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Top-Sehenswürdigkeiten

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Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

TOP 15

Die Top-Sehenswürdigkeiten von Prag

Altstädter Ring: Rathaus

Am Altstädter Ring schlägt das Herz der Stadt. Mittendrin: das Alte Rathaus. Der herrliche Ausblick lohnt den Aufstieg zur Turmspitze – oder nehmen Sie den Lift. Mehr >>>

Altstädter Ring: Astronomische Uhr

Die Astronomische Uhr von 1410 am Rathausturm verrät mehr über Sonne, Mond und Sterne als über die Tageszeit. Zu jeder vollen Stunde läutet der Knochenmann den Apostelumzug ein, und am Schluss kräht ein Hahn. Mehr >>>

Altstädter Ring: Teynkirche

Gäbe es den Dom St. Veit oben auf der Burg nicht, wäre die gotische Teynkirche die wichtigste Kirche in Prag. So ist sie aber nichts weniger als das überragende Wahrzeichen der Altstadt. Mehr >>>

Hradschin

Fast alle Herrscher haben sich hier über die Jahrhunderte hinweg in verschiedenen Bauten verewigt. Mehr >>>

Hradschin: St. Veits-Dom

Der geniale Dombaumeister Peter Parler schuf hier sein Meisterwerk. Mehr >>>

Hradschin: Königspalast

Ein weiteres Highlight auf dem Hradschin – der Fenstersturz aus einer der Amstsstuben schrieb einst Geschichte. Nicht nur Kunsthistoriker geraten beim Anblick des Vladislavsaals ins Schwärmen. Mehr >>>

Josefstadt

Heute ist der ehemalige Stadtteil der Juden fast ein Freilichtmuseum. Die vielen Synagogen und der Alte Jüdische Friedhof erzählen die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde Prags. Mehr >>>

Josefstadt: Spanische Synagoge

Ein Hauch von Granada weht durch dieses Gotteshaus, das teilweise tatsächlich der maurischen Alhambra nachempfunden wurde Mehr >>>

Karlsbrücke

Die von 30 Heiligenstatuen gesäumte Brücke ist eines der markantesten Wahrzeichen Prags und gehört zu den ältesten Brückenbauten Europas. Tagsüber treffen hier Kitsch und Kunst auf Flaneure. Mehr >>>

Burg Karlstein

40 km südwestlich von Prag entstand die berühmteste mittelalterliche Burganlage Böhmens als Aufbewahrungsort für die böhmischen Kroninsignien. Mehr >>>

Burg Karlstein: Heilig-Kreuz-Kapelle

Die Besichtigung der Heilig-Kreuz-Kapelle sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Das tief herabgezogene und vergoldete Gewölbe, das mit Glassternen besetzt wurde, schafft eine Illusion eines Himmelgewölbes. Und dannn sind da noch dieTafeln vom Meister Theoderich. Mehr >>>

Kleinseitnner Ring: St. Niklas

In der Niklaskirche kann man den Barock in höchster Vollendung auf sich wirken lassen und einen herrlichen Ausblick über die Dächer der Kleinseite genießen. Mehr >>>

Nationaltheater

Das Haus, das in einer Epoche der nationalen Wiedergeburt entstand, verkörperte das aufkommende nationale Selbstbewusstsein der Tschechen. Mehr >>>

Kloster Strahov

Von außen eher unscheinbar, überrascht das Kloster innen mit einer der schönsten Bibliotheken Europas in prächtigster Barockausstattung. Allein die juwelenbesetzte Strahov-Bibel im Theologischen Saal und die Deckenfresken im Philosophischen Saal sind die Reise wert. Mehr >>>

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in Prag möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: die Karlsbrücke zu einer ungewöhnlichen Tageszeit, wenn alles schläft und der Trubel noch einige Stunden auf sich warten lässt. Gerade zur Morgendämmerung, wenn die Figuren mystisch, fast dämonisch wirken, lässt es sich ungestört über die Brücke wandern. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

»Ein Bericht für eine Akademie« von Franz Kafka, gekauft im Goldenen Gässchen 22, wo er die Erzählung verfasste

2.

Aus Prag ohne Jugendstil-Souvenir? Ideen gibt’s im Shop des Mucha-Museums (Panská 7).

3.

Ein kubistisches Mitbringsel: vielleicht eine Tasse? Mehr Ideen in der Boutique »Kubista« (Ovocný trh 19).

4.

Originelles von jungen Prager Künstlern bei »Pragtique« (Národní 37)

5.

Ein Lenin-Orden oder eine »echt« russische Pelzmütze oder Imitate westlicher Labels: Auf dem Prager Flohmarkt wird man fündig (Ulice U Elektry 3).

6.

Vietnamesenmärkte an der deutsch-tschechischen Grenze haben Sie links liegen gelassen, wollen das Feilschen aber nachholen? Dann Bubenské Nábřeží 13.

7.

Shopping wie in den USA mit allem, was man so braucht und mitnehmen will? Ab ins »Palladium« (Náměstí republiky 1).

8.

Ein Fläschchen tschechisches Bier: so süffig, so weich, so lecker, und dann irgendwann zuhause an das schöne Prag denken ...

9.

Das Wissen, dass 007 in Prag im 17. Jh. »geboren« wurde – als Alchimist Edward Kelley. Was sich »James-Bond«-Autor Ian Fleming sehr erfolgreich zu eigen machte.

10.

Die Ruhe der Karlsbrücke nachts um 3.00 Uhr: ein bisschen gespenstisch, ein bisschen romantisch, in jedem Fall ein großer Moment.

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Durchatmen:

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Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6 x Erstaunliches:

Überraschen Sie Ihre Reisebegleitung! > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

D

Das ist...

... Prag

Die fünf großen Themen rund um die Goldene Stadt. Lassen Sie sich inspirieren!

© Dumont Bildarchiv/Peter Hirth

Mythos Kafka

Franz Kafka und Prag, das gehört zusammen wie Goethe und Weimar. Schauplätze von Kafkas Leben in Prag findet man durchaus einige. Schwieriger ist es allerdings, auf der Suche nach konkreten Prager Orten in seinen Romanen und Erzählungen fündig zu werden, denn in seinem Werk machte er aus Prag einen allegorischen Ort.

© Dumont Bildarchiv/Peter Hirth

»ALS Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigem Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.« So beginnt Franz Kafkas vielleicht kafkaeskeste Erzählung, »Die Verwandlung« von 1915. Dabei soll Kafka zwar introvertiert, aber, wie sein bester Freund und Nachlassverwalter Max Brod schrieb, alles andere als traurig und verzweifelt gewesen sein.

Reale Orte

Vom Geburtshaus in der Altstadt, wo er am 3. Juli 1883 auf die Welt kam, existiert nur noch das Portal im Original. Die meiste Zeit seiner Kindheit verbrachte Kafka im Haus »Zur Minute« am Altstädter Ring, besuchte ganz in der Nähe das deutschsprachige Gymnasium im Palais Golz-Kinský. Er studierte Jura an der Karlsuniversität und nahm später eine Stelle bei der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« an, wo sein Arbeitstag glücklicherweise um 14 Uhr endete. So blieb ihm genügend Zeit zum Schreiben. 1916 fand Kafka eine Bleibe in einem der Miniaturhäuschen im Goldenen Gässchen auf der Prager Burg. Hierher hatte ihn schlicht die Suche nach einem ruhigen Platz zum Verfassen seiner Werke gebracht. Wegen seines Lungenleidens folgten mehrere Sanatoriumsaufenthalte in der Nähe von Wien, wo er am 3. Juni 1924 starb. Begraben ist er in Prag auf dem Neuen Jüdischen Friedhof.

Irreale Orte?

Gelingt es noch, solch reale Orte aus dem Leben des Schriftstellers zu benennen, gestaltet sich die Spurensuche nach den Orten in seinen Romanen schwierig, denn Kafka hat Prags Schauplätze weitgehend in eine imaginäre Topografie verwandelt. Der Dom im »Prozess« wird gerne als St.-Veits-Dom gedeutet und der Weg, den Josef K. beschreitet, soll der von der Altstadt über die Karlsbrücke zur Kleinseite sein. Im »Urteil« gilt der Moldaublick Georg Bendemanns aus dem Fenster als der Fensterblick aus der Wohnung der Familie Kafka in der Niklasstraße.

Prag mit Kafkas Augen

Solch hineininterpretierter Realismus kann bei Kafka trügerisch sein, doch Gustav Janouch, Kafkas tschechischer Schriftstellerkollege, der einige Gespräche mit Franz Kafka während gemeinsamer Spaziergänge aufgezeichnet hat, entdeckte seine Heimatstadt durch Kafkas Augen neu: »Er führte mich durch winkelige Gassen in kleine trichterförmige Alt-Prager Innenhöfe, die er Lichtspucknäpfe nannte; er ging mit mir in die Nähe der alten Karlsbrücke durch einen barocken Hausflur, über einen handtuchbreiten Hof mit runden Renaissance-Arkaden und durch einen dunklen schlauchartigen Tunnel hindurch zu einer winzigen, in einem kleinen Hof eingeklemmten Gaststätte, die den Namen ›Zu den Sternenguckern‹ trug, weil hier eine zeitlang Johannes Kepler wohnte.« Wer sich auf ähnliche Weise wie einst Kafka und sein Kollege Janouch auf der Kleinseite, dem Lieblingsviertel dieses vielleicht pragerischsten aller Prager Schriftstellers, durch die Gassen treiben lässt, bekommt sicher ein ebenso authentisches Gefühl für Kafkas Prag wie durch das Besuchen der »Kafka«-Schauplätze.

Auf Kafkas Spuren

Die Hausnummer 22 im Goldenen Gässchen auf der Prager Burg: einer dieser Must-see-Plätze, egal wie kommerzialisiert. Zwei Jahre lang lebte und arbeitete Franz Kafka in diesem heute hellblauen Hexenhäuschen. »Wer hat ›Ein Landarzt‹ gelesen?«, fragt die Führerin. Ein Paar meldet sich. »Gehen Sie rein! Die Erzählung wurde in diesem Häuschen geschrieben.« Am liebsten möchte man aber alle Plätze, die mit ihm zu tun haben, abgehen und Bezüge herstellen, denn kaum ein großer Schriftsteller ist so verwoben mit einer einzigen Stadt wie dieser merkwürdige Franz Kafka >>> 1 >>>.

© VISUM creative/Andreas Grigoleit

Böhmisches Lebenselixier

Die älteste Brauerei mit Brief und Siegel steht in Weihenstephan, nördlich von München. Dafür haben die Tschechen mit das beste Bier weltweit! Und sie trinken es sehr gerne ...

© Dumont Bildarchiv/Peter Hirth

SUMERER wird das Volk genannt, das – möglicherweise durch Zufall – das erste Bier machte, im 4. Jahrtausend vor Christus, irgendwo zwischen Euphrat und Tigris, im heutigen Irak. Gut 6000 Jahre später ist die Biervielfalt allein in Tschechien schier unbeschreiblich, und wer den Weg durch das Dickicht der tschechischen Zapfhähne finden will, braucht einen wie Pavel Borowiec.

Uralte »Fastenspeise«

Der gebürtige Prager ist Chefredakteur des monatlich erscheinenden Biermagazins »Beer, Bier & Ale«. Er fährt hinauf zum ältesten Kloster Tschechiens, dem Stift Břevnov (Klášter Břevnov), das bereits 993 gegründet wurde und keine 15 Minuten von der Prager Burg entfernt liegt. Die Benediktiner dieses Klosters waren vermutlich die Ersten, die in Böhmen Bier während der Fastenzeit als Ersatz für Brot und Fleisch brauten.

Auch auf Europa bezogen waren die Břevnover Klosterbrüder vielleicht die ersten echten Bierbrauer, allerdings gibt es keine aussage- und beweiskräftigen Dokumente (mehr) darüber, während eine Urkunde beweist, dass das Benediktinerkloster in Weihenstephan vom Freisinger Bischof 1040 offiziell das Braurecht erhielt. Ebenso verbrieft scheint zu sein, dass das klassische Pils 1842 in Pilsen erfunden wurde. Verantwortlich dafür war aber kein Tscheche, sondern der Braumeister Josef Groll (1813–1887) aus dem niederbayerischen Vilshofen. Das bittere Aroma des Hopfens kam durch Grolls Brauverfahren stärker zur Geltung. Den Pilsenern schmeckte es jedenfalls hervorragend, und das Pils trat rasch seinen Siegeszug um die Welt an.

Die Vielfalt macht’s

In der Klosterbrauerei von Břevnov werden im Kellergewölbe unter der Marke »Břevnovsky Benedict« jährlich 3000 Hektoliter Bier gebraut: helles und dunkles ungefiltertes Lagerbier, Weizenbier, Pilsner und Imperial Stout. Alle weit weg vom Geschmack eines »Pilsener Urquell«, Tschechiens meistgetrunkenem Bier, das von echten Patrioten jedoch gemieden wird, weil die Brauerei inzwischen dem Multikonzern »SABMiller« gehört. »Kloster- und Mikrobrauereien«, sagt Pavel Borowiec, »sind unsere Garanten für hohe Qualität.« So wurde das Bier der Prämonstratenser des Klosters Strahov (Strahovný Klášter) erstmals um 1400 erwähnt. Heute kommen täglich drei verschiedene Biersorten zum Ausschank, darunter auch jahreszeitliche Biere, die es nur zu Ostern, Weihnachten oder immer nach der Hopfenernte Ende September gibt.

Ganz große Kleine

Mikrobrauereien arbeiten ausschließlich für den Bedarf ihres Lokals. Das Bier bekommt man immer frisch gezapft. Oft stehen nur wenige, meist naturtrübe Sorten zur Wahl, aber die sind vorzüglich. Das berühmteste und älteste Beispiel einer solchen Kleinbrauerei ist das Neustädter »U Fleků« aus dem 15. Jahrhundert. In Prag ist das Lokal quasi das Pendant zum Münchner »Hofbräuhaus« und immer von Touristen bevölkert. Einheimische suchen aber unbekanntere Plätze auf wie das »U Medvídků«, wo es das weltweit stärkste Lagerbier, das X-Beer 33, gibt. Mit und ohne X-Beer 33: Die Tschechen sind mit 160 Litern pro Jahr und Kopf seit Langem unangefochtene Weltmeister im Biertrinken.

Quasi Grundnahrungsmittel

Wie schön es schon aussieht! Golden, perlend und mit herrlich weißer Schaumkrone. Und wie es schmeckt, das tschechische Bier im »U Parlamentu« in der etwas versteckt gelegenen Valentinská 8! Um genau zu sein: Es ist ein »Gambrinus« und hat, obwohl aus Pilsen, nicht den typischen Pils-, sondern einen ganz leicht süßlichen Geschmack. 35 Kronen kostet der halbe Liter, das sind gerade mal rund 1,30 Euro. Kein Wunder, dass sich die Tschechen rühmen, den höchsten Pro-Kopf-Bier-Verbrauch der Welt zu haben. (U Parlamentu: Valentinská 52/8, 110 00 Staré Město)

© Dumont Bildarchiv/Peter Hirth

Hilft ein kühles Bier, einen kühlen Kopf zu bewahren?

Wo Steht Tschechien?

Populismus und Nationalismus auf der einen Seite, eine streng demokratische und EU-freundliche Haltung auf der anderen. Diese Spaltung betrifft derzeit beinahe jedes europäische Land. In Tschechien kommen noch ein paar mächtige Oligarchen als Machtfaktor hinzu. Ein Bericht zur Lage der Nation.

© dpa - Report

ES gab Zeiten, da sagten die Prager zu ihrem Marienplatz Mafiaplatz, weil dort der Oberbürgermeister residiert. Seit es allerdings eine Oberbürgermeisterin ist, also seit 2014, haben sich keine großen Skandale mehr zugetragen. Obwohl Adriana Krnáčová 1960 in Bratislava geboren wurde, was kein Prager mag, und der ANO-Partei angehört, was mehr als die Hälfte der Prager nicht gut findet.

Oligarch und Populist

»Ano« heißt im Tschechischen »ja«. Hier ist es jedoch die Abkürzung für Akce nespokojených občanů, also für »Aktion unzufriedener Bürger«, die mit einem Oligarchen und Populisten steht und fällt: Andrej Babiš ist nicht nur Vize-Premier und Finanzminister der Tschechischen Republik sowie Unternehmer in der Chemieindustrie und mit geschätzten fünf Milliarden Euro einer der reichsten Tschechen, der Mittsechziger hat sich auch ein Medienimperium zusammengekauft. Ihm gehören die seriösen Traditionszeitungen »Lidové Noviny« und »Mladá Fronta Dnes«. Das wäre ungefähr so, als wenn Wolfgang Schäuble auch Vize-Kanzler wäre, Bayer in Leverkusen besitzen würde und außerdem die Süddeutsche und die FAZ. Tomáš Lindner, Redakteur beim unabhängigen Prager Politikmagazin »Respekt« sagt: »Mich würde es nicht wundern, wenn Babiš der nächste Premierminister würde.«

Der derzeitige Premier, der Sozialdemokrat Bohuslav Sobotka, macht solange typische Schwejk-Politik: Er laviert sich irgendwie durch. Nur beim Flüchtlingsthema sind sich alle Tschechen einig wie bei sonst keinem anderen Thema. Mit den Vietnamesen, die während des kommunistischen Austauschs ins Land kamen, hat man sich arrangiert, aber jetzt noch einmal eine ganz andere Kultur aufnehmen, noch dazu Moslems? Das ist den Tschechen zu viel, zumal sie mit Religionen aller Art nichts am Hut haben.

Czexit? Kein Thema!

Auch von der EU haben viele die Nase voll, aber trotz aller EU-Skepsis und der Furcht vor »Fremdbestimmung« durch Brüssel ist ein Czexit kein Thema. »Tschechien geht’s gut wie nie«, sagt Tomáš Lindner, »weil die Exportwirtschaft brummt.« Ein Drittel aller Waren fürs Ausland mit einem Volumen von 40 Milliarden Euro geht nach Deutschland, die restlichen zwei Drittel fast nur in andere EU-Länder. Nach Angaben der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer ist die Bundesrepublik mit Abstand der größte ausländische Investor in Tschechien und für ca. ein Viertel der Gesamtinvestitionen seit der Wende verantwortlich.

Aber nicht nur die Deutschen sind da: Das berühmte Pilsener Urquell gehört zum Portfolio des internationalen Braukonzerns »SABMiller« und die »Česká Spořitelna«, die tschechischen Stadtsparkassen, wurden von europäischen Großbanken übernommen – wie fast alle anderen tschechischen Geldinstitute auch. Schade, könnte man sagen, dass sogar die Traditionsmarke »Škoda« unter dem deutschen VW-Dach seine Umsätze macht. Škoda, mit rund einer Million gebauten Fahrzeugen pro Jahr, nach Umsatz der größte und nach Beschäftigten der zweitgrößte Konzern des Landes, heißt übersetzt übrigens tatsächlich »schade«.

Ob die »unzufriedene Bürgerin« Adriana Krnáčová es als Oberbürgermeisterin besser macht?

Diskussionsfreudig >>>, >>>

Abends im Mühlen-Café im Kampa-Park. Es ist laut. Es wird getrunken, gelacht, gequatscht. Sitzt dort nicht David Černý, der Künstler? Und der Herr dahinten mit der Fliege, ist das nicht Karel Schwarzenberg, der Ex-Außenminister? Im Mühlen-Café könnte man meinen, Prag besteht nur aus Denkern, Künstlern, Intellektuellen – und vielleicht noch ein paar Säufern. Man kommt schnell ins Gespräch. Fast alle sprechen Englisch und eine Frage wie »Wo steht Tschechien« wird heiß diskutiert.

Schaufenster der Architektur

Prag wirkt wie ein lebendiges, riesiges Architekturmuseum, in dem kaum ein relevanter Stil fehlt. Im Schatten von Jugendstil, Gotik, Renaissance und Barock finden sich tolle Beispiele des Kubismus, des kommunistischen Protzes, der Moderne, aber auch des »Brutalismus«.

© Dumont Bildarchiv/Peter Hirth

DER Gang durch die engen Prager Kopfsteinpflastergassen gleichht einem fröhlichen Blättern in literarischen Werken und Kompositionen und ein faszinierender Streifzug durch das Lehrbuch der europäischen Baukunst, mit Häusern und Palästen, Kirchen und Türmen als steinernen Beispielen. Die Gebäude geben der Innenstadt einen einzigartigen musealen Charakter, wie man ihn in dieser Dichte allenfalls noch in Venedig spürt. Die Prager Altstadt wird besonders durch ihre alten Häuser, die oft bis in die Romanik und Gotik zurückreichen, geprägt.

Augen auf und durch!

Der durchschnittliche Pragtourist verweilt 3,15 Tage und sein Bewegungsradius beträgt gerade mal einen Kilometer, hat das Prager Goethe-Institut wissenschaftlich festgestellt. Man könnte Raum und Zeit im Prinzip sogar noch weiter verkürzen, etwa am Wenzelsplatz, mit seinen 750 Metern Länge und 60 Metern Breite einer der größten Plätze Europas, doch von Gestalt eher ein Boulevard als ein Platz. Von Gebäuden aus der Zeit des Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert umgeben, ist architektonisch so ziemlich alles aus diesen Epochen vorhanden. Dieses Zentrum Prags besteht aus einem Stilmix vom kommunistischen Protzbau am unteren Ende, in dem jetzt der »New Yorker« hippe Klamotten unters Jungvolk bringt, bis zum über dem Platz thronenden Nationalmuseum (1891 fertiggestellt) im Stil der Neorenaissance, das derzeit aufwendig restauriert wird. Dazwischen finden sich beste Beispiele für Renaissance (Nr. 20), Barock und Neubarock (jetzt mit »H&M«), für Klassizismus und Neoklassizismus (das Haus der Mode bzw. Dům Módy aus den 1950er-Jahren), für Funktionalismus (»Bata«-Schuhhaus), für Eklektizismus (Nr. 18) und natürlich für den Jugendstil mit dem Musterbau »Hotel Evropa« in zentraler Mittellage oder dem drei Fenster schmalen »Hotel Meran« gleich daneben.

Beispiele zuhauf

Schon Mozart war von der Vielfalt Prags beeindruckt: »Ich fahre jeden Tag den gleichen Weg nach Hause und sehe doch immer wieder etwas Neues.« Das könnte ihm heutzutage immer noch passieren. Angefangen bei der Romanik ab 800 (zum Beispiel die Heilig-Kreuz-Rotunde), führt der architektonische Streifzug über Gotik (St. Veit auf dem Hradschin), Renaissance (Belvedere), Barock (u. a. St. Ignatius am Karlsplatz und St. Niklas am Kleinseitner Ring), Rokoko (Erzbischöfliches Palais) und Klassizismus (Villa Richter) bis zur Neorenaissance im 19. Jh. (Nationaltheater und Rudolfinum). Dem Jugendstil und dem Kubismus (u. a. das Mietshaus von Josef Chochol in Vyšehrad) sowie weiteren Spielarten der Moderne wie dem Funktionalismus (Mánes-Ausstellungssaal) folgte der im Stadtbild immer noch auffällige Sozialistische Realismus (Výstaviště in Holešovice) bis zur heutigen Architektur nach der Wende mit dem Tanzenden Haus (»Ginger und Fred«) von Frank O. Gehry als bekanntestem Werk. Bleibt noch der Begriff Brutalismus zu klären: Es ist die Wortschöpfung eines findigen Prager Stadtführers, der seinen Zuhörern Bausünden nicht verschweigen wollte.

Jugendstil in Reinkultur >>>

Wer sich für Prag und Jugendstil interessiert, landet unweigerlich bei der obligatorischen Führung durch das wunderschöne Obecní dům. 290 Kronen, knapp zwölf Euro, kostet der Einblick ins vielleicht schönste Jugendstilgebäude Prags, das Repräsentationshaus, von dem bis heute drei Viertel original erhalten sind. Draußen im grellen Tageslicht gesellen sich zum perfekten Jugendstil ein Bauwerk der Spätgotik, der Pulverturm, und die Eisen-Beton-Glas-Moderne des »K«-Kaufhauses. Hier wird Architektur lebendig.

Wer ist Ginger und wer Fred? Frank O. Gehry lässt Beton und Glas tanzen.

Europas Atheisten

Es gibt wohl kein Land in Europa, in dem so viele Atheisten leben wie in Tschechien. Gut 60 Prozent der Bevölkerung gehören keiner religiösen Gemeinschaft an. Das liegt sowohl an den Habsburgern als auch an den Kommunisten. Die Kirchen werden meist nur geöffnet, wenn sie von größerem touristischen Interesse sind.

© mauritius images / Avalon / Marcin Klepacki

RELIGION spielt in Tschechien so gut wie keine Rolle. Nicht einmal fünf Prozent der tschechischen Bürger gehen regelmäßig in die Kirche, gerade mal zehn Prozent der Kinder sind zum Religionsunterricht angemeldet, knapp zwei Drittel der Bevölkerung sind Atheisten, weitere zehn Prozent wollen sich nicht festlegen und nur ein Viertel bekennt sich zum christlichen Glauben. Die Kirchen sind leer, teils zugesperrt, die Klöster von ausländischen Ordensbrüdern beseelt und zusammen mit den letzten tschechischen Mönchen kämpfen sie ums Überleben.

© mauritius images / Radim Beznoska / Alamy

Schwule und Christen vereint bei Prague Pride. Dieser Aktionstag für die Rechte von Homosexuellen hat eine lange Tradition in der Stadt.

Woran Tschechen glauben ...

Ex-Staatspräsident Václav Klaus stellte die Kirche einst auf eine Stufe mit einem Touristenverein und die »Lidové Noviny« schrieb unlängst: »Die Tschechen glauben eher an ihr Horoskop als an Gott.« Sogar der majestätische St.-Veits-Dom auf dem Gelände der Prager Burg gehört nach wie vor dem Staat. Aus Sicht der christlichen Kirchen müsste dieses Land eigentlich missioniert werden.

300 Jahre Zwangskatholisierung unter der Habsburger Herrschaft haben ihre Wirkung hinterlassen. Ein erzwungener Glaube ist nie ein tief verwurzelter Glaube. Die Voraussetzungen dafür, dass der aufgedrängte Glaube sich im Lauf der Zeit zu einer tief empfundenen Religiosität hätte entwickeln können, waren in Tschechien einfach nicht gegeben.

Widerstand geht auch ohne

Deshalb wurde die Religion auch während der kommunistischen Diktatur nicht zu einer treibenden Kraft der Opposition, wie etwa im tief gläubigen Polen. Gut, Kardinal Tomášek war eine Leitfigur des stillen Widerstands gegen die totalitäre Staatsmacht in den 1980er-Jahren. Doch insgesamt gesehen festigte die Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wende eher die Ungläubigkeit. Rockmusikerin Marta Jandová freut sich darüber: »Die Vinohradská, meine Straße, ist der Schwulentreffpunkt, da laufen auch Männer Hand in Hand über die Straße. Ich glaube, wir sind das schwulste Land der Erde, weil die Religion bei uns keine Rolle spielt.«

Wieder wären die Tschechen aber nicht Tschechen im Sinne ihres berühmten Landsmanns Schwejk, wenn sie etwa Weihnachten nicht feiern würden wie kaum anderswo, allerdings mit Fokus auf »feiern«. Den Shopping-Wahnsinn zum wichtigsten Fest der Christen gibt es überall. Aber wer würde auf die Frage, warum Weihnachten so schön ist, antworten: Weil es frische Karpfen mit Kartoffelsalat gibt, weil man Geschenke bekommt, ein paar Tage auf die Datscha fahren und faulenzen kann, oder weil im Fernsehen die besten Filme laufen?

Das Mittelalter ist vorbei

Und Pater Juan von St. Thomas? Offenbar hat die Haltung der Tschechen schon auf ihn abgefärbt. Rundgang und Gespräch sind beendet. Er entledigt sich sofort seiner Kutte, trägt darunter Jeans und Hemd und meint auf die verdutzten Blicke des Gesprächspartners trocken: »Die Ordenstracht ziehe ich nur an Feiertagen und zu Führungen an. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter ...«

Innerhalb der Mauern des Augustinerklosters findet sich heute das Augustine Hotel, eine Unterkunft der Luxusklasse. Ins Restaurant und in die Bar lockt u. a. das St.-Thomas-Bier, »ein untergäriges dunkles Lager«, wie die Website verrät (www.augustinehotel.com).

Eine der Letzten Bastionen der Gläubigen!

Gebückt schleicht ein greiser Pater am Altar der St.-Thomas-Kirche >>>, unweit der Prager Karlsbrücke, vorbei. »Er ist unser letzter Tscheche hier im Kloster«, sagt Pater Juan über seinen Mönchsbruder. Juan ist Spanier, ganz in eine bodenlange, schwarze Ordenskutte gehüllt. Er wurde vom Vatikan aus seinem heißen, gläubigen Land ins winterkalte, ungläubige Tschechien entsandt, um die Fraktion der Augustinermönche in Prag auf fünf aufzustocken. Man kann ihn besuchen. (Kostel sv. Tomáše, Mo. – Sa. 11.30 – 13 und So. 16 – 18 Uhr;)

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Prags beste Seiten kennen.

© Dumont Bildarchiv/Peter Hirth

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1 Zur schwarzen Mutter Gottes

2 Haus zur Minute

3 Husdenkmal

4 Palais Clam-Gallas

5 Karolinum

6 Repräsentationshaus

Unterwegs in Prag

Alles ganz zentral

Ein Trip nach Prag lohnt sich schon über ein verlängertes Wochenende. Die meisten Pragbesucher bleiben im Schnitt nur drei bis vier Tage, dann hat man das Allerwichtigste gesehen. Die Attraktivität der modernen Metropole beruht nicht zuletzt darauf, dass (fast) alle Sehenswürdigkeiten sehr zentral gelegen und gut zu Fuß erreichbar sind. Die Orientierung ist vergleichsweise einfach: Hradschin, Karlsbrücke, Altstädter Ring und Josefstadt sind das Pflichtprogramm. Die bequemste und zugleich fußschonendste Art, einen wirklich guten und umfassenden Eindruck von den wichtigsten Attraktionen der Stadt zu bekommen, ist eine Fahrt mit der Straßenbahnlinie 22 (Tour 3 >>>). Mit der Metro kommt man zwar deutlich schneller ans Ziel, man sieht im Untergrund aber leider nicht ganz so viel. Trotzdem kann die Prager Metro oftmals eine lohnende Alternative sein.

Um in einen der Prager Außenbezirke zu gelangen, nimmt man am besten den Bus, denn es lohnt sich nicht sich in Prag mit dem Auto fortzubewegen. Die Parkplatzsuche ist sehr mühsam, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hingegen kommt man einfach und bequem überallhin. Statt das Auto zu benutzen, steigt man besser noch ins Taxi – idealerweise lässt man sich an der Hotelrezeption ein Funktaxi bestellen und für den Rückweg Auskunft über die Standorte seriöser Taxiunternehmen wie AAA, City Taxi oder Taxi Praha geben.

Die grünen Lungen der Stadt

Gutes Schuhwerk ist in der tschechischen Hauptstadt vor allem wegen des vielen Kopfsteinpflasters wirklich unerlässlich. Wenn die Füße wehtun, lockt aber ein Päuschen nicht nur in der gut vertretenen Gastronomie, sondern auch im Grünen. Möglichkeiten dazu gibt es genug, denn Prag ist eine »grüne Stadt«: Die Hälfte der urbanen Flächen ist naturbelassen. So laden Auen, Parks, Gärten und dicht bewachsene Hügel zur erholsamen Entspannung ein. Dabei trifft man garantiert nicht immer nur Touristen, wie man selbst einer ist, sondern auch »echte Prager«. Denn die lieben die grünen Lungen ihrer Stadt sehr und nutzen sie zur Erholung, aber auch für sportliche Aktivitäten.

Zu den beliebtesten zählen der Franziskaner-Garten, ein ehemaliger Klostergarten nahe dem Wenzelsplatz >>>, in dem auch die älteste, rund 500 Jahre alte Linde der Stadt steht, der Botanische Garten (Stará botanická zahrada, Karlsplatz >>>), der Kampa-Park als Prags »Klein-Venedig« auf der gleichnamigen Moldauinsel (Kampa >>>) und der Waldsteingarten (Valdštejnská zahrada) unterhalb des Hradschin (Palais Waldstein >>>).

Auf der Kleinseite: Burgromantik

Start: Kleinseitner Ring | Ziel: Laurenziberg (Petřín) | Dauer: 1 Tag

Tour 1

Beginnen Sie Ihren Pragbesuch mit einem Spaziergang auf der Kleinseite. Nicht nur Einheimische, auch Filmemacher lieben das romantische Viertel unterhalb des Hradschin, des größten zusammenhängenden Burgareals der Welt. Weitere Highlights sind die berühmten Bücherbestände und Deckenfresken im Kloster Strahov und der Panoramablick vom Petřín.«K005 altes Format»

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Paläste, Burg und Blick

Vater und Sohn Dientzenhofer entwarfen die monumentale Barockkirche St. Niklas (Kostel sv. Mikuláše) am image image Kleinseitner Ring (Malostranské náměstí). Den Aufstieg zur Kirchturmspitze über 215 Treppenstufen belohnt ein fantastischer Rundblick. Jan Neruda, dem Autor der »Kleinseitner Geschichten«, verdankt die nach Westen verlaufende und von prachtvollen spätbarocken Bürgerhäusern gesäumte image image Nerudagasse (Nerudova) ihren Namen.

Schlendern Sie durch die Gasse hinauf bis zur Ke Hradu, der Burgrampe zur Prager Burg. Der image image Hradschin (Hradčany), einst Residenz böhmischer Fürsten und Könige, Ort des Zweiten Prager Fenstersturzes und kafkaesker Eingebungen, ist heute Sitz des Staatspräsidenten. Auf dem Hügel 70 m über der Stadt ist Punkt 12 Uhr Wachablösung am Tor des Ersten Burghofs. Planen Sie genügend Zeit ein, um den Königspalast und den St.-Veits-Dom, die St.-Georg-Basilika und die winzigen Häuschen im Goldenen Gässchen zu bestaunen. Den image image Hradschiner Platz (Hradčanské náměstí) flankieren das Erzbischöfliche Palais (Arcibiskupský palác) und das mit Stufengiebeln und Sgraffiti verzierte Palais Schwarzenberg (Schwarzenberský palác) mit einem Museum für Barockkunst in Böhmen.

Durch die Loretogasse (Loretánská ulička) geht es zum Bezirk des Wallfahrtsorts image image Loretoheiligtums (Pražská Loreta) am Loretoplatz (Loretánské náměstí). Das nächste Highlight findet sich im image image Kloster Strahov (Strahovský klášter): die beiden wunderschönen Bibliothekssäle mit barocken Bücherschränken voller Prachtbände und herrlichen Deckenfresken. Ein frisch gezapftes St. Norbert im Klosterbräu vis-à-vis weckt neue Lebensgeister, denn nun geht es zum gut 60 m hohen Nachbau des Pariser Eiffelturms auf dem benachbarten image image Laurenziberg (Petřín), der zum Abschluss einen fantastischen Blick auf die Moldaumetropole gewährt.

Auf Königlichem Weg

Lehnen Sie sich auf der Karlsbrücke auf die Brüstung, schauen Sie hinab zur Moldau und lassen Sie dann den Blick hinauf zum Hradschin schweifen: Fühlen Sie das Mittelalter? Denn hier stehen sie mitten auf dem Weg zur Krönung. Der traditionelle Königsweg – 1438 bis 1836 – begann am alten Königspalast beim Pulverturm (wo heute das Repräsentationshaus steht), verlief durch die Zeltnergasse, quer über den Altstädter Ring und über die Karlsbrücke hinauf zum Veitsdom.

Bunte Mischung – Die Prager Neustadt

Start: Nationaltheater | Ziel: Vyšehrad | Dauer: ein halber Tag

Tour 2

Die Neustadt, der geschäftigste Stadtteil Prags, ist nicht so jung, wie man vielleicht meint. Fast sieben Jahrhunderte sind vergangen, seit Kaiser Karl IV. sie anlegen ließ. Heute ist die Neustadt eine Mischung aus Wohnviertel und Warenhäusern, Banken und Boutiquen, Theatern, Kinos und Museen.

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Von Gehry bis Libuše

Der Rundgang beginnt am Neorenaissancegebäude des image image Nationaltheaters (Národní divadlo), im 19. Jh. von den Bürgern Prags finanziert und Ausgangspunkt so mancher Musikkarriere. An seiner Ausstattung beteiligten sich die besten Künstler des Landes. Seit seiner Eröffnung 1863 war das benachbarte image Café Slavia (Nationaltheater >>>) eine Institution und einer der beliebtesten Treffpunkte für Künstler und Schriftsteller, unter ihnen Smetana und Dvořak, Egon Erwin Kisch und Václav Havel. Nächste Station am Moldau-Ufer ist das eigenwillige image image Tanzende Haus (Tančící dům) von Frank O. Gehry, das in starkem Kontrast zu den umliegenden Jugendstilgebäuden mit Feen, Faunen und reich verzierten Balkonen steht.

Hinter der Kirche St. Kyrill und Method (Kostel sv. Cyrila a Metoděje), einem barocken Meisterwerk von Kilian Ignaz Dientzenhofer und Symbol-Ort des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Prag, erreicht man den image image Karlsplatz (Karlovo náměstí). Am größten Prager Platz, der mit seinen Grünanlagen eher einem Park ähnelt, stehen das sagenumwobene Fausthaus (Faustův dům), in dem im 18. Jh. physikalische Versuche unternommen wurden, weshalb die Leute dachten, dort hause der Teufel, sowie die barocke Kirche St. Ignatius (Kostel sv. Ignáce) von Carlo Lurago und das gotische Neustädter Rathaus (Novoměstská radnice) – Schauplatz des Ersten Prager Fenstersturzes. Die Vyšehradská führt von hier weiter nach Süden, vorbei am image Emmauskloster (Klášter Emauzy), das Karl IV. 1347 für slawische Benediktinermöche gründete, und dem weitläufigen Botanischen Garten (Botanická zahrada).

Auf zum schönen Rundblick

Man sollte noch einen Blick auf das kubistische Haus von Josef Chochol (Vyšehrad >>>) werfen, bevor es zum image image Vyšehrad hinaufgeht. Dort weissagte in nicht näher definierten grauen Vorzeiten die Fürstin Libuše, sagenumwobene Stammmutter der ersten böhmischen Königsdynastie, der Stadt einen »Ruhm, der bis zu den Sternen reicht«. Von der »Burg auf der Höhe«, deren St.-Martins-Rotunde (Rotunda sv. Martina) das älteste romanische Bauwerk von Prag ist, bietet sich ein herrlicher Blick über die Moldaustadt und hinüber zum Hradschin. Einen ausgiebigen Blick wert ist der image Ehrenfriedhof, wo tschechische Geistesgrößen Seit’ an Seit’ liegen.

Mit Der 22 Durch Prag

Start und Ziel: Kleinseitener Ring | Dauer: 2 Stunden

Tour 3

Die Fahrt mit der Linie 22 führt durch alle Epochen der Stadtgeschichte. Um die Fahrt richtig genießen zu können, sollte man sie vormittags absolvieren. Je später, umso voller wird es.

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1 Zur schwarzen Mutter Gottes

2 Haus zur Minute

3 Husdenkmal

4 Palais Clam-Gallas

5 Karolinum

6 Repräsentationshaus

Zwischen Touristen und Einheimischen

Es klingt geradezu englisch: »Tramvaj« heißt die Straßenbahn auf Tschechisch. Die Linie 22 kommt alle fünf Minuten. Steht man möglichst früh an der Haltestelle image image Kleinseitner Ring (Malostranské náměstí) mit Frontalblick auf die mächtige Kuppel der St.-Niklas-Kirche (Kostel sv. Mikuláše), steigt man in Fahrtrichtung rechts ein. Über eine enge Straße geht die gemütliche Fahrt an einer blinden Feuermauer vorbei. Dahinter verbirgt sich die Pracht des image Waldsteingartens (Valdštejnská zahrada). Ab der Station image Klárov wirkt die Strecke fast alpin. Die Tram kriecht über eine Haarnadelkurve hinauf. Dichter Baumbestand erinnert an jene Zeiten, als an diesem bewaldeten Hügel mit dem Hirschgraben die Könige auf die Jagd gingen. An der Station image Chotkovy sady kann man aussteigen und den image Königsgarten (Královská zahrada) mit dem singenden Brunnen besichtigen. Ausgesprochen hübsch ist das Sommerschloss image Belvedere (Letohrádek královny Anny) und fast verwunschen sieht es im Park dahinter aus. Farn und Unkraut wuchern, riesige Steinblöcke liegen herum. In einer Grotte, an einem kleinen Teich mit Schwänen, stehen Statuen – Gestalten aus den Romanen von Julius Zeyer, dem dieser Märchenpark 1913 gewidmet wurde.

Noch vor der Endstation der Linie 22 heißt es aussteigen: nämlich an der Sommerresidenz bzw. dem image Lustschloss Stern (Letohrádek hvězda, Kloster Břevnov >>>). Nahe diesem sternförmigen Schlösschen wurde 1620 beim image Weißen Berg (Bílá hora) die Schicksalsschlacht der Tschechen geschlagen. Durch ihre Niederlage verloren sie die Selbstständigkeit und damit auch weitgehend die nationale Identität. Der weitläufige Park ist bei den Pragern trotzdem beliebt.

In die Gegenrichtung

Für die Rückreise sichert man sich einen Sitzplatz in Fahrtrichtung rechts. In den nächsten 40 Minuten ziehen Prags bedeutende Baumonumente wie in einem Kinofilm vorbei: der image image Hradschin mit dem St.-Veits-Dom, die Kirchen der Kleinseite und – gleich nach der Moldaubrücke – das image image Nationaltheater (Národní divadlo). Die Straßen der Neustadt sind mit überwiegend restaurierten Jugendstilhäusern bestückt. Im Stadtteil Vinohrady heißt es am image Platz des Friedens (Náměstí Míru) aussteigen. Dank des wirtschaftlichen Aufschwungs von Prag zum Ende des 19. Jh.s gibt es rund um den Friedensplatz etwa die Kirche St. Ludmilla (Kostel sv. Ludmily), das sehr schöne Theater Divadlo na Vinohradech oder das Karel-Čapek-Denkmal zu bewundern. Die Hauptstraße, über die nun die 22 braust, heißt image Francouzská und erinnert wirklich an Paris. Im Kontrast dazu tauchen nach dem image Kubanischen Platz (Kubánské náměstí) realsozialistische auf: Wie man hört, lieben die Prager ihre modernisierte »Platte«.

Zurück zur Kleinseite

Mit diesem Eindruck geht es wieder zurück mit der Linie 22, um alles aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Am image image Karlsplatz (Karlovo náměstí) werden Liebhaber der Freiluftkunst aussteigen. Mit 80 000 m2 Fläche – etwa 15 Fußballfelder – ist er der größte Stadtplatz der Republik und zugleich der Ort mit den meisten Statuen, Skulpturen, Büsten und Denkmälern in Prag. Die Stirnseite dominiert das image Neustädter Rathaus (Novoměstská radnice) – berühmt wegen des Ersten Prager Fenstersturzes. 1419 stürmten Hussiten das Gebäude und beförderten den Bürgermeister, zwei Stadträte und den Richter aus ihren Amtsstuben auf die Straße. Danach entbrannte ein Religionskrieg, der halb Europa erschüttern sollte. Davon unbeeindruckt zeigt sich die Gegenwart: Rund um den Karlsplatz pulsiert das Leben. Am Kleinseitner Ring endet die Fahrt mit der 22. Aber vielleicht wollen Sie sich noch Karten für ein Bachkonzert in der image image Kirche St. Niklas (Chrám sv. Mikuláše) sichern. Auch was Sie da hören und sehen, wird Ihnen in Erinnerung bleiben.