich kein Getränk der Leichtfertigkeit –«

»Nanu?! – Das klingt ja, als ob Sie mir den Tod eines lieben Verwandten mitteilen wollten –«

»Es handelt sich auch um eine sehr - ernste Angelegenheit, die mir schon seit Tagen die Ruhe nimmt –« Summer stotterte schon wieder etwas. Aber Scharpka hatte Mitleid mit ihm, half ihm liebenswürdig, sagte herzlich:

»Legen Sie sich keinen Zwang auf. Tun Sie, als wäre ich Ihr Beichtvater oder Ihr Rechtsanwalt. Diskretion Ehrensache – selbstredend. – Aber – ein Glas von meinem Rotspon müssen Sie doch kosten. – So – funkelt der nicht geradezu prächtig. Und die Blume – dieser feine Duft! – Prosit, Baumeister. – Machen Sie ein anderes Gesicht! Einen Mord haben Sie ja kaum auf dem Gewissen. Mithin wird die Beichte Ihnen wohl nicht so arg schwer werden –«

Summer trank. Dann begann er, während der Assessor sich in die Sofaecke neben ihn setzte:

»Ich heirate doch nun in kurzem. – Hm – und – davor habe ich – Angst –« Er drehte vor Verlegenheit Zöpfchen aus den Fransen der Tischdecke.

»Wovor? – Etwa vor den Pflichten, die jeder Mann mit der Ehe übernimmt, – ich meine – vor den ehelichen Pflichten?«

»Ja. – Sehen Sie, lieber Assessor, ich – ich bin noch nie mit einer Frau nachts in einem Zimmer allein gewesen – noch nie. – Sie verstehen wohl. Und nun, wenn wir uns von der Hochzeitstafel zurückziehen müssen und wenn wir dann in das neue Heim kommen, dann – dann ist es doch Nacht, und wenn man auch noch so lange zögert, schließlich muß man ja doch mal ans Schlafengehen denken, muß – sich neben seine Frau in das andere Bett legen – und – und – Ja – das Weitere ist mir eben ganz – ganz unverständlich. Ich – ich würde mich nie getrauen, zu Klärchen zudringlich zu werden – niemals. Sie ist ja so harmlos, so rein. Letztens, als wir auf ihrem Hofe standen und die Hühner fütterten, und als da plötzlich der Hahn – hm – also der Hahn – sehr frech einer Henne gegenüber wurde, da rief Klärchen: »Ach, Gusti, – jag’ den Hahn doch herunter. Er tut der Henne sicher weh – er scheint so wütend zu sein –« – Ja – so harmlos ist sie –«

»Kleine Kanaille!« dachte Scharpka.

»Und – einem so reinen Wesen soll ich nun – soll ich – soll ich – Nein – das kriege ich nie fertig, nie, – oder doch nur, da ’s ja nun doch zu den gesetzlichen Pflichten gehört, nur dann, wenn Sie – Sie mir so etwas helfen dabei – natürlich nicht persönlich, nein – ich meine so – durch gute Ratschläge –«

In diesem Augenblick erscholl unten auf der Straße eine gellende Trillerpfeife.

Scharpka sprang auf. »Es ist Schlitz’ Signal. Darf ich ihn rauflassen, Baumeister? – Wissen Sie, ich glaube, der Egon Schlitz kann Ihnen in Ihrem schwierigen Fall weit bessere Ratschläge geben. Meine Erfahrungen mit der holden Weiblichkeit sind nicht so vielseitig wie die Egons – lange nicht so vielseitig –« Scharpka hatte keine Ahnung, daß gerade Schlitz derjenige war, der mit dem reinen Klärchen seit Wochen ein zärtliches Techtelmechtel unterhielt.

Dann trat der dünne, patente Schlitz ein.

»’n Abend allerseits. – Ein Sauwetter. – Wenn’s jetzt in Berlin auch so schneestürmt, machen die Jüngerinnen der promenierenden Venus vaflucht schlechte Jeschäfte. – Sie auch noch auf, Herr Regierungsbaumeister? – Ich kann Ihnen nur raten: meiden Sie Scharpkas Bude. Hier jewöhnt man sich’s Saufen an – Tatsache!«

Er warf den eleganten Gehpelz über einen Stuhl, setzte sich in den andern Klubsessel, nahm eine Zigarette aus der Schale, musterte Summer und meinte: »Jott noch mal – machen Sie aber ein Jesicht! Wie ’n Leichenträger –«

Der Assessor wurde nun von Summer gebeten, was wieder nur stotternd geschah, Schlitz »den Fall« vorzutragen.

Schlitz hörte andächtig zu. Als Scharpka ebenfalls als Beweis für Klärchens absolute Reinheit die Hühnergeschichte erzählte, nickte Schlitz eifrig: »Ja – ja, ganz recht, was Ähnliches hab’ ich mit Fräulein Klara auch schon erlebt – ganz etwas Ähnliches – bei Gallbergs auf dem Gut, als wir zufällig hinzukamen, als der Deckhengst – na – ich will nicht deutlicher werden. – Da tat Ihr Fräulein Braut eine ähnliche Äußerung. – Im übrigen: ich bin bereits genügend unterrichtet, worüber Sie genaue Anweisungen haben möchten. – Hm – das ist nun ein schlimme Sache – besonders da Sie so gänzlich Neuling in derartigen Betätigungen unseres Mannestums sind. Wenn ich Ihnen raten darf: unternehmen Sie zunächst gar nichts! Seien Sie sehr lieb zu Ihrer jungen Gattin, nehmen Sie jede, jede Rücksicht auf ihre Schamhaftigkeit und – warten Sie ab, bis ganz von selbst das enge Zusammenleben gewisse kleine Vertraulichkeiten herbeiführt, bis das Schamgefühl der keuschen Frau langsam abstumpft, und – dann, wenn Sie glauben, endlich etwas weiter gehen zu können, dann – kaufen Sie drei Flaschen Sekt, trinken sie zu zweien aus und – blättern dabei ein wissenschaftliches Werk durch, das sehr viele Bilder hat und das ich Ihnen leihen werde. Es heißt: Die Liebe bei den Naturvölkern.«

Er prostete Summer zu. »Ihr Spezielles! – Jedenfalls ist diese Art, Ehemann zu werden, die vornehmste. Alles Tierisch-Wilde fällt dabei weg; die junge Gattin wird entzückt sein über des Liebsten zarte Rücksichtnahme; ihre Liebe wird wachsen; und aus dem Übermaß der idealen Zuneigung wird allmählich die gesunde Sinnlichkeit aufkeimen, die schließlich in jedem Wesen schlummert –«

Scharpka sagte gar nichts. Er war nicht ganz einig mit sich, ob dieser große Filou, der Schlitz, all das ernst meine oder ob er den armen Baumeister nur aufziehe. Diese »vornehme Art«, Ehemann zu werden, war ja zweifellos diesem Rackerchen von Klärchen gegenüber gänzlich unangebracht. Aber – er konnte Summer doch nicht sagen: »Hören Sie – Ihr reines Klärchen ist meines Erachtens mit allen Salben gesalbt. Und ich halte die andere Methode, die tierisch-wilde, hier eigentlich für die passendere.« – Nein – das konnte er nicht. Er mußte die Dinge schon ihren Lauf gehen lassen – Schlitz’ Ratschläge waren ja schließlich nicht gerade schlecht. –

Und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Während der Hochzeitstafel im Hotel Prussia, die durch die Geldspende eines reichen Onkels der Blülers ziemlich üppig ausgefallen war, trank die teure Schwiegermama außer ihrem Gatten so ziemlich am meisten. Summer saß da wie ein – »Harzer Käse«, – so flüsterte Schlitz dem Assessor Scharpka zu. »Tatsache, Assessor, wie ein Harzer Käse, der schon läuft. – Und Gustichen möchte auch laufen. – Er hat Angst vor dem Kommenden – trotz meiner weisen Lehren –«

Neun Uhr war’s, als der leicht angeheiterte Schwiegerpapa den Herrn Schwiegersohn unter den Arm nahm, in eine Ecke zog und sagte: »Du – Aujust, es wird Zeit, daß Ihr verduftet. – Verstanden! – Mensch, setz’ ne andre Miene auf! Ich glaube gar, Du hast Bammel vor meinem Klärchen. – Du – im Vertrauen, – ich hab’ sie mir heute früh so etwas vorgenommen. – Sie ist darauf präpariert, daß Du noch ein Lämmchen weiß wie Schnee bist und daß – Na kurz – Du brauchst nicht zu zittern wie vorm Duell mit Kugelwechsel über das Schnupftuch. – Also – abmarschiert jetzt, – ganz heimlich drückt Ihr Euch –« Er preßte ihm die Hand. »Mein Sohn – werde glücklich und mach’ mir mein Kind glücklich –« Er war nun doch gerührt.

Währenddessen stand die junge Frau Summer mit Schlitz in der anderen Ecke des kleinen Saales.

»Also – Stüpschen, Du weißt Bescheid. So bald er sich in seinem Zimmer auf den Diwan gebettet hat, öffnest Du das Fenster –«

Stüpschen nickte zerstreut, meinte dann: »Wenn er nun aber doch – bei mir bleibt?«

»Ausjeschlossen, Kind. Ich hab’ ihm jestern noch nahejelegt, die ersten Nächte Dich allein zu lassen – das wär’ die vornehmste Art.«

Klärchen zog den Brautschleier nachdenklich durch die Finger, schaute zu Boden. Die Musik – Klavier, Geige, Cello – spielte einen prickelnden Walzer.

Da trat Frau von Blüler zu den beiden. Sie glühte wie ein – Krater, der oben Feuer speit. Auf Schlitz hatte sie seit langem eine Pike. Sie argwöhnte so allerlei, schwieg aber. Letztens gegen Morgen hatte sie wieder jemand die Treppe hinabschleichen gehört; und wieder war ihre Jüngste, die Lisa, damals bei Bekannten auswärts auf Besuch.

Sie entführte jetzt Klärchen diesem – fragwürdigen Menschen und flüsterte ihr zu: »Du, Kind, – Gusti hat Sehnsucht nach seinem neuen Heim –«

Stüpschen war sofort bereit, aufzubrechen. Vor dem Hotel stand schon ein geschlossener Wagen, der das junge Paar nach der Wohnung in der Nähe des Bahnhofs bringen sollte. Diese lag in einem neueren Hause in der ersten Etage rechts, – vier Zimmer, deren Ausstattung ebenfalls der Onkel übernommen hatte. Es goß in Strömen, als der Wagen durch die Straßen rumpelte. Und es war recht kühl noch, obwohl der März seinem Ende entgegenging. August Summer saß da, hatte Klärchens Rechte in seinen kalten Händen und sprach kein Wort. Er fürchtete sich.

Stüpschen aber dachte an den langen Schlitz. Oh – der war ihr längst über geworden – total – gänzlich! So über, daß sie jetzt mit einer gewissen raffinierten Erregung diese Nacht und deren ungeahnte Reize sich in Gedanken ausmalte. Der Schlitz – ach, das war ja ein ganz »ausgekochter« gewesen. Das hatte sie so an allem gemerkt. So einer mit verschiedenen »Vergangenheiten«. Gewiß – sie hatte von ihm so manches gelernt. Vielleicht war’s ganz gut so, denn – Gusti würde sich heute doch wahrscheinlich ganz so benehmen, wie dieser – verlebte Egon es ihm eingeredet hatte. – Und – das sollte nicht sein, – nein, – sie wollte wirklich seine Frau werden, und es mußte doch recht interessant werden, mal zu beobachten, wie so ein gänzlich Reiner sich benahm. Und überdies: eigentlich hatte sie den Gusti jetzt wirklich lieb. Er war ja so seelensgut. Da mußte man schon ein ganz herzloses Geschöpf sein, wenn man das nicht anerkannte. Und herzlos war sie nicht. Nur leichtsinnig und so etwas abenteuerlustig.

3. Kapitel
Die Nacht

Inhaltsverzeichnis

Der Wagen hielt. Sie schlüpften ins Haus. Oben empfing das neue Mädchen sie mit einem Blumenstrauß. Die Anna war keine Unschuld vom Lande – ach nein. Sie war nach Bernburg zu ihrer Tante für vier Monate gekommen – aus Berlin, um hier ein freudiges Ereignis abzuwarten, an dem ein reicher Kaufmann schuld war, der jetzt stets viel Geld schickte. Und da hatte Anna nun diese Stelle angenommen, weil sie dann doch stets zur Tante konnte, um ihr Püppchen zu nähren.

Und nun war das junge Paar im Speisezimmer allein. Dieses grenzte an das Schlafzimmer. Die Tür stand offen. In beiden Räumen brannte Licht.

Gusti sah im Schlafzimmer die beiden Betten dicht nebeneinander – ohne Steppdecken – abgedeckt, und auf dem einen Kopfkissen lag etwas Langes, Weißes, Spitzenbesetztes: Stüpschens Nachthemd.

Und unter jedem Bett grinste höhnisch ein hellrosa Fleck. Das waren die bekannten Porzellangefäße, die nun mal zum Schlafzimmer gehören.

Gusti wirbelten die Gedanken im Kopf wie ein Wespenschwarm. Er stand da, verlegen, rot, – dachte: »Nun mußt Du Deinem Klärchen doch ein paar liebe Worte zur Begrüßung sagen –«

Aber ihm fiel absolut nichts ein.

Stüpschen schaute ihn an. Sie ahnte, was in ihm vorging. Sie bedauerte ihn. Sie kam sich plötzlich im Vergleich zu ihm so bodenlos schlecht vor. Und – etwas wie Haß gegen Schlitz keimte in ihr auf.

Da ging sie um den Tisch herum, legte ihrem Gusti die Arme um den Hals, küßte ihn, stammelte dann:

»Ich – will Dich stets lieb behalten – stets! Und nie werde ich Dich betrügen –«

»Betrügen?« stotterte er. »Betrügen? Wie – wie meinst Du das?«

»Betrüben – betrüben – sagte ich, Gusti, – nicht betrügen –« Und sie küßte ihn wieder.

Dann mußte er ihr Kranz und Schleier abnehmen, mußte ihr aus dem Schrank im Schlafzimmer einen Morgenrock holen.

»Zieh Dir doch den Frack aus,« sagte sie leichthin. »Tante Asta hat Dir doch die hübsche Hausjacke mit den blauen Aufschlägen geschenkt –«

Er fand diese Jacke geradezu unmoralisch. Aber – er zog sie an. Nun mußte er ihr das Brautkleid aufhaken. Er benahm sich furchtbar ungeschickt. Sie lachte vergnügt. Und wenn er vier Haken bewältigt hatte, bekam er einen Kuß.

Nach den ersten sechzehn Haken sah er dann etwas, das ihm heiße und kalte Schauer über den Leib trieb – einen zarten, bloßen Nacken, Spitzen, Teile eines Mieders.

Und – als Klärchen sich nun umdrehte und ihn küßte, da sah er noch mehr. Und da wurde ihm so schwindelig, daß er sich setzen mußte.

»Mir – mir ist nicht gut,« stöhnte er mit niedergeschlagenen Augen.

Stüpschen holte aus dem Büfett die Kognakflasche, schenkte ihm gleich ein halbes Weinglas voll.

»Trink’! – Bitte trink’ aus, Schatz –« Und er tat’s.

Ach – der Kognak klärte so schnell die Gedanken.

Und als Klärchen nun den duftigen Morgenrock überzog, da schielte er bereits ein wenig hin.

Dann mußte er ihr die Pantöffelchen holen, mußte ihr die weißen Schuhe ausziehen, ihr die Füßchen kneten. »Sie sind so kalt,« klagte sie. »Auch die Enkel, Schatzi, – bitte – erwärme mir auch die ein wenig –«

Er kniete jetzt vor ihr. Und sie raffte die Röcke höher und höher. Und wieder wurde ihm schwindelig, wieder bekam er Kognak – aber nur ein viertel Weinglas voll.