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Michael
Hörl

DIE
ARMUTS
INDUSTRIE

Wie mit falschen Zahlen
Politik gemacht wird

Den Sozialisten in allen Parteien

Vorwort

„1,5 Millionen Österreicher haben riesiges Problem!“

1.542.000 Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung – so der Text einer steirischen Tageszeitung - wären laut Statistik Austria 2016 armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gewesen. Auf dem Bild: junge, saubere, schick gekleidete Österreicher mit traurigem Gesicht.

So und ähnlich schrecken viele Medien regelmäßig ihre Leser auf1. Der Tenor ist immer gleich (depressiv). Angst-Botschaften aus SPÖ-Pressemitteilungen genießen freie Fahrt („So groß ist die Armut in der Steiermark“, die SPÖ-Landesrätin gibt in der „Kleinen Zeitung“ Auskunft2).

Kritik am Zahlenmaterial oder eigene Recherchen? – Gibt es aus Prinzip schon nicht.

Unterbrochen werden die Elends-News nur von Meldungen, wonach sich die soziale Kluft vergrößert habe („Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf“3) – während die Reichen immer reicher würden („Immer mehr Millionäre in Österreich“4).

Auch hier: Kritik am Zahlenmaterial oder gar Recherche? – Fehlanzeige.

Armut importiert

Wenn die Caritas hysterisch von steigenden Armenzahlen kreischt und dabei über die Ungerechtigkeit „unseres Systems“ schimpft, dann sind Hasstiraden gegen „die Reichen“ und politische Forderungen nach Vermögenssteuern nicht weit.

Denn darum geht es in Wahrheit. Um sozialistische Gleichheit und Macht.

In Wahrheit hat knapp die Hälfte der Armut hierzulande nämlich keinen heimischen Pass. Sie ist also nicht hier arm geworden – sondern im (meist ex-sozialistischen) Ausland. Und es ist der von Österreichs Mittelschicht gespeiste Sozialstaat, der ihre Armut über die Aufenthaltsjahre hinweg verringert. Und das trotz erdrückender Steuerlast.

Die fremde Armut kam also nicht trotz des Systems zu uns – sondern exakt wegen dieses.

Aus Wut wird Hass – und wann brennt Wien?

Die Österreicher sind von solchen Armenmärchen längst abgestumpft. Sie glauben ohnedies längst zu „wissen“, dass es in ihrem Land ungerecht zugeht; dass immer weniger Bürger menschenwürdig leben könnten – während sich eine kleine Schicht immer unverschämter auf „unser aller Kosten“ bereichern würde.

Ein Bild, wie es auch der Sozialismus in den 1920ern gern zeichnete.

Und die Wut wird immer größer. Und während die Alten resignieren, schlägt der vom „Dreigestirn der Angst“ (aus Medien, Unis und „roten“ NGOs wie Attac), geschürte Hass bei jungen Menschen in offene Gewalt um. Wenn einem – wie mit dem Hamburger G20-Gipfel – nur der richtige Sündenbock vor die Flinte läuft.

Dann ist das Bürgertum irritiert. Es kann sich keinen Reim darauf machen, warum ihre Städte plötzlich zu Bürgerkriegszonen mit brennenden Barrikaden mutieren. Woher denn auch? Die SPÖ-Unterrichtsminister haben in den letzten 50 Jahren sorgsam alles über die hasserfüllten, marxistischen 1910er und 1920er-Jahre aus den Schulbüchern löschen lassen, um die übergroße Schuld des „linken“ Sozialismus am Kippen in den „nationalen“ zu vertuschen.

Wählerturbo Armutsschwindel

Dabei läuft alles ganz nach Plan. Und zwar nach dem von Europas marxistischen Eliten. In ihren (Schul-) Buchverlagen, Fakultäten, Statistikbehörden und der unübersehbaren Zahl an (hochsubventionierten) Sozial-Vereinen („Zivilgesellschaft“) produzieren sie am laufenden Band ideologisch-getränkte Schauergeschichten über die moralische Verkommenheit unserer Gesellschaft.

In Form von Pressemeldungen gelangen sie direkt in die Blutbahn der Gesellschaft, in die Medien – oftmals unbezweifelt und unrecherchiert. In einer dritten Stufe zitiert die Armutsindustrie dann hochamtlich deren Schlagzeilen. Um im nächsten Zug – immerhin könne man von der Armutskatastrophe ja jetzt „Schwarz-auf-Weiß“ lesen – noch höhere Steuern, noch mehr Schulden und noch mehr Spenden einzumahnen. Und man fordert auch noch mehr gemütliche Jobs an linken Fakultäten, Pseudo-Sozialvereinen, NGOs und in der Sozialindustrie.

Und damit (unausgesprochen) immer verbunden: die Aufforderung, gerechte (also linke) Parteien zu wählen, um die vermeintliche Gerechtigkeits-Katastrophe zu bekämpfen. Und obwohl 46 Jahre lang ohnedies immer nur die „gerechte“ Partei (also SPÖ) die Nationalratswahl5 gewonnen hatte, wird das Gerechtigkeitsproblem (wenn man der Armuts-Propaganda-Maschine trauen darf), immer noch dringender.

Dass es niemandem als undemokratisch aufgefallen war, dass 46 Jahre lang immer nur dieselbe Partei gewann, ist ebenfalls ein Zeichen für Österreichs demokratische Krise.

Wenn die Bürger nur wüssten, wie unverschämt viele Armuts-Meldungen getürkt (und teilweise offen gefälscht sind) – sie wären richtig (und zum ersten Mal begründet) wütend.

Doch dafür bräuchte es eben demokratische Strukturen.

Diese kann ein einzelnes Buch nicht schaffen – aber es kann für Aufklärung sorgen, in dem es das tut, was ein Großteil der Presse (bislang) nicht tut:

• Misstrauen gegenüber Informationen der Obrigkeit entwickeln

• Zahlen hinterfragen, dann recherchieren

• Missstände aufdecken, Zusammenhänge erklären

Das hier vorliegende Buch recherchiert die Pressemeldungen der Armutsindustrie, und es versucht jenen Mechanismus aus Fake-Meldung und Fake-News zu entschlüsseln, der Österreich zu einem so hasserfüllten Land gemacht hat, wie es zuletzt unsere Vorfahren in der Zwischenkriegszeit erleiden mussten.

Herzlichst,

Ihr Michael Hörl

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1 „1,5 Millionen Österreicher haben ein riesiges Problem“, www.kleinezeitung.at,, 2.5.2017

2 „So groß ist die Armut in der Steiermark“, www.kleinezeitung.at, 6.4.2016

3 Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf“, www.kleinezeitung.at, 21.1.2015

4 „Immer mehr Millionäre in Österreich“, www.kleinezeitung.at, 17.6.2015

5 Eine einzige Ausnahme, 2002

Inhalt

Vorwort

1. Wie mit Armut Politik gemacht wird

2. Die Armutsgefährdung

3. Die „echt Armen“

4. Die Ausgrenzungsgefährdung

5. Indikatoren für die nationale Eingliederung

6. Die Lügenwelt der Armutsindustrie

Über den Autor

Impressum

Wie mit Armut Politik gemacht wird

Streng genommen beginnt dieses Buch am 16. 11. 2011. Das war jener Tag, an dem in der „Zeit im Bild“ der aktuelle Armutsbericht der Europäischen Union für Österreich, „EU Silc 2010“, vorgestellt wurde. Der Moderator: Eugen Freund. ORF-typisch (damals noch) ohne SPÖ-Parteibuch – aber mit der richtigen Einstellung. Freund zitierte in der ZiB also vor einem Millionenpublikum aus dem Armutsbericht:

• „Immer mehr Österreicher sind armutsgefährdet, zum ersten Mal sogar über eine Million“

• „Die Zahl der in Armut Lebenden steigt“

• Und auf der ORF-Homepage konnte man bundesweit (und wochenlang) lesen:

„Wird der Lebensstandard weiter sinken?“

ORF: „Armutsgefährdete 2010 erstmals über 1 Million!“ EU-SILC 2010, 2003: Armutsgefährdete (Grafik Hörl)

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1.1 ORF: Sehern ins Gesicht gelogen

Wer den Armuts-Bericht allerdings selber las (wie der Autor), der kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: Es stand genau das Gegenteil darin.

Österreich: Armutsgefährdete in % („alte“ Berechnung wie in Deutschland)

(EU-SILC u. Statistik Austria 2001/2003/2010/2011, Hörl 2017)

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Die Zahl der Armutsgefährdeten hatte früher 1,044.000 betragen, war dann auf 1,027.000 abgesunken, um sich jetzt, 2010, auf 1,004.000 einzupendeln.

Ich war neugierig geworden und besorgte mir ältere Armutsberichte. Die Werte aus den 1990er Jahren wurden zwar damals noch etwas komplizierter ermittelt, ergaben aber ein eindeutiges Bild: Mitte der 1990er Jahre war die Quote der Armutsgefährdeten noch bei etwa 14 Prozent gelegen, um zur Jahrhundertwende auf 12-13 Prozent abzusinken. 2010 lag sie bei rekordhaft-niedrigen zwölf Prozent6.

Berufspessimisten (und ORF-Redakteure?) mögen hier vielleicht steigende Tendenzen ablesen, aber schon Grundkenntnisse in Mathematik lassen den unbedarften Bürger hier ausnahmslos sinkende Reihen erkennen. Wovon der Beitrag auch nicht sprach, war die Herkunft der „Armut“. Die hatte nämlich schon 2010 zum großen Teil keinen österreichischen Pass. Bei der Position „andere“ – darunter subsummierte die Statistik Austria Einwanderer aus dem arabischen und afrikanischen Raum – lag die Armutsgefährdung bei 57 Prozent (bei jungen Afrikanern und Arabern sogar bei 71 Prozent). Bei jungen Türken machte sie 56 Prozent aus, und bei Nicht-EU-Ausländern generell noch 31 Prozent (bei Eingebürgerten 26 Prozent)7.

Bei „indigenen“ Österreichern betrug sie aber nur zehn Prozent - und da waren sogar noch die kurzfristig Betroffenen miteingerechnet (etwa, wenn jemand den Job wechselte und drei Monate vom Arbeitslosenbezug lebte).

Nahm man die „Jobwechsler“ heraus, blieb ein Anteil an langfristig armutsgefährdeten Bürgern von gerade einmal sechs Prozent (inklusive Zuwanderer).

1.2 „Working Poor“: In sieben Jahren -28 Prozent

Um die verhasste Marktwirtschaft endlich ablösen zu können, zeichnet der Mainstream gerne das Bild vom hart arbeitenden Bürger, der trotz Vollzeitstelle nur mit Mühe überleben kann.

Sozialwissenschaftlich bezeichnet man diese Leute als „Working Poor“. Sie sind armutsgefährdet, obwohl sie in Vollzeit arbeiten. Und wie zu erwarten, hat sich auch deren Zahl in Österreich in nur sieben Jahren um 28 Prozent verringert. Trotz Finanzkrise.

„Working Poor“ in Österreich

(EU-SILC 2010, BMASK 2011, Hörl 2013)

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Das Phänomen ist überdies äußerst kurzfristig: Es trifft zwar fünf Prozent der Bevölkerung – aber nur ein Prozent länger als ein Jahr8.

Und „Ja!“ – auch diese erfreuliche Entwicklung hatte in die ORF-Darstellung („Wird der Lebensstandard weiter sinken?“) natürlich keinen Eingang gefunden.

1.3 Spendenmarketing in der Armutsindustrie

Nicht nach der Wahrheit gesucht – weil mit den öffentlichen „Fake-News“ hochzufrieden – hatten die unzähligen SPÖnahen Sozialverbände. Ihre Marketingabteilungen hatten schon unruhig in den Löchern gescharrt. Nur wenige Tage nach der ZiB veröffentlichte die Caritas-Homepage (am 19. 12. 2011) das „Entsetzen ihres Präsidenten Franz Küberl“. Wahrscheinlich hatte man einfach nur von der ORF-Homepage abgeschrieben, wenn man behauptete: „Der Lebensstandard armutsgefährdeter Menschen ist noch einmal abgesunken!“9. Dass man dabei das achte Gebot ignoriert hatte, interessiert höchstens Gott. Und der scheint bei der Caritas Sendepause zu haben, wenn es um die Propaganda geht10.

Weitere vier Tage später hatten Diakonie (in Form ihres Sozialexperten Martin Schenk), und Caritas (Präsident Franz Küberl) dann ihren großen Auftritt vor der Presse. Im „Standard“ forderte Küberl Maßnahmen im Kampf gegen die Armut. Der Staat dürfe nicht zulassen, „dass die Schere zwischen den Habenichtsen und den Vielhabenden weiter auseinandergeht.“ Beide plädieren für vermögensbezogene Steuern11. Dass die Schere in Wahrheit gar nicht auseinander gegangen war, scherte beide nicht – es ging um das Schüren von Wut und Hass auf eine kleine Minderheit, deren Wohlstand sich offensichtlich auf der Verarmung breiter Schichten gründen würde. Ein Rezept, wie es aus der Zauberküche von Marx und Lenin stammen könnte. Flugs waren aus den Fake-News in ZiB und ORF-Homepage also handfeste politische Forderungen entstanden. Und nun lief noch die „Inländer-Armut“-Kampagne der Caritas. Mit nur wenigen Euro könne man österreichischen Familien die Angst vor dem Winter und einer kalten Wohnung nehmen.

Wohlgemerkt, bei vier Prozent langfristig armutsgefährdeten Österreichern und 57 Prozent aus dem arabisch-afrikanischen Raum.

6 „Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung in Österreich – Ergebnisse aus EU Silc 2010, Studie der Statistik Austria im Auftrag des BMASK, im Folgenden kurz: „EU Silc 2010“, S. 59

7 Ebenda, S. 56 und S. 57

8 „Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung in Österreich – Ergebnisse aus EU-SILC 2011“, BMAS/Statistik Austria, S. 55

9 „Deutlicher Anstieg der manifesten Armut in Österreich“, www.caritas.at, 19. 12. 2011

10 Natürlich hätten Sie´s so auch gewusst. Für weniger Bibelfeste: Das 8. Gebot lautet: „Du sollst nicht lügen!“

11 „Diakonie und Caritas für „Armutsbremse““ Der Standard, 23. 12. 2011

Die Armutsgefährdung

Es ist die im linken Mainstream (aus öffentlichen Organisationen, Unis, NGOs und Medien) inszenierte Inflation an Armutskennzahlen, Suppenküchen, Spendenaufrufen und Katastrophenmeldungen, mit denen Europas politische Kaste bewusst den Eindruck erweckt, im Land ein Armutsproblem zu haben. Tatsächlich will man nur „beweisen“, wie ungerecht „unser kapitalistisches System“ sei, in dem sich „immer weniger Reiche auf Kosten von immer mehr Darbenden bereichern“ würden. Viele Journalisten fallen auf die Kennzahlenflut herein. Die meisten, weil im hektischen Alltag kaum Zeit für Recherche bleibt (und die Armutsberichte – ganz bewusst – zu dicken, hochkomplexen Zahlen-Konglomeraten aufgeblasen wurden). Manche heißen sie aber willkommen, weil sie diese nun mit Feuereifer gebrauchen, um ihren Beitrag für die Revolution „zu einer anderen Gesellschaft“ (als moderne Chiffre für Marxismus) zu leisten.

2.1 Armut = Immigration + Stadt

Tatsächlich steigen Kennzahlen wie die „Armutsgefährdungsquote“ fast nur in Großstädten. Und dabei vor allem bei Zuwanderern. So sind in Österreichs Städten 28 Prozent von Armut bedroht, in Kleinstädten (wo weniger Ausländer leben) aber nur mehr 16,9 Prozent. Am Land (mit dem geringsten Anteil) sind es überhaupt nur 14,1 Prozent12. Dieser Zusammenhang wird nur nicht öffentlich erwähnt – es soll ja der Eindruck entstehen, „die Herrschaft der Reichen und Konzerne“ hätte sich gegen „Kleine Leute wie du und ich“ verschworen –, unabhängig von Wohnort oder Nationalität.

Dabei sind Statistiken über die kulturelle Herkunft von Armut ohnedies eher Mangelware. Selbst Studien, die sich ausschließlich mit dem Thema befassen (wie eine Studie des DIW Berlin13) kommen im ganzen Bericht ohne die Darstellung der kulturellen Herkunft von Armut aus. Selbstredend wird das „SPD-freundliche“ Institut großzügig mit öffentlichen Mitteln aus SPD-Ministerien bedacht.

Produktiv- gegen Sozialwirtschaft