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Für Andra, die als Namensvetterin für meine Buchheldin
bereitstand. Vielleicht nimmst du dir ja in einigen Situationen
ein Beispiel an ihr. Und ja, das ist ein Insider *gg*

BOBBIE KITT

PALACE OF PLEASURE

CLUB DER MILLIARDÄRE 3

LUCAS

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Erotic Romance

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PALACE OF PLEASURE: LUCAS

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© 2018 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH

Covergestaltung: © Sturmmöwen

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903130-40-1

www.romance-edition.com

Inhalt

1. KAPITEL

2. KAPITEL

GEGENWART

3. KAPITEL

GEGENWART

4. KAPITEL

5. KAPITEL

GEGENWART

6. KAPITEL

GEGENWART

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

GEGENWART

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

15. KAPITEL

GEGENWART

16. KAPITEL

17. KAPITEL

18. KAPITEL

19. KAPITEL

20. KAPITEL

21. KAPITEL

22. KAPITEL

23. KAPITEL

24. KAPITEL

25. KAPITEL

26. KAPITEL

27. KAPITEL

28. KAPITEL

29. KAPITEL

30. KAPITEL

31. KAPITEL

32. KAPITEL

33. KAPITEL

34. KAPITEL

DIE AUTORIN

Es gibt unterschiedliche Arten von Schmerz.
Manche verbrennen dich, andere frieren dich ein. Doch nur der größte
Schmerz schafft es, dich zu verändern
.

1. KAPITEL

Lucas

Das geheime Passwort, das man braucht, um das Leben zu meistern, lautet: schwarzer Humor. Mit einer gehörigen Prise Selbstironie lassen sich die Augenblicke, die auf einer Peinlichkeitsskala zwischen eins und zehn die Elf erreichen, nämlich weitaus besser ertragen. Früher oder später erlebt wirklich jeder diesen Moment X, in dem er fast vor Scham im Boden versinkt.

Ich erinnere mich an eine Situation, in der mein älterer Bruder Hunter einem sehr wichtigen Partner unserer Firma während eines Charterflugs die ultraschicke Anzughose vollkotzte. Natürlich nachdem er erst eine Stunde zuvor knallhart und überaus professionell bessere Vertragskonditionen für uns ausgehandelt hatte.

Und es gab da auch diesen bis in alle Zeiten unvergesslichen Augenblick, in dem mein Vater auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung vor dreihundert einflussreichen Leuten eine Rede hielt und sich die Kohlensäure des Champagners hinterhältig aus seinem Innersten befreite, mit dem er zuvor auf eine großzügige Spende angestoßen hatte. Ja, er musste zwischen zwei Worten aufstoßen. Oder um es klarer auszudrücken: Er rülpste ins Mikrofon.

Ich drücke die Spitze des Spielzeugschwerts unwillkürlich fester gegen Rylees Kehle, als mir mit Verzögerung klar wird, dass ich geradewegs dabei bin, in ein Moment-X-Szenario hineinzuschlittern, oder mich sogar bereits mitten darin befinde.

Meine Spielgefährtin biegt den Rücken durch und gibt einen entzückten Laut von sich, da sie darauf abfährt, wenn man sie härter rannimmt und die vermeintlich gefährliche Waffe in meiner Hand einen Abdruck auf ihrer Haut hinterlässt.

Verdammt, wir waren beide so kurz davor …

Aber anstatt uns mit ein paar letzten Stößen ins glitzernde Nirwana zu befördern, starre ich meinen Bruder Clayton an, der mit weit aufgerissenen Augen im Türrahmen meines Schlafzimmers steht und das sich ihm bietende Bild in sich aufnimmt. In etwa kann ich mir ausrechnen, was durch seinen Kopf gehen muss. Lucas ist also ein kranker Spinner, sollte es ungefähr treffen.

Nur ein kranker Spinner würde schließlich mit einem Dreispitz auf dem Kopf, offenem Hemd und heruntergelassenen Piratenhosen vor einem ans Bett gefesselten Mädchen knien und der Kleinen den Verstand aus dem Hirn vögeln, während er ihr obendrein noch knurrend eine Plastikwaffe an den Hals hält. Der rote Stofftier-Papagei, der auf dem Gestell des Kopfteils sitzt und uns bei unserem schweißtreibenden Vergnügen beobachtet, trägt wohl nicht zur Rettung meiner Seriosität bei. Trotz dreifacher Fixierung mittels Klebeband ist er irgendwann innerhalb der letzten Stunde in eine leichte Schieflage geraten. Ry und ich haben es ordentlich krachen lassen.

Okay, schuldig. Vermutlich bin ich ein kranker Spinner. Und zwar einer, den es außerordentlich nervt, auf den letzten Metern eines heißen Ritts von einem Störenfried vom Ejakulieren abgehalten zu werden. »Scheiße, was zur Hölle machst du hier?«

Ich werfe das Schwert auf die Matratze, stoße mich von Rylees angewinkelten Knien ab und zerre geistesgegenwärtig ein weißes Laken über ihren halb nackten Körper, bevor ich vom Bett steige, mir die lächerlichen Tuchhosen über den Hintern ziehe und meinen wie eine Eins stehenden Jack Sparrow darin verstaue. Von meinem jüngeren Bruder bei einem Der-böse-Piratüberfällt-die-unschuldige-Gouverneurstochter-Spielchen erwischt zu werden, scheint ihn nicht so sehr zu irritieren, dass er schlappmachen will.

»Wow«, ist alles, was Clayton auf meine Frage erwidert.

»Hey, hatten wir nicht vereinbart, dass du mich informierst, bevor du einen dritten Spieler auf die Black Pearl holst?«, witzelt Rylee, als würde sie sich nicht in einer verteufelt misslichen Lage befinden.

»Der kleine Spanner ist mein missratener, fünf Jahre jüngerer Bruder, Ry. Also niemand, den ich zu uns an Bord holen würde«, erkläre ich das Offensichtliche.

Clayton ist eine einundzwanzigjährige Version von mir. Er hat die gleichen lockigen Haare, wenn auch eine Nuance dunkler, dieselben blaugrünen Augen, die gleiche muskulöse Statur. Nur sein Stil ist deutlich schlechter. Selbst in tausend Jahren nicht würde ich in billigen, löchrigen Jeans herumlaufen. Sogar mein Seeräuber-Outfit hat ein paar hundert Dollar gekostet.

Ich schiebe mir eine Hand in den Hosenbund, um das Kondom von meinem verlässlichen Freund zu streifen, und lasse es in der Hosentasche verschwinden. Dann umrunde ich das Bett, um die Seilfesseln an Rylees Handgelenken zu lösen.

»Wie bist du überhaupt in mein Apartment gelangt, Clayton? Gehört neuerdings auch Hausfriedensbruch zu deinen Spezialfähigkeiten?«, spiele ich darauf an, dass er sich in der Vergangenheit öfter Ärger mit der Polizei eingehandelt hat. Die letzten Jahre hat er mehr oder minder auf seine – seiner Meinung nach – versnobte Familie gepfiffen.

»Noch mal wow. Deine gemeinen Worte hätten mich beinah gekränkt, aber Gott sei Dank kann ich dich nicht ernst nehmen, solang du dieses … Teil … auf dem Kopf trägst.« Er wischt sich mit einer Hand über den grinsenden Mund, als würde er sich köstlich über mich amüsieren. »Was deine Frage betrifft … Unser Lieblingsbruder hat mir den Code für den Fahrstuhl gegeben. Ich soll dich für ihn zum Flughafen fahren. Er ist leider verhindert.«

»Mein Flug geht erst heute Abend.«

»Ähm, nein. Tut er nicht. In Hunters SMS stand elf Uhr heute Morgen.«

»Heute Abend«, widerspreche ich. Ich werde ja wohl noch wissen, wann ich zu einer Geschäftsreise aufbrechen muss.

»Auch ohne Princeton-Abschluss bin ich in der Lage, eine SMS zu lesen, Lucky.«

Es ärgert mich, dass seine Worte nur darauf abzielen, mich zu provozieren. Die Tatsache, dass er nicht aufs College gehen und danach ins Familienunternehmen einsteigen wollte, hat schon zu oft für Streit gesorgt.

Rylee setzt sich auf, als ich sie von ihren Fesseln befreit habe, und rauft sich mit einer Hand durch den mächtig zerzausten Bob. Eigentlich stehe ich nicht auf Brünette, ich bevorzuge blonde oder rothaarige Frauen, aber ich kann nicht abstreiten, dass die Kleine, abgesehen von diesem Detail, zum Anbeißen aussieht. Außerdem ist sie unkompliziert. Sie stellt keine Forderungen und hat auch keine Erwartungen. Wir gehen seit ein paar Monaten miteinander ins Bett, sie teilt meinen Kink für Dominanzspielchen, hat eine unterwürfige Ader und diese leicht schrägen Vergewaltigungsfantasien. Es käme mir nicht in den Sinn, mich an einem Mädchen zu vergreifen, daher meine brillante Idee für das Rollenspiel. Ich komme besser damit klar, nicht in meiner eigenen Haut zu stecken, während ich eine Frau überfalle, die sich täuschend echt gegen mich wehrt.

Clayton sieht ungeniert dabei zu, wie sich Rylee ihren nach unten gezerrten Satin-BH und den darunter eingeklemmten Ausschnitt des Rüschenkleids zurück über die festen Brüste streift, und ich verfluche ihn noch ein kleines bisschen mehr dafür, unsere Inszenierung unterbrochen zu haben.

»Wie wäre es, wenn du ein bisschen Anstand zeigst und dich aus dem Zimmer verziehst? Du kannst in der Küche auf mich warten. Vielleicht rufst du zwischenzeitlich bei Hunt an und vergewisserst dich, dass ich richtigliege, was die Zeit meines Abflugs angeht.«

»Ich kann nur immer wieder betonen: wow. Wann bist du so ein hochnäsiger Schnösel geworden? Ich bin nicht deine Sekretärin, Luc. Ruf doch selbst bei Hunter an und klär deinen Scheiß. Soweit ich weiß, hast du morgen Vormittag eine Geschäftsverabredung zum Brunchen. Keine Ahnung, was man dir in Princeton beigebracht hat, aber wie es aussieht nichts über Zeitzonen. In Amsterdam sollte es bereits sieben Stunden später sein als in Houston. Aber flieg du mal ruhig heute Abend.« Clay wendet sich selbstgefällig ab und geht über den angrenzenden Flur in die Küche. Ich höre, wie er den Kühlschrank öffnet, bevor er rufend hinzufügt: »Und wieso bin ich eigentlich besser über deine Termine im Bild als du selbst? Ich arbeite nicht mal für euren schändlichen Konzern. Außerdem könntest du ruhig ein bisschen freundlicher sein. Immerhin habe ich mich netterweise bereit erklärt, deinen Chauffeur zu spielen.«

»Charmant«, meint Rylee.

»Ja, er kämpft noch mit den Nachwehen der Pubertät«, erkläre ich trocken und mache mich auf die Suche nach meinem Handy. Ich bin ziemlich sicher, dass es in der Nachttischschublade liegt, aber wie es scheint, hat es sich vor Kurzem ein Paar Beine angeschafft.

»Kann man dir irgendwie helfen?«, will Ry wissen.

»Ich brauche mein Mobiltelefon. Ich will lieber in meinem Terminplaner nachsehen, ob der Besserwisser nicht doch recht hat, und Hunter anrufen.«

Es wäre eine mittelschwere Katastrophe, wenn ich in anderthalb Stunden im Flieger sitzen müsste. Bis zu dem kleinen Flughafen außerhalb der Stadt brauchen wir um diese Zeit garantiert länger als sechzig Minuten und selbst ein privater Charterjet muss sich halbwegs an Flugpläne halten.

Rylee klettert aus dem Bett und zieht sich den Unterrock sowie das bauschige Kleid nach unten. Das weiß-braune Kostüm ist an den Stil des Goldenen Zeitalters angelehnt und reicht ihr bis zu den Knöcheln. »Ich habe mich schon immer gefragt, was der Nachteil daran ist, wie Gott in Frankreich zu hausen. Jetzt weiß ich es. Manchmal ist es schon eine knifflige Angelegenheit, etwas so Winziges wie ein Handy in meiner Handtasche zu finden. Aber wühl dich mal durch das fünfzig Quadratmeter große Schlafzimmer eines Junggesellen«, meint sie, während sie hinter den Boxen der Heimkinoanlage nachsieht, als würde sie mich für chaotisch genug halten, das Telefon dahinter verloren zu haben.

»Suchst du das hier?«, fragt Clayton kauend. Er scheint zu glauben, uns genug Privatsphäre gelassen zu haben, und nimmt seine alte Pose im Türrahmen ein. In der einen Hand hält er einen Melonenspieß, in der anderen … mein iPhone.

Ich schnappe es ihm aus seinen Fingern und rufe die Kalender-App auf. Kein Eintrag für morgen. Aber … Verdammt. Die Erinnerung daran, wie mir mein neuer Assistent Alex im Vorbeigehen die Frage stellt, ob es okay wäre, wenn er in meinem Namen den Bloms zum verspäteten Frühstück zusagt, spukt plötzlich blass in meinem Hinterkopf rum. Ich habe mir nur die Termine der Kaufverhandlungen notiert, da sie der Grund meines Trips sind. Das erste Gespräch ist Anfang nächster Woche. Unser Unternehmen hat bereits vor Jahren ins Ausland expandiert und will eine dritte Tankstellenkette in den Niederlanden übernehmen. Das Treffen mit der Blom-Holding, die uns den Kraftstoff für die Erdgassäulen unserer holländischen Filialen liefert, hatte ich nicht auf dem Schirm.

»Verflixt noch mal.« Ich werde diesen unfähigen Alex-Assistenten feuern müssen. Zwischen Tür und Angel gibt man seinem Vorgesetzten keine geschäftlichen Treffen durch. »Geh runter, Clayton, und lass schon mal den Wagen an.«

»Ach, hatte ich etwa recht?«

Ich würde ihm am liebsten sein dämliches Grinsen vom Mund wischen, begnüge mich aber damit, ihm den zur Hälfte aufgegessenen Melonenspieß abzunehmen und ihn mit wilden Gesten aus dem Schlafzimmer zu scheuchen. Ich hasse Stress, besonders wenn er zu vermeiden gewesen wäre, aber noch mehr hasse ich es, auch nur eine Minute zu spät zu kommen.

»Scheint, als wäre unser Date beendet«, schlussfolgert Rylee, während sie einen ihrer Stiefel unter dem Bett hervorzieht. »Ich mache mich wohl besser aus dem Staub.«

»Tut mir leid«, entschuldige ich mich und schiebe das iPhone in meine Hosentasche. Sie ist heute Morgen in aller Herrgottsfrühe vorbeigekommen, weil ich voraussichtlich die nächsten zwei Wochen in Europa sein werde.

»Kein Problem. Damit muss Frau wohl leben, wenn sie sich auf ein Verhältnis mit einem schwer beschäftigten und steinreichen Mann einlässt.«

Ich streife mir den bescheuerten Hut vom Kopf, werfe ihn zu dem Schwert aufs Bett und drücke auf die Schnelle meinen Mund auf Rys Lächeln. Meine beiden Koffer stehen seit gestern fertig gepackt neben der Schlafzimmertür, meine Lederjacke hängt an der Garderobe, doch ich entsorge zuerst Clays Spieß im Müll in der Küche, bevor ich sie vom Haken ziehe.

Es wäre sicherlich angebracht, die beschämende Kostümhose loszuwerden und mich nicht als halber Pirat der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber ich fliege allein und beschließe, mich einfach im Jet umzuziehen. Die drei Lacher der Flughafenangestellten werde ich wahrscheinlich verkraften.

»Es ist ja nicht so, als hätte es keine guten Seiten, sich mit mir zu treffen. Nur schwer beschäftigte, steinreiche Männer können einem zur Entschädigung ein anständiges Frühstück ausgeben«, sage ich, als ich die Hände durch die Ärmel der Jacke geschoben habe, und greife in die Innentasche, um meine Geldspange herauszuholen. Ich ziehe eine Fünfhundertdollarnote aus der Klammer und halte sie Rylee hin, während ich den Rest wieder verstaue und mit einer Hand die Griffe der Koffer ausfahre.

Sie zögert, den Schein anzunehmen, dabei wissen wir beide, dass sie es schlussendlich tun wird. Es ist nicht das erste Geld, das ich ihr zustecke, und es wird nicht das letzte sein. Sie hat früher für einen Escort-Service gearbeitet und demnach kein Problem damit, sich Zeit sowie Sex bezahlen zu lassen. Auch wenn wir nie ein Thema daraus gemacht haben oder sie nur einen Cent gefordert hätte, ist es eine stillschweigende Übereinkunft, dass ich ihr unsere Treffen vergüte. Was nicht heißen soll, dass sie nicht trotzdem ihren Spaß mit mir hätte. Den hat sie und ich habe die Gewissheit, mit unseren zwanglosen Dates keine Verpflichtungen einzugehen. So läuft der Hase nun mal, wenn man Miteigentümer eines Ölimperiums ist.

»Meldest du dich, wenn du zurück bist?«, fragt Rylee, nachdem wir mein unaufgeräumtes Apartment verlassen haben, im Fahrstuhl stehen und ich mir das noch offene Hemd zuknöpfe.

»Sicher.«

Der graublonde, kräftige Pförtner wartet bereits neben dem Lift, um mir mit den Koffern zu helfen. Joseph arbeitete schon als Concierge in dem Gebäude, als ich die Wohnung im elften Stock kaufte, allerdings haben wir noch nie mehr als drei Sätze am Stück miteinander gewechselt.

»Mister McVeigh, Miss Masters«, hält er sich auch heute an den allernötigsten Höflichkeitsaustausch, bevor er mein Gepäck an sich nimmt und uns durch die lichtdurchflutete Lobby zur Tür führt.

Hunter … hat Clayton seinen Wagen geliehen. Er steht mit offener Heckklappe direkt vor dem Eingang. Ich ziehe die Stirn in Falten, während ich auf den dunkelroten Ghost zeige, um Joseph auf das Fahrzeug aufmerksam zu machen, in das meine Koffer müssen, und frage mich, ob Hunt neuerdings an geistiger Umnachtung oder akuten Verrücktheitsanfällen leidet. Niemand, der klar bei Verstand ist, würde einem Kerl wie unserem jüngeren Bruder einen nigelnagelneuen Dreihunderttausend-Dollar-Schlitten überlassen. Clay ist schließlich nicht Ansel Elgort.

»Guten Flug und komm heil wieder«, verabschiedet sich Rylee von mir.

Ich hauche ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und sehe zu, wie sie ein paar Meter entfernt ein Taxi anhält, bevor ich die Beifahrertür öffne und in das Auto steige.

»Ernsthaft? Du traust dich in dem Aufzug vor die Tür?« Clayton starrt auf meine Hosen.

»Spielt auch keine Rolle. Wenn du die fünfhundertsiebzig PS vor die Wand setzt, ist von mir und meinem Outfit vermutlich nichts mehr übrig.«

Er macht ein Geräusch, das halb Schnauben und halb Stöhnen ist, und startet den Motor, als Joseph die Kofferraumklappe schließt. »Auf der Rückbank liegen irgendwelche Unterlagen für dich. Hunter meinte, sie wären wichtig. Du sollst sie mitnehmen und dir ansehen.«

Ich werfe einen Blick nach hinten, wo eine dicke graue Mappe auf dem Sitz liegt. »Das ist mal wieder typisch für diesen Kontrollfreak. Erst drückt er sich mit einem Vorwand, die Reise selbst zu machen, und springt zwei Wochen vorher ab, weil seine belämmerte Flugangst ihn daran hindert, in den Jet zu steigen, erträgt es dann aber nicht, die Sache nicht in der eigenen Hand zu haben«, beschwere ich mich, greife allerdings nach dem Ordner.

»Es wäre ja auch purer Leichtsinn, einem Seeräuber zu vertrauen, der sich nicht mal einen Termin merken kann. Und klar, die Operation seiner Frau wird nur ein Vorwand sein, da seine Flugangst ihn ja auch sonst immer davon abgehalten hat, nach Europa zu reisen«, verteidigt Clay ihn mit einer saftigen Prise Sarkasmus, während er sich auf die mittlere Spur einfädelt.

Wir scheinen Glück zu haben, das morgendliche Verkehrsgedränge in Downtown hat sich bereits etwas beruhigt.

»Sonst war er ja auch nicht in der Situation, allein fliegen zu müssen«, widerspreche ich.

Bislang haben wir uns jeden Sommer zu dritt auf einen Trip über den großen Teich begeben. Hunter, sowie unser Rechtsanwalt und Freund Kingston, als auch ich haben dabei Geschäftliches mit privatem Vergnügen verbunden. Dieses Jahr fiel die Reise zum ersten Mal aus und ich habe mich nicht darum geschlagen, den Ausflug nun im Oktober wegen der bevorstehenden Übernahme nachzuholen.

»Wäre er auch nicht. Die Freundin unserer Schwägerin ist ebenfalls an Bord und diese zwei seltsamen Typen.«

»Was?« Das höre ich zum ersten Mal.

»Keine Ahnung, ich habe das auch nur am Rand mitbekommen, als Hunter mit seiner Frau geredet hat. Da dachte er aber noch, er würde selbst fliegen.«

Das hat mir gerade noch gefehlt. Der Sinn eines Privatflugs besteht darin, seine Ruhe zu haben, und sich nicht mit praktisch fremden Leuten herumschlagen zu müssen. Wenn von Natalies Freundin die Rede ist, kann eigentlich nur diese Giulia gemeint sein. Ich kenne sie nicht besonders gut, aber es reicht, um sie als plappernde Nervensäge zu entlarven. Ich will mir die Frau nicht für die gesamte Dauer eines Zwölf-Stunden-Flugs geben.

Ich hebe die Hüften an und lange in meine Hosentasche, um mein Handy herauszuholen, kriege jedoch nur das benutzte Kondom in die Finger, das ich vorhin verschwinden ließ. Mit der Frage im Kopf, wie schlimm dieser Vormittag eigentlich noch werden kann, fische ich das iPhone auf der anderen Seite heraus und rufe Hunter an.

»Du meldest dich doch nicht etwa, weil Clayton meinen Wagen geschrottet hat?«, begrüßt er mich, falls man das überhaupt eine Begrüßung nennen kann.

»Was? Nein. Aber herzlichen Dank, dass du bei diesem Worst-Case-Szenario zuerst an dein Auto denkst.«

»Okay. Es hätte mich auch gewundert, er ist schließlich nicht so ein halsbrecherischer Raser wie du«, überhört er meinen missbilligenden Seitenhieb. »Ist es wegen des Überwachungsdossiers?«

Wegen des … WAS?

Ich schlage alarmiert den Ordner auf, den ich auf meinem Schoß abgelegt habe, da ich mit dem Begriff Überwachungsdossier nichts Gutes verbinde. Dann lasse ich den Blick über die erste Seite eines zusammengefassten Berichts gleiten, der vorn angeheftet ist. Ein Name sticht mir mehrmals ins Auge: Miss Verloop.

Ohne es zu wollen, halte ich für einen Moment den Atem an.

Verfluchter Bastard im Himmel, bitte sag mir, dass er das nicht gemacht hat. Ist Hunter völlig übergeschnappt?

Hektisch blättere ich quer durch das beachtliche Sammelsurium an Schriftstücken. Tagesprotokolle, Informationen über Personen, mit denen sie sich getroffen hat. Eine – Scheiße – Liste mit Anrufen von ihrem Handy aus. Der Geschmack in meinem Mund wird zunehmend schaler und mein Hals immer trockener.

»Was hast du getan, Hunt?«, frage ich leise, weil mich meine Stimme verlässt.

Zu behaupten, ich sei erschrocken, wäre die Untertreibung des Jahres. Ich bin so entsetzt wie damals über Patrick Dempseys Tod in dieser Arztserie, was nicht bedeutet, dass ich ein Fan von irgendeiner schwachsinnigen Seifenoper wäre. Aber finde an einem Donnerstagabend mal etwas Vernünftiges im Fernsehen.

»Was ich getan habe? Dafür gesorgt, dass du über die letzten vier Monate ihres Lebens Bescheid weißt. Anscheinend legt sie ja keinen Wert mehr darauf, dich persönlich darüber in Kenntnis zu setzen. Du solltest über gewisse Dinge informiert sein, bevor du dich dazu entschließt, sie anzurufen, sobald du holländischen Boden unter den Füßen hast.«

Das ist krank. Und spannend, wie ich feststelle, während ich eine Liste überfliege, die sämtliche ihrer monatlichen Fixkosten aufrechnet.

Halt. Spannend? Natürlich ist es nicht spannend, im Privatleben seiner Exaffäre herumzuschnüffeln. Es ist total wahnsinnig.

»Ich habe nicht vor, Andra anzurufen. Schuldet dir der russische Geheimdienst noch einen Gefallen oder wie bist du an das ganze Zeug gekommen?«, frage ich, doch an diesem Punkt meiner Existenz hilft nicht mal mehr schwarzer Humor.

»Erinnerst du dich an diesen Detektiv, den ich engagiert habe, um Natalies Vater zu finden? Nun, es scheint, als wäre der Mann ein Ass in seinem Job«, antwortet Hunt, als wäre er stolz auf seine Schnapsidee und darauf, sie auch noch umgesetzt zu haben.

»Die Sache mit Andra ist durch. Es interessiert mich nicht, mit wem sie ihre Zeit verbringt, für wen sie arbeitet oder was sie am Wochenende zum Abendessen hatte. Was soll ich mit dem gesammelten Mist? Es grenzt an ein Wunder, dass noch niemand Wind von deiner Verrücktheit bekommen hat. Das Ausmaß lässt sich kaum noch verleugnen.«

»Interessiert dich auch nicht, mit wem sie schläft, oder dass sie dabei ist, sich eine Wohnung mit dem Mistkerl zu suchen, für den sie dich abserviert hat?«, versucht er in einer Wunde zu bohren, die nicht existiert.

»Sie hat mich nicht …«, setze ich an, drücke den Rest des Satzes aber dahin zurück, wo er herkommen wollte. Sie hat mir nicht gesagt, warum sie in Zukunft auf meinen Schwanz verzichtet, und auch wenn, würde das keinen Unterschied machen. »Selbst wenn sie es mit der kompletten Nationalmannschaft der holländischen Basketballliga treiben würde, wäre es mir völlig egal«, erkläre ich gleichgültig.

»Fußballliga«, korrigiert er mich.

»Was?«

»Die Holländer interessieren sich für Fußball, Luc, nicht für Basketball.«

»Meinetwegen auch das. Sag mir lieber, dass ich im Flugzeug nicht diese Giulia neben mir haben werde.«

»Es müssten ausreichend freie Plätze vorhanden sein. Ich bin sicher, du kannst dir einen anderen Sitznachbarn aussuchen«, versteht er meine Frage absichtlich falsch. »Und warum bist du eigentlich noch nicht am Flughafen? Es klingt, als säßest du noch im Auto.«

»Nicht ausweichen, Hunt. Wann wolltest du mir Bescheid sagen, dass ich in Begleitung reise?«

»Ich dachte immer, ich wäre der Menschenscheue von uns beiden. Saint-Clair hat mich vor ein paar Wochen angerufen und wollte über mich einen Privatflug nach Amsterdam buchen. Er hat auf einen Freundschaftspreis spekuliert. Hättest du gedacht, dass er geizig ist? Jedenfalls erwähnte er, dass er mit Giulia und diesem Myers fliegen will, und da Giulia nun mal die beste Freundin meiner Frau ist, habe ich ihm gesagt, dass ich in Kürze selbst nach Europa muss. Ich bot ihm an, dass er mitfliegen kann, wenn er seine Pläne ein paar Tage verschieben würde. Ein oder zwei Tage später bekam Natalie ihren Termin für die OP an ihrem Handgelenk.«

Natürlich hat er das angeboten, seine lächerliche Flugangst lässt ja nicht zu, dass er seinen Hintern allein in eine Maschine schwingt. Die Charterfirma ist ein Tochterunternehmen unserer Holding und es vergeht keine Woche, in der nicht irgendein knausriger Mensch trotz seines dicken Bankkontos um ein paar Prozente bei der Reservierung bettelt.

»Also Saint-Clair und Myers«, wiederhole ich und komme zu dem Entschluss, dass es mich zumindest weitaus schlimmer hätte treffen können. Die beiden sind von der erträglichen Sorte und ich glaube auch, ihr genaues Ziel zu kennen, wenn sie zusammen nach Amsterdam fliegen. Eine Zeit lang hatte ich im Sommer dasselbe. »Sprich so was zukünftig trotzdem mit mir ab.«

»Du könntest dir auch einfach eine Sekretärin suchen, die ihren Job macht. Hättest du Joanna noch … Sie hätte dich über jedes Detail des Trips in Kenntnis gesetzt.«

»Nur haben Sekretärinnen die miserable Angewohnheit, zu heiraten, schwanger zu werden und Kinder zu kriegen.« Deshalb habe ich nach Joanna eine männliche Hilfskraft eingestellt. Leider scheint Alex der weltgrößte Schussel zu sein.

»So viel zu dem Gerücht der Emanzipation, lieber Bruder.«

Ich beende das Gespräch und sehe Clayton aus dem Augenwinkel vor sich hin grinsen. Er war verdächtig still während meines Telefonats.

»Er hat einen Privatdetektiv angeheuert und deine Ex ausspioniert?«, lässt er mich wissen, dass er jedes Wort unserer Unterhaltung mitangehört hat. Vermutlich hat er auch an der einen oder anderen roten Ampel einen Blick auf das Dossier geworfen.

»Halt die Klappe und guck auf die Fahrbahn.«

Andra ist nicht meine Ex. Streng genommen waren wir nie zusammen. Sie ist bloß das Mädchen, das Sommer für Sommer ein Stück von mir genommen hat, bis etwas übrig blieb, auf das ich nicht stolz bin.

Wir haben uns kennengelernt, als ich neunzehn Jahre alt und das erste Mal in Sin City war. Eigentlich habe ich mit Hunter und Kingston dieses Etablissement des geheimen Erotikclubs besuchen wollen, in dem die beiden bereits Mitglied waren, blieb aber am Abend nach unserer Ankunft in Amsterdam in einer Tabledance-Bar im Rotlichtviertel hängen. Andra war eine der Tänzerinnen. Ich sprach sie an und sie begleitete mich in den Club, als ich später eintrat. Wir trafen uns außerdem gelegentlich in einem Hotel. Jedes Jahr, allerdings blieb ich nie länger als ein paar Wochen in der Stadt. Erst recht nicht nach meiner Zeit auf dem College, als King, mein Bruder und ich anfingen, unsere Flüge als Geschäftsreisen zu tarnen und neben unserem privaten Spaß Angelegenheiten der Holding vor Ort regeln mussten.

Vor ein paar Monaten hat mir Andra zu verstehen gegeben, dass ich mich von ihr fernhalten soll. Ohne eine nähere Erklärung, aber die brauche ich auch nicht. Ich kenne dieses Mädchen gut genug, um über ihre Motive Bescheid zu wissen. Und … ich bin mit ihr fertig.

Wenn du McVeigh heißt, wird dir eine Sache ziemlich früh klar: Es gibt zwei Typen Frauen auf dieser Welt. Die, die dein Geld wollen, und dann solche, die es auf deinen Schwanz abgesehen haben. Mit richtig viel Pech stellst du aber irgendwann fest, dass da draußen noch eine dritte Spezies lauert, auch wenn sie so selten vorkommt wie ein verdammter weißer Rabe: Die Frauen, die es auf deine Seele absehen, sie aufschlitzen für die du blutest, bis kein Tropfen mehr da ist. Eben Frauen wie Andra Verloop.

2. KAPITEL

Andra

Sieben Jahre und drei Monate zuvor …

Meine beste Freundin Kris sagt immer, Männer wären wie Eiscreme; sie lassen sich in unterschiedliche Geschmacksrichtungen und den Grad ihrer Sünde einteilen. Ihren Freund Casper zum Beispiel bezeichnet sie als Chocolate-Crisp-Orange, da er ihrer Meinung nach süß und cremig ist, aber knusprig streiten kann und nach einem Krach eine fruchtigherbe Unnahbarkeit ausstrahlt.

Ich bin um einiges schlechter darin, die meisten Kerle zu kategorisieren, aber ich probiere es hin und wieder. In manchen Fällen wünscht Frau sich doch lieber einen Bottich Speiseeis vor sich, als die Knalltüten, die einem begegnen.

Ich sinke langsam in die Knie und lasse den schlaksigen Mittdreißiger das Salz von meinem Hals lecken, bevor ich den Tequila-Shot an seinen Mund führe und ihn auffordere, den Kopf in den Nacken zu nehmen. Er ist ein bisschen schüchtern, zurückhaltend wie Zitronensorbet, aber das sind mit Abstand die angenehmeren Gäste.

Wenn man sein Geld damit verdient, sich auf dem Tresen einer Bar auszuziehen und durch aufreizende Bewegungen dafür zu sorgen, dass die gaffende Meute die überteuerten Drinks auf der Karte bestellt, trifft man nämlich in erster Linie nur eine Sorte der gefrorenen Süßspeise. Die mit einem primitiven, aufdringlichen und archaischen Vanillegeschmack, da nackte Haut und Alkohol offensichtlich dazu verleiten, den nie aus den Genen verschwundenen Höhlenmenschen in einem Mann nach außen zu kehren.

Ich kann nicht zählen, wie oft mir heute bereits irgendein Idiot unaufgefordert an den Hintern gepackt hat oder wie viele Male versucht wurde, meine Brüste zu betatschten. Schamgefühl? Fehlanzeige. Selbst die Kerle, die alterstechnisch meine Väter sein könnten, haben kein Problem damit, mir einen Hunderter dafür anzubieten, sie auf die Toilette zu begleiten und mich mit ihren ausgebeulten Hosen zu vergnügen. Tja, aber ich bin Tänzerin, ihr Arschlöcher, keine Schaufensterhure, und das hier ist auch nicht das Vienna.

Ich richte mich mit einer fließenden Bewegung auf, schüttle mein langes kupferblondes Haar nach hinten und lasse die Hüften erotisch kreisen. Mister Zitronensorbet streckt sich und klemmt mir einen Fünfer unter das Strumpfband an meinem Schenkel, was ich mit einem kleinen Lächeln quittiere.

Die meisten Gäste sind geizig, meinen Hauptverdienst bestreite ich normalerweise durch die prozentuale Beteiligung an den Getränken, aber heute ist ein guter Abend – was vor allem an dem undurchsichtigen Typen liegt, der vor einer Stunde am hinteren Teil des Tresens Platz genommen hat, Marke echter Exot. Quasi das Regenbogeneis aller Sorten.

Er hat kein einziges Mal versucht, mich zu betatschen. Nicht mal, als ich ihn animierte, den Verschluss meine BHs zu öffnen. Er hat sich einfach geweigert, an seinem Scotch genippt und mir stattdessen so behutsam, dass ich die Berührung kaum spürte, einen Geldschein unter die Schleife meines Strings geschoben. Weitere folgten, immer wenn ich in seine Nähe kam, während er seinen Blick unablässig auf mein Gesicht gerichtet hielt. Nicht auf meine mit schimmerndem Körperpuder bedeckten Beine, nicht auf meinen Po oder auf meine zwischenzeitlich entblößten Brüste. Er sah nur mein Gesicht an und wir flirteten mit unseren Augen. Und das, obwohl er ein bisschen betrunken wirkte.

Ich schaue zum Ende der Bar. Er ist nach wie vor da, seine Aufmerksamkeit ist auf mich geheftet. Leider ist es zu dunkel, um aus dieser Entfernung noch mal die Details seiner Züge ausmachen zu können, aber ich glaube, er ist ziemlich jung. Auf jeden Fall zu jung für den dunkelgrauen, teuer wirkenden, perfekt sitzenden Anzug, dessen Jackett seine Schultern betont, und für sein tadelloses Benehmen nach einem Haufen Drinks.

»Wechsel, Süße. Du kannst Feierabend machen«, ruft meine Kollegin Jessica gedämpft zu mir rauf. Sie steht hinter der Theke und bietet mir eine Hand an, damit ich die schmale Treppe auf ihrer Seite gefahrlos hinuntersteigen kann.

Eine Sekunde lang überlege ich, noch mal zu meinem Exoten zu gehen. Aber Ibrahim, der Besitzer dieses Ladens, sieht es nicht gern, wenn wir uns zu lang mit einem Gast beschäftigen und die anderen dadurch vernachlässigen. Außerdem weiß ich selbst mit meinen unerfahrenen neunzehn Jahren, dass das ganz schön unprofessionell wäre. Also schreibe ich ihn ab und lasse mir von Jessica helfen, meinen Hintern von der Bar zu bekommen.

»Heiliges Kanonenrohr. Welcher Spinner war denn so verrü…, ich meine, spendabel?«, fragt sie mich und blickt ehrfurchtsvoll an meinem Körper hinab.

Besonders viele Möglichkeiten, die Scheine zu befestigen, haben unsere Besucher nicht, es bleiben nur das Höschen, das Strumpfband, die Bändchen an meinen High Heels. Ich habe keine Ahnung, wie hoch der Betrag ist, den ich zusammenhabe, denn es kommt nicht gut an, sich auf der Bühne zu sehr damit zu befassen, aber Jessicas Gesichtsausdruck nach handelt es sich um eine verdammt fette Beute.

»Der Gast am …« Ich zögere. Ich gönne es den anderen Mädchen, guten Umsatz zu machen, aber aus irgendwelchen Gründen stört mich die Vorstellung, dass er ihr Gesicht so interessiert beobachten könnte wie meins. »Der junge Kerl am Ende des Tresens hat einiges springen lassen«, kläre ich der Fairness halber auf.

»Na, dann wünsch mir mal Glück.« Jessica zwinkert mir zu, prüft den Sitz ihres blonden Zopfs und schwingt ihren kurvigen Luxuskörper auf die Theke.

Sie ist ein paar Jahre älter als ich und macht den Job schon länger; einige Stammgäste kommen nur ihretwegen her. Ich beneide sie ein bisschen dafür, dass es bei ihr nie wirkt, als würde sie nur eine Show abziehen, sondern als hätte sie durchgehend ihren Spaß an der Sache. Was mich betrifft, muss ich daran noch dringend arbeiten.

Pete, der einzige männliche Barkeeper, legt mir von hinten einen Bademantel über die Schultern. Ich schlüpfe hinein und halte ihn vorn zusammen, bevor ich mich umdrehe, ihm mit einem Lächeln danke und den Vorhang neben den Kühlschränken zurückziehe, um durch die sich dahinter befindliche Tür zu verschwinden.

Der Umkleideraum neben dem Lager ist leer. Meine Schicht dauerte mit Pausen nur vier Stunden, es ist kurz nach Mitternacht, es herrscht Hochbetrieb im Laden und die Mädels lassen wohl allesamt draußen die Hüllen fallen.

Ich strecke mich und spüre jeden Muskel im Körper. In dieser Branche verdient sich das Geld nicht so leicht, wie alle denken. Das Tanzen ist anstrengend und die hochhackigen Schuhe nach einer Weile die reinste Folter. In Gedanken längst zu Hause, streife ich den Bademantel ab, lege ihn auf eine der Bänke und löse die Schleifen an meinen Hüften. Dann ziehe ich den String aus und …

Scheiße.

Sind da lilafarbene Scheine zwischen dem Geld, das auf den Boden segelt?

Ich blinzle ein paarmal und überlege, ob ich dehydriert genug bin, um Halluzinationen zu haben. Ich hatte bloß ein paar Schlucke Wasser und es ist ziemlich warm in der Bar. Aber dann fällt mir ein, dass ich überhaupt kein materialistisch eingestellter Mensch bin. Wenn ich halluzinieren würde, dann vermutlich von flauschigen Hundebabys, fauchenden Tigerkindern oder steppende Flamingos.

Das ist … verrückt. Der Kerl vom Ende des Tresens muss übergeschnappt sein. Ich meine, er war es doch? Er hat mir den Schotter untergejubelt.

Ich fahre mit einer Hand zum Strumpfband, ziehe vorsichtig die Geldscheine darunter weg und mache dasselbe mit denen unter den Bändchen der High Heels. Mir ist ein bisschen schwindelig, als ich in die Hocke sinke und den Rest von den hellen Fliesen aufhebe. Ich wage es kaum, den Betrag zusammenzuzählen.

Ich komme aus einer mittelständigen Familie und erinnere mich nicht, dass wir schon mal finanzielle Sorgen gehabt hätten. Aber … ich hatte trotzdem noch nie so viel Geld in den Fingern. Es sind über neuntausend Euro. Das macht doppelt so viel, wie ich in den drei Monaten, die ich mich jetzt hier ausziehe, insgesamt verdient habe. Ich bin bloß an zwei Abenden pro Woche hier.

Du bist stinkreich, Andra.

Und ich kann es nicht annehmen. Es ist einfach viel zu viel. Dieser Job verstößt bereits gegen meine Prinzipien, was das Ausbeuten von Menschen angeht.

Schön, du bist nicht stinkreich, sondern saudumm.

Sich von einfältiger Vanilleeiscreme anstarren und besabbern zu lassen, ist sicherlich nicht mein Traumberuf. Es ist nur die Antwort auf die Frage, wie man in der Welt überlebt, wenn man mit siebzehn die Schule hinwirft, den Kontakt zu seinen Eltern abbricht und – Ironie an – es mit der Karriere als Glückskeksautorin nicht so recht klappen will.

Vielleicht sollte ich die Kohle doch behalten und in meine Zukunft investieren. In ein Bewerbungscoaching zum Beispiel. Oder in die wahnwitzige Idee, an der mein ganzes Herz hängt, irgendwann ein Cateringunternehmen zu gründen. Jedes der anderen Mädchen würde nicht mal einen Gedanken daran verschwenden, es zurückzugeben.

Aber du wirst es tun. Du Idiotin wirst es nicht wie jeder normal denkende Mensch auf dem Planeten in deine Tasche stecken.

Vielen Dank, Mam und Pa. Diese Zweifel sind wohl noch Nachwehen des von euch eingepflanzten Hochstaplersyndroms. Zumindest hat Doktor Hendriks, mein ehemaliger Therapeut, so meine Vorstellungen genannt, nichts zu können, nichts wert zu sein, und deshalb auch nichts zu verdienen. Minderwertigkeitskomplexe hoch zehn.

Ich ziehe mir den Bademantel wieder über und knote ihn zusammen, bevor ich die Fünfer und Zehner zwischen den Riesenscheinen aussortiere, sie in meinen Spind lege und den Gänsehaut erregenden Rest in die kleine vordere Tasche schiebe. Ich habe keine Ahnung, was ich dem exotischen Nicht-Betatscher eigentlich sagen will – er wird denken, dass ich einen Gehirnfehler hätte –, gehe aber entschlossen zur Tür, drücke die Klinke hinunter und muss einen Atemzug später feststellen … dass er bereits auf mich wartet. Hier. Auf dem Gang. Im Personalbereich. Ich bleibe wie versteinert im Türrahmen stehen.

Nein, komm schon. Sei bitte nicht einer dieser bemitleidenswerten Kreaturen, die uns Tänzerinnen nachstellen.

Er lehnt an der gegenüberliegenden Wand, einen Fuß am bröckeligen Putz der Mauer abgestützt, die Arme hinter dem Rücken versteckt. Er ist schlank und groß. Viel größer als mir aus meiner erhöhten Position im Schankraum klar gewesen ist und hier, auf dem beleuchteten Gang, wo das Licht weniger schummrig ist, lassen sich die haselnussbraune Farbe seines verstrubbelten Haars, die Helligkeit seiner Augen und die angedeuteten Muskeln unter seinem schneeweißen Hemd viel besser definieren. Sein eng anliegender Anzug wirkt maßgeschneidert. Er ist heiß, um nicht zu sagen ultrascharf, und doch hat er auch etwas unschuldig Süßes an sich. Den schmalen Ring an seiner Helix zum Beispiel. Gestandene Männer in Anzügen lassen sich nicht die Ohren piercen.

Gott, er ist Chocolate-Chili mit einem Sahnehäubchen.

»In diesem Bereich dürfen sich nur Mitarbeiter aufhalten«, sage ich das Erstbeste, was mir in den Sinn kommt. Irgendeiner sollte schließlich dieses peinliche Schweigen beenden. Außerdem wird er Schwierigkeiten bekommen, wenn er hier hinten erwischt wird.

Ein Lächeln zuckt über seine Lippen und von dort aus direkt in meinen Bauch. Es veranstaltet ein kleines Feuerwerk in mir. Ein Knistern und Knallen, ein Blitzen und Strahlen. Er hat hübsche Lippen. Sinnlich und voll, eine kleine Kerbe teilt die Unterlippe. Ein Mund sollte keine gravierende Wirkung auf meinen Organismus haben, doch mein Herz trommelt plötzlich schneller und mein Hals trocknet aus.

»Du wirst dir Ärger einhandeln. Die Sicherheitsleute gehen nicht zimperlich mit Gästen um, die vor der Garderobe der Mädchen herumlungern«, füge ich an, weil er sich keinen Zentimeter bewegt, keinen Ton verlauten lässt oder mir sonst wie zu verstehen gibt, dass er mir zugehört hat.

Sollte ich Angst vor ihm haben? Das wäre wohl die natürliche und angemessene Reaktion darauf, wenn einem ein fremder Typ vor der Umkleide auflauert. Er hat mir eine Menge Geld zugesteckt. Dass er hier hinten auftaucht, bedeutet vielleicht nichts Gutes. Ich erinnere mich, dass ich nichts weiter als diesen Bademantel trage, und auch wenn man meinen sollte, dass ich kein Problem damit hätte, mich halb nackt mir unbekannten Männern zu präsentieren, ist es doch etwas anderes, ohne Höschen am Hintern vor nur einem einzigen Kerl zu stehen. Es ist intim.

»Okay, lass mich deutlicher werden. Du musst verschwinden. Ich will wirklich nicht die Security holen, nur habe ich keine andere Wahl, wenn du nicht wieder nach vorn in die Bar gehst.«

Er blickt mich fasziniert an und reibt sich das Kinn. »Ich habe keinen Schimmer, was du da sagst, aber ich mag deine Stimme«, meint er plötzlich in breitem, rauem Katzenglisch. So, wie ein Brite nicht reden würde.

Ah. Ein Tourist? Er stammt offensichtlich nicht aus Amsterdam und spricht unsere Sprache nicht. Darauf hätte ich von allein kommen können.

»Zu diesem Bereich haben Gäste keinen Zutritt«, wiederhole ich meine Erklärung für ihn verständlich.

Er nimmt den Fuß von der Wand und etwas, das aussieht wie Enttäuschung, schimmert in seinen Augen auf. Sind sie blau oder grün? »So ein Pech. Dabei war ich sicher, dass du etwas Nettes gesagt hast.«

»Das war etwas Nettes. Es erspart dir Ärger.«

»Ich bin nur hier, weil ich dir mitteilen wollte, dass ich draußen auf dich warte, Andra.«

Okay, das ist jetzt schon etwas gruselig. Woher kennt er meinen Namen? Das ist keine dieser Bars, in denen sich die Tänzerinnen ein Pseudonym für ihre Auftritte zulegen, aber unsere echten Namen werden auch nirgendwo angekündigt. Abgesehen davon, scheint er fälschlicherweise davon auszugehen, dass ich mit ihm zusammen von hier verschwinden werde. Himmel, hält er mich für ein Freudenmädchen? Bestimmt, es würde auch erklären, warum er mir so viel Kohle zukommen ließ. Es ist nicht das erste Mal, dass mir das passiert. Es geschieht fast täglich, dass jemand glaubt, mein Hintern wäre käuflich, aber normalerweise kreuzen diese Blödmänner nicht im Personalbereich auf.

»Ich bin nicht Julia und du nicht Richard«, schimpfe ich auf Niederländisch vor mich hin, was ihn aus irgendeinem Grund zum Lachen bringt. Ich bin irritiert, weil er doch vorgab, mich nicht verstehen zu können, und stelle sicherheitshalber noch mal auf Englisch klar: »Du bist in einer Bar, nicht in einem Bordell.«

Er lacht noch ein bisschen lauter. Es klingt heiser, rauer als seine Stimme und bescheuerterweise lässt es meine Haut an sehr empfindlichen Stellen prickeln. »Die Pretty-Woman-Anspielung habe ich bereits in deiner Sprache verstanden. Und aus genau diesem Grund will ich vor der Bar auf dich warten. Nachdem man dich den ganzen Abend wie ein Stück Fleisch angestarrt hat, sollte dich jemand wie eine Prinzessin behandeln. Wir gehen essen. Ich habe das Restaurant bereits ausgesucht.«

Ist er verrückt?

»Es ist fast halb eins in der Nacht«, mache ich deutlich, kein Schwachkopf zu sein, der nicht wüsste, dass man um diese Zeit viele Dinge tut, aber gewiss keine Restaurants aufzusuchen. Die Bemerkung mit der Prinzessin war trotzdem irgendwie charmant.

Er stößt sich von der Wand ab. »Es gibt keinen Koch in dieser Stadt, der seine Küche für mich nicht länger auflassen würde.«

»Ach ja?«

»Ja.« Er nickt überzeugt. »Und nur damit du es vermeiden kannst, mich während unseres ersten Dates erneut zu beleidigen, lass mich dir sagen: Es stört mich nicht, den Barkeeper zu bestechen, damit er mich nach hinten durchlässt und mir deinen Namen verrät. Und es ist mir egal, dass ich dem Franzosen in der Nähe des Museums seine Tageseinnahmen dafür verdopple, die Türen seines Lokals noch mal zu öffnen. Aber …«, er macht eine Pause und verzieht gekränkt das Gesicht, während er sich rückwärts zum Durchgang zur Bar bewegt, »… es gibt Dinge, für die ich nicht bezahle. Zum Beispiel für Sex. Es ist verletzend, dass du scheinbar glaubst, dass ich das nötig hätte. Mit mir zu schlafen, ist ein Privileg, das du dir erst mal verdienen musst, Sternchen.«

Und damit ist das Sternchen offiziell mundtot. Ich bin ein schlagfertiger Mensch, meine Freunde beschweren sich praktisch andauernd darüber, dass ich immer das letzte Wort haben muss. Aber mir fällt nichts ein, was ich darauf erwidern könnte, obwohl mir tausend Dinge durch den Kopf gehen, die ich unbedingt antworten sollte.

Du kannst allein essen gehen, du eingebildeter Arsch, beispielsweise.

Stattdessen sehe ich stillschweigend zu, wie er durch den Vorhang verschwindet, und frage mich, ob ich noch alle Kerzen auf der Torte habe, auch nur in Erwägung zu ziehen, mich gleich draußen mit ihm zu treffen. Kluge Mädchen lassen sich nicht auf spontane Verabredungen mit Touristen ein, die während ihres Urlaubs in Stripschuppen abhängen. Aber vielleicht bin ich ja überhaupt nicht klug und die liebe Kris hatte doch recht, als sie gefühlte fünfhunderttausend Mal in den letzten Jahren beteuerte, für wie grandios naiv sie mich hält.

GEGENWART

Andra

»Du bist übrigens heute Nachmittag allein. Ich mache früher Feierabend, weil ich noch so verdammt viel für morgen Abend erledigen muss«, rufe ich meiner Kollegin Emma vom Lager aus zu.

Seit geschlagenen zwanzig Minuten suche ich die Packung mit den pinken Luftschlangen. Sanders Nichte hat vorletzte Woche ihren achten Geburtstag bei uns im Pfannkuchenhaus gefeiert, ich hatte ihr einen großen Tisch dekoriert, kann mich aber nicht erinnern, wo ich den Rest des Zeugs danach hin geräumt habe. Morgen ist Kris’ Junggesellinnenabschied, unser Motto lautet Bunnys in Town, und diese dämlichen Papierschlangen würden super zu unseren rosafarbenen Plüschohren passen.

»Zeigt euch, ihr kleinen Biester. Ihr habt euch doch sicher nicht Harrys Tarnumhang geliehen«, flüstere ich und schaue noch hinter einem Stapel Papierservietten nach, bevor ich seufze und frustriert die Türen des großen Holzschranks schließe. Die Dinger müssen letzte Woche nach Hogwarts ausgewandert sein. »Ich hoffe, Nagini verarbeitet euch zu Konfetti!«

»Mit wem redest du da?« Emma kommt, um nachzusehen, weshalb ich so fluche, bleibt aber im Durchgang zum Lagerraum stehen und sieht mich mit gerunzelter Stirn an.

Wenn sie diesen Ausdruck aufsetzt, ihr Was-zur-Hölle-treibst-du-da-schon-wieder-Gesicht, wirkt sie zehn Jahre älter als neununddreißig. Vielleicht kommt das daher, dass sie als Twen ein paarmal zu oft auf der Sonnenbank war und obendrein fälschlicherweise glaubt, sich das Haar Wasserstoffblond zu bleichen, wäre immer noch angesagt. Aber was weiß ich schon, ihren Worten nach bin ich ja nur ein ahnungsloses Hippie-Mädchen, da alle Menschen, die während der Arbeit bequeme Hosen und Chucks tragen, zwangsläufig Hippies sein müssen.

»Mit den Schlangen. Ich bin ein Parselmund, wusstest du das nicht?«

»Ich weiß vor allen Dingen, dass du einen gewaltigen Knall hast, Andra.« Sie streckt mir albern die Zunge raus und ich folge ihr hinter die Theke, die im blau-grün eingerichteten Speisebereich steht.

Ich kann vermutlich von Glück reden, dass ich Emma nie etwas über meine Vergangenheit erzählt habe. Trotz der kurzen Röcke an ihrem Hintern und den tief ausgeschnittenen Oberteilen ist sie nämlich ziemlich konservativ. Es würde mir das Herz brechen, wenn unsere freundschaftlichen Neckereien aufhören würden oder sie mich plötzlich mit anderen Augen sähe. In den letzten zwei Jahren habe ich sie trotz aller Unterschiede unglaublich lieb gewonnen.

»Nach was suchst du eigentlich?«, will sie wissen, als ich neben der Kasse in die Hocke sinke und die Ablagefächer darunter kontrolliere.

»Ich dachte, da wären noch welche von diesen pinken Luftschlangen übrig, die ich für den Geburtstagstisch von Sanders Nichte benutzt habe. Meine Freundin heiratet am Montag und morgen ist ihr Junggesellinnenabschied. Deshalb muss ich doch heute früher gehen.«

»Du willst morgen einen draufmachen und lässt mich deshalb heute allein schuften? Offensichtlich kann man sich in diesem Laden alles erlauben, wenn man mit dem Chef ins Bett steigt«, entgegnet sie besonders laut, damit Sander es auch in der Küche noch hört, schwächt ihre gespielte Entrüstung aber ab, indem sie mir zuzwinkert. Der einzige Gast an den Tischen – ein älterer Herr – blickt etwas verstört von seinem Crêpe auf.

Ich richte mich auf und gebe ihr einen Klaps auf den Unterarm.

»Vorsicht, Emma, pass auf, was du sagst. Wir hatten doch geklärt, dass jede Beleidigung gegenüber des Chefs zwei Urlaubstage kostet«, warnt Sander sie mit einem Schwung Humor in der Stimme durch die offene Tür.

»Vielleicht hätte ich deine Essenseinladung damals nicht ausschlagen sollen, Sander. Aber ich konnte ja nicht ahnen, was für Vorteile es mit sich bringen würde, dir schöne Augen zu machen«, ärgert sie ihn zurück.

»Hör auf damit«, schimpfe ich leise. »Du redest ihm noch ein, dass ich bloß aus egoistischen Gründen mit ihm zusammen wäre.« Und das ist bestimmt nicht so.

Ich mag Sander. Er ist ein liebenswerter, attraktiver Kerl und seit meinen Vorstellungsgespräch damals total in mich vernarrt. Ich habe ihn ungefähr zweihundertmal abblitzen lassen, bevor ich mich zu einem Date mit ihm breitschlagen ließ. Weil man seinen Boss nicht daten sollte und mein Herz nicht frei war. Es war seins, das Eigentum von Prince CharmingCinderella