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Fußnoten

Vgl. Herman Meyer, Der Sonderling in der deutschen Dichtung, Frankfurt a. M. 1990, S. 100 f.

Vgl. dazu Hartmut Marhold, Die Problematik dichterischen Schaffens in E. T. A. Hoffmanns Erzählung »Der goldne Topf«, in: Mitteilungen der E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft 32 (1986), S. 5073.

Vgl. dazu das Schaubild in: Paul-Wolfgang Wührl, Erläuterungen und Dokumente, E. T. A. Hoffmann, »Der goldne Topf«, Stuttgart 2004, S. 70 f.

Möglicherweise hat Hoffmanns Beschreibung ihr reales Vorbild in der aus der Barockzeit stammenden Bibliothek hinter der Orgel des Königsberger Doms; vgl. dazu: Hans-Dieter Holzhausen, Die Palmenbibliothek in E. T. A. Hoffmanns Märchen »Der goldne Topf«. Einige Randbemerkungen zu ihrem Vorbild im Dom zu Königsberg/Preußen, in: Mitteilungen der E. T. A. Hoffmann-Gesellschaft 30 (1984), S. 3441.

Brief an Carl Friedrich Kunz (19. August 1813), in: E. T. A. Hoffmanns Briefwechsel, hrsg. von Friedrich Schnapp, 3 Bde., Bd. 1: Königsberg bis Leipzig 17941814, München 1967, S. 408.

Schnapp (s. Anm. 5), S. 408.

E. T. A. Hoffmann, Poetische Werke. Mit Federzeichnungen von Walter Wellenstein, 12 Bde., Bd. 5: Die Serapionsbrüder. Erster Band, Berlin 1957, S. 103.

Hoffmann (s. Anm. 7), S. 100.

Max Lüthi, Das europäische Volksmärchen. Form und Wesen, Tübingen/Basel 1997, S. 11.

Vgl. dazu Marianne Thalmann, Das Märchen und die Moderne. Zum Begriff der Surrealität im Märchen der Romantik, Stuttgart 1966, S. 83 ff.

Vgl. dazu Friedhelm Auhuber, In einem fernen dunklen Spiegel. E. T. A. Hoffmanns Poetisierung der Medizin, Opladen 1986.

Vgl. Brief an Carl Friedrich Kunz (10. Mai 1813), in: Schnapp (s. Anm. 5), S. 381384.

Vgl. Günter Dammann, Antirevolutionärer Roman und romantische Erzählung. Vorläufige konservative Motive bei Ch. A. Vulpius und E. T. A. Hoffmann, Kronberg i. Ts. 1975.

Volker Klotz, Warum die in Hoffmanns Märchen wohl immer so herumzappeln? Ein paar Hinweise zum 200. Geburtstag von E. T. A. Hoffmann, in: Frankfurter Rundschau, Nr. 20, 24. Januar 1976, S. III.

Franz Fühmann, Fräulein Veronika Paulmann aus der Pirnaer Vorstadt oder Etwas über das Schauerliche bei E. T. A. Hoffmann, Rostock 1979, S. 55115.

Michael Rohrwasser, Coppelius, Cagliostro und Napoleon. Der verborgene politische Blick E. T. A. Hoffmanns. Ein Essay, Basel und Frankfurt a. M. 1991.

Abgedruckt in: Wührl, Erläuterungen und Dokumente (s. Anm. 3), S. 133 f.

Tagebucheintragung vom 21. Mai 1827, in: Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, 40 Bde., Bd. II/10 (37), Die letzten Jahre. Briefe, Tagebücher und Gespräche von 1823 bis Goethes Tod. Teil I: Von 1823 bis zum Tode Carl Augusts 1818, hrsg. von Horst Fleig, Frank- furt a. M. 1993, S. 478.

Goethe im Gespräch mit Friedrich Wilhelm Riemer (18. August 1808), in: Goethe, Sämtliche Werke, Bd. II/6 (33), Napoleonische Zeit. Briefe, Tagebücher und Gespräche vom 10. Mai 1805 bis 6. Juni 1816. Teil I: Von Schillers Tod bis 1811, hrsg. von Rose Unterberger, Frankfurt a. M. 1993, S. 361363, S. 362.

Abb. 1: Umspringbild: Salvador Dalí, Studie zum Sklaven- markt. – © Salvador Dalí. Fundació Gala – Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn 2017.

Ebenso ist E. T. A. Hoffmanns 1814 veröffentlichtes Märchen Der goldne Topf ein Der goldne Topf, ein literarisches UmspringbildUmspringbild, freilich ein literarisches, denn man kann es auf mehrerlei Art lesen. »Ein Märchen aus der neuen Zeit« verkündet der Untertitel, und als solches weist sich die Erzählung schon durch ihren Inhalt aus: Von einem Magier wird da berichtet und von seiner Feindin, einer Hexe; von Verwünschungen, wunderbaren Verwandlungen und Verzauberungen ist die Rede, von Salamandern und Erdgeistern, von verführerischen Schlangen und einem sprechenden Türklopfer, einem Zaubergarten und natürlich von einem goldenen Topf. Und am Schluss löst sich alles in einem Happy End auf, wie es sich für ein Märchen eben gehört.

Oder doch nicht? Muss man die ganze Geschichte wirklich ernst nehmen? Ist das, was den Figuren widerfahren ist, in Wirklichkeit nur Einbildung gewesen? Hat es sich bei all dem Wunderbaren in Wahrheit nur um Sinnestrug gehandelt? Hoffmanns Märchen spielt nicht im unbestimmten Irgendwo, sondern im zeitgenössischen Dresden, in einer aufgeklärten Zeit, die das Phantastische mit der Hilfe des Verstandes zu entzaubern versucht, in der die Welt von der Vernunft her gedeutet wird.

Alles ist logisch erklärbar – und auch wiederum nicht. Und so bleibt am Ende die Frage offen, was man eigentlich gelesen hat: tatsächlich ein Märchen oder die Geschichte eines Menschen, der sich in einem

All das lässt vielleicht eine schwer verständliche Geschichte vermuten. Tatsächlich hat Der goldne Topf bis heute zahlreiche Interpreten zu Vielschichtigkeitunterschiedlichsten Stellungnahmen angeregt – doch sollte man sich davon als Leser nicht einschüchtern lassen: So wie ein Vexierbild vergnüglich anzusehen ist, so ist auch Hoffmanns Märchen dank seiner sprühenden Einfälle und der darin waltenden Ironie bis heute eine lohnende, unterhaltsame Lektüre geblieben – nicht trotz, sondern eben wegen seiner Vielschichtigkeit.

Erste Vigilie: Der Student Anselmus ist ein rechter Tollpatsch und Pechvogel, stolpert er doch vor dem Schwarzen Tor in Dresden aus lauter Ungeschicklichkeit in den Äpfel- und Kuchenkorb eines alten Marktweibes. Das ruft dem Davoneilenden seltsame Worte nach: »Ja renne – renne nur zu, Satanskind – ins Kristall bald dein Fall – ins Kristall!« (S. 5).

Anselmus zieht sich an eine abgeschiedene Stelle nahe der Elbe zurück, wo er, unter einem Holunderbaum Pfeife rauchend, seine bisher durchlittenen Unglücksfälle Revue passieren lässt und unerfüllbaren Karriereträumen nachhängt. Anselmus begegnet SerpentinaPlötzlich geschieht etwas Wunderbares: Er vernimmt in der Einsamkeit liebliche Klänge und geheimnisvolle Worte, und im Baum erspäht er drei kleine grüngoldene Schlangen. Eine davon fesselt ihn mit ihrem zutiefst irritierenden, hypnotischen Blick. Mit dem Untergang der Sonne lässt eine raue Stimme aus der Ferne den zauberischen Spuk jäh verschwinden.

Zweite Vigilie: Anselmus, von einer promenierenden Bürgerfamilie dabei überrascht, wie er gerade mit dem Holunderbaum spricht, ergreift peinlich berührt die Flucht und Anselmus begegnet Veronika Paulmanntrifft zufällig auf den mit ihm befreundeten Konrektor Paulmann, der in Begleitung seiner beiden Töchter sowie des Registrators Heerbrand am Elbufer unterwegs ist. Gemeinsam setzt man über den Fluss, da glaubt Anselmus, im Widerschein eines nächtlichen Feuerwerks die goldenen

Der Einladung ins paulmannsche Haus Folge leistend, begleitet Anselmus die ältere Tochter des Hausherrn, die hübsche Veronika, auf dem Klavier. Der Konrektor und der Registrator machen Anselmus das Angebot, beim Archivar Lindhorst, einem alten, verschrobenen Gelehrten, Manuskripte zu kopieren.

Es scheint, als sei die Unglücksserie unterbrochen. Doch als sich der Student am folgenden Mittag bei seinem neuen Brotherrn vorstellen möchte, bemerkt er mit Entsetzen, dass sich der Klopfer an dessen Haustür vor seinen Augen in die Fratze des alten Äpfelweibs und die Klingelschnur in eine Würgeschlange verwandelt. Anselmus verliert das Bewusstsein und erwacht zu Hause in Gegenwart seines besorgten Gönners Paulmann.

Dritte Vigilie: Im Laufe des Kapitels erfährt man, wie sich der Vorfall aus der Sicht des Konrektors zugetragen hat. Ein altes Äpfelweib habe sich bereits um den besinnungslosen Anselmus begegnet dem ArchivariusAnselmus gekümmert, als ihn der zufällig vorbeikommende Paulmann vor dem Haus des Archivars vorfand. Der Konrektor und der Registrator beschließen, für den Abend in einem Kaffeehaus ein Treffen zwischen dem Studenten und dem Archivar Lindhorst zu arrangieren.

Dieser entpuppt sich als recht seltsamer Zeitgenosse, der mit seinen märchenhaften, aber ernst

Vierte Vigilie: Melancholie und brennender Anselmus’ LiebeskummerLiebesschmerz zerreißen Anselmus zu sehr das Herz, als dass er ohne weiteres seine Stelle als Kopist antreten könnte. Stattdessen streift er in der Zeit um Sonnenuntergang regelmäßig in der Gegend des Holunderbaumes herum und vergeht vor Sehnsucht nach dem Schlänglein mit den blauen Augen.

Eines Abends wird er von derselben Stimme erschreckt, die seine schicksalhafte Begegnung so plötzlich hat enden lassen. Niemand anderer als Lindhorst ist es, der Anselmus überrascht und sich von ihm seine bisherigen Abenteuer erzählen lässt. Der Archivar zeigt sich über das, was ihm Anselmus berichtet, allerdings wohlinformiert, stellt er sich bei ihm doch als Vater der drei bezaubernden Schlänglein vor, deren eine – Serpentina mit Namen – es dem Studenten so angetan hat. Zu dessen Entzücken lässt er seine Töchter mithilfe seines magischen Ringes erscheinen und gibt, bevor er sich von Anselmus verabschiedet, ihm

Fünfte Vigilie: Zukunftsspekulationen und Zukunftshoffnungen stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels.

Zunächst äußert sich Registrator Heerbrand voll Lob über Anselmus, dem er eine erfolgreiche Beamtenlaufbahn verheißt. Das führt dazu, dass Veronika sehnsuchtsvoll von einem bürgerlichen Idyll an seiner Seite träumt.

Die Träumereien werden jedoch zunächst von Anselmus selbst gestört, schließlich von einer spukhaften Erscheinung, die Veronikas LiebeskummerVeronikas Hoffnungen verhöhnt und nur von ihr, nicht aber von ihrer Schwester wahrgenommen werden kann. Entsprechend verunsichert, wird Veronika von zwei zu Besuch kommenden Freundinnen vorgefunden. Eine berichtet von einer Weissagung, mit der sie sich von einer alten Frau Beruhigung über das Schicksal ihres Geliebten geholt hat, der im Krieg verschollen ist.

Veronika will ebenfalls einen Blick in die Zukunft riskieren und eilt noch am selben Abend in die unheimliche Behausung der Alten, die sich zunächst als das Äpfelweib, dann als die alte Liese, die frühere Wärterin bei Paulmanns, herausstellt. Sie verspricht dem Mädchen, Anselmus dem Einflussbereich des ihr verhassten Lindhorst und der grünen Schlange zu entziehen.

Sechste Vigilie:Im Haus des Archivarius