Women Health Care

 

Hormonelle Altersarmut

Was jetzt?

 

 

Von Dr. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

 

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IGK-Verlag

7100 Neusiedl am See, Österreich

Copyright © 2018 IGK-Verlag

ISBN: 9783963618857

Fotos: © Subbotina Anna-Fotolia.com, Engel-Fotolia.com

 


Der Frauenkörper – Vorsprung mit Ablaufdatum

Eigentlich wäre es nicht der Rede wert, dass am 17. April 2017 eine Siebzigjährige namens Katherine Virginia Switzer beim Boston-Marathon an den Start ging und wie 26.628 andere Teilnehmer auch das Rennen erfolgreich beendete … hätte die als Tochter eines Majors der United States Army in der ostbayerischen Stadt Amberg geborene schlanke Kathy nicht schon 1967 als Zwanzigjährige das gleiche Rennen absolviert. Damals waren aus medizinischer Rücksicht Läuferinnen nur zu Wettkämpfen bis zu 800 Meter zugelassen, und die Sportlerin meldete sich heimlich mit den Initialen K. V. vor ihrem Familiennamen an. Zwischen dem Renndirektor und Kathys Freunden kam es zu einem Handgemenge. Jedoch nach vier Stunden und 20 Minuten erreichte Katherine Virginia Switzer mit der Startnummer 261 als erste Marathonläuferin der Geschichte das Ziel.

50 Jahre danach, mittlerweile Fernsehkommentatorin und Buchautorin im Großmutteralter, lief sie nur 16 Minuten länger. Im Ziel offenbarte sie: „Am wichtigsten ist die Erkenntnis, dass man niemals zu alt, zu unförmig, zu langsam oder zu unattraktiv ist, um ein Athlet zu sein … Unser Körper will immer ein Athlet sein und erlebt jede Menge von Bewegung auf positive Weise.“

Es ist kaum zu glauben, aber es stimmt, dass sich die Wissenschaft bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein kaum mit dem speziellen Herz-Kreislauf-System der Frau befasst hat. Gleichzeitig dominierte schlicht die Annahme, dass das weibliche Herz von Natur aus schwächer ist.

Noch weniger zu verstehen ist ein Eingeständnis, das der Herzforscher Dr. Paul Ridker im August 2017 bei der Jahrestagung der europäischen Kardiologengesellschaft in Barcelona einräumte: Seit einem Vierteljahrhundert rätselt die Kardiologie vergeblich darüber, warum die Hälfte aller Herzanfälle und Schlaganfälle Personen ohne die bekannten Herzrisiken wie Blutfette, Plaquebildungen und Bluthochdruck betrifft. Also muss es auch bisher weniger beachtete Faktoren geben.

Das gilt zwar für beide Geschlechter, aber in Bezug auf die Frau sind eindeutig die meisten Fragen offen. Vermutlich wissen zumindest die Fachärztinnen und Fachärzte mit geprüftem Spezialwissen über altersbedingte Veränderungen im menschlichen Körper – so genannte Anti-Aging-Mediziner – schon einige Antworten mehr.

Übrigens werden immer noch Frauen und Männer häufig gleich behandelt, weil von Gleichheit ausgegangen wird, obwohl sie nicht besteht. Wahrnehmungsverzerrungen versperren den sachlichen Blick auf Erkrankungen, die stärker das eine oder andere Geschlecht betreffen, etwa Depression, die bei Männern zu selten erkannt wird und eindeutig unterbehandelt ist, und Migräne, für die Frauen wegen der Hormonschwankungen empfindlicher sind.

Fakt ist: Für den weiblichen Körper hat sich die Evolution stärker angestrengt und ihn mit mehr Werkzeugen ausgestattet als den des Mannes. Auf diese Weise wird der unumstritten wichtigste Faktor für den Fortbestand der Menschheit auf besondere Weise geschützt. Insgesamt ist die Frau überlebensfähiger. Zum Ausgleich werden in Deutschland jedes Jahr etwa fünf Prozent mehr Jungs geboren als Mädchen.

Biologisch hat der Körper der Frau jedoch nur solange mehr drauf, als von ihm neues Leben erwartet werden kann. Dann häufen sich schlagartig die Probleme.

Diese Veränderungen dürfen nicht bagatellisiert werden. Ein Beispiel aus einer internationalen Statistik vom Juni 2017: Zwischen dem 40. und 59. Lebensjahr hat nur jede 20. Frau eine bedrohliche Erkrankung der Herzarterien, ab 60 schon jede zehnte und ab 80 jede fünfte.

Dass Frauen dennoch am Ende im Durchschnitt fünf Jahre länger leben, hat seine Gründe. Der weibliche Organismus ist in höchstem Maße anpassungsfähig, auch in Bezug auf besondere Herausforderungen – das ist eines von vielen Merkmalen, ohne die eine Schwangerschaft unmöglich wäre. Eindrucksvolles Beispiel: Die Frau kann das Organ Gebärmutter wiederholt um ein Vielfaches vergrößern und wieder verkleinern.

Im Bestzustand präsentieren sich bis zur Lebensmitte die weiblichen Blutgefäße, verglichen mit jenen des Mannes. Die Versorgungsleitungen für Sauerstoff und Nährstoffe im Körper der Frau können bei Bedarf leichter erweitert und wieder verengt werde. Das ermöglicht eine bessere Durchblutung, was zu den bedeutendsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schwangerschaft zählt. Die hohe Elastizität und die Dehnbarkeit der Aderwände bewahren weitgehend vor hohem Blutdruck, vor Plaqueansammlungen und vor Gerinnseln im Blutstrom - alles sehr gefährliche Risikofaktoren für das Herz-Kreislauf-System.

Das weibliche Herz kann erstaunliche Energiereserven mobilisieren. Es bewältigt Belastungen besser als das männliche. Und die Frau verfügt über Fähigkeiten, die der Mann nicht braucht, etwa die Versorgung von Nachwuchs mit eigener Nahrung.

Was einzig zählt, ist die Fortpflanzung. Deshalb kommt ein Herzinfarkt bei der Frau im gebärfähigen Alter nur unter wirklich ungünstigen Umständen vor.

Mediziner beziffern die durchschnittliche Verringerung der Herzrisiken bei Frauen im Vergleich zu Männern um rund 24 Prozent. Der natürliche Herzschutz der Frau ist allerdings nicht unter allen Umständen in vollem Umfang garantiert.

Eine Studie der Mayo Clinic enthält eine starke Warnung: Beinahe jede vierte Frau in den westlichen Nationen ist von Nicht-Alkoholischer Fettleber, NAFL betroffen. Diese Leberschädigung steht in engem Zusammenhang mit chronischen Entzündungen, mit dem Anteil an Körperfett, mit Insulinresistenz und Problemen beim Fettabbau. Betroffene Patientinnen haben in Bezug auf Herzinfarkt, Angina pectoris und spezielle Herzfehler keine besseren Chancen als gleichaltrige Männer (Quelle: „American Association for the Study of Liver Disease“ (AASLD), Oktober 2017).

Im Körper der Frau entdeckte die Wissenschaft eine ganze Reihe weiterer Werkzeuge, die das Prinzip der Fortpflanzung schützen. Zum Beispiel werden im weiblichen Gewebe die aus Drüsen freigesetzten Haupthormone bedarfsgerecht weiterentwickelt.

Seit dem frühen 20 Jahrhundert ist bekannt, dass Hormone oder Botenstoffe in unseren Organen bestimmte Wirkungen erzielen. Es sind körpereigene Stoffe, meistens aus einer Drüse, die je nach Situation speziell gebildet und vor allem in die Blutbahn freigesetzt werden. Verwandt sind Neurotransmitter, die aus Nervenzellen stammen. Als dritte Gruppe entstehen so genannte Gewebehormone in Zellen mit besonderen Eigenschaften nur in unmittelbarer Umgebung. Zu ihnen zählen das Serotonin und das Stickstoffmonoxid, NO.

Ein Hormon wirkt dort, wo es auf passende Rezeptoren trifft. Die meisten befinden sich auf der Oberfläche von Zellen. Einzelne Botenstoffe, beispielsweise aus der Schilddrüse, dringen durch die Zellmembran bis zu geeigneten Kontaktstellen bis in den Zellkern vor. Dort mischen sie bei der Aktivierung und Deaktivierung von Genen mit.

Die Wissenschaft hat bereits mehr als 150 Hormone und Botenstoffe identifiziert, meistens im Blut. Einige schwimmen in der Lymphflüssigkeit. Auch Flüssigkeiten im so genannten inneren Verteilungsraum des Organismus transportieren diese chemischen Moleküle.

Ihre Dichte und Aktivitäten werden in einem intelligenten Abstimmungsverfahren auch durch unsere inneren Uhren mitbestimmt.

Hormone werden direkt aus Bausteinen, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, oder vom Körper selbst hergestellt, beispielsweise aus den Fettmolekülen von Cholesterinen. Zu den bedeutendsten Vorstufen in der Hormonerzeugung zählt das DHEA.

Die im weiblichen Körper entstehenden klassischen Hormone präsentieren sich mit besonderen Eigenschaften. Zur Herstellung und Freisetzung dieser genialen Botenstoffe befähigt sind unter anderem die Organe Leber, Brust und Gehirn, sowie die Gebärmutter mit Zielrichtung Embryo.

Auch davon profitiert die Frau. Den Gehirnzellen werden bei einer guten Hormonversorgung höhere verbesserte Fähigkeiten wie etwa Regeneration, Ausgeglichenheit bei Stress und hervorragendes Merkvermögen verliehen – alles Eigenschaften, die während einer Schwangerschaft vor allen möglichen Gefahren bewahren können. Auch eine geringere Verkalkung von Gehirngefäßen gehört dazu. Kognitive Defizite stellen sich später und langsamer ein.

Allerdings warnten Alzheimerforscher erst 2016 vor einer Falle: Weil die Frau generell und bis ins hohe Alter über bessere sprachliche Fähigkeiten verfügt, bleibt eine entstehende Demenz länger als beim Mann womöglich undiagnostiziert.

Auch ein Risiko durch Blutfette ist viele Jahre lang kein Thema. Denn der weibliche Organismus ist einfallsreicher in Bezug auf die Verwendung dieser Fettverbindungen.

Cholesterine kommen in jeder menschlichen, tierischen und pflanzlichen Zelle vor, auch in den Blutkörperchen. Die für den weiblichen Organismus besonders typischen Botenstoffe Östrogene teilen den im Blut pulsierenden Fettmolekülen jedoch auf raffinierte Weise ganz bestimmte Aufgaben außerhalb der Blutbahnen zu. Ihre Anhäufung im Blut der Frau ist generell niedriger und ihr Verbleib im Herz-Kreislauf-System kürzer als beim Mann. Verbleiben die mehr oder weniger klebrigen Cholesterinmoleküle länger im Blutstrom, was fast immer auf den männlichen Organismus zutrifft, fördern sie krankmachende Veränderungen der Gefäße wie kalkähnliche Ablagerungen.

Etwa jeder dritte Deutsche im Erwachsenenalter hat einen hohen Cholesterinspiegel. Das halten viele Experten für ein Risiko, das ihrer Meinung nach gemeinsam mit weiteren Belastungen wie Bluthochdruck oder Rauchen dem Gefäßsystem schadet und die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht.

Diese Risiken verwandelt der weibliche Körper in gewisse Vorteile um. In der Schwangerschaft werden Cholesterine vermehrt für die Neubildung von Zellen aufgebraucht. Sie sind auch wichtige Ausgangsstoffe für die Produktion von Hormonen, auch diesbezüglich funktioniert der Organismus der Frau besser Die Frau profitiert von ihren bioaktiven Blutfetten also stärker.

Der spezielle Mix an Sexualhormonen im weiblichen Körper ist zur verstärkten Eindämmung von entzündlichen Prozessen befähigt. Einige Mediziner vergleichen diese Eigenschaft mit den durch Aspirin zu erzielenden Schutzwirkungen für das Herz-Kreislauf-System. Dadurch wird ein Rückgang an Herzinfarkten und Schlaganfällen erzielt.

Und das Beste: Die speziellen Hormone für die weiblichen Sexualorgane, die auch das Herz für Extrembelastungen stärken, schützen auch alle anderen lebenswichtigen Organe und ihre Gefäße im Körper der Frau und stimulieren sie zu guten Leistungen, etwa die Leber und die Nieren. Typisch ist ein erhöhter Geruchsinn der Frau in der Schwangerschaft, denn ihre Hormone regen die Bildung neuer Nervenzellen im Riechzentrum an. Vermutlich steht dabei das Kindeswohl im Mittelpunkt.

 

 


30 Jahre und länger Postmenopause

Allerdings gilt für die durch Hormone geleisteten außergewöhnlichen positiven Effekte eine alarmierende und dabei eigentlich logische Einschränkung. Nach der Menopause ist die Frau für die Natur im biologischen Sinne ebenso wenig schützenswert und arterhaltend wie der Mann nach seinen besten Jahren. Einige Faktoren kehren sich dann für die Frau sogar in das Gegenteil um. Ihre Organe mit den großartigsten Fähigkeiten der Vermehrung, Brust und Gebärmutter, erkranken jetzt besonders häufig.

Vor allem ein gravierender Verlust hat weitreichende Auswirkungen. Mit dem Abfall der Hormone geht die herausragende Elastizität der Gefäßwände in hohem Maße verloren. Sie werden jetzt sogar steifer und härter als im Körper des Mannes im gleichen Alter. Nach dieser Funktionsstörung ist die Blutzirkulation nur noch suboptimal.

Die meisten Beschwerden in der frühen Anpassungsphase der Wechseljahre gehen auf diese Problematik zurück. Es ist die Veränderung der Gefäße. Hitzewallung und andere klimakterische Symptome stehen in einem Zusammenhang mit dem kritisch gewordenen Zustand der nicht mehr flexiblen Blutbahnen und sind nicht nur sehr unangenehm für Betroffene. Sie sind ein Warnsignal in Bezug auf das komplette Herz-Kreislauf-System, die Gehirnversorgung mit frischem Blut eingeschlossen.

Auch Männer erleben ihre Version von Wechseljahren, jedoch nicht so abrupt. Insgesamt müssen sich Frauen mit dem Mangel von Hormonen intensiver befassen. Sehr oft leben sie 30 Jahre und länger in der Postmenopause, die schon ab den 40er-Lebensjahren mit dem Rückgang der Gestagene genannten Schwangerschaftshormone eingeleitet wird. Wichtigster Vertreter der Gestagene ist das Progesteron. Dass diese frühe Veränderung auch bereits gesundheitliche Aspekte berührt, wird kaum wahrgenommen wird.

Für jeden Fall von Folgekrankheiten durch schwindende Hormone gilt, dass diese Phase bei Frauen meistens länger ist als bei einem Mann.

Der fortschrittliche Umgang der Medizin mit den Veränderungen des Alters schenkt diesen Hinweisen große Bedeutung und bietet natürliche Möglichkeiten, die volle Funktionalität der Blutgefäße im Körper der Frau mittleren Alters wiederzugewinnen. Dafür eignet sich zum Beispiel die gezielte Zufuhr bestimmter Aminosäuren. In der Entwicklung einer so genannten gendergerechten, also geschlechtsspezifischen Therapie sollten Einschränkungen der Lebensqualität besonders berücksichtigt, also ausgeglichen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hormone zum Wohle der Gefäße

Gerade für die Prävention einer Herzerkrankung der Frau ab der Lebensmitte hat die Anti-Aging-Medizin enorm wichtige Erkenntnisse erforscht. Dabei drängt sich eine Ausrichtung an der wahren Genialität unserer urzeitlichen Prägungen auf. Die gleichen Hormone und Vitalstoffe für Fruchtbarkeit und Reproduktion schenken dem weiblichen Herz-Kreislauf-System die biologische Besserstellung, denn sein Funktionieren ist die erste Voraussetzung für den Arterhalt.

Deshalb setzt die ärztlich begleitete Kunst des Alterns auf die Wiederherstellung der natürlichen Spiegel der mit Abstand wichtigsten Substanzen im Blut und in den Geweben nach den Wechseljahren. Also Ergänzung, nicht Übertreibung.

Im Wesentlichen ist es ein ungleiches Paar: die dominierenden unter den so genannten weiblichen Geschlechtshormonen, die Östrogene, und ein von dieser Hormongruppe gesteuerter gasförmiger Botenstoff. Er wird aus Stickstoff und Sauerstoff gebildet und trägt die Bezeichnung Stickstoffmonoxid, abgekürzt NO.

Die Bezeichnung Östrogen wird als Oberbegriff für eine ganze Hormongruppe verwendet. Östrogene werden in mehreren Geweben freigesetzt und in zahlreichen Arten produziert, die in den einzelnen Organen eigene Bindungsstellen besetzen und dort gezielt ganz spezielle Wirkungen fördern oder auch hemmen.

Die Bezeichnung weibliche und männliche Sexualhormone ist irreführend, denn sie werden nicht ausschließlich im Körper der Frau oder des Mannes gebildet und sind für beide unverzichtbar. Jede Unterversorgung beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit von Organen. Dass das im weiblichen Organismus auch sehr stark für das so genannte männliche Geschlechtshormon Testosteron gilt, hat gerade erst die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahrzehnte bestätigt.

Dass auch ein Gas mit der Bezeichnung Stickstoffmonoxid im Körper der Frau eine wesentliche Funktion hat, ist den Allermeisten nicht bewusst.

Stickstoffmonoxid fördert die Zellerneuerung innerhalb von Blutgefäßen und bei Bedarf die Entstehung neuer Adern. Das treibt das Gas besonders stark im Herzgewebe voran. Auf diese Weise wird Stickstoffmonoxid zum starken Botenstoffpartner der Östrogene. Deren hormonellen Signale verbessern die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff und optimieren den Blutfluss. Vermutlich ist diese Eigenschaft die passendste Erklärung, warum das junge Frauenherz seltener durch einen Infarkt funktionell geschädigt wird.

Die chemische Gasverbindung Stickstoffmonoxid kennt man bestenfalls in einem schlechten Zusammenhang, nämlich als Abbauprodukt aus Verbrennungsmotoren und als Verursacher des sauren Regens.

Das menschliche Stickstoffmonoxid hat einen völlig sauberen Ursprung, denn es entstammt einer Aminosäure, Arginin.

Bekannt sind mehrere hundert verschiedene Aminosäuren mit biologischen Wirkungen, denn sie sind wesentliche Bausteine der Eiweiße, die immerhin ein Fünftel unserer Körpersubstanz ausmachen. 21 dieser Säuren sind besonders wichtig, und Arginin ist eine der effektivsten.

In Urzeiten entstand diese Säure vermutlich in Fischen und Meerestieren. Auch heute noch ist der Argininanteil in Lachs, Sardinen, Thunfisch und Garnelen erwähnenswert. Diese Aminosäure hat sich erfreulicherweise in der weiteren Nahrungskette inzwischen jedoch wesentlich reichhaltiger angesiedelt im Fleisch von Rind, Schwein und Hühnern, in Buchweizen, Haselnüssen, in der Sojabohne, in Linsen, Mandeln und Erdnüssen.

Das heißt: Im Idealfall versorgen wir unseren Organismus durch die richtige Nahrungswahl ganz automatisch mit Arginin und mit dem Stickstoffmonoxid. Im Körper wird das Gas zum Partner der Östrogene bei einer interessanten Funktion. Deren hormonellen Signale verbessern die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff und optimieren den Blutfluss.

Dabei ist eine weitere Substanz sehr hilfreich, der Neurotransmitter Acetylcholin. Es ist ein legales Dopingmittel für das Gehirn. Dieser Biostoff ermöglicht den Informationsaustausch zwischen Nervenzellen und Muskelgewebe. Acetylcholin ist hochkonzentriert im Gift der Hornisse, was ihren Stich besonders schmerzhaft macht, und in der Brennnessel.

Acetylcholin entsteht aus Cholin, einer günstigen Substanz, die eine Fettanhäufung in der Leber erschwert. Beste verzehrbare Quellen: Soja, Eigelb, Leber, Blumenkohl, Brokkoli und Azukibohnen.

Gemeinsam kontrollieren das Acetylcholin und das Stickstoffmonoxid die Herztätigkeit und die Anpassungsfähigkeit im Gefäßsystem. Gemeinsam bremsen sie einigermaßen den Blutdruckanstieg.

Das verleiht dem weiblichen Kreislauf einen beachtlichen Gesundheitsvorsprung nicht nur durch bessere Durchblutung.

Gleichzeitig stärken diese für die Frau so eminent bedeutenden Vitalstoffe auch das Immunsystem im Abwehrkampf gegen Bakterien und Viren. Alles leider nur bis zur Menopause. Deshalb ist beispielsweise Bluthochdruck in der zweiten Lebenshälfte wegen der fehlenden entspannenden Wirkung des Stickstoffmonoxids ein Risiko der Frauengesundheit, dem häufig zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Ein großer Aspekt zum Nachteil der Frau ist der in der Regel höhere Medikamentenkonsum, besonders von Antihistaminen gegen Allergien, von Antidepressiva gegen Stimmungsschwankungen und nach der Entdeckung des später auftretenden Bluthochdrucks auch von Medikamenten dagegen. Deren Wirkstoffe können vor allem gerade die Muskelaktivitäten im weiblichen Herz ziemlich stören.

Unterm Strich bleibt jedoch eindeutig eine generelle Bevorzugung der Frau in den gebärfähigen Jahren.


Die Menopause – pünktlich und doch zu früh

Inzwischen ist die medizinische Forschung allerdings mit Verhältnissen konfrontiert, die von der Evolution so nicht geplant waren. Wenn die Drüsen für die Freisetzung der Fortpflanzungshormone ihre Leistung drosseln oder sogar völlig einstellen, geht das Leben der Frau von heute in aller Regel noch einmal halb so lange und länger ohne Progesteron, Östrogene und Pregnenolon weiter. Das bedeutet, dass ab der Lebensmitte den Organen im weiblichen Körper die steuernden und schützenden Substanzen fehlen.

Die Wissenschaft präzisiert: Nicht die Menopause kommt zu früh, sondern der Tod tritt zu spät ein.

Praktisch über Nacht ist der weibliche Organismus wie ausgewechselt. Ein Beispiel: Zwischen dem Gehirn und einigen Organen optimiert Östrogen die Kommunikation. Seine Information bleibt jedoch schlagartig aus, wenn in und nach den Wechseljahren die Produktion körpereigener Botenstoffe nur Minimalmengen liefert. In der Folge erreichen das Gehirn unzureichende oder widersprüchliche Steuerungssignale. Chaos pur! Darunter leiden auch andere Steuerungsstoffe, die sich an den Östrogenen ausrichten, etwa Hormone für Regeneration, Leistungssteigerung und Zellerneuerung.

Jeder chronische Hormonmangel, egal ob im Körper einer Frau oder eines Mannes, entwickelt sich zum Problem für den ganzen Organismus, nicht nur einzelner Zielorgane.

Ein Beispiel ist der Schutz der Schleimhautzellen vor Erkältungsviren durch Östrogene. Er geht nach der Menopause verloren. Bis dahin existiert so etwas wie ein auffälliger Männerschnupfen, da die männliche Nase diesen Präventionseffekt nicht hat.

Eine Funktionsstörung durch Hormonabfall betrifft immer auch die Systeme für Regeneration und Reparatur. Wenn deren Leistungen gehemmt werden, entwickeln und beschleunigen sich degenerative Erkrankungen. Je nach Ort des Auftretens wechseln die Symptome. Herzrasen, ein Bandscheibenvorfall oder Schwindel sind typische Signale dieses Beschwerdebildes. Im Körper der Frau bleiben viele Auffälligkeiten eine Jahrzehntelang ruhig, ehe sie nach der Menopause deutlich spürbar werden.

Mediziner sprechen von einem Schalter, der umgelegt wird, wodurch bestimmte Alterungsprozesse gestartet werden.

Die meisten Wechseljahrbeschwerden klingen nach einer Anpassungsphase scheinbar wieder ab – in Wahrheit addieren sich die Auswirkungen eines bleibenden Hormonverlustes unmerklich.

Eine wichtige negative Veränderung ist eine Zunahme von freien Sauerstoffradikalen. Ihre Aggressivität ist ein besonders gefährlicher Risikofaktor für die Gesundheit der Gefäßwände.

Bereits Veränderungen des Lebensstils können therapeutische Wirkungen haben, denn Bewegung, Ernährung, Gewicht und Alkoholkonsum prägen mit, wie der Körper auf Hormone reagiert.

In diesem Zusammenhang ein interessanter Hinweis: Vitamin E ist ein besonders erfolgreicher Mikronährstoff in der Neutralisierung der wilden Sauerstoffradikale. Studien zeigen, dass die Einnahme dieses Vitamins in hoher Dosis die Beschwerden der Wechseljahre reduzieren kann.


Frühe Menopause, größere Risiken

Verschiedene Begriffe werden verwendet, ohne dass ihre Bedeutungen präzise bewusst sind.

Klimakterium enthält den griechischen Begriff Klimax für Steigerung, Staffel und umfasst eine Zeitspanne von bis zu 15 Jahren an Abstufungen und Veränderungen.

Menopause ist definiert durch die letzte Blutung.

Prämenopause beginnt etwa fünf Jahre davor.

Die Postmenopause startet ein Jahr nach der letzten Blutung und erstreckt sich über weitere fünf bis zehn Jahre.

Weniger erkennbar ist der Hormonabfall beim Mann, einsetzend etwa um das 50. Lebensjahr, weshalb Männer mit ihren Beschwerden möglicherweise nicht die notwendige Beachtung finden.

In der Fachzeitschrift amerikanischer Internisten, „JAMA Internal Medicine“ berichteten Forscher über ein bisher nicht beachtetes Phänomen. Je früher der weibliche Körper mit einer Abnahme der Hormone konfrontiert wird, desto länger dauern die lästigen Anpassungen und unmittelbaren Auswirkungen, nämlich bis zu 14 Jahre. Als durchschnittliche Menopause-Phase wurden 7,4 Jahr ermittelt.

Untergewicht ist ein anerkannter Risikofaktor für eine frühere Menopause. Wer schon im Alter von 18 Jahren zu wenig auf die Waage bringt, erhöht diese Wahrscheinlichkeit um rund 50 Prozent. Ist eine Frau um die 35 Jahre herum deutlich zu dünn, steigt diese Prognose aus der University of Massachusetts sogar auf 60 Prozent, meldete das Fachjournal „Human Reproduction“ Ende 2017.

Auch wiederholte Gewichtsschwankungen sind in diesem Zusammenhang riskant. Frauen, die vor dem 30. Lebensjahr dreimal rund zehn Kilo zugenommen und wieder abgenommen haben, verdoppeln ebenfalls dieses Risiko.

Die Aussagen beziehen sich auf Daten von 78.759 Krankenschwestern aus der „Nurses‘ Health Study“. 2.804 Teilnehmerinnen erlebten ihre Wechseljahre vor dem 45. Lebensjahr.

Das Alter bei der letzten Menstruationsperiode ist nicht nur für die Fortpflanzung entscheidend. Erwiesen ist seit Jahrzehnten, dass auch die Wahrscheinlichkeit künftiger Krankheitsfälle von dieser chronologischen Zäsur mit beeinflusst wird.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien untersuchten die Auswirkungen eines frühen Eintritts in die Wechseljahre vor dem 45. Lebensjahr. Diese Situation betrifft etwa jede zehnte westliche Frau und erhöht bereits wegen der nachfolgenden längeren Lebensphase ohne die notwendige natürliche Hormonbalance statistisch eine Zunahme an schweren Erkrankungen. Es drohen Herz-Kreislauf-Leiden, Osteoporose, kognitive Probleme und sogar ein verfrühter Tod.

Die University of Oxford, England, wies im Januar 2018 auf ein weiteres Phänomen hin: Auch Frauen mit einer sehr frühen ersten Periode vor dem zwölften Lebensjahr haben größere Risiken für generelle Gefäßerkrankungen, für Herzkranzgefäßleiden und für Schlaganfall.

Es bleibt unter den Bedingungen einer vorzeitigen Menopause leider nicht bei kardiologischen Problemen. Die Fachzeitschrift „Diabetologia“ verwies im Juli 2017 auf einen sehr klaren Zusammenhang mit dem gehäuften Auftreten von Diabetes bei frühem oder normal eintretendem hormonellen Absturz im Vergleich zu Frauen mit später Menopause.

Diesem drohenden Risiko kann durch eine Anti-Diabetes-Ernährung entgegengesteuert werden.

Zahlreiche Frauen registrieren bereits um das 42. Lebensjahr herum Symptome wie Schweißausbruch und Hitzewallung und führen sie auf hormonelle Veränderungen zurück. Sensible Frauen nehmen solche Belastungen deutlicher wahr.

Im Mittelpunkt aktueller Studien stehen in diesem Zusammenhang jedoch nicht Östrogene und Progesteron, sondern der Zustand der Gefäße weitgehend unabhängig von der Hormonlage. Denn es ist die Vasomotorik, die Bewegungen der Gefäße, die rein physikalisch durch Zusammenziehen und Entspannen jene Beschwerden verursacht, die mit der Menopause verbunden werden. Daraus schließen Mediziner, dass frühe Symptome – während sie an den Beginn der Wechseljahre denken lassen - in Wahrheit Hinweise auf damit zusammen hängende Probleme des Gefäßsystems sind.

Nähere Hinweise liefert der Blutfluss, die in einem bestimmten Zeitmaß transportierte Blutmenge. Ein entsprechender Wert kann leicht in der Armbeuge gemessen werden.

Voraussetzung für einen gesunden, normal hohen Blutfluss sind jugendlich flexible Innenbeschichtungen der wichtigsten Gefäße. Diese Gewebe werden Endothel genannt und sollten sich mühelos erweitern lassen. Wird diese Beweglichkeit verhindert, etwa durch Verhärtung von Gefäßgeweben, empfinden diese sensiblen Schichten das als Irritation und lösen die an Menopause erinnernden Symptome aus.

Auch starke Wassereinlagerung im Zellgewebe rund um die Gefäße stört deren Beweglichkeit, weil Wasser sich nicht zusammendrücken lässt. Deshalb kann auch ein Zuviel an Wasser zu diesen unerwünschten Reaktionen der Gefäße beitragen.

Häufig wird bei Frauen mit sehr frühen Menopausesymptomen ein niedriger Wert für den Blutfluss in ihren Gefäßen ermittelt. Je früher diese Auffälligkeit vor dem 52. Lebensjahr festgestellt wurde, umso häufiger war kein Zusammenhang mit womöglich sehr frühen Hormonveränderungen abzuleiten.

Daraus wird die Empfehlung abgeleitet: Bei früh einsetzenden Empfindungen wie Symptome wie Schweißausbruch und Wärmeveränderungen sollte die Möglichkeit von drohenden Herzproblemen auf Grund von angegriffenen Gefäßen in Betracht gezogen werden. In jedem Fall ist zur weiteren Abklärung die Blutflussmessung ratsam.

Immer deutlicher werden gleichzeitig Effekte durch die natürlichen Hormonveränderungen zur Lebensmitte.

Östrogene steuern das Zentrum für Wärmeempfindungen im Gehirn. Eine Hormonabnahme führt sehr früh zu Verschlechterungen. Hitzewallungen treten häufig zuerst in der Brust und im Halsbereich auf. Das Herz erhöht die Schlagzahl. Durch Erweiterung der Gefäße strömt mehr Blut in die Region und weitere Auswirkungen folgen.


Bei Diabetes ist die Menopause anders

Patientinnen mit Diabetes wird vor den Wechseljahren dringend geraten, ihren Lebensstil den bevorstehenden Veränderungen anzupassen. Und zwar rechtzeitig. Durch die Zuckerkrankheit erschöpfen sich die Eizellen vorzeitig. Ursache scheinen Gefäßveränderungen zu sein. Deshalb das Wichtigste: ausreichend bewegen, bewusst ernähren.

Der Grundbedarf an Kalorien wird deutlich reduziert sein. Es drohen Übergewicht und daraus resultierende Folgeerkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme.

Mit dem Versiegen der Eierstöcke schwindet das Hormon Östrogen, und die Insulinsensibilität wird abwechselnd erhöht und erniedrigt. Da das oft sprunghaft geschieht, kommt es zu erheblichen Blutzuckerschwankungen. Der ungewohnt neue Stress, Hitzewallungen und Schweißausbrüche verstärken diese Symptome.

Empfehlungen: engmaschige Blutzuckerkontrollen und gegebenenfalls Anpassung der Therapie.


• HERZ

Herzkrankheit, das späte Frauenleiden

Jahrzehntelang profitiert der Körper einer Frau von einer besonderen Fitnesseigenschaft ihrer Muskeln: Sobald sie gefordert werden, nehmen sie Sauerstoff aus dem Blut rascher auf als das im Organismus eines Mannes gleichen Alters und gleichen Gewichts geschieht. Das haben kanadische Wissenschaftler erst im Dezember 2017 herausgefunden und im Fachmagazin „Applied Physiology, Nutrition and Metabolism“ veröffentlicht.

Warum das so ist, wurde nicht verstanden. Fest steht jedoch: Sobald der Frau weibliche Hormone fehlen, werden sie in allen Organen vermisst, jedoch wirklich dramatisch ist der plötzliche Schutzverlust für das Frauenherz. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von Ablagerungen in den Gefäßen und anderer Schäden.

Unter den rund 23 Millionen Menschen in Deutschland älter als 60 Jahre dominieren die Frauen mit einem Vorsprung von mehr als drei Millionen deutlich – und das spiegeln leider auch die statistischen Daten in Bezug auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und dadurch verursachte Todesfälle wieder.

Erlebt das Gehirn eine schwere Attacke durch Gefäßschäden, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zum Tode führt, für die Frau größer. Auch mehr als zwei Drittel der durch Bluthochdruckwirkungen Verstorbenen sind Frauen.

In Deutschland verstarben 2016 mehr als 911.000 Menschen. Nähere Daten gibt es zu den Todesfällen des Jahres zuvor, 925.200, davon 449.512 Männer und 475.688 Frauen: Während insgesamt 356.616 mal versagte das Kreislaufsystem versagte, betraf das rund 158.000 mal Männer und 199.000 Frauen. Konkrete Herzschäden führten in weit mehr als 210.000 Ereignissen zum Tod. Auch an diesen Ursachen verstarben deutlich mehr Frauen.

Bei Herzinsuffizienz war das Herz unfähig, die benötigte Blutmenge zu pumpen. Bei koronarer Herzerkrankung waren die Herzkranzgefäße selbst, die direkt das Herz selbst mit Blut versorgen, entscheidend geschädigt. Das führt zu schweren Herzattacken wie dem Herzinfarkt. Andere Probleme betreffen die Herzklappen, oder der Herzmuskel schafft nur eine verringerte Pumpleistung, was als Herzfehler klassifiziert wird.

Die Lebenserwartung sowohl für Männer wie Frauen steigt. Setzt sich der Trend zu einem immer längeren Leben fort, dann könnten 2017 geborene Jungen durchschnittlich bis zu 90 Jahre, Mädchen bis zu 93 Jahre alt werden.

Frauen haben sehr typische Herausforderungen an ihre Gesundheit zu meistern, etwa Schwangerschaft und Menopause, sowie eigene Krankheiten, und einige gemeinsame Probleme fordern die Frau anders und stärker. Für beide Geschlechter ist Herztod trotz sehr beachtlicher Fortschritte der Kardiologie die führende Todesursache. Tägliche Wunder der Herzmedizin sowohl medikamentös als auch chirurgisch lassen die klassischen Präventionsregeln für ein gesundes Herz immer stärker in Vergessenheit geraten: eine Ernährung mit hohem Pflanzenanteil, 30 Minuten täglich körperlicher Fitnesseinsatz und Stressreduktion.

Mit der Altersstruktur und einer möglicherweise schlechteren Versorgung durch Fachärztinnen und Fachärzte wird ein Ost-West-Gefälle der Herzsterblichkeit nur zum Teil erklärt. In den neuen Bundesländern sind die Menschen im Durchschnitt älter, doch auch der Anteil der Raucher, der Übergewichtigen und der Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck ist deutlich höher.

Alle diese Risiken sind für die Frau gefährlicher.

In Sachsen-Anhalt werden je 100.000 Einwohner mehr als doppelt so viele Herztote verzeichnet wie in Berlin. Auch Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern landen regelmäßig in den Todesstatistiken ganz oben, weit vor Hamburg oder Schleswig-Holstein.


Herzprobleme werden bagatellisiert

Seit den 50er Jahren werden die meisten Erkenntnisse aus Herzstudien an männlichen Teilnehmern ermittelt und generell auch auf weibliche Patienten angewendet. Erst die Anti-Aging-Medizin richtet seit etwa zwei Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum den Fokus der Forschung und Diagnose speziell auf den weiblichen Organismus.

Diese moderne Fachrichtung mit Schwerpunkt Prävention veranstaltete vor einem Vierteljahrhundert, 1993, in Las Vegas ihre erste Jahreskonferenz. Rückblickend werden die Anfänge gelegentlich als halbseiden beschrieben, nicht zuletzt, weil sich die geschäftstüchtigen Mediziner gegen vorzeitiges Altern in den U.S.A. anfänglich stolz mit Machofiguren wie Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger identifizierten.

Inzwischen wird der Begriff Anti-Aging gerne durch die Kunst des Alterns abgelöst. Denn die Jahre ab der Lebensmitte sind in Wahrheit keine pathologische, keine nicht natürliche Lebensphase, die bekämpft werden muss.

Herzerkrankungen und Krebs sind weltweit die größten Langzeitherausforderungen. Noch ist bei uns Herztod der Killer #1, in einigen europäischen Nationen ist bereits Krebs die führende Todesursache.

Männer erleben kardiovaskuläre Risiken früher im Leben. Dennoch ist die Frauensterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Probleme insgesamt höher. Das ist dem immer noch zu geringen Interesse, beziehungsweise zu geringer Aufmerksamkeit geschuldet, auch durch medizinisches Personal. Darüber hinaus hat das oft höhere Lebensalter der Frau bei der Diagnose eines Herzleidens zur Folge, dass die Behandlung komplizierter ist, etwa weil vielleicht bereits notwendige Medikamente aus anderen Gründen berücksichtigt werden müssen.

Das häufigste Herzleiden ist die koronare Herzerkrankung der Arterien für die Blutversorgung des Herzens. Zu einer Blockade des Durchflusses kommt es, wenn durch krankhafte Gefäßveränderungen besonders klebrige Blutanteile sich an den Innseiten anhäufen und den Durchmesser verringern. Überall im Körper können sich Blutgerinnsel bilden und lösen, worauf sie mit dem Blutstrom zu solchen Engpässen geschleust werden. Bei jedem Verschluss mit einem Stopp der Durchblutung droht ein Herzinfarkt. Bei einer rheumatischen Herzerkrankung beschädigen Bakterien den Herzmuskel oder die Klappen.

Lange Zeit war ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall der erste Hinweis auf eine Störung der Blutversorgung des Herzens, beziehungsweise des Gehirns. Inzwischen ist eine ganze Reihe von warnenden Begleiterscheinungen identifiziert, und ihre Behandlung hilft mit, die Herztodeszahlen zu reduzieren. Mit Medikamenten wurden vor allem die Blutfettprofile verbessert und Blutdruck gesenkt. Erst allmählich rücken auch nicht typische Risikofaktoren in den Blickpunkt, zum Beispiel ein starker Gefäßfeind: chronische schmerzlose Entzündungsprozesse.

Nach den drei allgemein vermuteten größten Belastungen hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte und Rauchen folgen ungesunde Ernährung, Diabetes, Inaktivität und genetische Disposition als weitere erschwerende Faktoren.

Die korrekte Ernährung und die intelligente Versorgung mit Mikronährstoffen sind der Schlüssel zur Bewahrung einer langen Herzgesundheit. Wissenschaftliche Studien haben zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe mit speziellen Eigenschaften als besonders günstig für den Herz-Kreislauf identifiziert. Sie wirken durch unterschiedliche Effekte. Einige senken die Belastung der Gefäßwände durch Blutfette, einige schützen die Gefäße durch weitere Effekte, etwa antientzündlich, und wieder andere unterstützen Funktionen des Herzens generell.


Schlaganfall-Risiken der Frau

Seit mehr als zwei Jahrzehnten gehen die Ereignisse durch Schlaganfall zurück, jedoch vor allem bei Männern und nicht bei Frauen. Gleichzeitig nahmen die wichtigsten Voraussetzungen für Schlaganfall für beide Geschlechter unverändert gleich stark zu: Gefäßerkrankungen, Herzprobleme, zu wenig Aktivität, schlechte Ernährung, Nierenschäden, entzündliche Prozesse.

Welche Verhältnisse begünstigen Männer, ohne dass Frauen davon auch profitieren?

Aufschluss gibt vielleicht die umfassendste diesbezügliche Studie an mehr als 1,3 Millionen Älteren (Quelle: Greater Cincinnati/Northern Kentucky Stroke Study, GCNKSS), veröffentlicht im August 2017. Von 7.710 Schlaganfällen betrafen 57 Prozent Frauen im Durchschnittsalter von 72 Jahren und 43 Prozent Männer, durchschnittlich 68 Jahre alt. Vermutet wird, dass bestimmte Risiken für Frauen zu wenig beachtet werden: Herzrasen in den oberen Herzkammern, atriale Tachykardie genannt, Hormonmedikamente, Migräne und das Alter bei der Menopause.

Beim Vorhofflimmern des Herzens verändern sich die Eigenschaften des Blutflusses. In einigen Bereichen kommt das Blut zum Stehen, was die Wahrscheinlichkeit von Embolien erhöht. Blutgerinnsel können über die Halsschlagadern Hirngefäße erreichen.


Antioxidanzien

Oxidativer Stress in den Zellen der Gefäßwände und anderer Gewebe ist ein Zustand, in dem freie Sauerstoffradikale vom Körper nicht mehr kontrolliert werden und in Kettenreaktionen in jeder Sekunde Millionen von Zellen beschädigen. Früchte und Gemüse reduzieren das Risiko.