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IMPRESSUM

Inhalt

  1Klassenfahrt zum Drachengipfel

  2Ein überirdischer Geburtstag

  3Planet Eaarde

  4Die gruselige Ms Diekendaker

  5Bruchlandung

  6Eine NubbiDubbi-Bestellung für die Whoopies

  7Besuch von Schulleiter Rooney

  8Aufgeflogen!

  9Im Friseursalon

10Auf der Eaarde gestrandet!

11Der Notruf

12Start mit Hindernissen

13Aliens entdeckt! Oder auch nicht …

14Wilde Verfolgungsjagd

15Am Drachengipfel

16Der Kampf gegen den Tontonier

17Alles anders, alles gut!

„Hi, Jennifer, ich habe dir ein Stück von meinem Geburtstagskuchen mitgebracht, ich habe ihn selbst gebacken, mit extra vielen Rosinen.“

Luis schüttelte den Kopf. Nein, das war nicht gut. Er hörte sich ja an wie ein Baby, und Jennifer stand sicherlich auf coole Jungs.

„Hey, Jenny“, sagte er betont langsam mit tiefer Stimme und ließ lässig die Lunchbox mit dem Kuchenstück aufspringen. „Ich hab da was für dich …“

„Geil, was denn, Luise?“, riss ihn jemand aus seinem Tagtraum. Marlon! Wer sonst? Schon hatte sich der große Junge das Kuchenstück aus der Lunchbox gegrapscht, grinste seinen beiden Kumpels zu – und stopfte sich das ganze Stück auf einmal in den Mund.

„Boah, ist der eklig“, schmatze er. Kuchenkrümel klebten in seiner Zahnspange. „Da hast du wohl eine Abreibung verdient, Luise.“

Das war das Stichwort, auf das Marlons Kumpels gewartet hatten. Schon nahmen sie Luis in ihre Mitte – und steckten ihn in den Abfalleimer. Gehässig lachend schlenderten die drei Jungen davon.

Na toll, da saß Luis nun. Er steckte fest und konnte nichts machen.

Doppelt toll! Denn jetzt kam auch noch Jennifer auf ihn zu!

„Luis, möchtest du einen Flyer?“, fragte sie ihn. „Der neuste Webcast ist jetzt auf der Schulnachrichtenseite. Echt cool.“

„Wow“, sagte Luis und betrachtete den Flyer. „Kann man da auch deine Sachen sehen?“

„Tsä!“, machte Jennifer. „Nein. Diese Trottel in der Chefredaktion haben einfach kein Gespür für große Talente.“

„Das ist echt unfair“, sagte Luis und suchte im Abfalleimer nach einer bequemeren Sitzposition.

Erst jetzt schien Jennifer Luis’ Lage zu bemerken und fragte ihn: „Soll ich dir da vielleicht raushelfen?“

„Was? Äh, nein, nein“, stotterte Luis und versuchte eine lässige Pose hinzubekommen. „Alles bestens, ich fühle mich sehr wohl hier.“

„Wenn du meinst“, sagte Jennifer und ging davon.

„Alles bestens …“, grummelte Luis und versuchte, sich aus dem Abfalleimer zu stemmen. Dabei verlor der Metallkorb das Gleichgewicht und kippte um. Luis landete, umringt von Müll, auf dem Bauch – und blickte direkt auf ein Paar spitze rote Stöckelschuhe.

Sein Blick wanderte an dünnen Hosenbeinen hinauf zu einem kantigen Gesicht mit spitzer Nase und einer riesigen, strengen Brille darauf. Aber das Schlimmste an dieser schwarz gekleideten Frau waren die kalten Augen, die ihn jetzt durchdringend musterten.

„Das ist Luis“, stellte ihn Mr Rooney vor, der neben der gruseligen Lady stand.

„Oh, da komme ich wohl gerade rechtzeitig“, sagte die Frau mit trockener Stimme und zog die dünn gezupften Augenbrauen hoch.

„Was?“, fragte Luis und rappelte sich auf.

„Ms Diekendaker ist Leiterin des Heims Sonnige Tage für vernachlässigte Kinder.“ Die Frau grinste Luis an und zeigte dabei zwei Reihen großer weißer Zähne. „Schau, Luis, ich mache mir Sorgen um dich“, fuhr Mr Rooney fort. „Eure Nachbarn haben mir von den schlimmen Zuständen berichtet, in denen du leben musst. Es … hat den Anschein, dass die Dinge bei dir zu Hause seit dem Dahinscheiden deiner armen Mutter etwas aus der Spur laufen.“ Er räusperte sich. „Meinst du nicht, dass es dir im Heim viel besser gehen würde? Du könntest dort so viel Spaß haben mit all den anderen … äh … vernachlässigten Kindern …“

Luis riss die Augen auf und machte erschrocken einen Schritt zurück. Er sollte nicht mehr zu Hause wohnen? Nicht mehr bei seinem Vater sein? „Nein, niemals! Ich will da nicht hin!“

„Aber Luis, es geht doch nicht darum, was du willst, sondern, was du brauchst“, sagte Ms Diekendaker und kam auf ihn zu. „Oje, sind das etwa Tränen? Na, na. Lass sie mich trocknen.“ Sie öffnete ihre Handtasche – und zog ein stiftartiges Gerät heraus. Mit der Pipette an der Spitze des Gerätes sog sie eine Träne auf. Sofort leuchtete eine Reihe violetter Lichter auf. „Das dachte ich mir doch“, murmelte Ms Diekendaker entzückt. „Definitiv die Tränen eines einsamen Jungen.“

„Nun, Luis“, sagte Mr Rooney. „Ich erwarte deinen Vater und dich heute Nachmittag zum Gespräch. Punkt drei Uhr, in meinem Büro.“ Damit wandte er sich ab und ging mit Ms Diekendaker auf das Schulgebäude zu. „Seid pünktlich, verstanden?“, rief er Luis über die Schulter zu.

„Aber …“ Luis ließ die Schultern hängen. Was sollte er nur tun? Er würde Dad niemals rechtzeitig wach bekommen … Luis hatte das Gefühl, als zöge sich über seinem Kopf ein großes, finsteres Gewitter zusammen … und daran konnte auch die lustige Melodie des netten Eisverkäufers, der gerade mit seinem Eiswagen am Schultor vorbeifuhr, nichts ändern.

Gut gelaunt deckte Luis am nächsten Morgen den Frühstückstisch. Den Kuchen mit den zwölf Kerzen stellte er stolz in die Mitte des Tischs. Gerade zündete er die Kerzen an, als sein Vater in die Küche stürmte.

„Heute ist ein großer Tag!“, verkündete Luis’ Vater laut. „Ich habe eine riesige Überraschung für dich. Mach die Augen zu!“

Luis’ Herz klopfte. Jetzt, jetzt würde er das Fahrrad bekommen! Es war natürlich zu groß, deswegen hatte sein Vater es versteckt, er würde es gleich holen … Papier raschelte … Was war da los?

„Tadaa!“, rief sein Vater. „Schau her, Luis!“ Luis öffnete die Augen. Sein Vater hielt ihm ein Diagramm vor die Nase. „Heute Nacht gab es atmosphärische Anomalien – und dein Vater hat sie erfolgreich aufgezeichnet! So lang habe ich Signale hinausgesendet, und endlich empfange ich eine Antwort. Weißt du, was das bedeutet, Sohn? In unserem Sonnensystem gibt es unidentifizierte Flugobjekte. Da draußen ist Leben! Unbekanntes Leben! Hahaa! Sie werden kommen, sie werden hier auf unserem Planeten landen. Aber diesmal werde ich vorbereitet sein, oh ja. Aaah!“, schrie er plötzlich und deutete aus dem Fenster. „Da sind sie schon! Ruhe bewahren, nur die Ruhe bewahren!“ Hektisch schnappte er sich sein Megafon und seinen selbst konstruierten Eis-Schock-Froster und rannte in Hausschuhen und Bademantel auf die Straße.

Luis seufzte enttäuscht. „Herzlichen Glückwunsch, Luis“, murmelte er.

„Achtung, Alien-Alarm!“, tönte die Megafonstimme seines Vaters durch die Straße. „Versteckt die Häuser und schließt die Kinder ab ... äähhh, versteckt die Kinder und schließt die Häuser ab!“

Mrs Henderson kam wutentbrannt aus dem Nachbarhaus gerannt.

„Stecken Sie sofort die Waffe weg, Sie Grobian!“, schrie sie Mr Sonntag an und zog ihre beiden Jungs erst hinter der Mülltonne hervor, ihnen dann die Alien-Masken vom Gesicht und sie anschließend an den Ohren ins Haus. „Ihr habt Stubenarrest, bis euch die Decke auf den Kopf fällt!“

„Es ist die Höhe!“, keifte eine Nachbarin Luis’ Vater an.

„Und so ein Spinner zieht alleine ein Kind groß!“

„Der arme Junge. Die Mutter tot und der Vater ein Wahnsinniger!“

„Ich rufe das Jugendamt an!“

Angeführt von Mr Winter stürzten sich immer mehr aufgebrachte Nachbarn auf Luis’ Vater. Wieder einmal …

Luis wandte sich von dem Schauspiel auf der Straße ab. Klar liebte er seinen Dad. Er war der einzige Mensch auf der Welt, den er noch hatte. Nur warum konnte er nicht einfach einen normalen Job haben wie andere Väter?

Immer wieder erzählte sein Vater Luis davon, wie ihm als kleiner Junge ein riesiger, furchterregender Alien begegnet war. Er hatte wie eine Mischung aus Dino und Insekt ausgesehen – und hatte Luis’ Vater verspeisen wollen … angeblich. Das war vielleicht ein böser Albtraum gewesen. Aber wie konnte sein Dad ernsthaft glauben, dass es Außerirdische wirklich gab?

Luis ließ einen traurigen Blick über den Alien-Detektor und all die anderen Geräte schweifen, die sein Vater überall in der Wohnung aufgestellt hatte … und machte sich auf den Weg zur Schule.

Er ahnte nicht, was in diesem Augenblick keine fünfzigtausend Kilometer über ihm schwebte …

Im Kreuzfahrt-Raumschiff der Whoopies herrschte helle Aufregung: Da lag er vor ihnen, der spektakuläre Planet Eaarde – oder wie immer diese merkwürdig aussehenden Ureinwohner ihn aussprechen mochten.

Die Passagiere hatten sich in der Lobby versammelt und blickten auf den Planeten hinab. Zur Feier des großen Augenblicks wurden Schnittchen und Getränke gereicht.

„Vielen Dank, dass Sie sich für Cosmic Caravan Cruise­lines entschieden haben. Wir legen Ihnen das Universum zu Füßen!“, tönte eine angenehme Stimme aus dem Lautsprecher. „Auf der linken Seite des Schiffes können Sie nun den Planeten P.U.1753-L sehen, regional Eaarde genannt. Es ist einer der wenigen bewohnten Planeten in diesem rückständigen Teil der Galaxis.“

Der Planet sah von hier oben atemberaubend aus. Diese Eaardelinger schienen allerdings wirklich eine ziemlich unterentwickelte Spezies zu sein – sie hatten ja alle bloß zwei Augen, zwei Arme und zwei Beine.

Whoopies waren mit Abstand die schönste Spezies im ganzen Universum: Sie waren rundum weich und wabbelig und konnten jede Gestalt annehmen, die sie wünschten. Doch davon machten sie nur in Notfällen Gebrauch, denn wieso sollten sie ihr natürliches hübsches Aussehen mit bis zu sieben Augen, Fühlantennen auf dem Kopf und farblich zur Hautfarbe passenden Punkten auf dem meist runden Bauch ändern?

„Der Planet besteht zu einem Drittel Land, einem Drittel Wasser und einem Drittel Glukose-Fruktose-
Sirup“, fuhr die Lautsprecherstimme fort.

Selbstverständlich hatte der Kapitän des Raumschiffes jeglichen Kontakt mit den primitiven Eaardelingern streng verboten. Aber deswegen konnte man trotzdem mal schauen, was diese Wesen auf dem Planeten Eaarde den ganzen Tag lang so machten …

„Wabo! Nag! Seht euch das an!“, rief Mog glücklich. „Ich empfange sogar Fernsehsignale von diesem Planeten.“

Während Mog auf die Fernbedienung eindrosch und in Sekundenschnelle die Sender wechselte, rannten Wabo und Nag auf ihn zu.

„Was tust du da, Mog?“, quäkte Nag und riss sein einziges Auge weit auf. „Wir sollen doch nicht mit den Monitoren spielen!“

„Genau!“, schrie Wabo. Er stopfte sich fix noch ein Schnittchen in den breiten Mund und stürzte sich dann auf die Fernbedienung. Im Gerangel flog die Fernbedienung Mog aus den Händen – und Nag fing sie auf.

„Schluss jetzt“, sagte er streng. „Ich mach das.“

Er wechselte von einem Sender zum nächsten. Und blieb schließlich an dem Bild einer blonden Frau mit pinkfarbenen Lippen hängen.

„Die NubbiDubbi-Massagematte ist ein wirklich erstaunliches Produkt. Es ist das, was in Ihrem Leben noch fehlt“, sagte sie gerade. „Ist es nicht so, Bill?“

Die Kamera schwenkte auf einen aalglatten Kerl mit gegelter Haartolle, der eine lila Plastikmatratze ins Bild hielt. „So ist es, Jill“, bestätigte er. „Denn NubbiDubbi ist eine hochqualitative und interaktive Massagematte! Sie wurde aus vielen flexiblen, verstärkten Polymerfasern gefertigt. Die erreichen wirklich jede Stelle und bringen bis in die tiefsten Zonen Wärme und Entspannung.“

„Die NubbiDubbi-Massagematte macht Sie entspannt und glücklich“, fuhr Jill fort. „Mehr noch: Sie gibt Ihrem Leben endlich einen Sinn! Sie fühlen sich wie auf Wolke sieben!“

„Ooooh! Wolke sieben“, staunten Wabo, Mog und Nag.

„Und das Tollste ist“, flötete Jill, „der Massagegrad ist individuell einstellbar – von eins rauf bis Stufe ELF!“

„Bis Stufe elf, wow!“, echoten Wabo, Mog und Nag entzückt.

„Bill wird es Ihnen vorführen“, kündigte Jill jetzt an, während ihr Ko-Moderator auf der Matte Platz nahm. Während Jill am Regler drehte, wurde Bill von den Vibrationen der Matte immer höher und höher auf und ab geschleudert.