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Kurzbeschreibung:

Amsterdam 1882. Auf der Überfahrt von Amsterdam nach Batavia schließen zwei Frauen Freundschaft, die unterschiedlicher kaum sein könnten: die ernsthafte Jacobina, Tochter aus gutem Hause, und die temperamentvolle Floortje aus einfachen Verhältnissen. Beide träumen vom Glück in der Ferne, und berauscht von der exotischen Schönheit der Tropen wähnen sie sich im Paradies. Nach und nach jedoch offenbart der Garten Eden seine Abgründe, und während auf Jacobina ein böser Verdacht fällt, gleitet Floortje ab in die Prostitution. Als der bislang so friedliche Vulkan Krakatau ausbricht, beginnt für die beiden Freundinnen ein Kampf um Leben und Tod …

Nicole C. Vosseler

Das Herz der Feuerinsel

Roman



Edel Elements

I

Tulpe & Orchidee

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Asam di goenoeng, garam di laoet
bertemoe dalam satoe belanga.

Die Tamarinde auf dem Berg, das Salz im Meer
kommen schließlich in einem Topf zusammen.

1

Das musste er sein, der Duft der Freiheit.

Salzig wie die Meeresluft, die sie sogar auf der Zunge schmecken konnte. Wie der Wind roch, klar und rein, wie Quellwasser oder wie frisch gewaschene und gestärkte Leintücher. Ein Duft nach Sonnenwärme und Seetang – wie der Geruch der Decksplanken aus honigbraunem Holz, nach dem frühmorgendlichen Schrubben stellenweise noch nass, die unter dem Dröhnen der Maschinen vibrierten, im Wechselspiel von vorwärtsstrebender Dampfkraft und Wellenschlag schwankten und schaukelten.

Kein zahmer, lieblicher Duft war es, sondern einer auf dem schmalen Grat zwischen Wohltat und beißender Schärfe. Rauchig, fast brandig wie Ruß und Qualm, die aus dem Schornstein des Dampfers quollen. Wie der Geruch des langgestreckten, schlanken Schiffsleibs aus Eisen, der in der feuchten Luft an Jodtinktur erinnerte, ebenso stechend und säuerlich, ebenso kühl. So wie auch Freiheit stets Hand in Hand mit dem Unbekannten einhergeht und ein Wagnis beinhaltet. Einen Sprung ins Ungewisse.

Jacobina schloss die Augen und sog diesen Duft tief ein, der ihr in seiner Kraft, in seiner Stärke hier auf hoher See neu war und doch nicht gänzlich fremd; sie hatte ihn sogleich wiedererkannt. Es war der Geruch, der jedes Jahr die hellen, unbeschwerten Tage der Sommerfrische im Seebad von Zandvoort erfüllt hatte. Derselbe, der manchmal beizend vom Hafen herübergedrungen war und sich zwischen den hohen Hausfassaden gesammelt hatte. Der an seltenen Tagen, wenn der Wind günstig stand, als kaum wahrnehmbarer Hauch über Amsterdam lag und das Meer erahnen ließ, verheißungsvoll und zugleich eine Mahnung, wie nahe es doch war. Aber erst seit sie mit ihren Koffern an Bord gegangen war und jede verstrichene Stunde, jede zurückgelegte Seemeile sie weiter von ihrem alten Leben forttrug, ihrem neuen entgegen, wusste Jacobina diesen Duft zu benennen.

Sei nicht albern, Bina, vermeinte sie Henriks Stimme zu hören. Wie sollte man Freiheit denn riechen können? Sie sah ihren älteren Bruder vor sich, in Anzug und Weste, die Krawatte korrekt um den steifen Hemdkragen gebunden und die Brauen unter den vorzeitig beginnenden Geheimratsecken emporgezogen, wie er sie mit einem nachsichtigen Lächeln bedachte. Kein Spott lag darin, denn dafür hätte es einer Leichtigkeit bedurft, die den van der Beeks nicht zu eigen war. Schweres Blut war es, das durch deren Adern floss und kaum je in Wallung geriet, geschweige denn in Leidenschaft entbrannte. Nüchtern war dieses Blut, wohltemperiert und satt von althergebrachten Werten. Wer es in sich trug, hatte sich von jeher anstandslos in die vom Vater für den Sohn, von der Mutter für die Tochter vorgezeichneten Bahnen gefügt und nie Anlass zur Enttäuschung gegeben. Anders als Jacobina. Obwohl sie nie trotzig oder ungehorsam gewesen war und sich unablässig bemüht hatte, alles richtig zu machen. Bis über die Zeit die bittere Erkenntnis in ihr aufgekeimt war, dass es Dinge gab, bei denen jegliche Mühe vergeblich blieb und die einem dennoch nicht verziehen wurden.

Ich bin frei. Jacobina reckte sich der bleichen Morgensonne entgegen, die ihr mit noch schwachen Fingern über die Wangen strich, hielt das Gesicht in den Wind, dessen Atem ihr eins zu sein schien mit ihrem eigenen. Ein Flattern stieg in ihrer Magengegend auf, halb aufgeregte Vorfreude, halb Angst vor ihrer eigenen Kühnheit, und trieb ihr Herz zu schnellerem Schlag an, voller Stolz, diesen ungeheuren Mut aufgebracht zu haben, und mit einer Ahnung von Glück. Sie konnte es sich nicht oft genug vorsagen. Ich bin frei.

Unbehagen sickerte nach und nach in diese Freude hinein, zäh und schwer wie in Wasser geträufeltes Öl und ebenso unauflöslich. Begleitet von einem Kribbeln zwischen den Schulterblättern, das den Nacken hinaufwanderte und die Haut dort sich kräuseln ließ. Jacobina musste sich nicht umdrehen, um sich zu vergewissern. Sie hatte jahrelange Erfahrung darin, wie sich neugierige, abschätzende, gar mitleidige Blicke im Rücken anfühlten. Sie wusste, sie wurde beobachtet.

Bis gerade eben hatte Floortje der anderen jungen Frau noch dabei zusehen können, wie sich ihre Haltung zunehmend entspannte. Als schälte sie sich zögerlich aus dem Mantel von Unnahbarkeit und Selbstgenügsamkeit, mit dem sie bislang alle Mitreisenden auf Abstand gehalten hatte. Gerade so weit, dass sie nicht unhöflich oder unfreundlich wirkte, aber auch nicht zu einer näheren Bekanntschaft einlud. Wie sie hier, auf dem noch stillen und leeren Oberdeck an der Reling stand, hatte sie auf Floortje zum ersten Mal einen weniger unzugänglichen Eindruck gemacht. Erleichtert schien sie, beinahe wie befreit, als wäre ihr dieser Mantel auf Dauer selbst zu schwer geworden. Für einige wenige viel zu kurze Augenblicke, die Floortje ungenutzt hatte verstreichen lassen. Die Schultern unter der schmucklosen, taillierten Jacke aus grauem Tuch versteiften sich wieder; schließlich wandte sie den Kopf zu Floortje um und sah sie mit zusammengezogenen Brauen unter der Hutkrempe hervor an. Bleib, wo du bist, besagte dieser Blick. Lass mich in Frieden!

Floortje verwünschte im Stillen ihr Zögern, das ihr im Grunde überhaupt nicht entsprach. Etwas zu bereuen, das man gesagt oder getan hatte – dafür blieb schließlich hinterher immer noch genug Zeit. Was aber den Umgang mit dem eigenen Geschlecht betraf, so hatte sich Floortje eine gewisse Vorsicht angewöhnt. In den Augen dieser jungen Frau, grau wie der Himmel über Friesland im Winter, hatte Floortje bislang jedoch keinen Funken Bosheit aufglimmen gesehen. Ein beherrschtes Abwarten stand darin, eine Duldsamkeit, die müde wirkte. Und manchmal glaubte Floortje in einem Blick unter halb gesenkten Lidern oder in einer kleinen, unwillkürlichen Bewegung gar einen Anflug von Unsicherheit zu entdecken. Auch wenn die junge Frau nun wieder den Kopf abwandte und den Blick zurück aufs Meer richtete, den Rücken durchgedrückt und die Schultern in unmissverständlicher Abwehr angespannt.

Das behagliche Gefühl, allein und unbeobachtet zu sein, war dahin, die friedliche Stimmung dieser frühen Stunde verdorben; dennoch dachte Jacobina keineswegs daran, ihren Platz aufzugeben. So schnell würde sie nicht mehr mit brennenden Wangen und gesenktem Kopf die Flucht ergreifen. Wie sie es früher so oft getan hatte, in ein dunkles Nebenzimmer, in dem sie wieder atmen konnte, abseits einer gediegenen Gesellschaft, die sich selbst feierte und für die der Name Jacobina van der Beek gleichbedeutend war mit dem Geld ihres Vaters. Mehr nicht. Denn mehr hatte Jacobina nicht zu bieten.

Als müsste sie ihr Recht verteidigen, hier zu sein, schlossen sich ihre behandschuhten Finger um den obersten Holm der Reling. Umklammerten ihn fester, als sich schnelle, leichtfüßige Schritte näherten.

»Guten Morgen!« Für eine solch kleine, zarte Person war ihre Stimme erstaunlich dunkel. Eine Stimme wie schwerer Samt, der während der Mahlzeiten den Speiseraum auskleidete, wenn sie am Nebentisch unablässig über Nichtigkeiten plauderte. Oftmals begleitet von einem Lachen, das tief war, zuweilen geradezu unanständig rau und wohl gerade deshalb ihre Tischnachbarn zum Mitlachen einlud. Auch jetzt schwang dieses Lachen in ihren Worten mit und klang wie Portwein, den man im Glas umherschwappen ließ. »Ist das nicht ein herrlicher Tag?!«

»Guten Morgen.« Jacobina sah weiterhin eisern geradeaus. »Ja.«

»Fährst du bis nach Batavia?«

Jacobina starrte sie an, eher verblüfft als verärgert darüber, so ungehörig, so vertraulich geduzt zu werden. Offen wurde ihr Blick erwidert, aus oval geschnittenen Augen unter dichten, dunklen Wimpern. Katzenaugen, manchmal grün, dann wieder wie aus dem Stoff des Ozeans geschaffen, ebenso lichtblau oder türkisen. Neugierig blickten sie, mit einer entwaffnenden Arglosigkeit und einem hoffnungsvollen Schimmer darin, und Jacobina sah schnell wieder auf das Meer hinaus.

»Wohin denn sonst?«, murmelte sie, und es geriet ihr weniger barsch als beabsichtigt.

»Vielleiiichht … naaachhh …«, kam die langgezogene Erwiderung in neckendem Tonfall, wie in einem Ratespiel, »… Alexandria? Aden? Nach Colombo? Oder nach Singapur?« Ebenfalls an eine Katze erinnerte die Art, wie sie sich an die Reling schmiegte, während sie einzelne Stationen dieser Schiffsreise aufzählte, und wie ihre bloßen Finger über das Eisen des obersten Holms strichen, auf Jacobina zu.

Unwillkürlich ließ Jacobina die Hände sinken und trat einen halben Schritt zurück. »Nein, ich bleibe bis Batavia an Bord.«

»Oh, ich auch! Ich bin übrigens Floortje. Floortje Dreessen.«

Jacobina schaute auf die Hand hinunter, die Floortje ihr in einer selbstbewussten Geste hinstreckte, Handfläche nach oben, als böte sie ihr mit Nachdruck etwas dar. Ebenso wenig wie Handschuhe trug sie einen Hut, offenbar unbesorgt darum, dass die Sonne ihren Teint verderben könnte, der hell war wie Sahne und zart, beinahe durchscheinend. Anders als Jacobinas Blässe, die so leicht ins Fahle überging. Es schien Floortje auch nicht zu kümmern, dass der Wind unablässig an dicken Partien ihres Haares raufte, das schwer war und kaffeedunkel glänzte. Sie hatte es ihm sogar noch leicht gemacht, nur einen Teil davon am Hinterkopf zu einem filigranen Schlaufengebilde hochgesteckt, während der Rest in geschmeidigen Wellen und Kringeln ihren Rücken hinabfiel. Kein Vergleich zu Jacobinas flachshellem Haar, das schnell strähnig aussah und in Sonne und Wind strohig wurde, wenn sie nicht achtgab. Einmal mehr durchfuhr es Jacobina, wie jung dieses Fräulein Dreessen doch war, fast noch ein Mädchen. Und hübsch, so hübsch, dass es wehtat. Am liebsten hätte sie sich auf dem Absatz umgedreht und wäre ohne ein weiteres Wort davongegangen. Ihre gute Erziehung indes verbot es ihr; sie wusste, was sich gehörte.

»Jacobina van der Beek.« Es versetzte ihr einen Stich, wie winzig und zerbrechlich sich Floortjes Hand in ihrer eigenen anfühlte, trotz der unvermuteten Kraft, mit der diese zupackte, und Jacobina ließ sie schnell wieder los.

»Ich war eigentlich auf dem Weg zum Käpt’n. Er hat mir angeboten, mich heute Morgen auf dem Schiff herumzuführen und mir alles zu zeigen. Sogar den Maschinenraum!« Floortjes Augen funkelten auf wie Aquamarine. »Magst du vielleicht mitkommen?«

»Sehr freundlich – aber danke, nein«, entgegnete Jacobina in mechanischer Förmlichkeit.

Floortjes Brauen, zwei wie mit sepiabrauner Tusche gezeichnete Bögen, hoben sich. »Aber warum denn nicht? Auf dem Pott hier läuft dir sicher nichts weg! Komm doch mit, das wird bestimmt lustig!«

»Nein, danke. Wirklich nicht.« Jacobina blinzelte in die Sonne, die sich weiter am Himmel hinaufgeschoben hatte und das Deck mit einem Licht wie zerlassene Butter übergoss. Sie war dieser Art wohltätiger Einladungen überdrüssig, für die sie sich später dankbar zeigen sollte.

»Ach, bitte!« Ein Ruck ging durch Floortje hindurch, halb Aufstampfen, halb Hüpfen, wie auch ihr Tonfall gleichermaßen flehend wie trotzig war. »Komm schon, zier dich nicht so! Zu zweit ist es noch mal so lustig!«

»Nein, ich …«, setzte Jacobina an; der Rest des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken, als Floortje schwungvoll ihre Hand ergriff und sie im Laufschritt mit sich zog.

2

»… zwei-und-zwan-zig, drei-und-zwan-zig …«, singsangte die kleine Lijsje im Takt ihrer Sprünge. »Vier-und-zwan…« Mit dem Absatz ihrer geschnürten Stiefelette blieb sie hängen und verhedderte sich, entwirrte das Seil und begann von vorne, sodass ihre zu Affenschaukeln hochgebundenen blonden Flechtzöpfe vor und zurück pendelten. »Ei-heins, zwei-hei, drei-hei …«

Das schöne Wetter hatte alle nach dem ersten Frühstück an Deck gelockt, um die Zeit bis zum Gabelfrühstück mit gepflegtem Müßiggang zu verbringen. Die Herren Verbrugge und Ter Steege saßen sich an einem Tischchen gegenüber und verschoben abwechselnd und mit langen Denkpausen die Spielsteine auf dem Damebrett zwischen sich. Im Schutz eines Sonnenschirms flanierte Frau Ter Steege neben ihrer Mutter die Reling entlang, wortreich bemüht, dieser die Aussicht auf das azurblaue Meer und die felsige, sonnenüberglänzte Küste Portugals schmackhaft zu machen. Doch mehr als ein ungnädiges Brummen dann und wann war der weißhaarigen älteren Dame, deren kohlschwarze Kleider so steif wirkten wie ein Harnisch, nicht zu entlocken. Ihre beiden Mädchen wusste Frau Ter Steege unterdessen gut aufgehoben: während unter Frau Verbrugges Fingern ein filigranes Häkeldeckchen Gestalt annahm, ruhte ihr fürsorglicher Blick teils auf Lijsje mit ihrem Springseil, teils auf Kaatje, die einträchtig neben der fast gleichaltrigen Tressje Verbrugge auf den Decksplanken saß. Mal mit ernsten Mienen und gedämpften Stimmchen, dann wieder mit dramatischer Mimik und aufgeregten Rufen hatten sich die beiden kleinen Mädchen ganz in die Welt ihrer Puppen zurückgezogen, deren Geheimnisse den Erwachsenen verborgen blieben.

»… zwei-und-dreißig, drei-und-drei…«, zählte Lijsje weiter die Augenblicke dieses friedlichen Vormittags an Deck ab, immer wieder unterbrochen durch ein verärgertes Schnauben, eine kurze Pause. »Ei-heins, zwei-hei …«

Jacobina vermochte sich nicht in ihr Buch zu vertiefen; beständig schweiften ihre Augen von den Seiten ab und zu Floortje hinüber, die im Liegestuhl neben ihr döste. Kaum dass sie sich nach dem ersten Frühstück hier niedergelassen hatten, hatte Floortje die Schuhe abgestreift und die Knie angezogen, einmal mehr einer Katze ähnelnd, die sich auf den Polstern zusammenrollte. Es schien ihr gleich zu sein, dass sich dabei die Rüschensäume ihres elfenbeinhellen, mit blauen Streublumen bedruckten Sommerkleides und des Unterrocks hochschoben und ihre weißbestrumpften Beine bis weit über die Knöchel enthüllten.

Den vier Rekruten aus dem Koloniaal Werfdepot in Harderwijk war dieser Anblick indes keineswegs gleichgültig. So jung, dass sie noch lange keine Männer waren, trotz schmucker Uniform und sorgfältig getrimmter Bärte kaum mehr als milchgesichtige Burschen, drückten sie sich in einigem Abstand an der Reling herum, rauchten, tuschelten und starrten unverhohlen herüber. Ab und zu war ein gedämpftes Lachen zu hören, gleichermaßen wissend wie verlegen, und jedes Mal reckten die Rekruten sogleich die Hälse und sahen sich verstohlen um, ob nicht einer der mitreisenden Offiziere an ihrem Benehmen Anstoß nahm.

Major Rosendaal, dem die vier jungen Männer während der Überfahrt unterstellt waren, schien darin jedoch keinen Grund für eine Rüge zu sehen, noch nicht einmal für einen strengen Blick. Die Hände auf dem Rücken seines schwarzblauen Uniformrocks ineinandergelegt, marschierte er gemessenen Schrittes auf dem Deck auf und ab, die Augen gedankenvoll auf die Planken unter seinen blank polierten Schuhen gerichtet. Wann immer ihn sein Weg an dem Liegestuhl vorbeiführte, in dem Fräulein Dreessen schlummerte, hob sich sein Blick und wanderte mit sichtlichem Wohlgefallen über ihre Fesseln und Waden, über die Falten ihrer Röcke hinweg die schmale Taille hinauf, streifte einen Wimpernschlag lang ihren Brustkorb, der sich unter dem züchtigen spitzengesäumten Ausschnitt hob und wieder senkte, und blieb dann auf ihrem Gesicht haften. Bis seine Augen aufwärts zuckten, als wäre ihm urplötzlich etwas eingefallen, und er über Jacobinas kleinen Strohhut hinweg zu seiner Gattin spähte, die sich mit ihrer Schwester unter das Schattendach zurückgezogen hatte. Jedes Mal strich sich der Major dann rasch über seinen Bart und gab einen kaum hörbaren Laut von sich, der ebenso gut ein Räuspern sein konnte wie ein Seufzen oder auch nur ein besonders tiefer Atemzug, bevor er seinen Weg über das Deck fortsetzte.

Wie hingegossen wirkte Floortje in ihrem Liegestuhl, einen träumerischen Ausdruck auf den feinen Zügen. Ihr leicht geöffneter Mund schien nur darauf zu warten, dass man sie wachküsste, und wie sich die geschwungenen Lippen ein wenig aufwarfen, sah es fast so aus, als schmollte sie, weil es bislang noch niemand gewagt hatte. Unter dem dünnen Stoff des Sommerkleids zeichneten sich verlockende Rundungen ab, und gerade jetzt, im Schlaf, verlieh ihr das an der Spitze himmelwärts gerichtete Näschen etwas Vorwitziges, Kokettes.

In der Gegenwart von Mädchen und Frauen wie Floortje, an denen alles klein und zart, weich und süß war, hatte Jacobina sich von jeher unwohl gefühlt. Daneben kam sie sich noch größer vor, als sie es ohnehin schon war. Grobschlächtig beinahe, obwohl sie doch so schlank war. Zu schlank, denn keinem noch so raffinierten und stramm sitzenden Korsett, keiner noch so ausgeklügelten Mogelei der Schneiderin war es je gelungen, für Jacobinas Figur wenigstens eine Illusion wohlgeformter Weiblichkeit herbeizuzaubern. An Jacobina war alles zu sehr: die Linien ihres Gesichts zu herb, beinahe hart, der Mund zu breit und die Nase eine Spur zu kräftig; ihre Gestalt zu lang aufgeschossen, zu mager, zu kantig. Allenfalls ihre Augen, groß und klar, hätte sie schön finden können, wäre deren Farbe nicht so fade gewesen, so nüchtern. Selbst die Andeutung eines Grübchens in ihrem Kinn, die gleiche, die sich an Henrik so überaus gewinnend ausnahm, vermochte nicht den Eindruck von Strenge zu mildern, den Jacobina van der Beek unweigerlich vermittelte. Den einer gewissen Freudlosigkeit und einer Kälte, die zum Kern ihres Wesens zu gehören schienen.

»… bin natürlich kein Mann vom Fach …« Der Wind trieb Satzfetzen in der sonoren Tonlage von Leutnant Teuniszen herüber, der in Herrn Aarens einen aufmerksamen Zuhörer gefunden hatte. »… der Boden des Preanger besonders geeignet für Tee …«

Floortjes Unterlippe zuckte, ihre Lider zitterten, und hastig senkte Jacobina den Blick auf das Buch in ihren Händen, beobachtete dabei aus den Augenwinkeln aber weiter Floortje, die die Beine von sich streckte, sich ungeniert rekelte und schließlich den Mund zu einem herzhaften Gähnen aufriss. Erst im letzten Moment hielt sie die Hand davor und warf Jacobina unter schlafschweren Lidern ein entschuldigendes Lächeln zu.

»Mmh, das ist vielleicht ein Leben hier an Bord«, murmelte sie und strich über die Armlehnen des Liegestuhls. »Wie bei Königs!« Genüsslich wackelte sie mit den Zehen, einen seligen Ausdruck auf dem Gesicht.

Als fürstlich oder luxuriös empfand Jacobina die SS Prinses Amalia nicht gerade, aber durchaus als komfortabel. Sowohl die Kabinen als auch der Speiseraum waren äußerst einfach gehalten, aber blitzsauber; Jacobina hatte sich die Überfahrt wesentlich schlimmer vorgestellt. Schließlich waren es keine Vergnügungsfahrten oder Erholungsreisen, die die Reederei zwei Mal monatlich von und nach Batavia anbot. Wer auf einem Dampfer dieser oder einer anderen niederländischen Schifffahrtsgesellschaft an Bord ging, hatte keine Zeit zu verschenken und wollte möglichst zügig ans Ziel kommen. Im Wettlauf um gutes, reiches Land galt es schnell zu sein, bevor ein anderer es pachten, roden und mit Kaffee, Tee und Chinin Geld machen konnte, wie Herr Aarens es vorhatte. Die Arbeit in der Kolonialverwaltung wartete auf Beamte wie Herrn Ter Steege, die Rechnungsbücher im Kontor eines Handelsunternehmens oder der Posten in einem Regiment auf Männer wie Leutnant Teuniszen, auf Major Rosendaal und auf die vier Rekruten. Noch unerschlossene Gegenden auf Java und Sumatra warteten auf Architekten und Ingenieure wie Herrn Verbrugge, die Straßen bauen, Schienen verlegen und Häuser errichten sollten. In umgekehrter Richtung wartete ein auf den Tag genau abgezählter Urlaub in der alten Heimat bei Angehörigen und Freunden, die man lange nicht mehr gesehen hatte, wie ihn die Ter Steeges und die Teuniszens verbracht hatten. Und auf die Söhne der Pflanzer, der Beamten und der Offiziere warteten ihre Plätze an den Schulen und Universitäten der Niederlande, bevor sie in einigen Jahren zu ihren Familien zurückkehren würden.

»Besuchst du Verwandte in Batavia?« Es war die erste persönliche Frage, die Floortje an sie richtete, seit sie sie am frühen Morgen an Deck angesprochen hatte.

Während ihres Rundgangs durch den Bauch des Schiffes – ein Labyrinth aus scheinbar endlosen schlauchschmalen Gängen, aus Frachträumen und Lagerkammern, den Quartieren und Arbeitsbereichen der Mannschaft –, der auch das beständig kraftvoll stampfende Herz des Maschinenraums mit eingeschlossen hatte, war Floortje ganz darin aufgegangen, die Erläuterungen von Kapitän Hissink mit erstaunten und entzückten Lauten zu kommentieren, über seine Späße zu kichern und ihm hin und wieder eine schlagfertige Erwiderung zuzuwerfen. Jacobina war stumm hinterdreingetrottet, wie der Inbegriff der Anstandsdame, die alles sah, alles hörte, der aber selbst keinerlei Beachtung geschenkt wurde. Es hatte ihr nichts weiter ausgemacht; sie war damit zufrieden gewesen, sich eingehend umzuschauen und mit eigenen Augen all das an Technik und Mechanik zu sehen, worüber sie bisher nur gelesen hatte. Und ebenso wenig hatte sie sich daran gestört, dass Floortje danach über dem Morgenkaffee, den frischen Weißbrötchen mit Butter, Marmelade und Honig, den Eiern und dem gebackenen Fisch den gesamten Speiseraum mit lebhaften Schilderungen ihrer Eindrücke unterhalten hatte. Über die Zeit hatte Jacobina ihren angestammten Platz am Rande jedweden Geschehens zu schätzen gelernt, von dem aus sie in Ruhe zusehen und zuhören und dabei ihren Gedanken nachhängen konnte.

»Nein, ich besuche keine Verwandten.«

»Deinen Zukünftigen vielleicht?«

Ohne ihre Augen von den Buchseiten anzuheben, versteinerte Jacobina auf ihrem Platz im Liegestuhl. Der neckende Tonfall Floortjes, der neugierige Blick, den sie auf ihrem Gesicht spürte, rührte an dem alten Dorn in ihrer Seite. Lange war es her, dass sie mit derlei Scherzen bedacht worden war, von den Mädchen, die einmal ihre Freundinnen gewesen waren. Bis diese eine nach der anderen selbst den Bund fürs Leben geschlossen und Kinder bekommen hatten und sich zunehmend Besorgnis in diese Scherze schlich. Danach war die Stille gekommen. Das merkliche Abrücken und die Einsamkeit.

»Nein.« Sie zögerte, dann überwog ihr Stolz. »Ich trete eine Stellung an.« Zwischen den hinteren Seiten des Buchs holte sie ein Stück Papier hervor und reichte es Floortje, die sich neugierig aufgesetzt hatte, mit einem Schlag hellwach. Ein akkurat aus einer Zeitungsseite ausgeschnittenes Rechteck, aus dem Standaard vom November 1881, in den sechs Monaten seither zu sprödem Pergament abgegriffen und immer wieder sorgsam geglättet, die Druckerschwärze speckig geworden und in das Papier hineingerieben, sodass die Lettern ausgefranst und ein wenig unscharf wirkten. Ihr Talisman. Ihr Schlüssel zu einem neuen Leben.

Gut situierte Offiziersfamilie in Batavia sucht kultivierte junge Dame zwischen zwanzig und dreißig in Dauerstellung als Lehrerin und Gouvernante für Junge und Mädchen, fünf und zwei Jahre alt. Anforderungen: gepflegtes Holländisch; Französisch, Deutsch und Englisch fließend. Musikkenntnisse wünschenswert. Großzügige Entlohnung und Übernahme der Reisekosten geboten sowie freie Kost und Logis. Bewerberinnen ohne Erzieherinnenzertifikate bevorzugt.

Floortje widmete sich den Zeilen länger als nötig und betrachtete währenddessen unter halb gesenkten Lidern Jacobina. Wie sie ihr in der tadellosen Haltung einer Dame gegenübersaß, die Füße am Boden eng beisammen, die Beine unter dem schmalen Rock eine elegante Diagonale bildend und den Oberkörper kerzengerade, erinnerte sie Floortje einmal mehr an die Heldinnen der Romane, die sie früher heimlich verschlungen hatte. Sie hatte etwas von einer Einsiedlerin, umweht von einem Hauch Tragik und mit einer Ahnung von Tiefgründigkeit, die ihr unscheinbares Äußeres Lügen strafte. Als hütete sie ein dunkles Geheimnis. Eine verwundete Seele.

Gespenstischer Nebel, der das Gerippe eines kahlen Baumes umwaberte, eine sturmumtoste Klippe über dem kochenden Meer oder die Silhouette eines düsteren Herrenhauses hätten einen passenden Rahmen für dieses Fräulein van der Beek geboten – aber eine Überfahrt nach Java, um dort eine Stellung als Gouvernante anzutreten, fand Floortje mindestens ebenso romantisch. Ebenso aufregend.

»Klingt gut«, sagte sie und gab Jacobina den Zeitungsausschnitt zurück. Beiderseits ihrer Nasenwurzel tauchten kleine Kniffe auf. »Mich wundert nur, dass sie so gar keinen Wert auf Zeugnisse legen.«

»Das ist in dieser Art von Inseraten häufig zu lesen«, erwiderte Jacobina, während sie das ihr so kostbare Stück Papier wieder sorgsam zwischen die Buchseiten legte. »Frau de Jong hat es mir in einem ihrer Briefe erklärt. Sie wünscht sich, dass ihren Kindern nicht einfach festgelegter Lernstoff eingebläut wird, sondern dass sie ganz selbstverständlich mit den Sprachen aufwachsen und nebenbei mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten vertraut gemacht werden.«

»Ach so.« Floortje zog die Beine unter sich und zupfte an den Rüschen ihrer Rocksäume. »Warst du in deiner bisherigen Stellung nicht zufrieden, oder lockt dich die Ferne?«

Auf Jacobinas Wangen zeichnete sich eine feine Röte ab. »Das … das ist meine erste Anstellung.« Ihr Mund presste sich zusammen, als machte sie sich bereit, im nächsten Moment zuzuschnappen.

»Oh.« Floortjes Wimpern flatterten auf und ab. »Dann musst du ja mächtig Eindruck gemacht haben, dass sie dich so ganz ohne Empfehlungsschreiben um die halbe Welt kommen lassen!«

Jacobinas Augen wanderten über die Reling hinweg in das leuchtende Blau des Sommerhimmels über dem Atlantik. Einmal mehr waren es nicht ihre Fähigkeiten gewesen, die ihr diese Tür geöffnet hatten, sondern allein der Name van der Beek. Ein Kunde ihres Vaters, der Geschäftsbeziehungen nach Ostindien unterhielt, kannte dort jemanden, der seinerseits die de Jongs kannte und sich ihnen gegenüber lobend über den Charakter, den Lebenswandel, die Umgangsformen und vor allem den familiären Hintergrund des Fräuleins van der Beek äußerte. Julius und Bertha van der Beek wiederum konnten sich auf diesem Wege absichern, ihre Tochter in einem anständigen Haus, bei honorigen und finanziell gut gestellten Bürgern Batavias aufgehoben zu wissen.

Ihr Blick senkte sich wieder auf das Buch. Behutsam klappte sie es zu und legte es in den Schoß. Womöglich war sie einer Täuschung erlegen, der gleichermaßen behütenden wie erdrückenden Hand ihrer Eltern und ihres Bruders entkommen zu können, wenn sie so weit fortging wie nur möglich. Ihre Finger umklammerten den Buchrücken, so wie sie sich an der Hoffnung festhielt, es würde von nun an keine Rolle mehr spielen, welchen Namen sie trug oder gar wie sie aussah. Nur noch, was sie tat und sagte und was zu leisten sie im Stande war.

»Was führt dich denn nach Batavia?« Leise brachte sie die Frage hervor; ihre Neugierde schien ihr unhöflich, obwohl es doch augenfällig war, dass sie und Floortje die einzigen jungen Frauen an Bord waren, die ohne Begleitung reisten. Eine Seltenheit, weil wider alle Gepflogenheiten und deshalb sicher nicht ohne triftigen Grund.

»Ich will dort heiraten.«

Der Dorn bohrte sich tiefer in Jacobinas Seite.

»Meinen Glückwunsch«, gab sie steif zurück.

Floortjes Augen weiteten sich. Dann brach sie in ein solches Lachen aus, dass sich alle Köpfe auf dem Sonnendeck nach ihr umdrehten. Jacobinas Wangen brannten, und sie zog ein Bein näher zu sich heran, um aufzustehen.

»Du meine Güte, entschuldige!« Bestürzt hellten sich Floortjes Augen auf, und sie schlug die Hand vor den Mund, um ihr ungebärdiges Lachen zum Verstummen zu bringen, das noch einige Herzschläge lang zwischen ihren Fingern, unter ihren Worten hervorsprudelte und ihre Schultern beben ließ. »Ich hab mich ungeschickt ausgedrückt!« Unter den letzten Glucksern lehnte sie sich vor und streckte die Hand nach Jacobina aus, wollte sie ihr besänftigend auf den Arm legen, ließ aber davon ab, als Jacobina zurückwich. »Es ist nämlich so, dass mir der Mann zum Heiraten noch fehlt.« Ein Leuchten glitt über ihr Gesicht. »Aber den werd ich in Batavia schon finden!«

Ungläubig starrte Jacobina sie an, vergaß sogar die glühende Scham, die entsetzlichen Augenblicke, in denen es ihr vorgekommen war, als würde sie ausgelacht.

»Du musst doch aber zu Hause Dutzende Verehrer gehabt haben!«, rutschte es ihr heraus.

Floortje zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Der Richtige«, sie atmete tief ein und lehnte sich im Liegestuhl zurück, »der Richtige war jedenfalls nicht dabei.« Sie streckte die Beine aus und zog sie gleich darauf wieder zu sich heran. Ihr Mund kräuselte sich zu einem Lächeln. »Außerdem hatte ich ohnehin nicht vor, mein restliches Leben ausgerechnet in Friesland zu verbringen.« Sie warf Jacobina einen verschmitzten Seitenblick zu, bevor sie die Augen wieder schloss und zu einem stummen Takt die Knie hin und her wippen ließ. Eine Bewegung, die die vier Rekruten geradezu hypnotisierte; mit hungrigen Blicken lauerten sie darauf, dass die sich auffächernden Rüschen und Falten des Rocks mehr von Fräulein Dreessens Beinen sehen ließen als die bestrumpften Fesseln.

Jacobina fragte sich, wie ausgerechnet ein Landstrich wie Friesland eine Floortje Dreessen hervorgebracht haben konnte. Sie tat sich schwer damit, sich Floortje zwischen den Deichen am Wattenmeer, den Heideflecken und dichten Laubwäldern vorzustellen, in einem der beschaulichen Städtchen oder Dörfchen, gar auf einem der versprengten reetgedeckten Gehöfte inmitten der Weiden, auf denen schwarz-weiße Kühe und Schafherden grasten. Mit ihrem dunklen Haar, den irisierenden Augen und ihren ganz und gar nicht friesischen Gesichtszügen musste sie dort aufgefallen sein wie der sprichwörtliche bunte Hund. Selbst in Amsterdam wäre Floortje noch als exotische Schönheit hervorgestochen wie eine Orchidee unter lauter Gänseblümchen.

»Warum Batavia?«, fragte Jacobina vorsichtig. »Warum nicht einfach Amsterdam?«

Floortje blinzelte und schielte unter halb geschlossenen Lidern zu Jacobina hinüber. Die graue Jacke, die sie trotz des warmen Sonnenscheins bis zum Hals zugeknöpft hielt, und der ebenso graue Rock waren äußerst schlicht gehalten, weniger modisch als praktisch, wie auch die schwarzen Schuhe, die unter den Säumen hervorschauten. Als wollte Jacobina van der Beek damit zu verstehen geben, dass sie keinen Wert auf all den Zierrat aus Rüschen, Spitzen, Biesen und Stickereien, auf die Farben und Muster legte, in denen Floortje selbst so gern schwelgte. Dabei war das, was sie bislang von Jacobinas Garderobe zu Gesicht bekommen hatte, aus unverkennbar teuren Stoffen maßgeschneidert. Floortje witterte eine behütete Kindheit und Jugend in einem wohlhabenden Elternhaus, in dem exquisites Mobiliar und dicke Teppiche und Portieren Stimmen und Schritte dämpften; Tanzstunden und Privatunterricht, Kutschfahrten und Bälle, Kaffeekränzchen und Teegesellschaften und Sommer am Meer. Ein Leben so makellos wie Jacobinas gestärkte weiße Blusen. Ein Leben unter ihresgleichen.

»Warum auch nicht?«, gab sie zurück und kuschelte sich tiefer in das Polster des Liegestuhls.

Jacobina musterte Floortje eingehend; einen flüchtigen Moment lang hatte sie älter gewirkt, erwachsener, beinahe wie vor der Zeit gereift. Dabei musste sie in ungefähr demselben Alter sein wie Jacobinas jüngerer Bruder Martin, achtzehn vielleicht oder neunzehn, keinesfalls älter. Jünger, als Jacobina selbst es jemals gewesen war; sie konnte sich nicht daran erinnern, irgendwann einmal derart leichtherzig und forsch durchs Leben gegangen zu sein.

»Und deine Familie hat dich einfach so gehen lassen?«

Floortje rührte sich nicht. Ihr Gesicht fühlte sich kühl und glatt an, wie eine Maske, die jederzeit zerspringen konnte. Sie dachte an die Dokumente in ihrem Koffer, die es ihr ermöglichten, so zu handeln, als wäre sie bereits mündig. An das Bündel Geldscheine daneben und die Fahrkarte nach Batavia. Und daran, was sie getan hatte, um all das zu bekommen. Was doch nichts anderes als ihr gutes Recht gewesen war. Um den Riss hinter sich zu lassen, der durch ihr Leben ging und einen Teil von ihr ins Dunkel geschleudert hatte. An all die Tränen, die hässlichen Dinge und Worte. Den Schmerz, die Scham und die Schuld. Als sie die Stimme zu einem Flüstern anhob, kamen die Laute nicht weich und geschmeidig aus ihrem Mund, sondern trocken und spröde.

»Ich habe keine Familie mehr.«

Mit wildem Indianergeheul, das alle an Deck aufschreckte, stürmte der kleine Joost Verbrugge heran, stürzte sich auf seine Schwester und ihre Freundin und entriss ihnen eine der Puppen am Skalp. Frau Verbrugge ließ ihre Handarbeit fallen und erwischte ihren Sohn gerade noch am Hemdsärmel. Unter der lauten Schelte, der schallenden Backpfeife, dem Gebrüll des Jungen und den tränenreichen Schluchzern der beiden Mädchen ging das Läuten der Glocke beinahe unter, die die Passagiere zum Gabelfrühstück rief.

Floortje schlug die Augen auf, wandte den Kopf und lächelte Jacobina an. »Ich sterbe vor Hunger!«

3

»Schau mal, da! Und da!« Floortje konnte kaum stillstehen. Mehr noch als die kleinen Ter Steeges und Verbrugges, die sich mit aufgerissenen Augen an die Reling pressten und unter begeisterten Lauten mit den Fingerchen hierhin und dorthin zeigten und von ihren Eltern Erklärungen einforderten, versprühte sie mit jedem Ausruf, jedem kleinen Hüpfer flirrende Begeisterung. »Da drüben – siehst du das? Ist das nicht wunder-wunderschön?!«

Jacobina nickte nur; sie vermochte sich nicht an der Herrlichkeit sattzusehen, die sich vor ihr ausbreitete und ihr keinen Raum für Worte ließ.

Hatte am Vortag schon der Hafen von Genua mit seiner belebten Mole und den bunt zusammengewürfelten, eng stehenden Häuschen in Ocker, Umbra und Terrakotta unter krummen Ziegeldächern einen reizvollen Anblick geboten, besaß die Aussicht auf Neapel einen ganz besonderen Charme. Cremehell, primelgelb, karminrot und rosenholzfarben dehnten sich die palazzi mit ihren ebenmäßigen Fensterreihen im Stadtbild aus; Fassaden von schlichter südländischer Eleganz, der schleichender Verfall keinen Abbruch tat, sondern vielmehr einen betörend morbiden Zauber verlieh. Von allen Seiten drängten sich schmale Häuser heran, zwischen denen sich enge Gassen hindurchwanden, und auf den Dächern und Kuppeln der Kirchen glänzte die Sonne. Eine Festungsanlage, ein Teil gelblich grau vor Alter, der andere adrett und blendend weiß, wachte von einem locker bewachsenen Hügel aus über die Stadt. Auch am Hafen behielten gleich zwei Kastelle mit stämmigen Wehrtürmen, verwittert und von der Zeit gezeichnet, aber unverändert trutzig, das Kommen und Gehen in der Bucht im Blick. Und selbst wenn sie nicht hinsah, konnte Jacobina die Farbe des Wassers fühlen; ein Blau, so strahlend und durchdringend, dass es die Luft in Schwingung versetzte und auf der Haut kribbelte.

In einem langgezogenen Laut des Entzückens ließ Floortje den Atem ausströmen, als sich ein gutes Dutzend kleiner Fischerboote von der Mole löste, das Wasser durchpflügte und auf den Rumpf des Dampfers zuhielt. Braungebrannte, schwarzhaarige Männer in losen Hemden und Kniehosen, dunkel gelockte Frauen in bauschigen Rüschenblusen und Schürzen über ihren bunten Röcken hielten schwere Rispen praller Trauben empor und Körbe mit Aprikosen und Pfirsichen, die Härchen der samtigen Haut silbrig schimmernd. Golden leuchteten Orangen und Mandarinen neben dem saftigen Rot aufgeschnittener Wassermelonen und dem zarten Lachsrosa und Blassgrün der Zuckermelonen. Das laute, lockende »Frutti! Frutti freschi! Frutti!« mischte sich mit dem »Fiori! Fiori belli! Fiori!« der Händler, die einladend Blumensträuße über ihren Köpfen schwenkten. Ihre Rufe trafen auf die Gegenrufe der Besatzung, verflochten sich mit den Stimmen der Passagiere, die sich an der Reling drängelten, und mit dem betriebsamen Lärm im Hafen, der von Menschen wimmelte. Eine vor Temperament übersprudelnde Geräuschkulisse, ansteckend in ihrer Lebenslust, von Zeit zu Zeit durch das ohrenbetäubend röhrende Horn eines ablegenden Dampfers ausgelöscht, ehe sie erneut auf das Deck herüberschäumte.

Aus den Fischerbooten zitterten die Klänge angeschlagener Saiten herauf. Die warmen Töne der Gitarren rieselten heran, das Schmeicheln der Lauten und die Triller der Mandolinen vervielfachten und verdichteten sich zu einer Melodie, in die die Musikanten aus voller Kehle einstimmten. »Io t’aggio amato tanto, si t’amo tu lo ssaje … « Ein Lied, dessen Weise und Sprache ebenso kräftig und feurig waren wie melancholisch und sehnsüchtig. »Io te voglio bene assaje … e tu non pienze a me!«

Jacobina fuhr zusammen, als Floortje ihre Hand packte; ihr Arm zuckte zurück, wollte die fremden Finger, die viel zu vertrauliche Berührung loswerden wie ein lästiges Insekt. Floortje indes ließ sich nicht einfach abschütteln; aufgeregt klammerte sie sich an Jacobina, einen andächtigen und sehnsuchtsvollen Ausdruck auf dem Gesicht. Ein vervielfachtes, überlautes Echo dessen, was Jacobina selbst empfand. Viel zu tief in ihr vergraben, als dass es an die Oberfläche gelangen konnte, und doch in zaghafte Resonanz versetzt. Die verkrampften Muskeln ihrer Finger lockerten sich, und sie hielt still.

Ein mehrfaches, halb ersticktes Räuspern ließ sie beide auseinanderfahren und sich umdrehen. Herr Aarens stand hinter ihnen, sichtbar um eine aufrechte Haltung bemüht, die ihn in seinem schlecht sitzenden Anzug mehr denn je wie einen zu schnell erwachsen gewordenen Pennäler wirken ließ.

»Ver… verzeihen Sie die Störung, wertes Fräulein Dreessen«, begann er verlegen. Über seinem borstigen Backenbart zeichneten sich rote Flecke ab, und mit einer fahrigen Handbewegung rückte er erst den Knoten seiner zu eng gebundenen Krawatte zurecht, bevor er sich den unvermeidlichen Bowlerhut so heftig vom Kopf riss, dass sich einige Strähnen seines struppigen braunen Haares dabei aufstellten. »Ich habe mir erlaubt«, in einer unbeholfenen Verbeugung faltete er seine schlaksige Gestalt zusammen, »… dürfte ich Ihnen diese hier …« Seine andere Hand, die er bislang hinter dem Rücken verborgen gehalten hatte, schnellte hervor und streckte Floortje ein kleines Blumengebinde entgegen.

»Ooh«, hauchte Floortje, die Wangen rosig und ein Leuchten in den Augen. »Wie freundlich von Ihnen!« Beinahe feierlich nahm sie das Sträußchen aus wilden Rosen, Mohnblumen und Madonnenlilien entgegen, in das Zweige von Lavendel und Rosmarin eingeflochten waren. »Ich liebe Lilien«, murmelte sie, vergrub das Gesicht in den weichen Blütenblättern und strahlte dann unter flatternden Lidern Herrn Aarens an. »Vielen, vielen Dank!«

Die Röte auf seinem Gesicht breitete sich weiter aus, während er sichtlich nach einer passenden Erwiderung suchte und sich gleichzeitig voller Stolz aufplusterte – darüber, den Mut aufgebracht zu haben, Fräulein Dreessen diese Gabe zu überreichen, die noch dazu von ihr derart wohlwollend aufgenommen worden war –, bis die Knöpfe des fadenscheinigen Jacketts über seiner mageren Hemdbrust spannten.

Brüsk wandte sich Jacobina ab. Blumen bekamen stets die anderen, das war schon immer so gewesen; seltsam, dass es ihr noch immer so viel ausmachte. Sie drückte die Schultern durch und ging mit staksigen Schritten davon. Floortjes Stimme, die ihren Namen rief, blendete sie aus, so gut es ging.

»Jacobina! So warte doch! Warte!« Atemlos holte Floortje sie ein, fasste sie am Ellenbogen und sah besorgt zu ihr auf. »Was ist denn?«

»Nichts.« Mit einem Ruck machte Jacobina sich los und wollte weitergehen.

Floortje stellte sich rasch vor sie hin. »Warte. Hier, schau.« Geschickt löste sie eine weiße, zartrosa geflammte Rose aus dem Gebinde und hielt sie Jacobina lächelnd hin. »Die ist für dich!«

Stumm starrte Jacobina die Blüte an. Wie ein Sinnbild kam sie ihr vor, für das, womit sie sich hätte begnügen sollen. Die Brosamen, die andere übrig gelassen hatten.

»Behalt sie«, sagte sie schließlich rau. »Ich will sie nicht.«

Die Stirn gerunzelt, den Mund zu einer Schnute aufgeworfen, sah Floortje zwischen der Rose und Jacobina hin und her, eher verwirrt als gekränkt. »Aber warum denn nicht?«

»Ich will sie eben nicht!«

Jacobinas Magen zog sich zusammen, als sie sah, wie Floortje den Kopf hängen ließ.

»Meinst … meinst du nicht«, flüsterte Floortje, den Blick auf den Blumenstrauß in ihrer Hand gesenkt, »wir könnten vielleicht Freundinnen werden?«

Freundinnen. Nach Betje und Johanna, Jette und Henny, nach Tine vor allem hatte diese Bezeichnung einen schalen, beinahe fauligen Beigeschmack bekommen, der Jacobina schlucken ließ.

»Man kann Freundschaft nicht einfach so beschließen.« Kühl klang sie, belehrend und unverhohlen abweisend.

»Aber man kann es doch versuchen, oder nicht?« Floortje hob den Blick zu ihr an. »Immerhin werden wir noch drei Wochen hier auf diesem Dampfer zusammen verbringen. Wenn wir danach feststellen, dass wir uns doch nicht leiden mögen, können wir uns in Batavia bestimmt prima aus dem Weg gehen.« Die Fünkchen, die eben noch in ihren Augen getanzt hatten, verglommen und machten stiller Ernsthaftigkeit Platz.

Jacobina wich diesen Augen aus, die in ihrem weichen Blau so verletzlich wirkten. Ich habe keine Familie mehr. Scham durchglühte sie, darüber, dass sie Floortje mit solchem Widerwillen begegnete, wo sie doch selbst nur zu gut wusste, wie es war, allein aufgrund des Äußeren beurteilt zu werden.

»Wir haben doch gar nichts gemeinsam«, entgegnete sie lahm.

»Oh doch«, erwiderte Floortje mit einem Auflachen. »Wir reisen beide allein, und wir sind beide aufgebrochen, um in der Ferne unser Glück zu machen. Das muss uns doch verbinden!«

Unter halb gesenkten Lidern sah Jacobina, wie Floortje sie anstrahlte, den Kopf leicht schräg gelegt, gleichermaßen selbstbewusst wie schüchtern und durch und durch süß und lieb. Auf dieselbe Art war es ihr in den wenigen Tagen an Bord gelungen, fast alle ihre Mitreisenden zu bezirzen; selbst das fortwährend von Frau Ter Steeges gestrenger Mutter gemurmelte schamlos, einfach schamlos war unter Floortjes Lächeln und Schmeicheln verstummt und zu vereinzelten missbilligenden Blicken zusammengeschmolzen. Jacobina wollte sich nicht auf die gleiche Weise um den Finger wickeln lassen. Nicht noch einmal.

Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«

Floortje teilte die Blumenstängel; sorgsam befreite sie eine Hälfte des Gebindes von dem mehrfach darum gewundenen Zwirn. »Hier. Die sind für dich. Von mir.« Die Geste, mit der sie Jacobina das halbe Sträußchen entgegenhielt, wurde nachdrücklicher. »Nun nimm schon! Ich hab mehr als genug!«

Als gehorchte ihr Leib nicht mehr ihrem Willen, schlossen sich Jacobinas Finger darum.

»Danke«, würgte sie hervor.

»Ich stell die nur schnell ins Wasser, bin gleich wieder da!«, rief Floortje vergnügt und hastete auf leichten Sohlen davon.

Jacobina konnte ihren Blick nicht von den Blumen in ihrer Hand lösen. Von diesem bunten Fetzen eines wilden südlichen Gartens, aus seidigen Blütenblättern in Weiß, Rosé und Scharlachrot, eingebettet in grünes Blattwerk, aus winzigen wie aufgefädelten Blütenkelchen in Lila. Ein betörender Duft stieg daraus auf, süß und frisch, würzig und schwer zugleich und kitzelte sie in ihrer Magengegend. Um ihre Lippen zuckte es, und in ihrer Brust begann es zu flattern, zaghaft zuerst, dann aufgeregter. Wie ein Vogeljunges, das zum ersten Mal seine Flügel gebraucht.

Frau Ter Steege hob ihren Blick von den Trauben, den Melonensicheln und den Pfirsichhälften auf ihrem Dessertteller und lächelte Floortje über den Tisch hinweg zu. »Wenn Sie sich in Batavia ein wenig eingelebt haben – vielleicht möchten Sie uns dann einmal besuchen kommen?« Die Herzlichkeit, die dabei von ihr ausging, ließ ihr rundes Gesicht noch weicher wirken und ihre blauen Augen anheimelnd aufleuchten.

Ihre Mutter, die gestrenge Frau Junghuhn, erstarrte auf ihrem Platz und warf erst ihrer Tochter einen konsternierten, dann Fräulein Dreessen einen warnenden Blick zu, unter dem Floortje gekonnt den Kopf einzog, bevor sie mit großen Augen erst Frau Ter Steege, dann deren Mann ansah.

»Ich weiß nicht«, erwiderte sie mit unsicherer Stimme, »ob ich eine solch großzügige Einladung …« Mit fragendem Blick ließ sie ihren Einwand auströpfeln.

Herr Ter Steege schmunzelte in seinen graumelierten Bart hinein und stellte seinen Bierkrug ab. »Selbstredend können Sie annehmen! Gastfreundschaft wird bei uns auf Java großgeschrieben.«

»Wir würden uns sehr freuen, Sie in unserem Haus begrüßen zu dürfen«, bekräftigte Frau Ter Steege und versetzte Lijsje, die seit geraumer Zeit die Orangenschalen, Traubenstängel und Pfirsichkerne auf ihrem Teller zu immer neuen Mustern arrangierte, einen leichten Klaps auf die Finger. Das Mädchen zog einen Flunsch, ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen und begann gelangweilt mit den Beinen zu baumeln, worauf es von seiner Mutter ermahnt wurde, sich gerade hinzusetzen.

»Uns wären Sie auch jederzeit willkommen«, ließ sich Frau Rosendaal vom Nebentisch vernehmen und ignorierte das unwillige Schnaufen ihrer jüngeren Schwester neben sich.

»Wir Niederländer müssen doch zusammenhalten in der Fremde«, gab sich der Major jovial und zwinkerte Floortje zu.

Ungläubig sah Floortje von einem zum anderen und bemerkte voller Genugtuung, wie sich Frau Junghuhns zerfurchte Miene noch weiter zusammenzog, die Lippen kaum mehr als ein fadendünner Strich, bevor sie selbst über das ganze Gesicht strahlte, die Hände in einer Geste der Rührung vor die Brust gepresst. »Das ist so liebenswürdig von Ihnen allen, danke! Ich nehme Ihre Einladung sehr gerne an!«

»Ich bewundere Ihren Mut«, sagte Frau Ter Steege und zog die kleine Kaatje, die sich bereits heftig mit den Handrücken die müden Augen rieb, auf ihren Schoß. »Eine solch weite Reise in ein fremdes Land, geradezu ins Blaue hinein – ein so junges Ding wie Sie! In Ihrem Alter hätte ich diesen Mut ganz gewiss nicht aufgebracht.«

»Die Zeiten ändern sich«, verkündete Herr Ter Steege und besah mit nachdenklicher Miene den Krug vor sich. »Es ist dringend nötig, dass frisches Blut ins Land kommt. Holländisches Blut. Die Zeiten sind vorbei, in denen man es hingenommen hat, wenn ein Beamter oder Pflanzer seine malaiische …«

»Pscht, Hermann!«, fiel ihm seine Frau hörbar verlegen ins Wort und warf einen entschuldigenden Blick in die Runde. Herr Ter Steege räusperte sich und spülte den Rest seines Satzes mit einem großzügigen Schluck Bier hinunter.

Eine peinlich berührte Stille hing einige Herzschläge lang im Speiseraum. Überlaut klang das Ticken der Uhr in der Ecke herüber, lauter noch als das beständige gedämpfte Dröhnen der Maschinen und ungleich hektischer, als suchte sie möglichst schnell einen anderen, unverfänglicheren Gesprächsgegenstand aufzubringen. Allein die vier Rekruten, die an einem gesonderten Tisch saßen, hielten die Ohren gespitzt, während sie unruhig auf ihren Stühlen herumrutschten und sich vielsagende Blicke zuwarfen, und Lijsje und Joost begannen, sich gegenseitig die Zunge herauszustrecken.

»Wissen Sie denn schon, wo Sie wohnen werden?«, wandte sich schließlich Frau Ter Steege mit der Fürsorge einer Alteingesessenen für den Neuankömmling an Frau Verbrugge.

»Ja, mein Mann hat ein Haus für uns angemietet. Sag, Gerrit – wo war das doch gleich?«

»Am Molenvliet.«

»Am nördlichen Ende oder am südlichen?«

»Hauptsache, so weit entfernt von der benedenstad wie möglich! Schmutzig, laut und …«

»Wenn Sie noch Personal benötigen, so kann ich Ihnen gerne …«