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Grüner Wolfgang

Der Crash ist Ihr Freund

Millionär mit 60

Verlag tredition GmbH, Hamburg

© 2017 Wolfgang Grüner

Umschlag: Markus Grüner

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

978-3-7439-4024-6 (Paperback)

978-3-7439-4025-3 (Hardcover)

978-3-7439-4026-0 (e-Book)

Einleitung

Krise als neue Chance

Alles rennet, rettet, flüchtet,

Taghell ist die Nacht gelichtet

Friedrich Schiller, das Lied von der Glocke

Wie kann eine Krise der Freund des Anlegers sein? Wo doch alle in Panik rennen und ihr bisschen Geld in Sicherheit bringen wollen?

Einige Zeilen davor heißt es in diesem Gedicht:

Rot wie Blut

Ist der Himmel,

Das ist nicht des Tages Glut!

Welch Getümmel

Straßen auf!

Dampf wallt auf!

Flackernd steigt die Feuersäule,

Durch der Straßen lange Zeile.

Friedrich Schiller schrieb von einer Feuersbrunst, doch so viel anders sind die Reaktionen auf den gerade aktuellen Aktiencrash – oder den nächsten – auch wieder nicht. Wenn sich die Kurszettel rot färben, geraten viele Anleger in Panik und versuchen, das in Aktien oder in Fonds angelegte Geld zu retten.

Gerade dadurch werden sie es aber verlieren. Wir Menschen haben die Möglichkeit, Geschehnisse anders zu sehen, auch widrige Ereignisse in unserem Hirn umzudeuten. Wenn uns das gelingt, können wir in jeder Krise auch das Positive erkennen, nämlich eine neue Chance. Aktienanlage hat genauso viel mit Psychologie zu tun wie mit Wirtschaft, ein bisschen auch mit Politik, aber die ist ohnehin ebenso wechselhaft wie das Wetter.

Dieses Buch möchte Sie dabei ermutigen, eine Krise als Chance für einen Neuanfang zu sehen. Nach acht Jahren einer zittrigen Aufwärtsbewegung an den Börsen kommt die nächste Korrektur so sicher wie der nächste Winter, aber ebenso sicher wie den nächsten Frühling gibt es auch wieder einen Aufschwung. Gerade die zunehmende Unsicherheit und das Versagen der Politik lassen Ihnen und mir gar keine andere Chance, als selbst für die Zukunft zu sorgen. Und Zukunftsvorsorge bedeutet mehr denn je, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die finanzielle Absicherung ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Dass diese Absicherung gelingt, und das bei einem überschaubaren Risiko, dafür möchte ich mit diesen Seiten sorgen.

Ein Kapitel dieses Buches wird aber auch darauf eingehen, warum es nur verhältnismäßig wenigen gelingt, im Alter sorglos von ihrem Geld zu leben. Ich werde dabei die eigenen Wege und Irrwege beschreiben, die für Höhen und Tiefen im eigenen Vermögen gesorgt haben.

So wie auch eine lange Reise mit dem ersten Schritt beginnt, möchte ich Sie als Leser und Leserin ermutigen, dieses Buch als Investition und Baustein für Ihre erste Million zu sehen. Wie Sie es in vierzig Jahren schaffen, beschreibt das Kapitel 12 mit dem Titel: Der Zauber des Zinseszinseffekts.

Wenn Sie die erste Million schon haben, kann Ihnen meine Methode dazu verhelfen, dieser einen Million noch eine weitere hinzuzufügen.

Eine kleine Anekdote:

Ein Anlageberater versuchte, einen reichen Kunden zu einem Investment zu überreden. In seinem gut ausgestatteten Büro zeigte er ihm eine Yacht, die er sich von seinen Beratungshonoraren gekauft hatte. Der Anleger sagte ihm: „Wenn Sie mir die Yacht eines ihrer Kunden gezeigt hätten, wäre ich zu überzeugen gewesen. So sehe ich nur, wohin mein Geld wandert."

Viele Berater machen ihren Job nur, um selbst schnell reich zu werden. Sie behaupten, nur Ihr Bestes zu wollen. Aber genau das, nämlich Ihr Geld, sollten Sie behalten und versuchen, es selbst zu vermehren.

Natürlich gibt es auch gute und vertrauenswürdige Berater, aber meistens weiß man das erst viele Jahre später.

Gier und Ungeduld werden Sie daran hindern, reich zu werden. Es sind Jahre nötig, um ein Vermögen aufzubauen.

Doch Sie dürfen dem Geld auch nicht nachrennen, das bringt Sie höchstens außer Atem und mindert erheblich Ihre Lebensqualität. Sie müssen dem Geld entgegengehen, es anlegen und reifen lassen.

Den wachsenden Reichtum können Sie sich durchaus vorstellen – so wie sich ein Bauer sein im Wind wogendes Weizenfeld vorstellt und in seinen Gedanken schon die Säcke voller Weizenkörner zählt.

Auch das Alte Testament verstand unter dem Segen Gottes durchaus materiellen Reichtum, Gott versprach schon Abraham Land, soweit sein Auge reicht.

Sie werden sich gelegentlich im Internet und im Wirtschaftsteil von Zeitungen mit Aktien und den entsprechenden Wirtschaftsunternehmen befassen müssen und Sie werden feststellen, dass das eine durchaus interessante Beschäftigung sein kann. Es genügt, eine Stunde in der Woche oder im Monat aufzubringen; ein Wirtschaftsstudium brauchen Sie nicht, mehr dazu in den nächsten Kapiteln. Aber Sie sollten sich klar darüber sein, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Alle anderen, und vor allem die meisten Berater, wollen ihr eigenes Glück schmieden, nicht Ihres. Sie werden das Glück also selbst in die Hand nehmen müssen. Außerdem lohnt es sich. Das notwendige Werkzeug bekommen Sie in diesem Buch. Wissenswerte Informationen und Hintergründe finden Sie hier ebenfalls.

Also, fangen Sie an!

Kapitel 1

Wege zur richtigen Anlage

Geld allein macht nicht unglücklich

Fast jeder Mensch möchte reich sein, nur wenigen gelingt es. Was machen diese Menschen anders, besser? Vorweg, es gibt viele Wege zum Reichtum. Besondere Fähigkeiten, harte Arbeit und konsequentes Sparen helfen dabei. Viele wollen aber rasch und ohne Anstrengung reich werden. Das gelingt selten und einen sicheren Weg zum raschen Reichtum gibt es nicht. Dieses Buch ist nicht für Zocker gedacht, für die gibt es andere Anleitungen. Allerdings werden mit diesen Ratgebern meist auch nicht die Zocker reich, sondern nur die Autoren, die Händler und die Spielcasinos. Wie im Lotto gewinnen immer nur die anderen und nur einer ganz sicher – der Staat.

Auch eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt

Ich möchte Ihnen den Weg aufzeigen, wie Sie zwar langsam, aber ziemlich sicher reich werden. Es wird Sie überraschen, dass das gar nicht so schwierig geht. Es erfordert allerdings Zeit und Konsequenz. Natürlich auch etwas Geld, ebenso die richtige Einstellung. Ein bisschen Intelligenz kann dabei nicht schaden. Sie werden sich auf diesem Weg mit Wirtschaft und Aktien beschäftigen, mit einigen Menschen, die es geschafft haben, und Sie werden Zusammenhänge erfahren, die Sie klüger machen.

Ihnen sollte allerdings bewusst werden, dass Reichtum oder Armut nicht allein durch Können, Glück oder Pech entstehen. Langfristig wird Ihre innere Einstellung entscheiden, ob Sie in Ihrem Leben ständig irgendwelche Löcher stopfen oder ob Sie das Wachsen Ihres Vermögens genussvoll verfolgen.

Wer schon Vermögen hat, muss es auf verschiedene, voneinander unabhängige Bereiche aufteilen. Das könnten Aktien, Anleihen, Immobilien, Kunstwerke und Edelmetalle sein. Ein diversifiziertes Portfolio hat über die Jahre eine bessere Performance. In einem späteren Kapitel werde ich auf die einzelnen Bereiche eingehen. Wenn Sie nur wenig Geld haben, jung sind und in Ihrem Leben noch viel vorhaben, sollten Sie sich zuerst einmal mit Aktien und Indexpapieren (ETFs) beschäftigen.

Kapitel 2

Grundlagen

Dieses Kapitel können Sie auslassen, wenn Sie die wichtigsten Börsengrundlagen bereits kennen.

Was ist eine Aktie?

Eine Aktie stellt einen Anteil an einem Unternehmen, genauer einer Aktiengesellschaft, dar. Der Gesamtwert des Unternehmens wird durch die Summe aller Aktien repräsentiert, meist gibt es ein paar Millionen oder bei riesigen Firmen sogar ein paar hundert Millionen davon. Wenn Sie 100% aller Aktien besitzen, gehört Ihnen das Unternehmen bis zur letzten Schraube, ebenso alle Erträge, aber auch Schulden und Verpflichtungen. Mit jeder Aktie haben Sie auch ein Stimmrecht bei der jährlichen Hauptversammlung, wenn Sie mindestens 25% der Aktien und eine zusätzlich haben, können Sie schon ordentlich mitbestimmen. Es gibt auch Vorzugsaktien ohne Stimmrecht, diese Aktienkategorie gibt Ihnen als Kleinaktionär bei der jährlichen Hauptversammlung zwar kein Stimmrecht, dafür werden Sie meist bei den Dividenden bevorzugt. Mit Ihren Aktien gehört Ihnen zwar nicht ein bestimmter Schreibtisch oder eine Maschine, aber Sie haben Anteil an einer lebenden Firma, das sollte Ihnen wirklich bewusst werden. In dieser Firma arbeiten Menschen, verwirklichen ihre Ziele, erzeugen Produkte des täglichen Lebens oder erbringen Dienstleistungen. Auch eine einzige Aktie dieser Firma sollten Sie nur kaufen, wenn Sie bei genügend Geld auch die ganze Firma kaufen würden, ihre Produkte verstehen und die Arbeit dieser Firma schätzen. Zockern ist das egal, aber zu dieser Kategorie sollten Sie auch nicht gehören, wenn Sie reich werden wollen. Das entsprechende Feeling und Prickeln können Sie sich billiger in einem Klettergarten holen.

Aktien werden an den Börsen gehandelt, ihr Preis ändert sich je nach Marktmeinung im Sekundentakt oder wird zumindest einmal täglich festgelegt. Sollte das nicht der Fall sein, sollten Sie diese Aktie auch nicht kaufen. Noch einmal: Aktien, die nicht zumindest täglich an einer regulären Börse gehandelt werden und deren Produkte Sie nicht kennen, sollten Sie anderen überlassen. Immer!

Es geht in den nächsten Kapiteln um die Auswahl der Firmen und den richtigen Zeitpunkt des Kaufes.

Warum gibt es Aktien? Unternehmer haben erkannt, dass sie damit zu Geld für weiteres Wachstum ihrer Firmen kommen. Der Aktionär stellt stark vereinfacht Geld zur Verfügung, mit dem der Unternehmer arbeiten kann. Für das Geld bekommt der Aktionär eben einen gewissen Anteil an der Firma und an deren Erträgen. Ist die Firma erfolgreich, steigt der Wert jeder Aktie, geht sie Pleite, sind die Aktien im schlechtesten Fall wertlos. Eine darüber hinausgehende Haftung trägt der Aktionär nicht. Mit Aktien kann man also höchstens seinen Kapitaleinsatz verlieren, ihn aber bei der richtigen Auswahl und Geduld auch verdoppeln oder verzehnfachen. Die Aktie steigt bei einer florierenden Firma im Kurs, sie wird an der Börse teurer. Damit allein würde man selten reich. Erfolgreiche Firmen lassen ihre Aktionäre auch am Ertrag des Unternehmens teilhaben. Diese Erträge werden als Dividende bezeichnet und einmal im Jahr, bei vielen, vor allem amerikanischen Firmen, auch viermal im Jahr, an die Anleger ausgeschüttet. Bei der jährlichen Hauptversammlung stellen sich die Firmenchefs ihren Aktionären, berichten über die Ergebnisse und über wichtige Ereignisse und versuchen einen Ausblick auf das kommende Jahr. Sie fassen auch den Beschluss über die Auszahlung der Dividende und ihrer Höhe. Manche Wachstumsunternehmen verzichten auf eine Dividende und stecken das Geld lieber in die Entwicklung der Firma.

Warum jeder Aktien besitzen und über viele Jahre halten sollte

Untersuchungen haben ergeben, dass über große Zeiträume, damit sind etwa dreißig Jahre gemeint, Aktien guter Firmen in Verbindung mit deren Ausschüttungen bessere Erträge als andere Anlageformen gebracht haben. Vor allem sollten Sie die Regeln des besten Börsenspekulanten der Welt, nämlich von Warren Buffet, beachten. Eine von vielen lautet: Kaufen Sie billig, verkaufen Sie nie! (Warren Buffet). Im Grunde liegt das Geheimnis darin, einfach sehr gute Firmen zum Schnäppchenpreis zu kaufen. Wie das genau geht, ist in diesem Buch beschrieben. Doch nur 11 Prozent der Deutschen besitzen Aktien, die meisten in Form von Fonds. Von den über 30 Milliarden Euro an Dividenden, die die dreißig im DAX (Deutscher Aktienindex) zusammengefassten Unternehmen im Jahr 2016 ausgeschüttet haben, flossen über 60 Prozent ans Ausland. Das bedeutet aber auch, dass der Großteil der deutschen Industrie eben Ausländern gehört. Im Umkehrschluss geben sich 89 Prozent aller Deutschen mit den mickrigen Zinsen ihrer Sparbücher, derzeit mageren 0,2%, ihren Staatsanleihen und Bausparbriefen zufrieden. Das ist kein Ertrag. Das ist wegen der Inflation ein regelmäßiger Verlust. Jahr für Jahr.

Mit Aktien durch alle Krisen

28.08.2015 - 16:35 | Quelle: PLT

Gestatten wir uns einen kurzen Ausflug ins Fantastische. Stellen wir uns vor, wir würden nicht das Jahr 2015 schreiben, sondern 1985. Die Zukunft wäre ein großes schwarzes Loch und wir wüssten rein gar nichts von der Welt des Jahres 2015. Durch einen Zufall stoßen wir auf ein geheimnisvolles Buch, das eine Zeitleiste der nächsten 30 Jahre enthält.

Anfangs zu Recht skeptisch, würden wir der Prophetie allmählich vertrauen, sobald sich die ersten Ereignisse zu bewahrheiten beginnen. Was würden wir darin nicht alles zu lesen bekommen: vom Aktiencrash 1987, dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks und dem Fall der Berliner Mauer, dem Platzen der Aktien-und Immobilienblase in Japan 1990, der Globalisierung, vom Aufstieg und Fall des Neuen Markts in Deutschland, der Asienkrise, der LTCM- und der Russlandkrise, dem Platzen der New-Economy-Blase mit nie da gewesenen Kursverlusten, den Terroranschlägen 9/11, der Lehman-Pleite, der Finanzmarktkrise 2008/09, der schlimmsten Weltwirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren etc. etc. etc.

Hand aufs Herz: Hätten wir mit Blick auf diese Vorschau 1985 Aktien gekauft? Oder nicht doch „sichere“ Staatsanleihen? Dann wären aus 100.000 DM mit Glück 400.000 DM geworden, vor Steuern und Transaktionskosten wohlgemerkt.

Vielleicht hätten wir die vermeintlichen Horrorvisionen aus dem geheimnisvollen Buch aber auch ignoriert und stattdessen auf die langfristigen Kräfte des Aktienmarktes vertraut. Dann wären aus unseren 100.000 DM mit deutschen Blue Chips bis heute über 1,000.000 DM geworden, und das ohne jegliches Umschichten, Stockpicking oder Nachschießen von Kapital und trotz der jüngsten Kursverluste. All die Schwierigkeiten hätten nicht verhindert, dass wir mit Aktien zu einem stattlichen Vermögen gekommen wären. Wie wahrscheinlich ist es, dass es trotz aller Krisen in den kommenden 30 Jahren komplett anders läuft?

Quelle: PLATOWMedien GmbH

Dividenden

Anleger sind klug, wenn sie bei ihrer Aktienauswahl auf eine entsprechende Dividende achten. Im vergangenen Jahr verdienten die Unternehmen prächtig und beteiligten ihre Aktionäre großzügig an den Gewinnen.

Auch heuer (2017) schütten die 30 im DAX enthaltenen Firmen für das Jahr 2016 fast 40 Milliarden Euro an Dividenden aus. Das ist eine höhere Rendite als Anleger mit deutschen oder österreichischen Staatsanleihen erzielen können, mehr als auf dem Sparbuch sowieso. Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Relation der Ausschüttung zum Börsenkurs der Aktie. Einigen Firmen gelingt es, ihre Dividende von Jahr zu Jahr zu erhöhen. Das ist erstens ein Zeichen einer solide und gut geführten Aktiengesellschaft, zweitens machen die Dividenden etwa die Hälfte des langjährigen Erfolges aus. Drittens sind stagnierende oder fallende Dividendenzahlungen Warnsignale, die Anleger veranlassen sollten, ihre Portfoliozusammensetzung und die darin enthaltenen Unternehmen intensiver als sonst zu überprüfen.

Amerikanische Unternehmen im Dow Jones überweisen ihre Dividenden oft vierteljährlich und liegen im Vergleich zum DAX in ihren Ausschüttungen etwas tiefer. Immerhin aber haben die regelmäßigen Dividenden – zum Beispiel von Coca Cola, einem Basisinvestment von Warren Buffet – beträchtlich zum gewaltigen Vermögen dieses erfolgreichen Börsengurus beigetragen. Einige Firmen zahlen überhaupt keine Dividenden, können aber wegen ihres Wachstums interessant sein.

Die hohen Ausschüttungen der Dividendenzahler sind möglich, weil diese Firmen im Gegensatz zu den Staaten in der letzten Krise ihre Hausaufgaben gemacht, die Kosten drastisch gesenkt und neue Absatzmärkte erobert haben.

Wäre aber die Welt der Anlage immer so einfach, gäbe es nur noch Millionäre. Auch Sie müssen Ihre Hausaufgaben machen.

Manche Firmen schütten immer noch hohe Dividenden aus, obwohl sie auf die Pleite zusteuern. Sie brauchen Kredite, um die Dividenden zu zahlen. Diese Konzerne vermeidet der clevere Anleger, indem er darauf achtet, dass die ausgeschüttete Dividende nur einen Bruchteil, vielleicht etwa 30 bis 50 Prozent, des Firmengewinns ausmacht. General Motors, die Deutsche Bank und RWE waren dafür warnende Beispiele. Im Zweifelsfall lohnt es sich, auf Probleme zu achten, litten doch die Marktanteile General Motors schon länger unter dem Druck der erfolgreicheren ausländischen Konkurrenz. Neben der verfehlten Modellpolitik trugen auch die Gewerkschaften kräftig zum Niedergang der Firma bei, indem sie durch ihre überhöhten Forderungen dem Betrieb immer höhere Nebenkosten aufluden.

Bei der RWE – und nicht nur bei diesem Energieunternehmen – lag es am falschen Energiemix und der fatalen Annahme, dass Atommeiler längerfristig von der deutschen Bevölkerung akzeptiert und die fehlenden Endlagerstätten für ihren radioaktiven Müll schon irgendwann einmal gefunden werden würden. Leider kam der Reaktorunfall in Fukushima dazwischen, was die Anleger und die Bürger zu früh – zumindest aus der Sicht der Direktoren – aus ihrem Halbschlaf aufschrecken ließ. Nachhaltig – ein schönes Schlagwort unserer Zeit – war daran höchstens die Strahlung.

Die abgebrannten Uranstäbe mit all den sonst noch radioaktiven Abfällen strahlen die nächsten tausend Jahre.

Die Deutsche Bank schaffte es, bei einer Überzahl an Skandalen dabei zu sein und Milliarden allein für Rechtsfälle zu verbraten. Da weitere Milliarden an Gehältern und Bonifikationen flossen, blieb in den Kassen nicht mehr viel übrig. Der Börsenkurs spiegelt das Fiasko bis heute wider.

Portfolio

So bezeichnet man die Summe Ihrer Finanzanlagen.

Um Aktien und Anleihen zu kaufen, brauchen Sie ein Depot und ein Verrechnungskonto bei einer Bank, Sparkasse oder einem Internetbroker. In diesem Depot finden Sie Ihren Bestand an Wertpapieren, im Verrechnungskonto werden alle Kontobewegungen festgehalten, ebenso erfolgt dort die Gutschrift aller Dividendenerträge und sonstiger Ein- und Ausgänge. Ein diversifiziertes Portfolio sollte einen Bestand aus Aktien, Anleihen, etwas Gold und vielleicht auch Immobilien enthalten. In diesem Buch geht es vor allem um Aktien.

Wegen der weitaus geringeren Spesen empfehle ich für den Kauf von Aktien und Anleihen einen Internetbroker. Über das Internet haben Sie jederzeit Zugang zu Ihren Beständen, können Käufe und Verkäufe veranlassen und erhalten einige nützliche Zusatzinformationen. Dass Sie dabei im Regelfall keine Beratung haben, sollten Sie als Vorteil sehen. Wie gesagt: > Jeder ist seines Glückes Schmied<. Die Berater in Banken sind in erster Linie Verkäufer, die ihren Pflichtumsatz erledigen müssen und selbst Provisionen erzielen oder zumindest in der Hierarchie aufsteigen wollen. Bevor Banker ihren Job verlieren, verkaufen sie Ihnen alles, auch wenn sie wissen, dass es für Sie ungünstig ist. Hauptsache, sie retten die eigene Haut. Was sie Ihnen empfehlen, liegt im Interesse der Bank und ermöglicht dort entsprechende Provisionen, Vergütungen, Zusatz- und Folgegeschäfte. Je öfter sie das ihnen anvertraute Geld umschichten, desto mehr Provisionen fließen. Die spiegelnden Marmorböden und Luxuslimousinen der Direktion spiegeln die Höhe dieser ständig sprudelnden Erträge - im echten Sinne des Wortes. Stellen Sie sich über eine der schönen Marmorplatten oder die schimmernde Fläche eines Beratungstisches. Sie könnten sich im Spiegelbild durchaus als Huhn sehen, dem noch nicht alle Federn gerupft wurden. Wenn Sie keine Federn mehr haben, kommen Sie ohnehin nur mehr bis zum Vorzimmer.

Versicherungen, die Ihnen Sparformen und Lebensversicherungen andrehen wollen, spielen dasselbe Spiel. Als Risikovorsorge haben Versicherungen eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Wer keine Risikoversicherungen hat, um sein Vermögen oder seine Arbeitskraft zu schützen, handelt verantwortungslos.

Als Sparform ist eine Lebensversicherung aber so gut wie ungeeignet. Sie bekommen bestenfalls, und ich meine bestenfalls, die Inflation für Ihre Einzahlungen abgegolten. Die Erträge wandern in die Taschen, Häuser und Autos Ihrer Berater und deren Chefs. Auch die Versicherungspaläste schauen meist nicht allzu ärmlich aus. Also Risikoabdeckung - gegen Brand, Unfall, Haftung - ja und in vollem Umfang, Sparen nein. Oder glauben Sie wirklich daran, dass Sie für einen heute mühsam abgesparten 200-Euro-Schein in dreißig Jahren tatsächlich wieder den gleichen Kaufwert und ein bisschen zusätzlichen Gewinn als Rückzahlung bekommen? Sofern es dann den Euro überhaupt noch gibt?

Ein Beleg für diese Aussage: Sehen Sie sich den Ertrag einer Lebensversicherung an. Ich habe bei der Allianz 20 Jahre lang zuerst etwa 10.000 Schilling, die nächsten 10 Jahre dann 750 Euro jährlich eingezahlt. Das ergab grob gerechnet eine Einzahlung von 30 x 750 Euro, das sind 22.500 Euro. Die Auszahlung lag bei etwa 26.000 Euro. Hätte ich zum gleichen Betrag Jahr für Jahr Allianzaktien gekauft, hätte ich einen Gegenwert von etwa 50.000 Euro bekommen, trotz aller Krisen, trotz aller Gehälter, trotz aller Marmorfußböden und sonstiger Firmenspesen. Der Vergleich hinkt, sagen die Betroffenen. Natürlich hinkt er, aber ich habe mein Geld investiert und wollte eine Geldanlage; die eine brachte einen Ertrag von etwas unter 5.000 Euro, also nicht mal die Inflation, die zweite hätte immerhin rund 25.000 Euro Gewinn beigesteuert. Wo blieb die Differenz? Wow, erstaunlich, was den Leuten alles an Gründen dazu einfällt.

Hätte ich mit dem Wissen von heute – ich kaufe Finanzunternehmen nur mehr in Ausnahmefällen – das Geld damals in eine solide Produktionsfirma oder durch einen glücklichen Umstand in Walt Disney, Altria oder Berkshire Hathaway angelegt, wäre mein Ertrag noch weitaus größer gewesen.

Internetbanken

Sie sind meist nur über das Internet erreichbar, kostengünstiger, bieten aber keine Beratung an, was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Die großen Banken verkaufen meist ohnehin nur ihre eigenen Produkte oder verkaufen, woran sie (die Banken) am meisten verdienen. Beim Kauf in Internetbanken haben Sie mehrere Möglichkeiten:

Sie geben die Wertpapierkennnummer oder den Namen des Wertpapiers ein. Kaufen können Sie jetzt mit:

bestens (oder auch billigst): Sie bekommen das Wertpapier zum gerade gültigen Kurs.

stop buy: Sie kaufen nur dann, wenn das Wertpapier über den angegebenen Kurs steigt. Liegt Ihr Limit unter dem aktuellen Kurs, bekommen Sie das Wertpapier zum gerade gültigen Kurs sofort.

Limit: Sie geben ein Limit ein, das unter dem derzeitigen Kurs liegt. Die Order wird nur durchgeführt, wenn das Limit erreicht oder unterschritten wird.

Für Verkäufe gilt:

bestens: Die Order wird zum gerade gültigen Kurs durchgeführt.

stop loss: Der Verkauf wird durchgeführt, sobald das Wertpapier das gesetzte Limit unterschreitet. Bei allgemeiner Panik kann das Papier auch zu einem sehr viel tieferen Kurs als angegeben verkauft werden. Daher kann stop loss in normalen Zeiten eine vernünftige Handlungsweise sein, in Zeiten der Krise gilt eher: „If you panic, panic first." Oder eben kein stop loss, weil sich über die Jahre diese fast schon regelmäßigen Panikattacken zehn Jahre später nur noch als Delle im Kurs zeigen.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die Sie allerdings nur dann brauchen, wenn Sie sich intensiver mit Aktien auseinandersetzen wollen. Dafür gibt es eine ausgezeichnete Fachliteratur.

Kapitel 3

Auswahlkriterien

Wo kaufen?

Österreichische Aktien – vor allem, wenn Sie ein Depot in Österreich haben – kauft man am besten an der Wiener Börse, deutsche Aktien in Frankfurt, München oder Stuttgart, internationale Aktien bei Beträgen unter ungefähr 10.000 Euro ebenfalls an deutschen Börsen. Eine weitere Möglichkeit bietet der außerbörsliche Handel der Baader Bank oder von Lang und Schwarz. Diese Käufe werden meist in Sekunden und relativ spesengünstig abgewickelt. Bei höheren Beträgen lohnt sich wegen der größeren Umsätze der Kauf an der jeweiligen Heimatbörse, also dort, wo die Aktie notiert. Der Kaufbetrag einer einzelnen Position sollte mindestens bei 2000 Euro liegen, da sonst die Kauf- und Verkaufspesen die Erträge schon beträchtlich belasten. Schichten Sie Ihr Depot möglichst wenig um. Denken Sie daran: „Hin und her macht Taschen leer.“

Was kaufen?

Es lohnt sich, den folgenden Text als Grundlage für die eigenen Anlageentscheidungen zu wählen, vor allem am Beginn und solange Sie nur kleine Beträge zur Verfügung haben. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus einem Interview, das das leider inzwischen eingestellte WirtschaftsBlatt mit einem Profi aus dem Finanzbereich geführt hat: > Meir Statman, Finanzprofessor an der Santa Clara University, rät grundsätzlich zu Indexfonds. Denn wer kein Profi wie ein Hedgefonds oder eine Versicherung ist, schneidet schlechter als der Index ab.

Würden Sie einem Freund raten, Indexfonds zu kaufen?

Ja. Schauen Sie nach einem sehr breiten Indexfonds. Nicht jede US-Aktie muss darin enthalten sein. Wichtig ist, nicht irgendeinen Fonds zu wählen, sondern einen kostengünstigen. Ich habe einen von Vanguard, der 0,05 Prozent Gebühr berechnet, was sehr wenig ist. Es gibt Fonds, die berechnen 1,00 Prozent pro Jahr. Ich habe einen internationalen Indexfonds, der mit 0,09 Prozent etwas mehr kostet. Ich besitze ferner einen Anleihefonds. Es ist wichtig, nicht zu versuchen, den Markt zu übertreffen, weil man denkt, cleverer als andere zu sein. Es ist eines der Dinge, die wir in Behavioral Finance zu verstehen versuchen: warum Menschen den Markt übertreffen wollen, wenn es bessere Systeme wie kostengünstige Indexfonds gibt.

Ist es nicht empfehlenswert, wie Warren Buffett mehrere Erfolgsfirmen wie Coca-Cola oder Johnson-Johnson lange zu halten?

Wenn Sie sechs Firmen kaufen, können Sie am Ende sehr viel Geld haben. Oder sehr wenig. Die Leute wissen es nicht. IBM war eine sehr innovative Firma. Manchmal sind Firmen berühmt und gut. Dann gehen sie Pleite. Es ist irreführend zu behaupten, sie wüssten, welche Firmen besser als der Index abschneiden. Das ist nicht sehr weise. Fünf, zehn oder 20 Firmen zu wählen, bedeutet, dass Sie diese permanent beobachten müssen. Ich finde, wir müssen uns vor uns selbst schützen. Wenn wir kein Profi wie ein Hedgefonds oder eine Versicherung sind, schneiden wir schlechter als der Index ab.

Warum wird intensiv getradet?

Unsere Intuition lässt uns glauben, wir wüssten, wie die Märkte laufen werden, was irreführend ist. Wenn Buffett, Goldman Sachs oder ein Hedgefonds besser als der Durchschnitt sind, muss es jemanden geben, der schlechter als der Durchschnitt abschneidet. Warum spielen Sie dieses Spiel, wenn es um Ihre Altersvorsorge geht? Ich mache es nicht. Ich sage Leuten: „Hinter jedem Trade steckt ein Idiot. Wenn Sie nicht wissen, wer der Idiot ist, sind es sehr wahrscheinlich Sie.“ <

Das Interview sagt eigentlich alles über eine vernünftige Geldanlage. Noch dazu, weil selbst die meisten hochbezahlten und klugen Fondsmanager den Index langfristig nicht schlagen. Im Schnitt von dreißig oder vierzig Jahren haben bestenfalls ein paar Hundert tatsächlich besser als der Index gearbeitet. Die meisten davon kennen wir heute als Milliardäre. Aber selbst wenn Sie Ihr Geld diesen Superklugen – und nicht den vielen mittelmäßigen Fondsmanagern – anvertraut hätten, ist immer noch fraglich, ob auch für Sie nach all den abgezogenen Spesen und Honoraren mehr als das übrig geblieben wäre, was Sie bei Ihrem Investment in breit gestreute Indexfonds (Erklärung Seite 249) auch erzielt hätten.