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© 2018, Ursula Hahnenberg, 10719 Berlin

Lektorat: Büchermachen-Team · www.buechermachen.de

Satz & Layout/eBook: PCS Books · www.pcs-books.de

Cover: Corina Witte-Pflanz · www.ooografik.de

Fotos: Csilla Kancsar · www.sternchenfoto.de / Privat

Karikaturen: Klaus Heilmann · www.kunstmalstudio.de

Covergrafiken: Klaus Heilmann; www.fotolia.com: #176046235 | Urheber: dvolkovkir1980; #82034980 | Urheber: Claudia Balasoiu; #123245400 | Urheber: timoshenkoanna


Druck und Verlagsdienstleister:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Printed in Germany

1. Auflage



978-3-7439-8888-0 (Paperback)

978-3-7439-8889-7 (Hardcover)

978-3-7439-8890-3 (e-Book)

USVorwort

Die vorliegenden Kolumnen sind von August 2012 bis September 2016 in der Modellzeitschrift »Rotor« erschienen. Monat für Monat beschrieb ich, Ursula Hahnenberg, das Zusammenleben mit den besessenen Hobbypiloten in meiner Familie, Klaus Heilmann hielt die Themen unermüdlich in seinen Karikaturen fest.

Als mein Mann und mein Sohn mit dem Modellhelikopterfliegen begannen, war klar, dass ich nicht mitmachen würde. Ich habe ja schon Probleme, ein ferngesteuertes Auto zu lenken. Und wenn es dann auf mich zufährt – keine Chance mehr. Das alles dann noch mit einer Dimension mehr?
Ich habe also meinen eigenen Weg gefunden und der bestand darin, über die beiden und ihr Hobby zu schreiben. Ein paar Wochen und einige E-Mails später hatte ich eine Kolumne in einer Zeitschrift. Gut, es war nicht die Brigitte und auch nicht das Süddeutsche Zeitung Magazin, aber immerhin die »Rotor«. Vielen Dank! Und aus einer lustigen Idee entstanden drei Jahre tolle Zusammenarbeit mit der Redaktion und dem Zeichner Klaus Heilmann.

Nun endlich erscheinen die gesammelten Kolumnen mit den dazugehörigen Zeichnungen als Buch.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

USEvolution

Evolution

Früher fuhr mein Mann mit Modellautos. Schon bevor ich ihn kannte, eigentlich seit frühester Jugend. 

Unsere Söhne lieben Modellautos. Oft kommen sie zu mir und fragen mich: »Mama, kann ich was Ferngesteuertes spielen?«

Leider zählen in ihrer Welt auch WII, Computer und Fernseher zu den ferngesteuerten Geräten. Aber Autos sind ganz weit vorne. Wenn Mama sich mehr mit Ladetechnik beschäftigen würde, kämen wir sicher täglich in den Genuss dieses eigentümlich sirrend-kreischenden Tons, den Modellautos von sich geben.

Seit drei Jahren sind wir einen Schritt weiter: Mein Mann und unser ältester Sohn fliegen Helikopter. Das Schöne daran ist, sie sind das Wochenende über beschäftigt (und ich kann mich um die Fußballkarriere unseres Jüngsten kümmern …).

Letztes Jahr im Urlaub in einem Modellfliegerhotel in Kärnten lernte ich eine Menge älterer Herren kennen, deren Hobby das Segelfliegen ist. Sie waren sehr lebenserfahren und weißhaarig. Und alt. Aber sie flogen mit Freude, Muße und viel, viel Zeit ihre Segelflieger …

Wenn wir auf Modellbauausstellungen gehen (was immer seltener vorkommt, seit wir auf Heli-Veranstaltungen gehen), frage ich mich immer, wer zum Teufel ferngesteuerte Schiffe baut. Ich bewundere die Geduld und die bautechnische Leistung, aber damit zu fahren? Das rockt nicht. Leider kann man nur selten einen Blick auf einen der Erbauer erhaschen. Vielleicht bekommen die im Altersheim nur wenig Ausgang.

Alles in allem konnte ich eine Evolution des Modellbauers feststellen: vom Auto zum Heli geht die Kurve steil bergan. Wenn es zum Segelflug geht – naja, dann ist die Midlife-Crisis jedenfalls schon überstanden. Seinen Lebensabend beschließt der Modellbauer mit Schiffen. Ich werde es erleben!

In diesem Sinne: Machen Sie nichts kaputt!

USMeinCabrio

Eins will ich vorwegschicken: Wir wohnen auf dem Land, ein Zweitauto ist Pflicht. Bevor wir Kinder hatten, fuhr ich eine kurze, aber sehr schöne Zeit einen Mazda MX5. Das Gefühl, ohne Dach durch die Gegend zu brausen, den Fahrtwind zu spüren, den Sommer in vollen Zügen zu genießen, ist unbeschreiblich. Ein sportliches Fahrwerk, jede Unebenheit im Asphalt übertrug sich direkt auf das Lenkrad.


MeinCabrio

Ehrliches, ursprüngliches Fahrgefühl! Ein extra Koffer, den man hinten auf den Kofferraumdeckel schnallen konnte, für den Fall, dass im Kofferraum mehr als eine Handtasche liegen soll. Ich habe natürlich einen Hang zu kleinen Autos. Die lassen sich besser einparken, sind wendiger und kosten weniger. Dann kamen die Kinder und ich fuhr fortan praktische Autos, in deren Kofferraum Kinderwagen passen.

Die Kinder sind jetzt größer und brauchen weniger Platz. Kinderwagen müssen längst nicht mehr transportiert werden. Getränke und Gemüse lassen wir nach Hause liefern. Ich brauche kein großes Auto. Ich mag kein großes Auto. Es ist Zeit für Freiheit, Sonne, Sommer und Wind. Es ist Zeit für ein Cabrio!

Ich fahre aber trotzdem keins.

Ich fahre einen VW Bus. Hinten im Kofferraum gibt es einen Ablagetisch mit einigen Löchern darin. Da kann man(n) Modellhelikopter festschrauben. Man(n) kann die Sitzbänke verschieben und Zelte, Pavillons, Koffer und Werkzeug in den Bus packen und zu Heli-Events fahren. Man(n) kann damit Rasenmäher zu Flugplätzen transportieren. Man(n) kann damit durch matschige Feldwege fahren und den Wagen dann so zu Hause abstellen. Man(n) kann auch damit in Urlaub fahren und trotzdem seine Familie mitnehmen, denn neben den Heli-Sachen ist ja noch Platz.

Alles in allem bringt ein VW Bus also nur Vorteile – für die ganze Familie!

In diesem Sinne: Machen Sie nichts kaputt!

USVenlo

»Ach«, sagt mein Mann, als wir alle beim Frühstück sitzen, »wäre das schön, wenn mich jemand nach Venlo fahren würde.« 

Selber fahren kann er nicht, weil er vor ein paar Tagen am Knie operiert wurde.

»Ich kann ja fahren«, bietet unser Großer hilfsbereit an. Er ist acht. Mein Blick bringt ihn schnell zum Schweigen. Andererseits wäre es sicher lustig, das Gesicht der Autobahnpolizisten zu sehen, wenn die beiden angehalten würden.

»Oder wir fahren Taxi«, schlägt unser Sohn vor. Kreative Lösungen liegen ihm.

»Ich schätze, das würde uns mindestens 700 Euro kosten.« Damit beendet mein Mann das Thema.

Ich? Nein, mein Interesse daran, übers Wochenende aus dem Süden der Republik bis nach Holland zu fahren, hält sich in sehr engen Grenzen. Auch wenn es die 3D Heli Masters sind.

Aber für einen Modellflieger sieht die Sache ganz anders aus: Wenn man nicht selbst fliegen kann, macht es Spaß, eine Veranstaltung zu besuchen und zu gucken. Aber manchmal ist das auch nicht drin.

Ein paar Stunden später haben meine Männer die drittbeste Lösung gefunden. Aus Venlo gibt es einen Livestream. So kommen die beiden doch in den Genuss, echte Könner bei ihrer Kunst zu beobachten. Da sind meine Modellflieger doch schon wieder etwas besser gelaunt. Noch etwas später läuft die Übertragung aus Venlo sogar auf dem Fernseher.

Was zwei Erkenntnisse meinerseits mal wieder bestätigt: Erstens sind Modellflieger Technikfreaks. Und zweitens: Ein Wochenende ohne Helis (in welcher Form auch immer) ist ein vergeudetes.

In diesem Sinne: Machen Sie nichts kaputt!


Venlo

USRasenMaehen

Bevor mein Mann anfing, Modellhelikopter zu fliegen, hatte ich eine eher eindimensionale Vorstellung vom Rasenmähen. Sie hing eng mit unserem Garten und einem Elektrorasenmäher zusammen. Mein Mann mäht unseren Rasen nie. Das ist meine Aufgabe, was er mit einer diffusen botanischen Phobie entschuldigt. Bitten und betteln helfen nichts. Haus und Hof unterliegen meiner Obhut, alles was Krach macht und stinkt (mit Ausnahme von Babys und Windeln) übernimmt mein Mann.

Dann kam der erste T-Rex 500 ins Haus. Mein Göttergatte wurde Vereinsmitglied im Modellflugverein. Eines schönen Nachmittags stand dann ein funkelnder blauer Akkurasenmäher auf der Terrasse. Mein Mann mähte eine Runde durch den Garten. Ich freute mich: War ich endlich oft genug über das Kabel gefahren? Ja! Und nein. Der Akkurasenmäher wurde auf dem Flugfeld gebraucht. Mein Mann mähte fortan Rasen, allerdings nicht zu Hause …

Nun, es gibt ja nicht nur eine Methode, nicht nur ein Gerät, Rasen zu mähen. Mein Mann nutzt seit ein paar Tagen noch eine andere: im Verein wurde jetzt ein Aufsitzrasenmäher angeschafft. Nun werden Tuningmöglichkeiten getestet, man reißt sich drum, die Wiese zu kürzen. Soll man da einen Aufkleber mit einigen Ringen oder doch einen weiß-blauen Rotor draufkleben? Wenn er nicht so klein wäre, würde ich unseren Garten gerne zum Fliegen frei geben – wenn dafür der Rasen gemäht wird!


Rasen-maehen

Zum Entfernen von Grasflecken aus Jeans empfehle ich übrigens Gallseife, von Rotorblättern bekommt man sie besser mit Glasreiniger weg.

In diesem Sinne: Machen Sie nichts kaputt!

USSieSindUeberall

Bei uns im Wohnzimmer stehen Modellhubschrauber. Im Moment acht Stück in allen Größen, wenn ich mich nicht verzählt habe. Mein Mann hat einen Arbeitsplatz im Wohnzimmer, daran wird geschraubt und gebastelt. Auf einem Regal liegen Modelle, einige auch auf dem Boden (was darauf schließen lässt, dass mein Mann auf sein Glück vertraut. Immerhin teilen wir dieses Haus mit zwei minderjährigen männlichen Mitbewohnern, die ab und an vergessen, dass das Wohnzimmer kein Fußballfeld ist). Der Rest steht im Hobbykeller. Damit ist mein Mann in einer beneidenswerten Position unter den Modellbauern: Erstens werden Helikopter im Wohnzimmer geduldet und zweitens hat er einen Hobbykeller zur Verfügung. Soweit, so aufgeräumt. Aber ein Flugtag erfordert einiges an Vorbereitung: Fernsteuerung, Akkus und Material werden bis an die Haustür geschleppt (wo sie den Flur verstopfen) und in den Transporter geladen. Bis es soweit ist, trainiert die Familie grobmotorische Fähigkeiten im teuersten Hindernisparcours weit und breit.

Gut wäre also, wenn man von dem Parkplatz direkten Zugang zum Helischraubplatz hätte. Bei einem befreundeten Piloten ist das so: Er fällt von der Tiefgarage praktisch direkt in den Hobbykeller. Bei unseren Besuchen habe ich noch nie einen Heli im Wohnzimmer gesehen. Allerdings besteht die große Gefahr, dass die Piloten bei der Ankunft im Haus gleich im Keller hängen bleiben: Man hört die Tür, eventuell noch ein »Hallo«. Sehen kann man aber keinen, bevor nicht wenigstens das Abendessen fertig auf dem Tisch steht.


Ueberall

Kein Vergleich aber zu dem, was sich bei anderen Bekannten abspielt. Kein Hobbykeller: Hubschrauber überall: im Wohnzimmer, im Schlafzimmer und auch in der Küche. Jeder freie Platz voll mit dem Zeug. Arme Leidensgenossin!

Mein Hobby ist Lesen. Da ich maximal ein oder zwei Bücher gleichzeitig lesen kann, liegen ein oder zwei davon im Wohnzimmer rum. Der Rest hütet das Regal. Insgesamt sind es wohl ein paar mehr Bücher als Helikopter. Zugegeben.

Bald wird unsere Situation optimiert: Wir ziehen um! Im neuen Haus gibt es viele Bücherregale und an das Wohnzimmer angeschlossen: eine Bibliothek. Ich verzichte großmütig auf diesen Raum, denn er eignet sich ideal, um eine Modell Heli-Schrauber-Enklave zu bilden. Wenn mein Mann schraubt, dann sitzt er zukünftig in einem Schrauberzimmer und wir sind trotzdem zusammen. Modellhelikopter werden in diesem Raum gesammelt. Bücher werden dann im Haus verteilt. Überall!

In diesem Sinne: Machen Sie nichts kaputt!

USGeschenke

Geschenke


Man sollte meinen, einen Modellbauer zu beschenken sei einfach. Schließlich klingelt ständig der Postbote, um Ersatzteile, Zubehör oder Tuningteile für die motorisierte ferngesteuerte Liebschaft anzuliefern. Außerdem gibt es mittlerweile Modellhelikopter in jeder Größe und jeder Preisklasse überall zu kaufen. Sogar im Discounter …

Schon gut, Sie dürfen das schmerzverzerrte Gesicht entspannen: Ist klar, dass man im Fachhandel einkauft. Ladengeschäft oder online. Beides hinterlässt übrigens Spuren. Sollten Sie die Menge (und den Preis) Ihrer Einkäufe verschleiern wollen, empfehle ich zweierlei:

Erstens entsorgen Sie die Plastiktüten aus dem Heli-Laden sofort draußen in der Mülltonne oder gehen Sie mit Einkaufskorb los. Sonst könnten sich unangenehme Fragen ergeben. Stellen Sie sich einfach vor, Ihre Frau sucht in der Tütensammelstelle ganz unten den großen Beutel und muss sich erst durch einen Wust an kleinen Plastikbeutelchen mit Hubschraubern drauf wühlen. In denen noch der Kassenzettel liegt …

Zweitens: Schaffen Sie sich ein Fach in der nächstgelegenen Paketstation oder eine zuverlässige, Paketlieferadresse an. Alternativ vereinbaren Sie einen Deal mit Ihrem Postboten, der dann Heli-Pakete, ohne Nachricht im Briefkasten, an einem geheimen Ablageort versteckt. Aber Achtung! Regelmäßig kontrollieren, ich weiß von wertvollen Spezialmotoren, die mehrere Tage im Mülltonnenhäuschen verbracht haben.

 

Am einfachsten ist es bestimmt, wenn an Weihnachten und an Geburtstagen Modellbaugeschenke an Modellbauprofis ausgeschlossen sind. CDs, Konzertkarten, Badeperlen. Damit liegt man immer richtig, oder?

Kommt Jungs, wir malen dem Papa ein Bild!

In diesem Sinne: Machen Sie nichts kaputt!