Das tote Hirn

Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
2. Doch entwischt
3. Die Mine
4. Seltsame Gefährten
5. Jörnsen lüftet ein wenig die Maske
6. Aus dem »Trompeter« …
7. Das Bad im Hafen
8. Feuertaufe
9. Drei Tage
10. Das große Schweigen
11. Das Lied des Meeres
12. Die blonden Haare
13. Robbenfresser
14. Der Frieden des Todes
15. Der Name
16. Als Gerda kam …

1. Kapitel

Inhaltsverzeichnis

Die Nacht damals war kalt, regnerisch und finster. Eine bessere Nacht konnte ich mir kaum wünschen.

Wenn die Regenschauer und Windstöße über das Schieferdach hinwegfuhren, drang mir die Kälte durch die durchnäßten, muffig stinkenden Leinenhosen und die aus der grauen Wolldecke in heimlicher Arbeit zurechtgeschneiderte Jacke bis auf die Knochen.

Seltsam: meine Gebeine fühlte ich, als ob’s eisige, eiserne Stangen wären. Aber meine Haut und mein Gesicht brannten wie damals, als ich mitgeholfen hatte, der Jungfrau durch den felsigen Leib finstere Schlünde zu bohren: Höhensonne – Gletscherbrand!

Vom Dache liefen zwei dicke Drähte mit leichtem Gefälle über den Hof und die hohe Mauer hinweg bis zu einem nahen Hügel.

Zwei … der eine isoliert, der andere durch die Witterungseinflüsse oxydiertes Kupfer. Drähte, die den Tod leiteten, aber auch Licht, Kraft, Wärme spendeten.

Die Drähte lagen etwa fünfzig Zentimeter auseinander und schwankten im Winde. Ich bin nie ein Seiltänzer gewesen. Man wird alles, wenn Not am Mann ist. Und ich hatte dieses Leben satt. Ich war in den letzten acht Monaten, wo ich lediglich häßliche Pantoffel genäht und nicht ein einziges Mal anständig diniert hatte, fraglos um dreißig Pfund leichter geworden. Ich schätzte mein Gewicht auf hundertzehn. Wenn die Drähte hielten und wenn ich das Kunststück fertig brachte, auf diesen Metallstrippen, die den Weg in die Freiheit darstellten – den einzig möglichen Weg, bis drüben zum dicken Holzmast der Starkstromleitung zu gelangen, so war immerhin etwas gewonnen. Noch lange nicht alles.

Vom Boden des roten Ziegelgebäudes hatte ich mir ein Stück von einer zerbrochenen Fahnenstange mitgebracht. Als Balancierstange.

Ich setzte mich auf den Lukenrand, streifte die plumpen Lederschuhe ab und zog die anderen über – aus Gummistoff, auch selbstgefertigt, genau wie die Gummihandschuhe, die ich über meine Finger zwängte. Mit solchen Drähten muß man vorsichtig sein, zumal wenn die Isolation des Plusleiters vom Zahn der Zeit schon arg benagt ist und man nicht dafür gutsagen kann, das Gleichgewicht trotz totaler Nüchternheit nicht zu verlieren.

Unten im Hofe ging ein dunkler Schatten hin und her. Der Mann war mir gleichgültig, auch sein Karabiner. Die Instruktion verlangte, daß er die hohe Ziegelmauer überwache, die oben noch eine nach innen geneigte Verlängerung von acht Stacheldrähten trug. Bisher war noch keiner meiner Kameraden über diese Mauer hinweggelangt.

Ich packte die Stange und begann diesen Weg zu beschreiten, der wahrhaftig kein Alltagsweg war. Die Dachluke hatte ich wieder zugeklappt. Und das war gut. So hat man sich denn wochenlang die Köpfe zerbrochen, wie Ingenieur Olaf Karl Abelsen das Hotel Düsterburg wohl verlassen haben könnte.

Die ersten gleitenden Schritte auf den beiden Drähten hätten vielleicht noch vor acht Monaten meine Unternehmungslust bis zum Gefrierpunkt abgekühlt. Die acht Monate Pantoffeln und Staatshotelkost – und die Aussicht auf noch sechzehn Monate: Lieber das Genick brechen oder eine elektrische Hinrichtung hier am eigenen Leibe durchmachen!

Weiter …

Linken Fuß auf dem isolierten Draht vorgeschoben, rechten Fuß auf der Kupferstrippe breitbeinig folgen lassen …

Zähne zusammengebissen …

Aha – das Knochengerüst wird gleichfalls warm, die Gelenke werden geschmeidig, die frische Luft tut wohl …

Spiel mit dem Tode …

Mein Gott – nicht das erste Mal …

Als damals im Jungfrau-Tunnel der Sprengschuß zu früh losging, lag ich eigentlich schon mit beiden Beinen im Grabe … Der Sprung hinter den Geröllhaufen hätte keinen Bruchteil einer Sekunde später erfolgen dürfen.

Verdammt – Dieser Windstoß eben hätte mich beinahe unten dem Posten vor die Füße befördert. Der arme Kerl hätte keinen schlechten Schreck über den Haufen blutigen Menschenfleisches bekommen.

Ich wurde wieder vorsichtiger. Wenn der Wind mal Pause machte, schaffte ich immerhin fünf Schritte vorwärts.

So – nun lag die Mauer hinter mir …

Bis zum Hügel und Holzmast noch etwa dreißig Meter …

Ich schwitze. Früher hatte ich nie geschwitzt. Auch damals nicht, als ich den Schienenbruch entdeckt hatte und dem Schnellzug Malmö-Stockholm entgegenlief. Und in jener Nacht handelte es sich um zahlreiche Menschenleben, die auf dem Spiele standen. Heute nur um mein eigenes, und daran lag niemandem etwas. Die Welt hatte Karl Olaf Abelsen gestrichen.

Aber mein einst so trefflich trainierter Körper besann sich doch so allmählich auf seine einstige Leistungsfähigkeit. Mit dem wachsenden Selbstvertrauen ging’s auch schneller voran.

Tückischer Nachtwind … Bestie!! Tut so, als ob sie wieder mal Atem schöpfen wollte und bläst mir ganz plötzlich derart in den Rücken, daß mein linker Fuß ausgleitet …

Die Stange saust in die Tiefe … Ich hänge an der Kupferstrippe … pendele hin und her …

Die beiden Drähte schwingen … schwingen … Der schwarze, umwickelte berührt meinen Handschuh … Schwingt zurück … Für einen Moment ist mir das bekannte Kribbeln durch die linke Hand gelaufen … Der Handschuh isoliert doch nicht vollständig.

Die Bestie Wind stellt das Fauchen wieder ein …

Und ich hänge nur mit einer Hand an der Kupferstrippe, recke die andere weit vor, umklammere den Draht, öffne die erste … arbeite mich so bis zum dicken, geteerten Mast …

Dank auch, fürsorgliche Kollegen, die ihr an diesem Mast Steigeisen befestigt habt …!

Ich habe die erste Etappe hinter mir.

Meine Beine zittern, meine Armmuskeln flattern. Ich lehne unten am Mast, und Regen und Wind fächeln mein schweißtriefendes Gesicht. Ich schelte den Wind nicht mehr Bestie. Jetzt erscheint er mir wie kühle liebkosende Frauenhände, die mir streichelnd Glück wünschen. Hinter mir liegt der große dunkle Bau mit den zahllosen Fensterchen …

Einzelne Fenster sind hell: die Flurfenster! Zuweilen gleitet ein Schatten hinter diesen Fenstern vorüber. Die armen Angestellten des Hotel Düsterburg haben nicht einmal nachts Ruhe. Die Hotelgäste haben es besser. Die dürfen ab neun Uhr ungestört ihren jagdsportlichen Neigungen nachgehen. Meine Jagdbeute pro Nacht betrug durchschnittlich dreißig Wanzen und ein Dutzend Flöhe.

Meine überanstrengte Muskulatur beruhigte sich wieder. Ich mußte daran denken, den zweiten Teil meines Programms zu erledigen, denn die Nächte im April sind hier in Südschweden nicht allzu lang. Um sieben wird es hell, und bis dahin mußte ich den Boden meines Vaterlandes unbedingt verlassen haben.

Ich wandte mich der im Tale liegenden Stadt zu, kam über ein reißendes Flüßchen, dessen Holzbrücke unlängst von meinen bisherigen Kameraden erneuert worden war, und sah nun links die Lichtreihen des Bahnhofs und rechts einzelne helle Villen in alten, dicht bewachsenen Gärten herüberwinken.

Um die literarischen Größen meiner Heimat hatte ich mich gerade nur so viel gekümmert, daß mir noch rechtzeitig im Hotel Düsterburg eingefallen war, hier in der Stadt wohne die berühmte geistvolle Frau, deren Werke in alle Sprachen übersetzt worden sind. Ich wußte auch, daß sie hier eine burgähnliche Villa besaß, die in einem uralten Schloßparke lag.

Es galt also, die Villa zu suchen. Denn nur diese Frau mit dem goldenen Herzen würde mir helfen. Ohne sie war diese Vergnügungsreise sehr bald zu Ende.

Die Straßen des Villenvororts waren wie ausgestorben. Nur Katzen und Hunde verrieten trotz des erbärmlichen Wetters das Nahen des Frühlings. Ich beobachtete verschiedene vierbeinige Liebespärchen, die je nach Charakterveranlagung die Schäferstündchen laut oder leise vorbereiteten. Katzen pflegen sich hierbei ja zumeist ziemlich pöbelhaft zu benehmen. Wenn all die süßen menschlichen Fräuleins auch so Mark und Bein durchdringend kreischen wollten, würde die vielgequälte Polizei noch mehr zu tun haben.

Unter einer Laterne lehnte schlaftrunken ein Polizist. Es ist ein wahres Glück, daß die Herren Polizeiminister noch immer so rückständig sind, ihre Leute in eine weithin erkennbare Uniform zu stecken. Wie leicht könnte man, wenn die Beamten schlichten Spießbürgern glichen, ihnen in die Arme laufen.

Ich machte einen Bogen um besagte Laterne und spähte emsig nach einem burgähnlichen Gebäude aus. Dann stand ich vor einer Gitterpforte und betastete die eingravierten Buchstaben des Messingschildes mit den Fingerspitzen, kletterte über den Zaun und schlich die Allee entlang, bis ich rechts zwei helle Fenster im hohen Erdgeschoß bemerkte – die einzigen erleuchteten Fenster des mächtigen Heims der großen Dichterin. Vor den Fenstern zog sich ein Balkon hin, und dort stand ein Mensch, ein Mann, halb zusammengeduckt. Der matte Lichtschein zeigte mir einen verregneten Velourhut, einen hochgeklappten Ulsterkragen und ein besonnenes Profil mit sehr gerader Nase und blondem Spitzbart.

Dieser Herr störte mich. Er paßte nicht in mein Programm hinein. Wenn er stehlen wollte und wenn er sich dabei ungeschickt benahm, konnte das auch für mich unangenehme Folgen haben.

Jeder ist sich selbst der Nächste. Zumal nach acht Monaten Freiquartier im Staatshotel. Ich begann an dem eisernen Träger des Balkons emporzuklettern. Daß der Mann mich nicht hörte, dafür sorgte der Wind und der Regen und ein Katzenpaar in den nahen Büschen. Als ich den Kopf über die Balkonbrüstung hob, stand der eine Flügel der Fenstertür halb offen, und der Herr war verschwunden. Ich war zu spät gekommen und mußte die beabsichtigte Aussprache mit dem Fremden, der fraglos der Faust des einstigen Amateurmeisters des Boxklubs »King Tor« nicht gewachsen gewesen wäre, vorläufig aufgeben.

Umkehren etwa?! – Nein, denn das wäre gleichbedeutend mit freiwilliger Rückkehr ins Hotel Düsterburg gewesen. – Vor der halboffenen Tür hing innen ein Vorhang. Er bewegte sich leicht hin und her, und als ich ihn nun ein wenig zur Seite schob, erblickte ich links in einem weißlackierten, geschnitzten Bett eine blonde junge Frau aufrecht sitzen und mit beiden Händen eine blauseidene Steppdecke gegen die Brust pressen. Ihr Gesicht lag im Schatten, da die kippbare Nachttischlampe mit gelbem Trichterschirm so gedreht war, daß der Lichtschein den Fremden traf, der noch weiter links neben einem dreiteiligen Frisiertisch stand.

Der Mann sprach. Ich erhaschte nur einzelne Worte.

Eine gewisse junge Dame, deren Namen hier zu nennen zu viel Ehre für sie wäre, kann darüber Auskunft geben, weshalb Olaf Karl Abelsen niemals mehr irgend welche Gefühlsdummheiten begehen wird, zu denen ich auch meine damalige Rettung des Schnellzuges Malmö-Stockholm rechne. Die Menschen sind es nicht wert, sich irgendwie für sie aufzuopfern, und Weiber erst recht nicht.

Hier lagen die Dinge anders. Hier gedachte ich nicht den Lohengrin zu spielen, der Elsa von Brabant von einem Feinde befreit. Hier handelte es sich um mich selbst, und ich selbst war’s mir schuldig, dieser Szene da drinnen schleunigst ein Ende zu machen.

Die Stimme des blonden Kindes dort im Bett hatte eben nochmals beteuert, daß sie dem Erpresser beim heiligen Gott nichts … nichts mehr aushändigen könne, als ich den jämmerlichen Wicht schon beim Genick hatte …

Vom Bett her ein leiser Schrei …

Der Kerl flog über die Balkonbrüstung unten in eine Taxushecke, rappelte sich auf, suchte seinen Hut und rannte die Allee entlang.

Ich kehrte in das Schlafzimmer zurück. Das junge Mädchen starrte mich an und meinte weinerlich: »Ist er fort …? Sie sind wohl ein Kriminalbeamter, mein Herr?«

»Ja … Und Sie, Fräulein?«

Sie zögerte … »Sie … kennen mich also nicht?«

»Nein. Ich bin erst kurze Zeit hier in dieser Stadt, ganz kurze Zeit. Ich war bisher in einer staatlichen Anstalt beschäftigt. Ein eiliger Auftrag ruft mich außerdem noch in dieser Nacht nach Trelleborg, mein Fräulein. Könnten Sie mir irgendwie einen Anzug, einen Mantel und Wäsche und so weiter beschaffen und mir ein Fahrrad leihen?«

Ihr Gesicht konnte ich immer noch nicht deutlich erkennen, zumal ihr jetzt noch das aufgelöste blonde Haar nach vorn gefallen war.

Sie schwieg sekundenlang. Ich fühlte ihre forschenden Blicke. Und ahnte, daß sie mich durchschaut hatte.

»Sie … kommen aus Hafdengarden?« flüsterte sie …

»Ja. Ich bin der Ingenieur Olaf Karl Abelsen, der wegen Totschlags zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Vielleicht haben Sie in den Zeitungen davon gelesen. Es ist freilich schon über acht Monate her.«

»Mein Gott – – Abelsen!! – Oh, ich will Ihnen helfen … Ich … ich bin das Stubenmädchen der Dame, der diese Villa gehört. Die Dame ist verreist, und auch der Chauffeur hat Urlaub. – Drehen Sie sich um … Ich will nur einen Morgenrock überwerfen. Ich bringe Sie in die Garage, in die Stube des Chauffeurs.«

»Ich werde wieder in den Garten hinabklettern,« vereinfachte ich ihre Vorschläge. »Kommen Sie in den Garten, bitte …«

Sie kam. Sie hatte einen langen Ledermantel an, eine Autokappe auf und eine Schutzbrille vor den Augen.

In der Stube des Chauffeurs ließ sie mich allein, um das Auto zur Fahrt nach Trelleborg fertig zu machen. Die Kleider des Chauffeurs paßten mir leidlich, und nachher nahm ich auch noch einen kleinen Koffer mit, um mehr den Eindruck eines schlichten Reisenden hervorzurufen.

Wir fuhren davon. Sie saß am Steuer. Ich neben ihr. Wir tauschten wie bisher nur wenige Worte aus. Und kurz vor sechs Uhr hielten wir unweit Trelleborgs auf der Chaussee. Ich stieg aus, nahm den Koffer, dankte dem Mädchen und übersah ihre Hand, die sie mir zwanglos hinreichte – wollte sie übersehen …

»So nehmen Sie doch,« rief sie ungeduldig. »Sie brauchen doch Geld, und die drei Schminkstifte werden Sie auch zu benutzen verstehen …« – Als Nachsatz kam ein wenig verlegen: »Man würde es Ihrer Gesichtsfarbe ansehen, Herr Abelsen, woher Sie kommen …«

Ich nahm. Bevor ich jetzt jedoch, gerührt durch ihre Fürsorge, meinen Dank nochmals in herzlichere Worte kleiden konnte, wurde das Auto geschickt gewendet, sauste den Weg zurück, entschwand. Mein Händewinken, meine Zurufe blieben unbeachtet, und meine Retterin, die niemals, das hatte ich ja längst gemerkt, eine Kammerzofe war, entglitt mir vielleicht für immer. Ich hatte sie nicht nach ihrem Namen gefragt, ich hatte nur still in mich hineingelächelt, wenn sie während der spärlichen Unterhaltung sich mit geringem Erfolg bemüht hatte, in ihrer Ausdrucksweise den Ton eines halbgebildeten Mädchens zu treffen. Und doch wußte ich ihren Vornamen: Gerda! – Der Mann mit dem blonden Spitzbart hatte ihn mehrfach über seine elenden Lippen gebracht, bevor ich ihn in die Taxushecke hinabschleuderte, diesen jämmerlichen Halunken. Gerda also. Immerhin etwas. Aber ein niedliches Zöfchen – niemals! Schon das Schlafzimmer hatte dagegen gesprochen, erst recht ihr Benehmen, ebenso sehr ihre Sicherheit in der Führung des Kraftwagens.

Schade, daß ich mir von ihren Gesichtszügen keine rechte Vorstellung machen konnte. Nur die großen dunklen Augen, das blonde Haar und ein Paar sehr frische, sehr schön geformte Lippen hatten sich meinem Gedächtnis fest eingeprägt.

Vielleicht war Gerda eine Freundin oder Verwandte der berühmten Schriftstellerin, – es mußte wohl so sein: Verwandte, vielleicht eine Nichte, denn die große Dichterin zählte mindestens fünfzig Jahre und entstammte einer zahlreichen Familie.

Gerda …

Das Leben würfelt mit Menschenschicksalen. Blinder Zufall regiert unser Dasein. An ein Datum, eine Vorausbestimmung unserer Lebenslinie, glaube ich nicht. Wäre dieses Rückgrat der Lehre des Propheten Mohammed unentwirrbar von der Wiege an in unseres Daseins buntes Netz mit hineingewirkt, wären wir Menschlein nur Marionetten, die am unsichtbaren Faden eine vorgeschriebene Bahn entlanggeleitet würden, so täten wir besser, am Tage der Vollreife geistiger Erkenntnis uns eine Pistole an die Schläfe zu drücken und diese Marionettenfäden zu durchlöchern, um wenigstens in diesem einen Augenblick, wo der tödliche Schuß knallt, Herr über uns selbst zu werden und nicht bis zum »vorgeschriebenen Verrecken« elende Hampelmänner zu bleiben.

Das Leben würfelt … Und auf zwei Flächen zweier Würfel standen zwei Namen. Das Leben schüttelte den Schicksalsbecher, und diese Namen fielen nach oben, – aber der meine war nicht darunter.

2. Kapitel
Doch entwischt

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Chaussee nordöstlich von Trelleborg. Es regnet noch immer. In der Strohhütte einiger Steinschläger, die ihre Arbeit noch nicht begonnen hatten, schaute ich in den Spiegel hinein, den ich aus der Chauffeurstube gleichfalls entliehen hatte. Ein Rasierspiegel zeigte mir so ein kittgraues mageres Gesicht mit hoher eckiger Stirn, dünnem Blondhaar, einer schmalen, ganz leicht gekrümmten Nase und einer Mund- und Kinnpartie, die der Herr Staatsanwalt vor acht Monaten zum Gegenstand besonderer Bemerkungen gemacht hatte: brutal, selbstbewußt, fast roh in der Linienführung, auf Jähzorn hindeutend – und so weiter! Der Mann hatte nicht so ganz unrecht gehabt. Nur eins stimmte nicht. Von Jähzorn hatte ich bei mir nie etwas gespürt. Lächerlich – ich, der schon als Schüler die Kunst der Selbstbeherrschung mit allen Kniffen modernster Seelenforschung geübt hatte!

Wie unheimlich ich jetzt doch mit diesen eingefallenen Wangen und mit diesem ungesund bleichen Gesicht meiner Mutter glich! Eine frohe, lebensprühende Berlinerin war’s gewesen, die den Oberlehrer Doktor Abelsen heiratete, einen schwerblütigen, stumpfen echten Schweden von der Art, wie dieses Land sie nur zu oft hervorbringt, – Männer, zu tief veranlagt, um dem schnellen Rhythmus der modernen Zeit folgen zu können, – so tief veranlagt, daß das Einerlei des Alltags sie vorzeitig zu melancholischem Vegetieren verdammt. Daß zwei so grundverschiedene Naturen wie meine sonnige Mutter und mein niemals lächelnder Vater sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen mußten, daß meine Mutter dahinwelkte und früh starb und mein Vater ihr aus Gram sehr bald folgte, denn auf seine Art hatte er sie ja geliebt, – war das ein Wunder?! Und das einzige Kind dieser unseligen Daseins-Nichtverwandtschaft war ich. Ich, in meinem Fühlen, Denken, Handeln weit mehr Deutscher als Schwede, ich, der die tote Mutter in seinem Herzen als Heilige verehrte und nie von ihr sprach – nie!

Die Schminkstifte unauffällig zu benutzen, war nicht ganz so einfach für einen Laien auf dem Gebiete der Gesichtsveränderung. Nach mehreren mißglückten Versuchen war ich mit dem rotwangigen Gesicht Olaf Karl Abelsens – nein doch, des Chauffeurs Gunnar Aalfström zufrieden. Ich hatte ja auch Aalfströms Paß an mich genommen, ohne den ich niemals das Fährschiff nach Saßnitz hätte betreten können, da jetzt so kurz nach dem Ende des großen Völkermordens die Grenzkontrolle noch sehr scharf gehandhabt wurde.

Ich wanderte dem Hafen zu. Trelleborg ist ein elendes, reizloses Nest, und wer von den eindrucksvollen Gestaden Rügens zum ersten Male nach Trelleborg kommt, muß unsagbar enttäuscht sein.

Ich wußte, daß der Trajekt um sieben Uhr Trelleborg verläßt. Ich hatte gerade noch Zeit, mir eine Fahrkarte zu lösen. Gerda hatte mir in das Päckchen auch fünfhundert Kronen hineingelegt, dazu noch, mir sehr wertvoll, eine jener Damen-Miniaturpistolen, wie die Stockholmer Waffenfabrik sie neuerdings mit Patronenrahmen zu sieben Stück auf den Markt gebracht hat.

Die Paßkontrolle ging ohne Weiterungen vonstatten, desgleichen die Zollkontrolle. Mein kleiner Koffer enthielt ja nur die allerbescheidensten und allernotwendigsten Reiseutensilien. Die Schminkstifte hatte ich weggeworfen.

So betrat ich denn den Rauchsalon der eleganten »Drottning Viktoria«, setzte mich in einen Klubsessel und bestellte beim Steward Frühstück.

Die Schiffsglocke am Kai begann zu läuten. Ich atmete doch ein wenig erleichtert auf. Gleich mußte der große Dampfer, den D-Zug unten in seinem weiten Bauche, die Liegestelle verlassen.

Die Schiffsglocke hörte jäh mit ihrem Gebimmel auf.

Die Maschinen, die bereits in Gang gewesen, stoppten wieder, und das dumpfe Dröhnen, das sie hier zum Oberdeck emporgeschickt hatten, verstummte.

Ich nahm den ersten Schluck Kaffee und den ersten Happen des noch bäckerwarmen Brötchens, dann schob ich die kleine Pistole in den rechten Ärmel – entsichert. Lebend fing mich niemand. Und aß weiter, nur die Linke benutzend.

Außer mir befanden sich nur noch zwei Herren im Rauchsalon, – ein fetter Handelsbeflissener und ein schlanker Mann mit bartlosem Gesicht, der nach mir hereingekommen war und mir nun den Rücken zukehrte und Zeitung las.

Was ich vermutet, geschah: drei Herren in Zivil betraten den Salon und näherten sich mir. Mein Herz tat zehn raschere Schläge, beruhigte sich wieder. Mein kurz geschorenes Blondhaar wurde durch die tief herabgezogene Reisemütze verdeckt, und mein rotes, gesundes Gesicht, die dunkel gefärbten Augenbrauen und die Schatten um den Mund hatten von dem Aussehen eines vor fünf Stunden aus dem Staatshotel urplötzlich verschwundenen Gastes mit der Nummer 311 wenig übrig gelassen.

Polizeibeamte … Fragten nach meinem Paß.

»Bitte …«

War in Ordnung …

Ich kaute und nahm wieder einen Schluck Kaffee. Sechs Augen musterten mich, ließen sich täuschen.

Die drei wandten sich dem Zeitungsleser zu. Der erschien mir sichtlich nervös, und als ich nun sein Profil gegen die dunkle Wandtäfelung als klare Silhouette sah, kam er mir merkwürdig bekannt vor. Nun, ich kenne viele Herren in Schweden, die mich nicht mehr kennen wollen.

Und ich frühstückte weiter. Die drei zogen ab, und sehr bald bimmelte die Kaiglocke von neuem. Die »Drottning Viktoria«, jeder Schwede ist mit Recht stolz auf sie, dampfte in die stark bewegte Ostsee hinaus.

Der zweite Punkt meines Programms war erledigt. Wenn der dritte, die Landung in Saßnitz, ebenso tadellos klappte, war ich nach fünf Stunden in Sicherheit.

Der Steward brachte mir Zeitungen. Ich nahm ein Berliner Blatt und orientierte mich über die Weltgeschichte, denn das Hotel Düsterburg hatte in dieser Beziehung miserabel für seine Stammgäste gesorgt.

Der Krieg war aus. Wilsons zehn Punkte beschäftigten die Herren Politiker. Ich habe für Politik nie etwas übrig gehabt. – Ich blätterte weiter … Berlin feierte den Frieden … Die Annoncen der Amüsierlokale füllten Seiten: freche Anpreisungen unwürdiger, angekränkelter Spekulation auf die Vergnügungssucht derer, die vier Jahre den Tod als steten Mahner in allernächster Nähe gehabt hatten!

Der Trajekt schaukelte sanft, und die eintönige Musik des Regens, der gegen die Fenster des Salons klatschte, ließ mich in dem tiefen, weichen Klubsessel einschlafen. Als ich erwachte, war der Salon leer. Draußen schien die Sonne, und die Fahrgäste wanderten auf und ab. Der Steward räumte den Tisch leer, ich bezahlte, bestellte noch Zigaretten und begab mich gleichfalls auf das Promenadendeck hinaus, ging bis zum Bug und beobachtete die Leute des Minenauslugs, denn es sollten sich noch zahllose, vom Sturm losgerissene Minen in der Ostsee umhertreiben, hatte mir der Steward vertraulich mitgeteilt.

Ich stand an der Reling halb hinter einem der Rettungsboote und sah nun von Westen her, aus dem berüchtigten Regenloch, eine pechschwarze Wolke heransegeln. Die Sonne verschwand, die ersten Tropfen fielen, und das Deck leerte sich schnell.

Es goß. Ich hatte den Mantelkragen hochgeklappt. Das Rauschen des Regens erquickte mich. Auch der Wind blies schärfer. Es wurde sehr dunkel, und die »Drottning Viktoria« fuhr langsamer, ließ ihre Scheinwerfer spielen, um die gefürchteten Riesentöpfe aus Eisen rechtzeitig sichten zu können.

Das Schiff, von den Wogen breitseits getroffen, rollte jetzt ziemlich schwer, da der Kapitän aus Vorsicht die Geschwindigkeit noch weiter mäßigte und die Kraft der Schrauben gegenüber den anrollenden Wasserbergen keinen genügenden Ausgleich mehr schaffte. Die Wellenkämme schickten ihren Gischt nur zu oft bis auf das Promenadendeck empor, und Regentropfen und das salzige Naß der Ostsee suchten mit keckem Übermut mein geschminktes Gesicht zu treffen, was für mich doch unangenehme Folgen hätte haben können, denn verlaufene Schminke würde wohl nur zu bald Argwohn erregt haben. Ich zog die Mütze noch tiefer, knöpfte den Mantelkragen zu und schritt breitbeinig, dem Unwetter den Rücken kehrend, davon, näherte mich wieder dem Rauchsalon und schwenkte plötzlich nach rechts ab – zur Haupttreppe, die in die unteren Decks des Trajekts hinabführte.

Wie wenig ich, der wegen Totschlags zu zwei Jahren Zuchthaus Verurteilte, doch die Kniffe der Polizei kannte! Ich armseliger Tor hatte mir eingebildet, daß die drei Polizeibeamten in Zivil die »Drottning Viktoria« noch im Trelleborger Hafen verlassen hätten! Und soeben hatte ich zwei von ihnen oben auf der Brücke neben dem Kapitän im Lichtkreis der Strahlenflut eines Scheinwerfers erkannt, und den dritten rechts von mir an der Reling, mich mit eindeutiger Schärfe beäugend.

Wieder hatte da mein im Hotel Düsterburg doch ein wenig nervös gewordenes Herz, das einst selbst bei den waghalsigsten Kletterpartien in den Felsschluchten der Jungfrau nie versagt hatte, zu hüpfen begonnen …

Ein wahres Glück, daß ich die »Drottning Viktoria« in all ihren Teilen so genau kannte. Wär’s nicht der Fall gewesen, hätte der Mann an der Reling, der mir tatsächlich jetzt folgte und mir so den Beweis lieferte, daß ich mich einem völlig verfehlten Sicherheitsgefühl hingegeben hatte, die kleine Pistole mir wieder in die Hand gezwungen, und die drei Herren, die schließlich nur ihre Pflicht taten, wären von Saßnitz lediglich mit der toten Nummer 311 nach Schweden zurückgekehrt.

Nach wenigen Minuten hatte ich den Verfolger abgeschüttelt und stand unten in dem matt erleuchteten langen Raume, der mehr einer Waggonwerkstatt als einem der tieferen Decks eines Dampfers gleicht. Ölgeruch, rauchige stickige Luft … Auf blanken Schienen der D-Zug … An den Wänden Tische mit allerlei Werkzeugen. Und am Heck und Bug die gewaltigen eisernen Flügeltüren, durch die der Zug im Hafen hinein- und hinausgleiten kann, Türen, jetzt verschlossen und doch unschwer zu öffnen …

Ein anhaltendes Klirren von Eisenteilen und Poltern und Stoßen und Vibrieren verschiedenartigster Töne erfüllt den Raum, unter dem die Kessel stöhnen und fauchen und die Schraubenwellen kreisen.

Wieder ein Blick in die Runde. Ich bin hier am Heck allein. Und ich will nicht sterben. In meinen Jahren klammert man sich an das Leben, besonders wenn man noch eine Aufgabe zu erfüllen hat wie ich … Zwei Jahre Zuchthaus!! Sollte ich das auf mir sitzen lassen! Niemals! Totschläger, wo nur die Aussage eines jämmerlichen Weibes mir den Schutz des Notwehrparagraphen geraubt hatte! Niemals!

Noch ein Blick in die Runde. Dann klappte ich den Deckel des Holzkastens empor. Daß der Kasten Korkwesten enthielt, wußte ich. Zwei davon genügten. Und wenn das Wasser der Ostsee nicht gerade allzu unbarmherzig mit mir umging und die nasse Kälte mir den Lebensodem nicht raubte, würde ich schon die Küste Rügens erreichen.

Dicht vor der Flügeltür war es noch dunkler. Jetzt erst sah ich, daß der eine Torflügel eine kleine Pforte besaß. Ein schwerer Klappriegel verschloß sie. Als ich sie geöffnet hatte, brodelten und schäumten gerade unter mir die von den Schrauben gepeitschten Wasser. Ich mußte einen Anlauf nehmen, mußte durch weiten Sprung aus dem Bereich der saugenden Kraft der Schrauben heraus. Aber durch das Schlingern des Schiffes schlug die Pforte krachend wieder zu, und in wilder Hast rückte ich eine große Ölkanne vor das rasch wieder geöffnete Eisentürchen, trat ein paar Schritte zurück, duckte mich zusammen und wagte den Sprung, versank in den schäumenden Wogen, tauchte wieder auf und war den wirbelnden Schrauben glücklich entronnen.

Bange Minuten dann … Würde die »Drottning Viktoria« wenden, war meine Flucht von Bord bemerkt worden?

Ich sah, daß das Türchen noch immer offen war. Niemand erschien in der Türöffnung. Niemand war oben auf dem im Sommer so prächtig mit Blattpflanzen geschmückten Heckausbau sichtbar.

Ich war allein inmitten der heranstürmenden Wasserberge … Ich war längst bis auf die Haut durchnäßt. Noch fror ich nicht. Noch kreiste das erregte Blut wärmend durch die Adern.

Noch …

3. Kapitel
Die Mine

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Wie lange noch?!

Ich begann zu schwimmen … Mußte schräg gegen die Wogen ankämpfen, wenn ich nicht nach Osten abgetrieben werden wollte. Im Osten gab es kein rettendes Inselgestade. Ich mußte die Küste Rügens erreichen, oder ich war verloren.

Die beiden Korkwesten behinderten mich. Der Mantel war noch lästiger. Ich hätte ihn ausziehen sollen, bevor ich den Sprung wagte. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, daß mein Kampf gegen die seitlich herandrängenden Wellenberge völlig aussichtslos war. Meine Arme waren abgestorben, meine Beine hingen gleichfalls wie Eisklumpen schlaff herab und selbst die äußerste Anspannung meiner Energie reichte nicht mehr hin, diese Vorboten des nahenden Endes zu verscheuchen. Ich erinnerte mich noch genau, daß ich mit einer gewissen Neugier dem Kommenden entgegensah – wie ein Unbeteiligter, wie ein kaltherziger Zuschauer, der einen mit dem Tode Ringenden beobachtet und jede einzelne Phase des allmählichen Nachlassens der Kräfte und des letzten Aufflackerns des Lebensflämmchens voller Interesse aufzeichnet. Meine Persönlichkeit war gleichsam geteilt worden. Mein Körper starb dahin, mein Geist spielte den Arzt, der ein Tier viviseziert hat und das Nachlassen der Arbeit der einzelnen Organe mit der Gefühllosigkeit des begeisterten Wissenschaftlers feststellt.

Ich schluckte viel Seewasser. Mein Kopf pendelte hin und her. Traf mich ein Wellenkamm mit voller Wucht von vorn, so war’s, als erhielte ich Ohrfeigen – wie einst von meinem Vater, den ich – damals wurde es mir klar – insgeheim gehaßt hatte, aus jenem feinen Instinkt der Kindesseele heraus, der mich belehrte, daß dieser kühle, verschlossene Mann meine Mütter langsam ermordet hatte.

Wie lange ich in diesem Zustande merkwürdiger Gleichgültigkeit ein Spiel der Wellen gewesen, habe ich erst später ungefähr feststellen können: etwa anderthalb Stunden!

Dieser Zustand fand bei noch immer völlig verfinstertem Himmel und bei noch immer in Gießbächen herabplätscherndem Regen und orkanartigen Sturmstößen durch einen überaus schmerzhaften Stoß ein Ende, der meine linke Schulter traf.

Der Schmerz war’s, der mir Siedehitze über den Leib jagte, der meine Lebensgeister wieder weckte und meine geteilte Persönlichkeit jäh wieder zusammenschmolz. Ich war Olaf Abelsen, und ich sah, fühlte, hörte, schmeckte.

Ich sah die mächtige Eisenkugel, die dort im Wellentale davontaumelte – eine Mine … Sie hatte mir den Schlag versetzt.

Ich fühlte die stechenden Schmerzen in der getroffenen Schulter, hörte das Toben des Meeres ringsum und schmeckte den bitteren Salzgeschmack der erbarmungslosen Ostsee auf meiner Zunge.

Ich erbrach mich … Ich kämpfte gegen eine Ohnmacht … Mir wurde noch heißer … Ich konnte Arme und Beine wieder bewegen … Auch meine Halsmuskeln hatten wieder Spannkraft gewonnen. Mein Kopf war kein Kürbis mehr, der mir lediglich an einem halb verfaulten weichen Stiel zwischen den Schultern baumelte. Ich schaute mich um. Ich wurde gerade von einem Wellenberg emporgetragen, und erspähte so links von mir einen dunklen Fleck, der in seinen verwischten Umrissen immerhin dem Bug eines kleineren Dampfers glich. Es war ein Dampfer. Wenn er diesen Kurs beibehielt, war er verloren und ich ebenfalls, denn er mußte gerade auf die treibende Mine aufrennen. Ich wollte brüllen, rufen. Eine Welle füllte mir den Mund. Ich spuckte, spuckte. Da schwenkte der Dampfer scharf nach Norden ab. Ich sah, daß offenbar die ganze Besatzung vorn am Bug versammelt war und sich wie eine Rotte Tollhäusler benahm. Die meisten hatten Stangen in den Händen, mit denen sie andauernd hinab in die Wogen stießen. Es war nur ein kleiner Frachtdampfer, und am Heck wehte eine Flagge, die ich schon als Kind gehaßt hatte, als ich noch am Hafen in Göteborg unter den uralten Kastanienbäumen spielte. Haß, den mir meine Mutter beigebracht, die stets gesagt hatte: »Das ist der schlimmste Feind der Deutschen, mein Junge … Dieses Volk ist hinterlistig, heuchlerisch, pharisäisch, läßt andere für sich bluten, und neidet Deutschland den schnellen Aufstieg.« Nun, inzwischen war aus dem Kinde ein Mann geworden, der die halbe Welt bereist und die andere flüchtig durchstreift hatte, der dabei überall den Vertretern dieser Nation begegnet war, die alle mit demselben frechen Selbstbewußtsein und derselben aalglatten Höflichkeit gelogen und betrogen hatten. Der Haß war geblieben. Freilich gemildert durch die Reife des Mannestums. Für Empfindungen mit so krassen Bezeichnungen war in Olaf Karl Abelsen, dem Ingenieur, niemals ein freies Plätzchen gewesen.

Diese Flagge also …!! Diese …!! Und doch – hier ging es um mein Leben …

Also Lungen voll Luft gepumpt …

Ein Schrei sollte das werden, den die Leute drüben unbedingt hören mußten …

Wurde es nicht …

Drüben ein Knall, als ob das Himmelsgewölbe auseinander riß …

Dort, wo soeben noch der Dampfer seinen Bug in die Wogenberge gebohrt hatte, wo noch soeben vielleicht fünfzehn Menschen sich eng zusammengedrängt hatten, gab es nur mehr eine Fontäne von Wrackteilen und menschlichen Leibern.

Das sah ich noch. Dann hatte mich der Luftstoß der Explosion tief in die See hineingedrückt, und als ich wieder emportauchte, konnte ich nur gerade noch feststellen, daß der von dem Dampfer übriggebliebene Teil langsam versank. Die Kessel explodierten erst unter Wasser und warfen zwei mächtige grüne Berge empor.

Um mich her hagelten nun die Einzelheiten der Fontäne herab … Und mit einer gewissen Ungeduld wartete ich darauf, daß ein Balkenstück mich treffen würde, was alle weiteren Gedanken, ob ich die Rügenküste jemals noch zu Gesicht bekäme, überflüssig gemacht hätte.

Balken fielen herab, trafen mich jedoch nicht. Bald war die Luft von umherfliegenden Gegenständen wieder befreit. Ein halber Lukendeckel schwamm vorüber, in dessen geborstene Bretter zwei Tote eingeklemmt waren, Beine nach oben. Köpfe und Rümpfe sah ich nicht. Ihnen folgte ein menschliches Bein, das durch das Drahtgeflecht eines Hühnerkäfigs geflogen war. Der in einem gelben Halbschuh steckende Fuß leistete so vier toten Hühnern Gesellschaft. Dem Beinkleid nach zu urteilen, hatte das Bein einem Fahrgast des Dampfers gehört. Es war eine gestreifte Hose mit scharfen Bügelfalten. – Auch der Käfig glitt vorüber.

Dann ein menschlicher Rumpf ohne Kopf. In der Brust steckte wie eine Harpune ein spitz zulaufendes langes Brett. Die Jacke des Toten hatte an den Ärmeln drei große goldene Streifen, wahrscheinlich also der Kapitän. In treuer Anhänglichkeit folgte diesem Opfer der jähen Katastrophe ein toter Pudel, schwarz, nach Löwenart geschoren … Armes Tier …! Deine letzte Seereise …

Dann war die Prozession von Leichen vorüber. Ich wunderte mich, daß dieser Anblick mich so vollständig kalt gelassen hatte. War ich wirklich roh, abgebrüht, vertiert?! Hatte nicht der Herr Untersuchungsrichter mir damals vor acht Monaten bei einer Vernehmung ins Gesicht geschrien, ich hätte Mörderaugen, und ich sollte nur gestehen, daß ich Sir Stuart Barclag mit Vorsatz und Überlegung getötet hätte.

Mörderaugen … – roh, abgebrüht?!

Nein, doch wohl nicht … Nur Nerven, die mir besser gehorchten als Löwen ihrem Dresseur, – trainierte Nerven …

Ich hielt nun in weiterem Umkreis Ausschau nach irgend etwas, das mir gestattete, das eisige Wasser zu verlassen und auf einem Wrackstück vielleicht diese Fahrt ins Ungewisse fortzusetzen. Ich erkannte im Wogengischt zunächst nur einen menschlichen Kopf, der halb in ein großes Blechstück wie in eine Tüte eingerollt war. Das Blechstück wieder war ein Teil des Bodenbeschlags eines der Boote des versunkenen Dampfers und saß noch an mehreren Planken fest, die nach der einen Seite fächerartig auseinanderstrebten, während sie sich am anderen Ende an einem Zinkblechkasten zusammenschlossen – an dem noch unversehrten Luftkasten des zerstörten Bootes.

Sechs Planken, ein Luftkasten, dazu ein zwischen den Planken festgeklemmtes Tau, das sich im Wasser wie eine Seeschlange ringelte und bewegte: ein besseres Floß konnte ich mir kaum wünschen!

Gewiß, der in den Blechtrichter eingekeilte Kopf, der mit seinen grauenvoll verzerrten Zügen und mit der aus dem aufgerissenen Munde heraushängenden Zunge wahrhaft abschreckend wirkte, war eine wenig angenehme Zugabe. Das Blechstück ließ sich jedoch leicht auseinanderbiegen, und der scheußliche Schädel rollte aus dem Trichter in die Tiefe.

Nachdem ich die Planken dann an ihren freien Enden mit dem Tau zusammengebunden und außerdem daran noch eine meiner beiden Korkwesten befestigt hatte, setzte ich mich auf den Zinkkasten und war mit meiner Arbeit durchaus zufrieden. Nur meine Beine hingen noch bis zu den Knien im Wasser, und mein Floß bewährte sich auch gegenüber den gefährlichsten Wellenbergen so vorzüglich, daß ich hoffen durfte, mit diesem primitiven Fahrzeug der unfreundlichen Ostsee noch viele Stunden trotzen zu können.

Die Arbeit des Zusammenbindens der Planken hatte meinen durchkälteten Leib noch mehr erwärmt. Freilich, meine zerschundene Schulter schmerzte derart, daß mir zuweilen alles vor den Augen verschwamm. Aber ich war jetzt nicht mehr willens, hier elend zu versaufen, und der Lebensdrang verscheuchte diese Ohnmachtsanwandlungen immer wieder …

So mochte ich vielleicht fünf Minuten auf meinem Flosse dahingetrieben sein, als ich rechts von mir denselben Lukendeckel sichtete, der vorhin mit den beiden eingeklemmten Toten an mir vorübergeschwommen war.

Es war derselbe Lukendeckel. Bestimmt. Nur die eingeklemmten Beine fehlten, und an deren Stelle lag nun quer über den halb zerfetzten Brettern ein Mensch, der einen Matrosenanzug trug und dessen dunkles triefendes Haar tief ins Gesicht hing.

Ein Toter? – Nein – der Mann bewegte sich … Der Mann hatte die Hände um den Lukenrand gekrallt, hielt sich daran fest, kämpfte um sein Leben …

Wogenkämme gingen über ihn hinweg. Zuweilen wurden seine Beine von den Wellen hochgerissen, und jeden Augenblick mußte der Ärmste, der vielleicht der einzige Überlebende des Dampfers war, vor Erschöpfung in diesem unheimlichen Ringen gegen den nassen Tod der Verlierer sein.

Ihm helfen?!

Mein Floß war gut dreißig Meter entfernt. Ich besaß nichts, um die Richtung meines Fahrzeugs zu ändern, war wie mein Unglücksgefährte ein Spielball der unberechenbaren Launen von Wind und Wetter.

Und doch – ich durfte ihn nicht elend umkommen lassen. Ich hatte ja zwei Korkwesten zur Verfügung.

Einen Moment erinnerte ich mich daran, daß ich mir einst fest vorgenommen hatte, nie wieder eine Hand hilfreich für einen Mitmenschen zu rühren.

Hatte ich diesen Vorsatz nicht schon durchbrochen, als ich den Kerl vom Balkon in die Hecke beförderte?!

Ich verließ den Luftkasten, band die Korkweste vom freien Ende der Planken los und suchte den Lukendeckel schwimmend zu erreichen. Es gelang. Als ich neben dem Kopf des Matrosen auftauchte und dem Manne in die Ohren brüllte, er solle die Korkweste umschnallen, ich würde ihn derweil festhalten, da schüttelte er die nassen Haare aus dem mageren Gesicht, blickte mich aus grauen, klaren Augen merkwürdig an und brüllte zurück:

»Sehr anständig von dir …!« Das weitere verstand ich nicht, da eine Woge uns überflutete.

Ich hatte mich, als ich ihn anrief, der deutschen Sprache bedient, und auch er hatte mir in derselben Weise geantwortet.

Ich half ihm. Als er erst einmal in der Korkweste steckte, hatten wir gewonnenes Spiel. Wir nahmen den Lukendeckel mit und gelangten glücklich wieder an mein Floß, banden nun auch den Lukendeckel an den Planken fest und erhöhten so die Tragfähigkeit unseres Fahrzeugs. Mein Gefährte, dem sicheren Tode entrissen, bewies mir bald, daß er mir an Zähigkeit zum mindesten gleichwertig, an praktischem Sinn aber überlegen war. Nachdem er sich neben mir auf dem Zinkkasten ein wenig ausgeruht hatte, wo wir eng umschlungen dasitzen mußten, öffnete er den Mund zu einer zweiten Bemerkung – für überflüssige Worte war er nicht zu haben, schien’s:

»Dort schwimmt das Dach der Achterkajüte, Kamerad … Wir können’s brauchen …«

Und schon glitt er von unserem schmalen Sitz in die Flut, schwamm hinüber.

Vortrefflich konnten wir’s gebrauchen …! Der Matrose und ich drückten das große viereckige Dach unter unser Floß, vertäuten es und hatten die Genugtuung, daß wir jetzt auf dem Luftkasten völlig trocken saßen.

Über dieser Arbeit war eine geraume Zeit verstrichen. In unserem Eifer hatten wir gar nicht bemerkt, daß das schwarze Regengewölk sich zerteilt hatte, daß es nur noch ganz schwach regnete und nun mit einem Male die Sonnte strahlend hervorbrach.

»Kamerad,« sagte ich da, »du hast mir Glück gebracht. Die Sonne scheint. Wir werden leben. – Wie heißt du? Mein Name ist …« – ich zögerte – aber ich wollte doch vorsichtig sein – »… ist Gunnar Aalfström …«

Wieder schaute er mich seltsam an. In seinem Blick war etwas Geistesabwesendes …

»Hm – wie ich heiße …?!« meinte er achselzuckend. »Kann dir mit meinem Namen leider nicht dienen … Habe keinen, Kamerad … Habe ihn vergessen … Außerdem ist das jetzt auch sehr gleichgültig, denn dort der große Kutter, Kamerad, der hat uns bemerkt … Und das ist wichtiger.«

Unser Floß, das sich willkürlich drehte, hatte soeben erst die Aussicht nach Norden freigegeben.

Ein Kutter mit zwei Masten schoß mit gerefften Segeln herbei. Vorn erkannte ich einen graubärtigen Mann in Ölzeug, hinten am Steuerrad einen zweiten …

Der Kutter trug am Bug die Inschrift »Torstensen, Trelleborg«. Ich las es, während der Alte mit einem Bootshaken unser Floß geschickt ins Schlepp nahm.

4. Kapitel
Seltsame Gefährten

Inhaltsverzeichnis

Mir sind auf meinen Reisen, die mich ja nicht nur bis Trelleborg geführt hatten, wirklich schon seltsame Exemplare aus dem menschlichen Zoologischen Garten begegnet. Einer meiner Kollegen vom Jungfrau-Tunnelbau, ein Belgier, hieß bei uns der Einsiedler. Er hatte sich ein Felsloch als Behausung eingerichtet, das er nur mit Hilfe eines zwanzig Meter langen Taus erreichen oder verlassen konnte. Niemals gestattete er einem von uns, dies Eremitenheim zu betreten, das freilich mit allen Schikanen eingerichtet war: Ofen, elektrischer Beleuchtung, Bad, Radio, Telephon und so weiter. Der Mann war jung, verschlossen und doch heiterer Natur, hielt sich von uns fern und war in seinem Bestreben, seine Höhle vor jedem Fremden zu versperren, geradezu unhöflich. Erst nach fünf Monaten kam sein Geheimnis an den Tag: Er war jung verheiratet, hatte eine bildschöne Frau, die ihn dann in der Grotte mit einem prächtigen Knäblein beschenkte. Und die ganzen Monate über hatte er sein Weib dort in der Höhle vor uns versteckt gehalten, bis er eben einen Arzt, einen Geburtshelfer brauchte. Übrigens verblieb die Frau noch weitere zwei Monate in dieser Eremitage, von der sie nachher strahlend behauptete, sie habe dort die glücklichsten Stunden ihres Lebens verbracht. – In Sydney in Australien wieder war ich beim Bau des neuen Hauptbahnhofs mit beschäftigt. Einer unserer europäischen Arbeiter fiel mir sehr bald durch sein Benehmen und seine tadellosen Umgangsformen auf. Nachher brachte ein Zufall an den Tag, daß der Betreffende der jüngste Sohn des englischen Herzogs von G. war, der infolge einer Wette den schlichten Nieter spielte. Seine Nieten »rissen« nie. Er verstand seine Sache. Den erarbeiteten Lohn verteilte er unter seine Kollegen, denn er selbst wurde auf etwa eine halbe Million Pfund Jahreseinkommen geschätzt. – Und schließlich: Beim Lachsfang an der isländischen Küste stießen wir mal in einem entlegenen, schwer zugänglichen Fjord auf eine bisher keinem Menschen bekannte Niederlassung von drei Familien, die in sauberen, praktischen Steinhäusern wohnten. Die Leute, insgesamt etwa zwanzig Personen, verweigerten über ihre Herkunft und Nationalität jede Angabe, und auch später konnte nicht festgestellt werden, wer sie waren. Es schienen Holländer zu sein. Sie bewahrten ihr Geheimnis aufs strengste, und ihr Ältester, ihr Oberhaupt, war uns gegenüber von einer verblüffenden und durch nichts begründeten Grobheit, gestattete nicht mal, daß wir die Häuser betraten. Und doch war er bestimmt ein gebildeter Mann, wenn er auch wie alle anderen in Seehundsfelle gekleidet ging. –

Nun, die drei Personen, mit denen mich jetzt das Schicksal hier auf dem Hochseekutter Torstensen zusammengeführt hatte, gehörten genau so zu den Raritäten aus dem bunten Lebensladen wie die oben Genannten. Und im Grunde paßte ich ganz gut zu ihnen, denn auch ich hatte ja allerhand zu verheimlichen und gab mich anders, wie ich war.

Zunächst mein Kamerad, der angeblich seinen Namen vergessen hatte. Bei dieser Behauptung blieb er. Er habe im Weltkriege an der Westfront beim Sturmangriff einen Kopfschuß erhalten, sei in feindlichen Lazaretten und Gefangenenlagern gewesen und stets nur unter dem Namen »Boche Boche« in den Listen geführt worden. Seine Erkennungsmarke, seine Papiere, sein Waffenrock – alles war bei seiner Gefangennahme verloren gegangen.

Dies erzählte er mir in der gut geheizten Heckkajüte des Kutters, während wir mit wahrer Gier den heißen Kaffee tranken und dick gestrichene Brotschnitten vertilgten und unsere nassen Sachen neben dem heißen Ofen trockneten. Wir waren allein, denn der alte Jörnsen und sein Weib (das war der »Mann« am Steuer gewesen, der Mann im Ölzeug) hatten ja oben an Deck zu tun, und wir hatten mit ihnen bisher nur ein paar Worte gewechselt. Aber auch die hatten genügt, bei mir den Eindruck zu hinterlassen, daß dies Ehepaar Jörnsen genau wie ich mit geschlossenem Visier durch diese schlechte Welt zu wandern wünschte. Weshalb – das würde sich schon noch herausstellen.

Kamerad »Boche Boche« mit seinem eingetrockneten braunen Mumiengesicht füllte sich den Blechnapf von neuem mit Kaffee und starrte gedankenverloren vor sich hin. »Ja, ja,« meinte er dann, »es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man so keine – keine Ahnung mehr hat, wer man eigentlich ist. Kamerad, ich komme mir wie ein zehnjähriges Kind vor, denn meine Erinnerung hört von dem Augenblick auf, wo ich den Kopfschuß erhielt. Hier ist der Einschuß …« – er tippte auf eine Stelle der Wange links von seiner kühnen Nase – »und hier am Hinterkopf der Ausschuß. Ein Wunder, daß ich überhaupt noch lebe … Was man so leben nennt, Kamerad … Denn glaube mir, das Dasein ist mir eine Last … Was du begreifen wirst. Nach dem Kriegsende reiste ich in Deutschland umher, um vielleicht durch dieses oder jenes Städtebild mein Gedächtnis wieder aufzufrischen. Gutherzige Menschen hatten mir das nötige Geld zur Verfügung gestellt. Aber es war alles umsonst. Berlin, Hamburg, Dresden – – na, wozu soll ich all die Städte aufzählen. Und dann verloren auch meine bisherigen Helfer so allmählich das Interesse an mir. Gewiß, Behörden und Ärzte kümmerten sich weiter um mich, und ich wäre ungerecht, wollte ich behaupten, man hätte nicht weitgehendstes Mitleid mit mir gehabt. Doch was nützte das mir, Kamerad?! Ich war ein Fremder unter Fremden, ich war Deutscher und war’s auch wieder nicht. Vielleicht – vielleicht bin ich einer von denen, die nach Kriegsausbruch aus allen Ecken der Welt das alte Vaterland zu erreichen suchten. Vielleicht habe ich zuletzt irgendwo im Auslande gewohnt – – irgendwo …« Er machte eine hilflose Handbewegung. »Ich weiß es nicht … Ich weiß es nicht … Und weil ich ein Heimatloser, ein Namenloser geworden, folgte ich schließlich dem unruhigen Drängen einer geheimen Stimme meines Innern und begann als Seemann, als Steward, Schiffskoch oder Matrose die Welt zu durchreisen. Es ist da etwas in meiner Seele, Kamerad, das mich von Hafen zu Hafen treibt – wie Ahasver, den ewigen Juden, der auch zu ziellosem Wandern bis ans Ende der Dinge verurteilt ist …«